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Alternative Jenseitsvorstellungen: Die All-Erlösung

In der Katechese „Leben nach dem Tod" wird die katholisch-biblische Sicht dessen beschrieben, was nach dem Tod auf uns wartet. Nun gibt es allerdings in der katholischen Kirche - vor allem aber in anderen christlichen Konfessionen - andere Vorstellungen von dem, was nach dem Tode geschieht. Und auch sie berufen sich auf die Bibel.
Darüber hinaus halten auch Jenseits-Vorstellungen aus dem nicht-christlichen Bereich (vor allem die Vorstellung der Wiedergeburt - Reinkarnation) Einzug in unseren Glauben.

Zwei Inhalte bewegen und erregen die Gemüter vor allem: Dass die Seele eine zeitlang ohne Leib existieren soll - und dass am Ende neben dem Himmel auch noch eine Hölle existiertl. Um diese beiden Streitpunkte zu umschiffen, wurden noch weitere Alternativen zur katholischen Jenseitsvorstellung entwickelt: Die End-Entscheidungshypothese, die Auferstehung im Tod und die All-Erlösung.

 

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Diese Katechese ist auch als gedrucktes Heft (Nr. 089) erhältlich: Kostenlose Bestellung

Die All-Erlösung: »Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel!«

Die Frage nach der Hölle - ob sie existiert, ob Menschen in der Hölle sind, und vor allem, unter welchen Umständen sie dorthin gekommen sind - ist wahrscheinlich die Ur-Frage aller Fragen nach dem Jenseits. Im Grund fußt jede Religion auf der vor-rationalen Angst - oder auch der realistischen Einschätzung -, dass mein Leben einen verfehlten Ausgang haben könnte.

Theologen aller Zeiten und aller Konfessionen haben diesen Glauben an eine ewige Verdammnis als "furchtbares Mysterium", "Denkerische Überforderung", "schmerzliches Geheimnis", "erschütternde Wahrheit" bezeichnet - und oft zugegeben, dass wir es hier auf Erden niemals ganz begreifen werden.

Allerdings ist dieses "philosophische und theologische Ungeheuer" - die Hölle - nicht nur oft geleugnet und umgedeutet worden; es findet sich eine überwältigende Kontinuität von den biblischen Aussagen bis zur heutigen Zeit.

Die Botschaft der christlichen Religion ist eine Frohe Botschaft: Nicht die Nachricht von der Hölle, sondern die Kunde von einem liebenden Gott ist unser Evangelium. Aber die Frage, auf die der christliche Glaube antwortet, ist die Frage nach dem Heil: "Was muss ich tun, um in den Himmel zu kommen?" - Würden wir die Möglichkeit des ewigen Scheiterns streichen, hätte sich auch jede Frage nach Gott und Religion erübrigt.

Der Grund aller Religion

Atheistische Weltanschauung
Wenn wir davon ausgehen, dass wir auf Erden leben und mit unserem irdischen Tod einfach alles zuende ist - dann brauchen wir keine Religion. So denkt der Atheismus, und soweit ist er ersteinmal konsequent. Ob es in dieser Weltanschauung einen Gott gibt, ist einerlei: Spätestens wenn wir tot sind, spielt es eh keine Rolle mehr.

All-Erlösungsglaubende
Wenn wir davon ausgehen, dass wir auf Erden leben und schließlich alle einmal in den Himmel kommen - ganz automatisch -, dann brauchen wir auch keine Religion. So denken viele Halb-Christen, und soweit sind sie überhaupt nicht konsequent. Da wir alle in den Himmel kommen werden, ist es egal, wie wir leben. Wenn wir tot sind, finden wir uns alle im Himmel wieder. Warum dann noch anstrengen?

Der mittlere Weg der Religionen
Aber wenn wir in einer Entscheidungswelt leben, und am Ende die Erlösung bzw. der Himmel nicht automatisch kommt, dann brauchen wir Religion. Religion, die uns sagt, was wir tun müssen, damit wir so leben, dass wir am Ende das Glück finden.

