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Predigtvorschläge - 31. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A)
1. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2005)

Liebe Gemeinde!

Die Zeit der Schriftgelehrten und Pharisäer ist vorbei, könnte man meinen. Geheuchelte Frömmigkeit ist sehr selten geworden und wird überdies allgemein verachtet. Sind also die mahnenden Worte Jesu heute gegenstandslos geworden? Wir müssen schon etwas genauer hinsehen, um zu erkennen, daß das keineswegs der Fall ist; wir haben es nur heute mit einer anderen Form der falschen Schriftgelehrsamkeit und der Heuchelei zu tun als zur Zeit Jesu.

Sehen wir zunächst hin, mit welchen Merkmalen Jesus die Pharisäer kennzeichnet:

„Sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen.“ Sie lehren zwar das Gesetz Gottes, aber sie tun es unehrlich und heuchlerisch.
Sie bürden den Menschen schwere Lasten auf, rühren aber keinen Finger, um beim Tragen zu helfen.
Sie suchen unbedingt das Ansehen und die Ehrerweisung der anderen. Sie wollen immer im Mittelpunkt stehen, bei allem mitreden und alles bestimmen.
Alle drei Kennzeichen kann man in einem Satz zusammenfassen: Sie wollen gern bedient werden, aber keinesfalls einem anderen dienen. Damit es Menschen gibt, die ihnen zu Diensten sind, müssen sie angehalten werden, das Gesetz Gottes zu befolgen. Man muß ihnen also ins Gewissen reden, und darin sind die Pharisäer Meister. Und darin besteht das Schnüren schwerer Lasten: Das Gesetz Gottes haarklein auseinandernehmen und einschärfen, damit die anderen – wohlgemerkt: immer nur die anderen – bloß nicht auf die Idee kommen, nach ihrer eigenen Lust und Laune zu leben. Wer bedient werden möchte, braucht schließlich willige Diener. – Und schließlich: Der Dienst, den die anderen leisten sollen, besteht vor allem in Anerkennung, Bewunderung und Ehrerbietung.

Nun stellen wir fest, daß hinsichtlich dieses dritten Punkts unsere Zeit sich von der Zeit Jesu wesentlich unterscheidet. Denn für den Dienst am Wort Gottes gibt es heute normalerweise keine öffentliche Anerkennung mehr, zumindest nicht im großen Stil. Ähnliches gilt übrigens inzwischen für den pädagogischen und politischen Dienst: Lehrer, Professoren, Gewerkschaftler und Politiker genießen viel weniger öffentliches Ansehen als noch vor einer Generation. Enthusiastische Bewunderung und Ehrerbietung werden dagegen ganz anderen Personengruppen gewährt, Rennfahrern und Fußballspielern, Fernseh- und Schlagerstars usw. Doch diese treten mit keinerlei moralischem Anspruch an die Massen heran, sie treten für keine Lehre ein, höchstens dafür, daß jeder nach seiner eigenen Façon leben und selig werden soll. Dann besteht auch keine Gefahr der Heuchelei. Doch für nichts einstehen ist noch schlimmer als ein heuchlerisches Eintreten für Werte, die man selbst zu leben sich nicht zutraut. Denn für nichts einstehen heißt, alles für gleichgültig zu erklären und die Menschen in die Orientierungslosigkeit auszuliefern und versumpfen zu lassen. – Natürlich ist auch den hofierten Stars und Idolen nicht alles gleichgültig; es muß ihnen bloß ein kleines Unrecht geschehen, dann rufen sie sogleich nach Recht und Gerechtigkeit. Doch sie haben schon lange ihr Schäfchen ins Trockene gebracht und soviel Geld einkassiert, daß sie sich für diesen Fall die teuersten Rechtsanwälte leisten können – also leiden sie als letzte unter dem gesellschaftlichen Verfall der Moral.

Den Pharisäer in Reinkultur gibt es insofern heute kaum noch. Die von Jesus kritisierte Charakterfigur hat sich vielmehr aufgespalten in verschiedene Spielarten, die freilich alle dies eine gemeinsam haben: daß sie nicht dienen, sondern einen bevorzugten Platz möglichst weit oben einnehmen wollen.

