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Predigtvorschläge - 25. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C)
1. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2007)

Liebe Schwestern und Brüder,

dieses Evangelium ist schon irgendwie komisch. Es scheint, als ob da ein anderer Jesus auftritt, einer den wir so nicht kennen.

Jedenfalls dieser eine Satz wirkt auf mich – und vielleicht auch auf Sie – zumindest befremdlich:

Und der Herr lobte die Klugheit des unehrlichen Verwalters und sagte:
Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes.

Was soll das? Will der Herr uns zu regelrechtem Betrug aufrufen?

Selbst der Hl. Augustinus fragt: "Warum hat uns der Herr dieses Gleichnis erzählt?"

Und er gibt sich und uns eine Antwort, die weiterführt:
"Nicht um den Diener als nachahmenswertes Vorbild hinzustellen, sondern um hervorzuheben, dass er Vorsorge für die Zukunft traf, und um die Christen zu beschämen, denen eine solche Entschlossenheit fehlt."

Und der Diener reagiert ja wirklich entschlossen. Allerdings erst kurz vor Toreschluß und in einer sehr fragwürdigen Weise. Kurz bevor er entlassen wird, betrügt er seinen Arbeitgeber, um sich Freunde für das Leben später zu kaufen. Geschickt mit egoistischem Kalkül. Schlau aber ungerecht.

Und in seiner Entschlossenheit, für seine Zukunft zu sorgen, sollen wir dieses Kind dieser Welt zum Vorbild nehmen. Auch vor uns steht nämlich ein dringender Termin, ein Wendepunkt.
Den verdrängen wir aber gerne. Ich meine unseren Tod.
Dieses Gleichnis fragt uns nach unserer Entschlossenheit, für unsere ewige Zukunft zu sorgen.

Und wie der untreue Verwalter das Geld seines Arbeitgebers zur Verfügung hatte, so haben auch wir Materielles und Immaterielles treuhänderisch zu verwalten, um unsere Zukunft vorzubereiten:
All das nämlich, was uns Gott geschenkt hat: unseren Besitz, all die irdischen Güter und unsere charakterlichen Anlagen und Talente.

Damit gilt es zu wirtschaften. Aber nicht auf Kosten von Betrug und Hinterziehung oder Bestechung.
Es gilt, das in die ewige Zukunft zu investieren, was unser irdisches Leben ausmacht.
Und dabei gibt es eine Regel:
Nicht das, was ich für mich behalte, was ich mit Händen und Klauen verteidige, werde ich mitnehmen. Nein, das Totenhemd hat keine Taschen.
Ich werde das in der Ewigkeit besitzen, was ich auf Erden weggegeben habe.
Ich habe von Gott Talente geschenkt bekommen, damit ich durch sie andere beschenke.
Mir sind irdische Güter anvertraut, damit ich sie gut verwalte.

Das ist die christliche Sicht der Dinge dieser Welt. Sie sind nicht Selbstzweck, sondern sie sind Mittel, um mein Leben zu gestalten, es den anderen angenehmer zu machen und dadurch Gott zu loben.

"Alle guten Gaben, alles, was wir haben, kommen, Gott, von Dir. Wir danken Dir dafür." So lautete das erste Tischgebet, das ich gelernt habe.
Und es ist wahr: Alles Gute kommt von Gott, ist anvertraut, geschenkt. Und unser Umgang damit zeigt, ob wir dem Schenkenden, nämlich unserem Schöpfer, dafür dankbar sind.

Deshalb ermahnt uns der Herr im Evangelium:
Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut, der tut es auch bei den großen.
Wenn ihr im Umgang mit dem ungerechten Eigentum nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann euer wahres Eigentum geben?

Wir sehen, dass der Herr sozusagen einen direkten Zusammenhang zwischen Himmel und Erde sieht: Wie Du gelebt hast auf Erden, hat Einfluß auf Dein ewiges Leben.
Wie Du mit den geschenkten irdischen Gütern und Talenten umgehst, das ist auch relevant für das größte Geschenk, das dich erwartet: der Himmel.

