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Predigtvorschläge - 11. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B)
1. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!

Was können wir Menschen heute nicht alles machen: Satelliten lassen uns Dinge sehen, die tausende Kilometer von uns entfernt passieren, Space-Shuttles fliegen mit Wissenschaftlern in den Weltraum, wir machen künstlichen Schnee für den Wintersport, stellen Nahrungsmittel gentechnisch her, klonen Schafe, bald vielleicht auch Menschen. Vieles ist machbar, unserem Können scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein.

Wenn wir soviel machen können, dann müßten wir es doch hinkriegen, daß die Kirchen wieder voller werden. In den Medien sind jetzt gerade wieder die letzten Kirchenbesucher und Kirchenaustrittszahlen berichtet worden. Es scheint so, als würde voller Stolz berichtet, daß im Bistum Münster nur 1 Prozent weniger in die Kirche gegangen sind, als noch vor einem Jahr. Sicherlich ist es schön, wenn vielleicht eine Trendwende abzusehen ist, aber noch immer kehren mehr Menschen der Kirche den Rücken zu, als Neue und Alte zur Kirche hin bzw. zurück finden. Können wir denn nicht etwas unternehmen, daß die Kirchen wieder voller werden? Manche meinen, mit besseren Gottesdiensten, jugendlicheren Pfarrern und einem modernen Papst würde die Kirche mehr erreichen. Irgendwas müssen wir doch tun, um die Sache Jesu weitergehen zu lassen.

Die heutigen Bibeltexte nehmen solch einem Denken zunächst einmal den Wind aus den Segeln. Jesus erzählt im ersten Gleichnis von der Ausbreitung des Reiches Gottes von einem Mann, der nicht viel mehr berichtet wird, als daß er schläft und wieder aufsteht. Der Same wächst und bringt Frucht, ohne daß der Mann weiß, wie. Nicht der Mann läßt die Frucht wachsen, sondern der Same wächst von alleine. Das Reich Gottes wird sich nicht durch unsere Leistungen und Erfolge verbreiten, sondern die Kraft steckt in der Sache selbst. Jesus hat das Reich Gottes mit der Größe eines Senfkorns verglichen. So klein ist es, für manchen vielleicht auch heute noch. Aber es wird so groß werden, daß Vögel darin nisten können, d.h., daß das Leben daraus weiter geht, daß es Frucht trägt.

Ludger Edelkötter hat diesen Bibeltext zum Hintergrund genommen für ein Lied, daß im neuen Gotteslob Einzug gefunden hat, welches wir auch für unsere Gemeinde schon bestellt haben. Noch ist es nicht da, von daher greifen sie bitte auf die ausgeteilten Zettel zurück. Frau Brinkhaus spielt uns die Melodie einmal vor, ich singe es Ihnen einmal vor, und dann bitte ich sie miteinzustimmen:

  1. Das Gleichnis vom Senfkorn war damals ein allgemein verständliches. Jeder wußte sofort, was damit gemeint war. In unseren Breitengraden sind Senfbäume seltener anzutreffen, von daher hat Alois Albrecht weitere Bilder ausgewählt, die verdeutlichen sollen, wie sich das Reich Gottes ausbreiten kann. Wie ein kleiner Funke, der zur Flamme, zum Feuer wird. Ich sing es einmal vor:
  2. In jeder Strophe singen wir: mir umsonst geschenkt. Ich brauche mir nicht groß etwas einfallen lassen, was und wie ich den Glauben mitteilen soll, sondern den Anfang, die Grundvoraussetzung, hat Gott mir bereits mitgegeben. Auch wenn wir es als viel zu wenig empfinden, als daß wir mit unserem kleinen Glauben das Reich Gottes ausbreiten könnten. Jesus macht deutlich, laß das Kleine nur gedeihen, dann kann daraus Großes erwachsen. So kann eine Münze, richtig eingesetzt, Zinsen tragen und zu großem Reichtum werden.
  3. Auch wird in jeder Strophe deutlich, daß nicht ich es bin, der das Reich Gottes machen muß. Sondern in jedem Bild, wird wie in dem ersten deutlich, daß die Kraft zur Ausbreitung in der Sache selbst liegt. Es ist mit dem Reich Gottes nicht wie bei einem Hausbau, wo ich immer neue Steine heranschleppen muß, um den Bau zu vollenden. Von alleine passiert da nichts. Beim Senfkorn, beim Funken, bei der Münze ist das anders, da ist genug Potential in der Sache selbst, daß daraus großes werden kann. Ich muß das mir Geschenkte nur zum Einsatz kommen lassen, und nicht damit hinterm Berg halten. Offen gelebte Gefühle bewirken ähnliches.
  4. All diese Strophen bringen gleich Beispiele, wie ich das mir Geschenkte umsetzen kann, in welchen Bereichen überall das Reich Gottes zum Zuge kommen kann. Wenn ich meinen kleinen Glauben lebe, biete ich anderen Ängstlichen Schutz, wie ein schattenspendender Baum, bin ich ein Licht, wonach sich andere ausrichten können, bin ich Reichtum für geistig Arme, die keinen Sinn im Leben finden, kann ich Trauernde trösten, oder wie es in der letzten Strophe heißt, andere bei Gott Ruhe finden lassen.
  5. Gott schenkt mir die Voraussetzung. Er läßt sein Reich wachsen, ich bin nur gefordert, den kleinen Glauben, den ich besitze einzusetzen, zu leben. Alles andere tut er dazu. Amen.

2. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

in einem, Ihnen sicherlich bekannten Film mit dem Titel "Und täglich grüßt das Murmeltier" gerät ein unangenehmer Zeitgenosse in eine Zeitschleife. Er erlebt ein und denselben Tag immer wieder - er kann machen, was er will. Jedesmal, wenn er aufwacht, erlebt er den gleichen Tag, alles wiederholt sich.

Nun, so ganz unangenehm ist ihm das zuerst nicht - immerhin hat er ein Auge auf eine bestimmte Frau geworfen, und nun kann er sie studieren. Tag für Tag erfährt er mehr über sie, übe ihre Vorlieben und Abneigungen, ihre Hobbys und ihre Vergangenheit, ihre Wnsche und Sehnsüchte. Aber nachdem er fast alles erfahren hat, jedes Fettnäpfchen vermeidet und alles, was er weiß, gewinnbringend einsetzt - verachtet sie ihn nur noch mehr. Wissen, liebe Schwestern und Brüder, ist noch nicht lieben.

Lieben, dass heißt, sich auf den anderen einlassen. Nicht: Ihn studieren, anakysieren und sezieren und dann einzupacken. Sondern ihn gerade mit den Rätseln nehmen, das Unerklärliche nicht erklären, sondern hüten. Lieben, das heißt das Geheimnisvolle am anderen zu wahren - und ihm dennoch (oder gerade deshalb) sein eigenes Leben anzuvertrauen.

Das gilt auch für Gott. Er spricht in Rätseln, Gleichnissen und erklärt sie nur seinen Jüngern. Man kann Gott studieren, ihn sezieren und in handliche Dogmen verpacken. Wer alles glaubt, was im Katechismus steht, muss nicht unbedingt auch verliebt sein in Gott.
Wer alle Regeln des Glaubens kennt, alle Gebote auswendig kann und minuziös einhält - ist deshalb allein noch nicht erlöst. Erlösung erfährt erst der, der Gott annimmt - mit seinen Geheimnissen, seinen Rätselhaftigkeiten und dem Unerklärlichen. Gott so zu lieben und - gerade deshalb - sein Geheimnis zu wahren, heißt lieben.

Wenn wir nicht nur die Tatsache, dass Jesus uns heute zwei Gleichnisse präsentiert, betrachten, sondern auch schauen, was die Gleichnisse uns sagen, kommen wir zum gleichen Schluss: Die Saat wächst - und der Sämann weiß nicht wie. Er muss es auch nicht wissen. Er wird nicht dadurch ein besser Sämann, weil er alle Wachstumsprozesse aufzählen kann und schematisch darstellen. Er ist ein guter Sämann, wenn er vertrauen kann, abwarten kann und Geduld hat. Wenn er in alle Liebe gelasen bleibt, weil er weiß: Es wird gut.

Liebe Schwestern und Brüder: Gott zu kennen ist schön. Seine Gebote zu halten, tut gut. Aber wichtiger und grundlegender ist, Gott zu vertrauen, dass das, was wird, gut ist. SICH Gott anzuvertrauen. Weil alles, was in Seinen Händen liegt, gut ist und gut wird.

Lieben - das heißt Glauben. Glauben, dass Gott Gott ist und ich ihn nicht begreifen muss, um selbst geliebt zu sein. Glauben - das heißt lieben. Gott zu lieben, so wie er ist. Wer nur diesen einen Funken Liebe in sich trägt, hegt und pflegt - wie das kleinste Samenkorn - der hat den ganzen Glauben. Ob er nun den Katechismus auswendig kann (was eine feine Sache wäre) und alle Gebote einhält (was sehr angenehm wäre) - oder auch nicht. Hauptsache, die Liebe wächst.

Amen.

Fürbitten