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KARL-LEISNER-JUGEND |
von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2008)
Liebe Schwestern und Brüder!
„Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil.“ so lautet der Kehrvers des Liedes aus dem Gotteslob Nr. 106.
„Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil.“
Das ist das, wonach wir Menschen uns sehnen. Egal ob wir alt oder jung, gesund
oder krank, Mann oder Frau, weiß oder schwarz sind.
Wir sehnen uns nach dem Heil, weil um uns so vieles unheil ist.
Da tobt der Krieg an vielen Ecken der Welt.
Da erkrankt ein lieber Mensch aus der Verwandtschaft oder Bekanntschaft.
Da gehen Ehen und Familien zu Bruch.
Da fühlt sich der eine oder andere innerlich leer, ausgebrannt.
Da weiß jemand nicht, warum er überhaupt noch leben soll, da ihm
alles sinnlos erscheint.
Wir sehnen uns nach dem Heil. Genauer, wir sehnen uns nach einem, der alles heil machen kann. Nach dem, den wir mit dem etwas aus der Mode gekommenen Wort Heiland nennen.
Die Sehnsucht, das Heil, den Heiland zu sehen, verschlug Johannes den Täufer
in die Wüste. Dort wollte er sich ganz auf die Ankunft des Messias bereiten.
Und er wollte die Menschen wachrütteln durch seine Predigt, dass auch
sie dem Herrn den Weg bereiten.
Im Evangelium hören wir, wie der Täufer im Gefängnis Jesus fragen lässt: Bist Du der, der kommen soll? Bist Du wirklich der Heiland?
Jesus lässt ihm ausrichten:
Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören...
Ja, ich bin der Heiland. In meiner Gegenwart werden die Menschen gesund, heil,
an Leib und Seele.
Ist dieser Jesus wirklich der Heiland, der, der kommen soll?
Diese Frage stellen uns Christen jene Menschen, die nicht an ihn glauben.
Auch viele Christen, angefochten von einer unheilen Welt, fragen sich das.
Unser Lied antwortet auf diese Fragen ähnlich, wie es Jesus tat.
In der 3. und 4. Strophe heißt es:
Aus Gestein und Wüstensand werden frische Wasser fließen; Quellen
tränken dürres Land, überreich die Saaten sprießen.
Blinde schaun zum Licht empor, Stumme werden Hymnen singen, Tauben öffnet
sich das Ohr, wie ein Hirsch die Lahmen springen.
Aber stimmt das denn? Wo sehen wir denn Quellen aus dem Wüstensand entspringen? Wo singen denn die Stummen, wo springen denn die Lahmen?
Es gibt solche außerordentlichen Wunder. In Lourdes z. B. Oder bei den Heiligsprechungsprozessen werden solche unerklärlichen Ereignisse festgestellt. Da ist Gott am Werk. Da bricht das ewige Heil mit Macht in die unheile Gegenwart auf der Erde.
Aber es gibt auch weniger aufsehenerregende Wunder, die deutlich machen, dass Christus wirklich der Heiland aller Welt ist.
Ich durfte während meines Studiums in Freiburg erleben, wie aus einem
verhärteten Herzen und einer verwüsteten Seele Ströme lebendiger
Liebe flossen.
Da war ein Mann, der zwei Menschen auf dem Gewissen hatte. Mit einem Bombenanschlag
riss er zwei Ausländer aus dem Leben. Verurteilt. Lebenslänglich.
Im Gefängnis kam er mit dem katholischen Seelsorger, bei dem ich wohnte,
zusammen. Angesichts der Botschaft Jesu erkannte er seine tiefe Schuld. Er
bekehrte sich.
Nicht nur, dass er seine Schuld und seinen Glauben in Kunstwerken verarbeitete,
nein, er wurde zu der Vertrauensperson für alle im Gefängnis: wenn
es zu Streit kam, vermittelte er zwischen den Insassen, den Wärtern,
dem Anstaltsleiter.
