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Grundkurs des Glaubens - Auferstehung

Wer die Heilsgeschichte auf dem Hintergrund der Sünde (als Erlösungsbedürftigkeit), dem Sühnetod Jesu (als Erlösunsangebot) und dem Leben aus den Sakramenten der Kirche (als Vermittlung und Annahme der Erlösung) liest, stellt sich vermutlich die Frage, welche Rolle denn nun die Auferstehung Jesu spielt. Tatsächlich gibt es in evangelikalen Kreisen die Tendenz, den Karfreitag als Tag unseres Freispruches von aller Sünde höher anzusetzen als Ostern (wenn auch versucht wird, darin ein Geschehen zu feiern). Die Frage, welche theologische Bedeutung die Auferstehung Jesu hat, bleibt nicht nur als ein Rest, sondern taucht das ganze Erlösungsgeschehen in ein neues Licht.

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3. Abend zur Soteriologie: Auferstehung

I. Theologische Bedeutung der Auferstehung Jesu
1. Die Auferstehung als göttlicher Machterweis
2. Auferstehung als Konsequenz der Erlösung
3. Auferstehung des Fleisches
a. Auferstehung des Fleisches - Kernsatz der Erlösung
b. Der neue Leib
c. Das leere Grab

II. Die Historizität der Auferstehung Jesu - Ein Indizienbeweis
1. Die Überzeugung der Jünger und Bekehrung der Skeptiker
2. Veränderungen in wesentlichen sozialen Strukturen
3. Eucharistie, Taufe und die Entstehung der Kirche

III. Alternative Deutungen der Auferstehung Jesu
1. Hermann Samuel Reimarus: Der Betrug der Jünger
2. Braun und Hoppe: Auferstehung als sprachliche Ausdrucksform
3. Hans Grass: Auferstehung zu neuer Leiblichkeit

I. Die theologische Bedeutung der Auferstehung Jesu

Es gibt eine Hierarchie der Wahrheiten - nicht alles in unserem Glauben ist gleich wichtig und gleich zentral. Zwar hängt vieles von dem, was wir glauben, eng zusammen - aber letztlich hängt alles an einem einzigen Ereignis: Der Auferstehung Jesu. Diese Botschaft benennt Paulus in seinem Brief an die Römer ganz konkret: »Wenn der Geist dessen in euch wohnt, der Jesus von den Toten auferweckt hat, dann wird er, der Christus Jesus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen, durch seinen Geist, der in euch wohnt.« (Röm 8, 11) Einen solchen Glauben an die Auferstehung hat es in Israel nicht überall gegeben. Noch im Neuen Testament begegnen uns ja die Gruppen der Pharisäer und Sadduzäer, von denen die erstere an eine Auferstehung glaubten und die letzteren eben nicht. Diesen erwidert Jesus selbst: »Ihr irrt euch, ihr kennt weder die Schrift noch die Macht Gottes« (Mk 12, 27).

Und auch innerhalb der christlichen Gemeinden gibt es Stimmen, die die Auferstehung der Toten in Frage stellen. So schreibt Paulus in seinem ersten Brief an die Gemeinde in Korinth: »Wie können einige von euch sagen: eine Auferstehung der Toten gibt es nicht? Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung und euer Glaube sinnlos.« (1 Kor 15, 12-14). Jesus bindet diesen Glauben an die Auferstehung an seine eigene Person: »Ich bin die Auferstehung und das Leben« (Joh 11, 25). Dass er dies wirklich ist, zeigt er nicht zuletzt durch seine Begegnungen mit den Jüngern nach seiner Auferstehung. Der auferstandene Herr begegnet uns hier als erfahrbar, greifbar, wirklich.

Somit sind sich fast alle Theologen einig, dass im Satz »Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden, ist am dritten Tag auferstanden nach der Schrift« (Großes Glaubensbekenntnis) der Kern des gesamten christlichen Glaubens enthalten ist. Ja, viele - wie bspw. Walter Kasper - grenzen diesen Kern sogar ein auf das »auferstanden am dritten Tag«. So können die folgenden, dem ersten Korintherbrief entnommenen Verse durchaus als ein erstes, keineswegs verkürztes, sondern im eigentlichen Sinne umfassendes Glaubensbekenntnis angesehen werden: »Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf.« (1 Kor 15, 3-5) Vielleicht ist sogar schon der bei Lukas überlieferte Zuruf der eigentliche Kern des Credo: »Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen!« (Lk 24, 34).

Es gibt eine Hierarchie der Wahrheiten. Dieser Begriff meint, dass es mehr oder weniger zentrale, tragende Wahrheiten im Gefüge des katholischen Glaubens gibt. Der zentrale und tragende Punkt schlechthin ist aber die Auferstehung Jesu Christi - allerdings in unmittelbarem Zusammenhang mit der Kreuzestheologie, von der sie nicht zu lösen ist.

1. Die Auferstehung als göttlicher Machterweis

Die Auferstehung ist die Machtbezeugung und der Erweis für Jesu Göttlichkeit (so zum Beispiel im Lied »Das Grab ist leer«: »Nun sieht man seiner Gottheit Macht… verbürgt ist nun die Göttlichkeit von Jesu Werk und Wort«). Umfragen zufolge glauben viele, dass Jesus Wunder gewirkt hat (ca. 82 %), immerhin noch mehr als die Hälfte, dass er Tote zum Leben erweckt hat (52 %). Aber an die leibliche Auferstehung Jesu glauben nur noch wenig mehr als ein Drittel (39 %), deutlich weniger, als beispielsweise die Himmelfahrt Jesu akzeptieren (51 %).

