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Predigtvorschläge - 06. Sonntag der Osterzeit (Lesejahr B)
1. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2009)

Liebe Schwestern und Brüder!

Ich meine ja, dass in der Schule zu wenig auswendig gelernt wird heutzutage. Das war zu meiner Zeit leider absolut out. Es schien pädagogisch wohl nicht wertvoll.
Dabei sind die wenigen Dinge, die ich auswendig können musste, immer eine Hilfe gewesen, sei es in Latein, in Mathe oder sonstwo.

Ein Gedicht habe ich gelernt, das ich bis heute noch kann. Der römische Brunnen von Conrad Ferdinand Meyer:
Aufsteigt der Strahl und fallend gießt
Er voll der Marmorschale Rund,
Die, sich verschleiernd, überfließt
In einer zweiten Schale Grund;
Die zweite gibt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede nimmt und gibt zugleich
Und strömt und ruht.
„Und?“ werden Sie denken „Was hat das jetzt mit dem Evangelium zu tun? Mit der Messe? Will der Pastor jetzt mit kulturellem Wissen protzen, oder was?“

Nein, dieses Gedicht kam mir in den Sinn als ich die Lesung aus dem 1. Johannesbrief gelesen habe, genauer den Satz:
Die Liebe besteht nicht darin, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass Gott uns geliebt hat.

Was hat das nun mit dem Gedicht vom römischen Brunnen zu tun?
Stellen sie sich einmal vor ihrem inneren Auge den im Gedicht beschriebenen Brunnen vor.
Er hat drei Schalen, die nach oben hin kleiner werden. Oben entspringt das Wasser. Ist die obere Schale voll, rinnt das Wasser über den Rand der Schale nach unten in die nächste. Ist diese voll, läuft das Wasser in die dritte Schale.
Vielleicht haben sie einen solchen Brunnen schon einmal gesehen. Auf dem Petersplatz in Rom z. B. stehen zwei ähnliche.

Ich finde das Bild vom überlaufenden Brunnen ein schönes Bild. Nicht nur in natura, sondern auch im übertragenen Sinn. Es erschließt mir etwas vom Leben mit Gott.

Die Liebe besteht nicht darin, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass Gott uns geliebt hat.
Am Anfang steht nicht unsere Liebe zu Gott, sondern seine Liebe zu uns.
Das frische, belebende, ja lebendige Wasser fließt von oben hinab in die noch leere Schale. Für mich ein Sinnbild unseres Herzens, unserer Seele.
Erst wenn wir uns anfüllen lassen mit der Liebe Gottes, können wir diese auch weitergeben.
Der Brunnen läuft ja auch erst dann nach allen Seiten über, wenn er selbst ganz voll von Wasser ist. Darum dürfen wir uns zunächst einmal erst selbst mit der Liebe Gottes gleichsam volllaufen lassen, bevor dann diese Liebe überstrahlt auf die anderen Menschen.

Diese Liebe ist auch nicht etwas, das wir produzieren müssten. Das Wasser schießt ja nach oben heraus, ohne dass das von der Schale abhinge.
Mir sagt das: „Du bist von Gott geliebt, ohne Wenn und Aber. Und wenn nichts Liebenswertes mehr in dir ist, wenn du dich selber schon nicht mehr ausstehen kannst, wenn alle mit dem Finger auf dich zeigen, dann gilt das immer noch, dass Gott dich liebt.“

Der Apostel Paulus schreibt einmal im Römerbrief mit einem jubelndem Unterton: „Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes.“ Es kann mit uns passieren, was will. Gott wird nicht aufhören, uns zu lieben.

Denn so sagt der erste Johannesbrief: „Gott ist die Liebe“ schlechthin! Er ist seinem Wesen nach Liebe. Er kann gar nicht anders, als lieben. Seine Liebe zu uns ist eine übersprudelnde Quelle, die nie versiegt.