Der Beamte, der ihn bei Freigängen begleiten musste, wurde sein Freund.
Ich habe nie wieder jemanden gesehen, der so wie er um die eigene Schuld wusste. Ich habe aber auch nie wieder jemanden gesehen, dessen Augen soviel Dankbarkeit ausstrahlten, weil er sich trotz der Schuld von Gott geliebt wusste. Aus dem Mörder ist ein Mensch geworden, der wirklich lieben kann.
Ich weiß von einer Frau, die im sowjetischen Kommunismus groß geworden ist. Ihre kommunistische Überzeugung schwankte mit der Zeit. Die Welt war ihr irgendwie unheimlich geworden. Sie suchte nach dem, was die Welt im Innersten zusammenhält, nach einer Heimat. Viele Jahre trug sie diese Fragen in sich. Blind war sie, ihre Lebenskraft wie gelähmt.
Eines Tages, als sie zufällig eine Kirche betrat, spendete der Priester den Segen. Sie sah die knienden Gläubigen. Und wie von selbst kniete auch sie nieder. Auf einmal fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Dieser Gott war es, den sie suchte. Mittlerweile ist sie eine bekannte Autorin christlicher Bücher.
„Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil.“
Das ist die Verheißung, die wir uns gegenseitig mit dem Lied 106 zurufen.
Uns und auch den Suchenden.
Vielleicht überlegen Sie in den nächsten Tage auch einmal, wo sie
so etwas erlebt haben. Bei anderen. Bei Ihnen selbst.
Das kann eine Kraftquelle sein für ein Leben in einer unheilen Welt: zu wissen, dass es diesen Heiland wirklich gibt. Und dass er wirkt.
Um darüber nachzudenken, um die Gegenwart des Heilandes in der Welt zu entdecken braucht man Ruhe, eine Wüste. Wie Johannes. Versuchen Sie sich doch diesen Raum in der kommenden Woche zu erkämpfen. Trotz, gerade wegen der Hektik dieser Tage...
"Spernere seipsum" (hl. Bernhard)
Als Johannes XXIII. zum Papst gewählt worden war, fühlte er sich seinem Amt schwerlich gewachsen. Übergroß schienen ihm die Aufgaben. Alle schauten auf ihn, wie er als Papst wohl handeln und entscheiden würde.
Das brachte ihn schließlich fast um den Schlaf, bis er eines Nachts einen Traum hatte und eine Stimme hörte, die ihm sagte: "Johannes, nimm dich nicht so wichtig!" Seitdem konnte der Papst wieder ruhig schlafen.
Eines Tages wollte Papst Johannes einen Besuch in einem Frauenkloster machen, das dem Heiligen Geist geweiht war. Er klingelte und wartete geduldig, bis jemand die Tür öffnete. Doch vor Schreck ließ die Schwester gleich wieder die Tür zufallen und lief eiligst zur Oberin. Die kam auch bald angerauscht, und, angesichts des hohen Gastes nach Worten ringend, stellte sie sich ihm vor: "Ich bin die Oberin des Heiligen Geistes." "Oh - so weit habe ich es noch nicht gebracht", antwortet daraufhin der Papst, "ich bin nur der Stellvertreter Christi."
Ich glaube, die Haltung, die Papst Johannes hatte, paßt gut zum Täufer Johannes. Papst Johannes hat sich ganz und gar zu eigen gemacht, woraus auch der Täufer Johannes lebte. Und der Täufer gibt in seinem ganzen Verhalten und in der Art und Weise, wie er auf die Fragen Antwort gibt, einen Weg auch für uns vor, für die Kirche. Johannes der Täufer hat ein wesentliches Grundprinzip verwirklicht, das, wie mir scheint, die Kirche heute neu entdecken muß.
