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C.S. Lewis - Zur Person

Im englischsprachigen Raum ist C.S.Lewis (C.S. steht für seine beiden Vornamen Clive Staples - er nannte sich aber lieber Jack) und seine Chroniken von Narnia allgemein bekannt - jedes Kind hat irgendwann einmal vom Löwen Aslan gehört, der Weißen Hexe und der Errettung Narnias. Für uns Deutschen dürfte die Begegnung im Kinofilm "Narnia" mit dieser Wunderwelt neu sein.

Lewis hat aber neben seinen Kinderbüchern auch Science-Fiction Romane für Erwachsene geschrieben - und viele Sachbücher zu christlichen Fragen (eine Buchliste findet Ihr am Ende dieses Artikels).

Wer war dieser Clive Staples Lewis?

Wer Interesse an den Narnia-Büchern und dem Film hat, wird hier fündig:

Die Chroniken von Narnia - Bemerkungen von P. Marian
Die Chroniken von Narnia - Filmkritik von José García
Adventspredigt - Zum Film "Narnia" von Michael Kenkel

C. S. Lewis - zur Person

Vor fast genau fünfzig Jahren hat C. S. Lewis die Narnia-Chroniken beendet, aber noch heute gehen jährlich sechs Millionen Bücher aus seiner Feder über den Ladentisch. 85 Millionen Bücher von ihm wurden bislang verkauft, in 29 Sprachen übersetzt. Die Narnia-Chroniken machen einen großen Teil davon aus. Während sie in Deutschland erst in den letzten Jahren angekommen sind, hat im englischsprachigen Raum seit drei Generationen jedes Kind vom Löwen Aslan, der Weißen Hexe und der Errettung Narnias gehört. Mit dem Kinofilm dürfte sich die Situation nun auch in Deutschland ändern.
Joanne K. Rowling knüpft mit ihrer Harry Potter Serie bewußt an die englische Tradition des Fantasy-Romans an, wie sie C.S. Lewis weitergeführt hat. Sein Freund J.R.R. Tolkien hielt nicht viel von dieser Art von Fantasy. (Zum Vergleich mit dem Herrn der Ringe und Harry Potter gibt es in dem Kapitel über die Narnia-Chroniken mehr. Hier gebe ich nur ein paar Hinweise auf die Verbindung zwischen Leben und Werk von C.S. Lewis.)
Es gibt aber auch noch die Science-fiction-Romane und seine Gedichte aus der frühen Zeit, von denen ich vermute, daß sie an vorletzter Stelle stehen, was die Popularität angeht.
Die letzte Stelle belegen die Bücher und Artikel, die er, Fachmann für Englische Literatur der er war, für andere Leute vom Fach geschrieben hat. Mit seinem Buch "Allegory of Love" (1935) hat er allerdings in diesem Gebiet seinen ersten Ruhm erworben. Man kannte ihn nun als ernstzunehmende Stimme aus Oxford.
Die Möglichkeit, Schriften über Gott und die Welt zu veröffentlichen, hat er wahrscheinlich erst durch seine Arbeiten als Literaturwissenschaftler gewonnen. Von 1939 (Veröffentlichung von "The Problem of Pain") bis 1950 lernten ihn sehr viele angelsächsische Zeitgenossen vor allem als den Mann kennen, der wie kein zweiter die wirklich wichtigen, aber leider oft schwierigen Probleme der Philosophie und Theologie erörtern kann; und zwar in so einfacher Sprache und mit so passenden Bildern und Vergleichen, daß jeder Mensch guten Willens einen Zugang findet und Hilfe erfährt. Radiovorträge in den Kriegsjahren machten ihn beiden Seiten des Atlantik zu einem Star, der auch auf der Titelseite von Time-Magazine zu sehen war.
Der einzige Nachteil, war, daß ihn von da an seine geschätzten Fachkollegen in Oxford nicht mehr für würdig hielten, Professor bei ihnen zu werden. Die Universität Cambridge, zu der er sonst nie gewechselt hätte, nutzte die Chance, ihm einen für ihn maßgeschneiderten Lehrstuhl anzubieten, den er schließlich annahm, um mehr Zeit zum Schreiben zu haben.
Trotzdem - wie er neben seinen vielen anderen Verpflichtungen und Büchern auch noch die Unmenge von Leserbriefen beantworten konnte, ist mir ein - Gewissensprobleme aufwerfendes - Rätsel.
Aber der Mann selbst, wollte kein Rätsel sein. Zwei autobiographische Schriften, frei von aller Mystifizierung (oder gar Glorifizierung) seiner Person, und eine große Zahl von Freunden, die immer gerne von seinem geselligen Wesen berichtet haben, vermitteln einen ziemlich guten Eindruck, was ihn bewegt hat, oder besser, wer ihn bewegt hat, das Leben zu leben und die Bücher zu schreiben, die wir von ihm haben. Das Problem ist die Auswahl für eine kurze Einführung.
Hier mein Versuch:

1 - Der unaussprechliche und der wirkliche Name

Er war das zweite und letzte Kind von Albert und Flora Lewis und wurde am am 29. November 1898, also vor 107 Jahren geboren. Seine Eltern waren praktizierende Christen und ließen ihren Sohn auf den Namen Clive Staples taufen. Deutsche haben manchmal Schwierigkeiten, diesen Namen auszusprechen. Vielleicht ging es den Eltern genauso. Auf jeden Fall haben alle Verwandte und Freunde ihn immer nur "Jack" genannt. So wollte er selbst auch genannt werden.