Nun muß ich mir selbst entgegenhalten: Auf die Fehler anderer zeigen ist einfach! Spricht da nicht schon die Selbstgerechtigkeit? Es ist fast unmöglich, den Pharisäismus zu kritisieren, ohne selbst ein Pharisäer zu sein. Die beste Medizin gegen diese wuchernde Krankheit der Seele ist: bei sich selbst anzufangen und nicht zu denken oder zu sagen: „Aber die anderen müßten doch…“ – Bin ich selber bereit, von der Sorge um mein Ich abzusehen und den anderen Menschen um seiner selbst willen zu achten und zu ehren, ja, ihm zu dienen? – So oder ähnlich kann und sollte sich jeder selbst fragen, um aus der Falle herauszukommen und dem Wort Jesu zu entsprechen: „Der Größte von euch soll euer Diener sein. Denn … wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“

Ein anderes aber ist ebenso wichtig: Wie schütze ich mich und meine Lieben vor den Pharisäern unserer Zeit? Was hat Jesus dagegengesetzt? Es geht ja nicht nur um meine eigene moralische Integrität, sondern auch um ein gutes Leben in einer humanen Gesellschaft. Je schlechter diese wird, um so mehr Verführungskraft gewinnt die Parole „Rette sich wer kann!“

Jesus hat sein eigenes Wort und das Gewicht seiner Persönlichkeit gegen die Pharisäer ins Spiel gebracht. Und obwohl ihn das persönlich ans Kreuz gebracht hat, hat seine Sache doch auf längere Sicht gesiegt. Die Urkirche war eine Gemeinschaft von Menschen, die sich zum gegenseitigen Dienst verpflichtet fühlten. Die Botschaft von der christlichen, d.h. zum Dienen bereiten Liebe hat wie ein Sauerteig die damaligen Gesellschaften durchsäuert und sie nach und nach humanisiert. Wenn wir in unseren Tagen nun erleben, wie dieser Vorgang rückgängig gemacht wird, indem sich ein rücksichtsloser Egoismus breitmacht, dann haben wir Christen die Pflicht, die modernen Verführer beim Namen zu nennen und ihnen die heuchlerische Maske vom Gesicht zu reißen. Wir sind es der nachkommenden Generation schuldig, daß wir sie nicht in einer Gesellschaft aufwachsen lassen, in der die Liebe erkaltet ist und der Mensch nur noch als Mittel angesehen wird, nicht mehr als Zweck an sich selbst. Dazu braucht es allerdings mutige Männer und Frauen – denn die Gegenseite, die von Papst Johannes Paul II. sogenannte „Kultur des Todes“ – hat sich mehr noch als damalige Pharisäerschar gerüstet mit den Waffen der Schmeichelei, Verführung, Bestechung, Erpressung, Ausgrenzung, Verleumdung und Rufmords. – Doch das darf uns nicht erschrecken, denn nur einer ist unser Lehrer: Christus.

2. Predigtvorschlag

Und wir, haben wir nicht alle denselben Vater?
Hat nicht der eine Gott uns alle erschaffen?

So fragt der Prophet Maleachi uns heute.

Auch sollt ihr niemand auf Erden euren Vater nennen;
denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel.
Das ist die heutige Mahnung des Herrn an uns.

Die Texte der heutigen Lesungen erinnern uns an die erste Person der Dreifaligkeit: Gott, der Vater.

Dieses Jahr, das letzte Vorbereitungsjahr der Kirche auf das Große Jubiläum 2000, hat als Leitwort: Gott, der Vater aller Menschen.

Und so trifft es sich gut, daß uns vor Ablauf dieses Jahres die Liturgie erneut die Frage zur Besinnung stellt: Was bedeutet das, wenn wir von Gott, dem Vater sprechen?

Vorweg: Wenn ich hier von Gott, dem Vater spreche, dann habe ich auch immer die sogenannten mütterlichen Anteile Gottes im Blick. Gott ist zu uns wie Vater und Mutter. Es bleibt aber festzuhalten, daß Jesus in seinen Predigten Gott seinen Vater nannte.

Und wir, haben wir nicht alle denselben Vater?
Hat nicht der eine Gott uns alle erschaffen?
Manchmal - meist im Scherz - sprechen wir von unseren leiblichen Vätern auch von unseren Erzeugern.
Ohne Väter, ohne Mütter, ohne Eltern keine Kinder. Das ist uns klar.
Weil wir von unseren Eltern abstammen, haben wir eine ganz besondere Beziehung zu ihnen.
Auch wenn sie alt werden, wenn sie nicht mehr allein zurecht kommen können, wenn sie uns durch ihre Vergeßlichkeit manchmal auf den Wecker fallen ... - Sie bleiben unsere Eltern.

