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Predigtvorschläge - 21. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C)
1. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2007)

Schwestern und Brüder!

„Die Hölle gibt es doch gar nicht!“ oder „Die Hölle ist leer!“
So höre ich viele Menschen reden. Auch viele Christen.

Die Menschen glauben zwar größtenteils daran, dass es nach dem Tode irgendwie weitergeht;

aber den Glauben daran, dass im Jenseits die Guten von den Bösen geschieden werden, die einen in den Himmel, die anderen an einen Ort der ewigen Verdammnis kommen – diesen Glauben verweisen die meisten Menschen –eben auch viele Christen- in das Reich der Legenden.

Nun, an einer gewissen Ablehnung des Gerichtsgedanken ist auch etwas Richtiges dran:
Ein Glaube der sich nur an Gott und an das Gute hält, weil man Angst hat, in der Hölle zu landen, ist ein nicht sehr befreiender Glaube.
Gott und den Menschen soll man lieben, weil beide liebenswert sind, und nicht allein, weil sonst das ewige Feuer droht.
Eine Ehe, die nur aufrechterhalten wird, weil sonst Unterhaltszahlungen drohen, ist keine echte Ehe mehr, erst recht keine Liebe.

Dennoch: Das Leben aus der Sicht des berühmten Karnevalsliedes „Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel“ zu beurteilen hat verheerende Folgen.

Das wäre ein Freibrief für jeden und jede, das zu tun, wonach es einem gerade gelüstet. Nach dem Motto:
Ob ich kaufe oder stehle, ob ich die Wahrheit sage oder lüge, ob ich töte oder das Leben der anderen achte, ist ja egal:
Zum Schluss komme ich ja ohnehin in den Himmel.
Der barmherzige Vater im Himmel degeneriert dann zum treudoofen Onkel.

Ein Glaube, der ein Gericht ablehnt, nimmt unser Leben dann nicht wirklich ernst.
Sowohl das Leben der Heiligen und Seligen, als auch das Leben, der Hitlers und Stalins aller Zeiten.
Aber auch Ihr Leben und das meinige nimmt eine solche Haltung nicht ernst.

Machen wir uns nichts vor:
Es gibt so etwas wie das persönliche Gericht eines jeden Menschen vor Gott.
Bei Gericht dürfen wir nicht daran denken, dass dort ein willkürlicher Despot sitzt und nach Lust und Laune verurteilt. Ein Richter nimmt sorgfältig auf, was war und ist. Danach entscheidet er.
Denn Gott nimmt unser Leben ernst. Er nimmt das ernst, was wir sind und was wir tun.
Das ist keine Drohung, keine Drohbotschaft, mit der ich Ihnen Angst einjagen will.
Das ist eine Frohbotschaft, die die Liebe Gottes zu uns Menschen ausdrückt. Nur wer wirklich liebt, nimmt den Geliebten auch wirklich ernst.

Es ist Gott eben nicht egal, was wir tun und wie wir leben, so wie es Eltern nicht egal sein kann, was ihre Kinder tun und wie sie leben.

Gott nimmt uns ernst.
Nichts anderes hat Jesus, unser Herr, immer und immer wieder gesagt.
Zum Beispiel beantwortet er die Frage aus dem Evangelium heute: „Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden?“
indem er auf den Ernst des Lebens verweist: „Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen!“

Es geht Jesus nicht darum, stur und leblos irgendwelche Gebote einzuhalten, um mit einer weißen Weste durchs Leben zu kommen.

Es geht ihm darum, dass wir auf das unbedingte JA! der Liebe Gottes zu uns mit einem ebenfalls unbedingten JA! zu Gott antworten. Darauf kommt es am Ende an. Nicht mehr. Nicht weniger.

Aber dieses JA! gilt es einzuüben. Und dazu helfen uns die Gebote Gottes, die Gottes- und die Nächstenliebe.
Wir müssen dieses JA! schon hier und jetzt leben. Wir können dieses JA! nicht auf die Ewigkeit verschieben. Dann ist nämlich die Türe zu, und wir stehen draußen.

