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Predigtvorschläge - Fest Taufe des Herrn
1. Predigtvorschlag

Auch im Leben der Kirche gibt es den Jordan

Möchtest du, möchten Sie gerne – „über den Jordan gehen“? – Dieses Wort, diese Redewendung hat keinen guten Klang! „Über den Jordan gehen“, das heißt ja: verloren gehen, sich verabschieden, -- sterben! Über den Jordan gehen, oder im Ruhrgebiet würde man vielleicht dafür sagen: Der geht über die Wupper – aber immer ist damit auch gemeint: etwas Endgültiges, etwas, wo es kein Zurück mehr gibt.

Jesus ist für uns über den Jordan gegangen. Als Johannes der Täufer in der Wüste stand und die Menschen zu ihm strömten, um sich von ihm im Jordan untertauchen zu lassen, kam auch Jesus. Auch er wollte sich von Johannes taufen lassen. Er stellt sich in die Reihe der Menschen, die Buße tun wollten, die bekennen wollten, daß sie Sünder sind, und sich aufgemacht hatten, das Zeichen der Umkehr zu setzen. – In die Reihe dieser Menschen stellt sich Jesus. Hätte er das nötig gehabt, er, der ohne Sünde war, das Lamm Gottes?

Die Ikonen aus der Ostkirche, die die Taufe Jesu im Jordan abbilden, geben eine Antwort auf diese Frage. Da steht Jesus im Wasser, und dort, im Jordan, tummeln sich die Fische und der Seedrache. Das heißt: Jesus taucht ein in die ganze Schöpfung, um alles heil und gut zu machen. Er taucht ein in diese unsere Welt, die dabei ist, über den Jordan zu gehen, weil Kriege, Umweltzerstörung, Habgier, Neid und Macht dabei sind, alles ins Verderben zu ziehen.

Für die Welt geht Jesus über den Jordan, damit die Welt nicht verlorengeht. – Und die Ikone zeigt Jesus nur mit dem Lendenschurz bekleidet, genauso wie am Kreuz. Am Kreuz geht Jesus endgültig über den Jordan. Denn sein Weg geht von der Krippe über den Jordan geradewegs dahin. Das ist seine Sendung, das ist der Weg des Heils, den Gott bestimmt hat.

So heißt unser Fest, das wir heute feiern, in der Ostkirche auch „Fest der Gotteserscheinung“, „Fest der Theophanie“. Es heißt so wie unser Fest am vergangenen Montag: „Erscheinung des Herrn“ („Dreikönige“) und es wird in eine Reihe gestellt mit der wunderbaren Begegnung der drei Weisen an der Krippe und mit dem Weinwunder zu Kana. – Jedesmal geschieht hier Offenbarung, Erscheinung des Herrn, jedesmal öffnet sich für die Welt der Himmel.

So wie Jesus, so muß auch seine Kirche über den Jordan gehen. So lautet ein Buchtitel, der von der Kirche in unserer Zeit handelt: „Kirche, die über den Jordan geht“. Dieser Titel ist bewußt doppeldeutig gewählt. Vieles geht in unserer Zeit in unseren Gemeinden „über den Jordan“. Kirchen werden geschlossen, Kindergärten und Einrichtungen ebenso. Gremien und Ehrenamtliche und Priester mühen sich ab, und sorgen sich nach Kräften, daß das Glaubensleben lebendig bleibt. Doch zugleich muß der Blick dafür gewonnen werden, was zuerst wichtig ist.

Immer wieder hat die Kirche in ihrer Geschichte diese Erfahrung gemacht: daß sie mit Jesus über den Jordan gehen muß, um zu leben, um Ihm nachzufolgen, um Ihm und Seiner Sendung treu zu bleiben. Daß sie in Zeiten der Krise und in Schwierigkeiten neu lernen muß, auf Ihn zu schauen und von Ihm und seinem Geist die Einsicht zu erbitten, was wirklich wichtig ist und was trägt. – Diese Aufgabe machen wir uns zu eigen im Gebet, im Gottesdienst und in der Bereitschaft zu Besinnung und Umkehr. Diese Aufgabe und dieser Dienst sind auch in unserer Gemeinde ganz entscheidend.

