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Predigtvorschläge - Christi Himmelfahrt
1. Predigtvorschlag

von Manfred Stücker (erstellt: 2020)

Christi Himmelfahrt - Der abwesende Auferstandene

Am Fest Christi Himmelfahrt gab es früher einen Brauch, an den sich die Älteren vielleicht noch erinnern können: nach dem Evangelium wurde die Osterkerze im Altarraum gelöscht. Sinnenfällig sollte damit gezeigt werden: Der Herr, der 40 Tage hindurch bei den Jüngern war, ihnen erschienen war, mit ihnen gegessen hatte, sie belehrt und getröstet hatte, war nun nicht mehr bei ihnen. - Und das heißt zugleich auch: er ist gleichermaßen auch unseren Blicken entschwunden. Wir können ihn nicht festhalten bei uns. Er muß auffahren zu seinem Vater, um sein Werk zu vollenden.

Ich finde es in einer Weise bedauerlich und schade, daß man diesen alten Ritus nicht beibehalten hat. Denn in unserer Zeit hätte er eine neue Berechtigung und eine starke Symbolkraft. – Wie meine ich das?

Wir sind ja gewohnt, zu hören: Christus ist nicht für unsere Augen sichtbar, aber er ist da. Er ist in unserer Mitte: in den Sakramenten, in der feiernden Gemeinde, in seinem Wort. Vor allem kommt er zu uns im Brot des Lebens, in der heiligen Eucharistie.

Das alles haben wir gehört und sicher auch verinnerlicht, und es bleibt gültig und richtig.

Doch schauen wir uns einmal um und fragen, wo diese Botschaft heute eine Bedeutung hat! Wo sie gehört und verstanden wird! Wo in unserer Gesellschaft, in der wir leben, Christus wirklich ein Raum gegeben wird, daß er präsent sein darf, daß seine Gegenwart etwas bedeutet, etwas sagt, etwas in Konsequenz bewirkt!

Die Diskussion vor einer Europawahl, ob es denn noch zeitgemäß sei, daß Kreuze und religiöse Symbole im öffentlichen Raum, zum Beispiel in Schulen und Gerichtsräumen, zu sehen sein dürften, ob es einem muslimischen Schüler beispielsweise zuzumuten sei, unter dem Bild des Gekreuzigten zu lernen und seine Prüfungen abzulegen – die Diskussion darüber hat die Gemüter wieder einmal erhitzt.

Dann das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur sogenannten „Sterbehilfe“: es besagt, daß es in Zukunft nicht mehr verboten sein darf, einem Menschen bei seinem beabsichtigten Suizid zu „helfen“, sogar geschäftsmäßig! Bevor eine wirkliche Diskussion darüber losging und beruhigende oder auch empörte Stimmen dazu gehört wurden, entwickelte sich die Corona-Epidemie zur Pandemie und überdeckte alles andere – makabererweise.

Man kann zu alldem seine eigene Meinung haben und sicherlich Argumente für das Eine oder das Andere finden – doch ganz deutlich zeigt mir diese Entwicklung: Christus ist immer weniger als der Anwesende in unserem Blickfeld und in unserem Alltag, und immer mehr als der Abwesende.

Christus ist abwesend, und er schweigt.

Wäre es nicht ehrlich, dies zuzulassen und nicht vorschnell zu kaschieren oder schönzureden? Anscheinend ist es ja so, daß auch all das viele Reden, das heißt die vielen Unterrichtsstunden in Religion in den Schulen, die vielen Stellungnahmen der Kirche zu Themen der Zeit, die vielen Sitzungen und Konzepte eins nicht vermögen: daß in den Menschen Glauben wächst.

Menschen mögen reden oder auch gut reden, aber etwas anderes ist es, wenn Gott spricht.

Gott möchte reden, er möchte handeln, er möchte anwesend sein, nicht abwesend.

Wie können wir das erfahren, wie können wir das glauben?

Die Apostelgeschichte berichtet uns, daß die Apostel und Maria und weitere Jüngerinnen und Jünger sich in den Abendmahlssaal zurückgezogen haben.

Sie haben sich zurückgezogen, um zu beten. Dieser Rückzug war keine Flucht vor der Welt, aber er war die Voraussetzung dafür, daß der Heilige Geist empfangen werden konnte.

Die Pfingstnovene, die heute beginnt, die Zeit der Erwartung des Heiligen Geistes, ist eine Einladung an uns und ein Auftrag: daß wir nicht aufhören zu beten, oder daß wir neu anfangen, zu beten und zu hören, zu bitten und zu vertrauen, damit der abwesend-anwesende Christus zu uns sprechen, zu uns kommen und uns erfüllen kann.

2. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2007)

„Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“

So, liebe Schwestern und Brüder, rügen die zwei Engel die Apostel, die Christus nachschauen, der in den Himmel auffährt.

„Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“
Das ist aber doch natürlich, dass sie ihm nachschauen. Ihm, der in den Himmel aufgenommen wird. So ein Spektakel sieht man schließlich nicht alle Tage.

„Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“
Sicherlich liegt in den Blicken der Apostel auch etwas Wehmut und Schmerz über den Abschied von ihrem Herrn. Wie wird es weitergehen, ohne IHN an der Seite zu haben? Solche Fragen können lähmen, den Blick verengen.

„Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“
Dieser Ruf der Engel soll zu einem Perspektivenwechsel bei den Jüngern führen. Sie sollen die Welt mit neuen Augen sehen, jetzt, wo der Herr im Himmel ist.

Das Leben Jesu hilft uns die Welt mit neuen Augen zu sehen.
Er hat unser menschliches Leben geteilt. In allem war er uns gleich, außer der Sünde.
All das, was wir Menschen auf Erden erleben, hat der Sohn Gottes auch erlebt: Geburt, Kindheit, Lernen, Arbeit, Tränen, Schweiß, Angst, Liebe, Freude, Leiden, Tod.
All das ist ihm nicht fremd.
Und deshalb hat all das auch mit Ihm, mit dem Sohn Gottes zu tun. Und deshalb können wir auch in all dem, was diese Welt ausmacht Ihm, Gott nämlich, begegnen. In dieser Welt können wir Ihm dienen.
Diese Welt, dieser Planet Erde, unser Alltag – das sind die Orte, wo wir als Christen, als Jünger Jesu leben und leben sollen.
Und diese Welt, diesen Planeten Erde, unseren Alltag können wir uns nicht aussuchen.

Die Himmelfahrt Jesu hilft uns die Welt mit neuen Augen zu sehen.
Die Welt ist zwar der Ort, der uns Menschen zugewiesen ist, aber es gibt ein Mehr. Wenn Jesus die Erde verlässt und zu seinem Vater in den Himmel auffährt, dann liegt darin auch für uns eine Verheißung. Das Tagesgebet der Messe drückt diese mit folgenden Worten aus:
In der Himmelfahrt Deines Sohnes, hast Du den Menschen erhöht. Schenke uns das feste Vertrauen, dass auch wir zu der Herrlichkeit gerufen sind, in die Christus uns vorausgegangen ist.