Die besondere Mitte des Christentums
Die Religionen dieser Welt sagen uns also, wie wir zu leben haben, damit wir Gott nicht verpassen - weil alle religiösen Menschen die Möglichkeit des misslungenen Lebens vor Augen haben. Während die nicht-christlichen Religionen dieser Welt Rezepte anbieten, wie die Menschen zu Gott kommen, verkündet das Christentum das Gegenteil: Wir glauben, dass Gott zu uns gekommen ist. Nicht wir müssen uns erlösen (wie in allen anderen Religionen), sondern Gott kommt, um uns zu erlösen.
Aber das ändert nichts daran, dass es immer noch die Möglichkeit gibt, diese Erlösung zu verpassen oder abzulehnen. Denn wenn Gott alle Menschen - also wirklich alle - erlöst hätte, auch gegen deren Willen und deren ausdrückliche Ablehnung, dann hätte sich damit auch wieder jede Religion erledigt. Wir brauchten dann nur noch abwarten, bis wir sterben. „Gott hat uns erlöst, ist doch alles bestens."

Aber es gibt eine christliche Religion - da die Erlösung, die Gott uns durch den Tod des Sohnes am Kreuz erwirkt hat, nicht automatisch wirkt, sondern vom Menschen in Freiheit angenommen werden muss. Die Tür zum Heil ist von Gott selbst geöffnet worden - aber ob die Menschen durch diese Tür gehen, ist ihnen überlassen.

Die Qual der Wahl - Die Freude der Entscheidung

Auf den ersten Blick wäre es natürlich fein, wenn wir für unsere Erlösung nichts tun müssten. Den zweiten Blick sparen sich dann die meisten Menschen. So gibt es glühende Verfechter der All-Erlösung, die glauben, damit dem Menschen eine große Last von der Schulter zu nehmen.

Aber auf den zweiten Blick wird klar, dass Gott, der uns ohne uns zu fragen und ohne unsere Mitwirkung uns einfach erlöst, nicht sehr liebevoll handelt. Denn dann werden wir zu Marionetten, die einfach umgedreht werden, um nun auf Gott zuzulaufen. Wenn Gott uns auch gegen unseren Willen erlöst, dann verliert alles, was wir tun, seine Bedeutung. Schließlich verliert der Mensch seine Freiheit.

Also erlöst uns Gott nur, wenn wir wollen. Wenn wir „Ja" sagen zu seiner Erlösung. Er zwingt uns nicht, er lässt uns die Wahl.
Natürlich empfinden Menschen die Möglichkeit der Wahl immer auch als Qual. Okay - die Entscheidung, eine Digitalkamera zu kaufen, wird wirklich zur Qual, wenn es -zig verschiedene Modelle gibt, die alle irgendeinen Vorzug haben. Aber daraus den Schluss zu ziehen, es wäre besser, gar keine Wahl zu haben, gilt vermutlich nur für Digitalkameras.

Bei Gott ist die Entscheidung anders: Es geht ja nicht um eine Auswahl zwischen verschiedenen Modellen. Gott bietet uns die Erlösung an - und erwartet eine Zusage. Es gibt keine Qual der Wahl - sondern nur die Freude, diese Zusage geben zu können.

Wenn wir im Supermarkt vor den Regalen stehen und uns für eine Sorte von Nuss-Nougat-Creme entscheiden müssen, dann wünschen wir uns manchmal (zumindest gilt das für mich), dass mir jemand die Wahl abnimmt. Wenn es nur noch eine Sorte gibt, dann wird es doch einfacher!

Aber selbst dann habe ich noch die Wahl, diese eine Sorte zu kaufen oder nicht. Wenn mir auch noch diese Freiheit genommen wird, dann bin ich kein Mensch mehr - sondern ein Einkauf- und Konsumroboter.

Dass Gott uns die Freiheit lässt, an der Erlösung mitzuwirken, ist keine unnötige Qual. Er stellt uns ja keine 27 verschiedenen Erlösungsmodelle vor, sondern nur eins: Die Liebe zu Christus. Aber diese eine Entscheidung kann er uns nicht nehmen, ohne uns unser Menschsein zu nehmen. Aber wir müssen eben nicht (qualvoll) wählen, sondern brauchen uns lediglich freudig entscheiden.

