Suche: 

Neue Site - empfehlenswert! Ein Ableger der Karl-Leisner-Jugend: aktueller, kürzer, frischer und moderner: www.gut-katholisch.de.

Predigtvorschläge - 23. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C)
1. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2007)

Liebe Gemeinde!

Am letzten Sonntag habe ich über die Demut und ihren Gegensatz, den Hochmut, gesprochen. Heute möchte ich den Faden wieder aufnehmen und ein anderes Gegensatzpaar bedenken, das aus der Reihe der so genannten sieben Todsünden genommen ist: die Trägheit bzw. ihren positiven Gegensatz, den Starkmut.

Hierzu möchte ich anknüpfen an den Vergleich, den Jesus im heutigen Evangelium anstellt: „Wenn einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und rechnet, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen?“ Wer das Ziel will, der muss auch die Mittel wollen. Das aber ist keineswegs selbstverständlich; vielmehr kommt es immer wieder vor, dass man eine Sache zwar eigentlich haben will, aber man hat keine Lust, das dazu Nötige einzusetzen. So würden viele gern mit dem Rauchen aufhören, aber sie scheuen die Entzugserscheinungen. Oder jemand würde gern Englisch sprechen können, aber er sieht sich gegen die Arbeit an, die er investieren müsste. Beispiele gibt es genug, die das illustrieren, wogegen Jesus sich wendet.

Dass wir es hier mit der Trägheit zu tun haben, leuchtet vermutlich leicht ein. Was aber ist die Trägheit eigentlich, und warum wird sie von den Theologen als eine der sieben Haupt- oder Todsünden angesehen? Wenn wir die Trägheit beschränken würden auf Faulheit und Bequemlichkeit, dann ließe sich das allerdings nicht einsehen. Warum sollte der Müßiggang „aller Laster Anfang“ sein? Nicht die Muße ist schlecht, und auch die Neigung zur Bequemlichkeit ist noch keine Sünde; aber die Geisteshaltung, die sich dahinter verbirgt oder verbergen kann, hat tatsächlich etwas an sich, das direkt gegen Gott gerichtet ist, und darum geht es bei dem Laster, das die Alten „acedia“ genannt haben und das sowohl Trägheit als auch Traurigkeit einschließt. Gemeint ist die Verweigerung von Anstrengung, insbesondere von geistiger Anstrengung – und zwar aus einem Gefühl der Traurigkeit und Verzagtheit heraus, das Sören Kierkegaard als „Verzweiflung der Schwachheit“ bezeichnet hat. Wer von dieser Verzweiflung der Schwachheit befallen ist, wagt es nicht mehr, er selbst zu sein; er weigert sich, sein eigenes Wesen und seine Berufung anzunehmen: sie ist ihm zu hoch und zu schwer, denn sie mutet ihm eine Würde zu, die ihm eben als Zumutung erscheint, als etwas, für das er sich zu schwach fühlt – „Verzweiflung der Schwachheit“. Das gibt es bei Erwachsenen und sogar schon bei Kindern. Neulich war ich in der Grundschule, um für den morgigen Familiengottesdienst zu werben. Daraufhin sagte mir ein Junge: „Das ist nichts für uns. Wir schlafen immer bis halb 10.“ Entscheidend war die Verachtung, die in seinen Worten lag: Wie kann man nur so blöd sein, für den Gottesdienst früher aufzustehen? Wie können Sie mir bloß eine solche Überwindung zumuten? – Ich frage mich dagegen entsetzt: Wie kann man nur seine Kinder schon in so jungen Jahren zu solch erbärmlicher Trägheit und Respektlosigkeit erziehen?

Der Mensch, der von Trägheit geprägt ist, weicht seiner Berufung aus, er geht sich selbst aus dem Weg und verliert sich in Ablenkungen jeder Art. Er ist wie Jona, der vor Gott fliehen will, damit er den schweren Auftrag nicht ausführen muss. Die Berufung zu einem ewigen Leben bei Gott macht ihn nicht froh, sondern ärgert ihn, so wie er überhaupt über alles unzufrieden und nörglerisch ist. Weil er sich nicht vorstellen kann und will, dass es Freude an Gott gibt, kann er nicht mehr danken. Im Extremfall wird er depressiv und lebensüberdrüssig. Wenn Gott ihm schon das Leben geschenkt hat, so räsoniert er, dann müsse er ihm die Erfüllung dieses Lebens gefälligst in den Schoß legen, anstatt ihn aufzufordern, an seiner Vervollkommnung selbst zu arbeiten.

