Beichte für Anfänger  | Das Sakrament der Beichte ist eigentlich eines der schönsten Sakramente - sowohl für den Priester als auch für den Beichtenden. Hier kommen sich Gott und Mensch ganz besonders nahe. Es ist ein sehr persönliches Sakrament - die Beichte kennt keine Massenabfertigung.
Noch befindet sich das Sakrament der Beichte im normalen Gemeindealltag in der Krise. Aber auf Weltjugendtagen, Night-Fever-Nächten, Prayerfestivals und auf Wallfahrten zeichnet sich eine bemerkenswerte Trendwende ab: Menschen - vor allem Jugendliche - stehen stundenlang Schlange, um zu beichten. Und - soviel darf ich als Beichtvater verraten - die Beichten, die diese Menschen ablegen, sind wunderschön.
So kann ich mir vorstellen, dass vielleicht auch bald eine Trendwende in den Pfarreien einsetzt - wenn da nicht die Scheu wäre, bei der Beichte Fehler zu machen. Gerade, weil die Beichte sehr persönlich ist und eine unmittelbare Begegnung zwischen Priester und Christ ist, haben vielleicht viele Angst, sich zu blamieren. Nun: Davor wollen die folgende Hinweise bewahren.
In dieser Übersicht geht es mehr um das WIE? der Beichte. Wer sich über die Hintergründe (das WARUM? WIESO? WESHALB?) informieren möchte, klickt am besten auf die Katechese über die Beichte.
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Der Beicht-Song
Gewissenserforschung |
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Die Vorbereitung auf die Beichte
Der erste Schritt der Beichvorbereitung: Ich WILL beichten!
Es mag seltsam klingen, wenn ich Dir für Deine Beichtvorbereitung vorschlage,
erst einmal wirklich beichten zu wollen. Aber wenn Beichten bedeutet,
aus der gefährlichen Routine der eingespurten Gottesbeziehung auszubrechen,
dann darf die Beichte nicht aus Routine geschehen und auch nicht aus einem
Pflichtgefühl heraus. Du solltest Dich auf die Beichte freuen: Denn in
der Beichte begegnet Dir Gott auf einmalige Weise; jede Beichte ist sowohl
Gottesbegegnung - als auch Beginn einer neuen Phase der Liebe zu IHM.
Wenn Du Dich - wie viele Katholiken - fragst, warum Du überhaupt beichten
sollst, lies zuerst in der Katechese zur
Beichte. Im folgenden gehe ich einfach
mal davon aus, dass Du Dich bereits zur Beichte entschlossen hast.
Entscheide Dich also, zu beichten. Entscheide Dich, Deiner Beziehung zu Gott
neues Leben einzuhauchen! Die erste Beichtvorbereitung sollte also nicht darin
bestehen, dass Du verzweifelt nach Sünden in Deinem Leben suchst. Sondern
dass Du erkennst, dass Deine Beziehung zu Gott einen neuen Anfang braucht.
Neuen Schwung - neue Liebe. Dass es Zeit wird, aus der Routine auszubrechen
und wieder Gott in den Mittelpunkt zu stellen.
Die Beichtvorbereitung beginnt somit nicht erst zehn Minuten vor dem Termin
in der Kirche. Eine gute Beichte ist nichts anderes als der vorläufige
Höhepunkt eines ziemlich langen Versöhnungsweges ("Das ganze Leben
ist ein Weg der Versöhnung").
Beginne also - mein Vorschlag - eine Woche zuvor mit dem ersten Schritt
und entschließe Dich, zur Beichte zu gehen. Suche Dir einen schmucken
Priester in einer schmucken Kirche mit einer festen Beichtzeit - oder mache
mit dem Priester Deiner Wahl einen Termin aus. Dann steht Dein Entschluss,
zu beichten: Herzlichen Glückwunsch! Das Schlimmste ist geschafft.
Der zweite Schritt: die erste Selbsterkenntnis
Jetzt kommt der zweite Schritt: Du fragst Dich, warum es in Deiner Beziehung
zu Gott zu dem gekommen ist, wie es im Moment ist. Was hast Du vernachlässigt?
