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Predigtvorschläge - 27. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C)
1. Predigtvorschlag

Liebe Gemeinde!

Der reiche Bauer, von dem wir im Evangelium gehört haben, hätte für die reiche Ernte eigentlich ein großes Dankopfer darbringen müssen. Aber Danke zu sagen, war wohl nicht seine Sache. Worum es ihm ging, fasst er prägnant im Selbstgespräch zusammen: „Ruh dich aus, iss und trink und freu dich des Lebens!“ (Lk 12,19)

Doch Jesus nennt dieses Denken Narrheit. Wer „nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist“ (Lk 12,21), ist ein Narr, denn er hat nicht begriffen, dass unser Dasein auf der Erde begrenzt ist und dass sich darum nicht alles ausschließlich um dieses irdische Leben drehen darf. Vielmehr kommt es darauf an, vor Gott reich zu sein, denn Gott ist unser Ziel, und unser Leben hier auf der Erde ist gedacht als Weg zu Gott, als Einübung in die ewige Liebe.

Diejenigen Haltungen, die den Menschen von seinem ewigen Ziel abbringen, nennt die Theologie Todsünden. Von der Habgier habe ich am letzten Sonntag gesprochen, sie ist auch im heutigen Evangelium Thema. Dass aber auch die Unmäßigkeit im Essen und Trinken, die Völlerei, zu dieser Gruppe von todbringenden Sünden gehört, ist nicht ohne weiteres einsichtig. Wem soll denn der unmäßige Esser schaden außer sich selbst? Ist er nicht eher ein friedlicher und geselliger Zeitgenosse, der keiner Fliege etwas zuleide tut?

Essen und Trinken sind keineswegs etwas Schlechtes, und auch der damit verbundene Genuss soll nicht madig gemacht werden. Davon zeugen die vielen biblischen Vergleiche des Gottesreiches mit einem Hochzeitsmahl. Wie sonst hätte Jesus ausgerechnet Brot und Wein zu den Zeichen seiner eucharistischen Gegenwart in der Kirche machen können? – Aber hier wie auch im Falle des Geldes liegt der Haken in der Verkehrung der rechten Ordnung, Vergötzung genannt. Der Apostel Paulus weiß ein Lied davon zu singen. Im Brief an die Philipper schreibt er: „Viele - von denen ich oft zu euch gesprochen habe, doch jetzt unter Tränen spreche - leben als Feinde des Kreuzes Christi. Ihr Ende ist das Verderben, ihr Gott der Bauch.“ (Phil 3,18f) Wir leben nicht, um zu essen und zu genießen, sondern wir essen und trinken, um zu leben, und wir leben, um lieben zu können: Gott und die Menschen. Wenn diese Ordnung verdreht ist, dann kommt der Mensch vom rechten Weg ab. Noch einmal Paulus: „Die Speisen sind für den Bauch da und der Bauch für die Speisen; Gott wird beide vernichten.“ (1 Kor 6,13) Das klingt drastisch, ist aber heilsame Wahrheit. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Jenseitsglauben und Konsumverhalten: Wenn es nur dieses eine Leben gibt, muss ich möglichst viel davon mitbekommen. „Wenn Tote nicht auferweckt werden, dann lasst uns essen und trinken; denn morgen sind wir tot“, schreibt der Apostel Paulus. (1 Kor 15,32) Die Gier nach Leben kennt dann kein Maß. Wenn man seine Identität nicht von Gott her erwartet und erhofft, sucht man sie im Kaufen, Konsumieren und Einverleiben.

Doch die Maßlosigkeit im Konsum wirkt auch zurück auf die spirituelle Dimension des Menschen: Wer immer nur an Essen, Trinken und Genießen denkt, der hat keinen Blick mehr für die Schönheit der Schöpfung, sondern nur mehr für den Genuss, den sie verspricht. Die Völlerei zerstört und verschlingt alles, was sie berührt. Zurück bleiben verwüstete Buffets, leer gefressene Tafeln und Berge von Abfall, Essensresten und Unrat. Hinzu kommen meist noch unzählige Mengen an Papier, Pappe und Plastik, die unsere Müllberge ins Gigantische wachsen lassen und Zeugnis geben von ökologischer Maßlosigkeit einerseits und Gedankenlosigkeit und Hartherzigkeit gegenüber den Hungernden andererseits.

