Predigtreihe zur Palmsonntag, Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern
zum Verständnis der Heiligen Woche als "Mysterienspiel" und "Mystagogisches Geschehen"
auch
als pdf-Datei erhältlich
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1. Predigt: Palmsonntag
- Warum die Kirche Mysterienspiele feiert
Liebe Schwestern und Brüder,
mit dem Palmsonntag beginnt eine ganz besondere Zeit im Kirchenjahr:
Die Heilige Woche. Während wir hier in Nordwesteuropa
eher das Gefühl haben, Weihnachten sei der Höhepunkt
des Kirchenjahres, sieht man vor allem in den südlichen
Ländern gerade dieser "Heiligen Woche" mit
größten Erwartungen entgegen. "Santa Settimana"
- die Heilige Woche z.B. in Spanien - ist eine Zeit der buntesten
Bräuche.
Das gilt auch für uns. Den Palmsonntag feiern
wir mit einer Palmprozession, wir halten Zweige in den Händen,
morgen haben wir sogar einen Esel dabei, und ziehen in die
Kirche ein wie damals Jesus mit seinen Jüngern in Jerusalem.
Am Gründonnerstag begehen wir die Feier des letzten
Abendmahles mit der Fußwaschung - ein handgreiflich-konkretes
(und für die, die ihre Füße hinhalten, immer
auch etwas peinliches) Mysterienspiel. Außerdem ist
die Uhrzeit (bei uns 20.00 Uhr) einmalig: Während in
den letzten beiden Jahrtausende eine Heilige Messe immer nur
am Vormittag erlaubt war (weil Jesus am frühen Morgen
auferstand und die Messe immer Feier der Auferstehung war),
feierte die Kirche schon immer nur am Gründonnerstag
eine Abendmesse - zur Erinnerung an das Abendmahl.
Das gleiche gilt für den Karfreitagsgottesdienst:
Um 15.00 Uhr, den Berichten der Evangelien zufolge die Zeit
des Todes Jesu, begehen wir einen der beeindruckendsten Gottesdienste,
die Karfreitagsliturgie. Mit der Passion, die mit verteilten
Rollen gelesen wird und der Kreuzverehrung. In aller Stille,
ohne Orgel, Glocken und Schellen.
Und dann vor allem die Osternacht - was ist in dieser
Nacht nicht alles anders ist als in anderen Nächten!
Warum tut die Kirche das? Warum spielt sie fast wie im Theater
Szenen nach? Palmprozession, Fußwaschung, Kreuzverehrung
und Feuer in der Nacht? Warum "spielen" wir Dinge,
die seit fast zwei Jahrtausenden "aus und vorbei"
sind?
Deswegen, liebe Schwestern und Brüder, weil das Geschehen,
das schon so lange her ist, eben nicht "aus und vorbei"
ist - und die Kirche "spielt" diese Szenen auch
nicht. Es geht auch nicht darum, an etwas zu erinnern, das
fast schon vergessen ist. Ja, diese Szenen erinnern uns. Aber
sie erinnern uns an etwas Gegenwärtiges (so, wie auch
ein Handyklingeln uns an einen Termin erinnern kann, der jetzt
ansteht).
Was wir hier feiern, vollzieht sich in diesen Augenblicken
an uns. Was zu unserem Heil vor 2000 Jahren geschah, ist nicht
aus, vorbei und vergangen; Leid, Tod und Auferstehung leben
in der Kirche weiter. Wer (durch die Taufe) in den Raum der
Kirche tritt, der hat Anteil an Jesu. An seiner Auferstehung,
an den Höhen und Tiefen seines Lebens: Palmsonntag und
Karfreitag, Jubel und Leid, Tod und Hoffnung.
Es ist tatsächlich die Kirche - und nicht meine eigene
Vorstellung - die mir diesen Anteil schenkt. Gott gab alles,
was er für uns getan hat, in die Hände der Kirche:
"Was ihr bindet, ist gebunden" sagte er - und allein
die Kirche verbindet uns nun mit dem, was an uns geschehen
soll.
