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Sind Wunder möglich?

Wunder gehören zum Glauben an Gott und zur Religion "wie das Ei zum Huhn"... Deshalb gehört zur Kritik an den Religionen auch immer die Kritik am Wunderglaube: Wer den Glauben an Gott ablehnt, muss sich früher oder später mit den wunderbaren Berichten auseinandersetzen, die es in allen Religionen gibt.
Aber auch innerhalb der Religionen sind Wunder umstritten; der damalige Vorsitzende der Kongegration für die Glaubenslehre in der katholischen Kirche, Kardinal Ratzinger, meinte in einem Interview, dass der kritische Umgang mit vielen angeblichen Wunderberichten der größte Teil seiner Arbeit im Vatikan ausmache - früher war das nicht so. Er fügte hinzu, dass mit der Ablehnung aller Übernatürlichkeit in der modernen Zeit der unkontrollierte Glaube an alle möglichen Wunder zunehme.

Die grundlegende Frage, ob es denn Wunder geben kann - oder eben nicht - ist in vielen Diskussionen nicht geklärt, und trotzdem gehen die Diskutanten voreilig in die zweite Runde: Ganz bestimmte (oft biblischen) Wunderberichte werden auf den Tisch gelegt und diskutiert. Da werden alle möglichen Theorien und Hypothesen aufgestellt: Ob das, was da berichtet wird, denn überhaupt ein Wunder sei oder vielleicht ganz natürlich zu erklären, ob der Wunder-Bericht überhaupt glaubwürdig ist, ob da nicht Täuschungen und veraltete Weltbilder hinter stehen - und so weiter. Meistens kommen solche Diskussionen nicht weit, da die Voraussetzungen nicht geklärt wurden.
Als logisch denkender Mensch (und eingefleischter Naturwissenschaftler) beginne ich also mit meiner Katechese, wo sich die meisten Menschen noch einig sind: In der Naturwissenschaft. Und, damit wir nicht mitten im Thema anfangen, wollen wir zunächst aus naturwissenschaftlicher Sicht klären, was denn ein Wunder überhaupt ist.

Noch eine Vorbemerkung: Das Thema "Wunder" kann theologisch oder fundamental-theologisch behandelt werden. (Fundamentaltheologie beschäftigt sich mit der Begründung des Glaubens - nicht so sehr mit dem Glaubensinhalten selber.) In dieser Katechese soll auf die fundamental-theologische Frage "Sind Wunder möglich?" eine Antwort versucht werden.

 

 

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Diese Katechese ist auch als gedrucktes Heft (Nr. 032) erhältlich: Kostenlose Bestellung

1. Was ist das überhaupt, ein Wunder?

Den Begriff «Wunder» gibt es in allen möglichen Bedeutungen. So bezeichnen wir geniale menschliche Leistungen als Wunder («Die sieben Weltwunder» oder «Das Wunder von Bern»), wir reden bei einem glücklichen Ausgang einer Katastrophe vom Wunder («Das Wunder von Lengede», oder neuerdings: «Das Wunder von Bam»); beeindruckende Tatsachen aus Biologie («Die Wunder der Tierwelt»), Technik («Wunder der Technik») oder Geografie («Die Wunder dieser Welt») werden genauso unter diesen Begriff gefasst wie ein persönliches Erlebnis, das uns sehr beeindruckt hat («ein wunderbarer Tag»). Auch sehr unwahrscheinliche (meist glückliche) Ereignisse bekommen schnell das Wunder-Etikett («Kind stürzt aus dem 8. Stock und überlebt - Ein Wunder!»).

Reden wir aber von den Wunder Jesu oder den Wundern, die auf Fürsprache eines Heiligen geschehen, meinen wir von alledem nichts. Was aber genau solch ein Wunder meint, ist oft nicht eindeutig geklärt. Was hältst Du von der folgenden Definition: "Ein Wunder ist die (Unter-) Brechung der natürlichen Kausalkette" - tolle Definition, nicht wahr?

Aber was ist damit gemeint?

