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KARL-LEISNER-JUGEND |
von Manfred Stücker (erstellt: 2020)
Jesus, der wahre Brunnen und wahre âMannâ der Samariterin
Bevor es Wasserwerke und Stauseen gab und Zentralheizungen in den Wohnungen, gab es für die Menschen vor allem zwei Orte, um sich zu treffen: am Brunnen, aus dem man das lebensnotwendige Wasser schöpfen konnte, und am wärmenden Herdfeuer. Heute und am kommenden Sonntag geht es um eine Begegnung am Wasser: mit der Samariterin am Jakobsbrunnen und mit dem Blindgeborenen am Teich Schilóach. Und am fünften Fastensonntag gibt es eine Begegnung am Grab mit Lazarus.
Die Kirche hat seit den Tagen der Urkirche diese drei Abschnitte aus dem Johannesevangelium in die Mitte der Taufvorbereitungen für die Taufbewerber gestellt. Wenn in der Osternacht die Taufe stattfinden sollte, muÃten die Taufbewerber erfahren haben, mit welchem Anspruch Jesus auftritt und was er den Menschen schenkt. â Und, was noch viel wichtiger ist, die Taufbewerber â und dazu gehören in gewisser Weise auch wir, wenn wir an Ostern wirklich unser Taufversprechen erneuern wollen! â die Taufbewerber sollten erkennen: hier sind nicht drei Personen in der Vergangenheit gemeint, sondern ich selbst bin es! Ich selbst bin wie die Frau am Jakobsbrunnen, die sich nach dem Wasser sehnt, das nur Jesus geben kann und das den Durst wirklich löscht, den Durst nach Leben, den Durst nach Zuwendung und Heil.
Und ich selber bin der Blindgeborene, dem von Jesus, der das wahre Licht ist, die Augen für ein neues Leben geöffnet werden.
Und auch Lazarus, der aus dem Grab aufersteht: das bin ich, der ich durch die Taufe neugeboren werde zu einem neuen Leben.
Um diese Wahrheit des Glaubens geht es, und âGlaubenâ ist ein Schlüsselwort in allen drei Evangelien-Abschnitten: sei es, daà Menschen, wie die Frau am Jakobsbrunnen, zum Glauben kommen, sei es, daà sie sich der Botschaft verschlieÃen und den Glauben an den Messias Jesus ablehnen.
Wenn Jesus heute an diesem Jakobsbrunnen sitzt und die Frau um Wasser bittet, ist das schon eine Vorwegnahme der Stunde, in der Jesus am Kreuz hängen und sprechen wird: /âMich dürstet!â/ (/Joh /19,28). Ja - Jesus dürstet nach unserem Glauben, nach unserer Gemeinschaft; ihn dürstet nach Frieden und Versöhnung. Ihn dürstet nach unserem Heil.
Es gibt viele Züge in diesem wunderbaren Evangelium, die sich lohnen, eingehend betrachtet zu werden. Ich will hier nur einen herausgreifen. Die Frau spricht davon, daà sie keinen Mann habe. Und Jesus erinnert sie daran, daà sie schon fünf Männer gehabt hätte und der jetzige, der sechste, nicht ihr Mann ist. â Was kann damit gemeint sein? Nun, wie an vielen Stellen, so können wir auch hier den Evangelisten verstehen, indem wir diese Zahlen symbolisch deuten.
Die Samaritaner und die gläubigen Juden, die mit ihnen rein gar nichts zu tun haben wollten, hatten bei aller Feindschaft ein gemeinsames Erbe: Die Tora, die fünf Bücher Mose. â Die fünf Männer, von denen Jesus hier spricht, sprechen symbolisch von den fünf Büchern der Tora. Diese fünf Männer hat die Frau; mit ihnen ist sie verbunden.
Der jetzige Mann, der sechste, kann nicht ihr Mann sein, denn es ist ein Fremder in dem Land Samarien; mit ihm kann sie keine Ehe eingehen.
Alles läuft also auf die Begegnung mit dem siebten Mann im Leben dieser Frau hinaus, mit Jesus. In ihm erkennt die Frau den Propheten, das heiÃt den wirklichen Mann Gottes. Und diese Begegnung findet statt in der sechsten Stunde, zur Zeit des Mittags, während die Sonne am höchsten steht und der Tag noch nicht zur Vollendung gekommen ist. â Noch einmal wird Johannes die sechste Stunde erwähnen, nämlich in der Passion, während Pilatus Jesus zum Tode verurteilt (vgl. /Joh/ 19,14). â Also auch hier ein sehr deutlicher Hinweis für die Sendung Jesu, Opferlamm für das Heil der Welt zu sein und die Menschen wieder mit Gott zu versöhnen.
Am besten, Sie nehmen das Neue Testament einmal zur Hand und lesen noch einmal diesen Brunnentext, der mehr ist als eine Geschichte.
von Michael Kenkel (erstellt: 2020)
Wozu das ganze überhaupt? Das fragt das Volk Israel bei Mose bzgl. des Auszugs aus Ãgypten - und so fragen heute sicherlich viele anlässlich des Corona-Virus und dessen Auswirkungen.
Manche machen sich sicher auch Sorgen, ob und wie sie diese Krise überstehen, machen sich Sorgen um Familienangehörige, um die Kinderbetreuung, um die Arbeit - wie das alles voreinander gehen soll.
Ist der Herr in unserer Mitte oder nicht? fragten dann die Israeliten.
Viele - die ersten nun auch bei uns - müssen in Quarantäne, dürfen für mindestens 2 Wochen keinen Kontakt zur AuÃenwelt haben. Das Wort Quarantäne stammt von der Zahl 40 - Schiffe mit Pestkranken durften damals 40 Tage lang nicht den in Hafen einfahren. Quaresima bedeutet:
Zeit der 40 Tage - ein ganz ähnliches Wort, der gleiche Wortstamm Quarantäne - Quaresima - 40 Tage Fastenzeit.
