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Predigtvorschläge - 14. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A)
1. Predigtvorschlag

von Manfred Stücker (erstellt: 2023)

Das Privileg der Ruhe

Als ich in früheren Jahren zu Besuchen in der Ukraine war, um Hilfsgüter und Spenden zu überreichen oder Hilfsaktionen zu koordinieren, da haben wir unseren Gastgebern nach dem Abendessen zur beginnenden Nacht gewünscht: "Angenehme Ruhe!" - Das war aber nur am Anfang so. Denn die so Angesprochenen fühlten sich keineswegs wohl bei diesem Wunsch! Was für uns die Nachtruhe bedeutete, der erholsame Schlaf, das bedeutete für unsere Freunde ziemlich genau das, was wir am Grab sagen, wenn wir unseren Verstorbenen wünschen, sie mögen "ruhen in Frieden".

"Ruhe" kann durchaus etwas Verschiedenes bedeuten. Wussten Sie, dass in früheren Zeiten das Ruhen, das Ausruhen und sich einfach treiben lassen ein Privileg von nur wenigen war? Die allermeisten Menschen mussten, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, den ganzen Tag über arbeiten, bis es eben dunkel wurde. Freizeit war knapp. Und die wirklichen Zeiten der Feier und des Festes waren durch den Kreislauf der Natur und auch des Kirchenjahres bestimmt: Weihnachten und Ostern, Erntedank und Kirchweihe oder auch das Schützenfest.

Heute dagegen wünschen sich viele unserer Arbeitslosen oder Kurzarbeiter nichts sehnlicher, als dass ihre Ruhe endlich vorbei sei und sie sich wieder betätigen können. "Ruhe" ist da eher ein abschreckendes Wort.

Woran mag es liegen, dass in unserer Zeit viele Menschen nichts lieber mögen als "Action", Zerstreuung, Programm, das mitreißt? Und auch bei älter werdenden Menschen ist das Ideal nicht, einfach die Ruhe zu suchen, sondern Bewegung ist angesagt, Aktivität, Unternehmung.
"Stillstand ist Rückschritt" – "Wer rastet, der rostet": solche Worte verraten viel. Sie verraten, dass wir uns nur ein Dasein vorstellen können, in dem dauernd etwas geschieht. In dem etwas vorangeht.

Das geht dann bis hinein in den Gottesdienst. Wer einen Gottesdienst vorbereiten, oder besser wird gesagt: "gestalten" will, der muss eine Idee haben, was passieren soll: Musik, Texte, vielleicht eine Darbietung, eine Aufführung, ein Tanz - es darf auf gar keinen Fall "nichts" geschehen. Ruhe und Stille sind irgendwie fremd, sind unpassend, störend. Damit kann man nichts mehr anfangen, oder?

Kann uns Jesus weiterhelfen? Kann sein Beispiel uns etwas zeigen? Wenn Jesus von "Ruhe" spricht oder in der Bibel die "Ruhe" erwähnt wird, dann kommt dieses Wort dem nahe, was unsere Freunde in der Ukraine damit verbunden haben. Während wir oft damit verbinden: Ausruhen - entspannen - still werden - was ja gut ist und was zum Menschsein gehört! - meint die Bibel damit zuerst etwas anderes.

"Ruhe" ist eine Eigenschaft, die allein Gott zukommt, und ein Geschenk, das nur Gott selber geben kann. "Ruhe" ist ein Ausdruck seiner schöpferischen Kraft und Macht.

Sehr deutlich kommt das im Schöpfungsbericht zur Sprache. Nachdem aufgezählt wurde, wie Gott in der Fülle seiner schöpferischen Kraft die Welt und alles, was lebt, ins Dasein gerufen hat, kommt es nach den sechs Tagen der Schöpfung zum siebten Tag. An jedem der sechs Tage konnte er sagen: "Es war sehr gut (Gen 1,31 u.a.). Jetzt aber, am siebten Tag, "ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk der Schöpfung vollendet hatte" (Gen 2,3).