Entgegen der Vermutung, für uns heute sei die Auferstehung zwar kaum akzeptabel, in der damaligen Welt hätte eine solche Behauptung aber weniger Aufsehen erregt, sei die Stelle aus der Apostelgeschichte zitiert, in der Paulus den Griechen (Athenern) predigt: »Als sie von der Auferstehung der Toten hörten, spotteten die einen, andere aber sagten: Darüber wollen wir dich ein andermal hören. So ging Paulus aus ihrer Mitte weg.« (Apg 17, 32). Und auch die Tatsache, dass bereits in der Bibel die Betrugshypothese angesprochen wird, bestätigt, dass auch die Juden ein Auferstehung von den Toten nicht so einfach akzeptierten: »Erzählt den Leuten: Seine Jünger sind bei Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, während wir schliefen… So kommt es, dass dieses Gerücht bei den Juden bis heute verbreitet ist.« (Mt 28, 13-15).

Die Schwierigkeiten, an die Auferstehung Jesu Christi zu glauben, lassen sich zum größten Teil mit deren scheinbaren Unmöglichkeit begründen - wer tot ist, der ist tot. Solange ein Mensch lebt, wird ihm unter Umständen alles mögliche zugetraut - auch alles Unmögliche. Aber jede Möglichkeit des Menschen hat ihr Ende mit dem Tod. Es ist eine Sache zu glauben, dass Jesus Tote erweckt hat, und eine ganz andere Sache anzunehmen, dass er selbst, aus eigener Kraft, vom Tod erstanden ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Auferstehung eine auch für damalige Zeiten unerhörte Behauptung war, und dass der Glaube an die Auferstehung Jesu den Glauben an seine Gottheit voraussetzt. Im Glauben an die Auferstehung wird der Glaube an die Göttlichkeit Jesu auf die größte Probe gestellt, denn nichts anderes entzieht sich so sehr den menschlichen Möglichkeiten und ist somit allein den göttlichen vorbehalten. Umgekehrt bedeutet dies, dass es keinen größeren Erweis der Göttlichkeit Jesu Christi geben kann, als seine Auferstehung.

2. Auferstehung als Konsequenz der Erlösung

Wenn Gott die Welt erlösen wollte, dann mit dem Ziel, den Menschen in die Liebesgemeinschaft Gottes zurückzuführen. Dies setzt zwar den Kreuzes- und Erlösungstod Christi voraus, um die alte Schuld zu sühnen und auszuräumen, findet aber darin noch nicht ihr Ende. Vielmehr ist erst die Auferstehung die Vollendung der Erlösung, »denn Christus hat uns durch seinen Tod von der Sünde befreit; durch seine Auferstehung aber hat er uns die herrlichen Güter, welche wir durch die Sünden verloren hatten, wieder zugesellt.« (Catechismus Romanus., I, 6 - 12). Und bei Paulus heißt es: »Wegen unserer Verfehlungen wurde er hingegeben, wegen unserer Gerechtmachung wurde er auferweckt.« (Röm 4, 25)

Wollte Gott den Menschen nicht wiederherstellen, nicht wieder gereinigt und geheiligt zum Gegenüber seiner Liebe machen, sondern lediglich das Übel und die Sünde wegschaffen, so wäre die Übergabe des Menschen an das Nichts konsequenter gewesen. Aber Gott wollte nicht den Tod des Sünders, sondern seine Umkehr: Er wollte in dem gefallenen, gott-abgewandten Menschen wieder das Geschöpf finden, dass er als gut und liebenswert (als Wert seiner göttlichen Liebe) geschaffen hatte. Dazu bedurfte es zunächst der Erlösung in seinem Sohn durch das Kreuz. Damit war zwar der erste, entscheidend heilsbringende Schritt getan, - aber nicht der letzte und nicht der »eigentliche«. Erlösung, so wie Gott sie in seiner Liebe im Sinn gehabt hat, wurde erst vollkommen durch die Eröffnung einer neuen Heilschance, einer neuen, heilen, ja heiligen Wirklichkeit.

So erklärt sich auch die unterschiedliche Gewichtung des Karfreitags und des Ostersonntags in der evangelischen und in der katholischen Liturgie: Bei den Reformatoren ist mit dem Kreuzesopfer alles getan und geschehen, was zum Heil notwendig ist: Die Sünden der Menschen sind getilgt. Alles, was danach kommt, ist nichts anderes als die Entfaltung dieses Ereignisses, denn der erlöste Mensch ist nach evangelischer Auffassung »automatisch« wiederhergestellt. Er kann zu seinem Heil nichts weiter beitragen. Deshalb ist auch der Karfreitag, der Tag der Tilgung der Schuld, der eigentliche »Festtag« (er heißt im englischsprachigem Raum auch Good Friday).

Nach katholischer Auffassung eröffnet sich aber erst mit der Auferstehung Jesu eine neue Wirklichkeit, die der Erlöste nun ergreifen kann. Er wird in eine neue Seinsweise hineingerufen, die er mehr und mehr zu verwirklichen aufgerufen ist. Die Tilgung der Schuld am Kreuz ist die Voraussetzung, die Herrlichkeit der göttlichen Gnade erschließt sich jedoch erst im Offenbarwerden der neuen Schöpfung, die der Auferstandene ist. Deshalb ist der Höhepunkt des gesamten liturgischen Jahres die Feier der Osternacht.

Nur weil Gott den Menschen zur Herrlichkeit der wiederhergestellten Schöpfung führen wollte, war das Kreuz notwendig. Deshalb ist die Erlösung am Kreuz nur von Ostern, von der Auferstehung her begründbar. Nicht das Kreuz ist das Eigentliche (und die Auferstehung eine liebevolle Zugabe), sondern die Kreuzeshingabe ist nur geschehen um der neuen Schöpfung willen.

3. Auferstehung des Fleisches

Was heißt eigentlich »auferstehen«? Das Christentum lehrt die Unsterblichkeit der Seele. Die Seele ist sozusagen der Sitz der Person - das Herz - eben das, was bei keiner anatomisch noch so präzisen Untersuchung gefunden werden kann. Mittelalterliche Theologen haben sich Gedanken gemacht über den Sitz der Seele im Körper. Doch wenn man nach dem Ort der Seele fragt, beschränkt man die Art ihrer Existenz ja wieder auf eine körperliche. Die Seele ist jedoch letztlich nicht greifbar, lokalisierbar. Auch das Zusammenspiel - die Vereinigung wie Trennung von Seele und Leib bleiben letztlich ein Geheimnis. Auch die antike Philosophie kannte den Begriff der Seele. Platon jedoch sah im irdischen Körper eine Art Gefängnis der Seele. Im Tod wird dann endlich die Seele aus diesem Kerker befreit und ist frei.