Quarantäne bedeutet: für sich bleiben - direkte Begegnungen vermeiden, wobei die sozialen Medien es erleichtern, dabei nicht alleine zu bleiben. Aber irgendwann bekommt man eckige Augen, mag man den Bildschirm nicht mehr sehen und da ich nicht raus darf, hat man Zeit.
Quaresima - 40 Tage Fastenzeit - 40 Tage Verzicht üben, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Wenn nun in den nächsten 5 Wochen bis zum Ende der Osterferien fast alle Veranstaltungen bei uns in Raesfeld - sowohl in der Kirche als auch in der Kommune aufallen, kann das Wesentliche mehr in den Blick kommen.
Im Evangelium vom heutigen Sonntag geht es bei der Frau am Jakobsbrunnen um das Wesentliche: das lebendige Wasser, von dem man keinen Durst mehr bekommt, um das erfüllende Leben, das ewige Leben, darum, den Willen Gottes zu tun.
Wir Christen glauben, dass Gott uns gut gesinnt ist, dass er unser Glück möchte. Wenn wir seinen Willen erfüllen, werden wir glücklich und zufrieden werden. Wenn wir aus seiner Quelle trinken, werden wir keinen Durst mehr haben.
Nur, was ist Gottes Wille? Wie erkenne ich, was er will. Das ist relativ einfach: Seinen Willen hat er uns kundgetan - ich brauch nur nachzuschauen. Das wichtigste, so sagt Jesus: Liebe Gott und Deinen Nächsten wie Dich selbst.
Meine Liebe zu Gott prüfen, ihn Ernst nehmen - mal wieder mit ihm reden. Ich darf klagen über meine derzeitige Situation, ich darf um Hilfe bitten für anstehende schwierige Gespräche, ich darf danken, dass ich wieder aufstehen konnte, ich darf ihn preisen für die neue Geburt eines Menschen, ich darf aber auch einfach mal zuhören, still werden - nicht nur reden, auch hören - er hat mir sicher auch was zu sagen - gerade jetzt, wenn alles still wird, Termine uns nicht mehr soviel ablenken.
Meine Liebe zu dem Nächsten. Das ist der, der mir gerade begegnet: ihm zuhören, Zeit haben. Seine Not sehen, ihm entgegen kommen, Hilfe anbieten, bevor der andere erst bitten muss. Auch wenn ich gesund bin, auf soziale Kontakte verzichten, um den Virus nicht zu verbreiten.
Betreuung von Kindern anbieten, dessen Eltern arbeiten müssen. Mein Gebet anbieten. Das kostbarste teilen, was ich habe: Zeit ... und Desinfektionsmittel ;-)
Die Liebe zu mir. Viele haben Angst vor der Stille, weil dann Sachen hochkommen, die man durch Beschäftigung ganz gut zudecken kann. Wenn ich aber um einen Gott weiÃ, der mich liebevoll anschaut, kann ich es auch wagen, mich selber anzuschauen. Ich brauche keine Angst vor dem Chaos meiner Seele haben, wenn ich es der Liebe Gottes hinhalte.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen segensreiche Quarantäne und Quaresima.
von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2008)
Liebe Gemeinde!
Ewig leben - wer möchte das schon? Diese Überschrift fordert vermutlich bei einigen von Ihnen Widerspruch heraus; andere denken aber vielleicht: Ja, was soll ein unbegrenztes Leben denn auch anderes sein als langweilig und unerträglich? Gewiss, wir alle kennen den Durst nach Leben. Er wird sehr anschaulich im heutigen Evangelium beschrieben. Jesus, der vom Laufen in der Hitze durstig geworden ist, bittet die Frau am Jakobsbrunnen um Wasser. Doch sehr bald kommt er vom leiblichen Durst auf den geistigen Durst zu sprechen, er spricht vom lebendigen Wasser, das den Durst endgültig stillt, weil es ewiges Leben schenkt. Doch die Frau versteht Jesus anfangs noch nicht genau. Ihr Interesse ist zwar geweckt, aber sie meint, Jesus spreche von einer Art Wunderwasser, dessen Besitz das mühsame Wasserschöpfen überflüssig macht. Und in gewisser Weise hat sie Jesus damit ja auch richtig verstanden nur dass sie den symbolischen Sinn dieser Rede nicht erfasst. Es geht Jesus nicht ums Trinken und die damit verbundene Erhaltung des irdischen Lebens, es geht ihm vielmehr um ein Leben, das keinen Mangel mehr kennt, das aus der Fülle schöpft und sich nie erschöpft das ewige Leben. Lassen wir vorerst noch alle Zweifel beiseite, ob es ein solches Leben geben kann und ob es auch erstrebenswert wäre; dass wir uns alle nach einem Leben in Fülle sehnen das dürfte unbestritten sein. Der irdische Durst zeigt es deutlich: Weil wir den Mangel des Lebens spüren und auffüllen wollen, darum haben wir Durst, haben wir Hunger, begehren wir Dinge zum Lebensunterhalt, sorgen wir vor, sparen wir Geld usw. All diese Tätigkeiten wären sinnlos, wenn es uns dabei nicht ums Leben ginge, genauer: um Auffüllung des vielfältigen Mangels, den das irdische Leben mit sich bringt. Aber es geht um noch mehr: Der am tiefsten erfahrene Mangel betrifft die Not unserer Einsamkeit. Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt. (Gen 2,18) Keiner kann ohne die Gemeinschaft anderer Menschen bestehen. Nicht nur deshalb, weil man auf die Hilfe anderer angewiesen ist, sondern auch deshalb, weil man sich danach sehnt, sein Leben mit anderen zu teilen, es an einen anderen in Liebe zu verschenken. Ein Leben ganz ohne Liebe verkümmert, ist kein Leben, ist im Grunde schon tot. Doch die Erfahrung der Liebe macht uns erst recht bewusst, dass wir die Endlichkeit des Lebens niemals akzeptieren können. So ruft Nietzsche einmal aus: Doch alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit. Und Gabriel Marcel sagt: Die Liebe sagt: Du wirst nicht sterben! - Und weiter: Die Annahme, der geliebte Mensch sei im Tod vernichtet, kommt einem Verrat oder Treuebruch gleich. Wer die Erfahrung tiefer Liebe gemacht hat, der wird Gabriel Marcel zustimmen. Schlimmer als der eigene Tod ist der Tod des geliebten Menschen. Damit kann ich mich niemals abfinden, auch wenn ich vom Schicksal gezwungen werde, mich von geliebten Menschen endgültig zu verabschieden. Ich werde nur um so lauter schreien: Wo sind sie hin? Sie können doch nicht einfach weg sein! Soviel zum Durst nach Leben, nach Ewigkeit. Papst Benedikt weist in seiner Enzyklika darauf hin, dass das ewige Leben bereits beim Taufritus thematisiert wird. Bei der Frage nämlich: Was gibt dir der Glaube? erfolgt die Antwort: Das ewige Leben. Das heißt, das ewige Leben hat immer etwas mit dem Glauben an Gott zu tun. Das ist nun nichts Überraschendes, denn nirgends sonst wird über ein ewiges Leben gesprochen als in der Kirche oder in anderen Religionsgemeinschaften. Aber dieser Zusammenhang ist wichtig, denn wenn wir ihn nicht beachten, verstehen wir gar nicht richtig, was mit dem ewigen Leben gemeint ist und was nicht. Der Papst bedenkt denn auch die Zweifel, ob ein ewiges Leben wirklich erstrebenswert sein kann und wirft die Frage auf: Wollen wir das eigentlich ewig leben? Und er stellt fest: Ewig endlos weiterzuleben scheint eher Verdammnis als ein Geschenk zu sein. Hierzu zitiert eine Grabrede des Bischofs Ambrosius: Der Tod gehörte zwar nicht zur Natur, aber er ist zu Natur geworden. Gott hat ihn nicht von Anfang an vorgesehen, sondern hat ihn als Heilmittel geschenkt [...] Der Übertretung wegen ist das Leben des Menschen von der täglichen Mühsal und von unerträglichem Jammer gezeichnet und so erbärmlich geworden. Ein Ende der Übel musste gesetzt werden, damit der Tod wiederherstelle, was das Leben verloren hat. Unsterblichkeit wäre mehr Last als Gabe, wenn nicht die Gnade hineinleuchten würde. Die Abschaffung des Todes würde der Menschheit jedenfalls keinen Segen bringen, sondern sie in einen unmöglichen Zustand versetzen. Der Papst spricht darum von einer inneren Widersprüchlichkeit unserer Existenz selbst: Einerseits wollen wir nicht sterben,... Aber andererseits möchten wir doch auch nicht endlos so weiterexistieren, und auch die Erde ist dafür nicht geschaffen. Was wollen wir also eigentlich? Wir müssen dieses Rätsel auflösen können, sonst bleibt die Rede vom ewigen Leben unbefriedigend und wertlos. Papst Benedikt meint sogar, das Wort ewiges Leben sei ein irritierendes und ein ungenügendes Wort. Denn bei ewig denken wir an Endlosigkeit, und die schreckt uns; bei Leben denken wir an das von uns erfahrene Leben, das wir lieben und nicht verlieren möchten, und das uns doch zugleich immer wieder mehr Mühsal als Erfüllung ist, so dass wir es einerseits wünschen und zugleich doch es nicht wollen. Wir sehen: Solange wir die irdische Erfahrungsebene nicht übersteigen, können wir das Rätsel nicht lösen. Die geschaffene Welt ist der Zeit unterworfen und darum endlich und alles andere als ewig. Nur Gott ist ewig. Aber wir kennen Gott nicht, wir können ihn uns nicht vorstellen. Ewigkeit ist nicht unendlich lange Zeit und doch stellen wir sie uns genau so vor. Ewigkeit ist vielmehr Fülle, ist Gegenwart, die nicht verfliegt, sondern die bleibt. Der ewige Gott muss auf nichts warten, denn er besitzt alles in Fülle schon jetzt, nicht erst in Zukunft. Aber ihm wird auch nichts durch die Zeit aus seiner Gemeinschaft, aus seiner Gegenwart gerissen für ihn gibt es keine Vergangenheit. Gott will uns Anteil an seiner ewigen Gegenwart schenken das wäre für uns ewiges Leben. Auch wenn wir uns das nicht vorstellen können, so können wir uns doch immerhin aus der Zeitlichkeit, in der wir gefangen sind, herausdenken. Dann können wir ahnen, dass Ewigkeit nicht eine immer weitergehende Abfolge von Kalendertagen ist, sondern etwas wie der erfüllte Augenblick, in dem uns das Ganze umfängt und wir das Ganze umfangen. Der Papst beschreibt den Übergang in das ewige Leben als den Augenblick des Eintauchens in den Ozean der unendlichen Liebe, in dem es keine Zeit, kein Vor und Nachher mehr gibt. Leben in Fülle statt Leben in gestückelter Form. Immer neues Eintauchen in die Weite des Seins, ständige Überwältigung von der Freude das ist ewiges Leben. Wenn man das wenigstens ahnungshaft verstanden hat, kann man das ewige Leben dann noch ablehnen? Jesus verkündet es der Frau mit den Bildworten: Das Wasser, das ich ihm gebe, wird in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt. In der Eucharistie bekommen wir davon einen Vorgeschmack, ein Unterpfand. Aber die Vollendung bleibt außerhalb unserer Vorstellung: Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist: das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben. (1 Kor 2,9)
von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2005)
Liebe Gemeinde!
Wenn du wüßtest, worin die Gabe Gottes besteht und wer
es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest du ihn
gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.
Manchmal denke ich: Ja, so spricht der Herr auch heute zu dir und zu mir.