Von hier aus verstehen wir vielleicht besser, warum der hl. Thomas von Aquin die Trägheit das „Kopfpolster Satans“ genannt hat. Vielleicht kommen wir sogar dahin, wenigstens ansatzweise die schockierenden Sätze Jesu aus dem heutigen Evangelium zu verstehen: über das Geringachten von familiären Banden, Leib und Leben im Vergleich zum Reich Gottes, das Jesus als unmittelbar nahe gekommen ansah. Wer dieses Ziel so klar im Blick hatte wie Jesus, der musste nun auch die Mittel ergreifen, die zu ihm hinführten und alles andere hintanstellen: Nur wer das wollte, der konnte Jünger Jesu sein und mit ihm eine Lebens- und Schicksalsgemeinschaft bilden. Bloßes kraftloses Wünschen hilft nichts, wenn das Ziel durch allerlei Hindernisse verstellt ist. Da muss man die Hindernisse ausräumen! Wer das nicht tun will, sondern untätig herumsteht und andere machen lässt, der arbeitet dem Ziel entgegen.

Im Grunde ist das klar. Anstößig für uns ist eher die Übertragung dieser Forderungen Jesu auf die ganze Gemeinde, für die weder klar ist, dass die Welt jeden Augenblick untergehen kann, noch, dass familiäre Beziehungen dem Reich Gottes im Weg stehen. Aber will der Evangelist die Forderung Jesu wirklich buchstäblich auf seine Gemeinde und sogar auf alle späteren Gemeinden übertragen? – Es geht doch wohl eher um die geistige Haltung und Konsequenz, von denen wir unser Handeln bestimmen lassen sollen – je nach den Umständen mal so, mal so, aber eben überzeugt, unbeirrt und mit frohem und starkem Mut. D.h. wenn man z.B. spürt, dass die Blutsbande ein Hindernis für den Glauben sind, dann muss man sich davon befreien; oder wenn man merkt, dass die weltliche Karriere oder das Luxusleben nach und nach die Religiösität ersticken, dann muss man sich nach Alternativen umsehen; wer diese Konsequenz fürchtet, ruht sich auf dem Kopfkissen des Teufels aus.

Der Trägheit und der geistigen Unlust ist die Tugend der Tapferkeit oder des Starkmutes entgegengesetzt. Wie gewinnt man Starkmut? In erster Linie durch mentales Training, durch das Betrachten des geistig Edlen und Schönen, also u.a. auch durch das, was wir hier im Gottesdienst tun: Kontemplation Gottes und seiner Herrlichkeit, für die es sich lohnt, sich anzustrengen. Auch die Betrachtung der Hässlichkeit der feigen Bequemlichkeit kann uns aufrütteln: „Mir nach spricht Christus, unser Held, mir nach, ihr Christen alle. … Ein böser Knecht, der still kann stehn, sieht er voran den Feldherrn gehen.“

Vgl. Heiko Ernst: Wie uns der Teufel reitet. Von der Aktualität der 7 Todsünden. Berlin: Ullstein, 2006, 183.

Am letzten Sonntag habe ich über die Demut und ihren Gegensatz, den Hochmut, gesprochen. Heute möchte ich den Faden wieder aufnehmen und ein anderes Gegensatzpaar bedenken, das aus der Reihe der so genannten sieben Todsünden genommen ist: die Trägheit bzw. ihren positiven Gegensatz, den Starkmut.

Hierzu möchte ich anknüpfen an den Vergleich, den Jesus im heutigen Evangelium anstellt: „Wenn einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und rechnet, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen?“ Wer das Ziel will, der muss auch die Mittel wollen. Das aber ist keineswegs selbstverständlich; vielmehr kommt es immer wieder vor, dass man eine Sache zwar eigentlich haben will, aber man hat keine Lust, das dazu Nötige einzusetzen. So würden viele gern mit dem Rauchen aufhören, aber sie scheuen die Entzugserscheinungen. Oder jemand würde gern Englisch sprechen können, aber er sieht sich gegen die Arbeit an, die er investieren müsste. Beispiele gibt es genug, die das illustrieren, wogegen Jesus sich wendet.

