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KARL-LEISNER-JUGEND |
Zeitgeist - Eine kritische Weiterführung
|
Der erste Teil des Films (Part I) mit seinen apokryphen Thesen entfaltet seine enorme Wirkung vor allem durch den geschickten Aufbau. Denn zunächst werden zahlreiche Fakten präsentiert, deren Bedeutung dem Betrachter nicht wirklich klar ist - deshalb ist er wenig geneigt, diese Behauptungen zu hinterfragen. Wäre der Aufbau des Filmes umgekehrt, wäre auch seine manipulative Wirkung schnell verschwunden.
Einmal angenommen, Peter Joseph würde seinen Film mit der Behauptung
beginnen: "Im Grunde sind alle Religionen - wohlgemerkt, alle! - nichts
anderes als eine mythologische Beschreibung der Jahreszeiten mit der Wintersonnenwende
und der Präzession. Die Wintersonnenwende geschieht immer am 25. Dezember
- nachdem die Sonne dort drei Tage scheinbar verharrt - unter dem Sternzeichen
des Kreuzes; der Sirius als Stern des Ostens, gefolgt von dem Gürtel
des Orion - auch als "die drei Könige" bekannt. Und - welche
Überraschung - nicht nur die christliche Religion, nein: alle Religionen
haben Götter, die am 25. Dezember geboren, gekreuzigt, 3 Tage ins Grab
gelegt wurden und dann wieder auferstanden sind. Und in allen Religionen spielt
immer ein Jüngerkreis (gleich den Tierkreiszeichen) von 12 Personen eine
Rolle - und da kommen Weltzeiten mit Stieren, Fischen und Wasserträgern
drin vor.
"Passt gut auf", würde Peter Joseph dann sagen, "in welchen
Religionen all dies zutrifft!"
Ein solcher Einstieg würde die Aufmerksamkeit von vorneherein auf die entscheidenden Punkte lenken - nämlich auf die von "zeitgeist" genannten Eigenschaften aller göttlichen Personen - aller Religionen.
Und - mit einer solchen Aufmerksamkeit ausgestattet, würde sich äußerst
schnell erweisen, dass Peter Joseph sein Versprechen nicht einhalten kann.
Denn wir würden uns wundern, warum in der Aufzählung kein Mohammed
und kein Buddha vorkommt - dafür aber so unbekannte "Götter"
wie Attis, Dionysos und Horus, die eh keiner kennt und weshalb keiner auf
Anhieb die behaupteten Eigenschaften in Frage stellt. Außerdem würden
wir uns fragen, was denn die "Götter" Eros und Prometheus dort
zu suchen haben. Uns würde auffallen, dass außer Jesus schlichtweg
keiner dieser Personen gekreuzigt wurde - geschweige denn drei Tage
in irgendeinem Grab gelegen hat. Weder Krishna, noch Buddha, noch all die
anderen sind am 25. Dezember geboren (außer Mithras, der tatsächlich
der Sonnengott war).
Wir würden fragen, warum die vielen Götter und Göttergestalten
überhaupt am 25. Dezember geboren sein sollten - wo doch nach
dem "Tod der Sonne" und dem dreitägigen Verharren der Sonne
auf ihrem niedrigsten Stand biologisch-chronologisch die Auferstehung
am 25. Dezember stattfinden müsste.
Mit anderen Worten: Wir würden all die vielen Fragen stellen, auf die "zeitgeist" keine Antwort geben kann; wir würden nach kurzem Googeln zahlreiche Fehlstellen in der "zeitgeist"-Behauptungs-Liste entdecken - und darüber hinaus glatte Lügen.
Lügen?! Ja - das ist ein schwerer Vorwurf. Aber er lässt sich nicht vermeiden: Peter Joseph präsentiert in seinem "zeitgeist"-Film unzählige erwiesene Unwahrheiten, bewusst verfälschte Angaben und Behauptungen, die jeder nur halbwegs gut informierten Kenner der Mythologien auf Anhieb als Humbug erkennt. Ich will es gerne noch einmal wiederholen: Peter Joseph lügt uns mit seinem "zeitgeist"-Video unverhohlen an.
Warum tut Peter Joseph das? Glaubt er denn selbst nicht an das, was er uns dort präsentiert? - Im letzten Teil des Films übt Joseph schwere Kritik an den Medien und fordert uns zum Selberdenken auf. Martin Marheinecke ("MMs Senf") spekuliert deshalb:
Wenn man ihn beim Wort nimmt, zieht sich der Film mit dem Abschnitt über "Kontrolle durch die Medien" selbst den Boden unter den Füssen weg, bzw. kreiert ein Paradoxon.
Man kann dieses Paradoxon bzw. sogar den ganzen Film aber auch als "Mindfuck" sehen, als Anregung zum Selberdenken:
"Glaube nicht alles, was dir gezeigt und gesagt wird, mag es auf den ersten Blick auch noch so plausibel erscheinen! Informiere dich selbst, prüfe Behauptung nach, soweit es dir möglich ist! Lass nicht alles mit dir machen und gib nicht alles aus deiner Hand, nur um der Bequemlichkeit willen! Glaube auch den Aussagen dieses Films nicht ungeprüft!"