2 - Bruderliebe

Er und sein drei Jahre älterer Bruder Warren, auch Warnie genannt, lebten ab seinem siebten Lebensjahr glücklich in dem schönen Landhaus der Familie, Little Lea, in der Nähe von Belfast. Der Vater arbeitete als Rechtsanwalt in der Stadt. In der Nachbarschaft wohnten Onkel und Tante mit ihren schönen Töchtern. Eine davon schien Jack Lewis zeit seines Lebens die schönste Frau zu sein, die er je gesehen hat. Beide Eltern, unterstützt von verschiedenen Haushilfen, konnten ihren Leidenschaften nachgehen: Lesen, Erzählen und Musik. Das ganze Haus war vollgepackt mit Büchern und verbotene Schränke gab es nicht. Was gedruckt war, durfte gelesen werden.
Das große Landhaus in "Der König von Narnia" ist auch eine Erinnerung an Little Lea mit seinen vielen Winkeln und Gängen und an die schönen Lebensgewohnheiten seiner Bewohner.
So verbrachten auch die Brüder Warnie und Jack, sobald sie lesen konnten, ihre früheste Kindheit mit Lesen, Geschichtenerfinden und Malen bzw. Schreiben derselben, wenn es gerade regnete. Und da es in Irland dauernd regnet, können wir davon ausgehen, daß sie viel Zeit damit zubrachten. Schon in den ersten bebilderten Schriften der Lewis-Brothers, tauchen übrigens sprechende Tiere auf, weil sie allgemein üblich waren in Kinderbüchern - wie z.B. auch bei Lewis Caroll und Beatrix Potter (z.B. "Squirrel Nutkin"). Und noch eine Ähnlichkeit mit den Kindern im ersten der Narnia-Bände gibt es: In die Schule gehen brauchten sie nicht. Die einen, weil sie gerade evakuiert sind aus dem zerbombten London, die andern, weil sie die Grundlagen zuhause lernten, bevor es auf die weitergehende Schule ging. Einen großen Teil ihrer Zeit verbrachten sie in der freien Landschaft mit dem, was Jungs da eben so tun....
Den ersten Blick auf paradiesische Schönheit hat Warren seinem Bruder vermittelt: er bastelte eine Mini-Gartenlandschaft und zeigte sie dem kleineren Bruder, der wie vom Blitz getroffen wurde von der Herrlichkeit, die ihm da begegnete. Der Anlaß stand in keinem Verhältnis zur Wirkung. Später im Leben hat er sich daran erinnert und dies gerade deshalb als ein typisches Beispiel für die überwältigende Freude aus geheimnisvollem Ursprungs genannt.
In Jacks ersten zehn Lebensjahren entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft der beiden Brüder. Nach seiner Zeit beim Militär zog Warren bei Jack ein. Er war es auch, der ihn tot fand, auf dem Boden liegend, am Tag als John F. Kennedy erschossen wurde.

3 - Das Ende vom Glück

Als C.S. Lewis 10 Jahre alt ist, verändert sich plötzlich die Atmosphäre im Elternhaus. Alle sprechen leise, seine Mutter ist nicht mehr zu sehen, Ärzte und Krankenschwestern gehen ein und aus. Er weiß, daß es ernst ist, betet mit aller Kraft seines kindlichen Gemüts und - wird enttäuscht: Die Mutter stirbt.
Zurück bleibt ein gebrochener Mann, der Vater, der nicht weiß, wie er mit den beiden Söhnen richtig umgehen, oder gar mit ihnen Freundschaft schließen kann. Zurück bleiben die Söhne, die sich um so enger aneinander binden, je verständnisloser der Vater wird, der auch ziemlich unverständlich handelt.
C.S. Lewis also weiß, worüber er schreibt, wenn Digory in "Das Wunder von Narnia" um das Leben seiner Mutter bangt.

4 -Von der Hölle zum Snob: Albtraum Internat

Mit zehn Jahren beginnt der Leidensweg des C.S. Lewis fern der Heimat in englischen "public schools", Internaten. Wynyard, die erste Schule, war die Hölle, geleitet von einem sadistischen Schulmeister. Selbst heftigste Bitten konnten Vater Lewis nicht überzeugen, seinen Sohn aus ihr zu befreien. "Bloß keine Verweichlichung", mag er gedacht haben, oder "Da mußten wir alle einmal durch!". Zu Jacks großem Glück wurde die Schule geschlossen, weil sich nicht genug Eltern fanden, die ihre Kinder dorthin schicken wollten.
Cherbourg, das zweite Internat, brachte Jack vom Glauben an einen Gott ab, dafür aber auf den Geschmack von Zigaretten. Alles, was damals "in" war, lernte er kennen: Schallplatten, besonders Wagner-Opern, und das "Nordische" gehörten dazu. Nordische Sagen und Göttergeschichten verschlang er, schrieb Gedichte und die Texte einer Oper über den Gott Loki. Hatte er in Wynyard wenigstens noch Geometrie gelernt, verwilderte seine Bildung und seine Moral hier stetig.
Die dritte Schule wurde Malvern. Auch diese Schule hat er aus ganzem Herzen gehaßt, aber immerhin hat er dort viel gelernt. Die Hauptsache scheint jedoch die Erziehung zum Snob gewesen zu sein: Verhalte Dich so, daß du allen jederzeit das Gefühl vermittelst, welchen gesellschaftlichen oder bildungsmäßigen Rang Du selbst (über ihnen) einnimmst.
Aus der Erfahrung mit Wynyard belehrt, brachte er seinen Vater jetzt mit einer Selbstmorddrohung zum Einlenken und durfte das Internat verlassen.
Spätestens in dieser Zeit wurde Schreiben für Jack lebenswichtig. Aus der Zeit in den "public schools" datiert auch sein ältester und längster Briefwechsel mit einem Freund. Denn jetzt konnte er die Beziehungen, die ihm wichtig waren, nur mit Briefen am Leben halten. Über vierzig Jahre hat er z.B. mit Arthur Greeves Briefe gewechselt.
Warum sein Bruder Warren es in den Schulen ausgehalten hat, Clive Staples aber nicht? Wahrscheinlich ist das eine Frage des Charakters und des Zufalls, ob man geeignete Klassenkameraden hat, die zu Freunden werden können. Warren ist schließlich später auch Soldat geworden und geblieben.
Man braucht also keine tiefenpsychologischen Verrenkungen anzustellen oder verkaufstechnische Hinterlist vermuten, um sagen zu können, warum die Schule in den Narnia-Chroniken immer mal wieder einen Seitenhieb erhält - mit Augenzwinkern.
Soviel sich Joanne K. Rowling auch von ihm inspirieren ließ, die Harry Potter Bücher hätte C.S. Lewis nie schreiben können, wenn das Internat die eigentliche Heimat des Helden sein sollte.

