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Die Chroniken von Narnia

Im englischsprachigen Raum ist C. S. Lewis (C. S. steht für seine beiden Vornamen Clive Staples - er nannte sich aber lieber Jack) und seine Chroniken von Narnia allgemein bekannt - jedes Kind hat irgendwann einmal vom Löwen Aslan gehört, der Weißen Hexe und der Errettung Narnias. Für uns Deutschen dürfte die Begegnung im Kinofilm "Narnia" mit dieser Wunderwelt neu sein.

Wer Interesse an Lewis und den Narnia-Büchern und dem Film hat, wird hier fündig:

C. S. Lewis -Zur Person - Bemerkungen von P. Marian
Die Chroniken von Narnia - Filmkritik von José García
Adventspredigt - Zum Film "Narnia" von Michael Kenkel

Narnia vor dem Lesen

Hier will ich niemandem die Spannung nehmen, sondern nur ein paar Fragen klären, wie C.S. Lewis auf die Idee kam, die Chroniken von Narnia zu schreiben, in welcher Reihenfolge man sie lesen sollte, was er eigentlich damit bezweckte, auf einmal Kinderbücher zu verfassen, und vieles mehr. Ein anderer Abschnitt auf der Karl-Leisner-Jugend-Seite wird ein paar Fragen behandeln, die ich mit Kindern und Jugendlichen besprochen habe, die alle das Buch kannten, bevor wir uns den Film angesehen haben. Der dritte Abschnitt zu Narnia ist die Filmkritik, aber nur für die, die schon das Buch gelesen und/oder den Film gesehen haben.

Also hier kann jeder lesen, ohne dass ihm die Geschichte verraten wird.

Sind die Narnia Chroniken gefährlich für Kinder?

Gefährlich sind bestimmt nicht die offensichtlich humorvoll gemeinten Seitenhiebe auf die Schule, die in den Narnia-Chroniken vorkommen, wo z.B. ein guter Herrscher - ich sage nicht, wer und in welcher Geschichte - seine Gerechtigkeit dadurch beweist, dass er den jungen Faunen und Zwergen die Schulpflicht erläßt.

Aber es hat vor ein paar Tagen eine Mutter, die ich nicht weiter kenne, ihrem achtjährigen Sohn - vermutlich zurecht - verboten, eins der Kapitel aus dem "König von Narnia" zu lesen, weil es zu grausam sei. Mal sehn, wie der Film wird. Er ist anscheinend erst ab 12 Jahren zugelassen. Andere Leute haben andere Gründe, ein Buch für gefährlich zu halten....

Einige fromme Leute habe die Harry Potter Bücher aus den Pfarrbüchereien und Kinderzimmern verbannen wollen, weil sie glaubensfeindlich seien und zum Satanismus verführten. Die Kindern würden dazu angeleitet, Zaubersprüche zu murmeln und sich dämonische Kräfte anzueignen. Merkwürdigerweise werden von denselben Leuten die phantastischen Geschichten von J.R.R. Tolkien gelobt und für Kinder und Jugendliche als erbaulich empfohlen.

Kommen da nicht genauso grauenvoll-dämonische Gestalten, gute und böse Zauberer sowie verzauberte Gegenstände vor? Ist das Ende, ob das Gute oder das Böse die Oberhand gewinnt, nicht ziemlich offen bis zum Schluß? (Eine tiefergehende Diskussion über die Thema findest Du in "Unter Theologen")

Ich vermute, dass Tolkien und Lewis an dem Verdacht anti-christlich zu sein nur deshalb vorbeigekommen sind, weil jeder halbwegs Informierte wissen kann, dass der eine überzeugter Katholik und der andere überzeugter Christ, mit anglikanischem Hintergrund, war. Dieses Wissen ist aber, im Falle von Jack Lewis zumindest, auch ein Problem.

Es gibt viele unterschiedliche Gründe, warum bisher in Deutschland kaum jemand die Chroniken von Narnia kennt, dagegen im englischsprachigen Raum seit Jahrzehnten jedes Kind von ihnen gehört hat.
Zwei Gründe, die auch mich zunächst davon abgehalten haben, möchte ich nennen. Der erste hat mit dem Christsein des Autors zu tun, der andere mit seiner Phantasie.

Christliche Literatur mit erhobenem Zeigefinger?

"Ich hab' gedacht, da kommt andauernd Jesus drin vor", sagte eine Jugendliche, der ich das Buch gegeben hatte. "Das ist bestimmt so'n frommes und sterbenslangweiliges Buch, wenn der mir das in die Hand drückt", hat sie wohl gedacht, aber freundlicherweise nicht gesagt. Nach dem Lesen war sie angenehm überrascht. Aber gelesen hat sie es nur, weil ich allen Jugendlichen, die das Buch lesen würden, eine Freikarte für den Film versprochen hatte.