Respekt und Ehrfurcht für ihr Lebenswerk sollten unseren Umgang mit unseren Eltern prägen. Auch Dankbarkeit für das, was sie für uns getan, manchmal geopfert haben.
Nicht umsonst heißt das vierte Gebot, also eines der ersten Gebote: "Ehre Vater und Mutter."

Da wo dieser Respekt, diese Ehrfurcht, diese Dankbarkeit fehlt, da zerbricht die Familie und mit ihr die Gesellschaft. Wo die Eltern nur noch als unnötige Last, lästig empfunden werden, da ist die Atmosphäre in einer Gesellschaft vergiftet, weil sie ihren Ursprung, ihre Geschichte aus dem Blick verliert.

Und wir, haben wir nicht alle denselben Vater?
Hat nicht der eine Gott uns alle erschaffen?
Von Gott können wir nicht gerade sagen, daß er unser Erzeuger ist. Er ist sogar mehr, er ist unser Schöpfer. Ohne ihn gäbe es kein Leben. Er ist der Ursprung von allem. Auch von uns und unseren Eltern.
Weil er unser Schöpfer ist, haben wir auch zu ihm eine ganz besondere Beziehung.
Auch wenn wir ihn nicht sehen, ihn manchmal nicht verstehen können, auch wenn uns seine Gebote zu anspruchsvoll scheinen, wenn er uns manchmal fremd wird ... Er bleibt unser Gott.

Auch ihm gebührt, wie unseren Eltern, Ehrfurcht und Dankbarkeit, weil wir uns ihm verdanken.

Da wo ein Mensch die Ehrfurcht vor Gott, dem himmlischen Vater, verliert, wo er sich Gott, seinem Schöpfer nicht dankbar erweist, verkümmert er innerlich.
Weil er sich nicht an seinem Ursprung festmacht, wird er haltlos.

Auch eine Gesellschaft, die sozusagen ohne Not ihren Vater, nämlich Gott, auf das Abstellgleis stellt, verkümmert.
Schauen wir nur auf unseren Staat. Im Namen der menschlichen Emanzipation ist Gott ins Altenheim abgeschoben worden. Gott, Glaube spielen immer weniger eine Rolle bei uns. Aber ist unsere Gesellschaft dadurch besser, menschlicher geworden? Ich überlasse Ihnen die Antwort.

Auch sollt ihr niemand auf Erden euren Vater nennen;
denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel.
Ein Kind braucht einen Vater. Ein Kind wird es schwer haben, wenn es früh den Vater verliert oder erst gar nicht weiß, wer sein Vater ist, weil dieser vor der Geburt abgehauen ist oder die Mutter sich über die Vaterschaft nicht so ganz im Klaren ist.

Ein Kind braucht einen Vater. Er steht für Werte und Normen. An den Einstellungen des Vaters reibt sich das Kind, der Jugendliche. Ohne dieses Reiben am Vater kann der Mensch keine Werte entwickeln.
In der Auseinandersetzung mit dem Vater reift das Kind. Und es gibt fast nichts Schlimmeres für ein Kind, wenn der Vater ständig einknickt, sein Fähnchen immer neu nach der Befindlichkeit des Kindes dreht. So gibt es keine Reibung und damit kein Wachsen des Kindes am Vater.

Auch sollt ihr niemand auf Erden euren Vater nennen;
denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel.
Es gibt nur einen Gott. Nur er allein hat darauf Anspruch als Gott verehrt zu werden. Wie wir nicht viele Väter haben können, können wir auch nur einen Gott haben.

Und wie wir uns als Menschen eben an dem einen Vater reiben müssen, so müssen wir uns eben auch an diesem einen Gott reiben.
Gottvater - auch er steht für Werte, Normen, für einen Lebensentwurf.
Und wir reiben uns an ihm. Ich jedenfalls tue es. Vieles, was ich erleben muß, gräßliches Leid, sinnlos scheinende Not, kann ich nicht immer hinnehmen. Dann ringe ich mit Gott.
Auch Gebote, deren Sinn mir nicht immer gänzlich einleuchten, auch kleine Widerwärtigkeiten im Leben sind des öfteren Grund für mich, mit Gott zu hadern.

