Katholisch sein - Mit Leib und Seele  | Kurze Vorbemerkung des Webmasters: Diese Katechese hat Kaplan Klaus Klein-Schmeink bei der Jugendkatechese in Münster
gehalten. Hier wiedergegeben sind seine schriftlichen Notizen, die allerdings nicht in allen Punkten ganz ausgeführt wurden.
Bei Rückfragen wendet Euch an den Verfasser (der Link dazu ist unten auf der Seite). |
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1. Einleitung
Wer sich in Gebetbüchern auskennt, der kennt auch Litaneien:
Das sind Gebete, die bestimmte Anrufungen immer und immer
wieder aussprechen, damit sich der Gebetsgedanke in den Herzen
der Menschen festsetzt. Die bekanntesten Litaneien sind wohl
die Allerheiligen und die Lauretanische Litanei. Aber auch
außerhalb der Kirche gibt es Litaneien. Ja, sogar gegen
die Kirche gibt es Litaneien. Das sind immer wiederkehrende,
in den Medien oft ohne Nachdenken wiederholte Vorwürfe
an die Kirche. Einer dieser Vorwürfe lautet: Die Kirche
ist leibfeindlich. Sie gönnt den Menschen keinen Genuss.
Fasten, Knien, Selbstkasteiungen, rigide Sexualmoral und,
und, und ...
Leider hat sich dieser gebetsmühlenartig vorgetragene
Vorwurf in den Köpfen vieler Menschen, auch Katholiken
festgesetzt. Dass die Kirche, der katholische Glaube nicht
leibfeindlich ist, ja gar nicht leibfeindlich sein kann, dass
möchte ich versuchen heute aufzuzeigen. Der Leib, der
Körper hat im Glauben der Christen sowohl theoretisch
wie praktisch eine hohe Bedeutung.
2. Christentum ist ohne den Leib
nicht vorstellbar
Welch hohe Bedeutung der Leib in unserem Glauben spielt,
merken wir z. B. am Hochfest des Leibes und Blutes Christi,
Fronleichnam. Und in jeder Hl. Messe hören wir zigmal
bei der Kommunion: Leib Christi. Mit Jesus ist unser Glaube
sozusagen leibhaftig geworden. Seit Weihnachten ist unser
Glaube nicht mehr körperlos. "Und das Wort ist Fleisch
geworden und hat unter uns gewohnt." So heißt es
im ersten Kapitel des Johannesevangeliums. Gott wird Mensch
in Jesus von Nazareth.
Gott legt sich auf einen Menschenkörper fest: männliches
Geschlecht (das ist trotz aller feministischer Aufschreie
nun mal so...), ein Galiläer, seine Gesichtzüge
werden denen Marias geähnelt haben, Gottes Sohn bedarf
der Windeln wie jedes Menschenkind (auch das steht im Evangelium
"und sie wickelten ihn in Windeln und legten ihn in eine
Krippe.), Jesus hat Durst (Jakobsbrunnen), ist müde,
hat Hunger usw.
Die ganze Hl. Schrift ist davon voll, dass dieser Jesus nicht
ein Gespenst gewesen ist, das durch die Köpfe einiger
jüdischer Fischer gegeistert ist, sondern ein Mensch
aus Fleisch und Blut. Ganz drastisch tritt das zutage, wenn
man sich die Leidensgeschichte des Herrn durchliest und vor
Augen führt. Blut, Beulen, Schwielen, Wunden durch Nägel,
der Aufschrei, der Tod. Der Leichnam wird ins Grab gelegt.Das
kann nur an einem Körper aus Fleisch und Blut geschehen,
nicht an einer abstrakten Idee.
Und auch nach der Auferstehung Christi ist der Leib des Herrn, sein Körper
von entscheidender Bedeutung für den Glauben der Jünger. Sie sehen
ihn. Er erscheint ihnen. Und sie erkennen ihn an seinem Leib, an den Wundmalen.
Der Gekreuzigte ist der Auferstandene. Vor ihren Augen isst der Herr einen
Fisch, damit sie erkennen, dass er es wirklich ist und lebt. (Lk 24, 36-43)
Die Menschwerdung Gottes, sein Leiden und Sterben, seine Auferstehung
sind die großen Geheimnisse, die großen Heilsereignisse
unseres Glaubens. Und alle haben mit dem Leib zu tun.
Wenn Gott sich auf einen menschlichen Leib festlegt, in ihm
über die Erde wandelt, mit seinem Leib Kranke und Sünder
berührt und sie heilt (Die ganze Schrift ist voll davon.)
- wenn Christus also einen Leib hatte und in und durch diesen
Leib das Heil wirkte, dann ist für uns Christen der Leib
unendlich wichtig. Er ist nicht alles. Denn wir haben auch
eine Seele. Das stimmt. Aber eine Erlösung ohne den Leib,
wäre keine Erlösung. Wir Menschen sind Leib und
Seele, und als ganze Menschen erlöst uns Gott: mit Leib
und Seele.
Wer deshalb die christliche Religion leibfeindlich nennt,
der geht fehl. Sicherlich gab und gibt es immer wieder leibfeindliche
Tendenzen bei einigen, wenigen Christen. Die haben sich aber
z. T. vom Fundament und Ursprung des Glaubens entfernt. Im
Grunde gibt es keine leibfreundlichere Religion als unsere.
Der echte Christ liebt seinen Leib, weil auch Christus einen
Leib hatte.
