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Predigtvorschläge - Gehorsam
1. Predigtvorschlag

Ursprung: 5. Sonntag der Osterzeit - Lesejahr A

Liebe Schwestern und Brüder, vor ein paar Tagen haben ich mich mit einigen Lehrern der Fürstenbergschule getroffen, um uns über unseren Glauben auszutauschen. Immer, wenn der eine oder die andere eine bestimmte Meinung vertrat, versuchten wir nach Gründen für oder gegen diese Ansicht zu suchen - eine Diskussion, ganz wie sie sein sollte. Leider gab es ein Argument, dass als Begründung nicht gern akzeptiert wurde: Das Gehorsams-Argument, "Ich glaube das, weil es die Kirche so sagt".

"Gehorsam" hat so einen Beigeschmack von Militär und Sekte: Da werden Anweisungen erteilt, die ich auszuführen habe, egal ob das vernünftig ist oder nicht. "Gehorsam" klingt immer ein bisschen nach "blind gehorchen"; so als wenn man sein eigenes Gehirn ausschaltet.

Kinder zum Beispiel überblicken noch nicht die ganze Wirklichkeit und sämtlich Folgen ihres Tuns. Deshalb muss jemand, der einen besseren Überblick hat, für sie vorausschauen und ihnen bestimmte Dinge verbieten und zu anderen Dingen auffordern. Kinder gehorchen (wenn sie gehorchen), weil sie guten Grund haben, ihren Eltern zu vertrauen.

Sobald wir aber meinen, selbst alles zu überblicken, lehnen wir es ab, dass jemand für uns vorausschaut - und verweigern den Gehorsam. Man sieht es auch bei den Jugendlichen, die darauf bestehen, keine Kinder mehr zu sein: Gehorsam zu sein ist ein Zeichen von Unmündigkeit. Selbst zu entscheiden, ist ein Zeichen für Unabhängigkeit und Erwachsensein.

Dabei ist es uns dann manchmal egal, ob wir die Wirklichkeit tatsächlich so gut überblicken, dass wir allein zurecht kommen. Lieber fallen wir ab und zu mal kräftig auf die Nase, als dass wir unsere Unabhängigkeit wieder an den Nagel hängen und Gehorsam üben.
Im Grunde ist das ja auch gut so. Nicht erwachsen werden und das Denken und die Verantwortung lieber anderen zu überlassen, ist gefährlich. In dieser Welt ist es eine unausweichliche Pflicht, Erwachsen zu werden.
In Gottes Welt allerdings gelten andere Maßstäbe. In der Lesung aus der Apostelgeschichte heißt es ganz am Schluss: «Auch eine große Anzahl von Priestern nahm gehorsam den Glauben an». Und Jesus selbst hat gesagt: «Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder!»
Dabei geht es nicht in erster Linie darum, unsere eigene Ansicht aufzugeben und - weil Gott es uns sagt - einfach anderer Meinung zu sein. Kind Gottes zu sein, heißt ja nicht, das wir aufhören sollen zu denken. Das haben die Priester in der Lesung ja auch nicht getan. Sondern dass wir begreifen, dass unser Denken eben nicht alles umfasst, dass vieles noch außerhalb unseres Horizontes liegt. Es geht darum, dass wir durch den Gehorsam lernen, uns mit Leib und Seele (und unserem Denken und Erkennen) auf den zu verlassen, der eine größere Sicht auf diese Welt halt.

Es gibt viele Gründe, die dafür sprechen, dass diese Welt gottlos und unerlöst ist. In Israel werden wahllos Menschen getötet, und in Deutschland wurden an einer Schule 17 Menschen ebenso wahllos umgebracht, weil bei einem Jugendlichen sämtliche Sicherungen durchgebrannt sind. Hat Gott versagt? Ist die Osterbotschaft vom Sieg über den Tod nicht widerlegt?

«Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich!» sagt Jesus. Es ist gerade ein Zeichen unserer Kindschaft und unseres kindlichen Gehorsams, dass wir dieses Wort nicht nur hören, sondern daran unseren Glauben festmachen. Euer Herz lasse sich nicht verwirren! Ganz einfach deshalb, weil Gott es gesagt hat; auch wenn die Welt ganz anders aussieht. Einfach glauben, dass Jesus selbst das Leben ist. Einfach Gott zu vertrauen - genauso wie ein Kind: «Papa hat gesagt, alles wird wieder gut.»

Gehorsam sein heißt nicht, seinen Verstand ausschalten, sondern Gott zu vertrauen. Wir haben keine andere Garantie als seine Zusage, sein Wort. Dort, wo wir nicht mehr weiter wissen oder aller Anschein gegen das Gute spricht, Gott zu vertrauen - das ist guter, kindlicher Gehorsam.

Liebe Schwestern und Brüder, echter und guter Gehorsam gehört zum Glauben dazu; aber er ist keine Last und eine Einschränkung. Wie wohltuend ist es auch für uns, wenn wir über unseren Gott sagen: «Papa hat gesagt, es wird alles wieder gut.» Amen.

Fürbitten