Vielleicht geht es Ihnen, liebe Schwestern und Brüder, ähnlich.
Auf Gott werden wir manchmal wie schwierige, vor sich hin pubertierende Kinder wirken.
Aber das ist nicht schlimm, denn solange wir uns noch an Gott reiben, solange besteht für uns die Möglichkeit zu einer im Glauben erwachsenen Person heranzureifen, solange bekenne wir, daß es Gott, den Vater im Himmel noch gibt.

Schlimm wäre es, wenn wir nicht mehr mit Gott ringen würden, weil wir uns dann selbst die Chance nähmen, innerlich zu wachsen.

Gott, der Vater aller Menschen.
Ihm gegenüber dankbar sein. Ihm Ehrfurcht entgegenbringen. Ihn ernstnehmen und mit ihm ringen. All das wäre ein gutes Rüstzeug für uns im kommenden Jahrtausend.

3. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

nachdem die biblischen Zeiten zu Ende gegangen waren und die Kirche sich als eine feste Größe mit der Welt arrangieren musste, kam immer wieder die Frage auf, wer den Jesus eigentlich gewesen sei: Mensch? Gott? Engel? Prophet? Messias?

Die Philosophen verlangten nämlich nach einer Antwort: Wie kann Jesus Christus Gott gewesen sein - und trotzdem Mensch? Das geht doch nicht - Wer soll das glauben! - Das widerspricht jedem denkenden Wesen.

Die Antwort der Kirche war immer eine einfache und schlichte: Wir wissen nicht genau, wie das geschieht. Aber wir wissen sicher: Jesus Christus war Mensch und Gott - ein für alle mal.

Die Fragen scheinen uns heute ziemlich uninteressant. Wir haben uns mit dem Gedanken, "Jesus ist Gott" ziemlich abgefunden (er taucht ja immer wieder in den Gebeten auf), ohne weiter darüber nachzudenken. Nur kleine Kinder fragen nach: "Wieso Gott? Ich dachte, das war Jesus!" - oder so ähnlich. Dann lächeln wir und sagen: "Das ist doch egal!" und glauben weiter.

Aber die Frage kann nicht einfach abgetan werden, denn die Menschwerdung Jesu war ja nicht nur eine Episode. Das war nicht wie in der Fußballbundesliga: Für eine Saison wird ein Spieler einer anderen Mannschaft ausgeliehen.
Jesu Menschwerdung, das Weihnachtsgeschehen, ist ein unerhörtes Geschehen: Gott und Geschöpf sollen zusammenwachsen. Die Menschwerdung Jesu ist dabei nur der Beginn dieser immer mehr um sich greifenden Bewegung! Himmel und Erde berühren sich seitdem immer mehr. Der Leib Christi als Punkt, in dem sich Gott und Geschöpf zuerst verbunden haben, wächst seitdem unaufhörlich. Jeder Mensch, der sich in der Taufe auf diesen menschgewordenen Gott taufen lässt, wird zum Glied am Leib Christi (in dem wiederum Gott und Mensch verbunden sind). Wir bekommen Anteil am Leib Christi, indem wir zur Kommunion gehen und dort den Leib des Herrn empfangen.

Und somit stellt sich die Frage der ersten Christi heute wieder neu: Wie kann das sein - Gott und Mensch vereint? In der Kirche? Im Papst? IN jedem Christen? Und die modernen Philosophen beginnen wieder zu philosophieren: Das geht doch nicht - Wer soll das glauben! - Das widerspricht jedem denkenden Wesen. Nur, dass die modernen Philosophen bloß noch Naturwissenschaftler sind. Aber an den Fragen hat sich nicht viel gewandelt.

Ja, Gott verbindet sich immer noch mit uns Menschen, die Menschwerdung ist nach dem Tod Jesu nicht als Fehlschlag von Gott aufgegeben, sondern zieht Kreise: So repräsentiert der Priester Jesus; er ist sozusagen die Fortsetzung der Menschwerdung, denn auch in den Sakramenten nimmt Jesus immer wieder irdische Gestalt an.
Aber nicht nur der Priester: Jeder Christ. Sie auch! Wir nennen das "das allgemeine Priestertum". Durch die Taufe lebt in ihnen Christus, sie werden zum Kind Gottes und erneuern ihre Sohnschaft mit jeder Kommunion.

Und auf alle Frage und Zweifel, wie das denn gehen soll, hält die Kirche wie in den ersten Jahrhunderten fest: Wie? Das wissen wir nicht. Aber wir halten daran fest: Gott wirkt in dieser Welt, durch die Menschen und die Kirche. Dort finden wir Gott und Mensch vereint.