Wenn du wüßtest! - Wenn Sie wüßten!,
sage ich lieber etwas höflicher. Wenn wir was wüßten?,
müßte dann zurückgefragt werden. Was Sie verpassen,
wenn Sie an der Gabe Gottes vorbeigehen! Das betrifft die vielen, die
nicht zur Kirche gehen, aber mir scheint, es ist auch an die Adresse der
Kirchgänger gerichtet. Oder irre ich mich, wenn ich argwöhne,
daß viele sich kaum bewußt machen, was ihnen da geschenkt
wird?!
Klar, es wird uns ja auch nicht gerade einfach gemacht, darüber das Richtige zu denken. Wieviele halten uns für ein bißchen verrückt, daß wir uns auch noch diese Pflicht aufbürden lassen, wo die Woche doch schon so anstrengend ist und man sich ein ruhiges Wochenende verdient hat. Und es geht ja nicht nur um die lästige Stunde am Sonntag, sondern da hat man ja noch mehr im Hinterkopf, vor allem die vielen Gebote und Verbote. Ziemlich abschreckend, oder?
Ich kenne jedenfalls viele, die wissen nicht viel darauf zu sagen, wenn man ihnen so kommt. Sie zucken dann mit den Achseln und sagen: Wir sind eben so erzogen worden. Für mich ist ein Sonntag ohne Messe kein richtiger Sonntag. Gott sei Dank! Aber doch mehr verschämt als überzeugt gesagt. So daß jeder sich dabei denken kann: Na ja, ich bin eben anders erzogen worden. Und das ist gut so. Jeder eben so, wie er es mag und empfindet aufgrund von Erziehung, Gewöhnung oder sonst welchen Einflüssen! Nein! Das ist zu wenig, zu schwach, zu ängstlich und zu unterwürfig! Die Antwort müßte von Stolz und Selbstbewußtsein geprägt sein: Wenn du wüßtest, was du verpaßt, würdest du einfach nur den Mund halten und dich schämen!
Wenn Sie wüßten, worin die Gabe Gottes besteht, d.h. was Gott Ihnen anbietet, und zwar umsonst, kostenlos, geschenkt! Wenn Sie wüßten, daß Gott Sie sogar darum bittet, die Gabe anzunehmen er, der Allmächtige, der Ihnen befehlen könnte, auf dessen Wort hin Sie tot umfallen könnten! Wenn Sie wüßten, daß er lebendiges Wasser besitzt, und zwar als einziger auf der ganzen Welt! Alle anderen besitzen nur Kosmetika, die die Haut vor Falten bewahrt, aber nur für einige Zeit und nur für teures Geld! Und die meisten geben selbst das nur vor, und wollen lediglich Ihr gutes Geld. Lebendiges Wasser, Wasser des Lebens! Wenn Sie wüßten, daß dieser unendlich reiche und mächtige Gott Ihnen so entgegenkommt, daß er selbst zum Bittsteller wird, daß er selbst zum Dürstenden wird, damit Ihnen endlich aufgeht, wie sehr Sie vertrocknen ohne die Liebe des einzigen, der den Namen Liebe verdient! Wenn Sie das alles wüßten, dann würden Sie ihn bitten, und er würde auch Ihnen lebendiges Wasser geben.
So müßten wir denen antworten, die uns wegen unseres Glaubens und unserer Glaubenspraxis verspotten. Aber bevor wir so antworten könnten, müßten wir es selbst erst einmal glauben, müßten davon zuinnerst überzeugt sein. Und solange wir es nicht sind, brauchen wir uns auch nicht darüber aufzuregen, daß die Kirchen leerer geworden sind und weiterhin leerer werden.
Nochmals zum Argument zurück, daß die Woche ja schon so ausgefüllt ist. Brauchen wir da nicht Ruhe und Erholung? Aber gewiß! Wir brauchen sie sogar dringend. Brauchen wir da etwa noch andere Lasten und Pflichten? Nein, die brauchen wir nicht, die schaden uns eher. Zum Beispiel am Wochenende Hunderte Kilometer fahren, um Verwandte zu besuchen oder an einem der vielen Freizeitevents teilzunehmen. Oder bis früh in den Morgen auf Partys feiern will mir einer einreden, das sei erholsam? Das halten nur junge, gesunde Menschen aus, aber auch sie nicht ohne Beeinträchtigung des Wohlbefindens, und auf die Dauer sehen sie viel älter aus, als sie sind. Sie brauchen dann Schminke, damit man ihnen nicht ansieht, wie sehr ihnen das scheinbar so leichte Leben zusetzt.
Nein, was wir in Wahrheit brauchen, ist lebendiges Wasser, das unsere gequälte Seele erquickt. Wenn Sie wüßten, daß es diese erquickende Seelenspeise umsonst gibt, gleich um die Ecke! Jesus spricht: Wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt. Und wenn Sie fragen, was mit diesem Bildwort vom lebendigen Wasser gemeint ist, dann lassen wir es uns von Paulus sagen: Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. Und was bedeutet die Ausgießung der Liebe Gottes durch den Heiligen Geist? Ein Theologe aus dem 12. Jahrhundert schreibt dazu:
Der Heilige Geist ist in Wahrheit göttliches Feuer. Alle Liebe ist Feuer, aber geistiges Feuer. Was das stoffliche Feuer mit dem Eisen tut, das bewirkt dieses göttliche Feuer im unreinen, kalten, harten Herzen. Wo es ihm eingesenkt wird, legt der Menschengeist allmählich alle Schwärze, Kälte, Starre ab und wird ganz nach dem Wesen dessen, der ihn in Brand setzt, verwandelt. Durch das Flammen des göttlichen Feuers wird er in Glut versetzt, beginnt zu brennen, wird verflüssigt in die Liebe Gottes hinein, nach dem Wort des Apostels: Die Liebe Gottes ist ausgegossen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist (Röm 5,5).
Wenn wir uns dies bewußt machen, müßten wir dann nicht mit der samaritischen Frau ausrufen: Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe und nicht mehr zu anderen Orten gehen muß, um dort vergeblich Wasser zu schöpfen und Erquickung zu suchen?!
von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2002)
Gerecht gemacht aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Liebe Schwestern und Brüder!