Erst, wer sich geliebt weiß, kann andere lieben. Es gab einmal Versuche mit Kinder von inhaftierten Müttern. Einen Teil der Kinder hat man in die besten, schönsten Heime gebracht. Dort wurden sie von gut qualifiziertem Personal betreut. Ein andere Teil blieb bei den Müttern im Gefängnis. Später sollte sich herausstellen, dass die Kinder unter den objektiv schlechteren äußeren Bedingungen – die im Gefängnis – psychisch und physisch den anderen überlegen waren. Die Mutterliebe, die echte Liebe kann niemand ersetzen.

Klammer auf: Ob das unsere ach so modernen Familienpolitiker, die nach Ganztagsbetreuung der noch unter ein Jahr alten Kinder schreien, jemals verstehen werde? Aber vielleicht geht es denen ja auch nicht um die Kinder, sondern um die Wirtschaft, um die Arbeitskraft der Eltern. Klammer zu.

Nur wer sich geliebt weiß, kann andere lieben.
Nur wer sich bedingungslos geliebt weiß, kann andere bedingungslos lieben.
Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. sagt Jesus von sich und über uns.
Als Christen dürfen wir uns bedingungslos geliebt wissen, weil Christus uns geliebt hat, bis zum Tod am Kreuz und darüber hinaus.

Deshalb konnten auch so viele Heilige die anderen bedingungslos lieben. Denken wir nur an Mutter Teresa: sie hat sogar Menschen mit ihrer Liebe beschenkt, die von Würmern und Maden angefressen an Straßenrand, in der Gosse lagen.


Ihr Herz war kein Rohr, durch das das Wasser der Liebe Gottes ohne Halt hindurchfloss. Nein, ihre Seele war einer Schale gleich, die erst einmal die Liebe Gottes aufnahm. Und dann gab sie diese Liebe weiter. Wenn man sie fragte, woher sie denn die Kraft für all diese Liebesdienste nähme, antwortete sie immer wieder: aus der täglichen Messe und der Anbetung. Von daher kam ihr das Wasser des Lebens und der Liebe.

Liebe Schwestern und Brüder!
Machen auch wir unsere Seelen zu Schalen. Öffnen wir uns dem, was Gott uns schenkt. Nehmen wir uns einmal Zeit, uns von den Worten der Hl. Schrift oder von der Anwesenheit Jesu im Tabernakel beschenken zu lassen. Lassen wir uns einfach einmal anfüllen. Einfach so. Ohne irgendetwas zu leisten. Es wird uns gut tun. Und eben deshalb auch den anderen.

Eine lebendige Ruhe wird uns dann erfüllen. So wie der Brunnen ständig in Bewegung ist, aber eine wundersame Ruhe ausstrahlt.

Aufsteigt der Strahl und fallend gießt
Er voll der Marmorschale Rund,
Die, sich verschleiernd, überfließt
In einer zweiten Schale Grund;
Die zweite gibt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede nimmt und gibt zugleich
Und strömt und ruht.
Zum Glück habe ich dieses Gedicht einmal auswendig gelernt.

2. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2006)

Liebe Gemeinde!

„Gott ist (die) Liebe.“ Heute hören wir die Aussage wieder, die der Papst als Überschrift seiner ersten Enzyklika gewählt hat. In meiner 2. Predigt darüber möchte ich über die verschiedenen Bedeutungen des Wortes „Liebe“ sprechen.

Der Papst macht auf die Schwierigkeit aufmerksam: „Das Wort ,,Liebe’’ ist heute zu einem der meist gebrauchten und auch mißbrauchten Wörter geworden, mit dem wir völlig verschiedene Bedeutungen verbinden.“ (n. 2) Und er zählt einige Beispiele auf: Vaterlandsliebe, Liebe zum Beruf, Liebe unter Freunden, Liebe zur Arbeit, Liebe zwischen den Eltern und ihren Kindern, zwischen Geschwistern und Verwandten, Liebe zum Nächsten und Liebe zu Gott. Er fragt: Gehören alle diese Formen zusammen, ist Liebe eine einzige Wirklichkeit? Oder haben wir es mit vielen verschiedenen Phänomenen zu tun, die nur zufälligerweise mit einem einzigen Wort bezeichnet werden?