Allerdings fügt Marheinecke realistischer hinzu: "Ich fürchte, seine Macher meinen ihre Verschwörungstheorien ernst."
Welche Behauptungen im Einzelnen gelogen sind? Nun - lasst uns einfach mal den Film chronologisch durchgehen.
Die relativ langen Einleitung, in der zunächst zahlreiche dokumentarischen Bilder und Filmausschnitte von Kriegsereignissen und Terror kombiniert werden, schließt mit einem Audio-Zitat von George Carlin (einem Late-Night-Comedian) und seiner Persiflage auf einen seltsamen Gott.
Obwohl es sich hier eindeutig um Comedy handelt und nicht etwa um eine theologische Anfrage, wird die grundsätzliche Vorgehensweise auch der nachfolgenden Ausführungen deutlich: Anstatt Beweise für eigene Theorien zu sammeln und zu präsentieren, wird die "Gegenseite" zunächst verzerrt dargestellt - und dann bloßgestellt. Das ist das Wesen einer jeden Verschwörungstheorie: Viele zahlreiche kleine und großen Widersprüche im zu widerlegenden System sind so effektiv, dass man anschließend keine Argumente für die eigene Sicht der Dinge vorlegen braucht.
Nun - nur kurz zum Comedy-Intro: Natürlich ist Gott nicht der "Mann in den Wolken", der nichts anderes zu tun hat als Gebote zu erlassen und die Sünder zu bestrafen. Aber manche Zeitgenossen glauben tatsächlich, dass Religion hauptsächlich in Moral bestehe - einer Moral, die sich nur dadurch begründen lässt, indem man die einzelnen Normen und Vorschriften auf Gottes Willen zurückführt. Dass dieser Gott zwar behauptet, er würde die Menschen lieben, sich aber ansonsten in der Androhung von Strafen erschöpft, überrascht nicht.
Aber das ist natürlich eine Verzerrung. Eine so dargestellte Religion ist tatsächlich lächerlich. In der katholischen Kirche wird daher großen Wert darauf gelegt...
- ...dass unser Glaube zunächst eine Wirklichkeitsbeschreibung ist - und eben keine moralische Lebensphilosophie.
- ...dass die Gebote nicht von Gott willkürlich erlassen wurden - sondern dass die Zehn Gebote nur anzeigen, wo in der "Natur der Sache" Gefahren drohen und Menschen sich und andere schaden
- ...dass die Hölle keine von Gott willkürlich verhängte Strafe ist, sondern der Mensch sich von Gott trennt, weil er es selbst so will. Diese Entfernung von Gott nennen wir die Hölle.
Das hat sogar Stephen Colbert gewusst und - am Ende seines Interviews mit Philipp Zimbardo - wunderbar klar zur Sprache gebracht (wenn auch leider nur auf Englisch):
Video auf: http://www.catholicism-wow.de/pivot/entry.php?id=287
Nun beginnt Peter Joseph mit der Sammlung von Indizien für die Behauptung, dass alle Religionen - vor allem aber das Christentum - auf eine gleiche mythologische Grundlage zurückgehen. Da der Betrachter noch nicht weiß, worauf Joseph hinaus will, ist er noch nicht kritisch eingestellt. Sonst würde er die hier gemachten Behauptungen - zum Beispiel im Vergleich von Horus (angeblich "der ägyptische Sonnengott") mit Jesus - schnell als unseriös abtun:
Horus |
Jesus |
---|---|
Geboren am 25. Dezember |
Geboren am 25. Dezember |
Geboren durch eine Jungfrau |
Geboren durch eine Jungfrau |
Angekündigt durch einen Stern im Osten |
Angekündigt durch einen Stern im Osten |
Angebetet durch 3 Könige |
Angebetet durch 3 Könige |
Lehrer schon mit 12 Jahren |
Lehrer schon mit 12 Jahren |
Getauft mit 30 Jahren (durch Anubis) |
Getauft mit 30 Jahren durch Johannes |
Er hatte 12 Jünger |
Er hatte 12 Jünger |
Er wurde gekreuzigt... |
Er wurde gekreuzigt... |
...lag drei Tage im Grab... |
...lag drei Tage im Grab... |
...und ist wieder auferstanden. |
...und ist wieder auferstanden. |
Was daran alles nicht wahr ist...?
- Horus ist überhaupt nicht der agyptische Sonnengott - das ist vielmehr Ra.
- Von einer Jungfrauengeburt wird im alten Ägypten nichts berichtet, es gibt keine einzige Quelle aus Ägypten, die nahelegt, dass Isis - seine Mutter - Jungfrau war (der Vater vom Horus ist ja auch bekannt: Osiris war's).
- Er hatte weder 12 Jünger...
- ...er ist (laut altägyptischer Mythologie) nichts über's Wasser gelaufen...
- ...er wurde nicht gekreuzigt - er starb überhaupt nicht...
- ...und wurde demnach auch nicht in ein Grab gelegt, indem er auch nicht drei Tage liegen konnte..
- ...und ist nicht auferstanden.
- Noch verrückter ist die Behauptung, Horus wäre von Anubis "getauft" worden.