Und so wächst der Leib Christi und diese Welt wird immer durchlässiger für die andere Welt Gottes: In den Sakramenten und dem Kreuzzeichen zuhause, im Papst und im Prediger auf der Straße oder dem, der uns unbequeme Fragen stellt, bei Wundern in Heiligsprechungsprozessen und in den kleinen Zeichen in meinem kleinen Alltag. Wir glauben fest: Gott wirkt in dieser Welt - jeden Tag mehr, immer mehr. Jesus begleitet uns Tag für Tag; der Geist wohnt in unserem Herzen.

Zwei Gefahren gibt es dabei allerdings zu vermeiden: Auf die eine Gefahr weist Jesus im heutigen Evangelium hin: Der Bund mit Gott kann uns hochmütig und blind machen. Die Freude darüber, dass wir erlöst sind und Gott mit uns ist, darf nicht zur "Gott ist mit uns"-Politik werden.
Deshalb warnt Jesus heute mit den Pharisäern auch uns: Nehmt Euch selbst nicht so wichtig. Bildet Euch auf Gottes Wirken nichts ein. Macht aus der Prophetie keine Show. Verdunkelt das Wirken Gottes nicht durch zu viele Worte und zu viele menschliche Erklärungen. Lasst Euch nicht das anrechnen, was Gott wirkt!
Habt Augen für das Wirken Gottes im Anderen, in der Kirche und im Alltag!
Übt Euch nicht in der ständigen Kritik an alles und jedem, sondern freut Euch daran, dass Gott in seinem Wirken immer für eine Überraschung gut ist!

Es gibt allerdings auch die andere Gefahr: Dieses große Geschenk Gottes, sein Vertrauensbeweis und "ich bleibe trotzdem bei Euch" zu banalisieren. So zu tun, als sei dass eine Selbstverständlichkeit. Undankbar zu sein. In jeder anderen Religion Größeres zu sehen.

Liebe Schwestern und Brüder: Bilden Sie sich nicht (wie die Pharisäer) etwas darauf ein, dass sie Christ sind. Aber tun sie auf der anderen Seite nicht so, als wäre das sowieso egal. Seien Sie demütig Christ - aber seien sie Christ! Zur Ehre Gottes! Amen.

4. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder, vielleicht haben Sie schon einmal davon gehört, dass wir zwischen Sache und Person unterscheiden sollten. Den Sünder sollen wir lieben, die Sünde aber hassen und meiden.

Weniger geläufig ist uns der Gedanke, zwischen Amt und Person zu unterscheiden. Die Glaubwürdigkeit von Politikern, Predigern und Lehrern hängt ganz besonders davon ab, ob sie selbst auch das tun, was sie lehren. Ein Politiker, der zum Sparen auffordert, selbst aber im Luxus lebt, wird wenig Erfolg haben. Ein Prediger, der die Liebe Gottes predigt, und anschließend Anzeige gegen unbekannt erlässt, weil sein Auto einen Kratzer hat, hat sich selbst disqualifiziert.

Aber Jesus unterscheidet sehr wohl zwischen Amt und Person: Als Lehrer der jüdischen Gemeinde ist es Aufgabe der Pharisäer, die Einhaltung der Gebote zu überwachen. Deshalb sagt Jesus: «Tut und befolgt, was sie sagen.» Das gilt selbst dann, wenn sie sich an diese Gebote nicht halten: «Richtet euch nicht nach dem, was sie tun.»
Bei einigem Nachdenken leuchtet uns das vielleicht auch ein: Das Urteil, das ein Richter im Namen des Gesetzes spricht, ist selbst dann rechtskräftig, wenn der Richter anschließend wegen genau des gleichen Deliktes selber verhaftet wird.
Und ein Protokoll, das ein Polizeibeamter ausstellt, weil ich mich meinen Gurt nicht angelegt habe, hat auch dann seine Berechtigung, wenn sich dieser Beamter anschließend auch nicht anschnallt.

Es kommt eben darauf an, ob jemand in seinem eigenen Namen für etwas wirbt - dann muss er gefälligst glaubwürdig sein, sonst taugt er nichts.
Oder ob jemand nur einen Dienst im Namen einer höheren Instanz ausübt: Da spielt es für die Post keine Rolle, ob der Postbote selbst ein begeisterter Briefeschreiber ist.