5 - Maßgeschneiderte Bildung

Nach einiger Zeit der Ratlosigkeit, die sein Sohn in der irischen Heimat genießen konnte, kam Vater Lewis auf den rettenden Gedanken: Privatunterricht zur Vorbereitung auf die Universitätsprüfungen bei einem Lehrer, den er selbst gemocht hatte.
So verbrachte C. S. Lewis die letzten 2 ½ "Schuljahre" endlich glücklich in Great Bookham, Surrey, bei Vater Lewis' altem Schulleiter William T. Kirkpatrick, genannt "Kirk" oder "Great Knock". Dieser Mann soll "fast nur aus reiner Logik" bestanden haben.
Der alte Professor Kirk in "Der König von Narnia" ist zwar kein Abbild von Great Knock, aber die Namensgebung zeigt doch, wie gern Jack sich an ihn erinnerte. Und zumindest die Nachhilfe in Logik, welche die Kinder erhalten, und das kopfschüttelnde "Was bringen sie ihnen in den Schulen heute nur bei!?" könnte von dem ehemaligen Schuldirektor kommen.
Jack Lewis hatte bei ihm freie Hand alles zu tun, was empfehlenswert schien, und lernte auch noch Griechisch, Italienisch und Französisch, um alle Bücher in der Originalsprache lesen zu können. Deutsch hatte er schon für das "Nordische" gebraucht.
In Great Knock hat C.S. Lewis seinen ersten Meister gefunden. Die Hauptaufgabe im Umgang mit diesem kernigen Mann war, keine Behauptung aufzustellen, die man nicht gut begründen konnte und logisch korrekt. Alles andere wurde zerfetzt und flog dem Schüler um die Ohren. Dies war Jacks erste "Schule", die wirklich fürs Leben war. Später, heißt es, habe er in den Diskussionen des Socratic Club niemals den kürzeren (Strang) gezogen, wenn es um konkurrierende Argumente ging. Außer einmal, vielleicht, und dann soll es auch noch eine Frau gewesen sein .... Aber davon weiter unten.

6 - Freiwillig in die Schlacht

Die Teilnahme am Ersten Weltkrieg hätte Jack Lewis vermeiden können: Die in Irland Geborenen wurden nicht zwangsverpflichtet. Merkwürdigerweise tat er jetzt aber, was fast alle taten: er schrieb sich mit 19 Jahren in die Offizierschule ein, obwohl er eigentlich in Oxford studieren wollte. Er hatte auch schon eins der drei sehr begehrten Stipendien für klassische Literatur gewonnen. Doch Warren war schon mit dem Expeditionscorps in Frankreich gewesen, die anderen Oxforder Studenten gingen, also auch Jack.
Zuerst kam die Offiziersausbildung in Oxford. Dort hat er Paddie Moore kennengelernt und zum Freund gewonnen. Dann ging es ab an die Front, als Second Lieutenant. Geschrieben hat er über seine eigenen Erfahrungen nie, obwohl er gerne Kriegserinnerungen mit Freunden austauschte. Aus den Narnia-Chroniken und den Schriften seinen Freundes Tolkien sind die Schlachten aber nicht wegzudenken. Lewis konnte sehr sensibel sein im Umgang mit Menschen, wie wir u.a. in seinen zahllosen Briefen lesen und von seinen Freunden erfahren können. Aber ein verzärteltes Gemüt hatte er nicht und wollte es auch bei niemandem unterstützen.
Von 1917-18 war er an der Front, unterbrochen nur durch Lazarettzeiten wegen verschiedener Verwundungen und Grabenfieber. Das Kriegsende erlebte er mit schwerer Verwundung im Londoner Lazarett. Sein Vater, obwohl vom Sohn dringend gebeten, trat nicht die Reise an, um den Kranken zu besuchen. Es kamen aber Janie King Askins Moore mit ihrer Tochter Maureen, und sie verblieben fortan in Jacks Leben.