Die natürliche Kausalkette

Alles, was in unserer Welt geschieht, hat eine Ursache (eine Billardkugel rollt, normalerweise, nur dann, wenn sie angestoßen wurde). Alles, was in dieser Welt geschieht, hat allerdings auch eine Wirkung (eine rollende Billardkugel kann eine andere Billardkugel anstoßen - oder eine Tasse Kaffee umstossen - oder eine unschuldige Fliege überrollen... usw.). Aus diesem allgemeingültigen Ursache-Wirkung-Zusammenhang, in dem alle Ereignisse dieser Welt stehen, lassen sich nun Ketten bilden bzw. entdecken: So funktioniert ein Atomkraftwerk nur aufgrund der verketteten Reaktionen: Ein gespaltenes Uran-Atom setzt zwei Neutronen frei, die wiederum ein Uran-Atom spalten, die wiederum... Das ist so sehr berechenbar, das der Mensch sich zutraut, diese Kettenreaktion sogar zu kontrollieren (hoffen wir, dass er sich da nicht zuviel zutraut).
Wie einfach solche Ursache-Wirkung-Ketten sein können, sehen wir zum Beispiel bei der Kettenreaktion aufwendig aufgestellter Domino-Steine - erinnerst Du Dich noch an den DOMINO-DAY? (Übrigens beruht ein intelligentes PC-Spiel auf diesem Prinzip: «The Incredible Machine»; dabei gilt es, Geräte und Gegenstände so in Zusammenhang zu bringen, dass durch die vorhersehbare Kettenreaktion ein bestimmtes Ergebnis erzielt wird).
Letztlich kann man nicht nur Ketten aufstellen, sondern alle Ereignisse dieser Welt in einem großartigen Ursache-Wirkung-Netz miteinander verbunden sehen. Der französische Naturwissenschaftler Laplace schloss daraus, dass es sogar möglich sei, die gesamte Zukunft und Vergangenheit der Welt zu berechnen, wenn für einen beliebigen Augenblick die Zustände alle Teilchen dieser Welt exakt bestimmt sind: Dann lassen sich über den Ursache-Wirkung-Zusammenhang alle Ereignisse zu allen Zeiten schlicht berechnen. (Moderne Physiker sind da inzwischen etwas zurückhaltender - aber dazu später).

Die Brechung der natürlichen Kausalkette

Ein Wunder wäre - im strengen, naturwissenschaftlichen Sinn - ein Ereignis, von dem keine natürliche Ursache angenommen wird; also eine Wirkung, die nicht von einer natürlichen Ursache herleitbar ist. Ein Beispiel: Eine Billardkugel, die plötzlich anfängt zu rollen, obwohl sie zuvor vollkommen bewegungslos war, kann durch eine natürliche Ursache dazu angeregt worden sein (eine andere Billardkugel hat sie gestoßen, ein Erdbeben hat den Tisch in Vibration versetzt, eine Windstoß... magnetische Kräfte... spontan auftretende Erdanziehung... usw.) - oder durch eine übernatürliche Ursache (durch Gedankenkraft, durch einen Geist, durch einen Engel... usw.).
Entdecken wir eine natürliche Ursache, so ist die Behauptung, es handele sich hierbei um ein Wunder, widerlegt. Könnten wir beweisen, dass es sich hierbei um eine übernatürliche Ursache handelt, hätten wir den Paradefall eines Wunders. Aber wahrscheinlich reicht auch schon der Beweis, dass bei dem angegeben Ereignis keine natürlich Ursache vorhanden ist.

2. Lassen sich Wunder beweisen?
Es gibt keinen "Nicht-Existenz-Beweis"

Die Naturwissenschaften kennen allerdings keinen "Nicht-Existenz-Beweis". Mit anderen Worten: In den Naturwissenschaften kann die Existenz bestimmter Dinge, Energien oder Objekte nachgewiesen werden - aber die Behauptung einer bislang unbewiesenen Existenz nicht widerlegt werden.

Sollte ein Forscher behaupten, seinen Theorien zufolge müsse irgendwo auf der Welt grüngestreifte Pinguine leben - oder rosa Eisbären - so kann kein Kritiker ihn definitiv widerlegen. Wie sollte man auch beweisen, dass es keine grüngestreiften Pinguine gibt? Dass sie bisher noch nicht entdeckt sind, ist ja kein Gegenbeweis. Dass man sie nicht für lebensfähig hält, ebenso wenig. Allerdings kann der Forscher, der die Existenz solcher bunten Zebra-Pinguine behauptet, die Existenz sehr leicht nachweisen: Er muss nur ein Examplar fangen und der allgemeinen Forschung zur Verfügung stellen (wie zum Beispiel mit dem Quastenflosser oder dem Riesenpuma geschehen, nachdem zuvor keiner an ihre Existenz geglaubt hat). Deswegen ist die Haltung der Biologie zur Frage der Existenz von grüngestreiften Pinguinen ziemlich neutral: Solange kein Exemplar der grünstreifigen Pinguine der Forschung zur Verfügung steht, stellt sie lediglich fest: "Nach heutigem Stand der Wissenschaft gibt es für die Existenz von grünstreifigen Pinguinen keinen Anhaltspunkt." Ein Forscher, der so etwas schreibt, meint damit nicht: "Aber wir werden noch welche finden!"; und diese "vorsichtige" Formulierung wird auch nicht deshalb gewählt, weil sich alle noch Hoffnung machen, grüne Pinguine zu finden. Der Satz kann nur so und nicht anders lauten, weil grundsätzlich jeder Forscher weiß: Ein "Nicht-Existenz-Beweis" ist nicht möglich.

