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Predigtvorschläge - 03. Sonntag der Osterzeit (Lesejahr C)
1. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2007)

Liebe Gemeinde!

Um uns selbst zu erkennen, kann es mitunter nützlich sein, uns in eine andere Person zu versetzen. Der Apostel Petrus lädt uns dazu heute förmlich ein. Als er zu seinen Freunden sagt: „Ich gehe fischen“, da brennt in ihm noch die Erinnerung an seine schmähliche Verleugnung. Was tun mit solchen unangenehmen Erinnerungen? Am besten verdrängen – durch handfeste Arbeit, durch Tun dessen, was man gewohnt ist, bei dem man nicht nachdenken muß.

Aber die Rechnung will nicht aufgehen: Nicht einmal die Fische tun, was sie sollen. Alles geht schief. Alles ist umsonst. Die ganze Welt hat sich gegen mich verschworen. Ist es nicht so? – Petrus ist verzweifelt, traurig, beschämt. Er fühlt sich schmutzig, müde, überfordert, weiß nicht mehr weiter. Selbst die Nähe seiner Freunde kann ihn nicht aus seiner Trübsal herausreißen; er bleibt auf sein Ich zurückgeworfen, fühlt sich einsam und leer. So wird es langsam Tag, und man muß zusehen, daß man nach Hause kommt.

Doch in dem Moment passiert etwas: Ein Fremder steht am Ufer – es erscheint alles irgendwie unwirklich – er möchte etwas zu essen haben – dabei haben sie doch nichts. Und dann fordert er sie noch auf, die Netze erneut auszuwerfen. Warum sie es tun, ist ihnen selbst nicht ganz klar. Vielleicht erinnern sie sich an die Zeit, die ihnen so lange zurückzuliegen scheint, an die wunderbare Zeit, als es noch Wunder gab, als Jesus noch quicklebendig unter ihnen war. Doch als das Wunder wieder passiert, da weiß Petrus: es ist der Herr. Die Schamröte schießt ihm ins Gesicht, er will nur noch ins Wasser, um abzuwaschen, was er angerichtet hat, nicht wiedergutmachen kann und gerade dabei war, zu vergessen.

Er taucht wieder aus dem Wasser auf, fängt sich, bekommt wieder etwas Sinnvolles zu tun: er kann das Netz an Land ziehen und die Fische herausholen. Ihre Zahl ist anscheinend bedeutungsvoll. Aber das berührt Petrus im Augenblick nicht. Er stillt seinen Hunger und genießt die Gegenwart seines Meisters: alles wie früher! Wenigstens für eine Zeit darf er so empfinden, doch dann muß er das gefürchtete Gespräch führen. Aber der Meister macht ihm keine Vorwürfe. Er fragt ihn nur: „Liebst du mich?“ – Die Antwort ist sehr abgewogen: „Ja, Herr, du weißt…“ Sein eigenes Wissen ist ihm nicht mehr geheuer, seit er so großspurig gesagt hat: „Mein Leben will ich für dich hingeben“ (Joh 13,37) – und dann so jämmerlich versagt hat. Dreimal allerdings fragt Jesus ihn so, denn dreimal hat Petrus ihn aus Furcht verleugnet. So wird die Schuld endgültig getilgt, und die Erinnerung daran ist nicht mehr belastend. Fortan kann Petrus Mitleid haben mit allen anderen, die schwach werden. Denn das muß er, soll er doch nun das höchste Amt antreten, das Jesus zu vergeben hat: „Weide meine Lämmer, hüte meine Schafe, weide meine Schafe.“ Die jungen Lämmer soll er lehren und stärken, die Schafe tapfer führen und die eigensinnigen erwachsenen Schafe weiden.

Was wäre aus Petrus geworden, wenn sein Meister nicht der große Pädagoge gewesen wäre, der er war? Wenn Jesus aus Enttäuschung einen anderen, z.B. den treuen Johannes zum Ersten der Apostel erwählt hätte? Vermutlich wäre Petrus dann trübselig geworden, bitter und verschlossen. Wieder einer mehr von denen, die vom Leben enttäuscht wurden, ohne Hoffnung und ohne Perspektive. Aber so ist es eben nicht gekommen! Ostern bedeutet nicht nur das Ereignis der Auferstehung Jesu, es bedeutet viel mehr: der glimmende Docht wird neu zum Brennen gebracht, der gefallene Mensch aufgerichtet, die vergangene Schuld wird in das Vermögen zu höchster Einfühlsamkeit und Barmherzigkeit gewandelt.