7 - Tod und Versprechen

Der Krieg hat das Leben der Brüder Lewis unterschiedlich, aber nachhaltig geprägt: Warren bleibt bis zur Pensionierung 1932 Offizier, um danach mit seinem Bruder zusammenzuleben und schöngeistigen Studien, besonders der französischen Literatur nachzugehen. Jack geht zurück nach Oxford, um seine Studien fortzusetzen. Als Willkommensgeschenk wird den Kriegsheimkehrern eine Prüfung erlassen, in der Mathematik und Naturwissenschaften eine Leistungsstufe einforderten, die Jack Lewis aufgrund seiner mangelnden Vorbild nicht leicht hätte erfüllen können. Das war ein Geschenk des Krieges.
Wie aber verhält es sich mit dem Erbe, das anzutreten er sich wegen des Krieges verpflichtet fühlte? Der gerade Zwanzigjährige nimmt ein Versprechen ernst, das er einem Freund Paddie Moore gegeben hat: für den Fall, daß einer von beiden an der Front stirbt, wird sich der andere um die Eltern kümmern. Bei Vater Lewis war eigentlich alles geregelt. Aber natürlich war es Paddie Moore, der starb.
Das bedeutet nun, daß Lewis von seinem kleinen Stipendium auch noch einen Wohnung mieten muß, zusätzlich zu seinem Zimmer im College, um Mrs. Moore und ihre Tochter unterzubringen. Mrs. Moore liegt in Scheidung mit ihrem Mann, der keinen Unterhalt zahlt.
Die Tagebücher, die C.S. Lewis nun auf Geheiß von Mrs. Moore als täglichen Rechenschaftsbericht geschrieben und abends vorgelesen hat, geben einen lebendigen Eindruck von den endlosen Schwierigkeiten, den ständigen Wohnungswechseln auf der Suche nach einer preiswerteren Unterkunft, den ausländischen Studenten als Pensionsgästen, Hilfe beim Einkochen, Putzen, Wäscheaufhängen und Besuch von Theateraufführungen in reinen Mädchenschulen, befreundeten Familien. Später kommt noch die zermürbende, Jahre währende Suche nach einer Anstellung in der Universität hinzu. Während dieser Zeit die nötigste Hilfe vom Vater, der nicht verstehen kann, was sein Sohn Jack mit einer 27 Jahre älteren Frau und ihrer heranwachsenden Tochter zu schaffen hat.
Was hatte er mit ihnen zu schaffen? Viel ist spekuliert worden, manchmal mit verdorbener Phantasie. Fakt ist, daß die Freunde und Besucher im Hause Lewis-Moore nie merkwürdig berührt waren, weil alle Beteiligten völlig normal miteinander umgingen. Hilfreich war sicherlich, daß der Student und später der "Fellow" viel Zeit im College zubrachte, wo der Druck der Hausarbeit nicht so groß war.

8 - Die Jagd nach einem Fellowship

1922, mit 25 Jahren also, hatte er sein Examen in "Klassische Philosophie" abgelegt, mit Auszeichnung, "honors examen in Greats" nennen das die Engländer. Trotzdem war es schwierig, an der Universität eine Stelle zu bekommen, weil alle Überlebenden aus den vier Kriegsjahrgängen auf einmal ihre Examina machten und in die wenigen Freien Stellen drängten. Auf jede freie Stelle hat er sich in den folgenden Jahren beworben. Aber auch Empfehlungsbriefe von seinen Professoren halfen nicht, so daß Lewis, dessen knapp bemessenes Geld nicht für ihn und die Moores reichen konnte, überlegte, Lehrer zu werden. Sein Vater hatte versprochen, ihn noch drei Jahre zu unterstützen, wenn er es selbst könne. Gab aber zu bedenken, daß er danach mit 28 Jahren "schwer vermittelbar" sein werde, wenn er bis dahin keine Stelle an der Universität hätte.
Jack begann also ein neues Studium, diesmal "Englische Sprache und Literatur". Kaum drei Jahre später hatte er sein zweites Examen mit Auszeichnung in einem anderen Fach (damals ziemlich sehr sehr selten in Oxford), seinen Master, vorzuweisen und wurde eingeladen, an einem Wettbewerb für ein "fellowship" am Magdalen College teilzunehmen (Modlin Kollidsch gesprochen). Es war das Fellowship für Englische Literatur.
Lewis rechnete sich in einem Brief an seinen Vater wenig Chancen aus, weil viele, die schon länger an der Universität bekannt waren, sich bewarben, und seine eigenen alten Lehrer schon anderen ihre Unterstützung gegeben hatten. Denn sie dachten, er habe Englisch aufgegeben, um in Zukunft nur noch Philosophie zu betreiben. Schließlich war er ein "Quereinsteiger" in Englisch.
Er hatte Glück: er gehörte nicht nur zu den Besten, sondern hatte, was gerade gesucht wurde: ein Philosophie-Examen, mit dem er aushilfsweise die Studenten auf die philosophischen Teile der Prüfungen vorbereiten konnte. Denn ein eigener Tutor für Philosophie fehlte gerade. Nach dem Empfang des Telegramms "Zum Fellow in Magdalen gewählt.Jack." kniet Vater Lewis, wie er seinem Tagebuch am 20. Mai 1925 anvertraut, nieder im Zimmer seines Sohnes in Little Lea und dankt Gott für die Erhörung seiner Gebete. Jack selbst ist glücklich über eine Lebensstellung (denn nach den ersten fünf Jahren wiedergewählt zu werden, war nicht mehr so schwierig), aber mit Gott hat das für ihn nichts zu tun.