Doch um dieses Grundprinzip zu verstehen, müssen wir als erstes fragen: Was geschieht eigentlich in der Wüste? Da tritt Johannes auf, und die Art und Weise seines Auftretens ist mehr als ungewöhnlich. Nicht nur, daß er mit deutlichen Worten zur Umkehr ruft und die Menschen auffordert, das Böse zu lassen. Auch nicht nur, daß er die Taufe spendet, was zeigt, daß er sich berufen weiß, das so tun zu dürfen. - Nein, sein ganzes Auftreten ist bewußt darauf angelegt, die gläubigen Juden an den Propheten Elija zu erinnern. Dieser Prophet, der fünfhundert Jahre zuvor lebte, war eine ganz wichtige Gestalt in der Geschichte des auserwählten Volkes. Sein Andenken wurde im Volk so sehr lebendig gehalten, daß man glaubte: Ja, Elija wird eines Tages wiederkommen, und dann wird er dem Messias den Weg bereiten. Wenn Elija wiederkommt, ist der Messias nicht mehr fern.
Wie Elija, so ruft auch Johannes der Täufer in der Wüste zur Umkehr und zur Entscheidung auf. Wie Elija, so ernährt sich Johannes von dem, was Gott ihm gibt. So wie Johannes auftrat, konnte den Menschen nur ein Gedanke kommen: Da ist Elija! Und Jesus selbst bestätigt schließlich diese Überzeugung, indem er über Johannes sagt: "Ja, er ist Elija, der wiederkommen soll" (Mt 11,14).
Und trotzdem gibt der Täufer auf die Frage "Bist du Elija?" zur Antwort: "Ich bin es nicht" (Joh 1,21). Und auch auf die Frage: "Bist du der Prophet?" antwortet er: "Nein". Obwohl doch kaum ein anderer so wie er auf diese Frage hätte mit "Ja" antworten können, war er doch der einzige, der sogar mit eigenen Augen den sehen durfte, den er angekündigt hatte!
Was kann denn nun der Grund dafür gewesen sein, daß Johannes so reagiert und diese Antwort gibt? Er weicht wohl nicht aus Angst und Menschenfurcht aus. Wir wissen nur zu genau, daß Johannes keiner war, der sich vor Menschen fürchtete. Einen anderen Grund muß es geben! Diesen Grund finden wir im gemeinsamen Blick mit Johannes dem Täufer auf Christus, den Messias. Im Blick auf Christus muß Johannes wahrheitsgemäß sagen: "Ich bin nicht der Messias" (Joh 1,20). - Dieses "Ich bin nicht" bedeutet im tiefsten ein Grundprinzip gläubiger Existenz. Dieses Grundprinzip können wir nennen: das Gesetz des Sich-selber-Zurücknehmens. Johannes ist einer, der sich selber zurücknehmen kann, damit Christus eintritt. In dem Moment, wo Christus auftritt, gibt es keine Propheten, Lehrer, Heilsbringer, Führer und Hirten mehr, denn Christus ist das alles in seiner Person. Lehrer, Hirten und Meister kann es nur noch in einem abgeleiteten Sinne geben, in Beziehung zu Christus und in Abhängigkeit von ihm.
Das, was Johannes uns da vorgelebt hat in der Zurücknahme seiner selbst, ist so befreiend und zugleich so schwierig, aber dennoch so wichtig, daß das für uns alle und für die ganze Kirche eine Sache ist, von der alles andere abhängt. - Mit anderen Worten: Auch in der Kirche müssen wir alle, egal wo wir stehen und was wir tun, so antworten wie Johannes der Täufer. Wir müssen so wie er sagen: Ich bin es nicht! Ich bin nicht der Heilsbringer! Das Heil schenkt uns ein anderer! Ich bin nur Diener und Ansager!
Der Priester in einer Gemeinde muß sagen: Ich bin nicht der Bischof! Ich bin nicht der, der es bestimmen kann, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit jemand zu den Sakramenten zugelassen wird! Ich bin nicht der Gesetzgeber in unserem Bistum!