Zwar hat es in der Mythologie (und vielleicht, dem zugrundeliegend, auch in der früh-ägyptischen Geschichte) einen nahezu unendlich währenden Kampf zwischen Seth und Horus gegeben - aber nicht als immerwährender "Tag-und-Nacht-Wechsel" wie z.B. in der hinduistischen Götterwelt zwischen Shiva und Kali (für den Kampf von Tag und Nacht in der ägyptischen Mythologie sind nicht Horus und Seth, sondern Ra und Nuit zuständig!), sondern mit einem eindeutigen Ergebnis: Seth unterlag schließlich durch Intervention des Osiris. Horus wurde weder gekreuzigt - noch begraben - und ist auch nicht wieder auferstanden. Horus verliert allerdings sein Augenlicht und erhält es durch Hathor (bzw. Thot) wieder zurück. Wenn Peter Joseph das als Wundertat ansieht - einverstanden. Aber das Wunder hat nicht Horus vollbracht!
Eine Ähnlichkeit zwischen Jesus und Horus (oder auch Ra)? In den genannten Punkten: Schlichtweg gelogen. Erfunden. Ausgedacht.
Die oben genannten Eigenschaften sollen angeblich für so gut wie alle mythologisch-göttliche Gestalten zutreffen. Machen wir ein paar Stichproben, so erkennen wir schnell, dass...
- ... die Mütter von Krishna, Dionysos und Attis ebensowenig Jungfrauen sind wie Isis;
- Attis wurde nicht gekreuzigt (sondern starb an den Folgen des Versuches, sich selbst zu entmannen),
- er hatte keine Jünger,
- er wurde nicht wieder auferweckt (Zeus hat das zwar auf Bitten von Agdistis versucht, aber nur 1. den Körper vor Verwesung bewahrt, 2. seinen Haarwuchs wiederhergestellt und 3. die Beweglichkeit seines kleinen Fingers erhalten. Super-Auferstehung!)
Und Krishna?
- Krishnas Mutter war keine Jungfrau - der Vater ist allgemein bekannt (Vasudeva war's),
- außerdem war er der achte Sohn seiner Mutter, die also mit Sicherheit auch bei der Empfängnis des Krishna schon keine Jungfrau mehr war.
- Krishna erlebt ebenso wenig wie Attis eine Auferstehung - er wird durch einen verirrten Pfeil getötet und stirbt, nachdem er dem Schützen vergeben hat.
Auch Dionysos (im Film fälschlich als Dionysus bezeichnet )...
- ...ist kein Kind eines unbekannten Vaters - sein Vater ist Zeus (der - entgegen der christlichen Jungfrauengeburt - die Mütter seiner zahlreichen Kinder auf leibliche Art schwängert).
- Im Gegenzug dazu ist die Mutter nicht bekannt: Als Kandidatinnen gelten Demeter, Io (beide Korngöttinnen), Persephone (eine Unterwelt- und Erntegöttin) sowie Lethe ("Vergessen", ein Fluss im Hades, der Unterwelt) und eine Sterbliche namens Semele.
Auferstehungsberichte gibt es diesmal genügend. Der arme Dionysos wurde nämlich von den Titanen getötet, zerteilt und zur Suppe verkocht - was sein Vater Zeus nicht sonderlich erfreute. Zeus übergab die übriggebliebenen Knochen dem Apollon, der sie nach Delphi brachte. In der winterlichen Abwesenheit des Apollon - so heißt es - erwacht Dionysos und passt auf das Orakel von Delphi auf. Eine andere Auferstehungsgeschichte lässt auf der Asche des verbrannten Dionysos einen Weinstock wachsen. In einer dritten Version nahm Rhea die Suppenknochen und fügte sie wieder zu Dionysos zusammen... aber das soll ein Bild Jesu sein?
Erst bei Mithras - oder Mitra - stimmen die Anfangsgedanken zur Sonne mit der mythologischen Gestalt überein: Mithras wurde im frühen Rom tatsächlich mit dem Sol-invictus-Kult vermengt; man glaubte von ihm tatsächlich, dass er am 25. Dezember geboren wurde (dem Zeitpunkt des Wiedererstarkens der Sonne). Der Mithras-Kult war über lange Zeit die Konkurrenz im römischen Reich zum Christentum. Aber der 25.12. war der Tag seiner Geburt - nicht der Auferstehung (die gab es nämlich im Mitras-Kult gar nicht). Und dass der Sonntag der "Tag des Mithras-Kult" war, ist wieder frei erfunden (klingt aber plausibel, weil in der Tagesbezeichnung das Wort "Sonne" anklingt. In den meisten anderen Sprachen heißt der Tag aber "domenica" (bzw. dimanche usw.) - der "Tag des Herrn"). Die Sieben-Tage-Woche mit dem wiederkehrenden Sonntag war damals in Rom noch gar nicht eingeführt und ist ein jüdischer Import, der erst im Jahre 321 n. Chr. offiziell eingeführt wurde..
In einer anschließend Super-Behauptung scrollt eine lange Liste von Namen durch den Bildschirm (darunter auch Buddha, Prometheus, Osiris, Kritus, Zoroaster (Zarathustra), sogar Baal, Bali und Indra, Mikado und Eros (!) ... und noch viele mehr), von den einfach pauschal behauptet wird: "...die alle diese grundsätzlichen Eigenschaften aufweisen." - Eros wurde gekreuzigt?!?
