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KARL-LEISNER-JUGEND |
Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!
In den letzten Wochen hatten wir heftige Todesfälle zu beklagen: zwei Säuglinge und ein junger Mann wurden zu Grabe getragen. Wobei auch jeder weitere Todesfall, sobald er einen selber betrifft, einem schwer zu schaffen machen kann. Die heutige Lesung aus dem Prophetenbuch Jesaja verwendet dazu ein tröstliches Bild: "an jenem Tag" - gemeint ist das Endgericht, der jüngste Tag - "wird Gott für alle Völker ein Festmahl geben." - "Er beseitigt den Tod für immer. Er wischt die Tränen von jedem Gesicht, .. Er nimmt die Schande hinweg." Schande, die man angesichts von Selbstmord empfinden mag - Gott nimmt sie hinweg. Tränen, die wir angesichts des großen Leids, der Sinnlosigkeit solchen jungen Sterbens empfinden: Gott wischt sie ab. Er, Gott selbst wird uns retten, auf ihn dürfen wir unsere Hoffnung setzen - und am Ende steht ein Festmahl, wozu alle Völker geladen sind. Ein Bild, welches das größte Glück zum Ausdruck bringen soll: Gott lädt uns alle an seinen Tisch. Wir alle sind eingeladen, mit Gott an einem Tisch zu sitzen, keiner von uns wird als unwürdig betrachtet. In unserer Zeit, wo wir so satt sind, mag das Bild vielleicht nicht mehr so deutlich sein, aber ich glaube, wir verstehen immer noch, welche Ehre es ist, beim Captains-Dinner am Tisch des Kapitäns sitzen zu dürfen. Wir verstehen noch, dass es eine Ehre ist, am Brauttisch zu sitzen. Und ein Manager zahlte 5 Millionen für ein Essen mit dem Milliardär Warren Buffet.
Auch Jesus verwendet im Evangelium dieses Bild vom Hochzeitsmahl, um deutlich zu machen, dass Gott alle Menschen einlädt. Das war den Juden, den Jesus diese Geschichte erzählt, ein Hohn. Sie waren doch allein die Eingeladenen - die anderen, die Bösen hatten bei Gott nichts zu suchen. Jesus dreht deren Denke um: ihr habt Gottes Einladung ausgeschlagen, hattet anscheinend Besseres zu tun, nun sind alle eingeladen - also auch die Heiden, die Sünder, die Zöllner, die Leute von der Straße: Alle sind eingeladen. Somit sind wir alle eingeladen. Egal, wieviel Dreck wir am Stecken haben, wie unwürdig uns selber fühlen, am Hochzeitstisch Platz zu nehmen, wir sind eingeladen.
In der letzten Woche hatten wir im Pfarrbüro einige Firmpraktikanten. Einer hat dabei eine Flasche Wein im Keller fallen gelassen. Er war darüber ganz bedröppelt und wusste gar nicht wie er es wieder gut machen könne. Ich musste es ihm erst deutlich sagen, dass das jedem mal passieren kann, dass er gesagt hat, dass es ihm Leid tut und dass damit die Sache gegessen sei. Auch sonst werde ich schon mal gefragt, wie ich Dinge denn so einfach und schnell verzeihen könne. Hier in diesem Verhalten Gottes liegt der Grund: wenn er mich trotz meiner Schuld, meiner Unvollkommenheit an seinen Tisch einlädt, dann darf ich doch anderen ihre im Verhältnis dazu geringe Schuld nicht dauerhaft vorhalten! Wenn Gott mich an seinen Tisch einlädt, dann darf ich doch keinen von meiner Liebe ausschließen.
Das ist das, warum Paulus sich bei seinen Mitbrüdern in dem Philipperbrief bedankt. Sie haben dem Paulus in seiner Not geholfen, haben an seiner Bedrängnis teilgenommen. So muss gelebter Glaube Früchte tragen. Wenn ich unverdientermaßen zum Hochzeitsmahl mit Gott eingeladen bin, kann ich doch nicht anders, als auch anderen gegenüber großzügig zu sein. Wenn es nicht so ist, hab ich die Größe der Einladung noch nicht verstanden oder sogar abgelehnt, weil ich meine, Besseres zu tun zu haben: auf den Acker gehen, in seinen Laden gehen, ...