Der Religionslehrer muß sagen: Ich bin nicht das Lehramt! Ich bin nicht derjenige, der auswählt, was für meine Schüler wichtig ist oder was nicht!
Der Bischof muß sagen: Ich bin nicht die Weltkirche! Was die ganze Kirche betrifft, kann ich nicht allein entscheiden, sondern muß es mit dem Kollegium besprechen und dem ersten Bischof der Kirche, dem Papst, vorlegen!
Der Papst muß sagen: Ich bin nicht der Heilige Geist! Auch ich bin nur einer, der gläubig hört und in Treue dem dient, der mich in mein Amt gerufen hat! Aber diese Treue ist zugleich eine wichtige Verpflichtung, denn in meiner Treue und in meinem Glauben muß ich meine Brüder stärken, damit sie nicht wanken!
In allen diesen Beispielen ist eines geschehen: Jemand nimmt sich selbst zurück, damit jedesmal das Eigentliche hindurchscheinen kann. Jedesmal ist da die Einsicht: Ich verdanke mich und meine Aufgabe nicht mir selbst, sondern ein Ruf ist da, und ich folge diesem Ruf. Ich folge dem, der ruft, damit er, der mich ruft, ganz und gar in dieser Welt wirksam werden kann.
Wie gesagt, dieses Sich-selber-Zurücknehmen ist eine ungeheure Befreiung und zu-gleich ungeheuer schwer. Das ist mir noch einmal bei der Diskussion deutlich geworden, die ich vor einiger Zeit erleben durfte. Ein Weihbischof war anwesend, und am Ende dieser Diskussion meinte eine Teilnehmerin: Wir haben in dieser Kirche doch alle eigentlich gar nichts zu sagen. Es geht doch in allen wichtigen Dingen immer eine Stufe höher in der Hierarchie, bis da schließlich einer ist, der letztlich alles bestimmt und das letzte Wort hat.
Schade, daß niemand auf die Idee gekommen ist, dieser Frau zuzurufen: Sie haben recht! Aber warum haben Sie zu früh aufgehört mit ihrer Aufzählung? Denn auch der Papst ist einer, der sich selber zurücknehmen muß, um letztlich auf Christus zu verweisen, so wie der Täufer Johannes. Daß er dabei ein Amt mit besonderer Verantwortung hat, ist völlig zweitrangig. Entscheidend ist, daß er selbst nicht die Spitze der Hierarchie ist, sondern ein anderer. Und hier bedeutet "Hierarchie" auch nicht, wie man meinen könnte, "Herrschaft" oder sogar "heilige Herrschaft". Sondern hier bedeutet Hierarchie im eigentlichen und klaren Sinn des Wortes "heiliger Ursprung", "heiliger Anfang". Auf diesen Ursprung, auf den heiligen Quell, auf Christus, sind wir alle verwiesen, Johannes der Täufer, Maria, der Papst, der Bischof, Sie und ich, wir alle.
Liebe Schwestern und Brüder!
«Mitten unter Euch steht der, den ihr nicht kennt.» Dieser Satz von Johannes dem Täufer hat die Juden damals, vor allem die Pharisäer, schwer getroffen. Seit Jahrhunderten warten sie auf den Messias. In den Schrifttexten und der Überlieferung forschen sie nach Hinweisen, die sich auf den kommenden Messias beziehen. Sie bitten Gott aufrichtig um das Kommen dieses verheißenen Herrschers - und dann sagt Johannes der Täufer, dass Er bereits da sei - aber dass die Juden ihn nicht erkannt haben, dass sie ihn verpasst haben.