Die Kirche spielt kein Theater - sie vergegenwärtigt.
Ja, wir stehen jetzt schon auf - uns wird hier schon ewiges
Leben geschenkt, immer wieder neu. Wir "gedenken"
nicht nur (wie z.B. in der evangelischen Kirche), sondern
wir haben An-Teil. Wir werden durch die Vollmacht der Apostel
und somit der Kirche "eingebunden".
Aber wir werden auch eingebunden in das Leiden Jesu; in den
Spott, den er ertragen musste.
Für Palmsonntag heißt das ganz konkret, dass jetzt
eine Entscheidung von mir verlangt wird:
Entweder ich schlage mich auf die Seite der Menge - mal jubelnd,
mal verurteilend, aber von allem nicht wirklich mitgenommen.
Distanziert. - Oder ich stelle mich auf die Seite Jesu - ziehen
mit ihm ein auf einem Esel. Wir wissen, dass der Jubel der
Menge hohl war - nicht verlässlich, trügerisch und
gefährlich. Geselle ich mich zu Jesus, so wird sich auch
für mich der Jubel bald in "kreuziget ihn!"
verwandeln. Aber wir bauen nicht auf diesen Jubel - wir bauen
auf Jesus. Wir erklären uns bereit, mit ihm nach Jerusalem
zu ziehen, mit ihm zu leiden und zu sterben. Um mit Ihm ewiges
Leben zu erhalten.
Amen.
2. Predigt: Gründonnerstag
- Wodurch die "Mysterienspielen" Wirklichkeit vermitteln
Liebe Schwestern und Brüder,
am Palmsonntag habe ich davon gesprochen, dass alles, was
wir in dieser Heiligen Woche begehen, zwar anscheinend gespielt
wird - so wie heute auch die Fußwaschung - aber dass
dieses "Spielen" nichts anderes ist als die äußere,
sichtbare Seite der unsichtbaren Wirklichkeit: Das, was wir
feiern, ist unter uns lebendig, wirklich, gegenwärtig.
Das gilt auch für den Gründonnerstag - und für
die Eucharistiefeier. Oft wird der katholischen Kirche von
evangelischen und evangelikalen Christen vorgeworfen, sie
würde "immer wieder neu" das Opfer Christi
feiern, und dabei so tun, als wenn das eine Opfer Christi
am Kreuz nicht genug gewesen ist. Dabei steht doch im Hebräerbrief:
(Hebr. 7,26) "Ein solcher Hoherpriester war für
uns in der Tat notwendig; (...) einer, der es nicht Tag für
Tag nötig hat, wie die Hohenpriester zuerst für
die eigenen Sünden Opfer darzubringen und dann für
die des Volkes; denn das hat er ein für allemal getan,
als er sich selbst dargebracht hat."
Weil es in der evangelischen Kirche keinen wirklichen Begriff
von Kirche hat, ist dort auch die Kirche nicht der Raum des
Heils, in dem all das gegenwärtig ist, was Christus bewirkt
hat. Deshalb glauben die evangelischen, wir würden ständig
etwas wiederholen. Für evangelische Christen ist die
Kirche eine Gemeinschaft von Menschen, die gemeinsam glauben.
"Ach, Du glaubst auch an Christus? Dann lass es uns doch
gemeinsam tun!" - "Schade - Du hast eine andere
Vorstellung von Christus? Dann gründe doch Deine eigene
Glaubensgemeinschaft!" - In der katholischen Kirche ist
die Kirche aber mehr: Sie ist Leib Christi. Das Opfer
Christi lebt in der Kirche - wie ein Duft, der in der Luft
liegt, der bleibt und nicht vergeht und der unsere Sünden
überdeckt und aufhebt.
Das einzige, was wir nun tun müssen, ist diesen Duft
einzuatmen, in uns aufzunehmen. Anteil erhalten am Leib Christi.
Um mit Ihm zu sterben und mit Ihm aufzuerstehen.
Dazu reicht es nicht, an Palmsonntag ein paar Palmwedel in
die Hand zu nehmen - dadurch wird kein Mensch erlöst.