Wenn Jesus diese Bilder in seiner Geschichte verwendet, zeigt er, dass er schon damals genau um diese Verhaltensweisen wusste. Es gab damals und es gibt heute Menschen, die nicht verstehen, was da Großes uns von Gott angeboten wird. Sonst wären die Juden damals alle Christen geworden, sonst wären die Kirchen heute voll, weil wir hier gleich an diesem Hochzeitsmahl Anteil erfahren dürfen.
Was tun in diesem Dilemma? Zweierlei. Zum einen müssen wir aufpassen, dass wir diese Einladung zu schätzen wissen, obwohl wir dafür keine 5 Millionen zahlen mussten. Sonst ergeht es uns wie die anderen Gästen, die irgendwann die Einladung ausschlagen, oder dass wir uns nicht vorbereiten auf dieses Mahl und kein Hochzeitsgewand anhaben und hinaus geworfen werden. Ich muss die Einladung also zu schätzen wissen und mich als Gast Gottes, als Teilnehmer an diesem Mahl entsprechend benehmen - also genauso großzügig Liebe verschenken.
Und zum zweiten können wir wie die Diener in dieser Geschichte sein: hinaus gehen zu den Leuten und sie einladen; ihnen sagen, Gott will mit Dir zu tun haben! - Mit mir? Gott hab ich doch schon längst abgeschrieben - ja, er aber Dich nicht. Egal, was Deine Vorgeschichte ist, wie schlecht es bisher in Deinem Leben lief, Gott lädt Dich ein.
Und wenn wir beides zusammen bringen: Liebe großzügig verschenken
und auf andere einladend zugehen, dann wirkt es überzeugend!
Amen
Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin!
Liebe Schwestern und Brüder!
Kennen Sie noch diesen Spruch der Friedensbewegung?
Stell dir vor, es ist Hochzeit, und keiner geht hin!
So könnte die Ãberschrift über das heutige Evangelium lauten.
"Kommt zur Hochzeit! Alles ist vorbereitet."
So ruft der König den Eingeladenen zu. Aber diese kümmern sich nicht darum.
Sie sind mit scheinbar wichtigeren Dingen befaÃt, mit ihrem Acker, ihrem Laden.
Manche sind sogar feindselig und bringen die Diener des Königs um.
Wie tief muà die Enttäuschung, ja der Zorn diese Königs gewesen sein.
Es gibt weit und breit kein gröÃeres, schöneres Fest als die Hochzeit seines Sohnes.
Es gibt weit und breit keine gröÃere Ehre, als Gemeinschaft mit dem König und seinen Sohn zu haben.
Aber keiner kommt. Sie zeigen ihm die kalte Schulter.
Stell dir vor, es ist Sonntag, und keiner geht zur Kirche!
So könnte die Ãberschrift des Evangeliums lauten, wenn wir es in die heutige Zeit übersetzten.
"Kommt zur Sonntagsmesse. Alles ist vorbereitet!"
So ruft Gott uns Katholiken zu. Aber viele, der überwiegende Teil kümmert sich nicht darum.
Sie sind befaÃt mit scheinbar wichtigeren Dingen, mit ihrem Hobby, ihrer Arbeit.
Manche sind sogar feindselig gegenüber denjenigen, die an die Sonntagsmesse erinnern.
Hoffnungslos altmodisch, verknöchert, weltfremd lautet das Todesurteil aus ihrem Mund.
Wie tief muà die Enttäuschung Gottes sein. Vielleicht ist es sogar Zorn.
Da gibt es weit und breit nichts GröÃeres, nichts Schöneres zu feiern, als das Fest unserer Erlösung.
Da gibt es weit und breit keine höhere Ehre als mit Gott das Mahl der Erlösung zu halten, in dem er uns seinen Sohn als Speise schenkt, damit wir Gemeinschaft mit ihm und untereinander haben.
Aber kaum einer kommt. Wen interessiert das schon: Erlösung, Heil?