In die ursprüngliche Hoffnung und der Erwartung hat sich nämlich das menschliche Wunschdenken eingeschlichen. Die Juden waren ausgebeutet und unterdrückt von den Römern, die einen Menschen - den Kaiser - als Gott verehrten. Vor allem der Gottesanspruch der Römer war ein Schlag gegen Jahwe's Einzigkeit. Der kommende Messias musste ein mächtiger und größerer Herrscher sein als der römische Kaiser, um gegen ihn den Zorn Gottes vollstrecken zu können. So dachten die Pharisäer, und das war auch die Erwartung des ganzen Volkes.
Leider stimmte das jüdische Wunschdenken nicht mit der Sichtweise Gottes überein. Denn bevor Gott sein Volk aus der äußeren Sklaverei befreit, liegt Ihm die Befreiung von den inneren Fesseln am Herzen: Der Unfreiheit durch die eigene Schwäche. Wäre Jesus als Herrscher und Machthaber auf die Welt gekommen - ganz so, wie es die Juden gehofft hatten - so hätte er sie von allen äußeren Zwängen befreien können, ihnen aber keine Gelegenheit zur inneren Freiheit gegeben: Zur Umkehr; zur Bereitschaft, Gutes zu tun; sich selbst nicht so wichtig zu nehmen; sich einzugestehen, dass wir Fehler haben; dass Gott uns dennoch liebt und wir von Gottes Liebe restlos abhängig sind.
Liebe Schwestern und Brüder, Advent als eine Zeit der Vorbereitung und der Besinnung fordert uns ebenfalls heraus, unser Leben, unseren Glauben und unsere Hoffnung zu überprüfen und neu auszurichten. Die Worte des Johannes gelten uns ebenso wie den Juden damals. Die Anfrage an die Pharisäer richtet sich auch an uns: Laufen wir Gefahr, Gottes Ankunft in diese Welt zu verpassen? Erkennen auch wir den nicht, der mitten unter uns wirkt? Haben wir die Akzente in unserem Leben und im Glauben so verschoben, wie sie unserem eigenen Empfinden entsprechen?
Ein paar Beispiele:
Sehen wir in der Sprengkraft des Glaubens vor allem eine Kraft,
die uns von den Ungerechtigkeiten dieser Welt befreit (wie
die Juden damals von den Römern), die Frieden und Wohlstand
bringt? Oder stellen wir dem voran unseren Willen zur Umkehr;
zur Bereitschaft, Gutes zu tun; sich selbst nicht so wichtig
zu nehmen?
Sehen wir im Glauben vor allem die Botschaft: Du bist in Ordnung,
ich bin in Ordnung - gehen wir zu MacDonalds? Oder sind wir
bereit, uns einzugestehen, dass wir Fehler haben; dass Gott
uns dennoch liebt und wir von Gottes Liebe restlos abhängig
sind? Nutzen wir die befreiende Erfahrung des Bußsakramentes?
Stellen wir Gott und seine Gegenwart hier wirklich in den
Mittelpunkt? Oder besuchen wir den Gottesdienst nur, so lange
er interessant gestaltet ist? Ist die Einladung zur Andacht
für uns völlig indiskutabel? Laufen wir Gefahr,
Jesus zu verpassen? Ihn nicht mehr zu erkennen, obwohl er
mitten unter uns steht?
Ich weiß nicht, ob das die Themen sind, die ein Johannes der Täufer ihnen in der jetzigen Adventszeit vorhalten würde. Zumindest würde er aber - genau wie damals - ihnen zurufen: Kehrt um! Erneuert Euch und Euren Glauben! Stellt Gott in den Mittelpunkt Eures Lebens, Eures Glaubens und Eurer Hoffnung. Denn mitten unter Euch steht der schon, den ihr nicht kennt! Amen.
