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Predigtvorschläge - 16. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A)
1. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2005)

Liebe Gemeinde!

„Erkläre uns das Gleichnis!“ bitten die Jünger den Herrn. Die Frage leuchtet ein, denn das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen enthält einen rätselhaften Zug: Wieso läßt der kluge Bauer das Unkraut nicht gleich beseitigen?

Man muß dazu wissen, daß es im Orient eine sehr verbreitete Pflanze gibt, den Taumellolch, der dem Weizen sehr ähnlich sieht und erst spät an den kleineren Körner vom Weizen zu unterscheiden ist. Dieses Unkraut trägt einen giftigen Pilz, der die ganze Ernte verderben kann. Es müßte deshalb das vorrangige Ziel des Bauern sein, das Unkraut so schnell wie möglich vom Weizen zu trennen.
Im Gleichnis tut er es aber nicht und verbietet seinen Knechten, das Unkraut auszureißen.

Ganz offensichtlich will Jesus mit dieser zunächst unverständlichen Handlungsweise des Bauern etwas über Gottes Art, in dieser Welt zu handeln, sagen. Auf den Punkt gebracht: Gottes Reich setzt sich durch gegen alle Widerstände und gegen den Anschein der Übermacht des Bösen. Gottes Reich wächst in einer Welt, die dafür gar nicht bereit ist.

Jesus selbst erklärt es hinterher den Jüngern: „Der Acker ist die Welt.“ In ihr sät Gott den Samen seines Wortes aus. Er soll in der Seele Wurzel schlagen und Früchte der Heiligkeit bringen. Aber auch der Feind ist nicht untätig. Er versucht, wo er nur kann, das Böse auszustreuen. Und er gibt dem Bösen den Anschein des Guten, damit es diesem ähnlich sieht wie der Lolch dem Weizen.

In dieser Situation steht die Menschheit seit eh und je. Gutes ist neben Bösem, manchmal schwer zu unterscheiden, ja in den meisten Menschen liegt es neben- und ineinander. Auch die Dinge dieser Welt, die Errungenschaften der Technik lassen sich zum Guten wie zum Bösen nutzen. Was auf den ersten Blick wie ein großes Gut erscheint, entpuppt sich nach längerem Hinsehen oder nach einer schmerzlichen Erfahrung als ein dunkles Übel. Der Fortschritt der Technik hat das ökologische Gleichgewicht in katastrophaler Weise beeinträchtigt. Die gute Absicht verfehlt immer wieder ihr Ziel. Bis heute ist es in keiner Weise gelungen, die Welt vom Übel zu befreien. Ja, gerade die rigorosen Weltveränderer mit ihren hehren Idealen haben, wenn ihnen Macht gegeben war, das Böse auszurotten, immer nur größeres Unheil angerichtet. Die Französische Revolution ist nur eins von vielen Beispielen.

Hier wird das Gleichnis Jesu ganz aktuell: Der Herr der Ernte sagt: „Laßt beides wachsen bis zur Ernte!“ Versucht nicht, das Gericht Gottes vorwegzunehmen! Es ist Gottes Sache, das Böse endgültig zu vernichten. Einstweilen müßt ihr damit leben, daß die Welt nicht perfekt ist und daß ihr selber auch nicht perfekt seid. Denn einstweilen übt Gott seine Langmut aus, wie das Buch der Weisheit sagt: „Deine Herrschaft über alles läßt dich über alles Nachsicht üben. ... Weil du über Stärke verfügst, richtest du in Milde.“ (Weish 12,16. 18) Oder wie es der 2. Petrusbrief sagt: „Der Herr ist nur geduldig mit euch, weil er nicht will, daß jemand zugrunde geht, sondern daß alle sich bekehren“. (2 Petr 3,9)

Damit ist freilich nicht gesagt, daß wir die Hände in den Schoß legen und gar nicht mehr gegen das Böse ankämpfen sollen. Unkraut bleibt Unkraut, auch wenn Gott es vorerst stehenläßt. Am Ende wird es wertlos sein für die Scheunen Gottes und dem Feuer überantwortet. Sonst hätte die ganze Botschaft keinen Sinn. Daher sollte es selbstverständlich sein, daß wir uns mühen, zum Weizen Gottes zu gehören. So schreibt der Apostel Paulus: „Laß dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute.“ (Röm 12,21)

Aber eben in Liebe und mit Milde – nach dem Vorbild Gottes und dem Vorbild unseres Herrn Jesus Christus, der die Gewaltanwendung immer abgelehnt hat. Ich denke, daß diese Gedanken vor allem auch bei der Erziehung der Kinder ein bedeutsames Anwendungsfeld haben. Wenn Eltern oder Erzieher versuchen, aus ihnen mit Gewalt alles herauszureißen, was sie als böse erkannt haben, dann zerstören sie ihre Persönlichkeit, auch das Gute, das in ihnen steckt. Geduld und Milde sind erforderlich – auch wenn diese Haltung oft sehr schwer durchzuhalten ist. Man möchte gern gleich die Erfolge der Erziehung sehen, und Mißerfolge erzeugen Enttäuschung oder sogar Wut. Und doch ist auf die Dauer nichts anziehender und formender als das geduldige eigene gute Beispiel.