Diese Welt, die vergeht, dieser Alltag, der manchmal so zermürbend sein kann – das ist nicht alles.
All das Leid, die Sorgen, die Trauer und Angst, die einem begegnen – das ist nicht alles.

Es gibt ein Mehr, ein ewiges, herrliches Mehr, das all unsere Vorstellungskraft übersteigt.
Ein Mehr, in dem wir von allem, was uns hier unten einengt und bedrängt, befreit werden, in dem unsere Sehnsucht nach glücklichem Leben gestillt wird.
Ein Mehr, in dem wir endlich die sein können, die wir in Wahrheit sind.
Deshalb ist die christliche Religion eben nicht "Opium für das Volk". Wir Christen müssen nicht mit Rauschmitteln in eine andere Welt fliehen. Wir Christen sind nüchterne, realistische Menschen, die ihrer Hoffnung auf eine erlöste Welt in dieser unerlösten Welt Ausdruck verleihen, in Taten, Worten und Gebeten.

„Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“
Die Engel treiben die Jünger an, nicht wie Salzsäulen stehen zu bleiben, sondern sich aufzumachen.

Sich aufzumachen in die Welt, in der sie leben. In der auch Jesus gelebt hat.
Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen.
Damit alle diese Welt sehen, wie sie in Wirklichkeit ist: kostbar aber endlich.
Damit allen die neue, wunderbare Perspektive eröffnet wird: es gibt ein ewiges Leben, das unsere Sehnsucht stillt.

Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen.
Das ist der Auftrag der Jünger in dieser Welt. Unser Auftrag als Christen.
In uns will Christus weiterleben. Unsere Münder, unsere Hände sollen seine Botschaft weiterführen. Jeder, jede von uns ist dazu berufen, ein anderer Christus, ja Christus selbst zu sein.

Wenn wir so mit Christus vereint sind, uns jetzt und hier bemühen, sein Leben weiterzuleben, werden wir auch sein Leben im Himmel in der Herrlichkeit des Vaters erleben.

Christi Himmelfahrt lässt uns so die Welt mit neuen Augen sehen: Als den Ort, wo wir das Leben Jesu weiterführen sollen.
Und als den Weg, der uns zur wahren Freude führt.

Als Christ in dieser Welt zu leben, lohnt sich.

3. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2007)

Liebe Gemeinde!

„Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her?“

Diese Frage beschäftigte die Apostel ganz besonders. Sie hatten seit Ostern Jesus immer wieder gesehen, und sie konnten sich nichts anderes vorstellen, als daß Jesus sich nun bald als der Messias offenbaren und das ehemalige Reich wiederherstellen würde. Sie wären dann so etwas wie Minister unter der Regierung Jesu, ihres Herrn.

Doch es kommt dann anders: Jesus geht in die himmlische Herrlichkeit ein, kehrt dorthin zurück, von wo er gekommen war und läßt die Seinen scheinbar allein zurück. Nach all den freudigen Ereignissen von Ostern war das wieder ein ernüchterndes Erlebnis. Aber Jesus geht nicht einfach weg, sondern kündigt die Sendung des Heiligen Geistes an, dessen Kraft seine Jünger erfüllen wird. Er erklärt sogar: „Es ist gut für euch, daß ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; gehe ich aber, so werde ich ihn zu euch senden.“ (Joh 16,7) – Der Heilige Geist ist die große Gabe des auferstandenen und erhöhten Herrn an seine Kirche. Ohne diesen Beistand und Tröster bleibt alles menschliche Tun der Vergeblichkeit ausgeliefert; es wird durchkreuzt, hintertrieben und zerstört. Menschliche Reiche, selbst die mächtigsten, wie das römische Kaiserreich oder die kommunistische Herrschaft der Sowjetunion, zerfallen und werden durch junge, frischere Kulturen abgelöst. Die Kirche wäre schlecht beraten, wenn sie auf rein menschliche Kräfte setzte statt auf die Kraft des Heiligen Geistes, wenn sie anstelle ihrer ureigenen Sendung Ministersessel bevorzugte.

Es ist nichts Neues, wenn ich darauf hinweise, daß es dennoch immer wieder die Versuchung gegeben hat, den kirchlichen Dienst auf irdische Machtstrukturen zu gründen, und nicht nur die Versuchung, sondern auch das entsprechende ungeistliche Verhalten. Und auch nicht nur im Großen, sondern ebenso im Kleinen. Denn – Hand aufs Herz – wer wünscht sich heute nicht vollere Kirchen? Wer würde für dieses Ziel nicht auch den Sozialdruck früherer Zeiten als nützliches Mittel in Kauf nehmen?

Doch Jesus verspricht nichts dergleichen. Der Heilige Geist genügt. Er wird den Jüngern helfen, Zeugen zu sein in Jerusalem, in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde.

Ebenso genügt auch uns der Heilige Geist. Er wird uns helfen, Zeugen zu sein für das Evangelium. In den folgenden Tagen sind wir eingeladen, besonders um den Heiligen Geist zu beten. Denn „ohne sein lebendig Weh’n kann im Menschen nichts besteh’n“, heißt es in der Pfingstsequenz. Allein der Heilige Geist kann uns den Weg weisen in unserer unübersichtlichen Zeit und unser Denken neu auf Gott ausrichten. Er allein kann uns Geschmack an Gott geben, eine Neigung zum Gebet und zum christlichen Dienst. Ohne diese Neigung können wir andere nicht überzeugen, sind wir eben keine Zeugen des Evangeliums.

Feiern wir in diesem Sinne Eucharistie und freuen uns an der Muße, die uns das heutige Fest gewährt!

4. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2006)

Liebe Gemeinde!

Heute feiern wir den Tag, an dem der Herr das irdische Dasein endgültig hinter sich gelassen und in das Licht des ewigen Vaters zurückgekehrt ist. Das irdische Dasein Jesu war nur von vorübergehender Dauer, nicht aber sein Leben überhaupt. Diese Welt ist vergänglich, wer in sie eintritt, muß sie eines Tages wieder verlassen. Aber das ist kein Grund zum Jammern und Klagen, denn das wahre Leben kommt erst noch.

Wenn wir glauben, daß Jesus nach Tod und Auferstehung in den Himmel aufgefahren ist, dann bedeutet das zugleich, daß Jesus diesen Himmel überhaupt erst geschaffen hat. „Er sitzt zur Rechten Gottes, des Allmächtigen Vaters.“ Wo Jesus ist, da ist der Himmel, da ist das Reich Gottes, da herrscht Gott und nicht mehr das Böse, die Sünde.