Frieden mit Gott.
Das, was Paulus hier beschreibt, würde man heute vielleicht einen inneren
Frieden, innere Ausgeglichenheit, Harmonie des Lebens nennen.
Und danach sehnen wir uns eigentlich alle. Jedenfalls tue ich das.
Gleichzeitig merken wir schmerzhaft, dass uns der innere Friede häufig
fehlt. Bei mir jedenfalls ist das so.
Und dann frage ich mich, woran das liegen mag.
Eine Antwort bietet mir dann das Lied im Gotteslob Nummer 168.
Vielleicht schlagen sie es auf und lesen mit.
Frieden mit Gott.
Im heutigen Evangelium wird klar: Gott ist die Quelle lebendigen Wassers,
aus der ich trinken kann. Wenn ich aus dieser Quelle trinke, dann dürstet
es in mir nicht mehr. Dann habe ich Frieden in mir. Der Durst treibt mich
nicht mehr unstet umher, dass ich ihn stille.
Durst habe ich weiterhin, wenn ich statt aus dieser Quelle aus irgendwelchen Tümpeln trinke, wenn ich zu wenig aus dieser Quelle Kraft schöpfe, wenn ich das Wasser dieser Quelle durch meine Ungeschicklichkeit verunreinige.
Dann ist es meine Schuld, meine eigene Schuld, wenn der innere Friede, der Friede mit Gott fehlt.
O Herr, nimm unsere Schuld, mit der wir uns belasten.
So bitte ich dann unseren Herrn mit den Worten unseres Liedes.
Die Schuld, die mich niederdrückt wie das eine schwere Last auf dem Rücken
tut – diese Schuld kann mir nur ein anderer nehmen.
Also suche ich Hilfe. Doch das fällt mir schwer, weil ich durch die
Last beschwert nicht aufrecht gehen kann. Meine Sicht ist eingeschränkt.
Ich schaue sozusagen nur auf den Boden. Also strecke ich suchend meine Hand
aus und bitte Gott:
...führe selbst die Hand, mit der wir nach dir tasten.
Worin liegt denn die Schuld, die mich niederdrückt, mir den inneren Frieden raubt? Warum dürstet es denn in meinem Inneren?
Die zweite und dritte Strophe geben Antwort:
Ich vertraue zu sehr auf mich allein. Ich lebe so, als ob es nur mich gibt.
Ich rechne nicht mehr mit Gott, dass er mir beisteht.
Ich traue ihm zu wenig zu, setzte meine Hoffnung allein auf mein Vermögen.
Das überfordert mich aber. Macht mich angesichts einer ungewissen Zukunft
verzagt:
Wir trauen deiner Macht und sind doch oft in Sorgen.
Wir glauben deinem Wort und fürchten doch das Morgen.
Dann türmt sich vor mir ein Berg an Sorgen auf. Auf die anderen schaue
ich nicht mehr. Ich habe sie nicht mehr im Blick. Ich lasse mir dann von den
anderen nicht helfen, geschweige denn, dass ich die Nöte der anderen
sehe. Das Miteinander und Füreinander verschwindet aus meinem Gesichtfeld.
Aber für mich allein kann ich nicht leben:
Wir kennen dein Gebot, einander beizustehen, und können oft nur uns und
unsere Nöte sehen.
Wenn ich also Gott aus dem Blick verliere, dann sehe ich auch die anderen nicht mehr.
Dann kreise ich nur noch um mich, bin an mich selbst gebunden. Dann stehe ich da wie gelähmt.
Wenn ich dann auf Gott schaue, mich von ihm aufrichten lasse, dann kann ich auch wieder auf die anderen zugehen.
Dann werde ich nicht mehr zerfressen von Selbstmitleid und Selbstüberforderung, sondern erfahre, dass ich getragen bin, von Gott und den anderen.
O Herr, nimm unsere Schuld, die Dinge, die uns binden, und hilf, dass wir
durch dich den Weg zum anderen finden.
So heißt es in der letzten Strophe.
Frieden mit Gott. –
Inneren Frieden. Ihn suche ich. Meine Schuld, meine Sünde verwehrt in
mir.
Frieden mit Gott. -
Inneren Frieden. Ihn finde ich, wenn ich folgende Worte aus dem Mund des Priesters
höre:
„Und So spreche ich dich los von deinen Sünden. Im Namen des Vater
und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“
O Herr, nimm unsere Schuld
In der Beichte werden sie uns genommen, Ihnen, Dir und mir...
Liebe Schwestern und Brüder!
Ist Jesus nett? Ist das in Ordnung, einer fremden Frau so auf den Kopf zuzusagen, dass sei eine Sünderin ist? Dass sie immer wieder mit anderen Männern zusammenlebt?
Was würden Sie sagen, wenn ich (oder ein anderer Pastor) bei einem Hausbesuch, bei Kaffee und Kuchen, so direkt wäre? Vermutlich nichts Gutes. Das ist nicht nett, das ist nicht in Ordnung, das ist kein guter Seelsorger.
Jesus ist nicht "nett" - er ist gut. Er hat unser Heil vor Augen, und es macht für ihn keinen Sinn, jemanden, der in Sünde lebt, ein gutes Gefühl zu vermitteln. Ganz im Gegenteil - das einzige Heilmittel ist, das scheinbar gute Gefühl zu nehmen. Wer nicht gut lebt, der kann sich auch nicht wirklich Gut fühlen.
Liebe Schwestern und Brüder, vielleicht sind sie schon
einmal geblitzt worden. Das kommt vor (ist mir auch schon
passiert). Dann sind die Wochen, bis der Bußgeldbescheid
eintrifft, ziemlich unerträglich. Wie schnell war ich
wirklich? Wieviel muss ich zahlen? Ist vielleicht sogar der
Führerschein für einige Zeit weg?