Wir würden diese Stelle natürlich völlig falsch verstehen, wenn wir meinen wollten, Gott müsse sich eben ausruhen, weil er ja so viel gearbeitet hätte und nun ziemlich erschöpft sei. Das würde das Wesen Gottes und seine unvorstellbare Allmacht und Größe menschlich verkleinern und verniedlichen.

Nein, hier bedeutet "Ruhe", dass Gott sein Dasein nicht einem anderen verdankt, sondern dass er in sich und durch sich selbst existiert, dass er da ist in einer ganz anderen Weise als alles Geschöpfliche, das Er ins Dasein gerufen hat - Gott ist in sich Existenz, er ist in sich Leben und Dasein, er braucht nicht die Welt, aber er öffnet sich aus Liebe, er geht auf seine Schöpfung zu.

Die "Ruhe", die in ihm selbst zu finden ist, ist mit einem anderen Wort zu beschreiben: mit dem Wort Frieden. Frieden bedeutet Ausgleich, es bedeutet Harmonie, es bedeutet ein Zustand, in dem alles einfach gut ist.

Und so kann Jesus zur Ruhe einladen, weil er ganz von Gott kommt - er ist ja Gottes Sohn, Gottes geliebtes Kind - und weil er etwas geben kann, was Menschen allein nicht zu geben vermögen.

Was kann das für uns bedeuten, jetzt mitten im Sommer, in den Ferien? Ist das vielleicht doch ein Aufruf zur Entspannung, zum Urlaub oder ist es doch noch etwas mehr?

Wir haben eine Feier, in der wir Ruhe und Frieden finden können, wir haben einen Tag in der Woche, an dem wir eingeladen sind, den Frieden und die Ruhe wirklich zu genießen und aus diesem Geschenk zu leben: das ist der Sonntag, das ist die heilige Messe am Sonntag, dem ersten Tag der Woche.

Warum brauchen wir die heilige Messe, warum ist der Sonntag so wichtig?

Ich will es einmal so versuchen zu erklären, ausgehend von dem, was Jesus im Evangelium sagt.

Wir brauchen einen Ort, an dem mich niemand fragt: Woher kommst du? Was willst du hier?

Wir brauchen einen Ort, an dem mich niemand ausnützen, überreden, zu einer bestimmten Meinung oder zu einem bestimmten Kauf überreden oder überzeugen will.

Wir brauchen einen Ort, an dem ich nicht beweisen muss, dass ich etwas Bestimmtes kann, dass ich erfolgreich bin, dass mich bestimmte Leute mögen.

Wir brauchen einen Ort, an dem ich nicht Sorge haben muss, was andere über mich denken, wenn ich Sorgen habe oder Ängste, wenn mich etwas bedrückt oder belastet.

Wir brauchen einen Ort, wo ich jemanden finde, der mich wirklich kennt, bei dem ich mich nicht verstellen muss, bei dem ich Verständnis finde.

Kurz: Wir brauchen eine Feier und einen Tag, an dem uns das alles geschenkt wird und das alles gelingt. Dieser Tag ist der Sonntag, der Tag, an dem wir Gott danken und Ihm die Ehre geben in der wunderbaren Gegenwart unseres Herrn Jesus Christus.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen, Ihnen und mir, eine friedvolle, eine ruhige, eine gesegnete sommerliche Zeit.

2. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2008)

„Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt.“ Die schweren Lasten – sie begleiten unser Leben. Mal sind es mehr, mal weniger. Die alten und kranken Menschen können ein Lied davon singen, aber auch die Berufstätigen an den immer stressiger werdenden Arbeitsplätzen.

„Ich werde euch Ruhe verschaffen“, sagt Jesus. Was meint er damit? Wie macht er das? Ich nenne vorerst nur einen Aspekt, den ich selbst schon oft erfahren habe. Oft ist es mir schon vorgekommen, daß ich abends kurz vor der Messe total erschöpft war, am Ende meiner Kraft und voller Bitterkeit, daß ich noch lange keine Ruhe finden werde, weil es nach der Messe gleich mit irgendeinem Termin weitergeht. An solchen Tagen kommt es mir so vor, als könnte ich nicht einmal mehr die Messe andächtig feiern. Und dann – wenige Minuten nach Beginn der Eucharistie – fällt alles von mir ab und ich spüre eine aus den Tiefen heraufsteigende Erquickung, eine ungeahnte Kraft, so daß ich mich nach einer halben Stunde ganz erfrischt fühle. Ich habe das schon oft erlebt, es ist nicht gelogen und nicht übertrieben. Es ist jedes Mal wie ein Wunder – eine echte Bestätigung des Wortes Jesu: „Ich werde euch Ruhe verschaffen“. Hierin liegt auch einer der Gründe, warum ich die Feier der Messe niemals als Arbeit bezeichnen oder selbst so ansehen würde. Wenn ein Priester die Messe als Arbeit betrachtet und sie so behandelt wie andere Termine auch, dann stimmt etwas nicht mit seinem Berufsverständnis.