Dass wir es hier mit der Trägheit zu tun haben, leuchtet vermutlich leicht ein. Was aber ist die Trägheit eigentlich, und warum wird sie von den Theologen als eine der sieben Haupt- oder Todsünden angesehen? Wenn wir die Trägheit beschränken würden auf Faulheit und Bequemlichkeit, dann ließe sich das allerdings nicht einsehen. Warum sollte der Müßiggang „aller Laster Anfang“ sein? Nicht die Muße ist schlecht, und auch die Neigung zur Bequemlichkeit ist noch keine Sünde; aber die Geisteshaltung, die sich dahinter verbirgt oder verbergen kann, hat tatsächlich etwas an sich, das direkt gegen Gott gerichtet ist, und darum geht es bei dem Laster, das die Alten „acedia“ genannt haben und das sowohl Trägheit als auch Traurigkeit einschließt. Gemeint ist die Verweigerung von Anstrengung, insbesondere von geistiger Anstrengung – und zwar aus einem Gefühl der Traurigkeit und Verzagtheit heraus, das Sören Kierkegaard als „Verzweiflung der Schwachheit“ bezeichnet hat. Wer von dieser Verzweiflung der Schwachheit befallen ist, wagt es nicht mehr, er selbst zu sein; er weigert sich, sein eigenes Wesen und seine Berufung anzunehmen: sie ist ihm zu hoch und zu schwer, denn sie mutet ihm eine Würde zu, die ihm eben als Zumutung erscheint, als etwas, für das er sich zu schwach fühlt – „Verzweiflung der Schwachheit“. Das gibt es bei Erwachsenen und sogar schon bei Kindern. Neulich war ich in der Grundschule, um für den morgigen Familiengottesdienst zu werben. Daraufhin sagte mir ein Junge: „Das ist nichts für uns. Wir schlafen immer bis halb 10.“ Entscheidend war die Verachtung, die in seinen Worten lag: Wie kann man nur so blöd sein, für den Gottesdienst früher aufzustehen? Wie können Sie mir bloß eine solche Überwindung zumuten? – Ich frage mich dagegen entsetzt: Wie kann man nur seine Kinder schon in so jungen Jahren zu solch erbärmlicher Trägheit und Respektlosigkeit erziehen?

Der Mensch, der von Trägheit geprägt ist, weicht seiner Berufung aus, er geht sich selbst aus dem Weg und verliert sich in Ablenkungen jeder Art. Er ist wie Jona, der vor Gott fliehen will, damit er den schweren Auftrag nicht ausführen muss. Die Berufung zu einem ewigen Leben bei Gott macht ihn nicht froh, sondern ärgert ihn, so wie er überhaupt über alles unzufrieden und nörglerisch ist. Weil er sich nicht vorstellen kann und will, dass es Freude an Gott gibt, kann er nicht mehr danken. Im Extremfall wird er depressiv und lebensüberdrüssig. Wenn Gott ihm schon das Leben geschenkt hat, so räsoniert er, dann müsse er ihm die Erfüllung dieses Lebens gefälligst in den Schoß legen, anstatt ihn aufzufordern, an seiner Vervollkommnung selbst zu arbeiten.

Von hier aus verstehen wir vielleicht besser, warum der hl. Thomas von Aquin die Trägheit das „Kopfpolster Satans“ genannt hat. Vielleicht kommen wir sogar dahin, wenigstens ansatzweise die schockierenden Sätze Jesu aus dem heutigen Evangelium zu verstehen: über das Geringachten von familiären Banden, Leib und Leben im Vergleich zum Reich Gottes, das Jesus als unmittelbar nahe gekommen ansah. Wer dieses Ziel so klar im Blick hatte wie Jesus, der musste nun auch die Mittel ergreifen, die zu ihm hinführten und alles andere hintanstellen: Nur wer das wollte, der konnte Jünger Jesu sein und mit ihm eine Lebens- und Schicksalsgemeinschaft bilden. Bloßes kraftloses Wünschen hilft nichts, wenn das Ziel durch allerlei Hindernisse verstellt ist. Da muss man die Hindernisse ausräumen! Wer das nicht tun will, sondern untätig herumsteht und andere machen lässt, der arbeitet dem Ziel entgegen.