Dabei ist die Angst vor der Strafe nur gar nicht das eigentliche
Problem. Wir sollten uns viel mehr fragen, welches Risiko
wir denn schon wieder eingegangen sind - warum wir unnötig
uns und andere gefährden. Ist uns das Zuschnell-Fahren
schon so sehr zur zweiten Haut geworden? Was ist, wenn wir
wirklich mal jemanden zu Tode fahren, weil wir inzwischen
nicht mehr anders können? Das Bußgeld ist nur das
Mittel, uns wachzurütteln und unser Verhalten zu überdenken.
Leider glauben wir, dass Gott ganz anders ist als unser Staat.
Warum haben wir keine schlaflosen Nächte, wenn wir gelogen
haben? Wenn wir schon zum wiederholten Mal den Sonntagsgottesdienst
verpassen? Wir glauben, dass Gott nicht straft, dass er nett
ist.
Aber Gott ist nicht nett. Er ist gut. Er sagt,
was schlecht ist und nennt unsere Sünden beim Namen.
Und er erwartet, dass wir unruhig werden. Schlaflose Nächte
haben. Denn die Sünde hat Folgen - nicht etwa, weil Gott
sauer ist, sondern weil wir Schaden anrichten. Und zwar einen
dreifachen Schaden.
Nehmen wir einmal an, sie haben ihrem Nachbarn 1000,- Euro
geklaut, Sie werden erwischt und kommen vor Gericht. Dann
haben Sie 1. ihr gutes Verhältnis zum Nachbarn zerstört;
müssen 2. 1000,- Euro Schaden wiedergutmachen und haben
3. eine zusätzliche Strafe wie z.B. Sozialstunden, Bußgeld
oder Gefängnisstrafe abzuleisten.
Das Verhältnis zu ihrem Nachbarn kann nur wieder gelingen,
wenn er Ihnen verzeiht. Da können Sie nur hoffen und
bitten, mehr nicht. Den finanziellen Schaden müssen Sie
wiedergutmachen, das ist sowieso klar. Aber hinzu kommt noch
eine zusätzliche Strafe, die sich nach der schwere der
Tat richtet.
Das Gleiche gilt auch für unser Verhältnis zu Gott.
Wer sündigt, der zerstört sein gutes Verhältnis
zu Gott. Daran können wir nur etwas ändern, wenn
wir ihn um Verzeihung bitten - in schweren Fällen erwartet
Gott von uns, dass wir beichten. Da führt kein Weg dran
vorbei.
Dann müssen wir natürlich den Schaden wiedergutmachen.
Dazu gibt der Priester uns in der Beichte eine Buße
auf; meistens nur ein kleines Zeichen der Wiedergutmachung.
Den größten Teil der Buße hat Jesus schon
für uns am Kreuz erlitten.
Und dann bleibt immer noch die Strafe, das Bußgeld,
die Sozialstunden. Wir kommen nicht daran vorbei - Gott wäre
ungerecht, wenn er uns nicht auffordert, an uns selbst zu
arbeiten. Ein Dieb ist nicht deswegen frei, wenn er nur die
Beute zurückgibt. Er muss etwas an sich selber tun. Gott
ist nicht anders.
Die Kirche hat uns deshalb das Geschenk des Ablass' gemacht. Wir können durch eine Art "religiöse Sozialstunden" ableisten, was wir verschuldet haben. Gerade für dieses Jahr (2005) hat uns der Papst ein besonderes Geschenk gemacht: Alle, die im Jahr der Eucharistie an einer Anbetungszeit teilnehmen, können einen vollkommenen Ablass erlangen. In jeder Kirche - auch hier in Halverde. Religiöse Sozialstunden direkt hier vor Ort. Feine Sache, nicht wahr?
Zugegeben - der Ablass ist uns fremd geworden, weil wir ihn nicht mehr verstehen (wollen). Über den Ablass zu predigen und Sie aufzufordern, sich darum zu bemühen, ist auch nicht nett. Aber ich soll als Pastor ja auch nicht nett sein, sondern gut.
Ich darf sie daher dringend darum bitten, von ihren Sünden Abstand zu nehmen. Auch wenn Sie vielleicht keine schlaflosen Nächte haben - es sieht vermutlich aus Gottes Sicht nicht wirklich gut um uns aus.
Gehen Sie also 1. Beichten: Versöhnen Sie sich mit Gott, stellen Sie wieder eine gute Beziehung zu ihm her.
Bemühen Sie sich 2. um eine gute Buße; beten Sie im Sinne der Kirche und des Papstes und empfangen Sie die Heilige Kommunion - nachdem Sie gebeichtet haben.
Und 3. nehmen Sie das Angebot der Kirche war, schließlich auch einen vollkommenen Ablass zu gewinnen; besuchen Sie z.B. die Anbetungszeiten unserer Kirche.
Lassen Sie sich mit Gott versöhnen! Sie inständig darum zu bitten, ist meine Aufgabe als Priester; und - seien Sie ehrlich - das alles (Beichte, Gebet und Ablass) ist einfacher und problemloser, selbst bei einer schweren Sünde, als wenn Sie im Dorf mit 40 km/h zu schnell geblitzt worden wären. Amen.
Liebe Schwestern und Brüder,
vor ein paar Jahren gab es einen, von einer Getränkefirma ausgerufenen Wettbewerb, ein neues Wort zu finden. Denn: Wenn man nicht mehr hungrig ist, dann ist man satt. Wie aber nennt man den Zustand, wenn wir nicht mehr durstig sind? Dafür gab es bis damals noch kein Wort. Schrecklich.
Nun, der Wettbewerb hat diesem unhaltbaren Wortmangel ein Ende bereitet, allerdings ist das Ergebnis nicht sonderlich originell. "Sitt" heißt der Gewinner. Wenn wir nicht mehr trinken können, dann soll dieser Zustand jetzt "sitt" heißen.
Das ist schon interessant. Es gab tatsächlich kein Wort für das Gefühl, nicht mehr durstig zu sein - und das nicht nur in der deutschen Sprache; in den meisten Sprachen dieser Welt gibt es dafür kein eigenes Wort.