Nach christlicher Vorstellung werden wir nicht auf ewig sozusagen leiblos weiterleben, sondern dem Leib wird eine unheimlich große Würde zuerkannt. Paulus spricht davon, dass der Leib der Tempel des Heiligen Geistes sei. Unser Leib - nicht nur unser Geist!

Die Hochachtung, die wir durch Aufbahrung und Beerdigungspraxis dem Leib eines Toten zollen, rührt letztlich von dieser Überzeugung her. Und das frühere Verbot der Kirche, eine Einäscherung vornehmen zu lassen, hat den Grund, dass damit ausgesagt werden könnte: Ich glaube nicht an die Auferstehung des Fleisches.

Wie aber genau wird diese Auferstehung geschehen? Hören wir dazu wieder Paulus: »Nun könnte einer fragen: Wie werden die Toten auferweckt? Was für einen Leib werden sie haben? Was für eine törichte Frage! Auch das, was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt. Und was du säst, hat noch nicht die Gestalt, die entstehen wird; es ist nur ein nacktes Samenkorn … Was gesät wird, ist verweslich, was auferweckt wird, unverweslich … die Toten werden zur Unvergänglichkeit auferweckt … Denn dieses Vergängliche muss sich mit Unvergänglichkeit bekleiden und dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit.« (1 Kor 15, 35-37.42.52-53)

Das Wie der Auferstehung bleibt also Geheimnis, es übersteigt unsere Vorstellung und unser Verstehen. Wilhelm Breuning schreibt dazu: »Gott liebt mehr als die Moleküle, die sich im Augenblick des Todes im Leib befinden. Er liebt einen Leib, der gezeichnet ist von der ganzen Mühsal, aber auch der rastlosen Sehnsucht einer Pilgerschaft, der im Lauf dieser Pilgerschaft viele Spuren in einer Welt hinterlassen hat, die durch diese Spuren menschlicher geworden ist … Auferweckung des Leibes heißt, dass von all dem Gott nichts verloren gegangen ist, weil er den Menschen liebt. Alle Tränen hat er gesammelt, und kein Lächeln ist ihm weggehuscht. Auferweckung des Leibes heißt, dass der Mensch bei Gott nicht nur seinen letzten Augenblick wiederfindet, sondern seine ganze Geschichte.« (Lesebuch zum Erwachsenenkatechismus, 586)

a. Auferstehung des Fleisches: Kernsatz der Erlösung. — Nach der Definition des heiligen Paulus ist derjenige ein Christ, welcher an die Auferstehung des Fleisches glaubt, und nach Johannes ist es der, der bekennt, dass Jesus Christus im Fleische gekommen ist (1 Joh 4, 2). Der Christ heute lebt - nach meiner eigenen Erfahrung - nicht aus dem Glauben an die Auferstehung des Fleisches. Er glaubt mehr an die Unsterblichkeit des Seele (wenn überhaupt) als an die Auferstehung der Leiber. »Eine rein geistige Unsterblichkeit muss uns gleichgültig lassen« sagt R. Guardini, und so sieht es auch aus, wenn wir an die primitiven Naturreligionen denken, die an ein entkräftetes, blutloses Dasein nach dem Tode glauben. Wer von uns Christen glaubt an die Unsterblichkeit, ohne ein seltsames Misstrauen, ohne den Verdacht von Langeweile und Unerfülltheit, ohne eine gewisse Besorgnis? Das ist der Preis dafür, dass wir uns von einem handfesten Realismus der Auferstehung des Fleisches entfernt haben. »Ohne Auferstehung wären wir die Beklagenswertesten unter allen Menschen!« (1 Kor 15, 19)

Der Glaube an die Auferstehung und der Glaube an die Menschwerdung: Das ist ein und derselbe Glaube, ein und dasselbe Credo. Auferstehung und Menschwerdung sind ein und dasselbe Geheimnis: Die Auferstehung ist die verewigte Menschwerdung, jedoch in einem unverweslichen und lebensspendenden Fleisch.

b. Der neue Leib. — Allem Anschein nach befindet sich die Materie, so wie wir sie kennen, in einem abgesunkenen Zustand; die Sünde hat uns schwerfälliger gemacht, gehemmter. Der Leib gehorcht nicht immer unserem Willen (»Der Geist war willig, aber das Fleisch war schwach«), er hindert uns oft am Guten oder verleitet uns zum Bösen. Der auferstandene Christus dagegen macht sich nach Gutdünken sichtbar und unsichtbar, er geht durch verschlossene Türen und doch kann man ihn berühren, er isst, ja, er hat sogar noch die Wunden der Kreuzigung.

Dieser Leib bleibt materiell - sonst könnte man ja nicht von einem Leib sprechen. Das Charakteristische des verklärten Leibes ist, dass er das gefügige Werkzeug des Geistes geworden ist. Er hat aufgehört, beschränkt zu sein, nur an einen Ort gebunden, undurchsichtig zu sein. Der Leib ist zu dem geworden, was er im Eigentlichen ist: Ein unmittelbarer Ausdruck der Seele und Mittel zur restlosen Gemeinschaft. Der verklärte Jesus vereinigt alle, die er liebt, in der ungehindertsten, unmittelbarsten und freiesten Bewegung. Er macht sich zu allen Zeiten und an allen Orten gegenwärtig.

Im neuen Leib Christi vereinigt sich Gott mit der wiederhergestellten, gottgefälligen Menschennatur. So ist der Leib Christi Vorbild und Ziel unseres Lebens. Wir können diese einmalige Verbindung von Gott und Schöpfung aber nicht in uns reproduzieren, sondern können uns nur in diese herrliche Vereinigung hineingeben. Nur wer das tut, wird zum Leben in Gott gelangen. Unser jetziges Mühen und Streben ist aber nichts anderes, als ein Hineinwachsen in diesen Leib Christi, zusammen mit allen anderen Gliedern dieses Leibes. Daher wird die katholische Kirche bildhaft als mystischer Leib Christi bezeichnet.