Am Karfreitag das Kreuz zu verehren ist ein Ausdruck unserer
Erlösung - aber die Kreuzverehrung bewirkt sie
nicht. Das Gleiche gilt für das Entzünden der Kerzen
in der Osternacht oder für den Empfang des Taufwassers.
Es reicht nicht, die Schrift zu lesen und sich innerlich mit
dem zu verbinden, was dort geschrieben ist. Denn nicht wir
schaffen die Erlösung - Gott gibt uns den Anteil daran.
Durch das, was Jesus am Gründonnerstag der Kirche geschenkt
hat:
Schauen wir auf das heutige Evangelium: Die Fußwaschung,
die im Johannesevangelium an die Stelle der Eucharistie tritt,
wird von Petrus zunächst abgelehnt. "Du, Herr willst
mir die Füße waschen?!" ruft er, und Jesus
verrät ihm das Geheimnis der Eucharistie: "Wenn
Du Dir nicht die Füße waschen lässt - wenn
Du nicht die Eucharistie empfängst - hast Du keinen Anteil
an mir." Der Gründonnerstag, die Eucharistie, ist
die Feier der Anteilnahme: Durch jeden Kommunionempfang werden
wir hineingenommen in die Wirklichkeit der Kirche.
"Dann Herr, (wasche) mir nicht nur die Füße,
sondern auch die Hände und das Haupt!" meint Petrus,
als er versteht, worum es in der Eucharistie geht. Doch Jesus
wehrt ab: "Wer vom Bade kommt, ist ganz rein und braucht
sich nur noch die Füße zu waschen." - Vom
Bade - das ist die Taufe. In der Taufe sind wir in die Kirche
aufgenommen worden - nicht nur in die Gemeinschaft der Kirchensteuerzahler,
sondern vor allem in die Teilhabe am Erlösungsgeschehen
Jesu. Wir sind Leib Christi geworden - durch die Kirche.
Erneuert, am Leben erhalten wird diese Wirklichkeit durch
den Empfang der Eucharistie: Der Leib, der verhöhnt wurde,
geschunden und getötet, wird uns in der Kommunion angeboten.
Wenn der Priester spricht: "Der Leib Christi!",
so ist das eher eine Frage: "Das ist der Leib, der gestorben
ist für die Sünden der Welt. Willst Du den Leib
empfangen und mit ihm eins werden?" Und unsere Antwort
lautet: "Amen, ja ich will!".
Vertuen wir uns nicht: Es verlangt eine Entscheidung von
uns, die Konsequenzen hat. Wenn uns der Priester im Karfreitag
den Leib Christi zeigt und fragt: "Der Leib Christi!?",
dann bedeutet unser "Amen!": "Ja, ich will
Teil dieses Leibes werden. Ich will Anteil haben an dem Leib,
der verhöhnt, verspotten, gequält und misshandelt
wurde. Ich will Anteil haben an Jesu Leiden und Tod."
In der Osternacht wird uns der selbe Leib dargeboten: Der
Leib, der herrlich, auferstanden und mächtig über
Zeit und Raum ist, der Leib des Auferstandenen. Und wieder
fragt uns der Priester: "Der Leib Christi!?", Überlegen
Sie sich gut, ob sie "Amen!" sagen. Denn das bedeutet,
dass sie für diese Welt gestorben sein wollen - und nun
für Gottes Welt leben. Anders sein wollen. Neu geschaffen,
mit anderen Dimensionen und Werten. "Amen! Ich will teilhaben
an dem Leib der Auferstehung!" wird unser Leben verändern.
Lieber Schwestern und Brüder, wenn die Kirche immer
wieder auffordert, regelmäßig an den Eucharistiefeiern
teilzunehmen, dann nicht deshalb, weil volle Sonntagsgottesdienste
ein schönes Gefühl vermitteln. Es geht um Ihr Heil:
Sie haben nur Anteil daran, wenn Sie sich mit dem Leib Christi
vereinen - den eucharistischen Leib und mit dem Leib, der
die Kirche ist. Nehmen Sie das nicht nur als ein schönes
Bild - es ist eine wunderbare aber auch zugleich herausfordernde
Wirklichkeit. Machen Sie sich wirklich Sorgen um das Heil
derer, die zu unseren Gottesdiensten nicht mehr kommen? Um
nichts weniger geht es.