Gerade deshalb ist das Christentum keine Weltflucht, wie wir sie in so vielen ostasiatisch angehauchten Meditationsreligionen feststellen müssen.
Nein, der Christ zieht sich nicht in eine spirituelle Scheinwelt zurück, sondern er nimmt die Welt und die Gesellschaft um sich herum sehr ernst. Er setzt sie nicht absolut, aber er vernachlässigt sie auch nicht. Man könnte sagen: Für ihn gibt es nicht nur den Himmel oder nicht nur die Erde. Für ihn gibt es den Himmel durch die Erde.

Der Herr weist darauf hin, dass wir auch die kleinsten Dinge zuverlässig verwalten sollen. Es geht nicht darum, Großartiges, Aufsehenerregendes zu gründen oder zu vollbringen. Es geht um die Aufmerksamkeit für das, was jetzt, im Moment dran ist:
· Den unangenehmen Anruf jetzt zu machen und nicht auf den Sankt Nimmerleinstag zu verschieben.
· Das Auto jetzt in die Werkstatt zu bringen, bevor sich dieses komische Geräusch zu einem großen Schaden entwickelt.
· Die vom Arzt verordnete Therapie pünktlich und gewissenhaft zu erfüllen, damit mein Leib nicht unnötig Schaden nimmt.
· Bei der nächsten Gelegenheit, das bürgerliche Recht und die christliche Pflicht wahrzunehmen und zu wählen, egal wie das Wetter und die Laune gerade so ist.

Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut, der tut es auch bei den großen.
Wenn ihr im Umgang mit dem ungerechten Eigentum nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann euer wahres Eigentum geben?

Mir scheint, das am Anfang sperrige Evangelium hat es in sich, damit jeder und jede von uns in sich geht, damit jeder und jede von uns sich die Fragen stellt:
Wie setzte ich all das ein, was der Herr mir geschenkt hat? Nehme ich diese Welt ernst, weil Gott ernst nehme und den Himmel?

2. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2007)

Liebe Gemeinde!

Am heutigen Caritas-Sonntag haben wir die übliche Leseordnung abgeändert und passend zum Jahresthema das Evangelium von der Kindersegnung ausgesucht. Das Thema ist aktuell: Wir haben die weltweit niedrigste Geburtenquote in der Bundesrepublik mit 1,36 Kindern je Frau. 2005 sank die Geburtenzahl auf den niedrigsten Stand seit 1946.

Viele Zeitgenossen wollen keine Kinder. Sie sehen in ihnen eine Last und ein Armutsrisiko. Andere empfinden Kinder als Störenfriede. Gewiss gibt es immer noch viele junge Paare, die Kinder wollen und Kinder bekommen. Aber inzwischen gibt es neue Probleme, die zum Teil erheblich sind. Mittlerweile gilt jedes siebte Kind in Deutschland als arm und sozialhilfebedürftig. Die Zahl ist in erschreckendem Ausmaß gewachsen. Dazu kommt oft eine geistige Armut, die Kinder daran hindert, sich entsprechend ihren Veranlagungen zu entfalten und menschenwürdig aufzuwachsen.

Aber auch auf der anderen Seite des Spektrums gibt es Probleme, die von Pädagogen und Soziologen mit Sorge wahrgenommen werden: Kinder, die wie Prinzen und Prinzessinnen behandelt werden, die verwöhnt und verzärtelt werden und kaum jemals Grenzen gezeigt bekommen. Kinder brauchen die Eltern als Gegenüber und als Maß, an dem sie sich orientieren können. Sie brauchen Normen und Werte, die ihrem natürlichen Egoismus eine Grenze setzen. Weil auch Kinder sündigen und Fehler machen können, brauchen sie eine feste Hand, damit sie zu charakterfesten Menschen heranreifen können. Doch die wird ihnen oft vorenthalten.