Wessen Leben immer nur aus halbherzigen „JA, irgendwie schon“, „JA, morgen“ „JA, vielleicht“ bestanden hat,
oder wessen Leben eine ganze Reihe von bewussten, deutlichen und ausdrücklichen „NEIN!“ beinhaltet hatte, für den wird es unter Umständen in der Ewigkeit zu spät sein. Dann nämlich ist die Tür ein für alle mal verriegelt. Das ist die Botschaft des heutigen Evangeliums.

Liebe Schwestern und Brüder!
Noch einmal: Dies ist keine Drohbotschaft.
Das Evangelium endet ja schließlich mit einer hoffnungsfrohen Vision: Aus allen Himmelsrichtungen kommen Scharen von Menschen, die im Reich Gottes zu Tische sitzen, die also „Drin“ sind.
Übrigens hat die Kirche nie gesagt, wer in der Hölle sei, sondern nur die Seligen und Heiligen genannt, von denen wir glauben, dass sie schon im Himmel sind.

Für uns Christen gilt, dass wir die begründete Hoffnung auf einen „Freispruch“ haben, weil Jesus Christus selbst für uns eintritt. Schließlich ist er genau darum Mensch geworden, um für uns einzutreten. Und mit einem solchen Anwalt können wir das Gericht wirklich bestehen

Wenn wir uns bemühen, dann dürfen wir – egal, ob es uns immer gelingt oder vielleicht auch nicht- uns auch getrost auf die Barmherzigkeit Gottes verlassen.
Bemühen müssen wir uns aber schon: „Müht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen.“

2. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2007)

Liebe Gemeinde!

Ein erfolgreicher Vertreter verliert wegen Alkohol am Steuer seinen Führerschein und damit auch seine Arbeit; er kann die monatlichen Zinsen und Tilgung für seinen Neubau nicht mehr bezahlen, verliert auch noch sein Haus und sackt ein paar Stufen ab. Seine früheren Freunde gehen ihm nun öfter aus dem Weg, seine drei Kinder werden von ihren ehemaligen Freunden geärgert, weil sie sich die angesagten Klamotten nicht mehr leisten können. Und Sprüche kann er sich genug anhören: „Das kommt davon, wenn man zu hoch hinaus will! Man sollte auch nicht soviel trinken!“ – Und ein ganz aktuelles Beispiel: Ein Politiker und Bürgermeisterkandidat hat seinen Lebenslauf gefälscht und unrechtmäßig vorgegeben, einen Doktortitel zu besitzen. Kurz vor der Wahl fliegt seine Hochstapelei auf. Er muss seine Kandidatur zurückziehen, verliert alle Anerkennung und muss mit einem Strafverfahren rechnen. Die neue Existenz, die er sich gerade aufzubauen im Begriff war, ist ein Scherbenhaufen.

Zwei Streiflichter durch unsere Welt, beliebig lassen sich ähnliche Beispiele finden. „Wer zu stehen meint, der gebe acht, dass er nicht fällt“, mahnt schon der Apostel Paulus (1 Kor10,12). Und der Volksmund sagt: „Hochmut kommt vor dem Fall.“ – Das ist die eine Seite: Wer zu den Ersten gehört hat, kann plötzlich auf der Verliererseite stehen, auf dem letzten Platz. – Aber rechtfertigt das die Häme und Schadenfreude der anderen? Das ist die andere Seite: Mit Hinweis auf den eigenen guten Leumund neigen wir Menschen dazu, andere zu verachten, die aus welchem Grund auch immer auf einen der letzten Plätze abgerutscht sind. Es ist immer leicht, die Fehltritte anderer aufzudecken und sich darüber zu erheben, aber wir sollten, bevor wir das tun, das Wort Jesu bedenken: „Ja, es gibt Letzte, die Erste sein werden, und es gibt Erste, die Letzte sein werden.“

