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Gedanken eines jungen Ehemannes zur Sexualität

In der Katechese zur Ehe und auch zur Eucharistie wurde ein Gedanke angedeutet, den nun ein junger Familienvater aufgegriffen hat: Dass die eheliche Sexualität in vielerlei Hinsicht dem liturgischen Geschehen in der Messfeier ähnelt.
Manchem Leser mag dieser Gedanke seltsam bis abwegig vorkommen; die verständliche Scheu, darüber zu spekulieren ist aber nur ein Indiz für die zunehmende Unfähigkeit, die Sexualität in einer angemessenen Sprache zu beschreiben.

An dieser Stelle dem Autor, der seinen Namen nicht öffentlich genannt haben möchte, ein herzliches Dankeschön. Wer dem Autor schreiben möchte, kann dies über den webmaster (mailto:webmaster@karl-leisner-jugend.de) tun.

Gedanken eines jungen Ehemannes zur Sexualität

Wenn man von den Unterschieden in der äußeren Form absieht -- das eine öffentlich, das andere ganz intim, das eine im festen Ritus des Ordo Missae eingegliedert, das andere verspielt und ganz verschieden, etc. -- so erkenne ich wunderschöne Analogien zwischen Eucharistie und Ehe, zwischen Kommunion und ehelichem Akt -- so wie er sein sollte, damit er unserer Heiligung dienen kann.

Natürlich stößt das Ehebild für die Gottesbeziehung an Grenzen: Meine Seele ist nicht die einzige Braut Christi, daher hat die Kommunion ja auch noch gemeinschaftlichen Charakter mit den Millionen anderer Seelen, die sich Christus vermählt haben. Auch wird mir mein göttlicher Ehepartner niemals untreu sein, ist ohne jeden Makel und ich bin ihm nicht ebenbürtig. Es ist eben nur ein Bild für die Gottesbeziehung, die auch die Bilder der Kindesbeziehung, der Freundesbeziehung und auch der Elternbeziehung, wenn ich doch meinen Glauben nähren und umsorgen, wachsen und reifen lassen muss, (oder wenn ich, marianisch gesprochen, mit Maria berufen bin, Gott ins Fleisch zu bringen, in dieser Welt zu gebären,) kennt.
Aber zurück zum Ehebild. Die Analogie soll über das sakramentale Leben insgesamt laufen: Katechumenat und Verlobung -- Taufe und Eheschließung -- Kommunion und ehelicher Akt -- Krankensalbung und gegenseitige Fürsorge -- Beichte und Treue, die die Untreue des anderen trägt und versöhnt -- gute Werke und Kinder als Früchte -- Anteilhabe und Vereinigung mit dem Leben des Bundespartners -- als letztliches Ziel, den anderen den Himmel erleben zu lassen. [1]
In der Kommunion und im ehelichen Akt kondensiert dies alles: Sie erneuern den Bundesschluss und bestärken ihn, sie setzen Treue und Fürsorge voraus und nähren sie, sie können Früchte tragen, sie vereinen inniglichst, sie lassen einen Vorgeschmack des Himmels, des göttlichen Lebens in Fülle, schmecken.
So beleuchten sie sich denn auch gegenseitig: Sex vor der Ehe ist wie Kommunion ohne Taufe -- verfrüht. French kissing ist wie eucharistische Anbetung -- in Katechumenat und Verlobungszeit bereiten sie vor und helfen warten, aber sind fast noch schöner nach dem endgültigen Bundesschluss. [2]

Ich habe lange gesucht, wie meine Sexualität Teil eines Lebens vor Gott werden kann. Es klingt banal, aber die Frage lautete: Wenn Gott mir immer zuschaut, wann kann ich mir Seine Hand auf meiner Schulter vorstellen und ein Lächeln, das Seinen Mund umspielt; wann kann ich allein das Bewusstsein Seiner Gegenwart kaum ertragen, wenn ich meine Sexualität auslebe bzw. mich meine Sexualität auslebt?