Immerhin gibt es in anderen Sprachen verschiedene Wörter, während wir nur dies eine Wort „Liebe“ zur Verfügung haben. Im Griechischen und Lateinischen gibt es drei Arten von Liebe:

3Eroß / amor – Fili1a / dilectio – Aga1ph / caritas.

Der Eros meint die Liebe zwischen Mann und Frau, die bräutliche Liebe und v.a. das Verliebtsein. Der Eros kann den Menschen geradezu übermächtigen, er kommt gleichsam von außen über ihn. Der Eros richtet sich ganz exklusiv auf einen einzigen Menschen. – Die Agape (Caritas) meint die Nächstenliebe. Sie kommt aus dem Eigenen des Menschen, insbesondere aus der gläubigen Einsicht. Es handelt sich um die schenkende, selbstvergessene Liebe, die sich auf viele Menschen erstrecken kann und soll, letztlich sogar auf alle.

Dazwischen liegt die Freundschaftsliebe. Von ihr handelt die Enzyklika nur am Rande, Jesus aber spricht im heutigen Evangelium ausdrücklich von ihr: Sie steht im Gegensatz zum Verhältnis von Herr und Knecht. Sie meint wahre Zuneigung, die aber nicht erotisch ist und darum auch nicht exklusiv. Man kann viele Freunde haben, verliebt ist man aber nur in eine Person. Die Freundschaftsliebe basiert auf einer Geistesverwandtschaft, die große Freude auslöst: Da ist ja einer, der genauso denkt und empfindet wie ich! Einer, der mich versteht!

Das erste große Thema der Enzyklika ist aber das Verhältnis von Eros und Agape. Um das Problem zu sehen, müssen wir uns ihre gegensätzlichen Eigenschaften noch einmal vor Augen führen:

Der Eros kommt überfallartig über mich, wie man am Beispiel des Verliebtseins sieht. Der / die andere überwältigt mich und verheißt mir ein unbändiges Glück. Dieses Gefühl hebt mich über alles hinaus, was ich im Alltag erlebe, und schenkt mir unsagbare Lebensfreude und Erfüllung. Darum wird der Eros gerne mit der Trunkenheit und dem Rausch verglichen, ja mit Raserei und Wahnsinn. Darum ist er auch oft vergöttlicht worden; viele heidnische Religionen hatten einen Gott der Liebe, die Römer etwa den Gott Amor, mit dem man sich im Kult verbinden wollte. So kam es zur sog. Tempelprostitution, was von der Bibel scharf als Perversion und Abgötterei verurteilt wurde.

Wie anders ist da die Agape, die Caritas, sie hat nichts davon, ist gleichsam nüchtern und vergeistigt. Diese Liebe kommt nicht wie ein Überfall von außen, sondern mehr von innen, aus der Vernunft und als Frucht des Glaubens. Hinter ihr steht nicht die Selbstsucht, sondern die Selbstlosigkeit; sie will nichts gewinnen, sondern frei schenken.

Der Eros ist somit begehrend, die Agape schenkend, der Eros egoistisch, die Agape selbstlos, der Eros will empfangen, die Agape geben, der Eros kommt aus einer Leere, die Agape aus einer Fülle.

Papst Benedikt stellt nun fest, daß beide Formen der Liebe einander bedingen, und darum gehören sie zusammen und bilden beide das eine Phänomen der Liebe. Ohne die Ergänzung durch die andere Form der Liebe wird der Eros schrankenlos, ja, zerstörerisch. In diesem Zusammenhang fällt der berühmte und oft zitierte Satz: „Der zum ,Sex’ degradierte Eros wird zur Ware, zur bloßen ,Sache’; man kann ihn kaufen und verkaufen, ja, der Mensch selbst wird dabei zur Ware.“ (n. 5) Zur Ware werden will kein Mensch, das sieht jeder ein. Dies ist aber erst die Endstufe eine Verfehlung, deren Vorstufen nicht so klar als Irrformen der Liebe erkannt werden. Daß man überhaupt von einem anderen Menschen erwartet, daß er mich endgültig glücklich machen kann – darin liegt schon die Verkehrung, ein doppelter Irrtum, denn

1. sollte die wahre Liebe nicht fragen: Wie kann ich glücklich werden?, sondern: Wie kann ich den anderen glücklich machen?