Es gibt keine Untersuchung übernatürlicher Ursachen

Natürlich kann die Naturwissenschaft nicht die übernatürliche Ursache selbst untersuchen - einen Geist oder einen Engel oder Dämon oder so etwas. Das liegt daran, dass die Naturwissenschaft sich - wie der Name schon sagt - auf den natürlichen Bereich der Welt beschränkt: Auf alles Sichtbare, Messbare oder Quantifizierbare. Es wäre natürlich arrogant, wenn man daraus den Schluss ziehen würde, es gäbe nichts außerhalb der Natur, denn mit dem übernatürlichen Bereich ist ja nicht nur Gott und alles Religiöse gemeint, sondern auch die Seele des Menschen, sein Selbstbewusstsein und seine Freiheit.

Leider gibt es solche arrogante - oder vielleicht sollte man sie eher "beschränkt" nennen - forschen(den) Menschen. Aber nur wenige Materialisten sind bereit, ihre Behauptung, es gäbe nichts außerhalb der Naturwissenschaften, konsequent zu durchdenken. Denn daraus würde ja folgen, dass diese Forscher selbst nichts anderes sind als eine gut (oder schlecht?) funktionierende biologische Maschine, die zu einer solchen Behauptung gar nicht fähig ist...

Es gibt keine naturwissenschaftliche Beschreibung personaler Entscheidungen

Dass ein Wunder nur in seiner "Nicht-Erklärbarkeit" von den Naturwissenschaften erfasst werden kann, liegt aber auch daran, dass es sich bei den übernatürlichen Ursachen um personale Wesen handeln soll.

Die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse werden zum großen Teil aus Experimenten gewonnen, die immer und überall unter den exakt beschriebenen, gleichen Voraussetzungen wiederholt, die gleichen Ergebnisse liefern müssen. Ein Wunder ist dadurch nicht fassbar, denn es geschieht eben nicht immer wieder unter den gleichen Bedingungen - sonst wäre es ja kein Wunder.

Das ist ja genau das Problem, wenn ein Spukhaus auf "wissenschaftliche Weise" untersucht wird. Denn meistens genau zu diesem Zeitpunkt hat der "Geist" keine Lust, ist auf Urlaub oder beim Einkaufen...

... bei den Spukhäusern liegt deshalb der Verdacht nahe, dass die persönlichen Launen des Geistes eine bloße Ausrede sind, um die wissenschaftliche Überprüfung zu umgehen. Aber grundsätzlich ist das nichts Neues für den Naturwissenschaftler: Eine persönliche Entscheidung ist niemals naturwissenschaftlich fassbar - ganz gleich, ob es sich dabei um Geister, Dämonen oder um Tante Gisela handelt. Ob Hannibal tatsächlich über die Alpen elefantierte oder Jesus übers Wasser ging, ist allein deswegen kein Gegenstand der Naturwissenschaften, weil es sich per se um einmalige personale Ereignisse handelte.

Fazit: Die Untersuchung der übernatürlichen Ursache entzieht sich also doppelt der Naturwissenschaft.

Somit kann die Naturwissenschaft auch in der Wunderfrage nur eine neutrale Position beziehen: Ob ein Ereignis ein Wunder ist, hängt davon ab, ob die Wissenschaft eine natürliche Ursache findet. Da grundsätzlich nicht beweisbar ist, dass keine natürliche Ursache existiert, kann ein Wunder auch nie endgültig "bewiesen" werden. Es bleibt immer nur der Schluss: "Nach heutigem Stand der Wissenschaft ist das betreffende Ereignis auf natürliche Weise nicht erklärbar." So lauten beispielsweise die Abschlussberichte der medizinischen Kommission in Lourdes, wenn eine Heilung als medizinisch nicht erklärbar eingestuft wird. Dass dieser Satz so klingt, als ob es morgen schon eine Widerlegung des Wunders gibt, lässt nicht darauf schließen, dass sich die Wissenschaftler berechtigte (oder unberechtigte) Hoffnungen machen. Der Satz kann nur so und nicht anders lauten, weil ein "Nicht-Existenz-Beweis" nicht möglich ist.

3. Naturgesetze und Gesetzesverstöße

Was Hannibal, Julius Caesar, Jesus oder Tante Gisela tun oder nicht tun, ist naturwissenschaftlich weder vorhersagbar noch rekonstruierbar. Aber dennoch setzt die Naturwissenschaft den Handlungen von Personen doch Grenzen - die Naturgesetze, oder?

Genau genommen sind Naturgesetze keine "Gesetze", wie wir sie kennen. Denn wenn es heißt, dass das Ball-Spielen auf den Parkwiesen verboten ist, bedeutet das ja nicht, das es Kindern nicht möglich ist, dort einen Ball zu bewegen - probiert's nur aus, es geht. Im Gegensatz dazu ist ein Naturgesetz (wie z.B. das "Pauli-Verbot für Fermionen" oder das "Energie-Erhaltungsgesetz") keine Vorschrift, sondern eine Beschreibung, wie sich die Natur tatsächlich verhält.