Was hast Du vergessen?
Dazu helfen sogenannte Beichtspiegel: mseist eine Art Fragenkatalog, die
Dir helfen sollen, Dein Gewissen zu bilden. Du findest solche Gewissens-Checklisten
im Gotteslob oder auch
hier auf dieser Seite.
Eine Woche vor der Beichte solltest Du Dir eine dieser Checklisten vornehmen
und eine Art Vorauswahl treffen: Für welche Sünden kommst Du überhaupt
in Frage? Welche fallen von vornherein weg? Worauf solltest Du besonders achten?
Suche Dir zwei bis drei Schwachstellen heraus, die offensichtlich auf Dich
besonders zutreffen und beobachte Dich eine Woche lang. Falls zu diesen Schwächen
auch die Vergesslichkeit gehört, solltest Du diese Punkte am besten notieren.
Der dritte Schritt: der tägliche Kassensturz
Nun beginnt die Woche der Beichtvorbereitung: Jeden Abend gehst Du diese
engere Auswahl von Schwächen, Beziehungsstörungen oder Sünden
durch und fragst Dich, was Du davon am vergangenen Tag begangen hast. Vielleicht
gehst Du in Gedanken den ganzen Tag Stunde für Stunde durch. Manchmal
fallen mir dabei Dinge ein, die ich sonst für immer vergessen hätte
- die aber bei meiner Gewissenserforschung am Abend plötzlich richtig
peinlich aufleuchten: "Was - das habe ich wirklich gesagt?" Solche Aha-Erlebnisse
sind famos: Sie sind Gaben des Heiligen Geistes, der bereits beginnt, Dir
Dein wahres Ich zu zeigen, um Dich wieder neu mit Gott zu versöhnen.
Stör ihn nicht dabei, indem Du voreilig fadenscheinige Entschuldigungen
anführst.
Wiederum kann es sinnvoll, sich dazu Notizen zu machen.
Der vierte Schritt: der Tag der Beichte
Am Tag Deiner geplanten Beichte solltest Du Dich beginnen zu freuen.
Natürlich kann man Freude nicht erzeugen. Aber man kann sich ausmalen,
wie schön alles wird. Leider tun viele Menschen das Gegenteil und malen
sich aus, wie entsetzt der Beichtvater sein wird ("Vielleicht lacht der mich
aus? Oder schickt mich zu einer Selbsthilfegruppe? Oder schreibt ein Buch
über mich: Meine skurrilste Beichte..."). Alles Humbug. Kein Beichtvater
lacht oder petzt. Sag es Dir: Alles wird super; Gott freut sich schon jetzt
auf Deine Beichte, der Priester ist eigentlich unwichtig.
Besinnung unmittelbar vor der Beichte
Wenn Du zur Beichte in die Kirche kommst, such zunächst eine ruhige
Ecke auf, um zur Ruhe zu kommen. Vielleicht schaust Du auf ein schönes
Bild oder schließt die Augen.
Danach überlegst Du Dir noch einmal kurz die Sünden, die Du beichten
möchtest. Betrachte sie mit den Augen Gottes - nicht mit Deinen eigenen
Maßstäben. Denk nicht darüber nach, was der Priester wohl
davon hält - vergiss, wie gesagt, den Priester. Er ist nur der Telefonhörer
für das Gespräch mit Gott.
Bitte Gott um eine gute Beichte - einen verständigen Priester - und
einen klaren Kopf. Sag Gott, dass Du Ihn liebst - und Du nur deshalb kommst,
weil Du diese Liebe nicht verlieren willst.
Dann setze Dich vor den Beichtstuhl oder das Beichtzimmer und schließe
Dich der Reihe derjenigen an, die dort beichten wollen. (Meistens ist die
Schlange relativ kurz.)