So könnte und sollte es auch bei uns sein: Mensch, wer du auch bist, höre die Stimme des Meisters, der dich nach deiner Liebe fragt! Es ist derselbe, der dich aus der Lethargie weckt, dir einen Auftrag gibt – vielleicht nicht, ein Netz einzuholen, vielleicht aber, ein Fahrrad zu reparieren oder ein Buch auszuleihen. Laß dir nicht von den Fehlern der Vergangenheit alle Zukunft verbauen! Ergreife die Chance und antworte wie Petrus: „Du weißt, Herr, du weißt alles. Du weißt, daß ich dich liebe.“

2. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2004)

Liebe Gemeinde!

Kindern fällt es leicht, zu glauben. Denn sie sind darauf angewiesen, daß ihre Eltern es gut mit ihnen meinen und ihnen die Wahrheit sagen. Dennoch wollen sie auch verstehen, und so stellen sie Fragen, vor allem solche nach dem Warum. Mit ihren Fragen bohren sie in die Tiefe und immer weiter, bis ihre Eltern schließlich in Verlegenheit kommen und manchmal sogar unwillig werden und den lästigen Frager abschütteln.

Für ihre Gedanken brauchen Kinder mehr noch als Erwachsene einfache Vorstellungsbilder, sonst bleibt ihre Suche nach Verständnis unerfüllt und enttäuscht. Doch wenn sie erwachsen werden, dann brechen viele ihrer kindlichen Vorstellungsbilder zusammen. Den Himmel haben sie ganz einfach „da oben“ gesehen – Gott Vater thronte über den Wolken und schaute gütig mit seinem langen Bart auf die Erde herunter, von Engeln umgeben, die selbstverständlich Flügel haben, damit sie schnell zwischen Himmel und Erde hin und her gelangen. Was tritt nun an die Stelle dieser Vorstellungsbilder? Für viele tritt nichts an die Stelle; es bleibt eine bloße Leere, die Worte Himmel und ewiges Leben klingen nicht mehr, sind bloße Worthülsen geworden, die man deshalb im Alltag auch nicht mehr verwendet.

Für den erwachsenen Menschen kommt ein zweites hinzu: das Leben fordert uns eine Menge ab, in vieler Hinsicht ist es stressiger als früher, auf jeden Fall ist es undurchsichtiger, komplexer und sorgenreicher. Zum anderen ist es bunter, vielgestaltiger und abwechslungsreicher, man kann gar nicht alle Angebote und Vergnügen wahrnehmen, selbst wenn man wollte und das nötige Geld hätte. Die alltäglichen Sorgen wie auch die vielen Freizeitmöglichkeiten verdrängen die Frage nach dem Sinn des irdischen Lebens und dem „Danach“. Wer fragt heute schon: „Was ist der Himmel? Wo ist er?“ usw.

Solche Fragen würden vielleicht nie gestellt, wenn es den Tod nicht gäbe. Aber Altern, Krankheit und Tod geben unserem Leben eine unübersehbare Grenze vor. Sobald ein lieber Mensch stirbt, bricht die Frage nach Leben und Tod neu auf. – Die Bibel antwortet in Bildern auf diese existentielle Frage. Jesus spricht von den Wohnungen im Himmel, die er vorzubereiten gedenkt, oft vergleicht er den Himmel mit einem Hochzeitsmahl, das nie aufhört. In der Lesung aus der Offenbarung des Johannes ist von einem neuen Himmel und einer neuen Erde die Rede, davon, daß die heilige Stadt Jerusalem vom Himmel herabkommt und daß Gott seine Wohnung mitten unter den Menschen aufschlägt, ja daß er die Tränen von den Augen der leidgeprüften Menschen abwischt. Die Wohnung ist das Ursymbol für Geborgenheit und Sicherheit, für Heimat und Verwurzeltsein; das Mahl ist das Symbol für Gemeinschaft und vollendete Freude.