Veröffentlicht ein Forscher seine Forschungsergebnisse, in denen ein Naturgesetz verletzt wird, so werden die Kollegen ihn darauf hinweisen und sagen: Sorry, das kann alles nicht richtig sein, denn die Natur verhält sich, so wie wir wissen, nicht so.

In diesem Sinne verstößt ein Wunder gegen die Naturgesetze - und zwar deshalb, weil dort etwas in der Natur geschieht, das sonst nicht geschieht. Entweder, weil es extrem unwahrscheinlich ist, oder weil dort tatsächlich ein Gesetz verletzt wird (beides liegt sehr nahe beieinander, wie uns die Quantentheorie nahe legt - aber darauf will ich hier nicht näher eingehen).

Die Behauptung, dass ein Phänomen, das gegen die Naturgesetze verstößt, nicht sein kann, ist nun wieder Ansichtssache: Wenn die Natur alles ist, was es gibt, dann liegt es auf der Hand, dass nichts die Natur dazu bewegen kann, sich gelegentlich anders zu verhalten als gewohnt.
Gibt es aber eine Wirklichkeit jenseits der messbaren Natur, dann spricht auch nichts dagegen, dass diese Übernatur sich bemerkbar macht.

Genauso wenig können eindeutig belegte Wunder (wie z.B. in Lourdes, Fatima oder Guadelupe) die Frage nach Gott klären: Für einen Atheisten handelt es sich dabei nur um ein paar Lücken zusätzlich zu den ohnehin vorhandenen Lücken in der wissenschaftlichen Erkenntnis.

4. Der Lückenbüßer-Gott

Somit können im naturwissenschaftlichen Sinne Wunder niemals bewiesen werden - und auch nicht zum naturwissenschaftlichen Beweis der Existenz Gottes herangezogen werden. Es gibt keinen naturwissenschaftlichen Beweis dafür, dass ein Wunder geschehen ist; es gibt immer nur ein "Wir können es nicht erklären" der Naturwissenschaftler mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit, dass eine solche Erklärung auch niemals gefunden wird.

Wie groß allerdings die Chancen der Wissenschaften ist, ein momentan unerklärliches Ereignis demnächst ableiten zu können, ist schließlich wieder Ansichtssache. Im Zusammenhang mit Krebserkrankungen gibt es das Phänomen der "Spontan-Remissionen", der plötzlichen und unerklärlichen Rückbildungen von Krebsgeschwüren. Außerdem gibt es das Phänomen der hysterischen Krankheiten, die manchmal spontan und plötzlich wieder geheilt werden können.
Es wäre aber zuviel der Gutgläubgkeit, wenn daraus geschlossen wird, dass immer und überall spontane Heilungen jeder Art auftreten können: Nun, da wir bis heute nicht genau wissen, warum eine "normale" Körperzelle plötzlich beginnt, sich unkontrolliert zu teilen und ein Geschwür zu bilden (wir kennen zwar auslösende Faktoren - wie zum Beispiel radioaktive Strahlung oder bestimmte krebserregende Stoffe - aber wir kennen den Mechanismus nicht), ist es nicht überraschend, dass wir den plötzlichen Abbruch des Krebs-Wachstums ebenso wenig erklären können.
Da wir aber sehr genau wissen, wie ein Auge entsteht und ein Sehnerv funktioniert, wie die Tuberkulose wirkt und ein Bein wächst, ist es nicht nur unwahrscheinlich, sondern widerspricht jeder Erkenntnis, wenn ein zerstörtes Organ plötzlich und vollständig wiederhergestellt ist.

Dabei darf der Glaube an Wunder kein Lückenbüßer für ungeklärte Ursachenforschung sein. Wo kämen wir hin, wenn bei jeder ungeklärten Frage der Naturwissenschaft (z.B.: «Wir wissen zur Zeit nicht, wie das AIDS-Virus entstanden ist») sofort eine übernatürliche Ursache angenommen wird («Dann muss Gott die Viren geschaffen haben»)? Wir wüssten heute wahrscheinlich nicht einmal, wie Ebbe und Flut entsteht («Gott schaukelt das Meer hin und her») oder warum Glas durchsichtig ist («Gott will, dass wir da hindurch schauen können»).
Nein, das leuchtet ein: Ohne einen triftigen Grund ist es unverantwortlich, eine unbekannte Ursache im Übernatürlichen zu suchen.

Der Lückenbüßer-Gott ist der Tod jeder wissenschaftlichen Erkenntnis; und in gelehrten kirchlichen Kreisen hat es einen solchen Gott nie gegeben - auch nicht im Mittelalter (warum soll es eigentlich alles Schlechte dieser Welt ausgerechnet im Mittelalter gegeben haben...? Aber das gehört nicht hierher...). Der Lückenbüßer-Gott ist eher ein populistisches Phänomen, also eine Reaktion der Nicht-Wissenschaftler, des "gemeinen Volkes", die sich mit einer Wissenslücke nicht zufrieden geben wollten. Echten Forschernaturen war eine ungeklärtes Ereignis immer Ansporn zu weiteren Untersuchungen.