Muss ich wirklich alle diese Personen bzw. Göttergestalten durchbuchstabieren, um zu zeigen, dass jeweils die meisten dieser grundsätzlichen Eigenschaften nicht zutrafen? Die meisten...? Wohl eher so gut wie keine!
Natürlich: Es wird immer gewisse Parallelen zu Jesus geben, aber das ist nichts bemerkenswertes (irgendwelche Parallelen gibt es immer). Wenn die Parallelen das von Peter Joseph behauptete Ausmaß hätten - gut, dann könnte man schon nachdenklich werden. Aber 98% der "zeitgeist"-Aussagen sind - wie gesagt und noch gesagt werden wird - glatt gelogen.Dass der Sirius der "Stern des Ostens" sei, ist ziemlicher Unsinn
- der Sirius wandert ebenso wie alle Sternbilder der Äquatorialebene
vollständig über den Himmel - er ist sowohl der Abendstern (im Westen)
als auch der Morgenstern (im Osten), je nach Jahreszeit. Im Winter - also
zum angeblichen Zeitpunkt der Geburt aller Götter - dem 25. Dezember
- steht er zwar abends im Osten, zur Mitternacht aber im Süden und zum
Morgen hin im Westen. Er ist also kein "Stern des Ostens".
Die Identifikation des Sterns von Bethlehem mit dem "Stern im Osten"
und speziell dem Sirius ist insgesamt ziemlich abwegig - immerhin ist der
Sirius den ganzen Winter über zu sehen - und das sogar jeden Winter immer
wieder - und somit wohl kaum ein Zeichen für eine bevorstehende, außergewöhnliche
Geburt eines Herrschers (selbst, wenn dieser Herrscher gar nicht real sein
sollte, sondern nur die Sonne wäre). Als Stern von Bethlehem dagegen
gibt es sehr viel glaubwürdigere Kandidaten - von einer dreifachen Planetenkonjugation
bishin zur Super-Nova im Jahre 2 v. Chr, die auch schon von den Chinesen
notiert wurde.
Dass die drei Sterne, die den Gürtel des Orion bilden, als "die
drei Könige" bezeichnet werden, ist genauso wie die andere Bezeichnung
"Jakobsstab" keine Vorlage für das Christentum und die Bibel
- sondern eher umgekehrt. Schließlich tauchen diese drei Könige
in den meisten Mythologien überhaupt nicht auf - und schon gar nicht
in der Bibel. Im Evangelium ist weder von "Königen" - noch
von "Drei" - die Rede; sondern nur von "magoi" - also
Magiern unbestimmter Anzahl.
Tatsächlich billdet der "Gürtel des Orion" oder "die
drei Könige" mit dem Sirius immer eine Linie - natürlich auch
dann, wenn der Sirius im Westen steht. Dass "die drei Könige"
im Gefolge des Sirius auf die Sonnenaufgangstelle am 25. Dezember verweisen,
ist zwar korrekt. Aber nur deshalb, weil die Linie Sirius-Drei-Könige
im Laufe der Winterhimmel-Zirkulation auf jede Stelle des (halben) Horizontes
verweist - also auch auf die Sonnaufgangsstelle. Ausgerechnet am Morgen -
kurz vor Sonnenaufgang - befindet sich Sirius dummerweise gerade im Westen
und geht dort gerade unter...
Die Ähnlichkeit des astrologischen Symbols für Jungfrau mit einem "M" besteht tatsächlich.
Das gilt allerdings auch für das Symbol für den Skorpion - beide waren vermutlich früher identisch und tatsächlich ein "m", so dass zur Unterscheidung dem "m" beim Skorpion ein Stachel, und dem "m" bei der Jungfrau eine stilisierte Kornähre angehängt wurde.
Aber daraus zu schließen, dass sogar die Mutter des Buddha daher ihren Namen hat, verkennt vollkommen, dass die Ähnlichkeit mit dem Buchstaben "m" wohl kaum für ein Volk besteht, dass eine vollständig andere Schrift verwendet (und zudem auch andere Tierkreiszeichen hat). Das gleiche gilt auch für den Namen "Maria" (im hebräischen vermutlich mariam oder mirijam) - der in hebräischer (bzw. aramäischer) Schrift ohne Ähnlichkeit mit einem lateinischen "M" ist.
Das Sternzeichen der Jungfrau wurde tatsächlich durch eine Jungfrau mit einer Kornpflanze oder Ähre in der Hand dargestellt. Aber die Bezeichnung "Haus des Brotes" - eine wörtliche Übersetzung von "Bethlehem" - taucht in diesem Zusammenhang nicht auf.
Dass die Sonne drei Tage lang - "zumindest scheinbar" - an ihrem tiefsten Punkt verharrt und dann wieder an Höhe gewinnt, ist ersten nicht korrekt - auch nicht scheinbar. Weder die Himmelsscheibe von Nebra noch der astronomische Beobachtungsaspekt der Steine von Stonehenge lassen eine solche Deutung zu.