"Aber warum erzählst du uns das? Wir sind doch da. Wir sind doch der Einladung gefolgt! Sag das doch den anderen"
Sie haben Recht, liebe anwesenden Schwestern und Brüder.
Und es ist gut, daà Sie da sind.
Aber Tatsache ist, daà mehr als Dreiviertel der Katholiken unserer Gemeinde nicht da ist.
Und diese fehlen weià Gott nicht alle wegen Krankheit oder Altersschwäche, was wirklich zu entschuldigen wäre.
Die, die fehlen, bleiben oft aus ganz banalen Gründen dem Gottesdienst fern. Dabei sind sie der Kirche gegenüber nicht einmal feindselig eingestellt.
Es gibt andere Dinge, die ihnen augenblicklich wichtiger scheinen:
Das FuÃballspiel im Fernsehen oder auf dem Platz,
der Kurzurlaub bei Tante Frieda im Harz,
das Ausschlafen nach einer langen, durchgefeierten Nacht.
Nichts gegen FuÃball, nichts gegen Tante Frieda, nichts gegen Feiern.
Aber kann man das eine nicht tatsächlich tun, ohne das andere zu lassen. Gottesdienstangebote gibt es hier und im Umkreis genügend.
Liebe Schwestern und Brüder, ich sage Ihnen das, weil wir Kinder unserer Zeit sind.
Es ist eine Zeit, in der Menschen, weiteste Strecken auf sich nehmen, um Sonderangebote zu erhaschen,
enorm viel Geld investieren, um Fun und Action zu haben,
sich Torturen in Fitnessstudios antun, um ihren Body zu stählen.
Ihre Seele, ihr Heil ist vielen aber keinen Kilometer mehr, keinen Pfennig, keine Anstrengung wert.
Wir sind Kinder eben dieser Zeit. Lassen wir uns nicht auf diesen Zeitgeist ein, lassen wir uns nicht davon anstecken. Bewahren wir uns davor, faule Kompromisse einzugehen, wenn es um den sonntäglichen Gottesdienstbesuch geht.
Das wir hier zusammengekommen sind, ist eine groÃartiges Zeichen dafür, daà Gott in dieser Welt eine Rolle spielt, daà der Glaube in dieser Welt Orientierung gibt.
Die Gesellschaft unserer Tage braucht dieses Zeugnis. Die Gesellschaft dieser Tage wird nämlich über kurz oder lang an ihrer Banalität zerbrechen, an ihrer Vordergründigkeit, ihrer Oberflächlichkeit zugrunde gehen, wenn sich nicht bald etwas tut.
Und dann sind wir gefragt, die Sonntagsgemeinde.
Die Menschen um uns werden uns dann nämlich fragen:
"Warum tut ihr das, zur Kirche gehen?"
"Unsere Sicht der Dinge ist zerbrochen, wie damals der Kommunismus. Ihr seid immer noch da, obwohl man euch totgesagt hat. Was ist dran an eurem Glauben, der euch jeden Sonntag zusammenführt?"
Das wird die Stunde sein, in der wir Farbe bekennen müssen als Christen, in der wir Zeugnis ablegen müssen, um haltlos gewordenen Menschen Halt zu bieten.
Das klingt sehr nach Zukunftsmusik. Ich weiÃ.
Stell dir vor, es ist Sonntag, und keiner geht zur Kirche.
Das ist die traurige Realität von heute.
Stell dir vor, es ist Sonntag, und viele, viele finden den Weg zur Kirche.
Das muà kein Traum bleiben. Das kann Wirklichkeit werden.
Nur Mut und Geduld.
Liebe Schwestern und Brüder, das Gleichnis, das wir
soeben gehört haben, hat Jesus den Hohenpriestern erzählt.
Er meinte mit den geladenen Gästen die Vertreter des
Volkes Israel, die sich der erlösenden Botschaft Jesu
verschlossen, also die jüdische Oberschicht, die Ihn
zum größten Teil ablehnte.