Ich kann ihre Befürchtung übrigens nachvollziehen. Obwohl mir ein Freund die Bücher empfohlen hatte, und obwohl ich die philosophischen Bücher von C.S. Lewis kannte und sehr gut fand, konnte ich mich nicht überwinden, die Chroniken von Narnia zu lesen. Entweder eine spannende und gute Geschichte, sagte ich mir, oder eine mit christlich erhobenem Zeigefinger, die langweilig und moralinsauer ist. Ich bin übrigens noch heute der Überzeugung, dass eine gewollt christliche Erzählung literarisch nicht funktioniert. Zumindest ist mir noch kein interessantes Buch in die Hand gekommen, das von Helden handelt, die sich als Christen verstehen und demonstrativ die Bibel in ihrem Leben umsetzen - außer das Scheitern dieses Unternehmens wird humorvoll dargestellt (wie z.B. bei Adrian Plass) - aber dann ist es auch keine Heldengeschichte mehr.

Ohne Harry Potter kein Narnia! - ein Erlebnisbericht

Da sind wir schon beim nächsten Grund: Heldengeschichte! Nach allem, was ich gehört hatte, kämen in den Chroniken von Narnia einsame edle Helden und allerhand merkwürdige Mischwesen vor, die sprechen können, und entweder gut oder böse sind, also mit oder gegen die Helden kämpfen.

Mein Deutschlehrer war ein hartgesottener Skeptiker, offen für alles Neue, aber Feind aller eindeutigen Zuordnungen (heute noch ein junggebliebener 68er). Der Lehrplan und alles was in unserer Schule als Lesestoff "in" war, kannte keine Helden und Fabelwesen. Die wenigen, die Wagner-Opern hörten und Tolkien lasen, galten - nicht nur mir - als wenig intellektuelle oder sogar äußerst merkwürdige Typen oder sie nahmen sich selbst dafür auf die Schüppe und ketzerten weiter mit, sobald sie ihren Herrn der Ringe zur Seite legten.

Außerdem kann ich mir noch heute kein Startrek oder Ähnliches ansehen, ohne geistige Übelkeitsgefühle beim Anblick all der Mutanten zu bekommen. Science-fiction fand ich schon kindisch, wie soll das erst bei Kinderbüchern werden?

Und dann, bei einer unserer Wanderungen durch die sauerländischen Wälder, als wir uns wieder einmal vom ständigen Regen durchweichen ließen, um abends bei Bier und Zigaretten die Trockenheit und Wärme zu genießen und bis in die Nacht zu diskutieren, da erzählte einer - völlig begeistert - von Harry Potter: Ja, ich weiß, es ist eine Kindergeschichte, aber es ist geschrieben wie ein Krimi, und die Dialoge, und die Personen, nein nicht kindisch, ja, Zauberei, aber nicht wie Du meinst, sprechende Tiere, Mischwesen, ja, aber - ach das verstehst Du so nicht - das mußt Du lesen.

Und da es regnete und regnete, kaufte ich mir den ersten Band, las und konnte gar nicht mehr aufhören, so vollkommen begeistert war ich: ein Kind als Held, aber nicht kindisch; sprechende Tiere, Zauberei, die Auseinandersetzung mit Leben und Sterben, übermenschliche Gutheit und Bosheit, aber nicht mit moralinsaurer Plattheit als Aushängeschild für das gebraucht, was uns der Autor immer schon mal sagen wollte, weil er ein so guter Christ ist und will, dass wir es auch werden.

Der Damm war gebrochen, ich konnte versuchen, die Bücher von C.S. Lewis zu lesen, von denen Joanne K. Rowling selbst so angetan ist, dass sie ihre Nähe zu den Narnia-Chroniken in keinem der bislang erschienen 6 von 7 Bänden (auch in Interviews nicht) verleugnet. Aber dazu später mehr. (s. Kein Harry Potter ohne Narnia)

Vielleicht ging es den Verfilmern von Narnia ähnlich: Erst als sie an den Harry Potter Filmen sahen, wie erfolgreich die Star-Wars Tricktechnik für eine gute Geschichte eingesetzt werden kann, ließ sich an eine Geschichte denken, in denen z.B. ein Löwe Hauptdarsteller ist, ohne an den Löwen Clarence bei Daktari zu erinnern.
Hab' ich mich jetzt als Grufti geoutet, weil kein Jugendlicher die Serie kennt, die mich als in Angst und Schrecken, Herzschmerz und Triumph versetzte? - Gefolgt natürlich von Flipper, dem klugen Delphin, und Lassie!