Himmel und Erde sind aber nicht völlig getrennt. Jesus ist nicht einfach nur von uns weggegangen, sondern in einer neuen Weise bei uns geblieben. Wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, da ist er mitten unter ihnen. Jesus ist in seinen Gläubigen und in seiner Kirche. Dieses Innesein in jedem, der glaubt, ist erst seit der Himmelfahrt Jesu möglich, denn es ist ein geistiges Sein, das dem rein irdischen Leib Jesu noch verwehrt war. Der verklärte Leib Jesu aber ist so, daß er zugleich im Himmel und auf der Erde sein kann. „Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.“

Dieses In-Sein Jesu in uns wird auf eine noch tiefere Weise wirklich, nämlich in der Eucharistie: „Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.“ Jesus ist bei uns, aber viel inniger, als ein Mensch bei uns sein kann: Jesus ist mit Leib und Seele in unserem Leib und in unserer Seele. Ein Stück dieser Erde ist schon verwandelt in die himmlische Wirklichkeit, in der Jesus nun existiert, und im Essen dieses verwandelten Brotes werden wir selber verwandelt, werden Jesus anverwandelt. Wir ahnen schon das Ziel dieser Bewegung: Eines Tages soll die ganze Welt in Gott hineinverwandelt werden, soll jeder Mensch an der verklärte Existenzweise Jesu teilhaben. Und der eucharistische Leib Jesu ist das Mittel zum Ziel, ist das Lebens-Mittel, das uns hinüberführt, wie Jesus sagt: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot ißt, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, (ich gebe es hin) für das Leben der Welt.“ (Joh 6,51)

Aus dieser Eucharistie entsteht die Kirche. Kirche ist überhaupt nur recht zu verstehen, wenn man die Eucharistie versteht. So wie Jesus in der Eucharistie gegenwärtig ist, so ist er in seiner Kirche anzutreffen. Er ist gewissermaßen die Seele dieser sichtbaren Organisation. Er, der einstmals einzelne Mensch einer bestimmten Zeit und Bewohner eines bestimmten Landes, lebt in der Kirche weiter und beseelt sie von innen mit seiner Kraft. Er baut sie auf durch seine Eucharistie. Wenn darum heute gelegentlich gesagt wird, es sei doch ein gutes Zeichen der Kooperation zwischen Gemeinden, wenn nur noch an einem Ort Eucharistie gefeiert würde und nicht mehr an jedem Ort eine, dann kann man nur mit dem Kopf schütteln über eine derartige theologische Ignoranz. Ja, dann ist zu fürchten, daß die geistliche Dimension der Kirche gänzlich einer rein äußerlichorganisatorischen Sicht gewichen ist, daß der Geist ausgelöscht wurde. (Vgl. 1 Thess 5,19) Doch es gilt: „Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht erben.“ (1 Kor 15,50) Keine rein menschliche Anstrengung und Organisation ist als solche fähig, das Reich Gottes zu erben. Allein die Kraft der Eucharistie gibt uns daran Anteil.

5. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2005)

Liebe Gemeinde!

Ein Lied von W. WILLMS trägt den Titel: „Weißt du, wo der Himmel ist? Außen oder innen? Eine Handbreit rechts und links?“ – Und es antwortet lapidar: „Du bist mitten drinnen!“ In der zweiten Strophe wird ergänzt: „Nicht so tief verborgen! Einen Sprung aus dir heraus, aus dem Haus der Sorgen.“ Und in der dritten Strophe schließlich heißt es: „Nicht so hoch da oben! Sag doch ja zu dir und mir, du bist aufgehoben!“

In dieser für Kinder vereinfachten Ausdrucksweise wird das Mißverständnis abgewehrt, der Himmel, in den Jesus aufgefahren ist und der unsere Heimat werden soll, sei der Himmel über den Wolken. Wer Englisch spricht, wird nicht so leicht auf diese Verwechslung kommen, denn im Englischen gibt es zwei unterschiedliche Wörter für unser deutsches Wort „Himmel“: Den sichtbaren Himmel nennen die Engländer „sky“, den religiösen „Himmel“ dagegen nennen sie „heaven“. Wenn ein Astronaut mit einer Rakete immer weiter und weiter fliegen würde, dann käme er am Ende dort wieder an, wo er gestartet ist, er hätte sich nur im Kreis gedreht. Das ist genauso, wie wenn man auf der Erde immer nur geradeaus läuft, dann läuft man auch nur einmal herum und kommt hinten wieder an. Durch das bloße Reisen durch den Raum, und sei es der Weltraum, kann man die Welt nicht verlassen, man dreht sich gewissermaßen nur im Kreis.

Der Dichter Eugéne IONESCO hat einmal geschrieben: „Im Kreis gehen die Menschen, im Käfig ihres Planeten, weil sie vergessen haben, daß man zum Himmel aufblicken kann.“ Im Kreis gehen ist auf die Dauer langweilig. Man sieht nichts Neues, man bleibt ständig beim Alten. Und vor allem: man kann den wirklichen Himmel nicht erreichen, den Himmel im religiösen Sinn, denn dieser ist Innen, die Innenseite der Welt, die unseren Augen und Ohren verborgen ist. Der Himmel ist da, wo Gott ist, der alles geschaffen hat und von innen her belebt. Gott ist derjenige, in dem wir leben und sind. Er wohnt inniger in uns, als wir selbst in uns sind. Er ist der unvertreibbare Gast unserer Seele.

Wir können uns das derzeit nur mit räumlichen Bildern vorstellen, auch das Wort „Innen“ ist ja eine räumliche Beschreibung. Das ist wohl auch der Grund, warum die Jünger Jesus in räumlicher Weise haben auffahren sehen, bis eine Wolke ihn verhüllte. Wie anders sollte Jesus seine endgültige Verherrlichung versinnbildlichen als durch eine räumliche Entfernung „nach oben“? Nach oben – das heißt: weg von dieser Erde, die uns auf Dauer nicht Heimat bieten kann.