So wenig das Fleisch, wenn es sich selbst überlassen ist, zu irgend etwas gut ist, so sehr wird es, vom Geist belebt, fähig, dem göttlichen Werk zu dienen. Gegenwärtig trennt uns der Leib mehr, als er uns Kontakt ermöglicht: Er macht uns undurchschaubar, denn er erlaubt uns, unsere Gedanken zu verbergen oder zu verstellen. Der auferweckte Leib aber ist Prinzip uneingeschränkter Gemeinschaft. Hier findet sich wieder, was oben bereits gesagt wurde: In der Auferstehung vollendet sich die Erlösung, in dem uns Gott auf wunderbare Weise hineinnimmt in seine liebende Gemeinschaft.

Voller Ungeduld sollten wir daher nicht auf das Vergehen der Materie warten (die ja macht, dass wir wir sind!), sondern ihre Gefügigkeit, ihre Befreiung, ihre Himmelfahrt. Wir erwarten die Verklärung unseres Leibes.

Vergleicht einmal eine Auster mit einer Lerche: Unsere gegenwärtigen Fähigkeiten sind eher der ersteren Art: Wir sind beschränkt durch Zeit, Raum, Ermüdung. Wir sind schwerfällig, langsam von Begriff, leicht zu trennen. Wir haben uns mit dieser Schwerfälligkeit abgefunden, so sehr abgefunden, dass wir alles zu verlieren meinen, wenn das Leid, das Alter, der Tod kommt. Was erwartet uns aber für eine Herrlichkeit! Die Berichte vom Auferstandenen finden keine hinreichenden Worte, um Jesus in seiner neuen Leiblichkeit zu beschreiben!

c. Das leere Grab. — Die einfache und schlichte Konsequenz aus dem bisher Gesagten ist das leere Grab. Denn Christus erhält keinen absolut neuen Leib - die Schöpfung wird nicht neu aus der Taufe gehoben - sondern er ergreift in neuer Weise Besitz von seinem Leib. Mit dem leeren Grab steht und fällt die Würde unseres Leibes und die Hoffnung auf die Erlösung in unserem Fleisch.

Was für Schwierigkeiten haben aber die Philosophen und Theologen, die Kritiker und die Zweifler mit dem leeren Grab! Von der oben erwähnten Betrugshypothese angefangen, über Verwechslungs- und Scheintodtheorien, Theorien von Suggestion und Halluzination (die heute kaum noch vertreten sind), bis hin zur Deutung der Auferstehung als »Zeichen für die Unzerstörbarkeit des Lebens und der Liebe« und der Auferstehung »als Symbol für das Weitergehen der Sache Jesu« (die heute in allen möglichen Schattierung zunehmend Auftrieb erhalten - siehe Schulbücher!), werden immer wieder Möglichkeiten gesucht, am leeren Grab vorbeizukommen. Tatsächlich geht der Glaube an die Auferstehung zwar nicht vom leeren Grab aus, denn dieses ist auch anders zu erklären. Der Glaube an die Auferstehung begründet sich in den Erscheinungen des Herrn. Aber eine Auferstehung bei gleichzeitig vollem Grab würde den Leib Christi aus dem Credo der Kirche streichen - und damit fällt sowohl der gesamte Christusglaube als auch die entscheidende Hoffnung, die wir haben. Eine rein geistige Erlösung am Leib vorbei würde dem Wesen des Menschen nicht entsprechen.

Die Erlösung auch des Leibes ist - u.a. - das, was unseren katholischen Glauben von allen anderen Konfessionen und Religion unterscheidet. Sie ist Voraussetzung dafür, dass wir am Erlösungswerk Christi teilhaben und mitwirken können, sie ist Bedingung für die Wirklichkeit der Kirche als Leib Christi. Sie trifft ins Zentrum des Katholischen. Warum aber das Bemühen, die leibliche Dimension der Auferstehung - und damit die leibliche Dimension der Erlösung - beiseite zu schieben? Vielleicht liegt es ja an dem Anspruch, den gerade die leibliche Auferstehung an uns stellt.

Fazit

Mit der Auferstehung Jesu geht Gott über die Wiederherstellung des paradiesischen Menschen hinaus. Weil Jesus seinen Leib behält (deshalb wichtig: das leere Grab) und mit seiner Himmelfahrt in die Dreifaltigkeit Gottes mit hineinnimmt und verwandelt, ist für den Menschen eine radikal größere Verheißung gemacht: Wir werden - mit Leib und Seele, ja: mit der ganzen Schöpfung - in das Liebesgeschehen der Dreifaltigkeit einbezogen werden.

II. Die Historizität der Auferstehung - Ein Indizienbeweis

nach: «Der Fall Jesu», Lee Strobel, Asslar 2001, S. 281 - 293

Die Auferstehung Jesu ist mit Sicherheit das unwahrscheinlichste aller Wunder Jesu; schon Augustinus spricht davon, dass der christliche Glaube in keinem Punkt auf mehr Widerspruch stoße als in Bezug auf die Auferstehung des Fleisches (vgl. Augustinus, Psal. 88, 2, 5). Eine Heilung eines kranken Menschen - das kommt vor, wenn auch nicht immer so schnell und so vollständig, wie in der Bibel als Wunder berichtet. Ein Sturm, der plötzlich aufhört zu stürmen; ein Krug voll Wasser, das zu Wein wird; ein Mensch, der über einen See läuft - all das erscheint uns noch eher natürlich erklärbar, als die Auferstehung Jesu: Ein Mensch, der tot ist, beginnt nach einigen Tagen wieder zu leben - und das auf eine ganz neue, unerhörte Weise: Er geht durch Türen und Wände, erscheint vielen Personen gleichzeitig und verschwindet immer wieder. Und dennoch ist er ein Mensch aus Fleisch und Blut, zum Anfassen und Berühren; einer, der isst und trinkt und trotzdem anders ist.