Lassen wir uns von der Zuversicht unseres Herrn Jesus Christus anstecken – er sieht Gottes Reich wachsen inmitten von Unkraut und Versagen!

2. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Zwei Gedanken:

1. Ein auf den ersten Blick düsterer Gedanke: Wer ist der Feind? Früher, klar, der Teufel. Aber weil man mit dem Gedanken des Teufels den Menschen unter Druck sah, verlegte man das Böse in den Menschen. Seine Triebe, seine Neigungen und Begierden verleiten ihn.

Nur: Ist er deshalb freier? Letztlich steigt doch nur der Druck. Den jetzt bin ich es, der sich freimachen muss. Und wenn es nicht klappt, bin nur ich schuld.

Ich bemühe mich, nur den katholischen Glauben hier zu verkünden, nicht meine Meinung. Und zum katholischen Glauben gehört die Annahme dazu, das es den Teufel gibt, den Verführer. Dieser Glaube ist aber nicht das Ende unserer Freiheit, ein Relikt von überholtem Glauben. Vielmehr können wir uns in vielem von Selbstvorwürfen befreien.

Und vor allem: Der Teufel ist besiegt und wird gerichtet werden. Nicht wir sind besiegt, oder ein Teil von uns. Sondern der, der uns immer wieder verführt. So düster ist dieser Gedanke also gar nicht: Er setzt uns frei von lebenslänglichen Selbstvorwürfen und gibt unserer Hoffnung auf die Vergebung Gottes neuen Grund.

In einem Film heißt es: Der größte Trick, den der Teufel jemals gebracht hat, ist die Welt glauben zu lassen, dass es ihn nicht gäbe.

2. Wenn von der wachsenden Saat gesprochen wird... nicht nur Kirche, Welt oder Gruppen, sondern auch ich gemeint.

Gott weiß, wie es in mir aussieht. Aber er lässt mich gewähren. Getrennt wird erst mit der Ewigkeit.

Mein Augenmerk braucht sich also nicht auf meine Fehler zu richten: Das muss ich vermeiden - und das ...

Sondern ich darf mich auf das Gute konzentrieren. Und das schlechte ruhig erst einmal wachsen lassen.

3. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

Jemand, der stark, selbstbewußt ist, braucht seine Stärke nicht dauernd zu beweisen, sondern kann auch gnädig sein, kann Nachsicht üben. Nur wer innerlich schwach ist, mangelndes Selbstbewußtsein hat, muß auch dann hart durchgreifen, wenn Nachsicht angesagt wäre, da er sein Gesicht nicht verlieren darf. Wer hingegen die Anerkennung von anderen nicht täglich bewiesen haben muß, kann Gnade vor Recht ergehen lassen. Dies ist eine Erkenntnis, die sicherlich schon so mancher von uns gemacht hat.

In der heutigen Lesung wird genau diese Stärke auch von Gott berichtet. „Du brauchst nicht zu beweisen, daß Du gerecht geurteilt hast. Deine Stärke ist die Grundlage Deiner Gerechtigkeit, und Deine Herrschaft über alles läßt Dich gegen alles Nachsicht üben." Weil Gott sich nicht zu beweisen braucht, kann er Gnade vor Recht ergehen lassen. „Weil Du über Stärke verfügst, richtest Du in Milde und behandelst uns mit großer Nachsicht".

Diese große Nachsicht Gottes, seine Gnade, seine Gerechtigkeit ist auch das Grundthema des Musicals, welches wir am letzten Sonntag mit 17 jungen Leuten in Duisburg gesehen haben. Im Unterschied zu den bekannten Musicals wie Cats oder Jacyll und Hayde hat das Musical „Les Misérables" seine Wurzeln im Christentum. Dies ist besonders dann zu spüren, wenn Solostücke immer wieder als ein Gebet formuliert werden.