2. kann nur Gott endgültiges Glück schenken. Ein Mensch ist mit dieser Aufgabe überfordert.

In der Enzyklika wird besonders der 1. Punkt betont. Wahre Liebe ist erst dann gegeben, wenn der egoistische Zug überwunden ist, wenn die Liebe das Gute zuerst für den Geliebten will, wenn sie darum auf das eigene Glück verzichten kann und will, wenn sie bereit wird zum Opfer. (n. 6) Jesus drückt dies im heutigen Evangelium so aus: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ (Joh 15,13) Wer liebt, der sehnt sich so sehr nach dem Glück des anderen, daß er sein eigenes Glück hintanstellt, ja, sein Leben hingeben kann, wenn die Liebe entsprechend groß ist. Der Papst bringt ein anderes Jesuswort ins Spiel (Lk 17,33): „Wer sein Leben zu bewahren sucht, wird es verlieren; wer es dagegen verliert, wird es gewinnen.“ Damit wird ein tiefer Zusammenhang von Lieben und Sterben aufgezeigt; der Papst spricht vom „Weg aus dem in sich verschlossenen Ich zur Freigabe des Ich, zur Hingabe und so gerade zur Selbstfindung, ja, zur Findung Gottes“. (n. 6) Das ist eine tiefe Einsicht: Um wahres Glück zu finden, muß ich aus mir herausgehen, mein verschlossenes Ich sprengen, mich vergessen, mich hingeben, an den anderen übergeben und so in gewisser Weise sterben, aber ich werde mich dadurch gerade nicht verlieren, sondern das Leben gewinnen. Denn so ist Gott: Gott ist hingebende Liebe, im scheinbaren Verlieren gewährt er das Leben.

Dies also ist das erste große Thema der Enzyklika: in der Vielfalt der verschiedenen Formen der Liebe ihre Einheit erkennen. Die Antwort ist in der christlichen Offenbarung enthalten, die sagt: Alle Liebe wurzelt in Gott. Auch die bräutliche Liebe, der Eros, stammt von Gott, aber sie ist nicht selbst göttlich, sondern bedarf der Ergänzung, sonst stürzt sie ab. Die Ergänzung kommt ihr von der schenkenden Liebe zu, der Agape. Diese aber kommt uns zuerst von Gott selbst entgegen. „Nicht darin besteht die Liebe, daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns geliebt hat.“ (1 Joh 4,10) Diese Liebe Gottes ist das Angebot seiner Freundschaft. Wir dürfen Gottes Freunde sein, nicht nur seine Knechte, dürfen auf einer Augenhöhe mit ihm stehen, mit ihm geistesverwandt werden. Und Paulus, der dies tief erfahren hat, ruft aus: „Wenn Gott für uns ist, wer ist dann gegen uns?“ (Röm 8,31) Wenn Gott mein Freund ist, was können meine Feinde dann noch gegen mich ausrichten? Wovor muß ich dann noch Angst haben?

3. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder, es ist ein Gerücht, dass Gott alle Menschen gleich liebt. Das wäre zwar schön, aber leider ist es nicht wahr.

Wir haben uns schon sehr daran gewöhnt, soviel von der Liebe Gottes zu reden, dass wir gar nicht mehr bemerken, wie unpassend das oft ist: Wenn Gott wirklich jeden und alle lieben würde, was ist dann mit den Übeltätern, den Monstern in der Geschichte der Menschheit: Hitler, Stalin, Idi Amin, den gewissenlosen Nazischergen und den Kinderschändern und und und...?