Mit diesen biblischen Bildern wird an das irdische Leben angeknüpft. Das, was sich durchhält beim Wechsel vom irdischen in das ewige Leben, ist die Liebe. Sie verbindet Himmel und Erde. „Wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken und neu beginnen, ganz neu... da berühren sich Himmel und Erde, daß Friede werde unter uns.“ Und ebenso: „Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen (nämlich die des Egoismus und der Selbstsucht); wo sie sich verbünden und den Haß überwinden“, da...

Die Liebe sprengt die Grenze der Zeit auf und läßt ahnen, was Ewigkeit ist. Die NichtLiebe dagegen, d.h. die Gleichgültigkeit und die Selbstsucht, macht dies Tor wieder zu. Auf die Frage, „was ist der Himmel?“ könnte man darum die Antwort geben: vollendete Liebe. Wo die Freiheit mißbraucht wird, da werden Grenzen und Mauern zwischen den Menschen aufgebaut, da entsteht Trennung und Isolierung, die in letzter Vereinsamung endet. Wo aber die Freiheit für die Liebe eingesetzt wird, da können sich diejenigen, die lieben, verbinden und verbünden, da entsteht eine vollkommene Gemeinschaft, die nicht einmal mehr durch Raum und Zeit getrennt wird – das ist der Himmel. Wir spüren, wenn wir diesen Gedanken verstehen, aber sofort, daß es diesen Himmel hier nicht gibt und nicht geben kann, denn weder gibt es vollkommene Liebe und Gemeinschaft, noch hat je ein Mensch erfahren, daß Raum und Zeit ihre trennende Wirkung verloren haben. Nur Gott kann diese Vollendung bewirken. Hieraus kann man übrigens auch einen Grund gewinnen, warum es den Tod gibt, warum der Tod auch eine Gnade ist; denn ein unbegrenztes Leben auf dieser Erde wäre auf die Dauer unerträglich angesichts der allseits fehlenden Liebe.

Wo die Liebe vollendet ist – ohne Störung –, da ist der Himmel. Der Himmel fängt freilich hier auf der Erde schon an, denn Himmel und Erde können sich berühren, wie wir gerade hörten. Er fängt hier an bzw. er scheint hier auf. Überall wo Menschen die Liebe erfahren und sie leben, da kommt bereits die Seligkeit des Himmels zum Vorschein, und je reiner und inniger die Liebe ist, um so größer auch das Glück und die Freude. So schreibt Franz von Sales einmal: „Herr Gott, wer vermag zu sagen, welche Freude im Himmel sein wird, da man einander im vollen Meer der Liebe lieben wird, wenn schon deren Bächlein so viel Freude bringen!“

Obwohl wir die Liebe auf der Erde erfahren können und sie somit eine echte Brücke liefert, um in das Jenseits des Himmel hinüber denken zu können, bedarf es auch des Glaubens, um den Himmel als real anzusehen. Wir müssen auf Jesu Wort und sein Lebenszeugnis vertrauen, so wie die Kinder auf das Wort und Zeugnis ihrer Eltern vertrauen müssen. Jesu Liebe war stärker als der Tod. Ja, in seiner Liebe ist uns der Himmel begegnet und wurde der Himmel für uns ein für alle mal geöffnet: das feiern wir in jeder Eucharistie. Und in diesem Sinn ist das einladende Wort zu verstehen: „Selig die zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind!“

3. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

zuerst waren die Jünger begeistert mit Jesus unterwegs, schmiedeten Pläne für die Zukunft, wollten die Welt verändern; doch mit dem Tod Jesu schien alles aus zu sein. Dieser Schock ging wohl tiefer, als man meint. Denn selbst, nachdem sie dem auferstandenen Jesus getroffen haben, kehren zurück zu ihrer Arbeit. Alle Predigt des Herrn der letzten drei Jahre waren vergessen und alles Vertrauen zerbrochen.
Das zeigt auch die Schilderung der vergeblichen Fischzugs: Genau die gleiche Situation hat schon drei Jahre zuvor stattgefunden, als Jesus seine Apostel berufen hat. Dort wird in beinahe denselben Worten erzählt, wie diese Fischer auf das Wort Jesu hin nochmals hinausfahren und mit berstend vollen Netzen heimkehren. - Jetzt, drei Jahre später, scheint Jesus wieder von vorne anfangen zu müssen. War alles umsonst?