Freiheit setzt voraus, dass man sie missbrauchen kann

Und damit sind wir bei dem Reiz und dem Widerspruch, der die All-Erlösungstheorie ausmacht: Es wäre schon reizvoll, wenn Gott uns die Qual der Wahl abnimmt. Aber wenn er uns auch die grundsätzliche Entscheidung abnehmen würde, dann würde er uns alles abnehmen, was er uns geschenkt hat.

Wenn Gott uns die Freiheit schenkt, sich für Ihn zu entscheiden - und uns gleichzeitig die Möglichkeit nimmt, diese Freiheit zu einer Entscheidung gegen Ihn zu missbrauchen - dann hat er uns eben KEINE Freiheit geschenkt.

Der biblische Befund

Es ist und bleibt unbegreiflich: Die selben Schriften, die davon berichten, dass „Gott die Welt so sehr geliebt hat", dass er seinen eigenen Sohn hingab (Joh 3,16) und dass „Gott die Liebe ist" (1 Joh 4,8) - dieselben Schriften berichten auch von der Hölle.
So ist von den Qualen die Rede, die der Reiche in der Unterwelt erleiden muss (Lk 16,23); von der engen Tür, durch die nicht alle kommen - und auch von der verschlossenen Tür (Lk 13,24ff); davon, dass es für einige besser sei, mit einem Mühlstein um den Hals ins Wasser geworfen zu werden (Mk 9,42-48) oder dass es besser sei, einzelne Gliedmaßen zu verlieren als unversehrt dem Verderben der Hölle zu verfallen, „wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt". Matthäus spricht von der Scheidung der Schafe und Böcke, der Guten und Bösen, der Spreu vom Weizen; der Täufer droht damit, dass ohne Frucht zu bringen die Spreu im „nie erlöschenden Feuer verbrannt wird" (Mt 3,10.12). In Mt 13,40-42 heißt es: „Wie nun das Unkraut aufgesammelt und im Feuer verbrannt wird, so wird es auch am Ende der Welt sein: Der Menschensohn wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gottes Gesetz übertreten haben, und werden sie in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen. Dann werden die Gerechten im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten. Wer Ohren hat, der höre!"

Weiter Stellen finden sich in Mt 13,47-50; Mt 18,8f; Joh 15,6; Mt 25,41.46; Mt 7,23; Lk 13,27; Mt 24,43-51; 25,13; 1032f; Mk 8,38; Lk 9,26; 21,36; Mt 16,25f; Mk 8,36; Lk 9,24; Joh 12,25; Mt 10,28; 1 Kor 6,9ff, Eph 5,5; Gal 5,21; Gal 6,8; Phil 3,19; 2 Thess 2,10; Hebr 3,18; 4,6; 10,26ff; 12,15ff; 12,25; Judas 1,7; 2 Petr; Offb 2,11; 20,6.14; 21.8; 20,13f; 14,10f.

Einwände gegen die Ewige Verdammnis
Gott ist doch allmächtig. Kann er da nicht was dran ändern?

Manchmal hört man den vertrauensvollen Satz: „Gott ist allmächtig. Er wird auch den schlimmsten Sünder bekehren..." - Tja, hinter einer solchen Aussage steckt wirklich viel Gottvertrauen.

Aber wenig Liebe zu Gott. Denn Gott kann nicht böse sein. Er kann nicht beschließen, ab morgen nicht mehr zu existieren. Er kann sich nicht in Luft auflösen. Er kann nicht lügen. Und er kann auch nicht lieblos handeln. Jemanden gegen seinen Willen aber zu etwas zwingen, ist äußerst lieblos.

Man kann sagen, dass Gottes Allmacht vor dem freien Willen des Menschen halt macht. Aber schöner ist es, wenn man es so formuliert: „Gottes Allmacht ist so groß, dass er sogar die Macht hat, sich selbst zurückzunehmen und dem Menschen seine eigene Freiheit zu lassen. Diese Freiheit kann der Mensch auch missbrauchen. Wenn Gott dann doch wieder eingreift und diese Entscheidung eigenmächtig korrigiert, ist das kein Zeichen seiner großen Allmacht - sondern ein Rückschritt. Gerade dem größten Sünder noch seine Freiheit zu lassen, ist Zeichen seiner Allmacht und Größe."