5. Triftige Gründe, ein Wunder anzunehmen

Es muss also, im Zusammenhang mit einem natürlich nicht erklärbarem Phänomen, einen triftigen Grund geben, die Suche nach einer natürlichen Ursache aufzugeben und eine übernatürliche Ursache anzunehmen. Ein solch triftiger Grund ist zum Beispiel der religiöse Kontext eines Ereignisses.

Das mag Dich vielleicht verwundern. Normalerweise vermuten wir, dass der religiöse Kontext eines Berichtes die Glaubwürdigkeit schmälert: «Da hat bestimmt jemand im religiösen Übereifer Halluzinationen gehabt...!» - oder dass der religiöse Kontext eine wissenschaftliche Untersuchung meistens verhindert. Aber nüchtern betrachtet ist das Gegenteil der Fall:

Zum Beispiel würde ich den Bericht, unser lieber Herr Bundeskanzler hätte am Samstag morgen von 11.23 Uhr bis 11.24 Uhr zweiundzwanzig Zentimeter über den Boden geschwebt, als völlig abwegig abtun - warum sollte er das tun? In diesem Bericht läge für mich nichts Glaubwürdiges. Da jeder sinngebende Kontext fehlt, würde ich nicht nur jeden, der mir davon erzählt, in seiner Glaubwürdigkeit in Zweifel ziehen. Ich würde sogar, wenn ich es selbst gesehen hätte, mir die Augen reiben und eher an eine Sinnestäuschung glauben. Vermutlich kein ernstzunehmender Wissenschaftler würde daraufhin eine Untersuchung beginnen.

Wird aber von einer Wunderheilung in Lourdes berichtet, so erscheint (zumindest mir als gläubigen Katholik) dieser Bericht keineswegs als unqualifizierte Meldung, die in den Mülleimer gehört. Und obwohl der religiöse Kontext das Ereignis plausibel erscheinen lässt (da anstelle einer nicht sichtbaren natürlichen Ursache eine übernatürliche Ursache nicht abwegig ist), wird trotzdem jeder Mediziner zu einer neutralen Untersuchung gerne bereit sein.

Der religiöse Kontext erschließt die Glaubwürdigkeit des Berichtes und ermöglicht oft erst eine wissenschaftliche Untersuchung.

Darin liegt auch der Unterschied der Wunder im Raum des Christlichen zu den Berichten von Spukhäusern, Geistererscheinungen und Botschaften aus dem Jenseits. Während im Christlichen der religiöse Rahmen bereits feststeht und damit Kriterium für die Feststellung eines Wunders sein kann, ist im nicht-religiösen Raum alles möglich. Kein Wunder also, dass in gewissen nichtchristlichen Kreisen der Glaube an Wunder vollkommen gleichberechtigt neben dem Glauben an UFOs, intelligentem Gemüse, Telekinese und Telepathie, Mondkalender, Horoskope, Wünschelrutengängern und Wasseradern, Erdstrahlen und der Heilkraft von Edelsteinen, der Entführung durch Aliens, der Kornkreiszeichen und der Kultur von Atlantis steht.

Wer sich entschieden hat, die Vernunft über Bord zu werfen, wird schließlich alles glauben.
Wer sich entschieden hat, der Welt eine religiöse Dimension zu geben, erweitert seine Vernunft um das Kriterium des Christlichen - und wird daher einen genaueren Begriff von Wirklichkeit entwickeln - und seine Vernunft behalten.

6. Das Wunder als Selbstoffenbarung Gottes

Die Frage stellt sich also: Warum soll es Wunder im Raum des christlichen Glaubens überhaupt geben?

Es war die Aufklärung (eine geistige Strömung aus dem 18. Jahrhundert - vor allem aus Frankreich kommend), die glaubte, die gesamte Wirklichkeit ohne ein Eingreifen Gottes erklären zu können. Alles, was geschieht, sei vollständig auf die eigenen, innerweltlichen Gesetzmäßigkeiten zurück zu führen - für Gott, Vorsehung und Gebetserhörungen war in dieser Welt kein Platz mehr.
Allerdings versuchten die Denker der Aufklärung keineswegs, Gott selbst zu widerlegen - sondern nur sein Wirken in der Natur. Das sei, so behaupteten einige sogar, ein Gewinn für den Glauben: Die Welt, so glaubte man entdeckt zu haben, ist wie eine riesige Maschine - zum Beispiel wie ein hoch kompliziertes Uhrwerk. Gott, der Schöpfer der Welt, ist der Erbauer dieser Maschine und hat alles vorausgesehen, geplant und eingebaut. So wusste er bereits vor der Erschaffung der Welt, das zu einer bestimmten Zeit ein Mensch zu ihm beten werden, und deshalb hat er bereits in den Lauf der Welt eingebaut, dass dieses Gebet erhört wird (oder eben auch nicht). Was für ein genialer Gott! (Behaupten zumindest diese Art von Philosophen, die an einen Uhrmachergott glaubten - heute nennen wir sie "Deisten". Lamattrie schreib sogar ein Werk mit dem Titel "L'homme machine" - Der Mensch als Maschine).