„Über den Jordan gehen“ heißt dann auch: sich der eigenen Herkunft vergewissern. Die Ursprünge und Ur-Gründe unseres gemeinsamen Glaubens vergegenwärtigen. Sich in Erinnerung rufen, woher wir kommen.

Unser Ursprung und unser Ziel kann kein anderer sein als Christus selbst.

Was damals an Jesus geschehen ist, das geschieht auch an uns, an jeder und jedem ganz persönlich: in der Taufe nimmt Gott uns an als seine geliebten Kinder. Und im Tod, der das Sicherste ist in unserem Leben, fallen wir nicht ins Dunkel und ins Nichts, sondern im Glauben und im Vertrauen auf Gott öffnet sich auch uns der Himmel, und Gott spricht uns an, er nennt uns mit Namen, er schenkt Leben in Fülle. –

Und wie ist es mit der Kirche, die mit Jesus „über den Jordan geht“? Das werden wir uns auch fragen, wenn wir im neuen Jahr mit den Gremien und den Verbänden und Gruppen, mit der ganzen Gemeinde unseren Weg weitergehen. Im Neujahrsempfang zum Beispiel, am kommenden Sonntag, werden wir einen dankbaren Blick zurück tun dürfen, auf manches, was geleistet werden konnte.

Wir werden aber auch einen Blick nach vorne tun. Nach vorne, das bedeutet: den Weg weitergehen, auch wenn er durch die Wüste führt. – Was meine ich damit? Nun, ich denke da einfach an ein Beispiel, das vor einiger Zeit in der Lokalpresse zu lesen war: da gab es einen Nachruf auf einen verstorbenen Priester. Was wurde da erwähnt? Er hatte gebaut: die Kirche renoviert, das Pfarrheim gebaut, den Kindergarten, glaube ich auch, und manches mehr. – Die typische Biographie eines Priesterlebens in den letzten Jahrzehnten. - Ich bin sicher, er war auch ein hervorragender Seelsorger.

Nun haben wir so viele Gebäude, so viele Einrichtungen, so viele Möglichkeiten und auch Geld wie noch nie in der Kirchengeschichte seit Liudger oder seit Christi Geburt. – Und nun müssen wir uns fragen: Was machen wir eigentlich damit? Wofür sind diese Einrichtungen und Gebäude wirklich gut? Führen sie uns und die Menschen zu Christus? Oder sind sie nur eine Kopie dessen, was es in den Kommunen, in den Städten und Dörfern ohnehin schon gibt?

Auch diesen Fragen müssen wir uns stellen, wenn unser Weg in den nächsten Jahren durch die Wüste führt, und an den Jordan.

Diesen Jordan finden wir nicht nur in Israel. Dieser Jordan ist in Wahrheit überall dort, wo wir im Glauben auf Jesus schauen, sein Wort hören und seinen Spuren folgen.

2. Predigtvorschlag

Der Dienst der Stellvertretung

Haben Sie sich schon einmal überlegt, für wen Sie heute in die Kirche gegangen sind?

Für wen Sie heute beten, für wen Sie das tun, was wir hier gemeinsam tun?

Wieso frage ich das? Wieso lohnt es sich, darüber einmal nachzudenken?

Weil es dieses Wörtchen „für“ ist, auf das es ankommt.

Dieses Wörtchen „für“ steht für eine Wahrheit, die zentral wichtig und entscheidend ist, ohne die wir unseren Glauben und das, was Jesus getan hat, überhaupt nicht verstehen können.

Auch nicht das Geschehen der Taufe im Jordan, wo er sich die Bußtaufe des Johannes geben läßt, obwohl er doch gerade nicht gekommen ist, um zu büßen, sondern zu erlösen, zu retten und zu befreien – denken wir.

Doch das alles läßt sich nicht verstehen ohne dieses Wörtchen „für“, und das steht für die Stellvertretung.

Alles das, was Jesus tut, tut er in der Weise der Stellvertretung: er tut es für uns, für die Sünder, für die Welt.

Stellvertretend nimmt er die Bußtaufe des Johannes im Jordan auf sich. Stellvertretend lebt er in Armut und Einfachheit, in der Verborgenheit 30 Jahre hindurch in Nazareth.

