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Der Weg - Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt
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Buchkritik zum neuen Roman von William Paul Young
Gerade in seinen Anfängen scheint "Der Weg" nur eine Neuauflage der genialen Idee des ersten Romans zu sein: Ein Mensch, durch eine schwere Lebenskrise gezeichnet, begegnet (traumhaft - aber doch real) Gott persönlich. Während Jesus in beiden Romanen nicht nur gleich beschrieben, sondern auch gleich gekleidet bleibt, wird aus dem flirrenden, asiatisch aussehenden "Heiligen Geist" eine Indianer-Großmutter; und Gott-Vater... - nun, auch Gott-Vater ist nicht mehr die dicke schwarze Mama. Mehr soll hier nicht verraten werden.
Anstelle von Mackenzie ("Die Hütte") liegt nun der Mutlimillionär
Anthony Spencer im Koma - und die Aussicht auf ein Leben nach dem Tod ist
für Anthony angesichts seines erbärmlichen bisherigen Lebens überhaupt
nicht attraktiv. Und so gerät er in eine Zwischenwelt, in der er ähnliche
Gespräche wie schon Mackenzie in "Die Hütte" führt;
selbst die Metaphern ähneln sich: Die Landschaft z.B., in der die Gespräche
geführt werden, ist in beiden Romanen Bild der Seele.
Aber im Laufe der Erzählung gewinnt "Der Weg" eine wohltuend
andere Atmosphäre. Während die Gespräche, die philosophische
Erläuterungen und die manchmal poetischen Weisheiten in "Die Hütte"
kein Ende nahmen, wird aus dem "Weg" eine echte Erzählung:
Tony nimmt am irdischen Leben einiger Personen teil, die zwar seine Stimme
hören, ihn aber nicht sehen können. Das führt nicht nur zu
zahlreichen Slapstick-Szenen (die sich wie aus "Ghost-Nachrichten von
Sam" ausnehmen); so wird ein komödiantisches Element eingeführt,
dass der "Hütte" völlig fehlte. Auch die Dramatik - bei
der "Hütte" nur im Dialog zu finden - wird in eine Handlung
überführt und lässt so einen neuen Spannungsbogen entstehen.
Menschen, die nach einem verfuschten Leben noch eine zweite Chance kriegen gibt es wie Sand am Meer: Von Ebenezer Scrooge (Ch. Dickens) bis "The Wishlist" (E. Colfer); von Swiss "Der Weg in die Hölle" bishin zu "Der Himmel soll warten" - "Heaven can wait" - "Einmal Himmel und zurück" - "Urlaub vom Himmel" - usw. Wenn auch die Idee nicht ganz so originell ist und das Ende in mehrfacher Hinsicht vorhersehbar, ist "Der Weg" dennoch ein würdiger Nachfolger der "Hütte". Abgesehen von einem unnötigen, theologisch fragwürdigen Seitenhieb auf Thomas von Aquin (Seite 79) und der Hellenisierung des Gaubens (ebd.): Wie schon im ersten Buch ist das warmherzige und doch respektvolle Gottesbild das eigentliche Thema; und auch hier ist der größte Pluspunkt die Weckung einer heimliche Sehnsucht und Freude im Leser, diesen Gott kennezulernen und für immer bei ihm zu bleiben.
In bester Tradition von Lewis, McDonald und Tolkien - immerhin hat C.S.Lewis als "Jack" einen doppelten, durchaus angemessenen Auftritt in "Der Weg". Empfehlenswert!
William Paul Young - Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt - Allegria-Verlag - 16,99 Euro - ISBN-13: 978-3793422389, 304 Seiten.