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Neue Site - empfehlenswert! Ein Ableger der Karl-Leisner-Jugend: aktueller, kürzer, frischer und moderner: www.gut-katholisch.de.

Filme in der Jugendarbeit

Man muss nicht einen Spielfilm diskutieren, analysieren und sezieren, damit er wirkt. Gute Filme sind halt deshalb gut, weil sie ihre eigene Sprache sprechen und darüber (oft) mehr transportieren, als durch eine nachträgliche Analyse.

Aber welche Filme sind wirklich gut? Am besten, Du entscheidest selbst. Vielleicht kann Dir diese Seite unserer Homepage etwas behilflich sein: José García, anerkannter Filmkritiker mit einer eigenen Site ( www.textezumfilm.de) hat uns freundlicherweise erlaubt, einige seiner Besprechung hier zu veröffentlichen, die anderen stammen von Stefan Rottbeck, einem engagierten Jugendlichen.

Für "Kritik an unserer Kritik" oder sonstige Anregungen sind wir immer dankbar; schreib einfach an den webmaster.

Theologische Rezension: Life of Pi hier.

Empfehlungen 2013 hier.

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Filmbewertung: Überleben (Originaltitel: Alive)

Wertung: 4.5 von max. 5 Sternen
Regie: Frank Marshall
Darsteller: Ethan Hawke, Josh Hamilton, Vincent Spano
Land, Jahr: USA 1992
Laufzeit: 0 Minuten
Genre: Drama - True Story
Publikum:
FSK: 16

Inhalt

1972 stürzt ein Flugzeug mit einer noch jugendlichen Footballmannschaft in den Anden ab. 29 Personen überleben den Absturz in den winterlichen Bergen; die zunächst begonnene Suche wird von den Hilfskräften bald abgebrochen.
Die Jugendlichen müssen aus eigener Kraft ihre Rettung beginnen, konfrontiert mit immer neuen Unglücks- und Todesfällen. Nach 72 Tagen gelingt es Zweien, sich in die grünen Täler von Chile vorzukämpfen und die restlichen 16 Überlebenden zu retten.

Kritik

Diesem Film liegt nicht nur die wahre Begebenheit zugrunde, die Überlebenden selbst haben an den Dreharbeiten mitgewirkt und so für ein hohes Maß an Realitätsnähe gesorgt.
In die beklemmenden Ereignisse mischen sich zahlreiche Dialoge, die vom Glauben der Jugendlichen sprechen. Einige Beispiele (ich zitiere aus dem Gedächtnis):

Alfonso, seit Wochen schwer verletzt in einer provisorischen Hängematte liegend, beginnt zu weinen. Als ihn jemand fragt, warum er weint, sagt er: «Gott ist mir so nah. Es ist so schön, Gott so nah zu spüren.» Am nächsten Morgen ist er tot.

Cipi, nach einem tagelangen Schneesturm zum ersten Mal wieder außerhalb des Flugzeuges, betrachtet die Gegend und sagt: «Siehst Du es nicht? Heute ist hier überall Gott.»

Nando, einer der beiden, die sich nach Chile durchgearbeitet haben, sagt angesichts der schier unüberwindlichen Bergmassive vor ihm zu seinem Begleiter: «Ich schwöre Dir: Gott wird uns über jeden Stein und über jeden Berg tragen. Und wenn wir sterben, dann sterben wir im Gehen.»

Der wirkliche Nando, Überlebender des Flugzeugabsturzes, sagt zu Beginn des Filmes: «Hinter all dem verbirgt sich Gott. Nicht der Gott, von dem man uns in der Schule erzählt hat, sondern Gott, der alles in Händen hält.»

Abends, wenn sich alle im Rumpf des zerstörten Flugzeuges gegenseitig wärmen, beten sie den Rosenkranz - immer mit einer Intention versehen: Für die Verstorbenen, für die Expeditionen, für die Verletzten. Und für sich selbst, dasssie nicht zu Tieren werden.

Anders als in rein fiktiven Erzählungen führt das Wissen, daß es sich hier im reale Ereignisse handelt, zu einer ganz anderen Rezeption des Filmes. «Überleben» hält sich mit dramaturgischen Elementen, Special Effects, Filmmusik und sonstigem Beiwerk stark zurück und verstärkt dadurch noch den Eindruck von Authentizität. Das Vorwort, gesprochen von einem Überlebenden des Absturzes, verstärkt diesen Eindruck; vor allem aber die Worte: «Viele sagen: "Ich hätte das nicht gekonnt". Aber das ist albern. Keiner weiß, wozu er in der Lage ist, wenn er in eine solche Situation gerät - bis er sie selber erfährt.» laden zu einer identifizierenden Betrachtungsweise ein.

Viele Jugendlichen, mit denen ich diesen Film gesehen habe, äußerten nach einer beträchtlichen Zeit des «Verdauens» am Ende des Filmes die im Vorwort angedeuteten Gedanken: Wäre ich dazu in der Lage gewesen? Hätte der Glaube für mich die gleiche Bedeutung gehabt?

Eine eher marginale Frage, nämlich die nach der Erlaubtheit, zur Sicherung des eigenen Überlebens die Verstorbenen als Nahrung zu benutzen, stand sehr oft im Vordergrund. Diese Diskussion war oft begleitet von den gleichen religiösen Konnotationen, die diese Handlung auch im Film hat. Film-Zitat: «Das ist wie Kommunion: Sie sterben, damit wir leben können.»

Ein Stärke dieses Filmes, ist die authentische Darstellung der religiösen Überzeugung der Jugendlichen. Kein Über-Ich (Priester, Eltern, Lehrer) spricht vom Glauben, sondern die Jugendlichen gehen mit ihren eigenen Überzeugungen, frei von jedem autoritären Druck, selbstverständlich um. Der Film vermittelt nicht den Eindruck: Not lehrt beten. Vielmehr scheint die Botschaft des Filmes zu sein: Die Lebensnähe des Glaubens wird sichtbar, wenn die Zivilisation beiseite gelassen wird. Gerade dies läßt Jugendlichen ihr eigenes Glaubensverhalten neu überdenken.

Resumee

Insgesamt hält sich der Film an die tatsächlichen Geschehnisse. Er will keine Botschaft vermitteln, das spürt man. Umso eindringlicher wirkt das Verhalten der Jugendlichen als vorbildhaft, zur Identifikation einladend. Darüberhinaus ist der Film technisch, schauspielerisch und künstlerisch von höchster Qualität.

Historische Filme, die sich um Detailtreue bemühen, eignen sich besonders für ein religiös eher skeptisches Publikum. Während man kritische junge Menschen mit einer fiktiven Handlung kaum überzeugen kann («Das ist doch nur ein Film»), genügt der Hinweis auf die Historizität oft schon, um vorschnelle Urteile zu vermeiden.
Im Gegensatz zu Filmen, die eine bestimmte Botschaft vermitteln wollen, sind gute historische Filme offen für verschiedene Interpretationen, da Historische Ereignisse selbst ja auch deutbar und facettenreich sind.

Vor allem bei dem o.g. Film lassen sich viele Anknüpfungspunkte finden, die je nach Publikum auch sehr spirituell oder sehr dogmatisch ausgerichtet sein können.