Liebe Schwestern und Brüder, dass es im ersten Gebot
der Kirche heißt: "Empfange mindestens einmal im
Jahr die Heilige Kommunion - und wenn es nur einmal ist, dann
auf jeden Fall zu Ostern!" bedeutet nichts anderes als:
"Habe Anteil an dem, was Gott getan hat - Dein Leben
hängt davon ab." Wenn ich jetzt gleich den Vertretern
der Gemeinde die Füße waschen werde, ist das nur
ein Zeichen. Ein Zeichen für, das unsichtbar gleich in
Wandlung und Kommunion geschieht: Die Eucharistie "geronnenes
Heil - gegeben für Euch." die uns sein werden lässt
wie Christus. Eher könnte diese Welt ohne die Sonne existieren,
als ohne dieses Geschenk. Amen.
3. Predigt: Karfreitag
- Warum Karfreitag zu Ostern gehört
Liebe Schwestern und Brüder,
nehmen wir den Gedanken noch einmal auf: Die Kirche feiert
die Geheimnisse des Glaubens in dieser Heiligen Woche bildhaft
und eindrucksvoll, mystagogisch und fast schon theatralisch,
um der verborgenen Wirklichkeit ein erfahrbares Äußeres
zu geben. Auch heute haben wir davon wieder erleben und erfahren
können: In der Passion - in der Kreuzverehrung - in der
aufs wesentliche reduzierten Gestalt dieses Gottesdienstes.
Das Leiden und Sterben Jesu ist nicht vergangen - es lebt
in der Kirche fort, und wir nehmen daran teil.
Das ist seltsam - gerade am heutigen Tag. Jesus ist doch
auferstanden! Das Leid hat doch ein Ende - wir singen es doch
schon übermorgen: "Lasst uns erfreuen herzlich sehr
- verschwunden sind die Nebel all - es glänzt der lieben
Sonne Strahl! Wo ist, o freudenreiches Herz, wo ist dein Weh,
wo ist dein Schmerz?" (GL 585)
Warum dann noch Karfreitag so, wie wir es gerade tun, "feiern"?
Warum das Leid und die Trauer noch wieder hervorkramen, wo
doch schon längst Ostern ist?
Weil, liebe Schwestern und Brüder, Ostern und Karfreitag
nicht zwei Ereignisse sind. Weil Ostern nicht Karfreitag ausgelöscht
hat. Weil Leid und Auferstehung zwei Seiten der gleichen Medaille
sind:
Wer sich - wie wir schon an Palmsonntag und Gründonnerstag
gehört haben - in den Raum der Kirche begibt, auf die
Seite Jesu schlägt und sich mit seinen Leib vereint,
der macht sich die Welt zum Feind. Der stirbt für das
normale Leben. Wer an der Auferstehung teilhaben will, der
wird leiden.
Alle, die sich auf die Seite der Erlösten stellen, werden
zu Verfolgten. Entweder im buchstäblichen Sinne in den
großen Christenverfolgungen der Vergangenheit und -
vergessen wir es nicht - auch der Gegenwart im z.B. im Sudan,
oder in Saudi-Arabien. Oder wir werden verspottet, weil wir
Fronleichnam "einem Stückchen Brot nachlaufen",
wir werden verschmäht, weil wir einem "ewig gestrigen
Papst" zustimmen, wir werden verklagt, weil wir die Tötung
von ungeborenen Babys als Mord bezeichnen, wir werden strafrechtlich
verfolgt, weil wir die Ehe als "Verbindung von Mann und
Frau" bezeichnen - und eben nicht zwischen zwei Männern.
Wir werden ausgegrenzt, weil wir uns nicht für eine attraktive
Wochenendveranstaltung entscheiden können, die uns keine
Gelegenheit zum Messbesuch mehr lässt.