Wir müssen uns die Frage stellen: „Worauf blicken wir, was haben wir im Blickfeld? Woran halten wir uns, und was hält uns in Krisenzeiten?“ Wenn wir bloß nach rechts und links schauen, dann können wir leicht mutlos werden, weil wir soviel Unheil sehen, soviel Unverstand, soviel Ungerechtigkeit und Leid. Wenn wir aber wie die Apostel nach oben schauen, dann gibt uns das Wort des Herrn Mut und Zuversicht: „Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. ... Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,18.20)

Heute sprechen wir wieder: „Erhebet die Herzen! – Wir haben sie beim Herrn.“ Dieser Dialog soll nicht ein bloßes Wortgeplänkel sein, sondern die Tiefenschicht unserer Wirklichkeit zum Ausdruck bringen. Indem wir die irdischen Gaben von Brot und Wein zu Gott erheben, erheben wir uns selbst, unsere Herzen, über das Irdische und tauchen ein in das Himmlische. Wir fahren so gleichsam mit Christus zum Himmel auf und erfahren den Segen Gottes über uns, in uns und um uns herum. Auch wenn wir nur in Schwachheit beginnen können, so wird Gott doch unsere Bewegung zu ihm vollenden. Und dann kehrt sich die Bewegung um, und Gott steigt herab auf den Altar, wandelt die Gaben in den Leib und das Blut Jesu Christi und mit diesen Gaben uns selbst. Alles was dazu nötig ist, ist die schwache Erhebung unserer Herzen, das Eingehen in die Hingabebewegung Jesu zum Vater.
„Weißt du, wo der Himmel ist? – Nicht so tief verborgen! Einen Sprung aus dir heraus, aus dem Haus der Sorgen.“

6. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2004)

Liebe Gemeinde!

ÜBER DEN HIMMEL: 4. VORGESCHMACK AUF DEN HIMMEL - Das Fest Christi Himmelfahrt wird in unserer Gemeinde von der Feier der Erstkommunion ein wenig in den Hintergrund gedrängt. Morgen sehen wir vor allem die Kinder in ihren Festgewändern, viele gehen zum Nachbarn, um dort zu gratulieren. Aber auch diejenigen, die nicht unmittelbar mit der Erstkommunion zu tun haben, werden in der Mehrzahl den morgigen Tag als freien Tag genießen, manche begehen ihn als Vatertag. An diesem Tag können wir etwas unternehmen, etwas erleben; wir gehören uns selbst. Das ist auch schön – aber wir sollten dabei die Bedeutung dieses hohen Festes nicht aus den Augen verlieren!

Das Fest Christi Himmelfahrt legt uns die Frage nahe: „Worauf blicken wir, was haben wir im Blickfeld? Woran halten wir uns, was hält uns in Krisenzeiten?“ Religion heißt zu Deutsch Rückbindung, nämlich Rückbindung des Menschen an Gott. Wer religiös ist, der weiß sich von Gott gehalten und getragen, der schaut nicht nur in die Horizontale, hin zum anderen Menschen und zu den Dingen dieser Welt, sondern der schaut auch nach oben, zu Gott, dem Herrn und Schöpfer aller Dinge. Der erwartet Heil und Frieden nicht zuerst von endlichen Gestalten, sondern vom Unendlichen Gott. Der weiß sich nicht allein gelassen im Daseinskampf, der weiß sich getragen von dem, der den Tod überwunden hat und nun eingetreten ist in das Reich des Vaters und doch bei uns bleibt und uns inmitten von Leid und Tod einen Vorgeschmack der Herrlichkeit des Himmels schenkt.

Wie aber erfahren wir diesen tröstenden Vorgeschmack? Achten wir auf das heutige Gabengebet, in dem es heißt: „Allmächtiger Gott, gib uns durch diese heilige Feier die Gnade, dass wir uns über das Irdische erheben, indem wir es zu dir erheben, auf dass du all unser Denken und Tun segnest und so selbst vollendest, was wir in Schwachheit beginnen.“

"Erhebet die Herzen! – Wir haben sie beim Herrn."Dieser Dialog soll nicht ein bloßes Wortgeplänkel sein, sondern die Tiefenschicht unserer Wirklichkeit zum Ausdruck bringen. Indem wir die irdischen Gaben von Brot und Wein zu Gott erheben, erheben wir uns selbst, unsere Herzen, über das Irdische und tauchen ein in das Himmlische. Wir fahren so gleichsam mit Christus zum Himmel auf und erfahren den Segen Gottes über uns, in uns und um uns herum. Auch wenn wir nur in Schwachheit beginnen können, so wird Gott doch unsere Bewegung zu ihm vollenden. Und dann kehrt sich die Bewegung um, und Gott steigt herab auf den Altar, wandelt die Gaben in den Leib und das Blut Jesu Christi und mit diesen Gaben uns selbst. Alles was dazu nötig ist, ist die schwache Erhebung unserer Herzen, das Eingehen in die Hingabebewegung Jesu zum Vater.

Die Erhebung unserer Herzen zu Gott gipfelt im Geschenk der Kommunion. Kommunion heißt Gemeinschaft bzw. Vereinigung: Gemeinschaft mit Gott durch Christus und miteinander - alle, die wir an der Kommunion Anteil nehmen. Die Sehnsucht der Liebe kommt erst ans Ziel, wenn sie sich mit dem Geliebten vereint, verbindet und EINS wird. Dies geschieht auf wunderbare Weise, wenn Jesus in der Eucharistie unsere Speise wird: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.“ In der Messe sind wir nicht nur geistig mit Jesus verbunden, indem wir an ihn denken und unser Herz zu ihm erheben, sondern Jesus kommt mit Leib und Seele in unseren Leib und in unsere Seele. In einem Gebet für Kinder heißt es deshalb sehr treffend: „Du mein Jesus bist mein Freund, ganz bin ich in dir vereint, du in mir, herzlich dank’ ich dir dafür.“

Weil dies so ist, darum ruft der Priester vor der Kommunion aus: „Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind!“ Dieses Hochzeitsmahl findet im Himmel statt, aber auch hier auf der Erde – in jeder Messe. Himmel und Erde berühren sich, sind ungetrennt in der seligen Hochzeitsfeier, also der Feier, die das Glück der endgültigen Vereinigung von Gott und Mensch genießt. „Wie der Bräutigam sich freut über die Braut, so freut sich dein Gott über dich.“ (Jes 62,5) Es ist Gottes Freude, unter den Menschen zu sein, denn Gott hat Sehnsucht nach Wesen, die gemeinsam mit ihm lieben, d.h. nach uns Menschen. Und so sind wir geschaffen, daß unsere höchste Freude darin besteht, diesen Gott, der die Liebe selbst ist, zu lieben und seine Gemeinschaft zu genießen. „Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind!“ Selig, die die Messe als Vorgeschmack auf die ewige Seligkeit erleben.

7. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!
Himmelfahrtskommando, das ist ein halsbrecherischer, lebensgefährlicher Auftrag.
Himmelfahrtskommando, da wird Menschen befohlen, an die Grenze des Machbaren zu gehen.
Himmelfahrtskommando, das ist Sache von Fanatikern oder von Helden.

Wir feiern heute Christi Himmelfahrt. Und das heutige Evangelium enthält einen eindeutigen Auftrag an die Jünger, sozusagen ein Christi-Himmelfahrt-Kommando.
Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern! So ruft Jesus heute im Evangelium. Er ruft zur Mission auf, zur Verkündigung des Evangeliums.

