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Predigtvorschläge - 31. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B)
1. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!

Wenn Sie zwei oder mehr Kinder - oder mehrere Enkel haben, dann haben sie sicherlich schon einmal erlebt, dass ihr Herz geteilt war. Einerseits dem einen Kind gerecht werden - andererseits das andere nicht vernachlässigen. Wenn Mann zwei Frauen liebt, oder eine Frau neben ihrem Ehemann noch einen zweiten, dann führt dieses gespaltene Herz meist zum Tod mindestens einer Liebe.

Wenn ich einer Sache mein ganzes Herzblut schenke, dann bin ich bei einer anderen Sache höchstens halbherzig dabei. Sie erinnern sich vielleicht an das Bibelwort: Ich kann nicht zwei Herren dienen: Gott und dem Mammon. Wem gehört mein Herz? Woran hängt mein Herz?

"Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben - mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Diese Worte, auf die ich Dich heute verpflichte, sollen auf Deinem Herzen geschrieben stehen."

Bei allem Anspruch, der darin steckt, und der uns vielleicht unheimlich schwer vorkommt, empfinde ich diese Worte als wunderschön!


Gott will uns ganz. Er hat uns mit allem erschaffen: mit Herz und Verstand. Er will nicht nur etwas Gefühlsduselei à la Esoterik mit Räucherstäbchen. Er will auch nicht nur rein theoretisch analytisch erschlossen werden. Sondern beides: Herz und Verstand hat er uns gegeben.

Aufs Herz hören, in mich hineinhorchen - auf die innere Stimme hören. Man bezeichnet solche Menschen auch als Bauchmenschen. Auf der anderen Seite die Kopfmenschen, die mehr nach Logik und Verstand entscheiden. Beides hat Gott uns gegeben. Das eine ist dem anderen nicht vorzuziehen. Durch beides will er wirken - und zwar voll und ganz mit Verstand und Herz lieben.

Und dazu hat er uns auch noch die Seele und Willenskraft gegeben. Er hat uns so vielfältig erschaffen, es gehört alles zu meinem Menschsein dazu. Und entsprechend beansprucht uns Gott auch in dieser komplexen Form.

Er schreibt uns diese Worte nicht mit erhobenem Zeigefinger hinter die Ohren, sondern auf Dein Herz.

Gott hat dich erschaffen, mit Herz und Verstand, mit Seele und Willenskraft, er liebt dich - und er bittet um Deine ganze Liebe. Amen.

2. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

die drei großen christlichen Tugenden "Glaube - Hoffnung - Liebe" (theologisch auch die "göttlichen Tugenden" genannt), sind so eng miteinander verbunden, dass sie im Grunde das Gleiche beschreiben, nur mit drei verschiedenen Aspekten. Wer liebt, glaubt, dass der, den er liebt, liebenswürdig und liebenswert ist; er hofft, dass das, was er tut, aus Liebe geschieht und diese Liebe rein und ehrlich ist; er glaubt, dass auch er geliebt wird und hofft, dieser Liebe gerecht zu werden.

Wenn Jesus also als das erste aller Gebote "die Liebe zu Gott" - ganz in der jüdischen Tradition - nennt, so ist das nichts anderes als der Aufruf "Glaubt an Gott, mit jeder Faser Eures Seins!". Gerade im jüdischen Denken ist Lieben und Erkennen fast schon das Gleiche. Wer eine andere Person liebt, der will sie kennen; immer mehr und immer tiefer. Papst Benedikt hat einmal Theologie umschrieben als "der Versuch, den Geliebten immer besser kennen zu lernen".

Deshalb können wir Gott auch mit ganzem Herzen und ganzem Verstand lieben - der Verstand bleibt keineswegs außen vor. Unser moderner Liebesbegriff (wie Richard David Precht ihn zum Beispiel vertritt) verkürzt die Liebe nur noch auf ein Gefühl - einen Affekt. Aber Liebe heißt eben auch Nachdenken, Verstehen und Begreifen.

Allerdings - in der umfassenden Weise, wie Jesus diesen Anspruch formuliert, können wir uns schon ein wenig überfordert fühlen. "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft." So sehr? Ja, 100 %! Aber - da bleibt dann doch kaum noch Platz für etwas anderes in unserem Leben? Und, als wenn das noch nicht genug wäre, belässt es Jesus allerdings nicht mit diesem einen Gebot, sondern fügt noch ein zweites hinzu: "Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst."
Sie und ich hätten vermutlich (als Schriftgelehrte) die Segel gestrichen und gesagt: "Das auch noch? Mehr als 100% geht doch nicht!"

Aber dann hätten wir nicht begriffen, wie Gott ist. Er steht doch gar nicht in Konkurrenz zu den anderen Menschen! Es soll ja nicht so sein, dass wir zunächst eine gewisse Zeit und Energie für die Liebe zu Gott aufwenden, und dann - anschließend - noch mehr Zeit und weitere Kraft für die Liebe zum Nächsten. Nein, die Art und Weise, Gott zu lieben, besteht darin, den Nächsten ins Herz zu schließen. Und die Liebe zum Nächsten ist nur dann wirkliche Liebe, wenn sie auch aus Zuneigung zu Gott geschieht - dort ihren Ausgangspunkt nimmt und auch wieder zu Gott führt. Wir sollen Gott und den Nächsten lieben, indem wir en Nächsten und Gott lieben.

Und - wiederum - mit ganzer Kraft, mit ganzem Herzen, und: mit ganzem Verstand. Ja, mit ganzem Verstand!

