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Neue Site - empfehlenswert! Ein Ableger der Karl-Leisner-Jugend: aktueller, kürzer, frischer und moderner: www.gut-katholisch.de.

FAQ (frequently asked question) zur "Bibel"

Häufig gestellte Fragen - und mögliche Antworten der katholischen Kirche

In der FAQ-Abteilung unserer Site haben wir Fragen und Antworten zusammengestellt, die durch Anfragen (vor allem per eMail) entstanden sind - also, so hoffen wir, aus dem Leben gegriffen.

Hast Du noch eine Frage, die Du hier nicht findest? Dann maile mir! Wenn Du willst, wird Deine Anfrage gerne auch vertraulich behandelt.

Das alte (AT) und neue Testament (NT) sind über die Jahrtausende oft übersetzt, kopiert, anfangs nur mündlich überliefert worden. Kann man, auch wenn von Gott inspiriert, den geschichtlichen Kontext beim Lesen und Deuten außer Acht lassen? Wenn nicht: Wie ist mit Diskrepanzen zwischen historischen und symbolischen Figuren / Geschehnissen umzugehen (z.B.: 12 Stämme Israels, Gleichnis vom Nadelöhr, Aussagen die tatsächlich Jesus zuzuordnen sind)? Inwiefern kann / soll man die Entwicklung der letzten 4000 Jahre (nicht) außer Acht lassen oder voraussetzen, dass diese in eine Gottes Wille entgegengesetzte Richtung ging?

Hm… diese Frage ist ja eigentlich ein ganzes Bündel von Fragen. Also…: Gott hat nicht nur einmal gesprochen, sondern er offenbart sich in dem ganzen Prozess der Überlieferung und Schriftwerdung. Daher müssen wir nicht alles Nachträgliche entfernen und das ganz ursprüngliche finden, sondern dürfen einen Text so nehmen, wie er ist. Und wir können davon ausgehen, dass auch das Alter eines Textes oder die Länge seiner Traditionsgeschichte keinen direkten Schluss auf die göttliche Intention zulässt.

Selbstverständlich müssen wir aber den historischen Kontext, die damalige Symbolik usw. mit bedenken, wenn wir den Text verstehen wollen. Und wir dürfen ruhig annehmen, dass nicht alle Texte und Erzählungen des AT historisch getreu erzählt wurden; sondern manche Geschichten sind eben Symbolgeschichten oder Lehrgeschichten – oft aber mit historischem Kern.

Etwas anderes ist es im NT. Da gehe ich (und auch die katholische Kirche) davon aus, dass die Evangelien getreu berichten, was Jesus zu unserem Heil gesagt und getan hat.

versch. Konfessionen / Freikirchen finden in der Bibel IHRE Glaubenssätze und Wahrheiten bestätigt. Alles ist Interpretationssache? Wie kann eine Konfession (ja sogar Religion) den Anspruch auf DIE Wahrheit haben?

Ja – letztlich ist es Interpretationssache, da die meisten Konfessionen die Bibel ja nicht verändern. (Einige Reformierte haben mit Luther ein paar Bücher der Bibel entfernt; die Zeugen Jehovas verändern eklatant die Übersetzungen… aber im Großen und Ganzen haben wir Christen alle die gleiche Bibel). Und wenn wir trotz eines gemeinsamen Textes zu unterschiedlichen Glaubenswahrheit kommen, muss das wohl an der Interpretation liegen.

In der katholischen Kirche ist die Ursache für die Diskrepanz zu den anderen Konfessionen schnell gefunden: Wir haben neben der Bibel noch die Tradition, die der Schlüssel zum Verständnis der Bibel ist und einen Hintergrund bildet, auf dem manche Bibelstelle ganz anders wirkt und interpretiert wird.

Wenn wir uns also über die richtige Konfession unterhalten, dann geht es nicht, indem wir einfach Glaubenssätze gegeneinander halten und uns dann die verschiedenen Interpretationen als Argumente nennen. Sondern für müssen grundsätzlicher fragen, woher unser Vorverständnis kommt, mit dem wir den Text betrachten. Ich bin fest davon überzeugt, dass man auf diesen Weg einen Konsens mit Vertretern aller Konfessionen finden kann.

Dass bis dahin jede Konfession von der Wahrheit ihrer eigenen Ansicht überzeugt ist, ist dagegen eine Selbstverständlichkeit. Wäre jemand von der Richtigkeit nicht überzeugt, dann würde er ja gar nicht erst darüber reden, nicht argumentieren oder nachdenken. Jede Konfession hat einen Anspruch auf DIE Wahrheit. Das ist die Voraussetzung dafür, dass wir miteinander ins Gespräch kommen.

Manchmal wird der Absolutheitsanspruch der Konfessionen als Grund für Gewalt und Kriege identifiziert. Aber das ist unhistorisch: Nicht der Absolutheitsanspruch führt zu Gewalt, sondern das Verbot, miteinander zu reden. Nicht die Mission ist Grund für Kriege, sondern das Verbot von Mission.