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KARL-LEISNER-JUGEND |
Ursprung: 2003 (Irak-Krieg)
Liebe Schwestern und Brüder,
jetzt, wo wir wieder einmal aufs Neue erfahren, dass Krieg und Unheil in dieser Welt noch immer einen Platz haben - und wir uns nach der Friedensbotschaft der Bibel sehnen - gerade heute wir uns ein Evangelium vorgelesen, in dem Jesus selbst zur Geißel greift und gewalttätig wird.
Wie schön wäre ein Evangelium aus der Bergpredigt gewesen: «Wer Dich auf die rechte Wange schlägt, dem halte auch die Linke hin; wer zum Schwerte greift, kommt auch durch das Schwert um; selig die Friedfertigen, liebet Eure Feinde, betet für die, die Euch verfolgen...» und so weiter.
Durch diese Worte der Bergpredigt ist die Bibel allerdings in den Ruf gekommen, ein eher frommes Buch zu sein - und ziemlich weltfremd. Und deshalb eigentlich ziemlich untauglich für die hohe Politik und den normalen Alltag. Soll ich etwa wirklich dem, der mich beraubt, noch Geld von der Bank holen und nachbringen? - «Nein, mit der Bibel kann man beten, aber nicht regieren.»
Aber Jesus war gar kein Pazifist - auch wenn viele seiner Worte so gedeutet werden können. Gerade weil er liebt, kann er nicht ruhig bleiben, wenn diese Liebe bedroht wird. Er ehrt den Tempel, er bezeichnet ihn als Haus des Vaters. Darum kann er nicht anders, als die Entehrung und Verunreinigung des Hauses anzuprangern und selbst Hand anzulegen.
Liebe Schwestern und Brüder, die Predigt und das Handeln
Jesu kann sehr wohl unser Tun begleiten - ob in der ganz großen
Politik oder in der alltäglichen Situation. Die heutige
Bibelstelle zeigt uns: Es gibt so etwas wie einen gerechten
Zorn; eine heilige Wut und liebevollen Druck. Gerade in einer
Welt, in der das Böse immer wieder zur Gewalt neigt,
kann das Gute nicht untätig bleiben.
Aber Gewalt, wenn sie denn nötig ist, darf sich nicht
von Gefühlen der Rache, des Stolzes, der Rechthaberei
oder der Eitelkeit leiten lassen. Alles, was wir tun, soll
dem Heil des Menschen dienen; manchmal bleibt dazu nur die
Anwendung von Gewalt.
Die Ausräumung des Tempels und die Bergpredigt gehören zusammen: Jesus war kein Pazifist - und trotzdem hat er bei seiner Verhaftung, Kreuzigung und Hinrichtung keine Gegenwehr geleistet. Weil er alles, was er tat, zu unserem Heil getan hat.
Liebe Schwestern und Brüder, ich möchte zu dem Krieg, der jetzt im Irak tobt, genauso wenig Stellung nehmen, wie zu den vielen anderen Kriegen, die tagein, tagaus auf der Welt stattfinden, für die sich aber keiner interessiert. Sie sind informiert und bilden sich eine eigene Meinung.
Grundsätzlich aber gilt für alles, was wir tun: Tun wir das, was wir für richtig halten. Aber fragen wir uns immer wieder, warum wir etwas tun: Weil es unser Recht ist? Weil wir auch betrogen wurden? Weil der andere es verdient hat? Rache, Stolz, Hochmut, Rechthaberei und Egoismus sind immer schlechte Beweggründe.
In einem kleinen Versand für christliche Artikel gibt es Armbänder, Uhren und Tassen mit dem Aufdruck: »WWJT - Was würde Jesus tun?«
Eine Frage, die uns wirklich weiterbringt und hilfreich sein kann. Vorausgesetzt, wir wissen, wie Jesus handelt, was er denkt und gepredigt hat. Lesen Sie es nach - und fragen sie sich immer wieder selbst: Was würde Jesus tun?
Ursprung: 7. Sonntag im Jahreskreis, 1998
Liebe Schwestern und Brüder!
Die Menschen lieben, die uns hassen, sich schlagen lassen, unser Eigentum dem schenken, der uns bestiehlt - eine seltsame frohe Botschaft. Sie passt so gar nicht in unser Rechtsempfinden, und sie passt vor allem nicht in das Rechtsempfinden des Alten Testamentes, in dem es Hunderte von Vorschriften gibt, um die Gerechtigkeit zu wahren.