Universaler, absoluter, fordernder konnte der Auftrag Jesu kaum ausfallen: Die Jünger sollen zu allen Völkern gehen, nicht nur in bestimmte Gebiete. Und alle Menschen sollen seine Jünger werden, nicht nur ein heiliger Rest. Auch sagt er nicht: "Es wäre schön, wenn ihr die Frohbotschaft verkünden würdet.", sondern er befiehlt Geht!

Dieser Missionsauftrag richtet sich an eine kleine Schar Jünger, an die Elf, an Menschen aus dem letzten Winkel des Römischen Reiches, an Menschen, die alles andere als angesehen oder hochqualifiziert waren.

Und dieses "Häufchen Elend" soll die Welt missionieren, diese paar Fischer? Und das ganze ohne den direkten Beistand ihres Meisters Jesus, der nach dem Auftrag in den Himmel auffährt?

Rein menschlich betrachtet mußten sich die Jünger damals total überfordert fühlen. In den Augen der damaligen Welt waren sie eine Sekte mehr, eine kleine Schar - wenn auch sympathischer - Verrückter, die die Welt verändern wollen.

Der Auftrag Jesu - ein Himmelfahrtskommando?!

Mittlerweile, fast 2000 Jahre später ist das Evangelium auf allen Kontinenten bekannt, das Christentum ist eine Weltreligion geworden, Milliarden von Menschen haben die Botschaft Jesu vernommen.
Ohne den Einsatz der ersten Jünger, ohne den Einsatz der elf Apostel wäre das unmöglich gewesen. Weil sie sich damals auf das Himmelfahrtskommando eingelassen haben, haben wir hier im Münsterland, hier in Epe das Evangelium gehört. Ohne ihren Einsatz, hätten wir den Glauben nicht.
Der Missionsbefehl Jesu - er hat Erfolg gehabt, trotz der schlechten Ausgangsposition.
Die Evangelisierung der Welt - sie hat stattgefunden.
Der Missionsbefehl Jesu - er gilt auch noch heute.
Die Evangelisierung der Welt - sie soll auch weiterhin stattfinden.

Aber gerade das scheint heute vielen ein echtes Himmelfahrtskommando zu sein. Unmöglich, viel zu schwer. Man spürt allgemein wenig missionarische Aufbruchsstimmung in der Kirche in unserem Land, auf unserem Kontinent. Jedenfalls geht es mir so.

Ich denke da z. B. an die Reaktionen nach der Öffnung der Mauer, nach der Wiedervereinigung: Statt der Freude darüber, daß nun in den neuen Bundesländern die Kirche frei den Glauben leben konnte, hörte man vielerorts die Klage: "Was machen wir nur mit diesen vielen Ungetauften."

"Herr Kaplan, wir haben ja auch kaum noch christliche Familien!" höre ich oft als Begründung für die Misere. Die Familie ist und bleibt die Keimzelle des christlichen Lebens. Das stimmt. Und daß die christliche Familie in ihrem Bestand heute in unserem Land gefährdet ist, auch das stimmt. Nur: Als die Apostel aufbrachen, das Evangelium zu verkünden, gab es wahrscheinlich in ganz Israel weniger christliche Familien als heute im Landkreis Vechta.

Das sollen nur zwei Beispiele sein. Beispiele dafür, daß irgendwie der Wurm drin ist. Beispiele dafür, daß viele, manchmal auch ich, resignierend den Kopf schütteln, wenn sie das Wort "Evangelisierung" oder besser: "Neu-Evangelisierung" hören.
Die Hände in den Schoß legen angesichts der schwierigen Lage, der Probleme mit christlicher Verkündigung in dieser Zeit, die Hände einfach in den Schoß legen, nein das geht nicht, das gilt nicht.

Der Auftrag Jesu Geht zu allen Völkern!, dieses Himmelfahrts-kommando hat immer noch Bestand. Was aber tun?

Firmen, die ein Produkt an den Mann oder an die Frau bringen wollen, machen Werbung. Werbung ist allgegenwärtig in unserer Gesellschaft, an Wänden, im Radio, auf der Mattscheibe. Und wäre sie nicht gewinnbringend, gäbe es sie wohl nicht mehr, die Werbung.
Geworben wird für so ziemlich alles. In der Werbung wird aber auch übertrieben, schöngefärbt, ja gelogen. Überreden zu statt überzeugen von lautet da häufig die Devise. Gewinn um jeden Preis.

Das kann nicht der Weg der Kirche sein. Wir müssen überzeugen. Im Interesse der Menschen müssen wir die Wahrheit über den Menschen und über Gott verkünden. Kirchliche Verkündigung darf keine Mogelpackung werden.

Aber bei der Kirche geht es ja auch nicht um irgendein Produkt, um einen Konsumartikel. Es geht ja vielmehr um eine Lebensform, einen Lebensentwurf. Also müssen wir direkt auf die Menschen zugehen, dort wo sich das Leben abspielt. Also her mit den katholischen Kindergärten, mit den katholischen Schulen, mit den katholischen Krankenhäusern,... Ein katholisches Bildungsmonopol, eine rein katholische Sozialversorgung ... das wär's doch! Oder?

Aber woher die Katholiken nehmen, die in diesen Einrichtungen arbeiten sollen. Schon jetzt haben wir Häuser, die zwar "katholisch" heißen, aber deren Mitarbeiter innerlich zum Teil weit weg von Glauben und Kirche sind. Mit Sicherheit wird dort gute Arbeit geleistet. Aber können solche Einrichtungen missionarisch wirken, wird da überzeugt?

Überzeugen. Das Wort macht deutlich, worum es im letzten eigentlich geht: Nur Zeugen überzeugen. Das persönliche Zeugnis der Christen ist das beste Zeugnis für Christus. Aber dann ist eben keine peppige Werbestrategie gefragt, keine gut organisierte Institution, sondern dann bin ich persönlich, sind Sie persönlich gefragt.

Ich, Sie sind dann genau so persönlich gefragt, genauso in die Pflicht genommen wie damals jeder einzelne Apostel. Sie haben damals von dem erzählt, was sie gehört, gesehen, erlebt hatten. Sie haben Zeugnis abgelegt von dem, was sie verstanden hatten - von Jesus, von Gott, vom Glauben.
Auch wir sind aufgefordert, das weiterzugeben, was wir verstanden haben - von Jesus, von Gott, vom Glauben.

Das erfordert natürlich, daß man sich mit dem Glauben beschäftigt, daß man sich um eine Beziehung zu Gott und zu Christus bemüht. Wovon will man sonst auch Zeugnis ablegen...?
Das erfordert gewiß auch ein gewisses Maß an Mut, an Tapferkeit. Auch wenn in den Talkshows mittlerweile das Intimste ausgeplaudert wird vor einem Millionenpublikum - über den Glauben zu sprechen ist weitgehend tabu.