An diesem Wunder hängt unser Glaube: Wenn die Evangelisten hier die Wahrheit berichtet haben, dann auch bei den anderen wunderbaren Berichten. Wenn Jesus ohne die Vermittlung eines anderen menschlichen Wundertäters von den Toten erstanden ist, dann muss er Gott sein - schließlich nichts anderes, als er selbst gesagt hat. Alles ist jedoch hinfällig, wenn die Auferstehung ein großer Betrug sein sollte - eine Symbolgeschichte oder ein Falschbericht. Deshalb ist die Frage, ob wir uns sicher sein können, dass Jesus wirklich von den Toten erstanden ist, durchaus berechtigt.

Die Antwort, dass wir uns der Auferstehung sicherer sein können als so manchem anderen Ereignis der Weltgeschichte, mag überraschen. Aber der folgende Indizienbeweis spricht für sich.

1. Die Überzeugung der Jünger und Bekehrung der Skeptiker

Als Jesus gekreuzigt wurde, waren seine Jün­ger entmutigt und niedergeschlagen. Sie hatten den Glauben daran verloren, dass Jesus der Sohn Gottes sei, weil sie glaubten, dass jeder, der gekreuzigt wurde, von Gott verflucht war. Außerdem hatte man ihnen beigebracht, dass Gott seinen Messias nicht den Tod erleiden lassen würde. So zerstreuten sie sich. Die Jesus-Bewegung war im Keim erstickt. Doch nur kurze Zeit später sehen wir, wie dieselben Jünger ihre Berufe aufgeben, sich wieder versammeln und eine sehr konkrete Botschaft verbreiten - dass Jesus der Messias Gottes war, der am Kreuz starb, ins Leben zurückkehrte und von ihnen gesehen wurde. Nun mag man diese Bereitschaft mit einem sogenannten Sekundärgewinn erklären: Vielleicht glaubten die Apostel selbst nicht an ihre Botschaft, aber sie erzählten munter von der Auferstehungsbotschaft, weil sie dadurch berühmt wurden, beliebt und geehrt. Die Wirklichkeit sah allerdings anders aus: Die Apostel waren bereit, den Rest ihres Lebens damit zu verbringen, das zu verkündigen, ohne dass es sich, menschlich gesehen, für sie auszahlte. Sie hatten oft nichts zu essen, mussten im Freien schlafen, wurden ausgelacht, geschla­gen und ins Gefängnis gesteckt. Und am Ende wurden die meisten von ihnen auf qualvolle Weise umgebracht.

Und wofür das alles? Für ihre guten Absichten? Nein, sondern weil sie absolut davon überzeugt waren, dass sie Jesus nach seiner Auferstehung von den Toten lebend gesehen hatten. Es ist nicht er­klärbar, wie diese Gruppe erwachsener Männer zu dieser Überzeu­gung gelangt sein konnte, ohne dass sie dem auferstandenen Christus begegnet war. Es gibt keine andere adäquate Erklärungsmöglichkeit.

Ein weiteres Indiz sind die verstockten Skeptiker, die vor seiner Kreuzigung nicht an Jesus glaubten, dann aber plötzlich eine Kehrtwendung machten und nach dem Tod Jesu den christlichen Glauben annahmen. Zu den Skeptikern gehört zum Beispiel Jakobus, der Bruder Jesu, der während des öffentlichen Auftretens Jesus noch als verrückt ansah und nach Hause holen wollte. Vor allem beeindruckt jedoch die Bekehrung des Paulus, der als Saulus von Tarsus die Christen im Namen der jüdischen Obrigkeit verfolgte und namentlich für die Steinigung des Stephanus verantwortlich war. Als Pharisäer bekämpfte Saulus alles, was die Traditionen des jüdischen Volkes gefährdete. Für ihn war diese neue Bewegung, das soge­nannte Christentum, wohl der Gipfel der Illoyalität. Er ließ die Christen hinrichten, wann immer er die Gelegenheit dazu hatte. Aber plötzlich entspannte sich sein Verhältnis zu den Christen nicht nur, sondern er trat ihrer Bewegung bei! Wie konnte das ge­schehen? Nun, im Brief an die Galater beschreibt er selbst, was ihn dazu gebracht hat, eine Wendung um hundertachtzig Grad vorzunehmen und zum Hauptbefürworter des christlichen Glaubens zu werden. Er schreibt eigenhändig, dass er den auferstandenen Christus gesehen und die­ser ihn in seine Nachfolge gerufen hat.

Als Paulus den Zweiten Brief an die Korinther schrieb, was niemand in Frage stellt, erinnert er die Korinther daran, dass er bei seinem Besuch bei ihnen Wunder vollbracht hatte. Er wäre sicher nicht so verrückt, so etwas zu schreiben, wenn es nicht der Wahrheit entspräche. Es geht also nicht einfach nur da­rum, dass Paulus seine Meinung geändert hat. Wir müssen eine Erklärung für diesen Sinneswandel finden, der so völlig gegen seine Erziehung sprach. Wir müssen erklären, wie er den auferstandenen Christus bei einem öffentlichen Ereignis sah, das andere Menschen beobachteten, auch wenn sie es nicht verstanden. Und sie müssen er­klären, wie er Wunder vollbringen konnte, um seine Behauptung, ein Apostel zu sein, zu untermauern.