Ein weiterer Punkt: Durch den Pisa-Schock scheint das ganze Schulsystem in Frage gestellt zu sein. Kinder sollen früher eingeschult und in nur 12 Jahren zum Abitur geführt werden. Das stellt schon die Kleinen unter enormen Stress. Elfjährige müssen inzwischen 34 Unterrichtsstunden pro Woche zur Schule, d.h. oft dreimal nachmittags und anschließend noch Hausaufgaben machen. Man raubt den Kindern die schönste Zeit ihres Lebens – und wozu? Dass man ihnen dann, wenn sie ihre Schulkarriere in Siebenmeilenstiefeln hinter sich gebracht haben, sagt: „Wir brauchen euch nicht, wir haben keine Ausbildungsplätze für euch und auch keine Arbeit.“

Jesus begegnet Kindern anders. Als seine Gefährten Kinder von ihm fernhalten wollen, um ihn zu schützen, da reagiert er unwillig und verärgert: „Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes.“ Sie sind besondere Menschen! Und er nimmt sie in die Arme und segnet sie. Er schätzt die Kinder nicht, weil sie dies und das geleistet haben, sondern weil sie von Gott geliebt und gewollt sind; weil sie wertvoll sind. So erinnert uns Jesus heute daran: Kinder sind besondere Menschen. Sie verdienen geliebt zu werden, weil sie ein Wert sind, der alle Anstrengungen und Mühen rechtfertigt.

Für unsere Gesellschaft dagegen ist das Kind oft Konsumgut geworden, das man sich je nach Lust und Finanzlage leistet oder nicht. Und es wird schon sehr früh von der Wirtschaft als Konsument wahrgenommen und umworben, von der Politik als zukünftiger Leistungsträger und Steuerzahler. Nur nicht als Mensch, als einmaliges und unverwechselbares Du mit Wert und Würde, die von Gott stammen.

Diese Erkenntnis aus dem Glauben ist noch etwas anderes als die augenblicklich in den Medien beschworene Sorge über die demographische Entwicklung und die Überalterung der Gesellschaft. Die Politik und bestimmte gesellschaftliche Gruppierungen sind wach geworden. Sie sorgen sich um die Zukunft. Aber es geht dabei vorrangig ums zukünftige Geld, das die Politiker übrigens schon ausgegeben haben, indem sie immer neue Schulden aufgehäuft haben, und nun vor einem doppelten finanziellen Engpass stehen. Um die verhängnisvolle Entwicklung zu stoppen oder gar umzukehren, werden ein weiteres Mal finanzielle Umschichtungen gefordert, um jungen Paaren mehr Anreize zu geben, Kinder in die Welt zu setzen: mehr Kindergeld; kostenlose Ganztagsbetreuung in Kindertagesstätten; steuerliche Besserstellung der Familien…

Das sind vermutlich richtige und auch sehr überlegenswerte Vorschläge. Aber glauben wir nicht, dadurch die Freude am Kind und den Mut zum Kind spürbar und nachhaltig stärken zu können! Das Problem ist doch die Grundeinstellung zum Kind – und die muss sich ändern. Das Kind darf nicht länger als Hindernis auf dem Weg in die freie Entfaltung der eigenen Persönlichkeit empfunden werden. Im Gegenteil: Gerade das Kind hilft auf dem Weg der Persönlichkeitsentfaltung. Das können uns die vielen Ehepaare sagen, die sich nach einem Kind sehnen, aber keins bekommen können. Das Kind muss uns wieder für sich gewinnen durch das, was es ist: ein Geschenk, das reich macht und das Leben bereichert.

Jesus zeigt sich nicht nur als Freund der Kinder, sondern sagt sogar gegen unseren Prestige- und Leistungskult: „Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.“ (Mk 10,15) Das Reich Gottes kann nämlich nicht durch Anstrengung und Leistung erworben werden, es ist ein Geschenk für den, der glaubt. Es kommt uns von oben entgegen, wir müssen nur Herz und Hände öffnen. Das Kind kann uns da ein Vorbild sein, denn es schaut auf, während wir Erwachsenen meist auf andere herabschauen. Aufschauen ist eine Blickrichtung, die Gott, den Vater, wahrnehmen lässt und das Herz mit Vertrauen erfüllt. Jesus selbst hat uns diese Blickrichtung vorgelebt, indem er immer wieder zum himmlischen Vater aufschaute, ihm dankte und seinen Segen auf die Menschen herabrief. Mit seiner ganzen strahlenden Existenz war Jesus auf den Vater ausgerichtet und eben darum auch den Menschen so herzlich zugewandt. Wer wie ein Kind das Aufschauen übt, der wird nicht auf andere herablassend niederschauen und der wird auch nicht bloßer Zuschauer sein, den das Elend dieser Welt nicht berührt.