Gott sei Dank gibt es hier in St. Johannes eine Reihe von Gläubigen, die gern zur Werktagsmesse kommen und dort Erquickung von der Ruhelosigkeit ihres Alltags suchen. Jeder, der die Messe andächtig mitfeiert, hilft mir und den anderen, im Gottesdienst wirklich zu Gott zu finden und von ihm Kraft zu beziehen.

Natürlich verschafft Jesus Ruhe nicht allein durch die Feier der Eucharistie, auch wenn es dort in einer besonders dichten Weise spürbar wird. Jesus ist ja unser Freund und hat unser Bestes im Blick, so daß jede echte Begegnung mit ihm den Charakter der Erquickung trägt, so wie uns ja auch jede Begegnung mit einem lieben Menschen bereichert und erfreut. Nicht daß er uns die Lasten, die wir oft so schmerzlich spüren, abnimmt. Aber er hilft uns, sie besser tragen zu können, er trägt sie gleichsam mit uns und hat unglaublich viel Verständnis mit uns, wenn wir uns trostlos fühlen und die Last am liebsten abwerfen würden. So sagt er: „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht.“ Das Joch, von dem er spricht, ist die Art zu leben, die er uns selbst vorgelebt hat, ist die freie Hingabe an den anderen Menschen. Die Dinge werden leichter, wenn sie mit Sinn erfüllt sind, die Pflichten drücken weniger, wenn wir beginnen, sie gern zu tun.

Von Jesus können wir etwas lernen, was wirkliche Lebenshilfe ist, so daß wir Ruhe finden für unsere unbehauste Seele. Ich kann dies jetzt nicht umfassend ausführen, nur einige Streiflichter werfen. Ein wichtiger Punkt ist, daß Jesus immer bereit ist, unsere Klagen anzuhören und Verständnis zu zeigen, auch dann, wenn alle anderen Menschen ihr Mitgefühl bereits zurückgezogen haben. Jesus wird nie sagen, er habe selbst schon Sorgen genug, er habe keine Zeit für uns oder Wichtigeres zu tun. Seit 2000 Jahren wartet er im Tabernakel auf uns – kann es einen deutlicheren Ausdruck für seine Güte, Milde und Geduld geben?

Ein zweites: Jesus macht uns Mut, das, was wir ändern können, auch wirklich zu ändern, während er uns andererseits Gelassenheit gibt, das Unabänderliche zu ertragen. Wie oft jammern wir zwar über dies und das, rühren aber keinen Finger, um es zu ändern!
Ich gebe nur ein Beispiel: die vielen Einladungen und gesellschaftlichen Anlässe, die uns angetragen werden und die doch aufgrund ihrer ins Unermeßliche angestiegenen Häufigkeit mehr Streß als Freude bereiten. Ich höre sehr oft Menschen darüber klagen, es kommt mir aber so gut wie nie zu Ohren, daß irgend jemand sein Verhalten ändert und die Feiern auf die Hälfte reduziert. Es fehlt an Mut. Wer sich zuerst und vor allem an Jesus hält, wird spüren, wie ihm Mut zuwächst, wird es leichter finden, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und sich Freiräume zu schaffen. Das Joch Jesu drückt nicht, und seine Last ist leicht.