Letztlich steckt hinter dem Gedanken, Gott könne so etwas wie die Hölle nicht zulassen, die stillschweigende Unterstellung, Gott wäre verantwortlich für die Entscheidung des Menschen gegen Gott - oder würde den Menschen gegen seinen Willen dorthin verbannen. Man kann nicht oft genug betonen, dass die Hölle keine gegen den Menschen verhängte Strafe ist, sondern eine direkte Konsequenz des menschlichen Willens. Gott respektiert diese Entscheidung - er trifft sie nicht.

Drohbotschaft oder Frohbotschaft?

Wichtig und richtig ist der Einwand, dass es sich bei der christlichen Botschaft um eine Frohbotschaft handelt - und nicht um eine Drohbotschaft.

Soweit, so richtig. Und wenn es tatsächlich keine Hölle gäbe, sondern die Kirche nur mit der Hölle drohen würde, dann hätte sie ihren Auftrag verfehlt. Wir wollen die Menschen nicht mit Gott versöhnen, weil ihnen ansonsten unsägliches Leid droht - sondern weil es herrlich ist in den liebevollen Armen Gottes.

Aber wenn es die reale Möglichkeit gibt, sich aus diesen Armen Gottes zu lösen, so ist es ebenfalls ein Gebot der Liebe, auf diese Gefahr zu verweisen. Sie darf keineswegs zum Hauptbestandteil der Verkündigung werden. Ein Verschweigen dieser Möglichkeit ist aber ein mindestens ebenso großer Verstoß gegen die Liebe wie eine Überbetonung dieser Möglichkeit.

Auf die Gefahren im Straßenverkehr, bei der Gesundheitsvorsorge oder bei der Gesetzgebung zu verweisen, ist ein Gebot der Liebe - und das gilt selbstverständlich für den noch wichtigeren Bereich des Gottesbeziehung.

Dann will ich nicht in den Himmel!

Sich vorzustellen, ein sehr nahestehender Mensch könne in der Hölle gelandet sein, führt gelegentlich bei den trauernden Angehörigen zu dem Entschluss: „Unter diesem Umständen will ich nicht in den Himmel!"

Ein Bekenntnis, das sicherlich aus großer Liebe heraus gemacht wird. Aber dennoch dürfen wir darauf vertrauen, dass Christus dem Verstorbenen in größtmöglicher Liebe zugetan ist und alles versucht und auch getan hat, um eine Liebesbeziehung zu erhalten. Wenn Christus ihn sogar durch sein Leiden und seinen Tod nicht zur Liebe bewegen konnte, dann können auch wir es nicht.

Bevor wir uns allerdings auf eine solche Diskussion einlassen, ist es sinnvoller, darauf hinzuweisen, dass die Kirche für keinen Menschen die Hoffnung aufgegeben hat - und uns alle ermuntert, ebenfalls fest in der Hoffnung auch für unsere Lieben zu bleiben.

Barmherzigkeit Gottes und die Hölle

Bleibt noch ein letzter, sehr intensiver Einwand: Ist es mit der Barmherzigkeit Gottes vereinbar, dass Menschen in alle Ewigkeit in der Hölle schmoren müssen? Kann ein liebender Gott sich selbst treu sein, wenn er weiß, dass seine Geschöpfe für alle Ewigkeit diese Liebe entbehren.

Auch hier steckt der verborgene Gedanke, dass es die Hölle nicht gäbe, wenn Gott etwas daran ändern würde. Das verblüffende ist und bleibt aber: Gott kann daran nichts ändern! Er hat den Menschen die Freiheit gegeben und er würde sich selbst und seiner Güte und Liebe widersprechen, wenn er den Menschen diese Freiheit wieder nehmen würde. Gott kann sich aber nicht selbst widersprechen. Er kann nichts tun, was seinem eigenen Wesen widerspricht.