In der Zeit, in der Du wartest, vermeide Ungeduld. Ärgere Dich nicht
darüber, warum jemand vor Dir sooo lange beichtet. Und freue Dich nicht
über diejenigen, die es in kürzester Zeit hinter sich bringen. Du
solltest weder die Beichtzeiten stoppen und in eine Rekordliste eintragen
noch überhaupt einen Gedanken daran verschwenden, wer wie lange braucht.
Übe Dich in Geduld: Versöhnung zwischen Menschen und Gott ist keine
Frage der Geschwindigkeit.
Das Beichtgeheimnis gilt auch für denjenigen, der vor dem Beichtstuhl
sitzt und einiges mithören kann, was gerade gebeichtet wird. Tu das nicht
- hör einfach weg. Im Zweifelsfall ist es besser, sich etwas weiter vom
Beichtstuhl weg hinzusetzen - anstatt den MP3-Player herauszuholen.
Der Ablauf der Beichte
Beim Betreten des Beichstuhls
Die Beichte selbst ist ziemlich unkompliziert. Du betrittst den Beichtstuhl
(oder das Beichtzimmer) und kniest Dich hin. Dann beginnt der Priester meistens
mit einem Kreuzzeichen, dass Du auch machst. Vielleicht sagt er aber auch:
"Gelobt sei Jesus Christus" - worauf Du mit "In Ewigkeit. Amen." antwortest.
Danach spricht der Priester eventuell ein kurzes Gebet oder nennt einen Bibelvers
- das soll Dir helfen. Du brauchst darauf nicht zu antworten oder den Bibelvers
zu wiederholen. Die Beichte ist kein Quiz.
Danach solltest Du Dich kurz vorstellen. Keine Angst - nicht mit Namen, Mail-Adresse
oder Schuhgröße. Aber ein paar andere Angaben sind schon sinnvoll,
zum Beispiel wann Deine letzte Beichte gewesen ist, wie alt Du bist und ob
Du verheiratet bist, noch bei den Eltern wohnst oder Schüler, Student
oder Bundeskanzler bist.
Dann kannst Du mit Deinem Bekenntnis beginnen. Das kannst Du einleiten mit
den Worten: "Ich möchte in Demut und Reue meine Sünden bekennen."
Aber das ist keine Formel, an die Du Dich halten musst. Es geht auch mit ähnlichen
Worten.
Dein Bekenntnis der Sünden
Dein Sündenbekenntnis bildet den Kern der Beichte. Du erzählst
Gott, was schief gelaufen ist; Du sprichst aus, was Dich bedrückt und
unfrei macht.
Natürlich weiß Gott schon, was Du beichtest, bevor Du nur daran
denkst. Und er kennt Dich besser, als Du es selbst tust. Er weiß mehr
von Deinen Sünden als Du, er weiß auch, wie es dazu kommen konnte.
Also - Du erzählst ihm nichts Neues. Aber er wartet dennoch geduldig
darauf, dass Du beim Namen nennst, was geschehen ist. Trau Dich einfach.
Zum
Wesen des Sündenbekenntnisses lies in der Katechese zur Beichte nach.
Rede, wie Du es auch sonst tust. Benutze keine Floskeln, Formeln und Worthülsen
("Ich war nicht nett zu meinem Nachbarn..." - Naja, nicht nett sein kann heißen,
ihn nicht gegrüßt oder sein Haus in Brand gesteckt zu haben - Du
musst schon etwas konkreter werden). Hüte Dich davor, zu allgemein zu
reden; wenn es sich um schwerere Sünden handelt, erzähl auch ein
bisschen von den Umständen und wie es dazu kam.
Sei einfach, klar und ehrlich. Nenne die Dinge beim Namen, rede Dich nicht
raus und entschuldige Dich nicht im gleichen Atemzug ("Ich habe meine Frau
beleidigt - aber die kocht wirklich schrecklich!").
Und vergiss bei allem was Dir einfällt nicht, mit wem Du redest:
Du sprichst mit Gott. Du willst mit IHM wieder ins Reine kommen. Also
erzähl bitte auch, was Du IHM angetan hast: In Gedanken, im Gebet, in
den Gottesdiensten, in den Gesprächen über Gott.