Einen dritten Gedanken hat der hl. Franz von Sales in seinem Büchlein Philothea geäußert. Gott, so sagt er, hat uns von Ewigkeit her genau das Kreuz zugemessen, das wir tragen können. Er hat es uns angemessen, zugeschnitten, unseren Verhältnissen angepaßt. So ist unser Kreuz nicht zu schwer. Gott, der uns von Ewigkeit her kennt und liebt, hat es uns zugemutet. Der Wille Gottes paßt genau zu uns, weil er ganz persönlich um unser ganzes Leben weiß. Denn Gottes Liebe ist nicht nur eine allgemeine Liebe zum Menschengeschlecht insgesamt, sondern auf jeden ganz persönlich ausgerichtet. Sie berücksichtigt meine konkrete Lebenssituation und bezieht meine Vergangenheit und meine Zukunft mit ein. Auch in diesem Sinne ist das Joch Jesu nicht drückend und seine Last vergleichsweise leicht.

Das Leben wird leichter, wenn wir Jesus daran teilnehmen lassen. Nur scheinbar gewinnen wir, wenn wir die Religion, die Bindung an Gott, abstreifen. Die Welt, die uns von Gott fernhalten will, verspricht uns Freiheit, hält aber nicht Wort. Das Joch Christi dagegen macht frei, weil es uns für die Liebe zurüstet und ungeahnte Freude mit sich bringt.

3. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2005)

Liebe Gemeinde!

Wenn ich den Kranken die hl. Kommunion bringe, lese ich gern das heutige Evangelium vor. Es ist ein tröstlicher Text, eine so freundlich ausgesprochene Einladung: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt.“ Die schweren Lasten – sie begleiten unser Leben. Mal sind es mehr, mal weniger. Die alten und kranken Menschen können ein Lied davon singen, aber auch die Berufstätigen an den immer stressiger werdenden Arbeitsplätzen.

„Ich werde euch Ruhe verschaffen“, sagt Jesus. Was meint er damit? Wie macht er das? Ich nenne vorerst nur einen Aspekt, den ich selbst schon oft erfahren habe. Oft ist es mir schon vorgekommen, daß ich abends kurz vor der Messe total erschöpft war, am Ende meiner Kraft und voller Bitterkeit, daß ich noch lange keine Ruhe finden werde, weil es nach der Messe gleich mit irgendeinem Termin weitergeht. An solchen Tagen kommt es mir so vor, als könnte ich nicht einmal mehr die Messe andächtig feiern. Und dann – wenige Minuten nach Beginn der Eucharistie – fällt alles von mir ab und ich spüre eine aus den Tiefen heraufsteigende Erquickung, eine ungeahnte Kraft, so daß ich mich nach einer halben Stunde ganz erfrischt fühle. Ich habe das schon oft erlebt, es ist nicht gelogen und nicht übertrieben. Es ist jedes Mal wie ein Wunder – eine echte Bestätigung des Wortes Jesu: „Ich werde euch Ruhe verschaffen“. Hierin liegt auch einer der Gründe, warum ich die Feier der Messe niemals als Arbeit bezeichnen oder selbst so ansehen würde. Wenn ein Priester die Messe als Arbeit betrachtet und sie so behandelt wie andere Termine auch, dann stimmt etwas nicht mit seinem Berufsverständnis.

Gott sei Dank gibt es hier in St. Pankratius eine Reihe von Gläubigen, die gern zur Werktagsmesse kommen und dort Erquickung von der Ruhelosigkeit ihres Alltags suchen. Jeder, der die Messe andächtig mitfeiert, hilft mir und den anderen, im Gottesdienst wirklich zu Gott zu finden und von ihm Kraft zu beziehen.

Natürlich verschafft Jesus Ruhe nicht allein durch die Feier der Eucharistie, auch wenn es dort in einer besonders dichten Weise spürbar wird. Jesus ist ja unser Freund und hat unser Bestes im Blick, so daß jede echte Begegnung mit ihm den Charakter der Erquickung trägt, so wie uns ja auch jede Begegnung mit einem lieben Menschen bereichert und erfreut. Nicht daß er uns die Lasten, die wir oft so schmerzlich spüren, abnimmt. Aber er hilft uns, sie besser tragen zu können, er trägt sie gleichsam mit uns und hat unglaublich viel Verständnis mit uns, wenn wir uns trostlos fühlen und die Last am liebsten abwerfen würden. So sagt er: „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht.“ Das Joch, von dem er spricht, ist die Art zu leben, die er uns selbst vorgelebt hat, ist die freie Hingabe an den anderen Menschen. Die Dinge werden leichter, wenn sie mit Sinn erfüllt sind, die Pflichten drücken weniger, wenn wir beginnen, sie gern zu tun.