Davon abgesehen ist das Verharren der Sonne drei Tage an ihre tiefsten Punkt - laut "zeitgeist" - ein Bild des Todes; der 25. Dezember also der Termin der Auferstehung. Somit ist es vollkommen unlogisch, dass alle mythologischen Götter am 25. Dezember geboren sein sollen (was ja gar nicht stimmt). Peter Joseph hätte also eine Verbindung zwischen den Todesdaten der genannten mythologischen Helden (bzw. ihrer Auferstehungsdaten - die es ja zu größten Teil gar nicht gibt) und dem 25. Dezember herstellen müssen.
Tatsächlich ist der 25. Dezember nur für den Sol-Invictus-Kult (und in diesem Zusammenhang dem Mitras-Kult) belegt - und vermutlich auch dadurch zum Geburtstag (!) Jesu avanciert, der zuvor am 6. Januar angenommen wurde. Die Verbindung zum Todestag Jesu und seiner Auferstehung (die vermutlich erst im März stattfand) ist damit hinfällig.
Dass der "Tod der Sonne" genau unter dem Sternbild "Kreuz des Südens" stattfand, mag sein - aber das Kreuz des Südens ist im Mittelmeerraum (also von Ägypten, Griechenland, Rom und Jerusalem) nicht sichtbar.
Dass die Zwölf Jünger stellvertretend für die zwölf Tierkreiszeichen stehen (wiederum wird von einer Ähnlichkeit auf eine Herleitung geschlossen - die Ähnlichkeit besteht nur in der Zahl 12), ist ebenfalls reine Spekulation - und dazu nicht einmal wahrscheinlich. Denn die Zwölfzahl für die Stämme Israels ist bereits im Alten Testament grundgelegt - lange vor der Deutung der Sternbilder als Tierkreiszeichen. Ob wiederum die zwölf Stämme Israels sich aus den zwölf Söhnen des Urvaters Jakobs ableiten oder von einer für die Juden heidnisch-gottlosen Astrologie, die noch gar nicht existierte - das mag jeder selber entscheiden.
Nur am Rande: Laut "zeitgeist" hatte der alttestamtentliche Josef zwölf Brüder - das ist natürlich falsch. Er hatte selbstverständlich nur 11 Brüder - er war selbst der 12.
Parallelen richtig zu interpretieren ist, wie wir gesehen haben, nicht leicht. Manche Ähnlichkeiten von Personennamen und Lebensdaten mögen noch so verblüffend sein - und doch sind sie bedeutungslos. Noch schwieriger wird es, wenn nun vom Mittelpunkt des Tierkreiszeichen (ein Kreuz im Kreis) eine geometrische Parallele zu den Kreuzen (mit oder ohne Kreis) und den Heiligenscheinen gezogen wird. Der Heiligenschein Jesus mit eingewobenen Kreuz beispielsweise ist keine Anspielung auf die Kreuzigung; und obwohl der Heiligenschein Jesu eine gewisse Ähnlichkeit mit den irischen Keltenkreuzen hat, ist das Keltenkreuz heidnischen Ursprungs.
Die Tatsache, dass ich für einen Wechsel meines Autoreifens (der verblüffenderweise kreisförmig ist!!!) ebenfalls ein Radkreuz benutze, sollte auch nicht überinterpretiert werden.
Im Musical "Hair" wird es schon im Eingangsleid besungen: "It is the downing of the age of aquarius" - "Das ist der Beginn des Zeitalters des Wassermanns". Nur dass dort - in der Hippie-Mythologie- das Zeitalter des Wassermanns schon früher einsetzt (die Berechnung ist nunmal nicht eindeutig). Nun ja.
Genauso wie geometrische Figuren sich überall entdecken lassen, so gilt das auch für Bezüge zu Tieren. Sowohl Fische, Stiere, Widder als auch das Wasser findet sich nicht nur in den vom "zeitgeist" angedeuteten Äonen. Der Widder taucht unter anderen auch schon bei Abraham auf (als Ersatz-Opfer für Isaak); der Stier ist bei den Juden ein zu alle Zeiten und in allen Äonen beliebtes Opfertier (wenn auch teuer); selbst der junge Tobit wird beinahe von einem Fisch gefressen (der Engel Rafael bewahrt ihn davor) - lange vor dem Zeitalter der Fische. Natürlich kann man sich aus dem im Alten und Neuen Testament erwähnten Zoo genau die Tiere heraussuchen, die sich als Parallelen anbieten. Aber selbst Noah hat bei der Auswahl, Verpflegung und Unterbringung der Tiere keines bevorzugt.
Natürlich gibt es auch Wasserträger. Der von "zeitgeist" erwähnte Wasserkrugträger auf der Suche nach einem Abendmahlssaal ebenso wie die Wasserträger auf der Hochzeit zu Kana (die ich gewählt hätte, wenn ich "zeitgeist" erfinden wollte). Warum aber Jesus sagt "Folgt dem Wasserträger in sein Haus" - um klarzumachen, dass in etwa zweitausend Jahren nach dem Zeitalter der Fische das des Wassermannes beginnt, obwohl dass doch nach Peter Joseph damals jeder wusste - das bleibt eines der vielen Geheimnisse von "zeitgeist".
Dass mit dem Zeitalter des Wassermanns das Zeitalter der Christen zuende gehen würde, hatten auch damals die Hippies schon gehofft, die in "Hair" den "Aquarius" besungen haben. Bislang gibt es dafür jedoch keine Anzeichen.
