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KARL-LEISNER-JUGEND |
Liebe Schwestern und Brüder,
vorgestern habe ich eine eMail erhalten, von die ich Ihnen am liebsten heute vorgelesen hätte. Ich tue es nicht, weil solchen eMails Vertrauensschutz zugesagt ist, aber ich möchte Ihnen dennoch kurz den Inhalt mitteilen:
Mit schreibt ein Unternehmer, der bis vor kurzen Chef einer Firma war,
die er dann jedoch verkaufen musste. In all den Jahren hat er keinen Urlaub
gemacht, sich selbst unterbezahlt, nie jemanden entlassen (auch dann,
wenn er bestohlen, belogen und betrogen wurde). Jedem hat er eine neue
Chance gewährt, wenn die Arbeiter nur versprachen, dass es nicht
wieder vorkommen würde. Er hat immer nur schwer vermittelbare Arbeitssuchende
eingestellt - und am Schluss die Firma für einen Euro verkaufen müssen.
Mit einer Insolvenz wäre er besser weg gekommen - aber um die Arbeitsplätze
zu sichern, hat er verkauft. Der einzige, der dann gehen musste, war er
selbst.
Keiner der Angestellten hat sich bedankt. Keiner sich erkenntlich gezeigt.
Im Gegenteil: Als Dank dafür verklagen ihn nun einige der ehemalige
Mitarbeiter; auch der, der ihn bestohlen hat; auch der, der gegen alle
Widerstände eingestellt wurde.
Am Ende schreibt der Unternehmer: »Damit kann ich umgehen. Im Gegenteil, es hat meinen Glauben gestärkt, weil ich, wie ich schon erwähnte, das Leben für eine Prüfung halte, die es zu bestehen gilt. Aber den Glauben an das Gute im Menschen habe ich endgültig verloren. Ich werde weiterhin versuchen, ein "gottgefälliges" Leben zu führen, aber man verschone mich mit neuen Freundschaften.«
Liebe Schwestern und Brüder - "Dank" ist eben keine reine Höflichkeit; es ist nicht nur etwas, das die Etikette und der Knigge erwartet. Dank ist etwas Lebenswichtiges; etwas, das uns nicht nur Mut zum Weiterleben gibt, sondern auch Mut, weiterhin gut zu sein.
Wir sind hier auf Erden, um im Guten zu reifen. Das gelingt uns ohne Probleme, wenn wir unser ganzes Denken darauf richten, alle anderen Menschen darin zu bestärken, Gutes zu tun. Und das beste Mittel, das Gute im Menschen zu fördern ist der Dank.
Wer dankt, ermutigt; wer dankt, lobt indirekt und gibt neue Energien. Wer dankt, der anerkennt das, was der andere versucht hat.
Vielleicht ist der Unternehmer, der mir geschrieben hat, ein Ekelpaket gewesen. Vielleicht war er stur oder unnahbar. Mag sein, das weiß ich nicht. Aber mit Sicherheit wird er es jetzt werden.
Wir können verhindern, dass Menschen sich in ihrer Ablehnung verhärten. Unser Dank sollte sich deshalb dringend, ja vornehmlich an die richten, die noch an Menschenfreundlichkeit zunehmen können; an die, die dabei sind, ihr Vertrauen in die Menschen zu verlieren und nur noch sich selbst zu sehen beginnen.
Manchmal fühlen wir uns wie Lehrer der alten Schule: Wer sich nicht richtig benimmt, wird abgestraft; wer nicht nett ist, erhält auch keinen Dank; wer selbst vergisst zu danken, wird das beim nächsten mal selbst zu spüren bekommen - und so weiter. Die Pädagogik Gottes ist jedoch anders: Jesus heilt die Aussätzigen - und obwohl nur einer kommt, um zu danken, ist er dennoch bereit, für alle am Kreuz zu sterben.
Wir verändern die Welt eben nur, wenn wir treu bleiben im Guten - bis zum Ende. Dann bleibt auch das Gute in uns - über das Ende hinaus.
Amen.
