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KARL-LEISNER-JUGEND |
von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2009)
Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus. So haben wir Jesus gerade sprechen gehört.
Jesus hatte die Jünger in die Städte und Dörfer der Umgebung geschickt, damit sie ihm den Weg bereiteten. Es muß ein Stück Arbeit, muß Mühe und Aufregung gewesen sein, denn zum ersten Mal waren sie nicht mehr nur aufmerksame Zuhörer Jesu, sondern selbst Verkünder der Botschaft. Sie kehren zurück - müde zwar, doch erstaunt ob des Gelingens und mit dem Bedürfnis, dem Herrn alles zu erzählen, was sie getan und gelehrt hatten. Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein.
Dieses um allein zu sein deutet an: Nicht nur sie werden die Aussprache mit dem Herrn gesucht haben, auch der Herr mit ihnen: Welche Fragen wird Jesus ihnen dort wohl gestellt haben? Und was wird er ihnen erzählt haben?
Das Evangelium berichtet anschaulich von Jesus und seinen Jüngern: Sie
fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen
und gingen. Diese Bemerkung läßt sich unschwer auf so manche Situation
unseres eigenen Lebens übertragen. Der Alltag kann sehr anstrengend sein,
nimmt man seine Pflichten und Aufgaben wirklich ernst. Deshalb sollen Leib
und Seele in den Zeiten der Entspannung wieder zu Kräften kommen. Wer
das schuldhaft vernachläßigt, schadet nicht nur seiner Gesundheit,
er ist meistens dann auch gereizt, überfordert seine Mitarbeiter, beeinträchtigt
eine motivierende Arbeitsatmosphäre, schadet sein ehernamtliches Engagement
und empfindet Ehepartner, Kinder, Geschwister und Freunde zunehmend als Last.
Deshalb ist Erholung kein Luxus, sondern eine bisweilen schwerwiegende Pflicht.
Wir kehren unserer momentan ungeliebten Arbeit nicht den Rücken, sondern
lassen sie nur ein wenig ruhen und regenerieren unsere physischen und psychischen
Kräfte.
Arbeit und Ruhe müssen in einem gesunden Verhältnis sein. Gerade auch deshalb kämpft die Kirche um den Erhalt des Sonntags. „Der Mensch soll Gott nachahmen sowohl in der Arbeit als auch in der Ruhe, da Gott selbst ihm sein eigenes schöpferisches Tun in der Form der Arbeit und der Ruhe vor Augen führen wollte.“ so hat es Johannes Paul II. in seiner Sozialenzyklika Laborem exercens geschrieben.
In den Staaten des Westens gibt es mittlerweile nicht nur den einen freien
Tag in der Woche. Es gibt das freie Wochenende. Die Arbeitszeiten haben sich
im Vergleich zu vor 100 Jahren fast halbiert. Die freie Zeit – die Freizeit
- ist mehr geworden.
Das ist doch eigentlich gut.
Aber immer mehrklagen darüber, daß der Vergnügungsrummel
auf die Dauer nicht zu Freude, sondern zum Ekel wird. Und andere wissen gar
nicht mehr, was sie mit der vielen Freizeit anstellen sollen. Langeweile der
Arbeit und Langeweile der Freizeit bedingen einander.
Richtiger Umgang mit der Freizeit ist nur aus einer Haltung der Muße
möglich, die mit dem Feiern verwandt ist - wir sprechen ja auch vom »Feierabend«.
Daruaf weist der große deutsche Philosoph Josef Pieper hin. Und weiter
sagt er: Freizeit bedeutet eine »Überschreitung der Arbeitswelt«8
und ihrer Zwänge. Diese Haltung gehört »zu den Grundkräften
der menschlichen Seele«9 und ist eine Gestalt jenes Schweigens, das
eine Voraussetzung ist für das Vernehmen von Wirklichkeit: nur der Schweigende
hört; und wer nicht schweigt, hört nicht. Solches Schweigen ist
nicht stumpfe Lautlosigkeit, nicht totes Verstummen (...).
Die Muße ist nicht die Haltung dessen, der eingreift, sondern dessen,
der sich öffnet; nicht dessen, der zupackt, sondern dessen, der losläßt,
der sich losläßt und überläßt.«1
Die Fähigkeit des Menschen, nicht aufzugehen in den Zwecken und Zwängen des Lebens, ist Teilnahme an der Souveränität und Freiheit Gottes. Denn der Mensch ist der Gipfel des Schöpfungswerkes und nicht so wie das Tier in die Mechanismen des Lebens eingespannt. Der Mensch kann aussteigen. Er muß nicht täglich wie ein Maulwurf die Erde durchwühlen. Wir Christen können in einer stark auf Leistung und Konsum orientierten Gesellschaft das urmenschliche Bedürfnis nach Muße und Entspannung wach halten, nicht allein aus zweckmäßigen Gründen, sondern aufgrund der Würde des Menschen.
Dazu gehört eine christengemäße Art zu feiern, den ursprünglichen Zusammenhang vom jeweiligen Fest und seinem religiösen Sinn zur Geltung zu bringen. Wie trivial werden Weihnachten und Ostern, wenn ihnen der Glaubenssinn fehlt! Und wie verkommen kann ein Sonntag ohne Glauben, der ja mittlerweile für viele zu einem verlorenen Tag geworden ist, weil da Profit verloren geht.