Weder Gott - noch die Kirche - haben sich die Hölle ausgedacht und sie in die Welt gesetzt. Sie ist eine notwendige Konsequenz der Freiheit - und schließlich ein Opfer auch für Gott.

Der Weg in die Hölle - Die Todsünde

Die verzweifelten Versuche, die Existenz der Hölle wegzutheologisieren, rührt vermutlich auch daher, dass die Bedingungen, die zu einer „Verdammung" führen, im Bewusstsein der Menschen völlig unklar sind - und deshalb Befürchtungen auftauchen, aus Versehen in der Hölle zu landen.

Vor allem, wenn dann noch der Begriff „Todsünde" auftaucht und vermischt wird mit den „Sieben Todsünden" (die seit dem berühmten Film mit Brad Pitt den meisten Menschen geläufig sind), geht ein auf Aufschrei durch die (Kino-)Gemeinde: Wenn „Eitelkeit, Neid, Zorn, Lust, Völlerei etc." eine Todsünde ist - sind wir dann nicht alle verdammt?

In die Hölle zu kommen ist gar nicht so einfach....!

Zufällige Todsünden...
...gibt es nicht. Zur „Todsünde" gehört eben nicht nur, dass die Kirche eine bestimmte Tat zur schweren Sünde erklärt hat (das ist überhaupt nicht möglich), sondern auch die eigene Einsicht, das klare Bewusstsein, der freie Entschluss - und die Erkenntnis, dass man sich mit dieser Tat gegen Gott stellt.

Überhaupt ist eine Tat erst dann eine Todsünde, wenn sie in bewusster Abkehr von Gott geschieht.

Die sieben Todsünden...
....sind in diesem Sinne keine Todsünden. Deshalb ist es besser, sie als „Wurzelsünden" oder „Hauptsünden" zu bezeichnen. Die „sieben Todsünden" sind menschliche Regungen und Neigungen, die zur Sünde leiten und führen können - aber noch nicht selbst Sünde sind. Gefühle des Neids, des Zornes oder der Eitelkeit können unmotiviert bei jedem auftauchen; sie werden erst zur Sünde, wenn Du in diese Gefühle einwilligst und sie nährst - und schließlich in eine Handlung münden lässt.

...also?
In die Hölle kommt - das kann, glaube ich, nicht oft genug wiederholt werden - nur derjenige, der dort sein will. Also derjenige, der sich weigert, in Gemeinschaft mit Gott zu treten. In der Sprache der Kirche heißt das: Wer eine Todsünde begeht, sie nicht bereut und in dieser Verhärtung gegen Gott stirbt.

Eigentlich versteht sich daraus von alleine, dass man gar nicht aus Versehen in der Hölle landen kann... aber weil mich immer wieder dementsprechende Fragen erreichen, will ich hier nochmal betonen:

  • Wer den Vorsatz hat, seine Sünden zu beichten, aber ohne Schuld nicht dazu kam, ist nicht automatisch verdammt.

  • Wer den Vorsatz hat, sich taufen zu lassen, aber ohne Schuld nicht dazu kommt, ist nicht automatisch verdammt.

  • Wer schwer gesündigt hat, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein, ist nicht automatisch verdammt.

  • Wer schwer gesündigt hat, ohne es wirklich zu wollen, ist nicht automatisch verdammt.

  • Wer von Gott, Jesus, der Kirche, der Beichte oder dem, was damit zusammenhängt, ohne eigenes Verschulden noch nichts gehört hatte - und deshalb schwer sündigt, ist nicht automatisch verdammt.

  • Wer in einer Phase der persönlichen Schwäche schwer sündigt (z.B. während einer Depression, unter Stress-, Alkohol- oder Drogeneinfluss, während einer psychischen Überforderung oder in Situationen, die ich hier gar nicht alle aufzählen kann...), ist nicht automatisch verdammt.

Warum keine Entscheidung im Jenseits?