9 - Don Lewis

Ein "Oxford Don" ist damals eine wunderbare Einrichtung und manchmal auch eine ehrfurchtsgebietende Erscheinung gewesen. Hocherfreulich war für Lewis, daß er nun finanziell endlich über die Runden kommen konnte: er hatte etwa sechsmal soviel Geld zur Verfügung wie in den Jahren zuvor. Große Sprünge machen konnte er immer noch nicht, aber er hatte eine Lebensstellung. Ein Fellowship war zwar keine Professur, aber als Fellow eines Colleges hatte man dort eigene Räume, die Möglichkeit im Speisesaal zu essen und man gehörte zum Lehrkörper der Universität. D. h. der Fellow gibt eigene Vorlesungen, je besser, desto mehr Leute kommen und geben ihm eine Chance auf die nächste Professur, die frei wird. Er gibt aber, weil das - im Gegensatz zu den Professoren - seine Hauptaufgabe ist, vor allem Einzelunterricht. Das sah so aus: Ein Student bekommt einen Tutor zugewiesen, der ihn auf die Prüfungen vorbereitet, indem er ihm Bücher zu lesen aufgibt, sie mit ihm bespricht und ihm Aufsatzthemen stellt, um den fertigen Aufsatz einer sachkundigen Kritik zu unterziehen. Woche für Woche im Semester mußte der Student zur vereinbarten Stunde bei seinem Tutor erscheinen - im Idealfall waren beide vorbereitet.
C.S.Lewis war immer vorbereitet und seine Studenten hatten nichts zu Lachen, wenn sie faul waren. Bei den Studenten jedoch, die wirklich etwas lernen wollten, war C.S. Lewis nicht nur beliebt, sondern vereehrt. Viele hofften, ihn als Tutor zu bekommen, obwohl es härteste Arbeit bedeuten würde. Er selbst war nicht nur gut vorbereitet, sondern aufmerksam und wohlwollend, wenn der Student es verdiente. Im Laufe der Zeit stellte er allerdings fest, daß nur wenige so begabt waren, wie er selbst, und milderte seine Ansprüche etwas. Keiner ahnte, wie sehr er unter der Last dieser vielen Stunden Lehrverpflichtung gelitten hat, weil nur das Tagebuch es verrät: Er sehnte sich danach, mehr Zeit zum Lesen, Denken und Schreiben zu haben.
Professor Kirk im großen, alten Haus auf dem Land führt schon eher das Leben, daß Jack Lewis vollkommen genossen hätte.
Eigener Forschung nachgehen und Bücher schreiben konnte ein Fellow dagegen nur in der spärlich verbleibenden Zeit. Dennoch brachte Lewis bis 1935 sein Werk über die "Allegory of Love" zustande, was ihm auch den Ruhm eines Gelehrten brachte.
Was die ehrfurchtgebietende Erscheinung angeht, beruht natürlich vieles auf Hörensagen, was die Studenten von Generation zu Generation weitergeben. Eine dieser Geschichten ist diese: Wenn ein Student zu seiner Verteidigung Jack Lewis gegenüber bezweifelte, man könne im Kopf behalten, was da zu lesen gewesen war, dann bat der Meister ihn, einen Zahl zwischen 1 und 10 zu nennen. Das war dann das Regal. Dann eine Zahl zwischen 1 und 8, das Brett im Regal. Als letztes eine Zahl zwischen 1 und 30, das Buch. Dann durfte die traurige Gestalt eine beliebige Seite aufschlagen, die ersten Sätze eines Abschnitts vorlesen und Jack Lewis übernahm dann aus dem Gedächtnis den Rest.
Bleibt also noch die Frage, ob er auch als Redner in den Vorlesungen Erfolg hatte.

10 - Der Mann und sein Wort

Zu Beginn seiner ersten Vorlesung über "Das moralisch Gute - seine Stellung unter den Werten", hatte er vier Hörer, von denen allerdings zwei im Laufe des Semesters verloren gingen. Es war die Vertretung für E.F. Carrit, einen seiner ehemaligen Philosophielehrer, der für ein Jahr eine Gastprofessur an einem andern Ort wahrnahm.
Die Kunst der Vorlesung besteht darin, nicht alles zu sagen, was man weiß, und von dem, was man ausgewählt hat, deutlich zu machen, warum es das Wichtigste ist. Jack Lewis besann sich auf seine eigene Erfahrung: Die Studenten im Vorlesungsaal vor einem Stehpult sitzend schlafen schnell ein, wenn der Professor einen Text abliest, den er aus Gründen der Effizienz schon lange vorher zusammenhängend geschrieben und dann in 14 Stunden für das Trimester aufgeteilt hat (in England drei -mester, nicht Semester wie in Deutschland). Besser ist es, wenn aus dem Stegreif gesprochen wird, d.h. wenn der Vorleser selbst in dem Moment, wo er (auf dem Steg in Erwartung des Schiffes, das er festbinden will, bzw.) im Thema steht, die Sache selbst im Blick haben, von ihr ergriffen sein muß, damit er das richtige Wort ergreift, um sie verständlich zu machen.
Daher hielt Jack Lewis von Anfang an nur in Stichworten fest, wovon er sprechen wollte, und trat dann den Studenten als Gesprächspartner gegenüber. Das wirkte. Schon zu seiner ersten Vorlesung als Fellow von Magdalen kamen mehr neugierige Zuhörer, als der Raum fassen konnte. Und in den dreißiger und vierziger Jahren waren seine Vorlesungen die einzigen, die die Hörsäle in Oxford füllten. Möglicherweise ist das einer der Gründe, warum die Professoren der Universität ihn nie zu einem Kollegen wählen wollten. Sicher aber hat es ihm geschadet, daß seine Stimme auch sehr erfolgreich in den Äther drang.
Aber bevor ich erzähle, wie er weltberühmt wurde, möchte ich noch seinen Alltag und seine Lebensbedingungen beschreiben, wie sie aussahen, bis Mrs. Moore 1948 in ein Pflegeheim kam und dann im Jahr 1951, 79-jährig, starb.