Ist Gottes Liebe wirklich wie die Sonne, die allen gleich nah ist? Was ist mit Menschen, die diese Liebe nicht wollen? Gibt es keinen Schatten in dieser Liebe? Sagt Gott: "Selbstverständlich hast Du die Freiheit, "Nein" zu mir zu sagen. Aber mir ist das egal. Ich liebe Dich trotzdem, ganz gleich, ob Dir das recht ist oder nicht..." ?

Nun, man könnte unterscheiden zwischen dem, was eine Person tut, und der Person selbst. Dann heißt es: "Gott liebt nicht die Sünde, aber er liebt den Sünder." Damit nehmen wir uns selbst den Druck, uns die Liebe Gottes verdienen zu wollen, und trotzdem sind wir aufgefordert, die Sünde zu meiden.
Aber so ganz einfach ist das auch nicht. Die Sünde lässt sich nicht sauber und präzise von dem trennen, der sie tut. Indem wir Gutes oder Schlechtes tun, werden wir selbst auch anders: Besser oder schlechter. Schließlich stecken wir ja auch keine Taten ins Gefängnis, sondern den Täter. Oder haben Sie schon einmal ein Gerichtsurteil gehört, dass zwar den Mord verurteilt, aber den Mörder freispricht, weil beides ja verschiedene Dinge sind?
Es ist zwar wichtig, immer die Person hinter den Taten zu sehen; zu fragen, was passiert ist, bevor es zur Sünde kam. Aber doch gerade deswegen, weil beides zusammengehört: Die Tat und der Täter.

"Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben!" sagt Jesus. Was aber, wenn wir die Gebote nicht halten?
"Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage." Was aber, wenn wir das nicht tun, was Jesus uns aufträgt? Dann sind wir doch nicht mehr seine Freunde, oder?
Liebe Schwestern und Brüder, immer wieder heißt es in der Kirche, in Predigten und frommen Texten, dass Gottes uns annimmt, auch wenn wir noch so große Sünder sind. Und dass wir diese Liebe nicht verdienen können, dass er sie uns schenkt.
Das ist sehr wohl richtig, und daran soll auch nichts eingeschränkt werden.

Aber Gott lässt uns auch die Freiheit, seine Liebe nicht anzunehmen. Die Annahme seiner Zuneigung zu verweigern.

Gott wird diese Freiheit respektieren und wird uns seine Liebe nicht aufzwingen.

Wenn wir das prinzipielle Wohlwollen Gottes einem jeden Menschen gegenüber als Liebe bezeichnen wollen, dann liebt Gott tatsächlich jeden Menschen. Aber damit haben wir noch nichts über Gott gesagt, und auch nichts über das tatsächliche Verhältnis eines Menschen zu Gott. Denn Liebe zeigt sich immer erst in dem, was wirklich geschieht. Gott respektiert aber unsere Entscheidung, ein Handeln Gottes abzulehnen.
Wenn wir allerdings - genau wie im alltäglichen Leben - erst dann von Liebe sprechen, wenn ein Mensch die Liebe Gottes annimmt, sich ihr öffnet und sie weitergibt - dann liebt Gott tatsächlich nicht alle Menschen und nicht alle Menschen gleich.

Bei der Liebe geht es nicht darum, positive Gefühle zu entwickeln. Das ist noch keine Liebe, das ist Sentimentalität; das ist einseitig. Liebe bedeutet immer Beziehung und Austausch.

Liebe Schwestern und Brüder, ich möchte die Liebe Gottes nicht kleiner machen, als sie ist. Aber wenn sie sowieso immer da und immer gleich ist, dann ist daran nichts besonderes mehr. Ein solcher Glaube ist Kleinglaube und Kleinliebe.

Nehmen wir das Gebot Gottes ernst: «Liebet einander!». Dann erkennen wir, dass diese Liebe ein unverdientes Geschenk Gottes bleibt; das wir weder machen können noch erzwingen. Dann erkennen wir aber auch, dass es eine Gnade ist, von Gott geliebt zu sein; nichts selbstverständliches und automatisches, sondern eine ganz persönliche, und einmalige Zuwendung Gottes. Amen.

Fürbitten