Demnach wäre ein Wunder - also ein Eingriff Gottes in die Natur, eine Verletzung der Naturgesetze - ein peinlicher Moment in meinem Gottesglauben: Gott hat beim Bau seiner Maschine etwas vergessen oder übersehen und muss nun in die Welt eingreifen, damit doch noch wieder alles nach Plan läuft. Was ist das für ein Uhrmacher, der jede Stunde seine Uhr für ein paar Minuten anhalten muss, damit sie noch richtig tickt. Was für ein billiger Gott!

Goethe hat deshalb auch nur ein abschätzendes Urteil für die Wundergläubigen übrig: Wunder seien "eine Lästerung gegen den großen Gott und seine Offenbarung in der Natur". Friedrich Paulsen, ein Berliner Philosoph, meint sogar: "Wunder und magische Wirkungen sind Dinge geworden, die für den Verstand etwas sehr Abstoßendes haben"; und Max Planck fordert, man solle "ehrlich und entschlossen dieses Hindernis (den Wunderglauben), das dem modernen Menschen den Weg zum Christentum versperrt, aufgeben, um dadurch die Werte des Christentums für den heutigen Menschen und damit für die abendländische Kultur zu retten".

Also, die Frage stellt sich: Hat Gott bei der Erschaffung der Welt ein paar Sachen falsch geplant und muss korrigierend eingreifen?

Zunächst ist die Auffassung, die Welt sei eine Maschine, längst widerlegt und ad acta gelegt. Zumindest die Physiker wissen Bescheid - es hat sich allerdings noch nicht in allen Bevölkerungsschichten herumgesprochen. Dass die alte, mechanistische Vorstellung der Welt "endgültig als Irrtum erkannt wurde - das ist der Beitrag der modernen Naturforschung zu den Weltanschauungsfragen von heute" - schreibt der Atomphysiker Pascual Jordan.

Zum anderen belegt ein Blick auf die Wunder, von den wir wissen, dass deren Sinn nicht die Korrektur einer Wirklichkeit ist - sondern dem Glauben der Menschen dienen soll. Wenn ein Wunder geschieht, dann nicht, weil Gott einsieht, dass die Wirklichkeit korrekturbedürftig ist, sondern weil er Menschen zum Glauben führen will, keimhaft vorhanden Glauben stärken und festen Glauben krönen möchte.

Wunder geschehen nicht an fernen, menschenleeren Orten, in vollautomatisierten Stellwerken oder Computerzentralen, sondern sie geschehen am Menschen. Gott wirkt, um uns bei der Suche nach Ihm zu helfen: In seinen Wundern offenbart er sich dem, der glauben will.

Deshalb sprechen wir bei den Wundern Gottes von "Selbstoffenbarungen": Gott zeigt exemplarisch, wer er ist und was er tut. Das wird besonders deutlich an den Wundern, die uns von Jesus überliefert sind:

Blinde sehen wieder, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören (Mt 11, 5), Jesus heilte jegliche Krankheit und jegliches Gebrechen (Mt 9, 35). Gott schenkt uns Licht der Erkenntnis, er öffnet uns die Augen für das unsichtbare. Er heilt den Menschen, weil er unser körperliches und vor allem seelisches Heil will.

Er wandelte Wasser in Wein und speiste 5000 Männer mit fünf Broten und zwei Fischen (Mk 6, 38) - Gott erhält unser Leben und schenkt uns die Nahrung, er ist der Gott unseres Lebens, ohne ihn verhungern wir.

Er stillt den Sturm, der die Jünger bedroht (Mt 8, 26), er gebietet über die Kräfte der Natur und geht über den See Genesareth (Mt 14, 25) - Gott ist der Herr der Welt, Er hat sie erschaffen und lenkt sie. Keine Kraft der Natur kann Ihn erschüttern.

Er wusste, was die Menschen dachten, kannte ihre Gedanken und ihr Herz (Lk 5,22) - Gott kennt unsere Gefühle, Ängste, Hoffnungen, er hört, wenn wir zu ihm rufen.

Er erweckte Tote wieder zum Leben (Joh 11, 44) und stand nach seinem eigenen Tod drei Tage später zu neuem Leben auf (Mt 28, 7) - Gott ist der Herr des Lebens, nicht einmal der Tod kann uns von ihm trennen. Nach diesem Leben ruft er uns zu einem neuen, anderen Sein.