Und zuletzt: Angeblich sind ja alle Religionen verkleidete Sonnenkulte und durch die Entdeckung der Tierkreiszeichen-Präzession entstanden. Allerdings finden sich in den ägyptischen, etruskischen, keltischen, germanischen, griechischen und römischen (und sonstigen) Mythen nicht die Tierzuordnung, die "zeitgeist" in er Bibel "entdeckte".
Auch wenn es mehrfach behauptet wird, wird es nicht wahrer: Isis war keine Jungfrau, deshalb gab es auch keine geistgewirkte Empfängnis, keine Jungfrauengeburt und keine Verehrung der Jungfrau.
Die nun von Peter Joseph eingeblendeten Quelle mit der Gegenüberstellung
von ägyptischen und christlichen Begriffen offenbart eine der Quellen,
aus denen Peter Joseph schöpft. Aber so viele sind es gar nicht:
Auch wenn auf YouTube in einem Kommentar erwähnt wird, dass die Literaturliste
mit all den Quellen des Films angeblich mehr als 220 Seiten lang sei - tatsächlich
verwendet Peter Joseph nur wenige Quellen - viel mehr gibt es auch nicht,
die einen solchen erwiesenen Unfug behaupten.
Bekannt ist, dass Joseph sich auf den den Dichter und Amateurägyptologen
Gerald Massey aus dem 19. Jahrhundert und seine These von der Gleichsetzung
von Horus und Ra beruft. Ebenso zitiert er den Mythologen Joseph Campbell
und D. M. Murdoch (Acharya S). Bei keinem dieser Autoren handelt es sich um
einen Historiker, Theologen oder Religionswissenschaftler.
Dass es verblüffende Übereinstimmung zwischen biblischen Berichten und urzeitlicher Schriften wie z.B. dem Gilgamesch-Epos gibt, ist schon lange bekannt. Vielleicht haben sich manche biblische Autoren auch dort inspirieren lassen. Gerade aber bei den weit verbreiteten Berichten über die "Große Flut" ist der Rückschluss doch erlaubt, dass es wohl eine gemeinsame Ur-Erfahrung der jeweiligen Völker einer tatsächlichen Flut gibt.
Vielleicht ist der Bruch des Isthmus bei Istanbul und die Entstehung des Schwarzen Meeres der Auslöser für diese Ur-Erfahrung; zumindest gibt es zahlreiche Archäologen, die das annehmen.
Das gilt auch für die Geburtsgeschichte des Mose - und für die anderen noch folgenden Parallelen. Zunächst beansprucht die Bibel nicht die Urheberschaft einer jeden Geschichte und eines jeden Details; zudem ist die Tatsache, dass es Parallelen gibt, kein hinreichender Grund darauf, diese Geschichten als Erfindung abzutun. Mag sein, dass Mose gar nicht im Weidenkörbchen ausgesetzt wurde. Aber - was soll's? Wir Katholiken hängen sowieso nicht so sehr an historische Einzelheiten im Alten Testament.
Dennoch: Wieviele Lebensgeschichten gleichen sich - vor allem in bestimmten Situationen - auch heute noch?! Soldaten, Händler und Polizisten; Demonstranten, Schüler und Lehrer erzählen sich oft über Generationen die gleichen Geschichten - und, man mag es kaum glauben - viele davon sind alle tatsächlich passiert, auch wenn sie sich untereinander sehr ähneln. Das gilt vermutlich auch für Gesetzgeber, Könige, Kriegsherren und unliebsame Königskinder.
Dass es im Leben Jesu und Josefs (des Sohnes Jakobs) ebenso zahlreiche Parallelen gibt, ist also nicht verwunderlich (zumal die Parallelen nicht sonderlich aussagekräftig sind). Dass zum Beispiel im Judentum das offizielle Wirken erst mit 30 erlaubt war, traf deshalb auf Jesus und auf Josef zu, weil beide Juden waren.
Wenn aber "zeitgeist" sich wundert, dass die Zehn Gebote sich auch als moralische Vorstellungen im ägyptischen Totenbuch wieder finden, dann ist das vorsätzlich. Ich zumindest wundere mich nicht darüber, dass auch andere Kulturen "Töten" als moralisch unangebracht angesehen haben.
Dass Justin der Märtyrer (100-165 n. Chr.) sich schon Gedanken macht, woher die zahlreichen Parallelen der christlich-jüdischen Religion mit anderen Religion und Kulturen zu erklären ist, zeigt, dass die Erkenntnisse vom Herrn Joseph (zumindest insofern sie nicht erfunden sind), auch schon damals bekannt waren. Die Antwort des Herrn Justin mag heute befremden. Die Antwort eines C.G. Jung, dass es sich um psychologische Archetypen handelt, ist (zumindest für mich) ebenso befremdlich. Für C.S. Lewis waren diese Parallelen ebenfalls lange Jahre ein Grund, nicht Christ zu werden, bis er schließlich für sich die Antwort fand, dass Parallelen auch ein Zeichen dafür sein können, dass das, was Gott dann schließlich in Jesus tat, dem Sehnen und Hoffen der Menschen von Urzeit an entsprochen hat. Man kann die Parallelen so deuten, dass ein Geschichtenerfinder beim anderen abgeschrieben hat - oder sich verdichtende Indizien, dass es einen historischen oder theologischen Grund gibt.