2. Veränderungen in wesentlichen sozialen Strukturen

Lee Strobel zitiert in seinem Buch »Der Fall Jesus« Professor Moreland, der darauf hinweist, dass zur Zeit Jesu die Juden bereits seit 700 Jahren von den Babyloniern, Assyrern und Persern und jetzt von den Römern und Griechen verfolgt wurden. Viele Juden waren in alle Himmelsrichtungen zerstreut und lebten als Gefangene in diesen an­deren Nationen. Während aber die Hetiter, Peri­siter, Ammoniter, Perser, Babylonier und andere Volksstämme durch Gefangenschaft und Angleichung mit den Herrschervölkern schließlich ihre nationale Identität verloren, passierte dasselbe eben nicht den Juden. Warum? Weil die religiösen und sozialen Strukturen, die den Juden ihre nationale Identität gaben, ihnen so unglaublich wichtig waren. Die Juden gaben diese Strukturen an ihre Kinder weiter, feierten sie an jedem Sabbat in der Synagoge und verstärkten sie durch ihre Ri­tuale. Sie wussten, dass es bald keine Juden mehr geben würde, wenn sie dies nicht tun würden, und sie waren davon überzeugt, dass ihnen das Gesetz und die Religion von Gott anvertraut waren.

Und dann kam da ein Rabbi namens Jesus aus einer unteren so­zialen Schicht. Er lehrte drei Jahre lang, sammelte Anhänger aus der Unter- und Mittelschicht um sich, bekam Probleme mit den Behör­den und war einer von 30 000 anderen jüdischen Männern, die zu dieser Zeit gekreuzigt wurden. Aber nur fünf Wochen nach seiner Kreuzigung folgen ihm über 10 000 Juden (so Moreland) und behaupten, dass er der Begründer einer neuen Re­ligion ist. Und vor allem: Sie sind bereit, alle Struk­turen aufzugeben oder zu verändern, deren soziologische und theo­logische Bedeutung ihnen schon mit der Muttermilch eingegeben wurde. Den Juden waren ihre Traditionen sehr wichtig. Sie lebten zu einer Zeit, in der etwas als umso besser galt, je älter es war. Je weiter zurück man etwas verfolgen konnte, desto wahrscheinlicher war es, dass es wahr war. Neue Ideen hatten damals genau die gegenteilige Wirkung von heute. Professor Moreland schließt seine Ausführungen: »Glauben Sie mir, diese Veränderungen an den jüdi­schen Strukturen waren nicht einfach kleinere Veränderungen, die wir beiläufig vornehmen - sie waren absolut monumental. Das war so etwas wie ein soziales Erdbeben! Und Erdbeben ereignen sich nicht ohne Grund.«

3. Eucharistie, Taufe und die Entstehung der Kirche

Alle Religionen haben ihre Rituale und Feierlichkeiten; dass auch die Christen zum Beispiel Eucharistie und Taufe feierten, ist also an sich nicht verwunderlich. Aber das Seltsame daran ist, dass diese ersten Nachfolger Jesu sich nicht versammelten, um seine Lehren oder seinen wunderbaren Charakter zu feiern. Sie kamen dagegen regelmäßig zu einem besonde­ren Essen zusammen, und das aus einem einzigen Grund: Sie woll­ten sich damit daran erinnern, dass Jesus öffentlich, auf groteske und demütigende Weise hingerichtet worden war.

Moreland: »Versuchen Sie, es in moderne Begriffe zu übersetzen. Wenn eine Gruppe von Menschen für John F. Kennedy schwärmt, dann trifft sie sich vielleicht regelmäßig, um sich an seine Konfrontation mit Russ­land, seine Verkündigung der Bürgerrechte und seine charismatische Persönlichkeit zu erinnern. Aber sie werden wohl kaum die Tatsache feiern, dass ihn Lee Harvey Oswald umgebracht hat!«

Aber genau das entspricht dem, was diese ersten Christen getan haben. Sie erkannten, dass der Tod Jesu ein nötiger Schritt zu einem viel größeren Sieg war. Sein Tod war nicht das letzte Wort. Das letzte Wort war, dass er den Tod für uns alle besiegte, indem er von den Toten auferstand. Sie feierten seinen Tod, weil sie davon überzeugt waren, dass sie ihn nach der Auferstehung lebend gesehen hatten.

Ähnliches gilt für die Taufe. Mit der Taufe feierte man den Tod Jesu, genau wie das Abendmahl. Im Eintauchen in das Wasser wird der Tod Jesu gefeiert und im Auftauchen aus dem Was­ser wird die Tatsache gefeiert, dass Jesus zu neuem Leben aufer­weckt wurde. Die Annahme, es handelte sich dabei um die Übernahme eines Mysterienkultes ist abwegig. Zum einen gibt es keine Hinweise darauf, dass irgendein Myste­rienkult vor der Zeit des Neuen Testamentes an sterbende und von den Toten auferstehende Götter glaubte. Wenn es in dieser Richtung irgendwelche Anleihen gab, dann übernahmen die Mysterienkulte etwas vom Christentum. Zum anderen stammt die Taufpraxis aus dem jüdischen Brauchtum. Die Juden waren strikt dagegen, ihre religiösen Praktiken durch ir­gendwelches heidnische oder griechische Gedankengut beeinflussen zu lassen. Und drittens lassen sich diese beiden Sakramente in die Anfänge der frühesten christlichen Gemeinschaft zurückdatieren. Das heißt, sie waren vorhanden, bevor andere Religionen das christ­liche Verständnis vom Tod Jesu unterwandern konnten.

Das fünfte und letzte Indiz, das Lee Strobel in seinem Gespräch mit Moreland vorbringt, bezieht sich auf die unglaubliche Dynamik, die zur Entstehung und vor allem zur Verbreitung der jungen christlichen Kirche führte. »Wenn eine größere ge­sellschaftliche Veränderung stattfindet, halten Historiker immer nach Ereignissen Ausschau, die diese Veränderung erklären können… Beschäftigen wir uns mit der »Geburt« der christ­lichen Kirche: Ohne Frage entstand sie bereits kurz nach dem Tod Jesu und breitete sich innerhalb von etwa 20 Jahren so rapide aus, dass sie sogar den Kaiserpalast in Rom erreichte. Und mehr noch: Ihre Entwicklung übertraf eine Reihe anderer konkurrierender Ideo­logien und überrannte schließlich das gesamte Römische Reich.» Moreland fährt fort: »Wenn Sie damals als Marsmensch einen Blick auf das erste Jahr­hundert geworfen hätten, hätten Sie dann eher dem Christentum oder dem Römischen Reich eine Überlebenschance gegeben? Ver­mutlich hätten Sie keine müde Mark auf eine bunt zusammengewür­felte Gruppe von Leuten gesetzt, deren Hauptbotschaft es war, dass ein gekreuzigter Handwerker aus einem obskuren Dorf über den Tod triumphiert hatte. Und doch war diese Bewegung so erfolgreich, dass wir unsere Kinder heute Peter und Paul nennen, und unsere Hunde Caesar und Nero!«