Diese Frage "War alles umsonst?" stellt sich öfter in unserem Leben. Es kommt wohl keiner ohne die Erfahrung des Scheiterns davon: Pläne, die sich nicht verwirklichen lassen; Freundschaften, Beziehungen, Ehen, die in die Brüche gehen; Eltern, die ihre Kinder nicht mehr verstehen ... und irgendwie denken wir: könnten wir doch nochmals von vorne anfangen; warum habe ich mich darauf überhaupt eingelassen!

An diesem steht Jesus auch. Alles hätte aus sein können. Die Mission Jesu wäre gescheitert; die Apostel hätten ihre alten Berufe wieder ausgeübt – und uns Christen hätte es nie gegeben.

Doch Jesus beginnt nicht von vorne. Er kennt seine Apostel, und er weiß, was sich tief in ihren Herzen herangebildet hat, was verschüttet liegt und vielleicht zerbrochen ist. Und er kennt das Mittel, dass ihnen wieder neuem Atem gibt, neuen Lebensmut, Kraft, sich aufzumachen und wider besseres Wissen oder wider allen Augenschein aufzubrechen.

Es sind ganz einfache Bewegungen Jesu, die das zustande bringen. Dort im Garten, beim leeren Grab begegnet er der Maria Magdalena, und er spricht nur ein Wort: Maria! Dieses eine Wort rührt alles in ihr an und bringt in ihr alles wieder zum klingen, was stumm geworden war.
Den Aposteln, die sie sich vor Furcht eingeschlossen hatten, den zwei Jüngern, die aus Jerusalem weggehen, nach Emmaus, den fischenden Aposteln, deren Netze leer sind: Alle diesen Verzweifelten schenkt er den zweiten Atem mit ganz kleinen Gesten und Zeichen.

Am schönsten wird deutlich, wie Jesus die zerstörten Menschen wiederherstellt, als er mit Petrus spricht. Er fragt den Petrus nicht dreimal: «Warum hast Du mich verleugnet?». Nein, was gewesen ist, ist vorbei. Nicht das Scheitern, das Versagen spricht Jesus an. Jesus wendet den Blick nach vorne und fragt seinen Petrus: "Liebst Du mich?" - Die Liebe ist es schließlich, die uns den zweiten Atem schenkt. Nichts anderes hat er Maria Magdalena geschenkt, als er sie nur mit ihrem Namen angesprochen hat: Maria!
Nichts anderes hat er den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus geschenkt, als er mit ihnen die Eucharistie feierte.
Nichts anderes meinte er, als er den Frieden wünschte: Meine Liebe sei mit Euch! Sie wirke in Euch! Sie mache alles vergessen, schenke Euch neues Leben, neue Hoffnung und Kraft, sich wieder aufzuraffen, den Weg weiterzugehen.

Christliche Botschaft ist die Zusage dieser Begegnung mit dem Auferstandenen - gerade dort, wo wir selber nicht weiterwissen; wo alles aus scheint.

Der Auferstehungsglaube ist den Frauen und den Jüngern nicht in den Schoß gefallen; sie mussten zuerst viele Zweifel und Vorbehalte überwinden. Geholfen hat ihnen dabei Jesus selbst. Nicht, indem er von vorne angefangen ist, sondern indem er die Wunden mit Zuneigung geheilt hat. Das brauchte Zeit, das kann nicht von heute auf morgen geschehen. Das weiß Jesus, und deshalb wird er auch uns am Ende unseres Lebens nicht fragen, wieviel wir getan haben und wie schnell wir wieder auf die Beine gekommen sind, sondern nur: "Liebst Du mich?"

Amen.

4. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

haben Sie schon einmal von der Pädagogik Gottes gehört? Im Gegensatz zu anderen Gottesbildern, wo die Götter oft herrschende Despoten sind, die die Menschen nur erschaffen haben, damit sie ihnen dienen, haben wir nämlich einen Gott, der sich über und an uns freuen will. Darum ist er auch kein Diktator, sondern er ist auf sehr pädagogische Art und Weise - oder, um im gewohnten religiösen Sprachgebrauch zu bleiben, auf sehr liebevolle Weise um uns bemüht. Daher auch die angemessene Anrede als Vater.
Das Ziel seiner Pädagogik, die Erlösung des Menschen, bedeutet nichts anderes, als den Menschen dorthin zurückzuführen, wo er seine Erfüllung findet: Nämlich darin, dass wir uns an Gott schlichtweg freuen, an Seiner Größe, Güte und Schönheit, und zusammen mit Ihm an den Menschen, die Er zur Freude aller erschaffen hat und liebt.