Vielleicht liegt das daran, dass wir nur ganz selten "sitt"
sind. Trinken kann man fast immer - wenn man einmal von alkoholischen
Getränken absieht. Aber wer zuviel Alkohol getrunken
hat, der ist nicht "sitt", sondern blau. Durst ist
offensichtlich etwas, das durch das Trinken nur kurz unterbrochen
wird - im Gegensatz zum Essen.
Satt sind wir öfter, ein angenehmes Gefühl, das
träge und zufrieden macht. Wer satt ist, der möchte
am liebsten die Beine ausstrecken und so bleiben, wie er ist.
Wer sitt ist, der ist ganz im Gegenteil erfrischt, voller
Schwung und neuem Leben. Der kann sich auf den Weg machen.
Liebe Schwestern und Brüder, auf dem Weg zum gelobten Land, so haben wir in der Lesung gehört, murrt das Volk und verlangt zurück nach den Fleischtöpfen Israels. Warum haben wir uns nur auf dieses unbequeme Abenteuer eingelassen? - Ein Gedanke, der uns Christen auch manchmal kommt: Warum sind wir Christen? Angefeindet, ausgelacht, ständig um Liebe und Heiligkeit bemüht - mit einem Glauben, der uns neben der Fastenzeit auch noch alle möglichen anderen Entsagungen aufbürdet. Wie schön wäre es, einfach ein Ungläubiger zu sein und sich den Bauch vollzuschlagen.
Aber Gott hat uns nicht versprochen, dass wir satt werden. Denn wir sind ja unterwegs; wir sollen nicht so bleiben, wie wir sind. Wir sind aus dieser Welt herausgerufen zu einer anderen Welt - und das bedeutet, dass wir aufbrechen müssen. Da wäre ein opulentes Mahl nicht sonderlich hilfreich. Nein, von Sattheit war nicht die Rede. Satt, fett und feist sind diejenigen, die sich erst gar nicht auf den Weg machen. Erinnern sie sich, dass Jesus im heutigen Evangelium ablehnt, etwas zu essen? Dafür bittet er aber um etwas zu trinken.
Wir, die wir unterwegs sind, haben eine ganz andere Verheißung: Jesus verspricht uns, dass wir "sitt" sind, solange wir mit ihm wandern. Ist Ihnen aufgefallen, wieviel im heutigen Evangelium gelaufen, gerannt und gewandert wird? Das ist unser Leben! Und dafür gilt die Verheißung: In uns entspringt eine Quelle mit lebendigem Wasser.
Liebe Schwestern und Brüder, vielleicht sehnen wir uns manchmal danach, wieder satt zu sein, im geistigen Sinne die Füsse hochzulegen und der Welt gemütlich zuzusehen. Das aber ist keine der Verheißungen, die Gott für diese Welt bereithält. Wir werden ein Leben lang auf der Wanderschaft sein - wie das Volk Israel in der Wüste.
Bis wir das gelobte Land erreichen, indem wir dann das ewige Mahl halten werden, hat Gott eine ganz andere Verheißung für uns und die Welt: Wir werden eine Quelle sein, für uns und andere. Wer Christ ist, der hat Gott im Herzen und ist sitt. Etwas, das so selten vorkommt, dass es dafür bis vor kurzem noch nicht einmal ein Wort gab, ist der christliche Normalzustand: Wir werden sitt sein und viele Menschen, die in dieser Welt zu verdursten drohen, sitt machen: Indem wir Gutes tun und zum Tun des Guten anstecken. Das ist das Wasser des Lebens: Gott zu lieben und so zu leben.
Zum Wohl!
Liebe Schwestern und Brüder,
hier hat sich Jesus als ein äußerst schlechter Prediger erwiesen. Von all dem, was er zur Frau am Brunnen sagt, hat sie höchsten einen Satz verstanden: Den, der sich auf ihre Männer bezog. Alles andere ist zu hoch für sie, geht schlicht über ihren Kopf hinweg - und wahrscheinlich auch über ihre Köpfe.
Als Lehrer wäre Jesus mit dieser Probestunde sicherlich durchgefallen und abgelehnt worden. Wer etwas lehren will, muss sich verständlich ausdrücken, vor allem darauf achten, dass seine Zuhörer nicht überfordert werden (Das gilt übrigens auch für Bischöfe und ihre Hirtenworte).
Aber - die Frau am Jakobsbrunnen stört sich daran kaum. Anstatt über diesen wirr redenden Propheten den Kopf zu schütteln und sich nicht weiter darum zu kümmern, holt sie begeistert die ganze Dorfgemeinschaft herbei - wird zu einer Botschafterin, zu einem Apostel.
Allerdings ist sie da bei den Aposteln in guter Gesellschaft: Ihnen geht es genauso. Auch sie verstehen Jesus immer wieder falsch, manchmal hören sie nicht einmal zu. Und trotzdem bleiben sie bei ihm.
Und Sie, liebe Schwestern und Brüder, sind ja auch noch da. Sie sind nicht gegangen, obwohl das heutige Evangelium sehr lang und nicht sonderlich einfach gewesen ist.
Offensichtlich spielt bei der Frau am Jakobsbrunnen - bei den Aposteln - und auch bei uns noch etwas anderes eine Rolle. Dieser Jesus ist kein Lehrer, kein Prophet mit einer Botschaft, kein Professor mit einer neuen Erkenntnis. Es geht diesem Jesus nicht um eine neue Lehre. Ihn auf diese Art und Weise missverstehen, wäre nun wirklich fatal.
Jesus ist der Messias - Gott höchstpersönlich, der gekommen ist, um Frieden mit den Menschen zu schließen, ihre Sünden auf sich zu nehmen, damit nichts mehr zwischen ihm und den Menschen steht.
Warum sind Sie hier? Um eine gute Predigt zu hören? Oder um dem Messias zu begegnen - Gott höchstpersönlich? Um mit Gott Frieden zu schließen? Ihm ihre Sünden zu überlassen, damit nichts mehr zwischen ihnen und Gott steht?