Ein Lied von Kathi Stimmer-Salzeder kann uns das Jahresmotto der Caritas „Mach dich stark für starke Kinder!“ vielleicht noch ein wenig näher bringen:

1. Kinderaugen - große Augen, voller Staunen, weit und hell.
Wie ein Spiegel aller Liebe, die sie spüren, die sie sehn.
Kinderaugen - Hoffnungsaugen, immer wieder voller Glauben
Tränen sind wie Regen, der befreit, aufgefangen von Geborgenheit.

[Refrain:]
Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind,
dem wird es verloren geh’n.
Denn Gottes Reich ist denen versprochen, die wie Kinder sind,
denn Gottes Reich ist denen versprochen, die wie Kinder sind.

2. Kinderhände – weiche Hände, voller Kraft und doch so zart,
wenn sie streicheln, wenn sie fassen, das, was zu begreifen ist.
Kinderhände – starke Hände, kämpfen gegen Widerstände
und sind von Vertrauen angerührt, wenn sie eine Hand voll Liebe führt.

3. Kinderlachen – welch ein Lachen! Pflanzt sich fort, macht gut und froh.
wie ein Speicher voller Sonne, welch ein Reichtum - Herzlichkeit.
Kinderlachen – Wunderlachen, kann in Herzen Frieden machen.
Menschenwege finden einen Sinn, geben sie sich diesem Wunder hin.

3. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2004)

Liebe Gemeinde!

Eine Schar Kinder spielt friedlich und vergnügt. Zwei Erwachsene beobachten sie und stellen sich die Frage: Kann man in diese Gruppe Zwietracht und Streit bringen? Der eine nimmt wortlos eine Hand voll Münzen und wirft sie unter die Kinder. Die Situation verwandelt sich schlagartig. Man sieht nur noch Schreiende und Raufende. Jeder will möglichst viel Geld erhaschen. Da sagt der eine Mann zum anderen: „So wie bei diesen Kindern ist es auch bei den Erwachsenen. Die Gier nach Geld und Besitz entzweit und stiftet Unfrieden.“

Am heutigen Caritas-Sonntag geht es um die zweischneidige Rolle des Geldes. Jesus nennt es „Mammon“, das war der phönizische Gott des Reichtums. Jesus weist durch diese Wortwahl darauf hin, daß das Geld sehr schnell zum Ersatzgott werden kann, zur „alles bestimmenden Wirklichkeit“, wie es jüngst ein Theologe im vielbeachteten Buch „Der verwechselbare Gott“ ausgedrückt hat. Daß Habgier großes Unrecht zur Folge hat, müssen wir tagtäglich erfahren. Die Lesung aus dem Prophetenbuch Amos gibt davon ein prägnantes Beispiel. Für den Mammon verkaufen die Leute am Ende sogar ihre Seele. Spätestens dann wird das dämonische Antlitz des Geldes offenkundig.