Aber vielleicht mußte ich auch so alt werden, um wieder Freude an Kindergeschichten zu haben. C.S. Lewis scheint so etwas im Sinn gehabt zu haben:

Die Weisheit der verschwundenen Widmung

"Liebe Lucy,
Diese Geschichte habe ich für Dich geschrieben. Doch als ich damit begann, habe ich nicht wirklich bedacht, dass kleine Mädchen schneller wachsen als Bücher. So muß ich feststellen, dass Du inzwischen schon zu alt für "fairy tales" bist, und dann, wenn dies gedruckt und gebunden ist, noch älter sein wirst. Doch eines Tages wirst Du alt genug sein, um wieder mit dem Lesen von "fairy tales" zu beginnen. Du kannst das Buch dann von einem abgelegenen Regal nehmen, entstauben und mir sagen, was Du davon hälst. Wahrscheinlich werde ich dann zu taub sein, um auch nur ein Wort zu verstehen, was Du sprichst, doch eins werde ich dann immer noch sein,
Dein Dich liebender Patenonkel,
C.S. Lewis"

Warum der deutsche Verlag diese liebevolle Widmung nicht abgedruckt hat, obwohl sie so viel über die Chroniken von Narnia verrät, ist mir ein Rätsel.
Vielleicht hatte man Angst, dass die Jugendlichen, die sich nicht mehr zu den Kindern zählen, aber auch noch nicht zu den Erwachsenen, das Buch wieder zur Seite legen. Ich zweifle aber daran, dass Jack Lewis wirklich von einer langen Zeitspanne zwischen den fairy tale-Phasen eines Menschen geglaubt hat. Denn er selbst hat als Kind natürlich diese Geschichten zuhauf gelesen und sehr gemocht. Vielleicht hatte er eine kurze Phase, wo er sie beiseite geschoben hat. Aber spätestens als 16-Jähriger hat er mit dem "Phantastes" von George MacDonald wieder Freude an dieser Art von Geschichten gefunden.
Auf jeden Fall war er - wie die Widmung zeigt - der Meinung, dass auch Erwachsene einen Geschmack haben können für fairy tales, d.h. "fantastische Geschichten", wobei nicht Science fiction gemeint ist, sondern "Fairy fiction": erfundene Wesen und Welten, in die Menschen hineingeraten, die dann Erfahrungen machen, spannende Erlebnisse haben, in Konflikte verwickelt werden, die in unserer Welt zwischen Menschen allein ausgetragen werden.

Wie kam Jack Lewis auf den Gedanken, die Narnia Chroniken zu schreiben?

Lucy, das Patenkind, ist die Namensgeberin für das jüngste der vier Kinder im ersten Band der Chroniken von Narnia. Lange vor 1951, als der erste Band erschien, hat C.S.Lewis offensichtlich damit begonnen. Wahrscheinlich war das während des Zweiten Weltkriegs, als (wie im "König von Narnia") vier Kinder, bei ihm, seinem Bruder und Mrs. Moore in "The Kilns" seinem Haus auf dem Land vor den Toren von Oxford evakuiert waren. In dieser ersten Fassung hießen sie übrigens nicht Peter, Susan, Edmund und Lucy, sondern Ann, Martin, Rose und Peter. Beim abendlichen Geschichtenerzählen für diese Kinder hat er eine Idee ausgesponnen, die ihm einmal beim Tagträumen - machte er gerne und hielt es für sehr wichtig - plötzlich vor Augen stand: ein merkwürdiges Wesen, halb Mensch, halb Ziege, das einen Regenschirm in der Hand hält und unter einer Laterne steht.

Aber er hätte seinem Patenkind Lucy natürlich etwas anderes schenken können. Warum hat er gerade eine Geschichte geschrieben? Nun er war Literaturprofessor, also Profi für das geschriebene Wort in Gedichten, Romanen, kurzen und langen Erzählungen usw.. Die meisten dieser Leute schreiben selbst aber nur über die Bücher anderer Leute, die der Schriftsteller. Das ist einfacher und ungefährlicher, denn ein Schriftsteller hat es nicht leicht: er stellt seine Schrift in die Öffentlichkeit und dann kann alle Welt darüber herfallen. Jack Lewis hatte das alles hinter sich, bevor die Chroniken von Narnia veröffentlicht wurden. Denn er hatte einen Kreis von Freunden, die Inklings, die sich einmal in der Woche beim Bier vor dem Kamin trafen und einander aus ihren neuesten Werken vorlasen, um zu hören, was die andern davon hielten. Einer im Freundeskreis war J.R.R. Tolkien. Er hielt nicht viel von den Narnia-Chroniken: er meinte und hat es auch offen gesagt, diese Geschichten wollten zuviel bedeuten.

Und genau das war es, was Jack Lewis wollte: Lucy und alle anderen Kinder, auch die erwachsenen Leser, sollten etwas lernen durch seine Geschichten, aber nicht wie in der Schule. Im Unterricht ist Lernen anders gemeint........

wird fortgesetzt


In welcher Reihenfolge sollte man die Narnia-Chroniken lesen?

Kann die Verfilmung gelingen?

Kein Harry Potter ohne Narnia

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