Im Grunde ist das klar. Anstößig für uns ist eher die Übertragung dieser Forderungen Jesu auf die ganze Gemeinde, für die weder klar ist, dass die Welt jeden Augenblick untergehen kann, noch, dass familiäre Beziehungen dem Reich Gottes im Weg stehen. Aber will der Evangelist die Forderung Jesu wirklich buchstäblich auf seine Gemeinde und sogar auf alle späteren Gemeinden übertragen? – Es geht doch wohl eher um die geistige Haltung und Konsequenz, von denen wir unser Handeln bestimmen lassen sollen – je nach den Umständen mal so, mal so, aber eben überzeugt, unbeirrt und mit frohem und starkem Mut. D.h. wenn man z.B. spürt, dass die Blutsbande ein Hindernis für den Glauben sind, dann muss man sich davon befreien; oder wenn man merkt, dass die weltliche Karriere oder das Luxusleben nach und nach die Religiösität ersticken, dann muss man sich nach Alternativen umsehen; wer diese Konsequenz fürchtet, ruht sich auf dem Kopfkissen des Teufels aus.

Der Trägheit und der geistigen Unlust ist die Tugend der Tapferkeit oder des Starkmutes entgegengesetzt. Wie gewinnt man Starkmut? In erster Linie durch mentales Training, durch das Betrachten des geistig Edlen und Schönen, also u.a. auch durch das, was wir hier im Gottesdienst tun: Kontemplation Gottes und seiner Herrlichkeit, für die es sich lohnt, sich anzustrengen. Auch die Betrachtung der Hässlichkeit der feigen Bequemlichkeit kann uns aufrütteln: „Mir nach spricht Christus, unser Held, mir nach, ihr Christen alle. … Ein böser Knecht, der still kann stehn, sieht er voran den Feldherrn gehen.“

Vgl. Heiko Ernst: Wie uns der Teufel reitet. Von der Aktualität der 7 Todsünden. Berlin: Ullstein, 2006, 183.

2. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2004)

Liebe Gemeinde!

„Um das Glück zu finden, bedarf es nicht eines bequemen Lebens, sondern eines verliebten Herzens.“ Vielleicht stimmen Sie diesem Satz ohne Widerspruch zu, und dann haben wir schon einen Ansatzpunkt, um die harten Worte im heutigen Evangelium wenigstens ein bißchen zu begreifen.

Am besten ist, wir bilden uns gar nicht erst ein, wir könnten diese Worte verstehen – wir sollen Vater und Mutter, Brüder und Schwestern geringachten? Wie kann Jesus das gemeint haben?

Eines Tages wird er von Petrus gefragt: „Du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Jesus antwortete: Amen, ich sage euch: Jeder, der um meinetwillen und um des Evangeliums willen Haus oder Brüder, Schwestern, Mutter, Vater, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird das Hundertfache dafür empfangen: Jetzt in dieser Zeit wird er Häuser, Brüder, Schwestern, Mütter, Kinder und Äcker erhalten, wenn auch unter Verfolgungen, und in der kommenden Welt das ewige Leben.“ (Mk 10,28-30)

Diese Antwort Jesu wirft auch Licht auf unsere Textstelle. Es geht um ein Mehr, ein Besseres als das, was man in der Welt kennt und liebt. Petrus hat es intuitiv erfaßt, indem er sagt, daß er alles verlassen hat, um Jesus nachzufolgen. Aber nun kommt er in Zweifel, ob sich das auch gelohnt hat und noch weiterhin lohnt. Das verliebte Herz hat er schon, und er hat das Glück gespürt, das aus diesem verliebten Herzen kommt, aber er kann das noch nicht richtig einordnen, und so sagt Jesus ihm und den anderen Jüngern, daß jeder Verzicht, jedes Verlassen um Jesu willen ein Hundertfaches zurückgibt.