Dieses Wort Jesu wie auch sein Bildwort von der engen Tür sind eine Mahnung an uns, jeden Tag umzukehren. „Herr, Herr“ sagen allein genügt nicht, auch nicht die regelmäßige Mahlgemeinschaft mit Jesus bei der Heiligen Messe und das Hören der Verkündigung, denn wir sollen „nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit“ (1 Joh 3,18). „Bemüht euch mit allen Kräften!“, sagt Jesus, denn die Umkehr, die von uns gefordert ist, ist schwer, und auch uns gilt die Mahnung: „Wer zu stehen meint, der gebe acht, dass er nicht fällt.“

Das Wort Jesu von den Ersten und den Letzten hat diese zwei Seiten: Mahnung für diejenigen, die sich allzu sicher wähnen, und Trost für diejenigen, die verzweifelt sind. Jesus ist weit davon entfernt, ein Schwarz-Weiß-Bild zu zeichnen, das es uns ermöglichen würde, die Menschheit in Gute und Böse einzuteilen und schnell unseren Platz auf der Seite der Guten zu finden. Es soll uns vielmehr helfen, beide Seiten in uns selbst zu entdecken: den Hochmut zu bändigen und der Verzagtheit mit Mut zu begegnen.

Jesus nennt keine Zahlen, wie viele Menschen gerettet werden. Das hätten wir vielleicht gerne, um uns eine Sicherheit zu verschaffen und uns dann auf unseren Lorbeeren ausruhen zu können. Gegen ein solches Missverständnis setzt Jesus das Wort von der engen Tür. Nicht um damit zu sagen, dass die Chance, gerettet zu werden, gering ist, sondern um uns vor trügerischer Selbstsicherheit zu bewahren.

Das Bildwort von der Tür sagt doch zuerst dies: Die Tür steht für alle offen; „Gott will, dass alle gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen.“ (1 Tim 2,4) Die Frage ist nur: Schätzen wir das auch recht ein? Schätzen wir uns selber richtig ein? Ich meine damit: Sehen wir, dass wir selber zuerst der Gnade Gottes bedürfen, und zwar nicht nur einmal, sondern immer wieder? Wenn ich die Fehler anderer so klar erkenne, sind mir meine eigenen genauso bewusst? Wenn ich mich unter den Ersten wähne, halte ich das dann für mein Verdienst? (Oder bin ich vielleicht nur bisher nicht erwischt worden?)

In einem Hochgebet heißt es: „Wäge nicht unser Verdienst, sondern schenke gnädig Verzeihung.“ Das ist die richtige Haltung vor Gott, und wer sie einnimmt, der wird sich schwerlich über einen anderen Menschen erheben, ihn verurteilen oder abschreiben. Wenn wir diese Haltung einnehmen, können wir immer wieder Trost, Kraft und Mut gewinnen und eine Geborgenheit in Gott erfahren, die unser Glaube in erster Linie schenkt. Und dann ist es auch selbstverständlich und leicht, diese Aufrichtung des Glaubens auch anderen zuzugestehen, gerade den vermeintlich Letzten. Sonst kehrt sich das Verhältnis von Ersten und Letzten leicht um.

3. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

jede Messe, die wir hier in unserer Kirche feiern, ist ein Vorgeschmack auf das himmlische Hochzeitsmahl. Sie ist ein Bild - aber auch ein Prüfstein. Vor allem ein Prüfstein für die Frage, die "einer" heute an Jesus stellt: "Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden?"

Wir stellen uns oft vor, dass wir irgendwann vor der Himmelstür stehen und um Einlass bitten. Ob Petrus uns dann hineinlässt, scheint uns eine Frage der Größe Gottes zu sein - es liegt nunmehr nicht in unserer Hand. Soll er doch seine Barmherzigkeit zeigen.
Aber Jesus beantwortet nicht die Frage, wenn Petrus hineinlässt und wen nicht. Sondern er lenkt den Blick auf das, was sich VOR der Himmelstür abspielt: Denn ist es wirklich so, dass wir vor der Türe sehen und anklopfen? Oder haben wir längst den Weg verlassen und suchen unser Heil woanders? Aber: Warum sollte einer nicht in den Himmel wollen? Warum sollte jemand zu dieser Einladung Gottes "Nein" sagen?