Wenn Du nicht mehr weiter weißt, bitte den Priester um Hilfe. Oder
sag, dass Du einen Moment nachdenken musst. Oder dass Du etwas vergessen hast.
Gott weiß zwar über Deine Gedanken Bescheid, aber der Priester
nicht. Du musst also dem Priester auch ein wenig helfen, damit er merkt, ob
Du fertig bist, noch überlegst oder den Faden verloren hast.
Grundsätzlich gilt: Du musst alle schweren Sünden beichten
- wenn es geht, mit den Umständen und der Häufigkeit (das ist manchmal
unangenehm). Du darfst darüber hinaus alle anderen Dinge beichten
und erzählen (das ist fast immer wohltuend).
Der Abschluss des Bekenntnisses
Wenn Du mit Deinem Bekenntnis fertig bist, dann sag das dem Priester. Außerdem
solltest Du bekennen, dass Dir diese Sünden wirklich leid tun und Du
sie bereust. Das kann in der einfachen Form geschehen: "Dies sind alle meine
Sünden. Sie tun mir leid."
Du kannst hinzufügen: "Mein Jesus, Barmherzigkeit!" Oder, wenn noch
Zeit ist: "Mein Jesus, ich bitte um Barmherzigkeit."
Es ist ein schöner Brauch, deutlich darauf hinzuweisen, dass man sich
wahrscheinlich nicht mehr an alle Sünden erinnert - aber dass man diese
Sünden sicherlich auch bereuen würde. Somit könnte ein schöner
Abschluss so lauten:
"Mein Jesus, dies sind alle meine Sünden, die mir bewusst sind und an
die ich mich erinnere. Ich schließe in meine Bitte um Vergebung auch
alles ein, dass mir nicht bewusst ist und das ich jetzt vergessen habe. Das
alles tut mir leid und ich bitte um Verzeihung."
Vorschlag für zwei Gebete zur Beichte
Vielleicht helfen Dir die folgenen zwei Gebete bei der Beichte:
Vor dem Bekenntnis:
Herr Jesus Christus, ich komme heute zu Dir, um Dir meine Sünden zu bekennen.
Ich möchte mich bemühen, während meines Bekenntnisses ehrlich
und aufrichtig zu sein und mit der richtigen Gesinnung zu beichten. Dort,
wo es mir trotz meiner Bemühungen nicht gelingen will, hilf Du mir bitte.
Lasse mich nicht zu viel oder zu wenig sagen, und dort, wo ich die wahre
Gesinnung aus den Augen verliere, hilf mir auf den Weg zurück. Lass mich
nichts verschweigen oder zu viel sagen, nur weil der Beichtvater zuhört.
Gib mir Kraft für ein reines Bekenntnis. Darum bitte ich Dich. Amen.
Nach dem Bekenntnis:
Herr Jesus Christus, ich bitte Dich: Vergib mir dort, wo meine Beichte noch
unecht, mein Bekenntnis noch nicht klar genug war. Ich bemühe mich um die
richtige Gesinnung, aber es will mir nicht immer gelingen. Dort, wo meine Gesinnung
falsch war, vergib mir bitte. Ich möchte mir immer mehr Mühe geben,
es richtig zu machen, aber ich muss noch viel lernen.
Vergib mir bitte auch dort, wo meine Reue unecht war, ich nur aus Pflichtgefühl
gebeichtet habe.
Vor allem aber bitte ich Dich um Vergebung meiner Sünden. Ich bemühe
mich und kämpfe um einen starken Glauben, der trotzdem häufig ziemlich
klein ist.
Ich weiß, dass ich alleine nichts tun kann, um meine Schuld wegzunehmen
und ich danke Dir, dass ich sie vor Dir bekennen darf. Ich weiß, dass
ich von Deiner Gnade und Barmherzigkeit abhängig bin. Hilf mir, mich
nicht zu sehr darauf zu verlassen. Amen.
