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Predigtvorschläge - Fest Lateranbasilika
1. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2008)

Liebe Schwestern und Brüder,
dass wir heute die Weihe einer Kirche zu Rom feiern, dass dieses Fest sogar die Texte des Sonntag verdrängt, zeigt die Wichtigkeit dieses Festes.
Da die Lateranbasilika der erste offizielle Amtssitz des Papstes war – ungefähr tausend lang – stellt uns dieses Fest mitten hinein in die Weltkirche. Wir sind durch unseren Glauben mit allen Schwestern und Brüdern aller Zeiten und Orte verbunden.
Da die Lateranbasilika das gleiche Patronat besitzt wie unsere Pfarrkirche, können wir auch an die Weihe dieser Kirche denken.

Wir begehen die Erinnerung an den Weihetag der Kirche mit einem Fest. Liturgisch wird das mit großer Feierlichkeit getan. Aber auch im weltlichen Bereich gibt es Feste: Die Kirchmeß-Feier, wie man den Weihetag im Deutschen auch nennt – ist der Ursprung einer jeden Kir-mes.

Der Weihetag der Kirchen soll also nicht vergessen werden. Denn ein solcher Weihetag erinnert uns an Wesentliches unseres Glaubens. Aber an was?

Ich möchte nun einen Prediger zu Wort kommen lassen, der in Rom am Weihetag der Lateranbasilika gesprochen hat. Sein Names ist Cäsarius von Arles. Die Predigt ist ca. 1500 Jahre alt. Aber von bleibendem Wert.

„Durch die Güte Gottes dürfen wir heute den Weihetag dieses Gotteshauses mit Freude und Jubel begehen. Der wirkliche und lebendige Tempel jedoch müssen wir selber sein.


Dennoch feiern die christlichen Völker mit Recht das Fest der Mutterkirche. weil sie wissen, dass sie durch diese Kirche im Geist wiedergeboren wurden. (...) Die erste Geburt gebar uns für den Tod, die zweite rief uns zum Leben zurück.
Vor der Taufe, meine Lieben, waren wir alle Tempel des Teufels, nach der Taufe wurden wir Tempel Christi.

Wenn wir aufmerksamer über das Heil unserer Seele nachdenken, erkennen wir auch, dass der eigentliche und lebendige Tempel Gottes wir selber sind.
Gott wohnt nicht bloß in dem, was von Menschenhand gemacht ist, und nicht in einem Haus aus Holz und Stein, sondern vor allem in der Seele, die nach dem Bild Gottes geschaffen und von der Hand des Künstlers selbst gebildet ist. Der heilige Apostel Paulus sagt: Gottes Tempel ist heilig, und der seid ihr.

Christus kam und warf den Teufel aus unserem Herzen hinaus, um in uns für sich einen Tempel zu schaffen. Nach Kräften wollen wir darum mit seiner Hilfe daran arbeiten, dass ihm in uns nicht durch böse Taten Unrecht geschieht. (...)

Wenn wir daher, meine Lieben, mit Freuden den Gedächtnistag des Gotteshauses feiern wollen, dürfen wir den lebendigen Tempel Gottes nicht in uns durch böse Werke zerstören. Wie wir die Kirche vorfinden wollen, wenn wir zu ihr kommen, geradeso müssen wir unsere Seele bereiten.“

Liebe Schwestern und Brüder,
ein schönes Bild ist das. Wir wollen unsere Seele sauber halten, wie wir unsere Kirche in Ehren halten, damit sie ein Ort sein kann, in dem man Christus begegnen kann.

Als Menschen sind wir aber nicht nur reine Geistwesen, wir haben auch unseren Leib und unsere Sinne.

Und als solche werden wir im Alltag oft und oft über Gebühr in Anspruch genommen: im Beruf, durch die Medien, in der Gesellschaft. Alles muß sich rechnen, muß sich lohnen. Da geraten wir auch als Christen in Gefahr, unsere Seele mit allem möglichen „zu zumüllen“, so daß der Herr darin keinen Raum mehr findet. Unsere Seele bedarf so des Öfteren einer Tempelreinigung.

Und dazu helfen uns die Gotteshäuser, die ja dem alltägliche Gebrauch entzogen sind. Die Kirchen werden als sakrale, geweihte Räume um so lebensnotwendiger – sagt der große deutsche Philosoph Josef Pieper

„je mehr der Absolutheitsanspruch des bloß Nutzenden die gesamte Existenz mit Beschlag zu belegen droht. Desto mehr bedarf der Mensch, um eines wahrhaft menschlichen Lebens willen, dieser Chance, aus dem akustischen und optischen Getöse (kaufe dies, trinke das, iß jenes, wähle den, amüsiere dich hier, demonstriere für oder gegen), aus diesem pausenlosen Angeschrienwerden immer wieder hinaustreten zu können in einen Raum, in welchem Schweigen herrscht und also wirkliches Hören möglich wird und das Vernehmen der Realität, auf welcher unser Dasein ruht und aus der es sich immerfort nährt und erneuert.“

Liebe Schwestern und Brüder,
wir dürfen sehr froh sein, daß wir in unserem Dorf so schöne Kirchen und Kapellen haben. Wir sind dankbar für unsere Pfarrkirche, die auch vielen Nicht-Kirchhellenern ein Anziehungspunkt ist.
Es ist gut zu wissen, daß sich die Kirchhellener immer wieder einsetzen, wenn es um den Erhalt und Unterhalt der Kirche geht.


Indem wir nämlich als Pfarrgemeinde unsere Kirchen offenhalten, halten wir in gewissem Sinne den Himmel offen.
Der Kirchbau erinnert uns daran, daß Gott unter uns wohnt und in uns wohnen will.

Der heutige Festtag macht deutlich, daß Gott in dieser Welt Raum hat, daß er in den Herzen der Menschen einziehen will, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.
Gott will Raum gewinnen in uns. Dann wird er Raum gewinnen in der Welt, weil die Menschen ihm durch uns begegnen.

Wir sind der Tempel Gottes. Wenn wir die Botschaft dieses Festtages ernstnehmen, dann erkennen wir auch unseren Auftrag auf dieser Erde, den ein Kirchenvater einmal so zusammengefasst hat:
„Was die Seele für den Leib, das ist die Kirche für die Welt.“

Fürbitten