Wir werden, wenn wir uns auf die Seite Jesu stellen, um das
Leid nicht herumkommen - auch um körperliches Leid nicht,
auch nicht um Krankheit und Tod.
So heißt es auch in den Osterliedern: "Verklärt
ist alles Leid der Welt!" - Nicht weggenommen sonder
verklärt - klar, also durchsichtig geworden auf den hin,
der uns im Leid aufscheint: der Auferstandene.
Sie sind herzlich eingeladen, gleich den Leib des Herrn zu
empfangen. Nur dadurch erhalten Sie Anteil an Seiner Auferstehung.
Aber seien sie gewarnt: Dieses neue Leben bedeutet auch neues
Leid. Nicht, weil Gott es so will (manchmal wird er sogar
von denen, die das alles nicht verstehen, als sadistischer
Gott bezeichnet), sondern weil die Welt es so will: Es gibt
kein Frieden mit Gott und einen Frieden mit der Welt. Ihr
könnt nicht beidem dienen, Gott und dem Mammon. Wählt
Ihr den Frieden und das Ansehen in der Welt, werdet Ihr an
Eurer Gottlosigkeit leiden. Wählt Ihr Gott, so werdet
Ihr an der Welt leiden.
Allerdings ist das Ansehen und das Versprechen, das Euch
die Welt gibt, nicht wirklich erfüllend, nur von kurzer
Lebensdauer und immer auf Kosten anderer. Und das Leiden an
der eigenen Gottvergessenheit schwerwiegend und endlos.
Der Anteil am Leben Jesu aber ist erfüllend und ohne
Ende. Das Leiden an der Welt, das damit einhergeht, ist nur
kurz. Manchmal schmerzvoll, aber nicht von Dauer.
Wählen Sie, liebe Schwestern und Brüder, wenn Sie
hier zu Kommunion gehen. Wählen Sie den Kelch des Heiles
und das Brot des Lebens. Amen.
4. Predigt:Osternacht /
Ostersonntag - Was Auferstehung wirklich heißt
Liebe Schwestern und Brüder!
Auferstehung - ein schönes Wort. Wir reden davon, wenn
wir einen lieben Verstorbenen verabschieden: "Wir erwarten
die Auferstehung der Toten. Dann werden wir uns wiedersehen."
Dagegen sprechen die Theologen und Schulbuchautoren aber
auch von einer Auferstehung, die jetzt schon in unserem Leben
geschieht. "Auferstehungserfahrungen" werden dort
gesammelt:
Eine junge Frau, vom Leben enttäuscht, den Drogen verfallen,
sich selbst verkauft und vom Leben verschmäht, fasst
durch ein Wort der Zuneigung wieder neuen Mut, bringt ihr
Leben mit Hilfe eines liebenden Menschen wieder in Ordnung.
Sie beginnt ein neues Leben - wie "auferstanden".
- Ein Mann wird bei einem Autounfall schwer verletzt, bleibt
schwer behindert, verliert seine Arbeitsstelle und fällt
in ein tiefes Loch der Hoffnungslosigkeit. Ein Freund rät
ihm, sein Leid durch schreiben von Erzählungen zu verarbeiten.
Er wird ein erfolgreicher Schriftsteller - "Auferstehung".
- Bei einem Familienvater wird Krebs diagnostiziert. Ein verzweifelter
Kampf beginnt, Bestrahlung, Chemotherapie und Operationen.
Nach langen Jahren, in der die Familie alle ihre Kraft zusammen
nehmen muss, wird er schließlich als geheilt dem Leben
zurückgegeben.
Alles das, liebe Schwestern und Brüder, sind sehr wohl
"Bilder von Auferstehung", Gleichnisse, die anrühren
und ermutigen. Sie geben uns einen "Vorgeschmack"
auf die Herrlichkeit, die uns verheißen ist - nicht
erst in ferner Zukunft, sondern heute schon.