Jetzt spricht Gott
Nun ist der Priester an der Reihe. Entgegen der allgemeinen Auffassung ist
es nicht seine Aufgabe, jede Sünde einzeln zu kommentieren und Tips zur
Sündenvermeidung zu geben. Vielleicht tut er das - aber hoffentlich nicht
zu ausführlich.
Wichtiger ist, dass er Dir nun den Blick öffnet für Gottes Güte;
seine Barmherzigkeit und Liebe. Dass er Dir Mut zuspricht, Dir etwas über
Gott erzählt, dass Dir Freude schenkt.
Ein guter Priester ist nicht unbedingt ein guter Psychologe - aber hoffentlich
einer, der Gottes Liebe ausstrahlt. Vielleicht auch ohne viele Worte.
In dem, was der Priester Dir sagt, spricht auch Gott zu Dir. Höre aufmerksam
zu und nimm auf, was Dir hilft. Vielleicht rührt Dich ein bestimmter
Satz tief an. Du darfst darin ruhig einen Fingerzeig Gottes erkennen.
Buße
Am Ende der kleinen Predigt gibt Dir der Priester ein Bußwerk auf.
Das ist keine Strafe, sondern ein Vorschlag zum Neubeginn. Oft besteht die
Buße darin, ein bestimmtes Gebet zu verrichten - manche Priester sind
da allerdings auch sehr viel kreativer. Da kann es auch schon einmal vorkommen,
dass Du jemanden eine Freude machen sollst - oder den Auftrag bekommst, innerhalb
der nächsten Woche ins Kino zu gehen.
Stell sicher, dass Du die Buße richtig verstanden hast. Überlege
Dir kurz, ob Du das auch kannst, was der Priester Dir vorschlägt ("Kenne
ich das Gebet überhaupt?" - "Ist es mir zeitlich möglich?") Wenn
Du die Buße für unpraktisch oder übertrieben hältst,
dann sag es sofort - ebenso, wenn Dir nicht klar ist, wie oft - wie lang -
und in welchem Zeitraum Du etwas tun sollst.
Lossprechung
Danach erfolgt die Lossprechung. Während das Bekenntnis den Kern Deines
Tuns bildet, ist die Lossprechung das Wichtigste, was Gott Dir schenkt:
Die Vergebung der Sünden. Der Priester spricht folgendes Gebet:
"Gott, der allmächtige Vater, hat durch den Tod und die Auferstehung
seines Sohnes die Welt mit sich versöhnt und uns den Heiligen Geist gesandt
zur Vergebung der Sünden. Durch den Dienst der Kirche schenke er Dir
Verzeihung und Frieden. So spreche ich Dich los von Deinen Sünden:
Im Namen das Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes."
Während des letzten Satzes macht der Priester über Dich das Kreuzzeichen,
das Du auch mitmachst, aber nicht mitsprichst. Damit nimmst Du die Vergebung
Gottes an und willst daran glauben.
Während der Lossprechung solltest Du den festen Vorsatz fassen, Dich
zukünftig von jeder Sünde fernzuhalten. Das schließt die Reue
darüber ein, dass es Dir bisher nicht gelungen ist.
Natürlich wissen wir, dass uns das nicht gelingen wird
- nicht in allen Lebensbereichen und nicht über lange Zeit. Aber es kommt
im Glauben nie darauf an, was wir wirklich schaffen - sondern was wir
wirklich wollen.
Nach der Lossprechung kann es sein, dass der Priester Dir noch sagt: "Deine
Sünden sind Dir vergeben. Gehe hin in Frieden" - oder so ähnlich.
Du kannst darauf antworten: "Dank sei Gott." Aber man kann sich auch einfach
"normal" verabschieden - sich zum Beispiel noch kurz bedanken und einen schönen
Tag wünschen. Da freut sich auch der Priester.
Nach der Beichte
Nach dem Du den Beichtstuhl verlassen hast, versuche auf dem Boden zu bleiben
- viele haben nämlich dann das Gefühl, zur Decke zu schweben. Bevor
Du das tust, denk daran, die Buße zu verrichten, die der Priester Dir
aufgegeben hat. Falls es möglich ist, schiebe sie nicht hinaus; ein neues
Leben mit Gott beginnt man am Besten immer sofort.