Liebe Schwestern und Brüder, wenn ein kleines Kind, gerade der Sprache mächtig, eine Kleinigkeit geschenkt bekommt - zum Beispiel beim Metzger eine Scheibe Fleischwurst - dann raunt die die Mutter oft von hinten ins Ohr: "Wie sagt man?!" - "Danke!".
Kinder haben es schwer mit dem Danke sagen, denn vieles ist für ein Kind einfach selbstverständlich: Die Nähe der Eltern, deren Liebe, das Essen, die Kleidung und die Wärme des Hauses. Erst mühsam muss es lernen, dass vieles von dem, was wir erhalten, anderen Menschen Mühe kostet. Und das diese anderen Menschen ihre Mühe vergessen und gerne geben, wenn sie unsere Dankbarkeit spüren - und vielleicht auch hören.
Da ist nun ein Wunder geschehen: Unheilbar am Aussatz erkrankte werden
geheilt, nachdem sie Jesus um sein Erbarmen gebeten haben. Und trotzdem
- eigentlich eine Unverschämtheit - kommt nur einer, um sich zu bedanken.
Warum eigentlich? Wo bleiben die anderen? Warum bedanken sie sich nicht?
Nun, vielleicht, weil sie nicht an das Wunder glauben. Wer kann ihnen
denn garantieren, dass Jesus es war, der sie geheilt hat? Vielleicht war
es ja doch nur ein Zufall - erst sind sie Jesus begegnet, und dann, als
sie sich von ihm entfernt haben, wurden sie geheilt. Wieso sollte da eine
Verbindung bestehen? Wie sollte Jesus eine solche Heilung auch vollbringen?
Aussatz war auch für die damaligen Menschen eine endgültige
Sache! Dagegen gab es kein Mittel, und keine Chance, geheilt zu werden.
Dass sie Jesus um sein Erbarmen gebeten haben, war vermutlich nicht mehr
als ein letzter Strohhalm, an den sie sich geklammert haben. Aber wer
rechnet denn wirklich damit, dass so etwas wie eine Heilung geschehen
soll?
Ob wir nachher auch wirklich "Danke" sagen, (was Gott gegenüber sehr, sehr selten vorkommt), hängt nicht so sehr davon ab, ob das, worum wir gebeten haben, auch wirklich eintrifft. Vielmehr stellt sich die Frage, ob wir denn bei unseren Bitten auch wirklich mit einer Antwort Gottes rechnen!
Wie oft haben wir um etwas gebetet?! Aber haben wir auch wirklich Gott gemeint, als wir um den guten Ausgang des Golfkrieges, um ein Ende des Krieges in Jugoslawien, um den Frieden im eigenen Land gebetet haben? Wir haben gebetet für unsere Kranken, unsere Kinder und unsere Eltern. Oder, jetzt ganz aktuell, für das Gelingen der Reise nach Rom und eine gute Wiederkehr.
Die Undankbarkeit des gläubigen Menschen ist genauso wie beim Kind darin begründet, dass wir Vieles als viel zu selbstverständlich begreifen und nicht erkennen, dass es Gott Mühe kostet, sich um uns zu sorgen. Wir glauben immer noch, dass wir Menschen allein für unsere Gesundheit, den Frieden und die gute Ernte verantwortlich sind; allerhöchstens wirkt Gott dort noch etwas begleitend mit, so als eine Art Katastrophenschutz. Dann brauchen wir allerdings auch nicht mehr zu bitten - und auch nicht mehr "Danke" zu sagen. Im Falle einer Katastrophe beschweren wir uns allerdings über das Versagen Gottes.
Dabei ist es genau umgekehrt: Alles kommt von Gott. Unser Leben, unsere Fähigkeit, in Frieden miteinander auszukommen und einander zu verzeihen, die Gaben der Natur zu nutzen und zu genießen - alles ist zunächst ein Geschenk Gott, und wir dürfen daran mitwirken. Unsere Aufgabe ist es nur, Gottes Schöpfung nicht zu vermasseln und uns mit Gottes Gaben zu arrangieren.
Vielleicht ist Gott zu großzügig. Er schenkt uns so viel, ohne das wir darum gebetet haben. Vielleicht wäre es daher angebracht, für jede ausgesprochene Bitte mindestens für zwei andere Sachen zu danken.
Amen.