Natürlich ist die Gemeinde hier in der Kirche nicht wirklich deckungsgleich mit denen, die dereinst im Himmel gemeinsam da Hochzeitsmahl feiern werden. Aber wenn wir einmal so tun, als wenn alle, die hier sind, sozusagen an die Himmelstüre klopfen und um Einlass bitten - warum sind dann soviel nicht hier und bitten erst gar nicht? Warum suchen so viele Menschen nicht im Glauben Halt und Freude? Warum klopfen so viele Menschen überhaupt nicht an?

Da hilft uns vielleicht die Lesung aus dem Hebräerbrief weiter. "Gott züchtigt" heißt es dort. Gott lässt es zu, dass wir gefordert werden, uns bewähren müssen. Ja, er lässt es sogar zu, dass uns Leid geschieht, Hoffnungen zerbrechen und Liebe versagt. Dass Ehe scheitern und liebe Menschen sterben. Wir leiden, trauern und sind der Verzweiflung nahe sind - und wo ist Gott?
Nicht wenige Fragen: "Warum tut Gott nichts? Will er mich nicht in seinem Himmel? Ist er kein guter Gott? Er hat die Welt doch in sieben Tagen - ja, sogar in sechs Tagen erschaffen! Warum nimmt er nicht einfach alles Leid aus dieser Welt? Warum sortiert er nicht einfach alle bösen Menschen aus?"
Und der Gedanke wächst schnell: Mit diesem Gott ist kein Brotkorb zu gewinnen. Was soll ich bei ihm?

Warum soll ich mich bemühen, in ein Hochzeitsmahl mit diesem Gott einzutreten? Einen Himmel mit diesem Gott? Nein danke.

Der Hebräerbrief gibt darauf eine Antwort: "Glaube nicht, dass Gott dich nicht liebt, nur weil Du leiden musst. Zweifle nicht daran, dass er von Dir weiß und sich um Dich kümmert. Er züchtigt Dich, weil er Dich liebt!"

In den Unglücken meines Lebens Gottes Nähe zu erkennen...? Ist das nicht ein bisschen viel verlangt?

Das, meine lieben Schwestern und Brüder, ist der enge Weg. Das Bemühen mit allen Kräften. Das schaffen viele nicht und versuchen es doch:

Im zänkischen Nachbarn Gottes Anfrage an meine Liebesfähigkeit zu sehen. Im Autounfall eines guten Freundes meinen Glauben an das ewige Leben zu prüfen und wachsen zu lassen. Im Verlust meiner Sicherheit (durch Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Behinderung) mein Gottvertrauen zur Reife zu führen. Betrogen zu werden, missbraucht und verletzt, und deshalb die Größe zu erlangen, wirklich zu verzeihen.

Sehen Sie im nervenden Freund die Gelegenheit, an ihrer Geduld zu arbeiten - er ist ein Geschenk Gottes. Sehen Sie im Unglück die Gnade, tröstende Menschen neu zu entdecken. Sehen Sie im Leid des Anderen Gottes Aufruf, selbst Trost zu spenden und Liebe zu zeigen.

Wer hier anklopft - in jeder Eucharistiefeier - dem wird geöffnet. Zuallererst die Augen für das Wirken Gottes selbst in jeder Not. Und dadurch auch die Tür zum ewigen Leben. Amen.

4. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!