11 - Das Traumhaus: The Kilns

Im Jahr 1931, nach elf Jahren ständigen Wohnungswechsels und ein Jahr vor Warnies Pensionierung als Major, kauften die Brüder Lewis zusammen mit Mrs. Moore ein Haus und ein schönes Grundstück, auf dem noch ein alter Schornstein von einem Ziegelbrennofen stand, ein "kiln". Das Haus lag in Headington Quarry, 5 Kilometer von der Stadt entfernt. Vater Lewis war gestorben. Der Lewis Anteil an den 3.300 Pfund kam aus dem Verkauf des Elternhauses in Irland. Von 500 Pfund Jahresgehalt als Fellow blieb nicht genug über, um ein Haus zu kaufen. Hätten sie auch noch 300 Pfund mehr für den danebenliegenden Acker aufbringen können, dann hätte das Haus auch heute noch das ländliche Flair um den Teich, in dem Jack so gerne geschwommen hat. Mrs. Moore war Besitzerin, die Brüder Lewis die Erben und Maureen Moore deren Nachfolgerin. 1932 waren alle vier dort eingezogen.
Mrs. Moore war eine gute Hausfrau und sehr gastfreundschaftlich. So nahm sie während des zweiten Weltkrieges auch vier Schulmädchen auf, die aus London evakuiert worden waren. Hin und wieder mußte Jack Lewis für Unterhaltung sorgen und die Kinder bei Laune halten. Wahrscheinlich bekam er damals die Idee für die Narnia-Chroniken, denn auf dem Rücken eines anderen Buches, das er damals schrieb notierte er den Anfang einer Geschichte von Ann, Martin, Rose and Peter, die aus London stammen und im Haus eines sehr alten Professors auf dem Land evakuiert sind....
So schön The Kilns war, während der Woche kam Jack zunächst nur zum Nachmittagstee dorthin. Meist holte Maureen ihn in Oxford ab. Nur das Wochenende verbrachte er ganz dort. Die Trennung beider Welten, hier die Universität mit ihren Aufgaben, dort die Hausaufgaben, die Mrs. Moore den "boys", wie sie Jack und Warnie nannte, auftrug, war bitter nötig: Seine Bücher wären sonst wohl nie geschrieben worden. Denn Mrs. Moore kümmerte sich wenig um die Schreiberei, wenn es Arbeit im Haus gab. Lewis hielt so erfolgreich an seiner Lebensordnung fest, daß viele Oxforder Studenten meinten, er lebe allein und habe nur seine Zimmer im College, was hieß: Aufstehen um 700 Uhr, gegen 800 Uhr Kapelle, danach Frühstück, von 900 - 1300 Tutorien oder Vorlesungen (vorbereiten), Mittagspause mit Essen, Spaziergang, Tee in The Kilns, von 1700-1900 Uhr Tutorien und Vorlesungen, danach Essen und später Treffen in den Clubs.
Aber was heißt und warum auf einmal frühmorgens in die Kapelle und was für Clubs sind gemeint? Zuerst müssen wir den Grund sehen, warum er plötzlich in die Kapelle geht, denn die Clubs wurden aus demselben gegründet.

12 - Der eine Mythos, der Geschichte ist

Man könnte ein eigenes Buch darüber schreiben, wie und warum C. S. Lewis, der hartnäckige Atheist, Christ wird, obwohl er sich mit Nietzsche und Psychoanalyse immunisiert hatte. Es ist sogar eine ganze Anzahl von Büchern darüber geschrieben worden, die sich in zwei Arten aufteilen: auf der einen Seite Biographien, die mehr erzählen von den Freunden, den Vorbildern die wichtig waren auf seinem Weg zum Glauben und wie der Ablauf der Ereignisse war; auf der anderen Seite Bücher, die sich mit den Gründen beschäftigen, die ihn bewegt haben. Meiner Erfahrung nach ist solche Lektüre zwar ziemlich informativ, wenn man aber darüberhinaus nachvollziehen will, was Jack Lewis eigentlich dazu bewogen hat, wieder zum Glauben seiner Eltern zurückzukehren, dann liest man am besten seine eigenen Bücher.

Hier also nur ganz kurz, so gut, wie ich es eben zusammenfassen kann:
Es gab keinen bestimmten Grund, warum er sich vom Glauben an Gott verabschiedet hatte. Er schien ihm einfach irgendwann nicht mehr plausibel zu sein; außerdem war das, was er im Gottesdienst Sonntag für Sonntag mit seinen Eltern in Belfast wahrnahm, langweilig und moralinsauer. Warum sollte man an etwas völlig Unbewiesenes glauben, zumal in den verschiedenen Religionen die unterschiedlichsten Behauptungen aufgestellt werden? Darunter gab es interessantere Mythen als den christlichen Mythos. Begeistert hatte er als Schüler seine frühere Religion gegen das "Nordische" eingetauscht. Als er bei "Kirk" studierte, legte er diese weniger logische Seite seines Lebens und seiner Persönlichkeit in die Schublade "Einbildung" und alles, was zwingend bewiesen und wirklich existent erschien, durfte in die Schublade "Logisches Denken".

In der gleichen Zeit lernte er seinen zweiten Meister kennen - durch ein Buch. Es enthielt eine Art von Erzählung, die sich an die Mythen anlehnte: Es war "Phantastes" von George MacDonald. Dieses Buch prägte seinen mythischen Geschmack so sehr, daß ihn fortan alle geschmacklosen, ekelhaft, grauenvollen Mythen anwiderten, und er nur noch Gefallen fand an Mythen, die auf Ideale gegründet waren, die er später als "Heiligkeit" erkannte. Damals wußte er nicht, daß MacDonald Pfarrer gewesen war. Vielleicht hätte er das Buch dann gar nicht gelesen. Aber jetzt war es um ihn geschehen.

(Man muß offenbar zwischen Geschmack an mythischen Erzählungen überhaupt und schlechtem Geschmack, was Mythen angeht, unterscheiden. Ich selbst habe mal ein Buch von MacDonald gelesen, weil ein Freund es sehr empfohlen hatte. Es ist einfach nicht mein Fall gewesen. Dadurch wird mir mein Freund aber lange nicht unsympathisch. Denn es ist eine andere Frage von Geschmack, wenn wir erkennen, daß Geschmack mit Bildung zu tun hat, weil man seine Vorstellung und Phantasie durch Blut- und Schlamm-Geschichten verderben kann.)