Liebe Schwestern und Brüder, das gilt auch für den Priester, bei dem Amt und Person ebenfalls zwei ganz verschiedene Dinge sind - wie bei dem Richter, dem Polizisten und dem Postboten.
Ich habe einen Dienst zu versehen: Ihnen, liebe Gemeinde, durch die Sakramente, vor allem durch die Feier der Eucharistie, Gott gegenwärtig zu halten. Und ob ich nun ein tieffrommer Priester bin - oder ein gottloser, der schon lange seinen Glauben verloren hat - das ändert nichts an der Gegenwart Gottes in dem, was ich in Seinem Namen vollziehe.
Es würde uns Priester sehr entlasten, wenn auch für uns Jesu Wort gelten würde: «Was sie sagen, das tut. Das ist ihre Aufgabe. Aber achtet nicht ständig auf das, was sie selbst tun. Davon hängt Eurer Heil nicht ab.»

Zugegeben: Wir Priester nehmen uns oft selber viel zu wichtig. Das gilt für mich und auch leider für einige meine Mitbrüder. Anstatt uns auf unsere ureigensten Aufgaben zu besinnen, rühren wir in allen möglich anderen Töpfen.
Aber lassen Sie sich davon nicht irreführen. Ein Fürst hat vor einigen Jahrhunderten einmal gesagt: «Abgesehen von seinen heiligen Weihen ist unser Pfarrer ein Esel.» Mir wäre es durchaus recht, wenn sie über mich und meine Mitbrüder ähnlich denken würden: «Er ist geweiht und tut seinen Dienst. Alles andere ist zwar dürftig - aber was wollen wir mehr?» Nehmt mich bitte nicht so wichtig!

Liebe Schwestern und Brüder, natürlich ist es nicht vollkommen egal, ob ein Priester selbst das tut, was er verkündet. Sonst hätte Jesus den Pharisäern nicht so eindringlich ins Gewissen geredet. Und auch wir Priester müssen uns ins Gewissen reden lassen - auch von Ihnen, der Gemeinde.

Aber zu erwarten, dass der Priester per Amt immer auch der Liebling der Gemeinde sein muss, das wird jeden, der mit dem Gedanken spielt, Priester zu werden, schon im Ansatz entmutigen. Die Pflicht, die Liebe Gottes mit dem Leben zu predigen, haben wir alle im gleichen Maße. Der Priester genauso wie Sie - nicht weniger - aber auch nicht mehr.

Wer Berufungen - auch in unserer Gemeinde - wachsen lassen will, der sollte immer wieder deutlich machen, dass auch ein schlechter Prediger, eine jähzorniger Mensch oder ein schlichter Denker ein guter, sehr guter Priester sein kann.
Amen.

5. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

Jesus geht ganz schön zur Sache im heutigen Evangelium. Er rechnet mit den Pharisäern knallhart ab. Unweigerlich schlägt man den Bogen zur heutigen Kirche. Nennen wir nicht auch den Papst "Heiligen Vater". Auch die Italiener rufen abends auf dem Petersplatz "Papa, papa", wenn der Papst sich am Fenster zeigen soll. Hier steht: "Auch sollt ihr niemand auf Erden euren Vater nennen; denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel" Oder: "Sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten an ihren Gewändern lang." Die Ausschnitte, die uns im Fernsehen von unserer katholischen Gottesdiensten gezeigt werden, lassen oft diesen Eindruck erscheinen. Oder der Vorwurf an die Pharisäer, daß sie andern schwere Lasten auftragen ohne selber mitzuhelfen. Pharisäer = Priester, der fromme Reden und Forderungen predigt, ohne selber entsprechend zu leben.

Auch wenn wir sicherlich weiterhin zu unseren Eltern Mutter und Vater sagen dürfen, so gilt es doch, die Kritik ernsthaft auf unsere heutige Situation zu prüfen. Bleiben wir mal beim letzten Beispiel: die Pharisäer, die Vorsteher der Gemeinde also: „Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun." Die Aufgabe der Pharisäer war es, Gottes Wort zu verkünden und auszulegen. Also war das, was sie sagten gut, denn es stammte von Gott. Auch wenn Jesus Christus ihnen so manches Mal in zahlreichen Diskussionen bei der Auslegung helfen mußte. Es war zunächst einmal Gottes Wort.