Wer kommt eigentlich alles so in den Himmel rein? Alle? Nur 144.000, wie die Zeugen Jehowas glauben - dann wäre der Himmel schon voll - auch die noch lebenden Zeugen Jehovas hätten dann konsequent gedacht dort keinen Platz mehr. Ich sag denen dann immer: aber bei uns im Himmel ist noch Platz! Wir haben es heute wieder in der 1. Lesung und auch im Evangelium gehört: Gott ruft unsere Brüder aus allen Völkern zusammen, damit sie seine Herrlichkeit sehen - bzw. bei Lukas vorhin: "Und man wird von Osten und Westen, Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen." - aus allen Himmelsrichtungen werden die Himmelsbewohner kommen, alle Menschen sind eingeladen.

Sind also auch alle drin? Oder sind es nur wenige, die gerettet werden? So war ja auch die Ausgangsfrage im heutigen Evangelium. Und Jesus antwortet nur indirekt: bemüht Euch mit allen Kräften, durch die Enge Tür zu gelangen, denn vielen wird es nicht gelingen. Ihr selbst werdet ausgeschlossen sein. Ziemlich deutlich sagt Jesus hier, dass nicht alle einfach so in den Himmel kommen, die auch rein wollen, dass es doch auch wohl Bewohner in der sogenannten Hölle gibt. Anders weiß ich diese Worte Jesu nicht zu deuten. Und sie sind Ihm auch nicht im Nachhinein in den Mund gelegt worden. Im Gegenteil: es gilt als sicher, dass Jesus diese Worte so gesagt hat. Und er hat damit auch etwas beabsichtigt. Er wollte uns keine Angst machen: buhhh - die Hölle; sondern er will uns ermahnen, erinnern, nicht alles so selbstverständlich zu nehmen, so automatisierend: ich gehöre ja zum Volk Gottes: zum auserwählten Volk Israel oder durch den Taufschein zu den erretteten Christen - mir kann ja nichts passieren. Sondern die Zugehörigkeit zu Gott erwartet auch ein gottgefälliges Leben.

Die 2. Lesung hat es so deutlich gemacht, dass Gott uns züchtigt und dadurch etwas Gutes tun möchte, so wie der Vater seinen Sohn auch mal etwas verbieten muss, damit er zum Guten geführt wird. Diese Rede von der engen Tür zum Himmelreich erinnert uns daran, dass der breite Weg der Gesellschaft nicht automatisch der Richtige ist, dass es manchmal Mühe kostet, den gottgefälligen engen Weg zu gehen, aber dass er nötig ist!

5. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder, wir schieben die Frage gerne von uns und tun so, als ob sie schon längst beantwortet wäre: Die Frage nach Himmel und Hölle - und auch die Frage, wo wir denn unseren Platz haben.

Ob es ein Leben nach dem Tode gibt, ist bei den meisten Menschen nicht strittig. Mehr als 70 % aller Menschen glauben daran, dass es nach dem Tode irgendwie weiter geht.

Der Glaube aber daran, ob im Jenseits die Guten von den Schlechten geschieden werden, die einen in den Himmel kommen - und die anderen an den Ort ewiger Verdammnis - das verweisen sogar die meisten Christen als längst überholt in das Reich der Legenden.

An dieser Ablehnung des Gerichtsgedanken ist etwas richtiges dran: Ein Glaube, der sich nur an Gott und das Gute hält, weil man Angst hat, in der Hölle zu landen, ist kein Glaube. Gott und die Menschen sollte man lieben, weil beide liebenswert sind, und nicht, weil sonst das ewige Feuer droht. Eine Ehe, die nur noch aufrechterhalten wird, weil sonst Unterhaltszahlungen drohen, ist keine Ehe mehr, von Liebe ganz zu schweigen.

Aber so richtig diese Kritik ist, der Vermutung, alle Menschen kämen - ohne Unterschiede - in die himmlische Herrlichkeit würde unser Leben hier restlos entwerten. Nicht nur unser Leben: Das Leben einer Mutter Theresa bspw. wäre reinste Lebensverschwendung. Und auf der anderen Seite: Was ist denn mit den Schlächtern in Bosnien-Herzegowina oder im Kosovo, die Menschen auf brutalste Weise quälen und töten, und die - bis jetzt zumindest - ungestraft davon kommen? Was ist mit den KZ-Wärtern, die sich ein schönes Leben in Südamerika machen? Was ist mit den bezahlten Mördern der Straßenkinder in Brasilien? «Schön, dass ihr auch hier seid...» - ???