Es liegt bei ihnen, ob sie trotz schlechter Predigt, trotz unverständlichem Hirtenwort der Samariterin nachfolgen und zum Apostel werden, der anderen sagt: Er ist wirklich der Retter der Welt. Amen.
Liebe Schwestern und Brüder,
Warum gibt es eigentlich die Kirchengebote? Warum schreibt die Kirche uns vor, wie wir zu leben haben? Hat Christus uns nicht die Freiheit von all den jüdischen Gesetzten geschenkt? Hat er uns nicht zur Freiheit berufen?
Ich möchte mit Ihnen heute einmal das fünfte Kirchengebot, das Fastengebot durchgehen. ... Doch was nützt das fasten, wenn ich mir nach Ostern wieder den Magen voll schlage und ihn mir dabei vielleicht sogar noch verderbe? Wird die Welt durch meine Buße besser? Ist mein Leben durch 40 Tage Fasten christlicher geworden?
Das heutige Evangelium gibt uns eine sehr gute Antwort auf den Sinn des Fastens. Jesus kommt erschöpft in der Mittagszeit an den Jakobsbrunnen in Samarien und bittet eine vorbeikommende Frau um Wasser, also um eine lebensspendende Gabe. Die Bedeutung der Bitte um Wasser können wir, die wir nur einfach den Hahn aufdrehen brauchen wohl gar nicht mehr nachvoll- ziehen. Die Frau ist über die Bitte verwundert. "Du, ein jüdischer Mann, willst etwas von mir, der ich doch deiner gar nicht würdig bin?" Denn dieses Verhalten Jesu war damals wirklich unvorstellbar. Die Juden wollten mit den Samaritern nichts zu tun haben, die waren nach ihrer Meinung vom wahren Glauben abgefallen. Dazu noch eine Frau, die nach damaligem Verständnis nochmals niedriger stand. Doch Jesus kümmert sich nicht um diese Wertmaß- stäbe, sondern spricht diese Frau an und bittet sie um lebenswichtige Hilfe.
Schon diese Szene läßt sich auf unser Leben heute übertragen: Jesus spricht uns an, die wir doch eines Gottes gar nicht würdig sind, die wir so oft vom Glauben abfallen. Und er spricht uns nicht nur an, sondern er bittet uns um Hilfe, damit er Leben kann. Durch unsere Hilfe will Jesus Christus leben. Jesus verlangt zunächst etwas von uns, bevor er uns dann etwas gibt.
Denn so geht's im Evangelium weiter, nach der Verwunderung der Frau bietet Jesus ihr lebensspendende Hilfe an, und zwar nicht nur einfach Wasser, sondern lebendiges Wasser, also Quellwasser, und zwar eines, wovon man nie mehr durstig wird. Nach erneuter Verwunderung bittet diese Frau Ihn um dieses Wasser, um diese Quelle des Lebens, so daß sie nie mehr zum Brunnen laufen müßte. Nie mehr diesen mühsamen Weg gehen, um wieder für einen Tag genug zum Leben zu haben.
Jesus bringt nun aber noch eine weitere Dimension hinein: er fragt nach ihrem Mann, und sie gibt zu, daß sie eigentlich gar keinen hat. Sie hat fünf Männer gehabt, und sich immer wieder getrennt. Auch das zeigt, daß diese Frau nicht den wahren Sinn des Lebens gefunden hat. Ihr Leben ist rastlos, sie kommt nie zur Ruhe. Immer wieder neu muß sie nach einem neuen Lebenssinn suchen, immer wieder sucht sie einen neuen Lebenspartner, immer wieder, tagtäglich muß sie zum Brunnen laufen, um leben zu können. Als sie nun Jesus kennengelernt hat, der ihr dieses aufzeigt, läßt sie alles stehen und liegen. Sie hat nun die Quelle des Lebens gefunden, die sie auf der langen Suche nach ihrem Glück nie gefunden hatte. Sie läuft nun in die Stadt und erzählt den anderen davon, so, daß diese auch zum Glauben kommen. Dabei vergißt sie ganz ihren Wasserkrug, weshalb sie ja eigentlich zum Brunnen gekommen ist, aber den braucht sie nun nicht mehr, auf den kann sie jetzt gut verzichten.
Und auch diese Szenen können wir auf unser Leben übertragen.
Jesus, der zunächst etwas von uns erbittet, gibt uns
nun vielmehr, als wir ihm hätten geben können. Jesus
erbittet von uns Hilfe zum Leben, und schenkt uns dabei das
wahre Leben, das Wasser, wovon man keinen Durst mehr bekommt.
Er zeigt uns auf, daß wir in unserem Leben unruhig hin-
und herziehen, daß wir uns tagtäglich um den Lebenssinn
bemühen. Doch er kann dieser Sucherei, diesem Mühen
ein Ende machen. Er gibt uns den wahren Sinn, er will uns
die wahre Quelle des Lebens sein, so daß wir den Wasserkrug
nicht mehr brauchen. Auf das Wasser des Brunnens, das uns
nur für den Tag den Durst löscht, können wir
nun gut verzichten.
Und genau das will das Fastengebot der Kirche bewirken, daß ich dem Herrn etwas zur verfügung stelle, nicht irgend etwas belangloses. Jesus bittet die Frau um Wasser, etwas sehr wertvolles. So bittet er auch mich um etwas sehr wertvolles. Ihm etwas , was mir lieb und teuer geworden ist hinhalten. Bereit sein, davon abzugeben, darauf zu verzichten. Auf den Brunnengang verzichten, auf das verzichten, was ich angeblich täglich zum Leben brauche. Schauen sie selbst, was für sie der Wasserkrug ist, den sie eigentlich stehen lassen können, da sie etwas viel wertvolleres bekommen haben, da sie eine viel lebendigere Quelle besitzen. Durch die Fastenzeit die Chance ergreifen, auf die eigentliche Quelle unseres christlichen Lebens aufmerksam zu werden. Verzicht üben, damit ich merke, welche Rolle Christus in meinem Leben spielt, auch über Ostern hinaus.