Aber darüber möchte ich heute keine weiteren Worte verlieren, sondern auf die andere Seite dieser zweischneidigen Wirklichkeit eingehen: auf das Gute, das wir mit unserem Hab und Gut tun können und tun sollen. „Macht euch Freunde mit dem Geld!“ ruft uns Jesus heute zu. Das dürfen wir nicht falsch verstehen. Jesus meint nicht, wir sollten uns mit Geld Freunde kaufen. Er spricht hier ja von den ewigen Wohnungen und von denjenigen, die bereits gestorben sind und uns dort empfangen – oder eben nicht. Diese sollen unsere Freunde sein! Die Klugheit, die Jesus uns empfiehlt, geht also weit über den engen Horizont des zeitlichen Lebens hinaus. Sie richtet sich auf das ewige Leben, nicht bloß auf die paar Jahre, die wir hier auf Erden verbringen! Und hier stellt der kluge Mensch die alles entscheidende Frage: „Was werde ich anfangen, was wird mir geschehen, wenn ich aus diesem Leben scheiden muß?“ Das lateinische Wort für Klugheit ist prudentia, es kommt vom Verbum providere, das heißt vorausschauen. Der kluge Mensch schaut voraus auf die Zukunft. Die Planung für diese Zukunft bliebe kurzsichtig, wenn sie nicht über den Rand dieses Lebens hinausblickte und das Ende nicht bedächte.

So ist die Botschaft des heutigen Sonntags im Grunde sehr schlicht, aber in ihrer Schlichtheit vielleicht für den einen oder anderen auch ärgerlich: „Das Beste, was ihr mit Besitz und Geld tun könnt, ist, es für gute Zwecke herzugeben. – Ihr könnt es sowieso nicht mitnehmen in die jenseitige Welt, also wandelt es um in Liebe für eure Angehörigen, Nachbarn und bedürftige Mitmenschen!“ Dann werden diese euch in den ewigen Wohnungen empfangen.

Heute ist der Caritas-Sonntag. Wir werden erinnert an die Not vieler Menschen auch in unserem Dorf, an eine Not, die oft verborgen ist, weil man sich ihrer schämt. Es mag ja oft auch selbstverschuldete Not sein – doch sind wir deshalb unserer Pflicht enthoben, tatkräftig zu helfen? Ist der soziale Abstieg nicht ein Übel, das uns, wenn wir es uns vor Augen führen, so schrecklich erscheint, daß wir es nicht einmal unserem schlimmsten Feind wünschen? Und dann maßen wir uns ein leichtfertiges Urteil an, daß die ins soziale Abseits Gestürzten ihr Elend durch ihr Verhalten selbst verdient haben?!

Ganz im Gegenteil müßten wir jeden Tag um so dankbarer sein, daß wir bis heute vor solchem Unglück bewahrt wurden. Nicht jammern und klagen um ein paar Euros, die wir aufgrund der schlechten Wirtschaftslage vielleicht weniger haben, und das Herz noch mehr verschließen und verhärten! Sondern froh und dankbar sein und aus dieser Dankbarkeit heraus das Herz und auch den Geldbeutel für den anderen, für den Armen öffnen.

Wir können ja froh sein, daß es die Caritas gibt und Menschen auch in unserer Gemeinde, die sich sehr sorgfältig umschauen, um abzuschätzen, wo wirklich Hilfe nötig ist. Da sind wir meistens überfordert, denn wir kennen die Lage der Bedürftigen zu wenig und möchten auch nicht von solchen ausgenutzt werden, die in Wahrheit gar nicht so schlecht dran sind. Die Angst, das Geld den Falschen zu geben, kann uns sogar ganz daran hindern, zu spenden. Doch wenn Sie heute Geld in die Kollekte geben, können Sie sicher sein, daß es bei wirklich bedürftigen Familien ankommt. Auch wenn Sie heute nicht sehen können, wieviel Freude Sie einem Menschen damit bereiten, so werden Sie es doch dann gewahr werden, wenn Sie an der Schwelle zur ewigen Wohnung stehen. „Das letzte Hemd hat keine Taschen“, sagt der Volksmund, mitnehmen können wir nichts. Nur die Werke unserer Liebe bleiben uns bis in Ewigkeit. Amen.

4. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Liebe Schwestern und Brüder, das Gleichnis, das Jesus da gerade erzählt hat, klingt zunächst ein bisschen seltsam: Da lobt Jesus einen Verwalter, der erst faul ist, und anschließend betrügerisch. Mit dem Eigentum seines Chefs geht er großzügig um, und sichert sich so die Sympathien der Menschen. Dann ist er, wenn er gefeuert worden ist, zumindest bei den ehemaligen Schuldnern seines Herrn gern gesehen.
Jesus lobt den unehrlichen Verwalter aber nicht, weil er so toll betrügen kann; die Klugheit des Verwalters liegt eher darin, dass er das Geld und den Besitz benutzt. Der unehrliche Verwalter hat erkannt, dass es keinen Sinn macht, das Geld selbst auf die Seite zu schaffen. Das ist irgendwann aufgebraucht. Sondern er setzt seine Stellung ein, um sich etwas wertvolleres zu erwerben: Freunde.

Abgesehen davon, dass die Art und Weise, wie der Verwalter sich die Freunde verschafft, schlicht betrügerisch ist: Die Grundhaltung, die Klugheit des Verwalters, ist nicht schlecht: Nicht Geld horten, Besitz sammeln und sich im Ruhm sonnen ist beruhigend. Sondern alles was wir haben, wird für ein höheres Ziel einzusetzen.

Das ist nämlich etwas, das wir oft vergessen: Alles was wir haben, dient uns als Mittel, um in dieser Welt die jenseitige Welt zu gewinnen.

Aber das fängt nicht erst an, wenn mal Geld übrig bleibt und wir fragen, was wir damit nun tun sollen. Die Klugheit beginnt bereits dort, wo wir fragen, ob wir dieses Geld überhaupt verdienen wollen - oder nicht unsere Zeit, unsere Arbeitskraft, unsere Geduld und Intelligenz usw. überhaupt in den Dienst des Geldes stecken sollen - oder ob es nicht lohnendere Ziele gibt.

Natürlich - das weiß ich auch - brauchen wir Geld zum überleben. Deshalb benutzt Jesus ja auch immer wieder Beispiele aus dem Arbeitsleben - er findet arbeiten nicht grundsätzlich schlecht. Auch Paulus betont, dass er immer nebenbei gearbeitet - als Netzmacher - und sich so seinen Unterhalt verdient hat.
Aber darüber hinaus stellt sich schon die Frage, ob wir tatsächlich noch mehr Geld brauchen - denn besseren Job annehmen müssen, die nächste Beförderung anstreben wollen, die Arbeit nebenbei auch noch mitmachen.

Es wirkt schon seltsam, wenn in unserem Land immer mehr Ehepaare immer weniger Kinder haben möchte - aus wirtschaftlichen Gründen. Aus wirtschaftlichen Gründen? Ging es uns denn in den 50-er und 60-er Jahren soviel besser? Geht es denn den Menschen in den Bevölkerungsreichen Ländern, in Afrika und Südamerika, soviel besser als uns, dass sie es sich leisten können, zwei- oder dreimal soviel Kinder großzuziehen als wir?

Wofür arbeiten wir eigentlich? Für unser Gehaltskonto, unsere Rente, unseren Urlaub oder die nächste Anschaffung?

Liebe Schwestern und Brüder, wahrscheinlich wird jeder, den wir fragen, sagen, dass er arbeitet, um schließlich und letztlich ein glückliches und sicheres Leben zu führen. Aber der Weg dorthin - zum Glück - wird verschieden gesehen: Für die einen ist es ein Glück, sich selbst immer mehr zu gönnen.

Die anderen aber haben die Klugheit des Verwalters: Glück finden wir nur in den Menschen, denen wir zum Glück geholfen haben. Erfüllung finden wir nur dort, wo wir erfüllt haben. Seligkeit erfahren wir nur dort, wo wir selig gemacht haben.

Nicht alle von ihnen können an der Kinderarmut unsere Gesellschaft persönlich noch etwas ändern. Aber wir alle können an der Einstellung, die dazu geführt hat, etwas ändern: Arbeiten Sie noch - oder leben Sie schon?

5. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Jeden Tag flattert bei mir eine Unmenge an Werbesendung durch den Briefschlitz. Von Büchersendung über Kirchenbedarf, Friedhofsgeräte und Baumarktprospekten bis zu Angeboten von Winzern und Weinbauern (die sind dann aber meistens an meinen Vorgänger adressiert). Heute habe ich einen Kalender zugeschickt bekommen - schon wieder eine Werbesendung - der für jede Woche zwei Seiten bietet. Als ich dahinein schaute, fiel mir auf, dass vor dem ersten Tag ein großer Platz zur Verfügung steht, mit der Überschrift: Prioritäten.

Interessant. Offensichtlich erwartet der Kalender von mir, dass ich mir vor Beginn einer jeden Woche überlege, was für Prioritäten ich setzen soll. Was ist mir diese Woche besonders wichtig?

Ja, da bin ich ins Grübeln gekommen. Was ist mir eigentlich kommende Woche besonders wichtig? Naja: Eigentlich wollte ich schon immer mal meinen Schreibtisch ganz abgeräumt haben. Und mein Auto muss auch dringend mal gewaschen werden. Aber vielleicht sind das noch keine Prioritäten, die ich für eine ganze Woche setzen sollte; denn das lässt sich ja schnell erledigen. Wenn man erst einmal damit anfängt...

Vielleicht sind mit Prioritäten aber Grundsätze gemeint, die vor all den vielen anderen Dingen Vorrang haben sollen, die sonst so in einer Woche zu tun sind. Vor allem dann, wenn demnächst ein Termin ins Haus steht. Dann kommt man ja erfahrungsgemäß erst richtig in die Gänge.

Dem Verwalter im heutigen Evangelium ist es so ähnlich gegangen. Erst, als der Herr ihm mit der Kündigung droht, wird er rege. Er beginnt, Gutes zu tun, weil er weiß, dass demnächst ein anderes Leben beginnen wird.

Er macht das zwar nicht gerade auf vorbildhafte Weise - man kann das auch Betrug nennen - aber zumindest ist er nicht dumm. Er setzt eindeutige Prioritäten.

«Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es mit Euch zu Ende geht.» heißt dann auch die Moral.

Und damit weist Jesus uns auf unseren Termin hin: Der Zeitpunkt, an dem es gilt, diese Welt zu verlassen. Was tun wir heute schon für die nächste Welt? Welche Prioritäten setzen wir? Heute? Für die kommende Woche? in unserem Leben?

Vielleicht versuchen wir, noch Gottgefällig zu leben - und gleichzeitig möglichst viel Spaß am Leben zu bekommen. So eine Art Gratwanderung. Ein bisschen Gott und ein bisschen Vergnügen. Jesus, der uns wohl sehr gut kennt, meint allerdings dazu: «Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.» Wir müssen wohl doch Prioritäten setzen, uns entscheiden (ein der schwersten Übungen heutzutage: Entscheidungen treffen).

Nur allzu gerne sind wir dann aber doch wie der Verwalter: Wir stehen im Dienst Gottes, verschleudern aber seine Gaben. Seien wir ruhig ehrlich.

Jesus erinnert uns nun aber an unseren Termin, an dem unser Leben zu Ende geht. Er sagt zwar nicht, wann das sein wird. Aber er lässt sich nicht verdrängen, dieser letzte Termin in unserem Leben. Und auch, wenn wir ihn gerne weit wegschieben: Er ist uns oft näher, als wir wahrhaben wollen.

Können wir uns den klugen Verwalter zum Vorbild nehmen? Jetzt schon Geld, Besitz und Luxus gering achten, um für den Zeitpunkt nach unserer Kündigung gerüstet zu sein?

Welche Prioritäten tragen sie in ihrem Wochenblatt ein?

6. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder, in der Zeitung stand letztens, dass Jack Nicholson, der berühmte Hollywoodschauspieler, auf einer seiner letzten Feiern haufenweise Dollarscheine verbrannt hat. "Ich habe soviel Geld, das kann ich niemals alles ausgeben", war sein Kommentar. Hätte Jack Nicholson in die Bibel geschaut, wäre ihm vielleicht aufgegangen, was seine Aufgabe ist: Mit dem, was er hat, Gutes tun; helfen und heilen; Not lindern und Menschen zu Gott zu führen. Einfach nur Geld haben ist irgendwann langweilig.