So wurde lange Zeit die Entdeckung des Urknalls als Beginn des Universums als "Sieg des Vatikans" und "Beweis für die Schöpfung" gewertet. Heute - ohne dass es einen weiteren Erkenntnisfortschritt gibt - glaubt man in genau der gleichen Theorie von Urknall ein Argument gegen Gott zu sehen.
Auch, wenn die Aufzählung der Parallelen zwischen ägyptischer Religion und dem Christentum von Peter Joseph mal wieder mutig und realitätsfern ergänzt wurde - die Übereinstimmungen mögen existieren. Das ist für mich jedoch nur der Beleg dafür, dass das Christentum durch Jesus eine Gestalt bekommen hat, die dem ur-menschlichen Denken und Sehen entspricht.
Im letzten Teil erwähnt "zeitgeist" die außerchristlichen Belege für die Existenz Jesu - die, wir wissen es bereits - kläglich ausfallen. Aber immerhin zitiert "zeitgeist" korrekt: Nur vier nicht-christliche Zeitgenossen berichten von Jesus.
Dass diese Zeitgenossen ein paar Jahre später als Jesus gelebt haben, verwundert dagegen nicht. Denn damals brauchten Biografien und historische Berichte eben ein wenig länger als heute, bis man davon weit weg etwas erfuhr.
Und dass die ersten drei - Sueton, Flavius und Trajan d.J. - nur dem Hörensagen nach etwas von Christen oder einem Chrestos gehört haben, ist auch korrekt.
Martin Marheinecke schreibt dazu: "Die Tatsache, dass der historische Jesus den antiken Historikern entging, spricht nicht gegen seine Existenz - zumal der historische Jesus sich wenig von anderen "Wanderlehrern" seiner Zeit unterschieden haben dürfte - und wenig von den anderen Juden, die wegen Aufruhr gegen die römische Besatzungsmacht (und die mit ihr kollaborierenden jüdischen Priester) hingerichtet wurden."
Aber letztlich ist das kein ernstzunehmender Mangel. Da es überhaupt nur einen jüdischen Geschichtsschreiber gab, dessen Schriften bis heute erhalten sind, reicht die Erwähnung bei diesem - dem Flavius Josphus - schon aus; auch wenn der Bericht eventuell christlich überarbeitet wurde. Darüber sind sich die Historiker nicht ganz einig. Dass diese Erwähnung aber im Ganzen eine erwiesene Fälschung sein soll, glaubt nur "zeitgeist".
Viel entscheidender für die Frage nach der historischen Existenz Jesu ist die Glaubwürdigkeit der Evangelien, der Paulusbriefe, der Apostelgeschichte und der Apostelbriefe. Und gerade diese historische Glaubwürdigkeit wird zur Zeit - vor allem durch archäologische Funde - zunehmend sicherer. (Lies zum Beispiel das Buch "Jesus Chrisus" von Michael Hesemann).
Am Ende muss mal wieder Kaiser Konstantin herhalten; diesen ersten christlichen
Kaiser hatte auch schon Dan Brown für seinen Da-Vinci-Code als Sündenbock
auserwählt. Nur hat Dan Brown dem Kaiser die Vernichtung konkurrierender
Evangelien unterstellt, während Peter Joseph glaubt, Konstantin hätte
das Christentum allein aus politischen Motiven erfunden.
Dass es immer den Kaiser Konstantin trifft, hängt vielleicht mit der
Gesamtkonzeption von "Sakrileg" und "zeigeist" zusammen:
Schließlich geht es - im Ganzen des Filmes "zeitgeist" - ja
um die Wiederbelebung der "Opium-für-das-Volk"-Theorie; und
da sind nunmal die politisch Mächtigen auch die Bösen.
Nun - um die These, Konstantin habe das Christentum zu politischen Zwecken erfunden, zu widerlegen, bedarf es keiner besonderen Vorgehensweise - dafür sind die Gegenbelege zu zahlreich. Im Zweifelsfall informiere Dich selbst: Die ältesten Handschriften, Bibelabschriften, Originalbriefe z.B. des Ignatius von Antiochien, Fragmente der Evangelien, Qumran-Funde, archäologischen Enteckungen und historischen Berichte über Juden und Christen und deren frühchristlichen Glaubensbezeugungen und Diskussionen sind allemal deutlich älter als Konstantin.
Tut mir leid, Peter Joseph. Aber diese These kannst Du nicht annähernd belegen. Naja - tust Du ja auch nicht.
Davon abgesehen dreht sich spätestens hier die Argumentation Josephs vollständig im Kreis: Falls die gesamte Bibel nur eine Erfindung des Kaisers Konstantins ist, dann sind also auch alle biblischen Belege für die Richtigkeit der "zeitgeist"-These (wie zum Beispiel die "eindeutigen" Hinweise auf die Tierkreiszeichen und die häufige Erwähnung des Begriffs "Äon) ja auch nur alle ein Produkt von Konstantin und gefälscht. Hat Kaiser Konstantin eine Bibel erfunden, in der er Hinweise versteckt, die ihn als Erfinder entlarven...? Lautet die These von Peter Joseph, dass die Belege für seine These erfunden sind?