Wohlgemerkt, Gott will mit seinem Wundern keinen, der nicht glauben möchte, überzeugen. Im amüsanten Buch "Das Wunder des Malachias" erzählt Chesterton die Geschichte eines fliegenden Bordells, mit dem Pater Malachias seinen ungläubigen Mitbruder bekehren will. Leider muss er feststellen, dass sogar di Gäste des Bordells, die Augenzeugen des Wunders waren, nicht daran glauben wollen (und übrigens trotzdem Schadensersatz vom armen Pater Malachias fordern). Nein, Wunder überzeugen nicht den, der nicht glauben will. Aber sie können den, der Gott ehrlich sucht, ergreifen. Das ist wie mit dem Blumenstrauß, den ein Mann seiner Frau nach einem Streit schenkt: Die Blumen können die, die nicht verzeihen will, nicht dazu bringen, an die Reue des Mannes zu glauben. Bin ich aber bereit, zu vergeben, und suche nach einem Zeichen der Reue, dann ist der Strauß Blumen ein eindeutiges Zeichen.

So sind die Wunder Gottes keine Korrekturen eines vergesslichen Gottes, sondern Liebesbeweise an den, der lieben möchte.

7. Warum dann nicht noch viel mehr Wunder?

Nun, aufmerksame und kritische Leser können jetzt natürlich zu recht fragen: Wenn Gott sich durch Wunder offenbart, damit wir glauben - na, warum stellt er sich nicht direkt auf den Marktplatz - am besten vor laufenden Fernsehkameras mit Live-Übertragung in alle Länder der Welt - und führt ein Wunder nach dem anderen auf. Das wäre doch etwas handfestes! (Dieser Vorschlag wird übrigens auch im Musical "Jesus Christ Superstar" gemacht - bezeichnenderweise von Judas, der Jesus vorhält, alles falsch gemacht zu haben).

Ich habe vor einiger Zeit mit meiner kleinen Nichte Verstecken gespielt. Für mich als Verstandesmensch eine echte Herausforderung: Wie soll man verstecken spielen mit einem Kind, das sich versteckt und noch aus seinem Versteck heraus ruft, wo man es finden kann? Ein seltsames Verhalten. Aber meiner Nichte kam eben es nicht auf das perfekte Versteck an. Sondern an der Tatsache, dass ich es suche, erkennt es, dass es wichtig ist.

So ähnlich ist das auch für unseren Gott: Fordert man ihn (wie zu einem Duell) heraus, so versteckt er sich wie ein kleines Kind. Er macht sein Versteck sehr einfach, denn es kommt ihm darauf an, zu erkennen: Wer sucht mich eigentlich? Wer will eigentlich wirklich eine Antwort? Will der, der die Frage gestellt hat, nur Recht behalten und mich bloßstellen - oder sucht er wirklich eine Antwort?

Gott befriedigt mit seinen Wundern nicht unsere Sensationslust; wer ein Wunder fordert, bevor er glauben will, wird leicht leer ausgehen. Denn Glauben heißt vertrauen. Und Gott will unser Vertrauen - nicht unseren Applaus: "Das war aber ein schönes Wunder! Fein, aber - was machen wir jetzt? Gehn wir zu McDonalds."

Rabbi Baruchs Enkel, der Knabe Jechiel, spielte einst mit einem anderen Jungen verstecken. Er verbarg sich gut und wartete, dass ihn sein Freund suche. Als er lange gewartet hatte, kam er aus dem Versteck, aber der andere war nirgends zu sehen. Nun merkte Jechiel, dass jener ihn von Anfang an nicht gesucht hatte. Darüber musste er weinen, kam weinend in die Stube seines Großvaters gelaufen und beklagte sich über seinen bösen Spielgenossen. Da musste auch der Rabbi weinen, er rieb sich die Augen und sagte: "So spricht auch Gott: 'Ich verberge mich, aber keiner will mich suchen'".
Auch heute geschehen noch Wunder

Auch heute geschehen noch Wunder, und dass nicht nur in verborgenen Kämmerchen oder entlegenen Dörfern, weitab von allen Möglichkeiten der wissenschaftlichen Überprüfung. Vor allem in Lourdes sind die Bedingungen für Skeptiker ideal: Dort gibt es eine ständige Kommission unabhängiger Ärzte, von denen immer ein großer Teil Atheisten oder zumindest nicht kirchlich gebundene Mediziner gemeldete Heilungen unmittelbar und eigenhändig überprüfen. Auch diese Untersuchungen kommen nicht zu dem gesicherten Ergebnis, dass es Wunder gibt; sie erklären lediglich, dass eine Heilung medizinisch nicht erklärbar ist. Die Kriterien zur Anerkennung einer "wunderbaren", d.h. nicht erklärbaren Heilung sind so streng, dass von den über tausend gemeldeten Heilungen bis heute nur 70 anerkannt wurden.