Außerdem solltest Du die Hochstimmung, in der Du Dich wahrscheinlich
befindest, dazu nutzen, Gott danke zu sagen - für seine Verzeihung und
Vergebung, aber vor allem für den Neuanfang.
Vor allem aber: Freu Dich über das, was Dir geschenkt worden ist. Nur
in dieser Freude gelingt die Beziehung zu Gott.
Und - falls Du aus dem Beichtstuhl trittst und jedes "Boah-Gott-liebt-mich-wirklich"-Gefühl
ausbleibt: Es geht in der Beichte nicht um das Gefühl der Erlösung,
sondern um die Vergebung der Sünden. Gefühle sind im Glauben immer
nur Geschenke - eben Gnade.
Kein Beicht-Automat
Der Priester ist kein Beicht-Automat. Das heißt, er gibt nicht automatisch
die Lossprechung (so wie ein Zigarettenautomat eine Schachtel Kippen ausspuckt).
Üblicherweise hast Du ein Recht auf Vergebung - und der Priester
hat die Pflicht, das Sakrament der Vergebung zu spenden, wenn alle
notwendigen Voraussetzungen gegeben sind. Der Priester ist nicht Gott und
der Priesterdienst keine Machtposition.
Aber der Priester hat auch die Pflicht darauf zu achten, dass eine Beichte
ehrlich und angemessen ist. Er hat sogar die Möglichkeit, Dir die Lossprechung
von Deinen Sünden zu verweigern, wenn er berechtigte Zweifel daran hat,
ob Du Deine Sünden wirklich bereust oder ob Dein Bekenntnis nicht vollständig
ist.
Außerdem darf er von bestimmten Sünden gar nicht befreien, ohne
den Bischof (und in seltenen Fällen auch den Papst) um Erlaubnis zu bitten.
Zu diesen Sünden gehört zum Beispiel die Schändung der Hl.
Kommunion - oder die unrechtmäßige Priester- und Bischofsweihe.
Bußandachten
In vielen Gemeinden ist es üblich, vor Weihnachten und Ostern sogenannte
Bußandachten zu feiern. Dort versammelt sich die Gemeinde, um gemeinsam
über ihre Sünden nachzudenken, das Wort Gottes zu hören und
Gott um Vergebung zu bitten.
Eine solche Bußandacht ist als Gewissenserforschung und als Beichtvorbereitung
sehr sinnvoll. Sie ersetzt aber niemals eine persönliche, sakramentale
Beichte - auch dann nicht, wenn Du keine schweren Sünden zu beichten
hast.
Vergiss nicht, dass eine Beichte immer auch eine Gottesbegegnung ist. Auch
wenn es im alltäglichen Leben sogar schon vorkommt, dass man einen Ehebruch
per SMS beichtet und den betrogenen Ehepartner auf dem Anrufbeantworter um
Vergebung bittet - bei Gott sollte man doch persönlich vorsprechen.
Beichtorte
Beichten kann man überall - ich habe schon an den seltsamsten Orten
Beichte gehört (sowohl in der Fußgängerzone, im Zug, auf einem
Spaziergang übers Moor und auch schon im Auto - einem stylischen Mercedes-Sprinter).
Üblicherweise beichtet man allerdings in der Kirche - und dort in speziellen
Beicht-Vorrichtungen, die man entweder Beichtstuhl oder Beichtzimmer
nennt.
Der Beichtstuhl
Ein Beichtstuhl war früher wirklich ein Stuhl, neben dem eine Kniebank
stand. Zwischen Kniebank und Stuhl war eine Holzwand angebracht (meist an
den Stuhl geschraubt - dadurch wurde jeder x-beliebige Stuhl zum Beichtstuhl),
auf dem Stuhl saß der Priester, auf der Kniebank kniete der Beichtende
- und die Holzwand sorgte zumindest für ein gewisses Maß an Anonymität.