Stellvertretend nimmt er Leiden und Tod auf sich, die ungerechte und himmelsschreiende Verurteilung und den furchtbaren Tod am Kreuz.

Was bedeutet das? Warum dieser Weg, der ja umständlich, anstrengend, langwierig ist?

Ich glaube, es hat mit der liebenden Pädagogik Gottes zu tun. Er liebt uns, er mag uns leiden, und darum wählt er diesen Weg.

Wir kennen das ja auch aus unserem Alltag, aus unserem eigenen Leben: wie wir stellvertretend füreinander da sind, wie der eine sich für den anderen einsetzt:

Eltern unterschreiben stellvertretend für ihre Kinder und legen so fest, was für sie gut ist.

Die Mutter nimmt an Versammlungen und Sitzungen der Schule oder der Pfarrgemeinde teil, wo Dinge geplant und erläutert werden, an denen ihr Kind teilnimmt. Sie tut es stellvertretend für ihr Kind, für ihre Familie.

Die Pfarrgemeinde hat Stellvertreter – Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat -, die überlegen und beschließen, welche Schwerpunkte, welche Aktivitäten, welche seelsorgerischen Maßnahmen wichtig sind. Sie tun es in Stellvertretung für alle Gläubigen, vor allem für die, die sie gewählt haben, und diese Aufgabe ist zugleich eine hohe Verantwortung.

Der heilige Maximilian Kolbe ist stellvertretend für einen jungen Familienvater im KZ Auschwitz in den Hungerbunker gegangen. Kolbe ist gestorben, der junge Vater hat überlebt und sogar die Seligsprechung Pater Kolbes in Rom miterleben und mitfeiern dürfen.

Nicht nur im Glauben, auch im alltäglichen Leben machen wir die Erfahrung: keiner lebt für sich allein. Was wir tun, tun wir auch für andere, und wenn wir es bewußt tun und es in einem guten Sinne tun, dann wird das zum Segen und führt zum Heil.

Das ist das innerste Geheimnis der Menschwerdung Christi: in seinem Leben und heilenden Wirken wird die innere Verbindung, die wir als Menschen miteinander haben, zu einer Verbindung des Heils, zu einer Verbindung mit Gott selbst.

Wir leben ja seit Jahren in dem immer deutlicheren Bewußtsein, daß wir in einem weltweiten Netz verbunden sind. Nicht nur in der Kommunikation, die durch Internet und soziale Netzwerke geradezu revolutioniert wird. Sondern auch durch die einfache Beobachtung, daß unser Tun und Lassen nicht ohne Folgen bleibt für uns und für unsere Mitmenschen:

Ob wir mit der Umwelt sorgsam umgehen, ob wir in der Politik auf wichtige Werte wie Integration, Friedenssicherung, Solidarität ... achtgeben, ob wir bereit sind, in der Kirche eine Kultur des Miteinanders und des gegenseitigen Respekts gerade in den veränderten Strukturen pflegen ... alles das und noch viel mehr ist nicht nebensächlich, sondern hat Folgen.

Niemand lebt für sich allein: Jesus hat sich im Jordan von Johannes dem Täufer die Bußtaufe geben lassen. Jesus hat das nicht für sich getan. Er hat es getan für alle Menschen, für uns, für dich und mich. Jesus Christus ist der Mensch für andere. Er ist total für andere da. Seine Taufe im Jordan zeigt das. Diese Taufe ist der Beginn eines Weges, auf dem Jesus immer für die Menschen da ist. Für sich hätte er es nicht nötig gehabt, sich ein Zeichen der Umkehr und der Versöhnung mit Gott geben zu lassen. Er brauchte sich nicht mit Gott zu versöhnen, er war ja schon immer und vor den Zeiten der geliebte Sohn des lebendigen Gottes. Aber mit seiner Taufe, die er sich geben läßt, macht er sichtbar, daß auch wir Menschen sein sollen - und Menschen sein können - die im Glauben füreinander da sind:

So wie Christus für die Menschen da ist, so sollen auch die Eltern für ihre Kinder da sein. So sollen auch die Großeltern für die jungen Familien und die Enkel da sein. So sollen auch die, die fest im Glaubenden stehen, da sein für die Schwankenden, Fragenden und Zweifelnden. So sollen auch die Stärkeren für die Schwächeren da sein. Und so sollen auch die Beter da sein für diejenigen, die nicht mehr beten, die nicht mehr am Gottesdienst der Kirche teilnehmen, die nicht mehr darauf vertrauen, daß der Empfang der Sakramente etwas Gutes ist, daß die Sakramente Kraft und Hoffnung geben, daß sie eine Quelle des Trostes und der Freude sind.