Für C.S.Lewis blieb George MacDonald der Größte, einfach deshalb, weil er ihm die "Taufe seiner Phantasie" verdankt. Die Narnia-Geschichten wollen genau dies für Kinder ermöglichen: Ihre Einbildungskraft, die Vorstellung soll so gebildet werden, daß sie Geschmack am Heiligen finden und die Bibel später besser verstehen können, ohne daß es dabei langweilig wird. Aber mit diesem mythologischen Vorverständnis ist man noch lange kein Christ. C. S. Lewis brauchte noch fünfzehn Jahre, bis er sich zu Christus bekehrte. Das kam so:

Er kannte und schätzte alle seinerzeit bekannten Mythen der Menschheit und betrachtete sie als Geschichten der Menschheit, die man als Psychologe oder Literaturwissenschaftler mit Gewinn deuten kann. Denn in ihnen treten die Ur-Ängste und Ur-Hoffnungen des Menschen in erzählten Bildern aus dem Unterbewußtsein an die Oberfläche; manchmal werden in ihnen auch die Erfahrungen der Kulturen verdichtet, die in ihnen besondere Ereignisse verarbeiten. Durch die Geschichten von Odin und Zeus, Dietrich von Bern und Odysseus lernen wir etwas darüber, wie der Menschen, die die Mythen überliefern, sich selbst und ihre Welt, Vergangenheit und Zukunft sehen. Das ist interessant, aber es ist nicht die Wirklichkeit. Denn Mythen sind nur Geschichten, sie sind nicht die Geschichte.

Nun hatte Jack Lewis das Glück, daß er in Oxford Freunde in seinem Alter fand, die genauso gebildet waren wie er, die sein Interesse an Mythen und seine Sicht des Mythos teilten, sich aber weigerten, das Evangelium von Jesus Christus auf dieselbe Stufe zu stellen wie die vielen Geschichten der Menschheit. Viele Spaziergänge am Nachmittag und Diskussionen am Abend waren nötig, bis ihm die Wahrheit aufging: im Evangelium wird ein einzigartiger Mythos erzählt, der nicht eine Geschichte ist, sondern die Geschichte, weil er Wirklichkeit ist.

Vor ihrer Entdeckung von Narnia führen Peter und Susan mit Prof. Kirk ein Gespräch, um herauszufinden, ob sie der unglaublichen Geschichte von Lucy glauben sollen oder eher Edmund, der leugnet irgendetwas gesehen zu haben und alles für bloße Einbildung erklärt. Die logischen Argumente, die Kirk ihnen beibringt, geben ein Teil des Problems wieder.

Aber die intellektuelle Einsicht allein reicht aber nicht aus, der Wille muß auch zustimmen. Die bleibende Gegenwart Christi, die Wirklichkeit des christlichen "Mythos", mußte erfahren werden. Lesen wir, wie er selbst das beschrieben hat:
"Sie müssen sich vorstellen, wie ich allein Abend für Abend in jenem Zimmer in Magdalen saß und, wann immer mein Geist sich auch nur für eine Sekunde von meiner Arbeit erhob, das stetige, unaufhaltsame Nahen dessen spürte, dem nicht zu begegnen ich mir so ernstlich wünschte. Was ich so sehr fürchtete, hatte mich eingeholt. Im Trinity Term 1929 lenkte ich ein und gab zu, daß Gott Gott war, und kniete nieder und betete; vielleicht in jener Nacht der niedergeschlagenste und widerwilligste Bekehrte in ganz England."

13 - Kampf im Club

Seit seiner Bekehrung hat er seine Talente als Auftrag begriffen, sich ganz in Wort und Schrift zur Verfügung zu stellen, um für den Mythos zu werben, der wirkliche Geschichte geworden ist.
Zuerst gründete er mit den Freunden den Socratic Club. Einen Stammtisch in The Eagle and Child hatte er auch, aber ein Club ist doch noch etwas anderes. Es sollte diskutiert werden. Aber nicht über Politik und Gesellschaft, sondern über Gott und die Welt. Seine Bücher, die erst später geschrieben hat, geben, so unterschiedlich sie sind, die Themen wieder. Sie leben alle von der Entdeckung: die Mythen, die Bilder und Geschichten der Menschheit vermögen unsere Vorstellung gefangen zu nehmen, weil sie uns gestatten, der Wahrheit über den Menschen näher zu kommen; aber wir kommen dem Menschen nicht nah genug, wir lernen uns selbst nicht vollkommen kennen, wenn wir sie mit der Wirklichkeit verwechseln. Es gibt uralte Archetypen und hochaktuelle Mythenbildung. Mal geben Dichter ihnen neue Gestalt, mal sind es Psychologen oder Naturwissenschaftler, die ihre Weltanschauung mit den neuesten Experimenten zu einer Theorie verbinden. Dahinter stehen drei berühmte Fragen: Woher kommen wir Menschen - aus der Natur oder aus dem Willen Gottes? Warum sind wir hier - ohne Sinn oder mit einer individuellen Aufgabe? Wohin gehen wir - ins Nichts oder in die Gemeinschaft aller Heiligen mit Gott? Kurz: Was ist der Mensch - nichts Besonderes oder Geschöpf und Kind Gottes?
Viele sind in diesen Fragen so verunsichert, wie C.S.Lewis selbst bis in sein dreißigstes Jahr. Der Club sollte beweisen, daß man sich nicht schämen muß, Christ zu sein. So wurden berühmte und gebildete Zeitgenossen eingeladen, ganz gleich ob sie glaubten oder nicht. Aber wehe ihnen, wenn sie den Socratic Club in Oxford betraten und behaupteten, sie hätten die Wirklichkeit erfaßt, begriffen und erklärt. Denn vor den Studenten und Professoren der Universität mußte ein Vertreter der einen Meinung auf das Podium, ihm gegenüber ein Vertreter der Gegenseite. Nach Statement und Antwort durften alle Fragen stellen. C.S. Lewis mußte als einer der Gründer des Clubs häufig vorne sitzen und kannte dabei kein logisches Pardon, wenn es darum ging, die Stellung des Menschen im Kosmos gegen jene zu verteidigen, die uns zu anonymen Rädchen im Getriebe der ewigen Natur herabwürdigen wollen.
Immer, so erzählt eine weitere Oxforder Legende, die leider in der Literatur zu Lewis kuriose Blüten treibt, sei er als strahlender Sieger aus den Debatten hervorgegangen, nur einmal habe ihn ein Frau völlig geplättet, die katholische Philosophin G.M.E. Anscombe. Aus den Protokollen des Clubs läßt sich das nicht nachvollziehen. Lewis hatte behauptet, daß man nicht sinnvoll Naturalist sein kann. Denn, wer behauptet, das alle Wirklichkeit notwendig (bio-)mechanisch bestimmt ist, der muß den Geist leugnen, mit dem er die Behauptung aufstellt. Natürlich war die Debatte komplizierter und Lewis hat danach sein Argument nochmal überarbeitet, um mißverständliche oder doppeldeutige Formulierungen zu vermeiden. Zur zweiten Ausgabe von "Wunder" (vgl. 3. Kap. von "Miracles") hat ihm Anscombe, deren Mann, der Philosoph Peter Geach, eh auf Lewis's Seite war, dann auch gratuliert. Trotzdem geht die Mär, Lewis habe danach nicht mehr den Mumm gehabt, das Christentum zu verteidigen, und sich auf das Schreiben von Kinderbüchern verlegt.....