Der maßlose Konsum stört somit nicht nur das Gottesverhältnis, sondern auch das Verhältnis zum Nächsten. Wer sich der Fressgier ergeben hat, ist egoistisch und selbstbezogen. Er neigt zur Verschwendung und verliert die Ehrfurcht vor den Schöpfungsgaben, verliert die Dankbarkeit und die Solidarität mit den zahllosen Hungernden dieser Erde.

Freilich hat die Völlerei heute ein anderes Gesicht als zu den Zeiten, als die Lebensmittel überall knapp und nur den Reichen in Fülle zugänglich waren. Heute kann sich fast jeder Deutsche mit den besten Speisen mehr als satt essen. Wurde früher der Dicke beneidet, weil er offensichtlich reich war, so ist es heute beinahe umgekehrt: Die Reichen sind schlank und die Armen sind dick. In allen Schichten der Gesellschaft sind wir fast permanent mit Essen beschäftigt, es ist geradezu zur Obsession geworden. In unserer Überflussgesellschaft werden unseren Augen nahezu ständig irgendwelche verführerischen Nahrungsmittel dargeboten: Süßigkeiten, Kuchen, Salzgebäck, Chips, Snacks usw. Und wenn wir es auch meistens schaffen, zu widerstehen, lassen wir unserem Appetit doch spätestens bei einer der zahllosen Einladungen ungehemmten Lauf. So sind wir inzwischen so weit gekommen, dass Essen und Trinken als Bedrohung erfahren werden, als Risikofaktoren, die das Leben verkürzen, statt es zu erhalten. Wenn Essen und Trinken früher eine Art Ersatzreligion sein konnten, so gilt dies heute für die Gesundheitsmoral. Neuerdings schreiben Theologen Bücher „wider die Diät-Sadisten, den Gesundheitswahn und den Fitness-Kult“. Aber es ist wieder nur die alte Vergötzung des Bauches, die hier die theologische Kritik herausfordert. In jedem Fall wird an die Stelle der wahren Religion ein Ersatz geschoben, der den Menschen auf seine animalische Stufe reduziert und seine geistige Dimension ignoriert.

Der reiche Bauer im Gleichnis hätte für seine reiche Ernte Gott danken und seinen Reichtum mit anderen teilen sollen, dann wäre er vor Gott reich und kein Narr gewesen. Damit sind uns zwei Stichwörter gegeben, die uns erinnern, wie wir uns gegen die Verführung zur gierigen Unmäßigkeit wappnen können: Dankbarkeit und Solidarität. Wer vor und nach dem Essen Gott dankt und um seinen Segen bittet, der macht sich den Wert der Schöpfungsgaben bewusst und bewahrt seinen Geist davor, im rein sinnlichen Genuss zu versinken. Wer noch dazu der Armen und der Hungernden gedenkt, der wird schwerlich zuviel essen. So schickte auch Tobit angesichts der reich gedeckten Tafel seinen Sohn los, um einen Armen aus dem Kreis der gottesfürchtigen Juden einzuladen. (Tob 2,1f) Gelebte Solidarität mit den Hungernden ist in jedem Fall ein wirksameres Mittel gegen die Völlerei als 1000 Diäten.

Vgl. Manfred Lütz: LebensLust. Wider die Diät-Sadisten, den Gesundheitswahn und den Fitness-Kult. München: Pattloch, 2002.

2. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

immer wieder, wenn Jesus ein Wunder vollbracht hat, sagt er zum Geheilten: "Dein Glaube hat Dir geholfen." - Und als Jesus bei seiner Familie und den Nachbarn in Nazareth - zuhause - zu Besuch war, heißt es dort: Und er konnte keine Wunder tun, denn sie glaubten nicht.