Die Apostel damals brachten den Mut zum Zeugnis auf, weil sie sich der Nähe dessen bewußt waren, für den sie Zeugnis ablegten. Sie hatten keine großartige Strategie, keine funktionierende Behörde in ihrem Rücken. Aber sie hofften auf die Hilfe des Herrn. Seid gewiß: Ich bin bei euch alle tage bis zum Ende der Welt.

Ihnen und mir wünsche ich, daß wir uns etwas zutrauen. Trauen wir vor allem aber Gott etwas zu. Trauen wir uns dem Rat des Heiligen Geistes an, dem Geist des Pfingstfestes, auf das wir zugehen.
Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern!
Wenn wir auf die Hilfe des Himmels bauen, dann ist dieser Auftrag kein Himmelfahrtskommando mehr.

8. Predigtvorschlag

Jerusalem. Die Anhänger des so genannten „Neuen Weges", die dem Galiläer Jesus aus Nazareth gefolgt sind, haben in diesen Tagen wieder für Aufsehen gesorgt. In den letzten Wochen hatten sie behauptet, der zum Paschafest vor den Toren der Tempelstadt gekreuzigte selbsternannte Messias sei von den Toten auferstanden und erscheine ihnen regelmäßig, um sie bei gemeinsamen Mahlzeiten zu unterweisen. Aus gut informierten Kreisen wurde jetzt bekannt, dass der engere, aus 11 Männern bestehende Jüngerkreis, Apostel genannt – einer von ihnen hatte sich nach der Verhaftung des Jesus das Leben genommen – die Geschichte einer Entrückung ihres Meisters in den Himmel verbreiteten. Vor seinem endgültigen Verschwinden soll er seinen Anhängern befohlen haben, in Jerusalem auf ein Zeichen vom Himmel zu warten. Auf Anfrage erklärte ein Mitglied des Hohen Rates, dass solange kein Eingreifen seitens des Tempels notwendig sei, wie die Mitglieder der Sekte sich ruhig verhalten würden. Die Angelegenheit werde jedoch von zuständiger Stelle aufmerksam verfolgt.

So ähnlich hätte sie aussehen können, eine Zeitungsnotiz damals in Jerusalem. Klingt alles schon ein bisschen „abgehoben" – so aus der journalistischen Distanz besehen. Immerhin – das sind die harten Fakten zum Beginn des Christentums, die Anfänge des Glaubens, zu dem wir „Ja" gesagt haben und deshalb heute hier versammelt sind.

Lukas, der von sich selbst behauptet, die Fakten gesammelt, Gespräche geführt und allem genau nach gegangen zu sein, fasst die Geschehnisse jener Tage am Beginn seines zweiten Buches, der Apostelgeschichte, zusammen: Jesus habe den Jüngern durch viele Beweise gezeigt, dass er lebe, er habe mit ihnen zusammen gegessen und getrunken, sie unterrichtet, ihnen das Kommen des Geistes vorausgesagt und sei dann vor ihren Augen emporgehoben worden, während eine Wolke ihn aufnahm und ihren Blicken entzog.

Und da standen sie nun, die Verlassenen, die es kaum glauben konnten, was da eben geschehen war. Sie müssen schon ein recht seltsames Bild abgegeben haben, wie sie da standen, die Köpfe nach oben gerichtet, als wenn sie mit ihren Blicken den zurückholen könnten, der da gerade von ihnen gegangen war.

Die Geschichte der Unglaublichkeiten aber geht noch weiter und es sind ausgerechnet zwei Engel, die die Jünger wieder auf den Boden und in diese Welt zurückholen, um ihnen das Wiederkommen des Herrn anzukündigen.

Im Glaubensbekenntnis sind die Grundaussagen unseres Glaubens zusammengefasst. Und dazu gehören diese eben beschriebenen Geschehnisse: Gekreuzigt, gestorben und begraben, hinab gestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel, er sitzt zur Rechten Gottes, des Vaters, von dort wird er wiederkommen zu Richten die Lebenden und die Toten.

Muss man schon etwas verrückt sein, um solche Dinge zu glauben? Die Überlieferung der Apostel und die Heiligen Schriften geben uns ja keine Erklärung, sie versuchen nicht zu sagen, wie das alles vonstatten gegangen ist oder möglich war. Die Jünger und Evangelisten sagen uns nur, was sie erlebt und mit eigenen Augen gesehen haben.

Dabei ist die sich durchziehende Aussage klar: Wir sind Jesus begegnet als einem Menschen aus Fleisch und Blut. Er war sicher verändert, er konnte erscheinen und verschwinden, war nicht an Raum und Zeit gebunden, schon wie einer anderen Welt zugehörig, aber wir konnten ihm begegnen und sein Menschsein wieder finden, er war uns ähnlich, ein verklärter Mensch. Und als solcher ist er in den Himmel, das heißt in das Reich seines Vaters aufgenommen worden.

Hinter diesem Geschehen steht eine große Aussage: Auferstehung am Ende der Zeiten ist kein rein geistiges Geschehen. Wir sind nicht dazu berufen, von Menschen zu Engeln zu werden. Auferstehung hat etwas mit unserem Leib zu tun.
Mensch sein bedeutet aus Seele und Leib zu bestehen. Und das ist unsere Berufung auch in der Ewigkeit.

Wie das sein wird? Keine Ahnung. Das müssen wir auch jetzt noch nicht wissen, wenn wir dem vertrauen, der uns dieses Leben versprochen hat.

Aber Konsequenzen hat dieser Glaube schon für diese Welt. Es ist nicht egal, wie wir mit unserem Leib umgehen und dem Leib des anderen. Tempel Gottes nennt Paulus unsere sterbliche Hülle. Im Leib des anderen kann mir Gott begegnen.

Mit wie viel Ehrfurcht müssen wir einander begegnen, wenn wir das wirklich glauben? Das gilt für Eheleute ebenso wie für Eltern und Erzieher wie für jeden Menschen.

Die Himmelfahrt Jesu Christi, im letzten Jahrhundert bestätigt und erweitert durch die Lehre von der Aufnahme der Gottesmutter in den Himmel, beinhaltet eine wichtige Aussage über unser eigenes Menschenbild. Für die Ewigkeit sind wir geschaffen als ganze Menschen, mit Leib und Seele.

Das fällt uns schwer zu glauben? Kein Wunder – unser Körper scheint ja geradezu ein Musterbeispiel von Vergänglichkeit und Verfall zu sein. Aber für Gott ist nichts unmöglich – und wenn er uns etwas verspricht, hat er auch die Mittel, sein Versprechen zu halten.