Und all die Verachteten des Volkes, die Ausländer und
Nicht-Juden, sie werden berufen, zu den ersten Christen zu
gehören. Sie sind im Evangelium diejenigen, die von den
Straßen geholt werden. Genau die, die die jüdische
Oberschicht nie eingeladen hätte.
Für die Juden war das, was Jesus gesagt hat, ein Skandal.
Sie hatten doch ihre Welt so schön in Gut und Böse
eingeteilt. (Gut: Das sind alle treuen Juden; Böse: Das
sind alle, die nicht so sind wie die Juden, die Fremden oder
Fremdartigen.) Und Jesus behauptet nun, dass Gott sich daran
nicht halten wolle. Die Diener holen Alle von der Straße,
Gute und Böse.
Das wirft aber auch unsere Vorstellungen vom Himmel ganz
schön über den Haufen. Eigentlich hatten wir erwartet,
dort oben nur die Guten anzutreffen, also die treuen Christen,
die liebenswürdigen Menschen. Und jetzt sind plötzlich
alle da, auch die Bösen - zumindest die, die wir für
die Bösen gehalten haben. Die, die anders leben, als
wir. Die Fremden. Und wenn Sie mal ganz schnell überschlagen,
über wieviele Leute sie allein in Halverde schon den
Kopf geschüttelt haben, könnte so ein himmlischer
Belegungsplan ganz schön überraschend sein.
Eingeladen zum Fest des Glaubens sind nämlich alle. Und
zu allen sollen wir gehen, ohne schon zuvor - so wie die Juden
zur Zeit Jesu - zu entscheiden, wer überhaupt in Frage
kommt.
Zu wem würden sie gehen, wenn der König Sie als
Diener auf die Straße schicken würde, alle zum
Festmahl zu rufen?
Würden sie zu den Polizisten gehen, die in Brasilien
die Straßenkinder ermorden? Würden Sie denen etwas
von der Barmherzigkeit Gottes erzählen?
Zu den Schlächtern und Gewaltverbrechern, die im Kosovo
gewütet haben? Zu den Milizen in Ost-Timor? Würden
Sie zu den Neonazis gehen, zu den Sektenführern, zu den
Diktatoren?
Keinen dieser Menschen, die wirklich Grausames getan haben,
hat Gott abgehakt. Es gibt keine Vorauswahl: Allen möchte
er noch die Einladung zum gemeinsamen Mahl zustellen. Und
wir sind seine Briefträger.
Nun begegnen wir wohl selten irgendwelchen Diktatoren. Aber
wenn Gott durch uns Christen sogar diesen Menschen immer wieder
eine Chance geben möchte, wieviel mehr dann denen unter
uns, mit denen wir aus vergleichsweise geringfügigen
Gründen nichts zu tun haben wollen.
Wir dürfen keinem Menschen, egal, ob gut oder schlecht,
die Einladung Gottes vorenthalten. Viele sind gerufen, sagt
Jesus, und wir sind seine Postboten - indem wir die Liebe
Gottes zu allen Menschen sichtbar leben.
Liebe Schwestern und Brüder, wir können weder von uns noch von anderen Menschen erwarten, dass sich jeder mit jedem verträgt. Das Ideal, dass alle Menschen Brüder und Schwestern sind, ist zwar christlich; dass sie sich auch so verhalten, bleibt zwar wünschenswert, aber auch utopisch.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Wir sollen nicht so
tun, als ob Unrecht plötzlich kein Unrecht mehr wäre.
Im Gleichnis und im Leben betont das Jesus ausdrücklich.
Der Gast, der nichts von der Hochzeit hält und deshalb
ohne Gewand erscheint, fliegt raus.
Wir sollten aber nicht von uns aus festlegen, wer eingeladen
werden darf, wer dazugehören darf, wen Gottes Botschaft
erreichen soll und wen nicht. Das entscheidet sich allein
darin, ob jemand die Einladung annehmen will oder nicht.
Nehmen sie sicherheitshalber alle Menschen in ihr Herz. Sonst kann es passieren, dass Sie immer noch dabei sind, ihre Einteilung zu überprüfen, zu diskutieren und zu erneuern, während das Fest schon - ohne Sie - beginnt. Amen.