14 - Radiostar

Richtig daran ist, daß C.S. Lewis während er die Narnia-Chroniken schrieb, nicht mehr ganze Bücher zur Verteidigung des Glaubens geschrieben hat, sondern nur noch einzelne Artikel, die Neuauflage von "Wunder" und Bücher für Leute, die längst Christen sind und nun tiefer in ein Leben aus dem Glauben geführt werden wollen. Dafür gibt es zwei Gründe, die wir kennenlernen, wenn wir erfahren haben, wie er in den vierziger Jahren zum Radiostar wurde und warum er sich auch dort zurückzog, obwohl ihn alle drängten, weiter zu machen.
James Welch, ein Redakteur der BBC, hatte das 1939 erschienene Buch "Über den Schmerz" (The Problem of Pain) gelesen und sofort den Autor gebeten, 15-Minuten-Ansprachen über den Glauben zu halten. Jack Lewis haßte das Radio, weil es ablenkt und viel Unsinn verbreitet. Aber er fühlte sich verpflichtet, etwas für das Land zu tun, weil die Regierung ihn, obwohl er unter 41 gewesen war, nicht zum Kriegsdienst eingezogen hatte, sondern in Oxford lehren ließ. Später hat er dann auch für die Royal Air Force ebenso erfolgreich gesprochen.
Da er geistreich, wortgewandt und sehr humorvoll war und eine gute Stimme hatte, gab er den idealen Sprecher ab und wurde bald auf beiden Seiten des Atlantiks so berühmt, daß er in jedem christlichen Haushalt bekannt war, noch bevor er auf dem Titelbild von Time-Magazine landete. Seine Bücher, besonders die "Dienstanweisungen an einen Unterteufel" (Screwtape letters) wurden sofort zu Bestsellern.
Die Vorträge hat er in drei Büchern veröffentlicht, die später in einem Band "Mere Christianity" (dt. "Christentum schlechthin" oder "Pardon, ich bin Christ") zusammengefaßt worden sind. Nach 1944 wollte er nicht weitermachen. Warum? "Weil ich alles gesagt habe, was ich zu sagen habe", war seine Antwort.
Dazu kommt noch die Weisheit, sich nicht auf die falschen Themen zu versteifen. Wer nämlich den Glauben verteidigt, der muß dauernd in den Gedankenbahnen der Zweifler und Leugner denken, weil sie ja nicht bereit sind, dem Evangelium ein offenes Ohr zu schenken. Thomas von Aquin hat daher schon im Mittelalter den Theologen mit dem Märtyrer verglichen: Der eine läßt seinen Leib foltern, um Christi willen, der andere seinen Geist. Man braucht Demut, um zuzugeben, daß man den Trost durch Gebet und Betrachten des Evangeliums selbst so sehr nötig hat, daß man das Säbelrasseln fortan besser anderen überläßt. Gelegentlich, wie er in der Fortsetzung zu den "Dienstanweisungen" zugibt, konnte er dennoch nicht widerstehen, gab der Versuchung aber nur mit Widerwillen nach. (Vgl. "Screwtape proposes a toast")


15 - Löwe der Logik und der Phantasie

16 - Der Himmel auf Erden: Cambridge

17 - Verheiratet, verliebt, verlobt

18 - Zu Tode betrübt

19 - Still working ....

wird fortgesetzt

Kleine Bestenliste der Werke von C.S. Lewis

Die Chroniken von Narnia (7 Bände)

Die Weltraum-Trilogie:

Jenseits des schweigenden Sterns
Perelandra
Die böse Macht

Du selbst bist die Antwort

Dienstanweisung für einen Unterteufel

Über den Schmerz

Wunder. Eine vorbereitende Untersuchung

Die Abschaffung des Menschen

Gott auf der Anklagebank

Pardon, ich bin Christ

Was der Laie blökt

Überrascht von Freude

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