Die Festtage erinnern uns an die Großtaten Gottes, und wir öffnen
uns entspannt und aufnahmefähig dem Wirken der Gnade.
Sich erholen heißt Kräfte sammeln, Hoffnungen beleben, Zukunftspläne
erwägen - kurz: die Art der Tätigkeit wechseln, um dann mit frischem
Schwung zur gewohnten Arbeit zurückzukehren.
Erholung bedeutet nicht, sich eine Zeitlang - im Urlaub oder in den Ferien
- vom Christsein zu suspendieren. Sie kann im Gegenteil uns tiefer mit Christus
verbinden, indem wir uns mehr Zeit zum Gebet nehmen, uns Kirchen anschauen
und dort verweilen. Vielleicht finden wir auch Zeit für ein gutes, religiöses
Buch.
Lassen wir uns vom Herrn einladen, mit ihm allein zu sein.
Liebe Schwestern und Brüder, wie wird man eigentlich Apostel?
Vielleicht haben Sie schon von den berühmten Verkündern des Glaubens gehört, die dann den Beinamen "Apostel" bekommen haben. Bonifatius, der Apostel der Deutschen, oder Willehad, Willibrod oder andere, dann zu den Aposteln der Friesen, Apostel der Franken und so weiter geworden sind.
Das sind alles leuchtende Gestalten der Geschichte, Menschen, die etwas erreicht haben und sich einen Namen gemacht haben. Ganz ähnlich den 12 Aposteln, die in der Bibel genannt werden, und die nach Jesu Tod und Auferstehung von Spanien, Deutschland bis nach Indien gezogen sind, um den christlichen Glauben zu verkünden.
Nun haben sie vielleicht schon einmal gehört, dass wir alle Apostel des Glaubens sein sollen. Vielleicht haben sie das sofort wieder verdrängt, weil das ein doch sehr hoher Anspruch zu sein scheint. Aber vielleicht haben Sie sich ja auch überlegt, zumindest in ihrem kleinen Kreis ein Apostel zu sein. Jeder für sich, in seinem Freundeskreis und seiner Familie. Ein Bringer der frohen Botschaft.
Wie aber wird man ein solcher Apostel? Das heutige Evangelium im Zusammenhang mit dem vom letzten Sonntag gibt uns dabei drei ganz wesentliche Hinweise:
1. Sollte sie von Jesus gesandt sein. Es geht also nicht darum, seine eigenen Weisheiten zu verkünden und sich selbst in den Vordergrund zu stellen. Ein Apostel sollte nicht nur von seinen Erfahrungen sprechen; sondern die befreiende Botschaft Jesu in den Vordergrund stellen: Wir sind befreit von Sünde und Tod, der Teufel kann uns nichts mehr anhaben; wir sind dazu berufen, die bösen Geister zu vertreiben, die vielen das Leben zu schwer machen.
2. Jesus hat die Jünger, die er zu Aposteln machen wollte, noch einfach nur "die 12" genannt, bevor er sie ausgeschickt hatte. Nachdem sie sich haben senden lassen und losgegangen sind, nennt er sie nach ihrer Rückkehr die "Apostel". Apostel wird man also nicht durch Schule und Diplom, sondern dadurch, dass man einfach losgeht und anfängt. Apostel ist keiner, der viel weiß, sondern jeder, der das, was er weiß, weitergibt. Apostelsein ist kein Titel, sondern eine Tätigkeit.
3. Nachdem die 12 zurückkommen, sind sie erschöpft und ermüdet. Sie brauchen, so bestimmt Jesus, nun erst einmal Stille. Aber keine Stille wie im Schlafzimmer, sondern eine Zeit mit Jesus alleine. Wer Apostel sein will, muss immer wieder den Weg zurück zum Herrn finden. Im Gebet, im Gottesdienst, in der Messe, vor allem aber in der Anbetung findet jeder Apostel seine Vollendung. Wer nur redet, aber nicht mehr zuhören kann, ist kein Apostel. Und wer anderen sein Leben als Beispiel vorhält, aber verlernt hat, auf das Beispiel Jesu zu schauen, in aller Ruhe und Einfachheit, ist ebenso wenig ein Apostel.
Liebe Schwestern und Brüder, Gott erwartet nicht von ihnen, dass sie gleich morgen ein Schild über ihr Bett anbringen, wo "Ich will Apostel" werden drauf steht. Nehmen sie sich das nicht vor.
Sondern versuchen sie umgekehrt, die drei genannten Punkte zu leben: (1) Sich von Jesus senden zu lassen, keine Gelegenheit vorüber gehen zu lassen, in der sie Gutes tun könnten. (2) Einfach mit dem anzufangen, was sie begriffen haben und (3) im engsten Kontakt zu dem bleiben, der Ihre Kraft und Freude ist. Wenn Sie das tun, dann brauchen sie sich nicht mehr vorzunehmen, auch noch Apostel zu werden. Dann sind sie es schon.
Amen.