Denn das Gleichnis, das Jesus da gerade erzählt hat, kann man nur so verstehen. Zunächst klingt es ein bisschen seltsam: Da lobt Jesus einen Verwalter, der erst faul ist, und anschließend betrügerisch. Mit dem Eigentum seines Chefs geht er großzügig um, und sichert sich so die Sympathien der Menschen. Dann ist er, wenn er gefeuert worden ist, zumindest bei den ehemaligen Schuldnern seines Herrn gern gesehen.
Jesus lobt den unehrlichen Verwalter aber nicht, weil er so toll betrügen kann; die Klugheit des Verwalters liegt eher darin, das er das Geld und den Besitz benutzt. Der unehrliche Verwalter hat erkannt, dass es keinen Sinn macht, sich Geld auf die Seite zu schaffen. Das ist irgendwann aufgebraucht. Sondern er setzt seine Stellung ein, um sich etwas wertvolleres zu erwerben: Freunde.

Zugegeben: Gekaufte Freunde sind keine sonderlich zuverlässige. Das wird jeder erfahren, auch der Verwalter; und Jack Nicholson hat wahrscheinlich schon genügend Freunde (hoffentlich gute), dass er keine mehr kaufen braucht.

Aber die Grundhaltung, die Klugheit des Verwalters, ist schon einmal nicht schlecht: Nicht Geld horten, Besitz sammeln und sich im Ruhm sonnen ist beruhigend. Sondern alles was wir haben für ein höheres Ziel einzusetzen.

Das ist nämlich etwas, das wir oft vergessen: Alles was wir haben, dient uns als Mittel, um in dieser Welt die jenseitige Welt zu gewinnen.

Dabei fordert Jesus keinen Mindesteinsatz; wir müssen also nicht erst einen Haufen Geld zusammenhaben, um mit dem Gutsein beginnen zu können. Jede Mark, die wir verdienen, ist eine Gnade, wenn wir sie jemandem schenken, der sie nötiger braucht als wir. Jack Nicholson hätte sich die Frage schon viel früher stellen sollen.

Alles, was wir besitzen, können wir in Münzen für die Ewigkeit umwandeln, wenn wir nicht darauf sitzen bleiben wollen. Denn gestapeltes Geld, ob in Form von Kontoauszügen oder Stereoanlagen, schadet letztlich nicht nur denen, die es hätten auch gut gebrauchen können, sondern vor allem uns: Wir verlieren den Blick für das wirklich Notwendige; unsere Schätze im Himmel. Irgendwann glauben wir, dass es nichts wichtigeres gibt als unser Haus. Unser Vorgarten. Das Auto. Den nächsten Urlaub. Irgendwann arbeiten wir nur noch für Dinge mit begrenztem Haltbarkeitsdatum.

Liebe Schwestern und Brüder, das Gleichnis und die Predigt Jesu ist kein Spendenaufruf. Es geht nicht darum, jetzt etwas abzugeben. Vielleicht ist es ja sinnvoll, den gutbezahlten Nebenjob doch nicht anzunehmen, dafür aber mehr Zeit für die Familie zu haben. Oder Zeit und Geld in ehrenamtliche Arbeit zu investieren. Weniger zu schuften, dafür mehr zu leben. Bei der Berufswahl den schöneren Beruf zu wählen - und nicht den besser bezahlten. Lieber die Mietwohnung zu nehmen, als im Eigenheim mit Schulden. Lieber eine Hochzeitsfeier in bescheidener Gemütlichkeit, als eine Show, bei der man sich noch die nächsten zehn Jahre bei jedem Kontoauszug dran erinnert. Und so weiter.

Jesus möchte, dass wir erkennen, dass wir nicht zwei Ziele gleichzeitig verfolgen können: Hier ein Leben im Wohlstand und dort ein Leben bei Gott. Entweder das eine oder das andere wird zum Hauptlebensinhalt.

Egal, ob die alte DM, der jetzige Euro oder der Dollar: Die himmlische Währung steht höher im Kurs. Amen.

Fürbitten