Für die Juden war diese Rede damals ein Skandal. Und eigentlich müsste sie auch für uns «unerhört» sein, radikal und extremistisch. Aber wir haben uns an den Anspruch «Liebet eure Feinde» gewöhnt. Und durch diese Gewöhnung hat diese Aufforderung Jesu an Schärfe verloren:
Wir richten uns ja sowieso nicht danach.
Selbstverständlich muss ein Einbrecher verhaftet werden,
jemand, der uns unsere Wohnungseinrichtung zerstört,
werden wir wohl kaum noch die Autoschlüssel anbieten.
Das hat's ja noch nie gegeben.
Und wenn wir etwas ausleihen, dann erwarten wir es selbstverständlich
zurück. Jemand, der das nicht tut, bezeichnen wir eher
als gutgläubig, vertrauensselig und ein bisschen bescheuert.
Wo kämen wir denn dahin, wenn wir das ernst nehmen würden,
was im heutigen Evangelium geschildert wird?
Richtet nicht, verurteilt nicht, erlasst die Schuld: Was wäre
wohl, wenn das alle täten? Mit diesem Anspruch des Evangeliums
halten wir uns nicht lange auf: Er ist weltfremd. Und zwar
vollkommen weltfremd.
Das hat's noch nie gegeben, wo kämen wir denn dahin, wenn das alle täten - und überhaupt. Die vier triftigsten Gründe, sich nicht mehr damit auseinanderzusetzen.
Wir lesen die Bergpredigt, finden sie beeindruckend und - stellen Strafantrag gegen Unbekannt, weil in unserem Vorgarten Blumen fehlen.
Aber an unserer Hochachtung vor dem Lehrer Jesus ändert das nichts: Auch trotz dieser Bergpredigt, an die wir uns nicht halten, glauben wir noch an Jesus Christus als dem Sohn Gottes.
Seltsam.
Ein Politiker, der Unmögliches von den Bürgern verlangt, wird wegen Unfähigkeit abgewählt.
Ein Arbeitgeber, der von seinen Mitarbeitern ständig das Äußerste fordert, und noch darüber hinaus, wird wegen Ausbeutung oder unsoziales Verhalten vor Gericht gebracht.
Eine Kirche, die nicht den Durchschnitt zum Maß erhebt, sondern das Überdurchschnittliche, die verlässt man.
Jesus wird aber - gerade aufgrund seiner Bergpredigt - gepriesen und verehrt, obwohl doch eigentlich klar, dass keiner dazu in der Lage ist, sie zu erfüllen. Er erwartet von uns Unmögliches, das Äußerste, das Überdurchschnittliche - und trotzdem stört sich keiner daran.
Aber gerade das ist es tatsächlich, was Gott von uns
erwartet: Dass wir Unmögliches versuchen, dass wir ans
Äußerste gehen, dass wir uns über den Durchschnitt
erheben. Nicht deswegen, weil wir Christen so hervorragend
sind - das wage ich zu bezweifeln.
Gott kann dies alles von uns erwarten, weil er selbst in uns
das Unmöglich vollbringt, er selbst in uns bis zum Äußersten
geht und er selbst in uns Überdurchschnittliches bewirkt.
Man kann das Gnade nennen, was Gott mit denen macht, die sich
auf diesen unmöglichen Anspruch einlassen. Man kann es
Gnade nennen, was Gott uns schenkt, wenn wir uns nur auf ihn
einlassen würden.
«In reichem, vollem, gehäuften, überfließendem Maß wird er euch beschenken!» Man kann diese Großzügigkeit Gottes Gnade nennen.
Aber egal, wie wir es nennen: Weil Gott so einen seltsam hohen Anspruch an uns stellt, so gibt er dem Menschen auch die Fähigkeiten, das Unmögliche zu vollbringen, ans Äußerste zu gehen und den Durchschnitt hinter sich zu lassen.
Wenn wir es nur versuchen würden, könnte jeder von uns feststellen, dass wir alle - wenn auch nicht zum Supermann - so doch zum Heiligen berufen sind.
«Liebet Eure Feinde, gebt jedem, der euch bittet, richtet nicht, verurteilt nicht, erlasst einander die Schuld. Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!»
Am Anfang des Evangeliums heißt es: «Jesus sprach zu seinen Jüngern: Euch, die ihr mir zuhört, sage ich...» Anscheinend habe damals schon so einige bei dieser berühmten Predigt nicht richtig zugehört, nicht zuhören wollen.
Wie steht's mit ihnen?