Freilich kommen auch immer wieder Fragen voller Zweifel wie die von Petrus. Sie kommen deshalb, weil der Schatz, für den man dieses oder jenes – ja eigentlich alles, wenn man das Evangelium genau nimmt – aufgibt, mit natürlichen Augen nicht zu sehen ist. Und sie kommen dann, wenn das Herz weniger verliebt ist. Dann wird plötzlich das bequeme Leben verlockender, obwohl man doch aus Erfahrung wissen müßte, daß dieses nie das Glück zu bringen imstande ist.

Aber wir Menschen vergessen so leicht. Darum müssen wir dieselbe Erfahrung mehrmals machen – die gute wie die schlechte. Die gute Erfahrung vom Glück, das von einem verliebten Herzen ausgeht, und die schlechte Erfahrung von der traurigen Leere, die zurückbleibt, wenn man sich egoistisch einzig um ein bequemes Leben bemüht. Unsere Vergeßlichkeit wird ausgenutzt von der Werbung, auf die wir niemals hereinfallen würden, wenn wir die entscheidenden Lebenserfahrungen immer im Gedächtnis präsent hätten. Während diese aber verblassen, schieben sich die künstlich produzierten Werbebilder und -phrasen davor, die uns ein Glück vorgaukeln, das im Konsum bestehen soll.

Wenn die Erinnerung an das echte Glück verblaßt und nicht durch neue Erfahrungen aufgefrischt wird, nimmt die Verliebtheit des Herzens ab. Das gilt für alle Freundschafts- und Liebesbeziehungen, und es gilt auch für unsere Beziehung zu Gott. Das geht schleichend und unbemerkt, und irgendwann fragt man sich, wo denn die alte Liebe geblieben ist. Damit uns dies nicht widerfährt, müssen wir rechtzeitig aufgerüttelt werden, damit wir zur Besinnung kommen und Gegenmaßnahmen ergreifen. Ein solches Aufrütteln geschieht hier und jetzt: Wir hören das Wort des lebendigen Gottes, das alle einlullenden Laute schrill übertönt und sich querstellt zu verfehlten Lebensentwürfen. Um sich Gehör zu verschaffen, muß der Ton eine gewisse Schärfe besitzen, müssen die Vergleiche drastisch sein. Kann ein Feldherr mit 10.000 Mann gegen 20.000 eine Schlacht gewinnen? Können wir gegen die gewaltige Verführungsmacht der kapitalistischen Gesellschaft etwas ausrichten und den inneren Kampf gewinnen, wenn wir unsere geistigen und geistlichen Kräfte verkümmern lassen?

Was aber stärkt diese Kräfte? Das Evangelium gibt die Auskunft: Der Verzicht, die Hingabe, das Schenken. Das größte Vorbild ist der Herr selbst, der „Gott gleich war, aber nicht daran festhielt, wie Gott zu sein, sondern sich entäußerte und wie ein Sklave wurde und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.“ (Phil 2,6-8) In der Messe feiern wir das Opfer Jesu und sind eingeladen, in diese Hingabebewegung zum Vater mit einzugehen: zuerst mystisch im Kult und dann real im alltäglichen Leben.

Lassen wir uns heute wieder aufrütteln, und erinnern wir uns an die guten Erfahrungen: Wer sein Herz für die Liebe öffnet, es nicht in purer Eigenliebe verengen läßt, der wird mit einer überirdischen Zufriedenheit belohnt.

3. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2004)

Geiz ist geil! Billig will ich!
So lauten nur zwei der auf uns einprasselnden Werbeslogans.
Es scheint als ob ganz Deutschland darauf aus ist, nur noch zu sparen, das Beste zum günstigsten Preis zu erhaschen.

Die Geschäfte versuchen nun mit Bonuskarten und Treueprämien die Kunden zu halten. Die Käufer versuchen noch die Krawatte zum Herrenoberhemd dazu zu bekommen.