Ein ganz entscheidende Ort, die Menschen und Gott zu lieben, ist - die Kirche. Dort laufen die entscheidenden Fäden zusammen: Wir feiern Gottesdienst und stärken uns gegenseitig. Wir dienen einander helfen uns gegenseitig in den Himmel. Wir lernen uns gegenseitig verstehen, indem wir Gott studieren. Indem wir von Gott erfahren, öffnen wir uns füreinander.

Liebe Schwestern und Brüder, das klingt ein wenig idealistisch. "So ist unsere Kirche heutzutage aber nicht mehr!" Ja, in dem jetzigen Zustand, in dem viele unsere Gemeinden sich befinden, kann man nicht mehr wirklich im vollen Sinne von Kirche sprechen. Gottesliebe und Nächstenliebe sind auseinander gefallen; und nachdem die Liebe zu Gott verdunstet, stirbt auch die Nächstenliebe. Noch sind Spuren vorhanden, aber sie werden immer undeutlicher.

Liebe Schwestern und Brüder, wenn wir unseren Glauben erneuern wollen, dann geht das nur in und mit der Kirche. Dann geht das nur, wenn wir uns neu "mit ganzem Herzen, mit ganzem Verstand, mit ganzer Seele, mit all unseren Gedanken und all unserer Kraft" wieder in den Raum der Kirche begeben: Im Empfang der Sakramente, im Hören auf das Wort, im Leben der Gebote und der Liebe, im Beten miteinander.

Das ist kein theoretisches Gedankengebäude. Das ist eine Frage der ganz konkreten Alltagsentscheidungen: Wo sind denn unsere Kinder, unser Kommunionkinder, deren Eltern, unsere Jugendlichen, unsere Nachbarn und Verwandte? Haben wir wirklich noch einen gemeinsamen Glauben? Eine gemeinsame Hoffnung? Die eine Liebe?

Und vor allem die entscheidende Frage: Lieben wir sie wirklich?

Wenn ja, dann dürfte es uns ein inneres Herzensanliegen sein, sie mitzunehmen auf den Weg des Glaubens, den wir selber gehen. In der Kirche, mit der Kirche wachsen in der Liebe zu Gott. Amen.

3. Predigtvorschlag

(Anlässlich einer bevorstehenden Firmung)

Man gönnt sich ja sonst nichts.

Wer den Nächsten lieben will, wie sich selbst, darf sich selbst nicht vernachlässigen. Der muss auch etwas für sich selbst tun, sich selbst auch mal etwas gönnen. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Dass klingt selbstverständlicher, als es in Wirklichkeit ist. Wann gönnen wir uns schon einmal etwas? Ich meine nicht die neue CD, das neue Sweat-Shirt oder die neuen Turnschuhe von LA oder was man sich sonst so kauft. Wer sich wirklich einmal etwas gönnen will, braucht dafür kein Geld auszugeben.

Wann haben wir zuletzt mal etwas für unser Herz getan? Etwas für unsere Seele? Unser Herz braucht Pflege, und zwar nicht zu knapp. Wann gönnen wir uns schon einmal ein gutes Gespräch? Wann besuchen wir schon einmal jemanden - von ganzem Herzen? Wann schreiben wir überhaupt einmal einen Brief - oder lachen einmal - ganz herzlich, herzerfrischend?

Man gönnt sich ja kaum etwas. Wir sind mit den Gedanken immer nur bei anderen. Und selbst, wenn wir an uns selber denken, sind die anderen immer schon mit dabei: Wie wirkt das auf andere? Was denken die, wenn die mich so sehen? Was machen die wohl für Augen, wenn ich ihnen das erzähle? Was werden wohl meine Freunde sagen?

Wer anderen zugeneigt sein will, muss bei sich selbst anfangen. Es gibt die verschiedensten Möglichkeiten, etwas für sich selbst, für sein Herz, für seine Seele zu tun. Wir wär's einmal mit - Beten?

Ja, der ist Kaplan, und wir sind hier in der Kirche, kein Wunder, das der mit sowas ankommt.

Nein, ich meine das ehrlich: Probiert's doch einmal mit Beten. Mit einem ganz persönlichen Gespräch. Ganz für euch, ihr alleine, ohne Messe, ohne Gottesdienst, ohne Priester. Betet einmal nur für Euch, erzählt von euren Sorgen, von euren Freuden, von den alltäglichen Kleinigkeiten. Gönnt euch doch mal das Gebet. Es gibt jemand, der darauf wartet.

Noch ein Vorschlag, was ihr euch einmal gönnen könntet: Wie wär's einmal mit - Firmung? So eine Firmung tut der Seele echt gut. Die Firmvorbereitung mag ja mal mehr, mal weniger gut sein. Aber so eine Firmung - das baut auf. Denn da wirkt Gott an Euch - wenn ihr nichts dagegen habt.

Okay - ihr wacht am Tag nach der Firmung genauso auf wie am Tag vorher, und die Gerüchte, dass derjenige, der gefirmt ist, beim Duschen nicht mehr nass wird, sind auch gelogen.
Aber eurem Herzen geht's dann besser, ihr habt etwas für eure Seele, für euch selbst getan. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Und nur wer auch an sich selbst denkt, kann an andere denken. Nur, wer sich selbst nicht vernachlässigt, kann anderen helfen. Nur, wer sich selbst nicht hasst, kann andere lieben. Und das haben wir ja in Gronau übersetzt: Nur, wer sich selbst im Auge behält, kann anderen sagen: Pass gut auf Dich auf.

Also, wie wär's mit: Firmung - man gönnt sich ja sonst nichts.

Fürbitten