Machen wir uns nichts vor: Es gibt so etwas wie das persönliche Gericht eines jeden Menschen. Denn Gott nimmt unser Leben hier auf Erden ernst, nicht nur das der Kriegsverbrecher und Mörder, sondern dann auch das eines jeden Menschen. Das ist keine Drohung, keine Angstmacherei, sondern Ausdruck der Liebe Gottes: Es ist eben nicht egal, was wir tun, wie wir leben. Nichts anderes hat Jesus uns immer wieder gesagt. Er antwortet nicht auf die Frage, wieviel gerettet werden. Er antwortet, indem er uns auf den Ernst des Lebens verweist. «Müht euch mit allen Kräften!»

Unser Leben darf allerdings nicht darin bestehen, Punkte zu sammeln, bis wir ein Konto haben, das zum Eintritt in den Himmel berechtigt. Unser Leben ist auch kein stures befolgen von Geboten und Vorschriften, um dann mit einer weißen Weste vor Gott stehen zu können.
Wenn wir einmal vor Gott stehen, dann ist das einzig entscheidende, ob wir zu Gottes unbedingter Liebe ein ebenso unbedingtes «Ja!» sprechen. Nicht mehr, und nicht weniger.
Aber in dieses «Ja» müssen wir uns einüben, das «Ja» zu Gott und den Menschen müssen wir hier schon Leben lernen. Wir können dieses «Ja» nicht auf die Ewigkeit verschieben: Dann ist die Türe zu, und wir stehen draußen.
Wessen Leben immer nur aus halbherzigen «Ja, vielleicht», «ja, morgen schon» oder «ja, wenn, dann» bestanden hat, oder - was ich persönlich durchaus schon erfahren habe - wessen Leben eine ganze Reihe von deutlichen, bewussten und ausdrücklichen «Nein!» zu Gott zum Inhalt hatte, für den wird es - so die Botschaft des heutigen Evangeliums - in der Ewigkeit zu spät sein. Dann ist die Türe nämlich verriegelt.

Das Evangelium schließt aber sehr hoffnungsvoll: Da ist die Rede von Scharen aus dem Osten, Westen, Norden und Süden, die vom Reich Besitz ergreifen. Denn für uns Christen gilt, dass wir die begründete Hoffnung auf «Freispruch» haben, weil Jesus Christus selbst für uns eintritt. Schließlich ist er genau darum Mensch geworden, um für uns eintreten zu können. Und mit einem solchen Anwalt kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen.

Wenn wir uns bemühen, dann dürfen wir - egal, wie weit es uns gelingt - uns auch getrost und in aller Seelenruhe auf die Barmherzigkeit Gottes verlassen.

Amen.

6. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder, die Frage ist bei uns Christen heutzutage allgegenwärtig: Warum werden wir eigentlich immer weniger? Weniger im Gottesdienst, weniger in der aktiven Mitarbeit der Gemeinde, weniger im gemeinsamen Gebet... - und so stehen die Befürchtungen bei der Kandidatensuche für den Pfarrgemeinderat im Raum: Wird da überhaupt noch einer mitmachen?

In den letzten Jahrzehnten der Experiment und gegenseitigen Vorwürfen wird es immer deutlicher: Das Problem liegt gar nicht zuerst in der Kirche selbst begründet. Zugegeben, vieles liegt auch bei unserem kirchlichen Tun im Argen und wir Katholiken müssen immer wieder kritisch auf das schauen, was wir tun. Aber die eigentlichen Gründe liegen in den gesellschaftlichen Veränderungen, die wir heute erleben. Immer mehr distanzieren sich die West-Europäer von christlichen Werten, die mancher noch für selbstverständlich und für ein Allgemeingut gehalten hat. Es ist doch einfacher, das zu tun, was bequem ist, als das, was moralisch ist. «Bevor ich mir von den Kirchen ein schlechtes Gewissen machen lasse, gehe und höre ich dort einfach nicht mehr hin. Denn wenn die Kirchen mir kein gutes Gefühl vermitteln, sondern eher den Finger in die Wunden der Gesellschaft und damit auch bei mir legen, dann haben die Kirchen mir eben nichts mehr zu sagen.»