Die neue Lust am Feilschen? Die neue Lust am Geschäftemachen?
Mit Verlaub, feilschen konnten wir immer schon. Vor allem mit dem lieben Gott.
Wenn Du mir diesen Posten in der Bank bescherst, lieber Gott, dann komme ich auch wieder jeden Sonntag zur Kirche. Wenn nicht, dann nicht.
Ich zünde Dir jetzt diese Kerze an, und wehe das klappt nicht, mit der zwei in Mathe.
Kennen Sie solche Gebete?

Kaufen, etwas erwerben, will nur derjenige, der etwas nötig hat oder dem gerade danach ist.
Wenn’s mir schlecht geht, dann bete ich zu Gott, vielleicht gibt er mir ja, was ich brauche. Not lehrt eben beten.
Oder ich gehe nur in den Gottesdienst, wenn ich das Bedürfnis danach habe. Die Kirche als Bedürfnisanstalt.

Viele behandeln den lieben Gott wie einen arglosen Besitzer eines himmlischen Gemischtwarenladens, bei dem man für einen günstigen Preis das bekommen kann, was man so gerade zum Leben braucht.
Ein bisschen Glauben für ein bisschen Himmel. Es müssen ja nicht unbedingt die besten Plätze an der Tafel des ewigen Gastmahles sein. Ein Stehplatz tut’s auch. Aber dafür brauch ich dann auf Erden auch nicht allzu viel zu geben.

Geben wir es zu: Jeder und jede von uns, ich auch, hat schon einmal solche Gedanken. Statt eines hochherzigen Glaubens treibt uns da oft eine religiöse Krämerseele...

Das kann es aber nicht sein. Das spüren wir. Erst recht, wenn wir aufmerksam das heutige Evangelium hören.

Da spricht der Herr ganz anders: Entweder ganz oder gar nicht.
Wenn Du zu mir gehören möchtest, dann musst Du bereit sein, alles zu geben. Alles, wirklich alles. Dein ganzes Herz. Und nicht nur einen Teil davon.

Diese Predigt hält Jesus nicht allein seinen Aposteln, also denen, die ihm besonders nahe sind. Diese Predigt richtet er nicht nur an die ehelos lebenden Priester und Ordensleute. Nein, im Evangelium heißt es ausdrücklich, dass er sich an alle Umstehenden wandte, an die vielen, die ihn begleiteten. Also auch an Sie.

Jesus weiß, was er zu verkaufen hat. Das Wertvollste, was es gibt: Leben in Fülle hier auf Erden und dereinst im Himmel.
Und er weiß, dass dieses Leben einen hohen Preis hat: Das ganze Herz eines Menschen.

Da gibt es nichts mehr zu Feilschen. Ein bisschen Himmel für ein bisschen Herz.
So wie ich eben keinen Turm ohne die nötigen Materialien bauen, und keinen Krieg ohne ausreichende Truppen führen kann, so kann ich eben Christus nicht nachfolgen, wenn ich nicht bereit bin, ihn mit ganzem Herzen zu lieben.

Dabei ist wichtig festzuhalten, dass die Liebe zu Christus niemals und niemanden daran hindert die Menschen und das Gute in dieser Welt zu lieben. Die Liebe zu Christus lässt uns erst die Menschen und die Welt richtig lieben.

Wer also den Himmel will, der muss sich bemühen, sein ganz Herz Christus zu schenken, mit ganzem Herzen zu glauben.

So wie der Bauherr seine Mittel nüchtern berechnen muss, so wie der Feldherr seine Truppenstärke inspizieren muss, so muss auch derjenige, der Christus nachfolgen will, auf sein Herz schauen:
Gebe ich Gott wirklich die Ehre? Mache ich faule Kompromisse im Bezug auf den Besuch des Sonntagsgottesdienstes? Pflege ich das Gebet allein, in der Familie? Suche ich bei Verständigen Rat, wenn ich Fragen zum Glauben habe, oder lass ich es bleiben? Kämpfe ich gegen Einflüsse, die mich vom Glauben und von der Kirche fernhalten wollen?