Christi Himmelfahrt – eine unglaubliche Geschichte. Aber wenn sie stimmt – und ich glaube daran, eine großartige Botschaft. Gehen wir den Weg der Jünger, gehen wir den Weg des Gebetes, besonders in den nächsten Tagen vor Pfingsten – damit wir das Geschenk des Heiligen Geistes empfangen können und gestärkt durch diesen Geist hinausgehen können in unsere Welt, um zu rufen: Christus, den ihr vergessen habt, er lebt und möchte, dass auch ihr lebt, in Ewigkeit, mit Leib und Seele! Amen.

9. Predigtvorschlag

Liebe Schwester und Brüder, manchmal redet die Kirche wirklich in rätselhaften Bildern. Zum Beispiel bezeichnet sie sich gelegentlich selbst als den "mystischen Leib Christi".

Gut - darauf ist nicht irgendein Theologe oder Papst gekommen, sondern Paulus. Er wollte damals mit diesem Bild sagen, dass jeder in der Kirche seine eigene Aufgabe hat - und es nicht deshalb, weil der eine meint, seine Aufgabe oder sein Amt sei mehr oder weniger wert als das eines anderen, zum Streit kommt. Eben wie in einem menschlichen Körper.

Die Kirche hat dieses Bild aber aufgegriffen und noch in einem anderen Sinne verstanden: Jetzt, wo Christus seine Jünger leiblich verlassen hat (wir sagen dazu "Himmelfahrt"), lebt er trotzdem weiter unter uns. Und das nicht nur in einem symbolischen oder übertragenen Sinn - sondern wieder leiblich, real, zum Anfassen: In seiner Kirche.

Gut - solange wir damit das Gebäude "Kirche" meinen, und Jesus dort als gegenwärtig in Tabernakel begreifen, haben wir nicht so viele Schwierigkeiten. Dort wird der Leib Christi aufbewahrt. Schwer zu verstehen, aber man hat sich an dieses Geheimnis "gewöhnt".

Aber - wenn die Kirche sich selbst als "mystischen Leib Christi" bezeichnet, die Gemeinschaft der Christen, die Institution mit Papst, Bischöfen und Priestern, mit Räten und Verwaltungen, mit Instruktionen und Enzykliken - dann sträuben sich uns doch die Haare: Das soll der Leib Christi sein? Dieser Verein?

Ja, genau. So versteht sich die Kirche. "Wer Euch sieht, der sieht mich. Wer Euch hört, der hört mich. Was Ihr bindet, das ist auch für Gott verbunden. Wem Ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben." Das Tun der Kirche wird nicht nur von Jesus als sein eigenes Tun verstanden. Auch die Kirche meint genau dies, wenn sie vom "mystischen Leib Christi" spricht: In uns lebt Christus weiter. Was wir tun, das ist das Tun Christi.
Wie gesagt - da sträubt sich einiges in uns. Ist die Kirche denn nicht voller Fehler? Schlagartig fallen einem da die ganzen Sünden der Geschichte ein - von Kreuzzügen bis zur Hexen- und Ketzerverbrennung. Das soll das Wirken Jesu sein?

Liebe Schwestern und Brüder, es ist tatsächlich so, dass die Kirche von sich selbst glaubt, dass sie Leib Christi ist. Das Missionswerk Jesu setzt sich fort durch uns alle - Sie genauso eingeschlossen wie die ganze Hierarchie bis hin zu den Bischöfen und dem Papst.
Jesus Christus wusste, dass wir Menschen als sein neuer Leib immer wieder Schuld auf uns laden. Er hätte das verhindern können, indem er nur Heilige in seinen neuen Leib beruft. Aber er ist gekommen, um die zu retten, die verloren waren; er hat mit Sündern und Zöllnern gegessen; und er wollte, dass genau diese - die Sünder - zu den Boten seiner Vergebung werden. Wer kann besser Verzeihen, als der, der selbst Verzeihung erfahren hat?

Jesus wusste, wie seine Kirche sein wird: Eine Kirche der Sünder. Und er hat genau diese gewollt.

Die Haare sträuben sich genau genommen nur bei denen, die vergessen, dass sie selbst diese Kirche sind. Ja - einige glauben hier und da, die Kirche solle doch froh sein, dass sie noch nicht ausgetreten sind - sie erinnern uns daran, dass die Kirche schon viele Fehler gemacht hat, mit dem Hintergedanken: Noch einen, und ich komm nie wieder.

Dabei ist es ein Geschenk, zur Kirche zu gehören, weil nämlich jeder von uns auch ein Sünder ist. Ich bin froh, dass Jesus auch die Sünder in seine Kirche beruft - denn sonst dürfte ich nicht hier sein.
Ich bin aber auch froh, dass Jesus uns seinen Geist gesandt hat, der die meisten meiner Fehler überwinden hilft - denn sonst könnte ich nicht hier sein.
Und ich bin mir bewusst, dass der Auftrag, Jesus leiblich erfahrbar zu machen, immer neu an mich gestellt wird - weil er mich trotz meiner Fehler liebt. Denn sonst wollte ich nicht hier sein. Amen.

10. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Sowohl in der Lesung - als auch im Evangelium - wird heute von der Aufnahme Christi in die himmlische Herrlichkeit berichtet. Doch bevor Jesus seine Freunde verlässt, hält er noch ein kleine Abschiedsrede.

Abschiedsreden sind wie Testamente: Sie enthalten ein Vermächtnis, Anweisungen, was noch zu tun übrig bleibt. Und so ist auch die Abschiedsrede Jesu gemeint:
«Geht hinaus in alle Welt, verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!» - «Ihr werdet meine Zeugen sein bis an die Grenzen der Erde!»

Jesu Zeit seiner ruhelosen Verkündigung, in der er von Ort zu Ort geeilt ist, um allen das Reich Gottes nahezubringen, ist nun vorbei. Wir sollen nun an seine Stelle treten. Denn: Wenn wir nicht verkündigen - wer soll es dann tun? Wenn wir den Menschen nicht des Heil nahe bringen - wer denn sonst?

Die Himmelfahrt Jesu lockt seine Jünger also aus der Reserve. Jetzt sind sie an der Reihe, seine Mission fortzusetzen. Sie können sich nicht mehr auf die Gegenwart des Meisters berufen: Lass ihn doch machen! Damit ist jetzt Schluss.

Viele von uns kennen das Kreuz, das in der Ludgeri-Kirche in Münster hängt: Jesus ohne Arme und Füße, die im Krieg abgerissen worden sind. Dort steht: Ich habe keine anderen Hände - keine anderen Füße - als die Euren. Das ist Jesu Vermächtnis, seine Anweisung für uns.

Wenn ich mir das so recht überlege, ist das eigentlich gar keine sonderlich frohe Botschaft. Das bedeutet eher Arbeit. Das scheint mir so ähnlich zu sein, wie wenn ein Firmenbesitzer seinem Sohn sagt: Jetzt bist Du an der Reihe. Mache bitte meine Firma weltberühmt. - Schluck.