Valjean, ein Vorbestrafter erfährt die Gerechtigkeit Gottes durch das kluge, verzeihende und gnadenvolle Handeln eines Bischofs. „Unser Heiland gab sein Leben, nicht vergeblich war sein Schmerz, Gott erhebt Dich aus der Schande, und ich kauf' für Gott dein Herz." Dadurch, daß der Bischof die Gnade Gottes vermittelt, kann dieser Vorbestrafte Gott an sich heranlassen. Er singt „Was ist mit mir? Herr Jesus, was ist mit mir? Ist für mich alles zu spät? Hab' ich den Teufel im Blut?" Und er fängt ein neues Leben an. Valjean wandelt sein Leben und durch seine neue Gerechtigkeit wird er zum Bürgermeister gewählt. Weil Gott ihm ein neues Leben geschenkt hat, klebt er nicht daran fest, sondern setzt es frei von jedem Egoismus für andere Menschen in Not ein, was während des ganzen Musicals deutlich gemacht wird. „Mein Leben hab ich Gott geweiht, der Handel gilt für alle Zeit. Er gab mir Kraft, ich war verlor'n, durch ihn erst wurde ich gebor`n." Genau wie es in der heutigen Lesung steht: „Durch solch (mildes) Handeln hast Du Dein Volk gelehrt, daß der Gerechte menschenfreundlich sein muß." Weil Gott uns Gnade schenkt, kann auch ich Gnade walten lassen. Und genauso Valjean: er hat Gnade erfahren und durch sein erbarmendes Handeln erfahren nun wieder viele andere Menschen die Gegenwart Gottes und machen das auch in ihren Liedern deutlich: „Guter Herr, Euch schickt wohl Gott im Himmel"

So singt z.B. Fantine, eine junge Frau, die Enttäuschung erlebt. „Ich hab geträumt vor langer Zeit, von einem Leben, das sich lohnte. Von Liebe und Unsterblichkeit. Vom guten Gott, der mich verschonte. ... Doch Gott gibt den Wünschen keinen Raum. Nichts bleibt mir mehr von meinem Traum." Wie oft erleben wir, daß unsere Träume nicht in Erfüllung gehen, daß wir Leid erleben, von Gott enttäuscht sind? Fantine betet, sie gibt den Glauben nicht auf, und ihre größte Sorge, die Sorge um ihr Kind wird erhört. Valjean, der Vorbestrafte nimmt sich ihrer Tochter an mit den Worten: „Er ruft mich. Ich werde nach ihr seh'n. Sein Werk soll gescheh'n. Sein Werk soll gescheh'n." Valjean erkennt in den ganz konkreten Aufgaben, die ihm vor die Füße fallen, Gottes Willen. Dort kann er helfen. Er setzt sich dort für Gottes Gerechtigkeit ein, wo er Unrecht sieht.

Von daher ist dieses Musical auch ein gutes Beispiel für die Gleichnisse im heutigen Evangelium: Das Senfkorn ist das kleinste von allen Samenkörnern, sobald es aber hochgewachsen ist, ist es größer als die anderen Gewächse und wird zu einem Baum. Oder der Sauerteig, der den großen Trog durchsäuerte. Der einzelne, wie hier der Vorbestrafte Valjean kann viel erreichen, auch wenn er wie hier in dem Stück anfangs der kleinste von allen war, der von allen herumgeschubst wurde.

Das Musical birgt noch viele solcher Wahrheiten, viele schöne Gebete. Ich habe so einige hier in der Kirche an die Pfeiler gehängt, sie können nach der Messe ja 'mal herumschauen, wenn Sie mögen. Viele Rollen in diesem Stück bieten an, sich darin wieder zu finden, und Anregungen zu bekommen für das eigene Leben mit Gott. In der zweitletzten Szene wird es noch einmal deutlich auf den Punkt gebracht, wie wir Gott finden können: „die Wahrheit steht geschrieben - zu lieben einen Menschen heißt: Das Antlitz Gottes seh'n." In der letzten Szene folgt dann der Aufruf von dem ganzen Ensemble an den Zuschauer, selber so, mit diesem Vorsatz, Gottes Antlitz im Nächsten zu suchen, so in den Garten unterwegs zu sein. Es ist der Garten Eden gemeint, das Paradies, wo der Herr mit uns das Hochzeitsmahl feiern möchte.

Bei der irdischen Hochzeit am Ende des Stückes heißt es somit: „Heut gibt's für zwei vom Himmelreich ein Stück." Heute wollen zwei junge Menschen vor Gott diesen Weg zum Himmelreich gehen. Sie wollen sich hier kirchlich verloben. Dazu wollen wir nun die ringe segnen, die ihr dann einander anstecken werdet:

Diese Ringe, welche Beate und Ralf als Zeichen ihrer Verlobung tragen wollen, seien gesegnet im Namen des Vaters und den Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Lasset uns nun um den Segen Gottes für die Beiden beten:

Gott, unser Vater, unser Leben liegt in Deiner Hand. Wir gehören Dir, Du läßt uns nicht allein. So braucht uns nicht bange zu sein vor der Zukunft.
Wir bitten Dich um Deinen Segen für diese Verlobten. Sende ihnen Dein Licht, damit sie klar erkennen, dass Du sie füreinander bestimmt hast. Hilf ihnen, den Weg ihres Lebens gemeinsam zu gehen. Halte Deine schützende Hand über die beiden, dass sie in ehrfürchtiger Liebe und Verantwortung diese Zeit der Vorbereitung auf die Ehe leben. Lass sie im Glauben an Dich und in gegenseitigem Vertrauen immer besser zueinander finden. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Fürbitten