Wer etwas kaufen will, muss zuerst in seine Geldbörse schauen.
Wer glauben will, den Himmel erwerben will, der muss sein Herz anschauen, sein Gewissen erforschen. Der Selige Josefmaria Escriva sagt: „Gewissenserforschung. – Eine tägliche Arbeit. Wer ein Geschäft betreibt, vernachlässige die Buchführung nicht. Gibt es ein wichtigeres „Geschäft“ als das Geschäft des ewigen Lebens?“

Mit dem Evangelium heute ruft uns der Herr zur beständigen Gewissenserforschung auf. Jeden Tag sollten wir uns kurz befragen, wie es um uns und unsere Liebe zu Gott steht. Das kann geschehen kurz vor dem Schlafengehen oder auch in der Mittagspause.
Da, wo Sie Lieblosigkeiten gegenüber Gott und den anderen feststellen, nehmen Sie das Sakrament der Versöhnung, die Beichte in Anspruch.

Christus schenkt uns den ganzen Himmel, wenn wir ihm unser ganzes Herz schenken. Was für ein „Geschäft“...

4. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Wir haben ein kaufmännisches Verhältnis zum Lieben Gott. Wieviel gebe ich - und wieviel bekomme ich dafür? Wo ist es am billigsten? Und wieviel reicht für den Himmel?

Ein guter Kaufmann setzt nicht alles auf eine Karte. Da gilt dann vielleicht: Ein bisschen für ein bisschen.

Ein bisschen Glauben für ein bisschen Himmel, es müssen ja nicht unbedingt die vordersten Plätze sein. Mir reicht auch ein Stehplatz im Himmel. Aber dafür brauch ich dann auch nicht hier auf Erden alles zu geben.

Jesus ist da etwas anderer Meinung: Wenn jemand zu mir gehören möchte, dann muss er bereit sein, alles zu geben. Sogar sein Leben. Wenn's sein muss.

Diese Predigt richtet sich nicht an die Apostel, die ehelos leben sollen, an die zukünftigen Priester und Bischöfe oder so. Es heißt ausdrücklich: Er wandte sich an die vielen Menschen, die ihn begleiteten.

Dabei geht es nicht darum, dass wir alle jetzt auch wirklich alles geben müssen. Aber wir sollten bereit sein dafür. Ein bisschen für ein bisschen geht nicht.
Denn: Glauben erfahren kann nur der, der sich ganz gibt. Schnupperkurse funktionieren nicht.

Ein bisschen Glauben und ein bisschen Verzicht für ein bisschen Himmel ist nicht drin. Da ist Jesus radikal. Ein harter Geschäftsmann.

Aber das ganze Bild verändert sich radikal, wenn wir von unserem kaufmännischen Verhältnis zum lieben Gott absehen und ihn so betrachten, wie Jesus es tut: Als Vater, den wir ganz Vertrauen dürfen.

In der Lesung heißt es, dass Gott einen Plan hat für alle seine Geschöpfe, auch wenn wir ihn nicht erkennen. Daher rührt oft das Leid und die Glaubenszweifel: Dass dort, wo wir Gottes Plan nicht verstehen, er uns grausam oder fern erscheint. Dann sieht es manchmal so aus, als ob wir alles verlieren würden.

Aber dem, der Gott vertraut, nicht rechnet oder kalkuliert, sondern liebt, der wird sich ganz in Gottes Hände geben und er wird wissen, dass nichts, aber auch gar nichts von dem verloren geht, dass Gott uns geschenkt hat.

Wer Gott vertraut, der wird sich seinen Plänen anvertrauen und bereit sein, ihm ganz zu folgen. Aber Gott vertrauen kann nur der, der sich von dem vordergründigen besitzen-wollen und haben-wollen, dem festhalten-wollen befreien kann. Und zwar radikal.

Ein bisschen vertrauen geht nicht.
Ein bisschen lieben geht nicht.
Und auch ein bisschen leben oder ein bisschen sterben geht nicht.

Das weiß jeder, der liebt. Amen.

5. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder! An Gott zu glauben - den Schritt zu machen und sein ganzes Lebensglück an diesen Gott zu hängen - das ist immer auch ein Wagnis. Gott verspricht uns viel, und weil Gott derjenige ist, der nicht trügt und betrügt, wissen wir eigentlich, dass uns nichts passieren kann - im Gegenteil. Aber davor heißt es, auf unsere irdischen Sicherheiten verzichten. Und das ist ein schwieriger Schritt, den viele von uns noch gar nicht wirklich gemacht haben.