Von Jesus können wir etwas lernen, was wirkliche Lebenshilfe ist, so daß wir Ruhe finden für unsere unbehauste Seele. Ich kann dies jetzt nicht umfassend ausführen, nur einige Streiflichter werfen. Ein wichtiger Punkt ist, daß Jesus immer bereit ist, unsere Klagen anzuhören und Verständnis zu zeigen, auch dann, wenn alle anderen Menschen ihr Mitgefühl bereits zurückgezogen haben. Jesus wird nie sagen, er habe selbst schon Sorgen genug, er habe keine Zeit für uns oder Wichtigeres zu tun. Seit 2000 Jahren wartet er im Tabernakel auf uns – kann es einen deutlicheren Ausdruck für seine Güte, Milde und Geduld geben?

Ein zweites: Jesus macht uns Mut, das, was wir ändern können, auch wirklich zu ändern, während er uns andererseits Gelassenheit gibt, das Unabänderliche zu ertragen. Wie oft jammern wir zwar über dies und das, rühren aber keinen Finger, um es zu ändern! Ich gebe nur ein Beispiel: die vielen Einladungen und gesellschaftlichen Anlässe, die uns angetragen werden und die doch aufgrund ihrer ins Unermeßliche angestiegenen Häufigkeit mehr Streß als Freude bereiten. Ich höre sehr oft Menschen darüber klagen, es kommt mir aber so gut wie nie zu Ohren, daß irgend jemand sein Verhalten ändert und die Feiern auf die Hälfte reduziert. Es fehlt an Mut. Wer sich zuerst und vor allem an Jesus hält, wird spüren, wie ihm Mut zuwächst, wird es leichter finden, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und sich Freiräume zu schaffen. Das Joch Jesu drückt nicht, und seine Last ist leicht.

Einen dritten Gedanken hat der hl. Franz von Sales in seinem Büchlein Philothea geäußert. Gott, so sagt er, hat uns von Ewigkeit her genau das Kreuz zugemessen, das wir tragen können. Er hat es uns angemessen, zugeschnitten, unseren Verhältnissen angepaßt. So ist unser Kreuz nicht zu schwer. Gott, der uns von Ewigkeit her kennt und liebt, hat es uns zugemutet. Der Wille Gottes paßt genau zu uns, weil er ganz persönlich um unser ganzes Leben weiß. Denn Gottes Liebe ist nicht nur eine allgemeine Liebe zum Menschengeschlecht insgesamt, sondern auf jeden ganz persönlich ausgerichtet. Sie berücksichtigt meine konkrete Lebenssituation und bezieht meine Vergangenheit und meine Zukunft mit ein. Auch in diesem Sinne ist das Joch Jesu nicht drückend und seine Last vergleichsweise leicht.

Das Leben wird leichter, wenn wir Jesus daran teilnehmen lassen. Nur scheinbar gewinnen wir, wenn wir die Religion, die Bindung an Gott, abstreifen. Die Welt, die uns von Gott fernhalten will, verspricht uns Freiheit, hält aber nicht Wort. Das Joch Christi dagegen macht frei, weil es uns für die Liebe zurüstet und ungeahnte Freude mit sich bringt.

Ich bin sicher, daß in nur wenigen Jahren eine riesige Masse von Menschen diese Wahrheit einsieht, einsehen muß, weil alle Versprechen der gottlosen Welt in sich zusammenbrechen und niemand mehr daran glauben kann. Um so wichtiger, daß wir Christen diese Wahrheit schon jetzt verstehen und daß wir sie als Frohe Botschaft annehmen, als Wort der Rettung und des Trostes.

4. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder, wer bei der heutigen Rede Jesu genau hingehört hat, wird wahrscheinlich stutzen: Da hat Jesus doch tatsächlich gesagt, dass er sich freut, dass der Vater die Frohe Botschaft nicht allen Menschen erzählt.
Jesus freut sich ausdrücklich darüber, dass der Vater "das den Weisen und Klugen verborgen hat. Ja, Vater, so hat es Dir gefallen."

Das kann man natürlich so interpretieren, dass die Weisen und Klugen sich zu gut waren, auf den Sohn des Zimmermanns zu hören. Dann wäre es ihre eigene Schuld, und Gottvater wäre wieder der, der alle gleichermaßen beschenkt.

Aber das hat Jesus nicht so gesagt und auch nicht so gemeint. Er sagt nicht: "Ich freue mich, dass die Kleinen meine Botschaft willig aufnehmen und die Klugen ausnahmsweise den falschen Riecher haben und so ihre geistige Unfähigkeit offenbaren." Nein, es ist hier die Rede vom Tun Gottes: Er verbirgt vor den Klugen und offenbart den Unmündigen.

Dabei ist der Gedanke der selbstverschuldeten Verblendung nicht falsch. Tatsächlich ist Glauben zunächst Gehorsam. Wir glauben Jesus, der uns die Botschaft vom Vater bringt, weil er der Sohn Gottes ist. Das, was er sagt, nehmen wir gehorsam an - nicht, weil wir es mit unserem eigenen Verstand geprüft hätten; nicht, weil wir da schon längst selbst drauf gekommen wären. Dass Gott in Wirklichkeit dreifaltig ist und dass der Sohn für unsere Sünden stirbt, kann sich kein Gelehrter oder Philosoph ausdenken. Das müssen wir schlicht dem glauben, der es weiß: Gott.

Deshalb haben auch heute noch die Menschen, die nur sich selber trauen und alles, was andere sagen, kritisch oder sogar ablehnend betrachten, große Schwierigkeiten, sich in die Kirche Jesu einzufügen. Es gehört Demut dazu; vor allem Mut, sich der Kirche anzuvertrauen, auch wenn alle um mich herum sagen, dass sie lieber auf ihren eigenen Verstand vertrauen. Vielleicht komme ich mir dann klein vor - aber genau diese Kleinheit ist es, der Jesus das Himmelreich versprochen hat.

Aber das erklärt noch nicht das heutige Evangelium. Es geht letztlich nicht darum, dass Jesus den Großen und Klugen eins auswischen will. Ganz im Gegenteil: Er gibt ihnen noch eine Chance. Auch die Mächtigen, Weisen und von sich selbst überzeugten haben eine Hoffnung, die Heilsbotschaft Jesu zu hören: Wenn sie sich vertrauensvoll an die Kleinen und Unmündigen wenden und ganz bescheiden fragen: Was hat Jesus denn gesagt?

Deshalb freut sich Jesus: Der Vater hat es den einfachen Menschen gesagt, und jetzt sind die Klugen darauf angewiesen, diesen einfachen zu Glauben. Erst, wenn die es schaffen, von ihrem hohen Ross herabzusteigen und den kleinen Christen von nebenan zu befragen - und ihm zu glauben - wird auch ihnen klar, was Glauben heißt.
Das fing ganz konkret bei den Aposteln an: Das waren alle Underdogs - die Loser der damaligen Zeit: Ein ehemaliger Zöllner, eine Ex-Aussätziger und ein paar einfache Fischer. Ob die Pharisäer, die Schriftgelehrten, die Sadduzäer und Essener, die Hohenpriester und die griechischen Philosophen wohl bereit waren, auf ein solches Strandgut der Menschheit zu hören?

Darüber freut sich Jesus: Das Heil der Welt kann nur der erfahren, der sich beugt; der klein wird, um auf die Kleinen zu hören. Das ist Gehorsam: Nicht den Verstand ausschalten - aber bereit sein, im Bettler auf der Straße, in der alten, verwirrten Frau von nebenan, im Dorftrottel und im missgeliebten Alkoholiker, im Außenseiter in der Klasse und im unbeliebten Mitschüler oder Altersgenossen den zu erkennen, der mir von Gott erzählen kann; vor dem ich meinen Hut ziehe und schlicht sagen muss: Ich glaube Dir.

Amen.

Fürbitten