Heute sind diese Beichtstühle eher Beichtschränke - mit Türen,
manchmal auch mit Fenstern und Innenbeleuchtung. Mein Beichtstuhl hat sogar
eine Heizung (allerdings nur für den Priester. Vollkommen ausreichend,
finde ich).
Die Grundanordnung bleibt aber meist die gleiche: Der Priester sitzt
(das symbolisiert seine Aufgabe als "Richter" - er sitzt auf dem Richterstuhl)
und der Beichtende kniet. Dazwischen befindet sich weiterhin die Holzwand,
meist mit einem Fenster mit Holzgitter. Dank des "Schrankes" kann man - bei
schwerhörigen Priestern oder schwerhörigen Beichtenden - auch mal
lauter reden, ohne dass die ganze Kirche mithört; dank des Gitters und
der Dunkelheit im Beichtstuhl wird der Priester den Beichtenden normalerweise
nicht erkennen.
Das Beichtzimmer
Es gibt aber auch die Beichtzimmer, in denen der Priester an einem Tisch
sitzt und der Beichtende sich ihm gegenüber auf einen weiteren Stuhl
setzt. Abgesehen davon, dass sich Priester und Beichtender nun persönlich
sehen können - und dass es eben nicht dunkel ist - gibt es keinen weiteren
Unterschied im Ablauf oder Qualität der Beichte.
Wer keinen Wert darauf legt, anonym zu beichten (und nicht gerne kniet oder
nicht mehr knien kann - oder Angst vor engen, dunklen Räumen hat), kann
also die Beichte im Beichtzimmer absolvieren.
... oder wo auch immer
Darüber hinaus ist eine Beichte auch an allen anderen Orten dieser Welt
möglich, solange gewährleistet ist, dass das Beichtgeheimnis gewahrt
bleibt. Deshalb ist es auch nicht möglich, im Internet oder per Telefon
zu beichten - außer in extremen Notlagen, z.B. in Todesgefahr.
Beichtzeiten
In fast allen Pfarrkirchen werden regelmäßige Beichtzeiten angeboten,
zu denen ein (oder mehrere Priester) in den Beichtzimmern oder Beichtstühlen
der Kirche sitzen und auf die Beichtwilligen warten. Diese Zeiten stehen in
den Pfarrnachrichten, im Aushang an der Kirche oder hinten in der Kirche.
Im Zweifelsfall kann man auch im Pfarrbüro anrufen und nachfragen.
An besonderen Orten - in Bistumsstädten, Klöstern und Wallfahrtsorten
- gibt es entweder zusätzliche Beichtzeiten auch durch die Woche oder
einen 24-Stunden-Beicht-Service, bei dem auf Anruf oder Klingelzeichen immer
ein Priester zur Verfügung steht.
Darüber hinaus gibt es aber auch immer die Möglichkeit, einen Priester
direkt anzusprechen oder anzurufen und nach einem Termin für eine Beichte
zu fragen. Gute Priester lassen alles stehen und liegen, wenn jemand beichten
will - also nur Mut, einfach mal nachfragen!
Beichte - oder Beichtgespräch
Es gibt keinen wirklichen Unterschied zwischen einer Beichte und einem Beichtgespräch.
Manche meinen, eine Beichte geschieht nur im Beichtstuhl, während ein
Beichtgespräch im Beichtzimmer stattfinden kann. Aber das ist ein Irrtum.
Auch im Beichtstuhl kann man sich (trotz der Anonymität) unterhalten,
Fragen stellen und um Ratschläge bitten. Und im Beichtzimmer kann man
sich, wenn man will, nur auf das Bekenntnis der Sünden beschränken
und danach den Zuspruch und die Absolution empfangen. Sowohl das eine als
auch das andere ist nicht an einen bestimmten Ort gebunden.
Ob Du Dich in der Beichte ein wenig mit dem Priester unterhalten möchtest,
weil Du zusätzlich zu Deinen Sünden auch noch Fragen hast, ein paar
Tips gebrauchen kannst oder Dir in bestimmter Hinsicht nicht sicher bist -
das ist Dir überlassen.