Da ist das heutige Evangelium und die Lesung aus dem Hebräerbrief eine heilsame Kritik und kann als "Zurechweisung" Gottes verstanden werden: Das Reich Gottes liegt nicht auf der Straße. Es ist nicht das Vielbesuchte, Selbstverständliche und Bekannte. Man kann es nicht wie ein breites, freundliches Portal betreten, ohne anzuecken. Man muss sich hineinzwängen. Es ist die tägliche Mühe, Gottes Willen zu erkennen und anzuerkennen. Er ist nicht mein Wille, meistens läuft er dem völlig entgegen, was ich will. In dieses Reich Gottes (und damit ist nicht der Himmel gemeint, sondern der Glaube, der mich hier auf Erden schon erfüllt!) kann nur der gelangen, der den Willen Gottes freudig tut.
Liebe Schwestern und Brüder, Der Hebräerbrief, aus dem wir die Lesung gehört haben, ist am Ende des ersten Jahrhunderts an die zweite Generation der Christen geschrieben worden. Sein Ziel ist es nicht (wie in den meisten Paulusbriefen), Irrlehren zu bekämpfen, sondern einer wachsenden Ermüdung und Gewöhnung der Christen entgegenzutreten. Das Anliegen Jesu, die Weckung des Glaubens und die Sammlung des Gottesvolkes, war in Gefahr, verloren zu gehen. Die tätigen Hände der ersten Generation waren abgearbeitet und die Knie derer, die berufen waren, Neues zu wagen, waren müde geworden.
Das ist doch genau das, was wir heute erleben, oder? Da fällt das Beten schwer, die Kinder wollen nicht zur Kirche, man erwischt sich immer wieder bei Lügen und bei kleinen und großen Lieblosigkeiten, und trotzdem liegt mir die Beichte so fern wie die Hauptstadt von Timbuktu. Wie einfach wäre es, ohne Gott und ohne Moral, ohne Kirche und ohne religiösen Pflichten! Müdigkeit macht sich breit.

Liebe Schwestern und Brüder, nichts ist dem Hebräerbrief fremder als in das dumpfe Klagen über diese Zustände einzustimmen. Er vergleicht den Weg des Glaubens mit der Schule. Das Vertrauen auf Gottes Fügung wird schließlich nicht mit Genen vererbt. Es muss gelehrt und gelernt werden, von Generation zu Generation. Auch das Lesen, Rechnen und Schreiben zu lernen macht Mühe; bequemer wäre es, die Schrift und die Mathematik abzuschaffen, als sie immer wieder mühsam zu erlernen. Ich kenne wenige Schüler, die sich auf die Abiturprüfungen freuen.
Auch die erste Generation, die Apostel, die Männer und die Frauen, die Jesus gefolgt waren, hatten eine harte Schule mitmachen müssen, deren größte Prüfung das Aushalten unter dem Kreuz war. Diese Schule kann keiner Generation erspart bleiben, und diese Schule ist immer auch eine harte Schule: «Haltet aus, wenn ihr gezüchtigt werdet! Jede Züchtigung scheint zwar für den Augenblick nicht Freude zu bringen, sondern Schmerz, später aber schenkt sie dem, der durch diese Schule gegangen ist, als Frucht Frieden und die Gerechtigkeit.»

Klagen wir nicht, sondern tun wir, was Gott uns aufträgt. So werden "die erschlafften Hände wieder stark und die wankende Knie wieder fest!" Gott gibt immer wieder Freude zu unserem Tun, egal, wieviele wir sind. Amen.

Fürbitten