Fernöstliche Meditationsbewegungen hingegen sehen die
Erlösung des Menschen darin, dass sich die Seele endlich
aus dem Gefängnis Körper befreit und im körperlosen
Nichts sich auflöst. Die Lehre von der Wiedergeburt ist
letztlich zutiefst leibfeindlich. Sie ist der Weg weg vom
Leib. Nur der Geist die Seele zählt. Leib und Seele,
und damit der Mensch, werden aufgespaltet. So ganzheitlich
wie diese fernöstlich angehauchten Meditationsformen
angepriesen werden sind sie wahrhaft nicht.
3. Christen leben ihren Glauben
mit dem Leib
Der echte Christ liebt seinen Leib, weil auch Christus einen
Leib hatte. So habe ich gesagt. Wie liebe ich denn meinen
Leib richtig? Wo hat der Leib denn eine konkrete Bedeutung
für meine Beziehung zu Gott, für meinen Glauben?
Nun, um diese Fragen zu beantworten, muss ich eine Vorbemerkung
machen, die wichtig ist: Nichts auf dieser Welt ist vollkommen.
Auch nicht der Leib. Auch nicht der menschliche Körper
(Wovon sollten sonst Schönheitschirurgen leben?) Durch
die Sünde des Menschen hat die ganze Welt sozusagen einen
Dötsch bekommen, nichts ist mehr vollkommen schön
und gut, alles ist irgendwie angetitscht. Das ist das sogenannte
Apfelkistenphänomen: In einer Kiste liegen viele wunderbare
knackige Äpfel. Dann wirft irgendjemand aus Versehen
einen ganz leicht angeschimmelten Apfel in diese Kiste. Und
nach einer gewissen Zeit, haben alle Äpfel irgendwie
eine schimmelige Stelle.
Theologen nennen dieses Apfelkistenphänomen: Erbsünde. Durch die
Sünde des ersten Menschen haben alle anderen Menschen den Hang zur Sünde
in sich. Wenn man so will sind wir alle irgendwie von dieser Erbsünde
angeschimmelt. Und auch der Leib hat sozusagen seine faulen Stellen, mit denen
wir umgehen müssen. Damit meine ich nicht, dass es edlere und unedlere
Teile am Körper des Menschen gäbe. Ich wage da keine Einteilung.
Wenn Gott uns von den Zehen bis zu den Haarspitzen geschaffen hat, dann hat
er alles gut gemacht. Alle Glieder und Organe des Körpers sind aufeinander
angewiesen und von Gott gewollt.
Leib und Seele gehören zusammen. Aber durch die Erbsünde harmonieren
sie nicht mehr ganz so, wie der Schöpfer es am Anfang vorgesehen hatte.
Es gibt sozusagen einen beständigen, kleinen Kampf zwischen Leib und
Seele. Unser Wille muss die beiden sozusagen im Zaum halten, wie ein Kutscher
die Pferde, damit sie nicht durchgehen. Der Körper verlangt manchmal
mehr, als für den ganzen Menschen, also auch für die Seele gut ist.
Wenn Du wirklich all das essen würdest, wonach deinem Körper gerade
der Sinn steht, müsstest du wahrscheinlich häufig die Konfektionsgröße
ändern. Und wer zu viel isst, wird träge. Nicht nur körperlich,
sondern auch geistig, seelisch. Denk nur an das Sprichwort: Voller Bauch studiert
nicht gern.
Zwischen den Forderungen von Leib und Seele muss unser Wille
immer wieder vermitteln. Dann ist die von Gott gewollte Ordnung
wiederhergestellt. Jedenfalls so ziemlich.
Wo muß ich vermitteln? Einige Beispiele: Körperpflege:
Fitness Verkümmern und Fitnesswahn; - Essen und Trinken:
Unterernährung, verbiestern ohne Genuß und Völlerei,
Sucht; - Haltung des Körpers: Steifheit und Laxheit (führen
beide zu Haltungsschäden); - Sexualität: Prüderie
und Sexsklave.
Wo der Körper und seine Belange zu stark werden, besteht
die Gefahr, dass man den Körperkult zur Ersatzreligion
erhebt (Schönheitswahn, Gesundheitswahn, Süchte...).
Wo der Körper und seine gesunden Bedürfnisse missachtet
werden, droht der Mensch krank zu werden, auch innerlich zu
verkümmern. Den Körper mit dem eigenen Willen so
steuern, dass er in Harmonie mit der Seele leben kann, sollte
Ziel christlichen Handelns sein.
Dabei können uns kleine Kämpfe helfen: z. B. in
der Fastenzeit oder am Freitag auf etwas verzichten (Süßes,
Fernsehen,...), oder einmal etwas mehr von dem essen, was
man nicht so mag, dafür vielleicht weniger von der Leibspeise.
Für einige könnte ein Sich-Aufraffen zu sportlicher
Aktivität etwas sein, was Körper und Geist gut tut.
"Mens sana in corpore sano" haben die alten Römer
gesagt: "Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper."
Man muß sich aber auch einmal etwas gönnen, damit
sich die Seele im Körper wohlfühlt. Thomas von Aquin
riet z. B. bei Traurigkeit drei Dinge zu tun: "Bade!
Schlafe! Bete!". Übrigens war Thomas nicht nur geistig
eine Größe, auch leiblich... Er muß ziemlich
dick gewesen sein.
Wir sind Leib und Seele - Es liegt an uns, ob die beiden
sich in uns vertragen. Unseren Willen müssen wir dazu
trainieren, wie die Sportler ihre Muskeln. Und ab und zu muß
man auch die Taktik wechseln. Aber vor allem dürfen wir
auf die Hilfe unseres Trainers vertrauen, der der beste ist,
den wir haben können: Jesus Christus. Ihn können
wir immer um seine Hilfe anrufen.
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Für den Inhalt dieses Vortrages ist
Klaus verantwortlich.