Lee Strobel wendet zu Recht ein, dass dieses letzte Indiz nicht der überzeugendster Punkt sei. Aber Indizienbeweise verlassen sich nicht auf die Stärke eines einzelnen Faktes. Es ist vielmehr das gesammelte Gewicht mehrerer Fakten, das schließlich einen Schluss erlaubt. Und für Moreland war die Schlussfolgerung klar: »Wenn jemand diese Indizienbeweise auswertet und dann das Urteil fällt, dass Jesus nicht von den Toten auferstanden ist, ist das sein gutes Recht. Aber dann muss er eine alternative Erklärung fin­den… Und mir ist noch keine bessere Er­klärung als die Auferstehung begegnet.«

Fazit

Das Zeugnis über die Auferstehung mag Unglaubliches enthalten - diejenigen, die davon berichtet haben, waren aber von der Tatsächlichkeit der Geschehens überzeugt. Zudem ist die gesamte Existenz der ersten Christen ein kaum widerlegbarer Beweis für die Glaubwürdigkeit der Auferstehungsberichte.

III. Alternative Deutungen der Auferstehung Jesu
1. H. S. Reimarus: Der Betrug der Jünger

Der erste Kritiker des Auferstehungsglaubens ist Hermann Samuel Reimarus (1694-1768) (wir hatten ihn schon am Abend zur Christologie kennengelernt - Siebter Abend, I. 1). Reimarus bezweifelt radikal die Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit der Evangelisten und Apostel und unterstellt ihnen glatten Betrug. Allerdings steht er damit in einer Tradition von Skeptikern, die bereits bis in die biblische Zeit zurückgeht - denn das Gerücht, der Leichnam Jesu sei nicht auferstanden, sondern von den Jüngern (oder sonstwem) entfernt und versteckt worden, wird bereits im Evangelium selbst erwähnt:

»Noch während die Frauen unterwegs waren, kamen einige von den Wächtern in die Stadt und berichteten den Hohenpriestern alles, was geschehen war. Diese fassten gemeinsam mit den Ältesten den Beschluss, die Soldaten zu bestechen. Sie gaben ihnen viel Geld und sagten: Erzählt den Leuten: Seine Jünger sind bei Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, während wir schliefen. Falls der Statthalter davon hört, werden wir ihn beschwichtigen und dafür sorgen, dass ihr nichts zu befürchten habt. Die Soldaten nahmen das Geld und machten alles so, wie man es ihnen gesagt hatte. So kommt es, dass dieses Gerücht bei den Juden bis heute verbreitet ist.« (Mt 28, 11-15)

Reimarus schreibt:

»Wir haben schon bemerkt, dass einige der damaligen Juden eine zwiefache Zukunft des Messias geglaubt, da er erst in armseliger Gestalt und leidend erscheinen, nachmals aber bald herrlich und herrschend in den Wolken des Himmels wiederkommen würde. Dieses kam den Aposteln vortrefflich zustatten, und sie sahen, dass sie noch nicht verloren Spiel hätten … In ihren verschlossenen Türen, da sie noch einmütig beieinander waren, hatten sie die beste Zeit, zu überlegen und miteinander zu verabreden, wie sie diese Meinung (der zweiten Zukunft des Messias) zu ihrem Vorteil anwenden könnten; und dazu war vor allen Dingen nötig, den Körper Jesu bald wegzuschaffen, damit sie vorgeben könnten, er sei auferstanden und gen Himmel gefahren, um von dannen nächstens mit großer Pracht und Herrlichkeit wiederzukommen.
Es war ihnen ein leichtes, solche Entwendung des Körpers ins Werk zu richten. Er lag in Josephs Garten, in einem daranschließenden Felsen begraben; der Herr und der Gärtner litten, dass die Apostel bei Tage und bei Nacht das Grab besuchten … Kurz, alle Umstände geben, sie haben dies Unternehmen in der Tat ausgeführt und nachmals zum Grundstein ihres neuen Lehrgebäu­des gelegt. Es scheint wohl, dass sie damit nicht lange gesäumet, sondern den Leichnam bald nach vierundzwanzig Stunden, ehe er vollends in die Verwesung getreten, beiseite geschaffet haben, und dass sie, als dieses geschehen und kund worden, als voller Verwunderung und unwissend von irgendeiner Auferstehung, sich auch dahin begeben und die leere Stätte beschauet. Allein, noch war es zu frühe, dies öffentlich zu sagen und zu behaupten. Sie warteten damit ganze fünfzig Tage, um hernach, wenn es nicht mehr Zeit wäre, nach dem Körper zu forschen, oder von ihnen zu fordern, dass sie den auferstandenen Jesum öffentlich zeigen sollten, desto dreister zu sagen. dass sie ihn hier und da gesehen, dass er bei ihnen gewesen, mit ihnen gesprochen und gegessen hätte, und endlich von ihnen geschieden und gen Himmel gefahren sei, um bald herrlicher wiederzukommen.« (H. S. Reimarus)
2. H. Braun und R. Hoppe: Auferstehung als sprachliche Ausdrucksform

Nun gibt es zahlreiche Versuche, die leibliche Auferstehung Jesu so zu deuten, dass das Ärgernis, dass ein solcher Glaube hervorruft, abgemildert oder gar aufgehoben wird. Sowohl Herbert Braun (1903-1991, evgl.) als auch Rudolf Hoppe (kath.) gehen nicht davon aus, dass Jesus tatsächlich von den Toten erstanden ist - sie halten die Rede von der Auferstehung als eine (angeblich damals verbreitete) Metapher, mit der die Evangelisten Wahres über Jesus ausdrücken wollten. Braun schreibt:

»Es liegt auf der Hand, dass der Entwicklungsweg dieser vielfach verschlungenen [Auferstehungs-]Tradition von uns historisch im einzelnen nicht genau und verlässlich nachgezeich­net werden kann. Wir werden uns diese ganze in sich nicht widerspruchsfreie Vorstellungswelt der alten Christen nach der weltanschaulichen Seite hin heute kaum zu eigen machen können. Und dies um so weniger, als wir wissen, ähnliche Dinge wurden in der Antike von Naturgottheiten, Heroen, großen Philosophen und bedeutenden Herrschern berichtet …Original christlich ist nicht der Um­stand, dass diese Vorstellungswelt von Auferstehung und Auffahrt auf Jesus an­gewendet wird. Bedeutsam ist vielmehr, dass diese Vorstellungswelt auf Jesus angewendet wird. Der Glaube an die Auferstehung ist eine altchristliche Aus­drucksform, und zwar eine umweltbedingte Ausdrucksform, für die Autorität, die - Jesus über jene Menschen gewonnen hat. Wir heute werden diese Ausdrucksform nicht als für uns verbindlich empfinden können. Die mit dieser Ausdrucksform gemeinte Autorität Jesu kann für uns aber sehr wohl verbindlich werden.« (H. Braun)

Rudolf Hoppe sieht es ähnlich: Die Rede von der Auferstehung ist Ausdruck für den Glauben an das Heilshandeln Gottes. Dabei ist der Glaube an das Heilshandeln Gottes zwar real - aber nicht die Auferstehung selbst. Immerhin schreibt Hoppe den Erscheinungen des Auferstandenen eine gewisse Realität zu. Hoppe schreibt:

»Auferstehung ist die Zentralaussage des christlichen Glaubens über das Heilshandeln Gottes am gekreuzigten Jesus von Nazaret. Begriffe und Gedanke wurden aber nicht erst in neutestamentlicher Zeit entworfen, sondern gehen auf das vorchristliche Judentum zurück […] Was hat die Christen dazu gebracht, davon zu sprechen, Jesus sei nicht im Tode geblieben? Man kann das nicht einfach mit den Mitteln der Gegenständlichkeit ausdrücken, denn nicht nur das, was wir mit unseren Augen sehen oder mit den Händen greifen, ist »wirklich« und »wahr«. Die Jünger kamen - das lässt sich auch historisch sicher sagen - nach dem Karfreitag wieder zusammen und bezeugten den gekreuzigten Jesus als bei Gott Lebenden. Aber sie hatten den von Gott eingesetzten Heilsbringer auch als lebendig erfahren. Erscheinungen hatten ihnen den toten Jesus lebendig vor Augen geführt und damit ihren Glauben neu begründet. […] Diese Erfahrung, die die Jünger mit dem Gekreuzigten gemacht hatten, konnten sie dann sprachlich mit Begriffen deuten, die ihnen das Judentum vorgegeben hatte, z.B. mit dem Begriff »Auferstehung«. Wenn Gott also am toten Jesus gehandelt hat, so der Osterglaube, dann wird er auch an uns lebensstiftend handeln, ja er wird die Welt umwandeln, um in allem und über alles der Herr zu sein (vgl. 1 Kor 15,28).« (Rudolf Hoppe)

3. Hans Grass: Auferstehung zu neuer Leiblichkeit

Zuletzt wollen wir noch einen Theologen anführen, der für eine weit verbreitete Deutung der Auferstehung steht (wir kommen später in der Eschatologie zur Auferstehung im Tode). Demnach ist Jesus zwar auferstanden - wie auch wir im Tode auferstehen werden -, obwohl sein Leib im Grabe liegen blieb. Denn Auferstehung meine, so Grass, dass wir einen neuen, vergeistigten Leib erhalten; für diesen Leib ist eine Umwandlung des alten Leibes nicht notwendig. Grass schreibt:

»Für den Theologen, vor allem auch für den Dogmatiker, ergibt sich aber aus der Tatsache, dass sich die Historizität des leeren Grabes nicht zwingend erweisen lässt, die Aufgabe, das Problem der Auferstehung zu durchdenken auch unter der Voraussetzung, dass das Grab möglicherweise nicht leer gewesen ist. … Er hat mit der kritischsten Möglichkeit zu rechnen und von daher zu fragen, ob damit dem christlichen Osterglauben an den auferstandenen und lebendigen Herrn jeder Boden entzogen ist.
Das ist m. E. nicht der Fall. Die Auferstehungstheologie des Paulus weist hier auf den richtigen Weg in der Art, wie er 1 Kor 15, 33 ff. das totaliter-aliter der Auf­erstehungsleiblichkeit und 2 Kor 5, 1 den von Gott im Himmel bereiteten Leib, herausstellt. Es besteht zwar personhafte Identität zwischen dem irdischen und dem eschatologischen Ich, aber es besteht nicht notwendig eine Kontinuität zwi­schen irdischem und himmlischem Leib, so dass dieser durch Verwandlung aus den Elementen jenes entstanden sein muss. Was wäre das auch, wenn wir an unsere Auferstehung denken, für eine seltsame Vorstellung, die freilich im Judentum weit verbreitet ist und die auch tief in der Kirche eingewurzelt ist, dass Gott die Elemente der längst vergangenen Leiblichkeit wieder aus Staub und Asche zusammensammeln und zur Gestaltung der neuen Leiblichkeit benutzen sollte. […] Zugespitzt könnte man formulieren: Wir glauben nicht an das leere Grab, sondern an den auferstandenen Herrn.« (Hans Grass)

Fazit

An die leibliche Auferstehung Jesu zu glauben, fiel Menschen zu allen Zeiten schwer (nicht erst dem modernen Menschen). Deshalb gibt es zahlreiche Versuche, dieses Ärgernis umzudeuten. Überzeugend sind sie allemal nicht.