Wir haben gerade an den letzten Wochenenden einige Hochzeiten hier gefeiert. Zwei Menschen haben sich einander getraut. Auch sie wissen nicht, was sein wird; ob die Liebe des anderen trägt, wie lange sein 8oder ihr) Wort gilt. Eine Ehe auf Lebenszeit zu schließen, ist immer ein Wagnis. Aber sie trauen einander. Gerade dadurch beweisen sie einander, dass sie sich wirklich lieben: Sie sind bereit, dem anderen zu trauen; weiter zu trauen als alle Überlegungen zuvor reichen. Denn wahre Liebe heißt immer, einen Vertrauensvorschuss zu geben.

Liebe heißt nicht, auszurechnen, sondern vorzuschießen. Und das gilt auch für Gott und unseren Glauben. Ob Gott wirklich das Fundament ist, das trägt, erweist sich immer erst, wenn wir uns trauen. Wenn wir uns trauen, ihn als unsere größte Sicherheit, unsere größte Freude, unser größtes Geschenk in unser Leben einzubeziehen.

So handelt auch Paulus in der Lesung: Ein entflohener Sklave, Onesimus, der Paulus zum geliebten Sohn und Bruder im Herrn geworden ist, wird von ihm dem früheren Besitzer Philemon zurückgeschickt. Paulus befiehlt nicht und bittet nicht, dass Philemon den Sklaven freilässt. Er und Onesimus gehen das Risiko ein und vertrauen. Wir wissen nicht, was passiert ist, aber vermutlich hat gerade dieses Vertrauen auf die Güte des Philemon bewirkt, dass dieser wirklich auch Güte zeigen konnte.

Wahre Liebe gibt sich in die Hände des anderen, traut, glaubt und hofft. Nur - was glaubt und hofft der, der liebt?

Das ist nicht unerheblich! Jesus warnt im heutigen Evangelium eindringlich davor, Glauben als ein blindes Wagnis anzusehen. Ganz im Gegenteil: Wer wirklich vertrauen schenken will, der soll selbstverständlich vorher seinen Verstand einschalten!

Es gibt heute genügend Leute, die lieber der Kraft von Edelsteinen glauben, oder den Horoskopen und Sterndeutern; im Fernsehen wird Nacht für Nacht die Zukunft aus Karten vorhergesagt. Selbstverständlich fühlen sich auch die Menschen, die sich ganz und gar auf dem Aberglauben stützen, scher und gut aufgehoben. Aber ein solcher Glaube ist trügerisch und dumm: Das, worauf diese Menschen bauen, wird nicht halten, was es verspricht. Solche Menschen sind Menschen, die auf Sand bauen.

Aber anstatt den Aberglauben zu pflegen, gibt es auch eine blinden christlichen Glauben: Ein Glaube, der Gott einfach für seine eigenen Ziele einspannt und nicht fragt, wer dieser Gott eigentlich ist.

Wer Gott z.B. als eine Art Kranken- und Leid-Versicherung bucht, wird enttäuscht werden. Wie oft klagen Menschen, dass sie so sehr an Gott glauben und nun doch einen Schicksalsschlag nach dem anderen einstecken müssen. Auch sie haben fest darauf vertraut, dass Gott sie liebt. Aber sie haben nicht wirklich hingeschaut: Gott bewahrt nicht vor Leid; er hat seinen eigenen Sohn nicht davor bewahrt und er hat angekündigt, dass es uns nicht besser gehen wird.

Bauen Sie nicht auf Sand: Denken Sie nach. Wir haben einen Glauben, der uns großes verheißt - ein Gott, der uns nicht fallen lassen wird in alle Ewigkeit. Aber auch ein Gott, der uns auf diesem Weg ein Kreuz anvertraut - oder besser: Der uns am Kreuz Jesu Christi mittragen lässt. Sind Sie dazu bereit? Sind sie bereit, alle anderen vorübergehenden Sicherheiten hintan zu stellen? Sich mit der ganzen Welt anzulegen, um ihren Gott nicht zu verlieren? Und dann - sind Sie bereit, heute damit anzufangen? Amen.

Fürbitten