Über die Hälfte der Adventszeit ist um. Das Weihnachtsfest, das Fest der Ankunft unseres Herrn rückt immer näher. Und wir erwarten unseren Gott nicht in Angst und Zittern, sondern in Freude. Gaudete - Freuet Euch" heißt seit alters her dieser 3. Adventssonntag. Der Prophet Jesaja sagt uns in der Lesung das Kommen unseres Gottes an und begründet die Freude im folgenden: Gott hat mich gesandt, damit ich den Armen die frohe Botschaft bringe, die gebrochenen Herzen heile, den Gefangenen und Gefesselten Befreiung verkünde. Wahrlich eine Botschaft der Freude. Dieses Gnadenjahr des Herrn welches er ausruft, geht uns alle an, denn wir alle sind in uns selber gefangen, durch uns selber gefesselt, sind so verletzt, sind zerbrochen und arm, daß wir uns selbst nicht heilen können. Gott will die Heilung vollbringen. Aber nicht von außen her, durch ein fremdes Wunder, sondern aus unserem Innern her, so wie ein Organismus nur von Innen her heilt. Gott hat durch die Taufe und die Firmung seinen Geist in uns eingepflanzt, daher kann uns dieser von innen her wandeln: wie die Erde die Saat wachsen läßt und der Garten die Pflanzen hervorbringt." Der Gott, der uns geschaffen hat, ist unserem Innersten nicht fern oder fremd. Zu unserer geheimsten Tiefe, zu den Ursachen unserer gebrochenen Herzen hat er den Schlüssel. Wir merken vielleicht erst mit der Zeit, daß er schon längst in uns am Werk ist.
Wenn wir Gottes Geist Gelegenheit geben, so in uns zu wirken, dann wachsen wir in die Aufgabe hinein, die Gott von uns fordert: selber Zeuge für ihn zu sein, Zeuge für seine frohe Botschaft. So wie Jesaja von Gott gesandt war, so wie Johannes der Täufer im Evangelium von Gott gesandt war, so sind auch wir gesandt, Zeuge für das Licht Gottes zu sein. Auch wenn wir uns mit diesen Heiligen nicht vergleichen mögen, durch Gottes Geist sind auch wir gesandt.
Johannes verneint beharrlich, daß er selbst das Licht sei, sondern er legt nur Zeugnis ab für das Licht. Er leuchtet nicht aus sich heraus, sondern Gottes Geist ist es, der in ihm wirkt. Johannes nimmt sich selber stark zurück, er sieht sich nur als Werkzeug Gottes, eine Stimme, die in der Wüste ruft. Obwohl Jesus ihn über alle Propheten stellt, fühlt er sich unwürdig, seine Schuhe zu öffnen. Ähnlich auch die Gottesmutter Maria, die beim Besuch der Elisabeth sagt: Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott meinen Retter, denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut." Je mehr Maria erkennt, wie großartig Gott in ihr am Wirken ist, um so mehr fühlt sie sich als niedrige Magd. Auch wir beten vor der Kommunion: Herr, Ich bin nicht würdig, daß Du eingehst unter mein Dach", Wir sind seiner nicht würdig, das hat Maria genauso erkannt wie Johannes, und doch will Gott in uns einkehren.
Maria, Johannes, Jesaja sind Beispiele, die aufzeigen, wie Gott in uns Menschen am Wirken ist. Dieser großartige Goot, der unsere Verletzungen heilen will, der uns ein Gnadenjahr ausgerufen hat, der selbst zu uns gekommen ist, der Mensch wurde wie wir, der will durch jeden einzelnen von uns wirken, auch wenn wir uns noch so klein und niedrig fühlen.
Geben wir Ihm Raum, schaffen wir dem Geist Gottes gerade jetzt im Advent Gelegenheit, in uns zu wirken, daß auch wir Zeugnis ablegen können für sein Licht, daß allen Menschen gesandt ist.
Wo kann GOTT mich heilen?
Welche Wunden, Verletzungen halte ich IHM hin?
Von welchen Fesseln soll ER mich befreien?
GOTT sendet auch mich!
Ich bin von GOTT gesandt!
GOTT will durch mich in der Welt wirken!
Ich soll Zeuge SEINES Lichtes sein!