Da drängt sich dann doch der Verdacht auf, Jesus selbst habe gar keine Wunder getan. Man könnte vermuten, dass nur der Glaube der Menschen als dies bewirkt hat. So sagen einige, dass Jesus mit Seiner Ausstrahlung und seinem Gottvertrauen die Menschen zu beeindruckt hat, dass Lebensmut, Lebenswille zurückkehrten und sie mit solcher Macht gesund werden wollten, dass ihre aktivierten Selbstheilkräfte ein Wunder bewirkten.

Nicht umsonst wird oft genug berichtet, dass an sich wirkungslose Medikamente (z.B. in der Homöopathie) erstaunliche Erfolge erzielen - weil die Menschen, die sie anwenden, davon überzeugt sind, dass sie wirken.

"Jesus, der die Selbstheilkräfte des Menschen aktiviert" - das ist aber eigentlich kein so schlechter Gedanke. Natürlich passt er nicht allein: Viele Heilungen sind so außerordentlich, dass sie nicht allein durch die Selbstheilkräfte des Menschen erklärt werden können. Schon gar nicht kann ein Lazarus, der bereits tot im Grab liegt, durch den sogenannten Placebo-Effekt wieder zum Leben erweckt werden.

Aber so ganz von der Hand zu weisen ist dieser Gedanke nicht. Es ist eben nicht im Sinne Gottes, dass der Mensch die Hände in den Schoß legt und darauf zu hofft, dass Gott ein Wunder bewirkt. Gott könnte natürlich alles Leid in der Welt wegnehmen - aber eben nicht das Leid, das wir selbst verursachen, das wir im Inneren tragen. Deshalb zielt Gottes Wirken nicht darauf, einfach wieder das Paradies herzustellen (was will Gott mit einem Paradies, wenn kein Mensch drin ist?); sondern Gottes will nichts anderes als einen paradiesischen Menschen.

Und deshalb muss der Mensch sich ändern. Hier - im Innersten des Menschen - muss das Wunder geschehen. Und das geht nur, wenn wir mitmachen. Wir selbst müssen uns wandeln, sonst nutzt alle Verwandlung der Welt nichts.

Und deshalb zielen tatsächlich alle Wunder, die Jesus vollbringt, auf den Lebenswillen des Menschen - auf seine Bereitschaft, Heil zu empfangen. Mitzuwirken, wenn Gott wirkt. Wenn der Mensch nicht Leben will, kann auch Gott kein Wunder tun. Wenn Gott aber in uns den freien, gewollten Glauben anregt, wachsen lässt und stärkt, dann ist alles möglich.

"Wenn Euer Glaube auch nur so groß wäre wie ein Senfkorn!" Wenn wir nur ansatzweise sagen: "Gott, ich möchte wohl glauben", dann kann Gott wirken. Dann hat er einen Ansatzpunkt. Mag dieser Glaube, dieses "Ja" zu Gott nur ganz, ganz klein sein (wie ein Senfkorn) - das ist egal.
Wenn wir aber - wie die Menschen in Nazareth und viele andere bis auf den heutigen Tag - Gott nicht trauen und ihn nicht machen lassen wollen, nicht einmal ansatzweise, dann kann auch nichts wachsen. Und dann geschehen auch keine Wunder.

Vor kurzem hat mir jemand, der sich frisch zu Gott bekehrt hat, gesagt: "Ich habe soviel Freude an Gott, dem Gebet und den Gottesdiensten - ich habe Angst, dass ich irgendwann auch so ein weltfremder Christ werde, ein Langeweiler, ein Betbruder. Ich glaube, ich will das nicht." Und schwupp - war die Glaubenskrise da. Das Senfkorn wurde wieder zurückgegeben. Ein kleines bisschen Glauben - dass dann dazu führt, von anderen belächelt zu werden? Nein danke. Zurück an den Absender.
Nein zu sagen - das geht schnell.

Liebe Schwestern und Brüder, an Gott zu glauben dass heißt, ihm den kleinen Finger zu reichen und zu wissen, dass er dann die ganze Hand nimmt - noch mehr, uns vollständig, ganz. Lassen wir uns darauf ein? Dann wird unser Glaube Berge versetzen. Amen.

3. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Trotz der Aussage im heutigen Evangelium fürchte ich, dass es für uns schwierig wäre, allein durch unseren Glauben Maulbeerbäume zu bewegen. Nicht allein deshalb, weil es hier so selten Maulbeerbäume gibt.

Tatsächlich soll man der Kraft, die wir aus dem Glauben empfangen, einiges zutrauen. Wer einen festen Glauben hat, wer selbst fest im Glauben verwurzelt ist, der ist zu Dingen in der Lage, die Ungläubige in Erstaunen versetzen. Wieviel Leid ein Mensch ertragen kann, der seine Hoffnung im Glauben begründet sieht! Wieviel Freude und innere Ruhe in der Hektik des Alltags der Glaube spendet, wenn er nur tief genug ist! Dass es sich bei dem Versetzen von Maulbeerbäumen um ein Bild handelt, dürfte wohl klar sein. Wer aber glaubende Menschen erlebt, weiß, dass die Realität nicht allzu weit davon entfernt ist. Die Wunder des Glaubens geschehen auch heute noch.

Aber darüber dürfen wir nicht vergessen, woher denn der Glaube kommt. Der Glaube ist nämlich keine Leistung, die wir vollbringen; der Glaube ist keine menschliche Anstrengung, die aus sich heraus wirkt. Man kann sich nicht hinsetzen und ganz angestrengt glauben, um dann Maulbeerbäume oder sogar Berge zu versetzen.

Glaube ist ja doch nichts anderes als die Hingabe an Gott. Nicht, wer ganz intensiv die katholischen Glaubensgrundsätze für wahr hält, erhält die Glaubenskraft; sondern der, der ganz offen und freudig auf Gott vertraut. Glaube ist Beziehung, Beziehung zu Gott; ja, Glaube ist die Liebe, die wir für Gott empfinden. Sogar Paulus, der Verfechter der reinen Glaubenslehre sagt: «Hätte ich die Glaubenskraft, die Berge versetzen könnte, aber die Liebe nicht, so nützte es mir nichts».

Denn nicht der Glaube allein versetzt Berge, nicht das Fürwahrhalten von Glaubenssätzen spendet uns Kraft. Vielmehr ist die Kraft, die wir bekommen, immer das Wirken unseres Gottes, der uns liebt und der uns so sehr beschenkt, dass wir Ihn lieben können. Nicht der Glaube wirkt Wunder, sondern Gott ist es, der Wunderbares vollbringt. Im Glauben allerdings schlagen wir uns auf die Seite dieses liebenswerten Gottes, um dann mit ihm Berge zu versetzen - oder Maulbeerbäume oder auch nur ein paar Sträucher.

Vergessen wir nie, wenn wir über den Glauben sprechen, von ihm reden oder mit ihm Schwierigkeiten haben: Glaube ist Beziehung, ist die Liebe zu Gott und Seine Liebe zu uns. All das Gute, das uns der Glaube schenkt, entsteht aus unserer Zusammenarbeit mit dem guten Gott.

Deswegen weist Jesus auch im zweiten Teil des Evangeliums darauf hin, dass wir uns auf die großen Dinge, zu denen wir durch den Glauben in der Lage sind, nichts einbilden dürfen. Ob wir uns nun als unnütze Sklaven bezeichnen sollten, mag vielleicht etwas übertrieben klingen. Was aber damit gesagt werden soll, trifft durchaus zu: Unser Glaube, und mag er noch so groß sein, ist ein Geschenk. Kein Verdienst.

Wer weiß, warum es im Münsterland so wenig Maulbeerbäume und so wenig Berge gibt. Vielleicht sind sie alle durch den starken Glauben der Münsterländer irgendwo anders hinversetzt worden. Aber wie dem auch sei: Ein noch so großer Glaube ist ohne die Liebe und die eigene Bescheidenheit für unser Heil wirkungslos. Gehen wir also zur Sicherheit einmal davon aus, dass die Maulbeerbäume und Berge in unserem Münsterland aus anderen Gründen so selten sind. Amen.

Fürbitten