Vor dem Tod fällt die Ablehnung der Gemeinschaft mit Gott eventuell leichter. Nach dem Tod, wenn ich Gott in seiner Herrlichkeit und Liebe sehe (die Bibel nennt es „von Angesicht zu Angesicht"), scheint uns eine Entscheidung gegen Gott nicht möglich. Wir stellen uns das so vor, dass wir hier auf Erden leider immer wieder abgelenkt sind, mal zu wenig Zeit haben oder schlicht wichtigeres zu tun. Im Jenseits aber bleibt uns dann ja nichts anderes als Gott, oder?

Das ist ein Missverständnis. Gott „von Angesicht zu Angesicht schauen" ist keine natürliche Notwendigkeit - sondern Frucht unserer irdischen Entscheidungen. Mit anderen Worten: Die Entscheidung gegen Gott geschieht nicht erst, wenn man sich „in die Augen schaut" - sondern schon vorher. Wer sich gegen Gott entscheidet, entscheidet sich vor allem, IHN erst gar nicht schauen zu wollen.

Sehen ist eben kein passiver Prozess (so wie z.B. im Film „Clockwork Orange", in dem ein unverbesserlicher Gewalttäter gezwungen wird, abschreckende Filme zu schauen: Wenn der Himmel so ist, dann will ich da nicht rein!), sondern etwas, dass der Mensch wollen und anstreben muss.

Deshalb bringt das Jenseits nichts Neues. Wer sich weigert, Gott zu schauen, erfährt nach seinem Tod nichts Neues. Ohne Gott ist es da einfach nur dunkel.

Wunderbar hat das C.S.Lewis in dem letzten Band seiner Narnia-Chroniken („Der letzte Kampf ") geschildert. Da sitzen die Zwerge, die sich gegen Gott verschworen haben, im wunderschönen Jenseits - und sehen doch nur sich selbst und eine trostlose Hütte. Und während sich für die Guten eine unendliche Landschaft eröffnet, bleiben die Zwerg wohl in alle Ewigkeit blind dafür.
In die Hölle zu kommen ist gar nicht so schwer....!

Wenn aber alle (!) Entscheidungen für das Jenseits bereits hier auf Erden getroffen werden, ist es vielleicht doch nicht so schwer, in die Hölle zu kommen. Denn das Wesen der irdischen Entscheidungen ist, dass wir ihnen nicht aus dem Weg gehen können - und auch denn eine Entscheidung für oder gegen Gott treffen, wenn wir uns dieser Entscheidung verschließen.

Das muss ich vielleicht ein wenig illustrieren: Wer Gott im Jenseits nicht schauen will, der trifft diese Entscheidung schon hier auf Erden. Und das nicht nur, weil er die Liebe Gottes rundweg ablehnt und deshalb seine Augen verschließt.
Sondern auch, wer glaubt, der großen Entscheidung gegen Gott aus dem Weg gehen zu können, indem er sich bewusst ein Leben lang mit dieser Frage gar nicht auseinandersetzt, verhärtet sich im „Nicht-Schauen-Wollen".
Aber auch, wer der Gottesfrage eigentlich offen gegenübersteht, aber die Konsequenzen einer Beziehung zu Gott fürchtet, will gar nicht sehen, was er verpasst. Und wird blind.
Sogar der, der jederzeit die Möglichkeit hat, in der Verkündigung der Kirche der Barmherzigkeit Gottes begegnen, es sein Leben lang vorzieht, lieber im Bett liegen zu bleiben, lehnt das Schauen Gottes ab.

Wohlgemerkt: Nur, weil ich einmal im Bett liegen bleiben, anstatt zum Gottesdienst zu gehen - und selbst, wenn das das letzte ist, was ich in diesem Leben tue - lande ich nicht in der Hölle.

Der, der weiß - oder vermutet - dass er bei einer bestimmten Gelegenheit hier auf Erden mit Gott konfrontiert werden könnte, und deshalb dieser Gelegenheit aus dem Weg geht, verschließt seine Augen. Auch wenn er sich nicht ausdrücklich gegen Gott entscheidet. Das ist das Wesen der Entscheidungen hier auf Erden.

Mach den Hölle-Himmel-Test

Schließ einfach mal die Augen und stelle Dir folgende Frage:

Natürlich musst Du erst die Frage lesen und dann die Augen schließen...