Nach einem Jahr Ehe zeigt die bisherige Erfahrung mir, dass die ehelichen Akte mit meiner Frau es wahrhaft ermöglichen, mich mit dem Gedanken, dass Gott bei uns ist, wohl zu fühlen und mit Ihm zusammen zu lächeln. Es sind keine selbstsüchtigen Akte der Macht, der Gewalt über Andere, die meiner Befriedigung jetzt zu dienen haben. Alles Abgründe, zu denen wohl gerade die männliche Sexualität neigt. Es sind göttliche Akte der Liebe und Zärtlichkeit, die sich über das Jetzt des Augenblicks erheben, rückgebunden an das Eheversprechen, das sie erneuern, und offen für die Zukunft, wenn ich weiß, das vielleicht ein Kind entsteht, dass uns unser ganzes Leben begleiten wird. Dabei ist es nicht so, dass die katholische Sexualmoral derart engstirnig wäre, dass man allzeit aufpassen müsste, keinen Fehltritt zu machen. Vielmehr ist es so, dass wir -- auf dem sicheren Fundament des Eheversprechens, das der Gott der Treue sich zu eigen gemacht hat und garantiert -- einfach unserem Sexualtrieb, der ja Teil der von Gott gut geschaffenen und erlösten menschlichen Natur ist, folgen können und dies auch tun. Wir verhalten uns ganz natürlich und sind dabei völlig frei. Gerade auch frei von Angst. Für eine angstfreie Sexualität braucht es keine Pille, wie Frau Käsmann meinte, sondern wohl eher die Ehe. Wir haben keine Angst von HIV oder ungewollten Schwangerschaften, vor Partnern, die uns nur ausnutzen wollen und uns morgen sitzen lassen, die uns als Trophäe oder als Spielzeug sähen, auch keine Angst, nicht zu genügen in der sexuellen Leistung: Wir brauchen keine Performance, unsere Sexualität ist in der Ehe geheiligt und erlöst. Wir können uns einander geben ohne Furcht; wir können es wagen, alles zu geben.

Das ist ein Idealbild, das ist klar, die Vollendung erwartet uns noch, aber es ist -- wie auch die Kommunion -- schon ein Vorgeschmack auf die Vollendung. Sex wird in der Ehe zu einem Mittel, das uns mit der Vollendung zu verbinden weiß, dass uns mit dem dreieinen Gott verbindet. Wenn die Ehe neben dem Bild für den Bund zwischen Christus und der Kirche auch -- bei der immer größeren Unähnlichkeit als Ähnlichkeit zwischen Abbild und Urbild -- Bild der innertrinitarische Liebe sein darf, so erhebt jeder eheliche Akt sich und uns direkt ins göttliche Herz und verbindet uns mit dem, was er bezeichnet: der göttlichen Liebe ohne Grenzen und dem göttlichen Leben in Fülle.

Auch wenn solche Gedanken nicht bei jedem ehelichen Akt bewusst sind, so wärmen sie doch das Herz und lassen Freude über das Geschenk der Sexualität aufkommen.

[1] In einem meiner Lieblingsfilme Road to Perdition heißt es auf Englisch so schön im Dialog in der Krypta zwischen Mafiaboss John (Paul Newman) und Ziehsohn Mike (Tom Hanks) über dessen Sohn Michael:

John: None of us will see heaven.
Mike: Michael could.
John: Then, do everything you can to make that happen.

Alles zu tun, damit es wahr wird, dass meine Frau den Himmel sieht, das fasst glaube ich die Ehe ganz gut zusammen: Dass sie dereinst in dem Himmel kommt, und hier und jetzt schon einen Vorgeschmack erleben darf. Und das fasst -- so denke ich -- auch das Heilswirken Gottes ganz gut zusammen: Wirklich alles zu tun -- bis zum Tod am Kreuz -- damit es wahr wird, wozu der Mensch erschaffen war, dass er dereinst in den Himmel kommt, und sofern er das Glück hat, Christ zu sein, auch schon hier auf Erden (im Wissen um die Erlösung und ihrer persönlichen Annahme) "himmlisch" leben kann.

[2] Über das Katechumenat kann ich als als Kleinkind Getaufter natürlich nur aus zweiter Hand sprechen.