Und so geht es mir auch heute: Zu wissen, dass das, was ich hier tue, nicht meine Sache ist, sondern zunächst einmal Sache das Wort Gottes die Grundlage jeder Predigt bildet, beruhigt mich. Die Theatergruppe unserer Kolpingsfamilie sucht sich seit 50 Jahren jedes Jahr ein neues Stück aus, daß ansprechend, niveauvoll und irgendwo auch witzig sein soll. Sie können sich vielleicht vorstellen, dass das nicht so einfach ist, da immer wieder neu etwas zu finden. Dieses Jahr ist es allerdings wieder gelungen, dass darf ich Ihnen aus den Proben schon verraten. Ich steh hier jedoch nicht unter dem Zwang, Ihnen jeden Sonntag mit möglichst viel Witz etwas Neues vorzutragen, sondern ich beziehe mich immer wieder auf die Vervollkommnung unseres Lebens anhand der Richtschnur des Evangeliums. Nicht ich bin es, wir gehen nicht zur Kirche wegen des Bodenpersonals, sondern weil Christus selber uns ruft.

Ich habe diese Gedanken auch in der Gestaltung meines Kelches einfließen lassen: Auch wenn Sie es von hinten nicht im Detail erkennen mögen, so will ich ihn Ihnen die markantesten Dinge beschreiben: der Fuß besteht aus Holz: ein sehr einfaches, alltägliches Material. Es ist zudem bewußt mit Kanten und Sprüngen versehen. Besonders an der Schale kann man dies erkennen. Das ist der Teil des Kelches, welches ich berühre. Der obere Teil besteht aus vergoldetem Silber: das kostbarste Material unserer Erde. Dazu hat dieser Teil eine Form, die einer Kugel nahe kommt. Symbol für das Vollkommene. Dieser teil des Kelches ist der, in dem sich die Wandlung vollzieht, worin sich der Wein in das Blut Christi verwandelt. Göttliches geschieht dort.

Ich, der fehlerhafte Mensch fasse an das einfache Holz. Und doch nutzt Gott diesen Kelch, um unter uns zugegen zu werden. Und doch darf ich mit meinen Macken in Jesu Namen sprechen, wird er mit meinem zutun unter uns sichtbar.

Soweit eine besondere Gnade des Priesters. Und doch auch eines jeden von uns. Denn nicht nur durch die Wandlungsworte wird er unter uns lebendig, sondern durch jedes Wort, daß sich in unserem Leben in die Tat umsetzt. Evangelium und auch die Lesung machen das heute deutlich: Paulus schreibt, dass er der Gemeinde das Evangelium nicht nur erzählt und erklärt hat, sondern auch vorgelebt. Er hat den Menschen in Thessalonici in Griechenland anhand seines eigenen Lebens das Evangelium Gottes verkündet; und so ist es, schreibt er: „jetzt in euch, den Gläubigen wirksam." Daran werden auch wir heute von den Jugendlichen gemessen, sie hinterfragen alles - und dort, wo sie Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit sehen, wo sie die Begründungen einsehen können, wird es akzeptiert. So wird auch unser Glaube nicht anhand der frommen Worte, sondern anhand der Konsequenzen, anhand der Taten gemessen. Dazu gehören dreierlei Dinge: der Glaube muß verankert sein in der Liturgie, im gemeinsamen Gebet, wie wir es hier heute pflegen. Er muß verankert sein im Bekenntnis: zu Hause, bei der Arbeit, im Freundeskreis dazu stehen. gerade auch dann wenn dadurch Nachteile in Kauf genommen werden müssen: martyria - bekennen - wie die großen Bekenner, die Märtyrer Beispiel gegeben haben. Und der Glaube muß verankert sein in der Diakonie: im Dienst am Nächsten: in der Familie jemanden pflegen, Kinder erziehen, in der Nachbarschaft, bei Freunden und Feinden, in der gesamten Welt, soweit es unsere Kräfte zulassen.

Alle drei Dinge sind in unserem Glauben gefragt. Wenn sich die Worte so in Taten ausdrücken, wird Gott unter uns sichtbar. Aber auch dort, wo wir noch Macken haben, wie dieses Holz, findet Gott Möglichkeiten, unter uns gegenwärtig zu werden.

6. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!

Da lebt man den Kindern es vor, geht jeden Sonntag zur Kirche, prägt zuhause ein christliches Familienleben und die Kinder gehen Wege ohne Gott und Kirche.