Oder denken Sie an die Nationalhymne der ehemaligen DDR:
"Auferstanden aus Ruinen!" Auch Länder können
auferstehen. Wenn auch, wie bei der DDR, das neu gewonnene
Leben nicht immer von langer Dauer ist.
Aber: Alles das, ist nicht die Auferstehung, die wir
feiern. Auferstehung, in der nichts anderes geschieht, als
dass dieses vergängliche Leben noch eine Fristverlängerung
bekommt, einen neuen Schub oder eine neue Hoffnung, so wie
bei der Auferweckung des Lazarus, ist nicht das, was wir heute
Nacht feiern.
Auferstehung - das heißt vielmehr, die Wirklichkeit
dieser Welt hinter sich zu lassen und in einer neuen - göttlichen
- Wirklichkeit leben. Auferstehung - das meint, in den Raum
der Kirche einzutreten, mit ihr ein Leib zu werden
- Leib Christi. Nicht ohne Grund ist die Nacht der Auferstehung
- die Osternacht - die Nacht der Taufen. Wer mit der Taufe
Teil der Kirche wird, dem wird Auferstehung und ewiges Leben
geschenkt.
Auferstehung - das heißt, ab jetzt nicht mehr für
die Welt zu leben (obwohl wir weiterhin in dieser Welt
sind) - die Maßstäbe der Welt aufzugeben und in
einer neuen Seinswirklichkeit zu leben. Wir leben jetzt nicht
mehr das Leben eines sterblichen Menschen. Wir leben jetzt
das Leben Jesu.
Wer "Auferstehung" so wie in den oben genannten
Beispielen erlebt, ist glücklich zu preisen - gewinnt
aber nur ein Leben zurück, dass immer noch in der Angst
vor einem neuen Schicksalsschlag lebt. Wirkliche Auferstehung
heißt, den Tod nicht mehr zu fürchten. "Gepriesen
bist Du, Herr unser Gott, für unseren Bruder Tod, den
kein Mensch je entrinnen kann." Franziskus bezeichnet
das Schlimmste, was angeblich einem Menschen passieren kann,
nun als "Bruder". Denn wir leben jetzt ein anderes
Leben: "Der zweite Tod tut ihm kein Leide an."
Auferstehung, das heißt: Wir sind jetzt Leib Christi.
Wir haben sein Leben, das uns in der Taufe geschenkt worden
ist, dieses Jahr durch unsere Osterkommunion erneuert. Wir
sind Leib Christi, Kirche, und dadurch erlöst. Auferstehung
gelingt nicht ohne die Osterbeichte und die Osterkommunion.
Auferstehung, das heißt: Wir haben auch Anteil am Leiden
Christi, denn die Welt will uns nicht so einfach loslassen
- sie wird unser neues, auferstandenes Leben zurückfordern.
"Wollen die alten Freunde uns halten und uns zur Seite
ziehn, sagen wir ihnen, wem wir jetzt dienen, weisen sie hin
auf ihn. Und wenn sie höhnen, uns übertönen,
wenn sie uns niederschrein, laden wir eben durch unser Leben
still zu dem Feste ein." (Lied: Leben im Schatten, Text:
M. Siebald).
Auferstehung heißt vor allem, dass wir bis in den Tagesablauf
hinein ein anderes Leben führen, nicht mehr dem Mammon
dienen, sondern Gott: Dass wir beten, den Sonntag feiern,
aus den Sakramenten leben und deshalb den Nächsten lieben,
ihm dienen und uns für ihn hingeben können. Dass
wir uns in Gott freuen; die Osterfreude verspüren und
teilen, mitteilen! - Auch wenn die Welt (und vor allem die
Deutschen) glauben, Klagen sei eine Tugend.
Der Ruf, der die Welt durcheilt, ist nicht der Ruf "Völker,
hört die Signale" oder "Wir sind das Volk"
oder "Ich bin wichtig" oder "Erkenne Dich selbst"
oder "Denke positiv!" - sondern allein: "Jesus
Christus ist auferstanden. Ja, er ist wahrhaft auferstanden.
Halleluja!"
Amen.