Bis an die Grenzen der Erde, seid meine Zeugen. Dämonen austreiben, in neuen Sprachen reden, Schlangen anfassen (igitt!) und tödliches Gift trinken. Nettes Testament Jesu!

So haben es wohl auch die Jünger, die Apostel gesehen: Der überfordert uns restlos! Der geht jetzt, lässt uns hier allein zurück und verlangt, dass wir alles genauso perfekt machen wir ER.

Da war nicht eitel Freude im Jüngerkreis: «Jetzt ist der Juniorchef weg, jetzt wollen wir mal zeigen was wir können» - im Gegenteil: Eingeschlossen haben die sich und ins stille Kämmerlein zurückgezogen. Von wegen frohe Botschaft.

Das hat sich natürlich geändert - wie wir heute wissen - aber erst zehn Tage später. Zu Pfingsten. Und deshalb dürfen wir niemals den Auftrag Jesu, den moralischen Appell, die Verantwortung, die wir als Christen tragen, von der entscheidenden Zusage Jesu loslösen: Ich sende euch den Beistand, der all dies durch Euch vollbringen wird.

Gott verlangt niemals etwas, zu dem er nicht auch die Kraft gibt. Erheben wir niemals den moralischen Zeigefinger, ohne die frohe Botschaft zu verkünden, dass Gott uns Gnade, Begeisterung und Ausdauer schenkt.

Oft genug scheint mir der Kernsatz eines Jugendgottesdienstes, eines Schul- oder Familiengottesdienstes zu sein: Ihr müsst das tun, das - und das. Und das müsst ihr auch noch tun.
Vergessen wir nie, dazu auch noch die frohe Botschaft zu verkünden: Und Gott gibt Euch die Kraft dazu! Er überfordert Euch nicht, weil er euch seinen Geist sendet! Ihr seid meine Hände und Füße, aber ich bin Eure Kraft!

Das Testament Jesu ist nur im Zusammenhang mit der Geistsendung eine frohe Botschaft.

Nehmen wir Christi Himmelfahrt als Anlass, uns auf Pfingsten zu freuen. Es sind ja nur noch zehn Tage. Amen.

11. Predigtvorschlag

Liebe Schwester und Brüder, «Christus in den Himmel versetzen heißt, Ihn gleichsam beerdigen.» Christi Himmelfahrt als Sein Weggang von dieser Erde bedeutet, Ihn zu verlieren: Eigentlich müssten wir betrübt sein und um Ihn trauern. Und eben kein Fest feiern.
Jesus hat nun seine Arbeit zu Ende gebracht hat und lässt uns nun hier auf Erden allein. Er setzt sich zur Rechten des Vaters und thront dort oben, während wir uns hier unten auf Erden weiter plagen können.

Vielleicht haben das auch die Jünger gedacht, als sie - wie wir in der Lesung gehört haben - nach der Himmelfahrt Jesu ihm noch nachschauen. Doch gottseidank sind dann die beiden Engel gekommen, und haben das Missverständnis aufgeklärt: «Was steht Ihr da und schaut zum Himmel empor?« Fahrt fort, Sein Reich hier auf Erden auszubreiten, denn der Herr ist immer noch mit Euch und in Euch.

Es gibt allerdings eine ganze Menge Menschen, die dem Herrn weder in seinem Wort (an dem sie nichts interessantes mehr finden), noch in der Vergebung (die sie gar nicht benötigen), noch im Glauben finden (der viel zu übermenschlich ist), auch nicht im Nächsten (der viel zu menschlich ist), die dem Herrn eben überhaupt noch nicht in ihrem Leben begegnet sind - und die sich daher noch eine letzte Hoffnung bewahren, Ihm zu begegnen: Im Himmel!

Es ist notwendigerweise unsere Aufgabe, ihnen diese Hoffnung zu zerstören, dieses Verschieben der Begegnung mit Gott «auf ewig» zu verhindern, da genau diese Menschen sonst Gefahr laufen, Gott auch noch in der Ewigkeit zu verfehlen.
Wo ist der Vater? In Seinem Himmel, dort oben? Bei Johannes heißt es: «Wenn einer mich liebt, wird ihn mein Vater lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei Ihm nehmen.»
Wo ist der Heilige Geist? «Er bleibt bei euch und wird in euch sein.»

Wo sind unsere Toten? Wo sollen sie den sein, wenn nicht mit Christus? Was sollten sie denn tun, wenn nicht das gleiche wie Christus? Wenn wir in diesem Bewusstsein am Werke Christi arbeiten, dann sind sie unsere Arbeitsgefährten - dann sind sie mit uns und nicht weit weg.

Wenn wir Gott nicht auf Erden begegnet sind, dann werden wir Ihn auch im Himmel nicht treffen. Der Himmel ist nicht eine andere Welt, in die man entweichen kann. Das Himmelreich ist schon in uns, um uns, hier gegenwärtig. Wir dürfen daran mitbauen.

Gott will nämlich Mitarbeiter haben - und keine Abwartende. Wenn wir uns begnügen, auf das Reich Gottes zu warten, wird es - zumindest zu uns - niemals kommen. Die Erde ist der Ort, wo der Himmel gebaut wird. Und Gott ist nicht in den Himmel aufgefahren, weil er genug von dieser Welt hatte. Er ist für uns unsichtbar geworden, um auf eine ganz andere und ganz neue Art mit uns zu arbeiten und in uns zu wirken - hier auf Erden, in unserem Tun.

Allzu viele Christen sind allerdings Spiritualisten. Sie glauben an die Unsterblichkeit der Seele und nicht an die Auferstehung des Fleisches. Sie versuchen, den Misslichkeiten dieser Welt zu entfliehen. Mehr als 28 % der katholischen Gottesdienstbesucher glauben an die Wiedergeburt - und eben nicht an die Auferstehung.

Aber Gott thront nicht in einer anderen Welt. Gott ist in diese Welt gekommen und hat sie nicht mehr verlassen. Er bleibt bei uns alle Tage. Er ist hier gegenwärtig und will uns begegnen: Im Wort, das wir hören. In der Vergebung, die wir empfangen. Im Nächsten, den wir lieben dürfen. Im Glauben, der uns geschenkt ist. Und - vor allem - in der Eucharistie, in der Messe, hier auf dem Altar. Kommunion ist Gottesbegegnung. Bei der Himmelfahrt ist er nicht weggegangen, sondern «entschwunden». Weggehen verursacht eine Abwesenheit. Entschwinden leitet eine verborgene Gegenwart ein.

Und das ist, tatsächlich, Grund genug, deshalb ein Fest zu feiern.

Fürbitten