Die sich daran anschließende Hasstirade auf alles christliche, katholische und kirchliche der nächsten 1600 Jahre ist altbekannt, niveaulos und verträgt sich kaum mit dem wenige Minuten zuvor erwähnten Grundsatz der Wissenschaftlichkeit.
Dass am Ende des ersten Teiles die Religion als Machtinstrument skizziert wird, leitet problemlos über zum zweiten Teil von "zeitgeist". In diesem..
...geht es nun weniger um die Beschreibung des Machtinstrumentes, sondern eher um die Entlarvung derer, die diese Instrumente benutzen und damit die Macht ausüben. Das sind natürlich die Banken, die Wirtschaft und die Politiker, die deshalb immer wieder Kriege, Terroranschläge und die Zerstörung von World-Trade-Centern anordnen... ziemlich politisch. Deshalb lasse ich den zweiten Teil an dieser Stelle unkommentiert. (Für politische Fragen bin ich nicht ausgebildet worden.)
Das gleiche gilt für...
...der sich mit den vermeintlichen Zielen (Mikrochip für alle!) der bösen Männer hinter dem Vorhang beschäftigt. Auch das soll hier nicht mein Problem sein.
Die Frage, die "zeitgeist" im ersten Teil aufwirft, ist nicht uninteressant - es ist die Frage nach der Grundlage unserer Religion: Die Frage nach Jesus Christus. Die Art und Weise, wie "zeitgeist" diese Frage beantwortet, ist natürlich völlig indiskutabel. Die Parallelen zwischen christlichen und außerchristlichen Vorstellungen wird zwar intensiv beleuchtet und gelegentlich auch fantasievoll ergänzt. Aber der Schluss, der daraus gezogen wird, ist nur zu einer Seite abgesichert:
Ob ich aus Ähnlichkeiten auch Kausalitäten konstruiere, ist nicht allein eine Frage nach der Intensität der Übereinstimmungen. Es ist auch eine Frage, ob es nicht gute Gründe für eine Nicht-Kausalität gibt.
So ist es zum Beispiel frappierend, dass Männer umso mehr Geld verdienen, je weniger Haare sie auf dem Kopf haben. Egal in welcher Gesellschaft, egal in welcher Kultur, egal in welcher Zeitepoche: Wir können diese Übereinstimmung problemlos verifizieren. Aber jedes noch so schön aufbereitete Beispiel für den (reziproken) Zusammenhang "Geld-Haare" hilft nicht weiter. Wichtiger ist die Frage, ob es nicht gute Gründe gibt, die dagegen sprechen - und den Zusammenhang anders erklären. (Zum Beispiel die gemeinsame Größe "Alter" einführen, von der sowohl die Anzahl der Haare als auch die Anzahl der Euros auf dem Konto abhängen).
Gleiches gilt für den in vielen Gegenden überraschenden Zusammenhang von Storch-Population und (menschlichen) Geburten. Ob ein solcher Zusammenhang besteht, kann ich nicht erhärten, indem ich noch eine und noch eine Übereinstimmung finde - sondern indem ich überprüfe, ob Störche tatsächlich in irgendeiner Weise an der Zeugung und der Geburt von Kindern beteiligt sind. Die Antwort ist - unabhängig von jedem "zeitgeist"-Video: "Nein. Es existiert kein Zusammenhang. Störche kommen weder bei der Zeugung noch bei der Geburt von Menschenkindern vor.".
Natürlich dürfen wir den Storchen-Baby-Zusammenhang nicht einfach nur bestreiten. Wir sollten schon in der Lage sein, Argumente zu liefern. Ich denke, das können wir Christen sehr wohl.
Auf der anderen Seite müssen auch die Verfechter eines Storchen-Baby-Zusammenhang - und die Vertreter einer Haar-Geld-Verschwörung - bereit sein, ihren sensationellen Zusammenhang anhand der gegenteiligen Argumente zu überprüfen. Leider geschieht das oft nicht - mit dem Hinweis, Argumente aus den Reihen der Christen seien ja genauso manipuliert wie die Christen selber.
Nun, wer so etwas behauptet und sich dabei auch noch wohl fühlt, der wird auch keine Schwierigkeiten haben, Bielefeld als Teil einer vermutlich globalen Verschwörung anzusehen. Es sei denn - er wohnt dort.
Wer dagegen wirklich bereit ist, Argumente auszutauschen und nicht nur Verschwörungstheorien zu propagieren (so spannend das auch sein mag) - der möge die Katechese "Wer war Jesus - und hat er wirklich gelebt?" lesen (demnächst) - oder "Die Glaubwürdigkeit der Evangelien".
Martin Marheinecke schreibt in seinem Blog "MMsSenf" eine übrigens gute Rezension zu "zeitgeist" (vom 28. September 2007), aus der wir im Laufe dieser Analyse schon zitiert haben. Er schließt mit den Worten: ( http://martinm.twoday.net/stories/4300612/comment)
Und - lohnt es sich, trotzdem den Film anzusehen?
Ja! Man kann - und sollte - ihn genauso mal ansehen, wie (...) gut gemachte
Propagandafilme unterschiedlicher Epochen und Regime. Der Film trainiert den
Blick für Manipulation - weil man weiß, dass der Film manipulativ
ist.