Bedenke aber: Eine Beichte ist kein Beratungsgespräch, sondern eine
Sondermüll-Entsorgungsstation für Deine Sünden und eine Begegnung
mit Gott, die nicht viel Worte braucht. Falls der Priester (gegen Deinen Willen)
eine Idee nach der anderen aus seiner psychologischen Trickkiste hervorzaubert,
weise ihn darauf hin, dass Du eigentlich mit Gott reden wolltest - und nicht
mit dem Psychologen im Priester.
Das Beichtgeheimnis
Das Beichtgeheimnis ist sicherlich das bestgehütete Geheimnis der Welt.
Kein Priester darf auch nur irgendetwas von dem, was ihm in der Beichte anvertraut
wurde, nach außen dringen lassen. Es gibt zahlreiche Berichte über
Priester, die sich eher haben foltern und töten lassen, als das Beichtgeheimnis
zu brechen. (google einfach mal "Johannes Nepomuk").
Der Priester ist wie ein Telefonhörer - man spricht hinein, um mit Gott
zu reden; man hört auf seine Worte, um Gott zu hören. Hat man aufgelegt,
so weiß der Hörer auch nichts mehr von dem, was gesagt wurde. So
ist der Priester nur ein Medium, um Gott hörbar und ansprechbar zu machen.
Deshalb soll der Priester sich auch in der Beichte sehr zurückhalten.
Und umgekehrt solltest Du den Priester auch nicht überbewerten. Natürlich
ist es wichtig, einen guten Beichtvater zu suchen - aber bevor Du jahrzehntelang
nach dem idealen Priester suchst (den es einfach nicht gibt), ist es besser,
bei einem "unangenehmen" Beichtvater zu beichten (der vielleicht besser ist,
als Du vermutest).
Das Beichtgeheimnis gilt nicht nur immer, überall und unter jeder Bedingung,
sondern auch sehr umfassend: Es bedeutet nicht nur, dass der Priester nicht
erzählen darf, was er in der Beichte gehört hat. Er darf
auch keinen Gebrauch von dem Wissen machen, dass er in der Beichte
erworben hat - wenn er dadurch den Beichtenden belastet.
Das Beichtgeheimnis verbietet dem Priester, aus dem Inhalt einer Beichte
zu erzählen und dabei nur den Namen oder den Ort der Beichte wegzulassen.
Falls der Priester überhaupt etwas aus einer Beichte erzählt, dann
nur, wenn absolut sichergestellt ist, dass es niemanden möglich ist,
Rückschlüsse zu ziehen, wer der Beichtende gewesen ist. Aber besser
ist natürlich, vollständig den Mund zu halten.
Der Priester darf Dich auch nicht unter vier Augen außerhalb der Beichte
nochmal auf die gebeichteten Sünden ansprechen. Das Beichtgeheimnis gilt
also auch Dir gegenüber.
Eine Ausnahme ist allerdings, wenn Du den Priester ausdrücklich darum
gebeten hast - zum Beispiel, weil er Dich an etwas erinnern soll oder Du noch
ein Buch oder einen Hinweis haben wolltest, den der Priester Dir in der Beichte
nicht geben konnte.
Das Beichtgeheimnis gilt immer dann, wenn ein Gespräch mit der Absicht
begonnen wurde, zu beichten. Falls es also nicht zur Lossprechung kommt
oder Du unterbrochen wirst (weil z.B. der Beichtstuhl in Flammen steht - oder
aus einem anderen wichtigen Grund) gilt trotzdem das Beichtgeheimnis.
Es lassen sich noch viele Fragen bezüglich des Beichtgeheimnisses stellen
- und viele hochbrisante Fälle konstruieren. Aber die Antwort ist immer
die gleiche: Das Beichtgeheimnis gilt absolut. Immer.
Möchtest Du mir schreiben? Für diese Anmerkungen
ist
Peter verantwortlich.