Eigentlich ein Ziel, dass jeder für sich erstrebenswert finden sollte, ja, dass meiner Meinung nach sogar jeder Mensch insgeheim sucht. Leider aber bedarf es trotzdem immer wieder gewisser erzieherischer Maßnahmen, um uns Menschen dorthin zu führen.
Da sind wir auch nicht besser als viele Kinder - oder auch Jugendliche: Obwohl wir genau wissen, dass etwas schlecht für uns ist, tun wir es trotzdem - und reden uns dann noch heraus, dass es doch eigentlich so auch ganz gut geht.

Nun, während viele von uns in solchen Situationen auch schon einmal die Geduld verlieren, zeigt sich Gottes Größe gerade eben in seiner geduldsvollen Pädagogik: Er zeigt den Menschen den Weg, der zum Heil führt - vor allem, indem er ihn selber geht. Er zwingt keinen, er macht keine Vorschriften oder stellt Strafen auf. Er lädt ein, er stellt fest, so, wie im heutigen Evangelium:
«Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus - und ihr werdet etwas fangen.» Das ist kein Befehl. Das ist eine Verheißung, so ähnlich wie: «Wenn Ihr meine Gebote haltet, so bleibt Ihr in mir und ich in Euch.» Jedem ist frei gestellt, ob er sich dieser Lebensweise anschließen will oder nicht. Keiner wird gezwungen. Wer seine Netze nicht auswerfen will, der braucht es nicht zu tun. Allerdings wird er dann auch nicht den großen Fang machen.

Viele sehen heute in der Kirche einen Verrat an dieser liebevollen, zurückhaltenden Pädagogik Gottes, und den Papst, der große Moralapostel, als den Oberverräter. «Wie kann der Papst das - oder das - verbieten?»

Entschuldigen Sie - der Papst kann Ihnen überhaupt nichts verbieten. Er tut es auch nicht. Wer nur einmal einen Blick in die Reden und Dokumente des Papstes geworfen hat, der weiß, dass ihm nichts ferner liegt, als den Menschen zu versklaven. Er macht keine Vorschriften. Nennen sie mir nur ein Dokument, wo er von irgendjemanden etwas verlangt!

Seine Aufgabe, wie die Aufgabe aller Christen, ist Zeugnis abzulegen für den Weg, der zum Ziel führt. Dazu gehört natürlich selbstverständlich, dass wir Irrwege markieren, davor warnen, wenn Gefahren lauern. Das ist die Aufgabe des Papstes, der Bischöfe und Priester - und vor allem auch Ihre Aufgabe! Aber wir können niemanden etwas verbieten. Wir können keinen davon abhalten, die schlechten Wege zu gehen.

Alle Menschen sind frei, der Lebensweise zu folgen, die sie für die Richtige halten. Jeder Mensch ist frei, sich der katholischen Kirche anzuschließen, wenn er in ihr den Weg zum Heil entdeckt. Keiner von ihnen ist gezwungenermaßen hier, keiner, bei dem «römisch-katholisch» im Pass steht, wird dazu gezwungen, es zu bleiben. Wer seine Netze nicht auswerfen will, braucht es nicht zu tun. Aber Hinweise darauf, dass wir dann auch den großen Fang nicht machen werden, sind nicht nur erlaubt, sondern sogar unsere Pflicht. Wer den Weg zum Leben kennt, ihn aber verschweigt, ist nicht besser als der, der in der Wüste die Oase kennt, es aber dem Verdurstenden vorenthält.

Moraltheologie und Glaube sind immer etwas Positives, sie weisen immer nur auf den Weg hin, der zum Ziel führt - auch, wenn darin andere Wege verworfen werden. Zur göttlichen Pädagogik gehört allerdings dazu, dass wir selber diesen Weg gehen - und selbst, wenn es ein nicht immer einfacher Weg sein sollte. Amen.

Fürbitten