Was tust Du eigentlich am liebsten? Wofür würdest Du alles andere stehen und liegen lassen? Was ist es, was Dich am meisten erfüllt?

Pizza Essen? Fernsehen? Arbeiten? Spazieren? Party? Lachen?

Jetzt die Augen für ein paar Momente schließen und dann weiterlesen...

Noch eine Frage: Was wünscht Du Dir am sehnlichsten? Welchen Wunsch hast Du, gegen den jeder andere Wunsch verblasst? Was ist es eigentlich, das Du zutiefst ersehnst?

Einen Lottogewinn? Einen Mercedes? Ein eigenes Haus - oder ein noch größeres?

Nochmal für ein paar Momente die Augen schließen und nach einer Antwort suchen...

Nehmen wir einmal an, dass Gott an Deinen Wünschen und Vorlieben nicht vorbeigeht, dass er unsere tiefsten Wünsche im ewigen Leben erfüllen wird. Stell Dir vor:
Ewig essen! (Selbst wenn es die beste Pizza wäre, denke ich, dass das eher die Hölle ist.)
Ewig fernsehen! Wohlmöglich noch RTL2 - das ist die Hölle.
Ewig Mercedes fahren - entscheide selbst, ob das der Himmel oder die Hölle ist.

Ich bin fest davon überzeugt, dass Gott tatsächlich nicht an unseren Wünschen und Wollen vorbeigeht - was immer es auch sei.

Wenn aber unser liebstes Tun hier auf Erden ist, Gott zu erkennen, wie gut er ist, Ihn lieben zu wollen, das Gute im Menschen zu erkennen, endlich vorbehaltlos lieben zu können, wenn wir uns nichts sehnlicher wünschen, als die Menschen um uns herum, so wie sie sind, zu lieben - ewig lieben: Das ist nicht langweilig, das ist der Himmel. Unseren lieben Gott endlich so zu erkennen, wie er ist, wie gut er ist - das ist das Paradies.

Ich mache es mir zu einfach? Vielleicht mache ich es mir wirklich zu einfach. Aber warum kompliziert, wenn es einfach geht?

Vielleicht haben wir es deshalb lieber kompliziert, weil wir nicht wahrhaben wollen, dass wir hier und jetzt selber darüber entscheiden, wie unser Himmel und unsere Hölle aussieht. Wie auf Erden, so auch im Himmel. Wir selbst schaffen uns unsere Zukunft, weil Gott nicht an unseren Willen vorbeigehen will.

Fazit

Im Grunde treffen sich hier alle zuvor genannten Theorien: Sowohl die Ganz-Tod-Theorie, als auch die End-Entscheidungshypothese, die Wiedergeburt und die Auferstehung im Tod beziehen ihre Faszination daraus, auch ohne Hölle auszukommen. Wenn die Kirche jedoch an der Möglichkeit der Hölle festhält, dann nicht, weil sie so verliebt ins ewige Feuer ist - sondern weil an dieser Frage die Würde des Menschen hängt.

Weil Gott uns die Freiheit zur Liebe geschenkt hat, liegt unser Glück auch nur in der Liebe, die wir frei wählen. Gott wird diese Entscheidung nicht verhindern oder aufheben - selbst, wenn wir uns von ihm abwenden und lieber das Vergängliche lieben.

Aber es gehört nicht viel dazu, sich Gott zuzuwenden. Er wirbt um uns, unser ganzes irdisches Leben lang. Und er zeigt uns an den vielen himmlischen Menschen, wie schön es bereits hier auf Erden ist, sich Gott zuzuwenden. Wie schön muss es dann erst in alle Ewigkeit sein!


Die Frage nach der All-Erlösung ist der letzte Teil einer vier-teiligen Katechese. Möchtest Du die anderen Teile noch lesen?

Weiterlesen: Alternative Jenseitsvorstellungen

Weiterlesen: Der Glaube an die Wiedergeburt (Reinkarnation)

Weiterlesen: Die End-Entscheidungshypothese und die "Auferstehung im Tod"

Möchtest Du mir schreiben? Für diese Katechese ist Peter verantwortlich.