Aus den Heiligsprechungsakten

Aber Wunder sind nicht an solch besonderen Orte gebunden. In jedem Selig- oder Heiligsprechungsverfahren muss ein Wunder gesichert sein, damit ein Kandidat (oder eine Kandidatin) offiziell liturgisch verehrt werden darf. Auch diese sogenannten Wunderprozesse sind strenge Verfahren, die übrigens zu einem großen Teil öffentlich gemacht wurden (z. B. in Wilhelm Schamonis Werk "Wunder sind Tatsachen"). Diese Wunderverfahren sind akribisch und umfangreich: Bei der Untersuchung der Heilung eines taubstummen Jungen 1717 wurden 129 Zeugen verhört, die Akte umfasst 2934 beidseitig beschriebene Blätter - also fast 6000 Seiten.

In den Heiligsprechungsakten finden wir z.B.: Heilungen von verätzten Augen (1850), von Netzhautablösungen (1890), eines ausgelaufenen Auges (1921), weitere Blindenheilungen (1883, 1941, 1947); Heilung von verkrüppelten oder schwer verletzten Gliedmaßen, Rachitis (1891), Subluxation (1953), eine Verlängerung eines Beines (1710), Kinderlähmung (Poliomyelitis - 1923), Gicht (1736); Heilungen von stummen, tauben, taubstummen (1721, 1870, 1902, 1930), Knochenfraß (1933), von verdorrten Händen (1626, 1719), Hepatitis mit Eiteransammlung in der Gallenblase (1954), knochenlose Beine (1737), Epilepsie (1862) - und so weiter. Das überraschendste Wunder aber ist wohl das Wunder von Calanda - durch über 100 meist kritische Publikationen untersucht und geprüft: Dort wuchs 1640 der Spanier Miguel Juan Pellicer das rechte Bein nach, das ihm 1637 amputiert worden ist. Bereits 1641 erschien eine wissenschaftliche Untersuchung u.a. mit den Vernehmungsprotokoll aller beteiligten Ärzte auf 533 Seiten.

In einer sehr amüsanten Homepage - www.dittmar-online.net - behauptet der Verfasser, dass Wunder immer nur anerkannt werden, wenn alle Zeugen tot sind, so dass es keine Überprüfung mehr geben kann. Genau das Gegenteil ist wahr: Gibt es für das geforderte Wunder keine lebenden Zeugen mehr - oder aber zu wenig - wird es nicht anerkannt.

Wer nur ein wenig in diesen Akten blättert, wird erkennen, dass die Kirche keineswegs "wundergläubig" ist, sondern äußerst skeptisch und kleinlich. Erst, wenn die Zeugen glaubwürdig und kompetent sind; das beschriebene selbst gesehen bzw. erlebt haben, bei Heilungswundern die Heilung plötzlich, vollkommen und dauerhaft ist; jede Vorteilsnahme ausgeschlossen ist und keine Aussage aufgrund von religiösen Übereifer, persönlicher Zuneigung, Begünstigung oder freundschaftlichen Gründen geschieht, ebenso wenig aus Furcht oder Hass; dass nichts verschwiegen wird, noch das etwas Falsches eingeflochten wurde... erst dann - und noch nicht einmal immer dann - wird ein Wunder anerkannt.

...die haben wir abgelehnt

Der Glaube der Kirche begünstigt daher nicht - wie Skeptiker meinen - die Leichtgläubigkeit der Prüfenden, sondern der christliche Glaube ist ein Kriterium vor allem zum Ausschluss zahlreicher gut belegter, aber unsinnigeren Wunder.

So wird in Rom die Geschichte eines Journalisten erzählt, der sich 1960 dem im Vatikan mit der Wunderuntersuchung beauftragten Sekretär gegenüber abfällig über Wunderberichte äußerte. Wenige Tage später überreichte der Sekretär dem Journalisten wortlos einen riesigen Stapel von Berichten und Zeugenaussagen. Nachdem der Journalist wochenlang diese Schriften studiert hatte, musste er dem Sekretär gegenüber eingestehen, dass es nach menschlichem Ermessen an der Tatsächlichkeit der dort beschriebenen Ereignisse wohl keinen Zweifel mehr geben könne. Der Sekretär erwiderte ihm mit einem Lächeln: "...und dabei sind die Akten, die ich ihnen gegeben haben, doch nur die, die wir als mangelhaft abgelehnt haben."

8. Fazit

Halten wir schließlich fest: Wunder erschließen sich letztlich nur dem, der bereit ist, eine übernatürliche Ursache zu akzeptieren. Für einen reinen Materialisten, der nicht nur Gott, sondern jede nicht-materielle Existenz ablehnt, sind Wunder zwar auch überprüfbar. Er wird aber nur zu dem Schluss kommen, dass es sich bei den beschriebenen Phänomen um nicht erklärbare Ereignisse handelt.

Erst der religiöse Kontext - die Bedeutung für den, der Glauben will oder eine Stärkung seines Glaubens erfährt - lässt das unerklärliche Ereignis zu einem Wunder werden. Denn nicht das Mirakulöse ist das Vergnügen Gottes, sondern unser liebevolles Vertrauen auf SEINE Wirk-lichkeit.