Ein Beispiel wie es die meisten von uns kennen. Und dem stehen die heutigen Lesungen geradezu gegenüber: wir hörten Aufrufe, aus den Worten Gottes auch Taten folgen zu lassen, sich auch selbst an die Wege Gottes zu halten, um anderen dadurch ein Beispiel christlichen Lebens zu geben: am deutlichsten klang es wohl bei Paulus: "nicht nur am Evangelium Gottes", "sondern auch an unserem eigenen Leben" wollten wir euch teilhaben lassen, damit die Menschen selbst an Gott glauben können und die Worte für echt halten.

Doch es funktioniert scheinbar nciht mehr. Die nächste Generation hat das Beispiel der Älteren nicht übernommen. Statt dessen haben andere unseren Einfluß: den Einfluß von Eltern, Lehern und Kirche übernommen, wie z.B. Geld, Mode oder Konsum.

Da bleiben ganze Generationen der Kirche und Gott fern, wollen von ihm nichts mehr wissen. Letzten Freitag habe ich in der Zeitung gelesen, dass die Kirchenbesucherzahlen der Katholiken in Deutschland seit 1990 von 22 auf 16% zurückgegangen ist. Wir haben seit ein paar Jahren kaum noch kirchliche Trauungen. Gott wird nicht mehr für echt genommen.

Funktioniert es nicht mehr, was die Propheten seit Jahrtausenden, die Apostel, was Jesus selber gesagt hat? Doch - sicherlich! Er selber gibt uns den Tip, wie wir aus der Misere heraus kommen:

Es ist genau der benannte Punkt des nicht gelebten Beispiels, welches die Menschen von der Kirche trennt: irgendwelche schlechten Erfahrungen, die nicht einmal selber mehr gemacht worden sind, sondern man nur gehört hat, bewirken die Trennung von der Kirche. Und unaufrichtige Menschen treffen wir immer wieder dadurch, dass wir im Medienzeitalter leben und sich schlechte Nachrichten besser verkaufen als gute werden diese Negativbeispiele schnell jedem mehrfach bekannt gemacht, so dass die Vorwürfe jedem unerschütterlich und allgemein erscheinen.

Das geht nicht nur den inkonsequenten Situationen der Kirche so. Wir erwischen uns doch selber bei diesem Verhalten z.B. in der Politik. Und was dort trotz aufrichtigem Einsatz der allermeisten Politiker zu Politikverdrossenheit führt, führt bei uns ebenso zu Desinteresse.

Was können wir da tun? Wir müssen diesen medienpräsenten Negativbeispielen unsere Positiven gegenüberstellen: Wenn die eine Ehe in der katholischen Verwandschaft in die Brüche gegangen ist, dann sollte bei uns präsent sein, wie die anderen 10 intakten Ehen diesen beiden gescheiterten Personen geholfen haben.

Wenn wir Ausgrenzung am Arbeitsplatz oder in der katholischen Schule erleben, dann sollten uns Beispiele von couragierten Chisten einfallen, die so etwas nicht haben durchgehen lassen, dann sollte unser Wissen von den zahlreichen Eingliederungen der Spätaussiedler und Russlanddeutschen, den vielen funktionierenden Nachbarschaften mit ihnen die Fälle der Ausgrenzung zur Ausnahme der Regel machen.

Wenn das Kind beim Diebstahl erwischt wird, dann sollten barmherzige Eltern gemeinsam nach der Schuld suchen, dann sollten im Familienrat Dutzende von Beispielen möglich sein, wo andere Familienmitglieder den hinreißenden Versuchungen aller Art widerstanden haben.

Wenn jedoch den Gescheiterten nicht geholfen wurde, die Andersdenkenden bei uns nicht integriert werden, dem Kind keine Gegenbeispiele genannt werden können, dann brauchen wir uns nicht wundern, wenn die nächste Generation nach dem richtend, was wir tun und nicht was wir Frommes sagen, Gott fern bleibt.

Dann gilt der Ausruf des Propheten Maleachi von heute auch uns: "Ihr seid abgewichen vom Weg udn habt viele zu Fall gebracht". Lassen wir nicht die Aussage Jesu über die heuchlerischen Propheten für usn gelten: "richtet euch nicht nach dem, was sie tun." sondern machen wir uns noch mehr die Aussage des Paulus zu eigen: "Wir wollen euch nicht ur am Evangelium Gopttes teilhaben lassen, sondern auch an unserem eigenen Leben", damit wir ihnen ein gutes Beispiel geben und die Negativbeispiele unter Christen die Ausnahme bleiben.

Amen.

Fürbitten