Wenn wir heute das Fest der Taufe Jesu feiern, dann nehmen wir Anteil an dieser Stellvertretung Jesu. Und wir können selbst darin unsere Berufung finden. Ist das nicht ein wichtiger Dienst der Stellvertretung, den Sie alle hier tun, jeder einzeln und jeder ganz persönlich, jetzt, in diesem Augenblick? Egal, ob Kind oder Erwachsener? Für viele, die nicht mehr kommen können oder nicht mehr kommen wollen, betest du und bete ich. Für viele, die nicht mehr kommen, bittest du und bitte ich. Für viele lobst du und lobe ich Gott, den Vater.

3. Predigtvorschlag

von Pfarrer Michael Kenkel (erstellt: 2016)

Wir feiern die Taufe des Herrn. Jesus zieht los nach 30 Jahren im Elternhaus und geht ans Werk, Gottes Liebe zu verkünden. Vom Himmel her wird ihm und den Umstehenden klar gemacht, "Dies ist mein geliebter Sohn - an Dir habe ich Gefallen gefunden".
In der 2. Lesung, der Apostelgeschichte haben wir es ähnlich gehört "Gott hat Jesus von Nazaret gesalbt mit dem heiligen Geist und mit Kraft, wie dieser umherzog, Gutes tat,..."
In der 1. Lesung hören wir ähnliche Worte für den Propheten Jesaja - auch er wird von Gott erwählt.
Und sie können es sich schon denken: auch Sie sind von Gott geliebt und erwählt!

Durch die Taufe und die Firmung hat Gott sie gesalbt. Er sagt ihnen zu: "ich habe Dich geschaffen", sie sind gewollt, kein Produkt des Zufalls. Gott hat Gefallen an Ihnen gefunden. Das ist doch Balsam für die Seele. Auch wenn Sie sagen, ach - ich kleines Licht - was kann Gott an mir denn gefallen, was kann ich denn schon leisten. Um Leistung im Irdischen Sinne geht es nicht. Aber Sie haben eine Bestimmung. Gott hat auch sie bestimmt, Licht zu sein, Frieden zu verkünden, Flüchtlingen zu helfen, Christus zu bezeugen - in ihrem jeweiligen Umfeld.

Vielleicht sagen sie: ich hab die letzten 30 Jahre nichts Produktives getan, warum sollte denn jetzt Großes passieren? Weil Gott ihnen was zutraut! So, wie Jesus nach 30 Jahren, so wie Jesaja. Ich habe gerade eine junge Mutter auf die Taufe vorbereitet - vor 3 Wochen eine andere Frau wieder in die Kirche aufgenommen, jungen Studenten die Beichte abgenommen, bei jedem geht es als Erwachsener noch mal neu wieder los, nach 20, 30, 50 Jahren wird der erste Schritt getan. Es ist nie zu spät anzufangen, Gottes Wege zu gehen. Sie können was bewirken, nicht weil sie so toll sind, sondern weil Gott sie erwählt und gesalbt hat. Sie können Zeugnis ablegen für die Liebe Gottes, sie können Gutes tun, sie können es. Gott traut es ihnen zu. Gott hat Sie gesalbt mit Geist und Kraft. Er weiß, was in ihnen steckt: "Mein Erwählter, an ihm hab ich Gefallen" ich habe"meinen Geist auf ihn gelegt" "Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter, an Dir hab ich Gefallen gefunden"

"Ich habe Dich bestimmt Licht für die Völker zu sein." Nicht für uns behalten - für andere. Willkommenskultur gegenüber den Flüchtlingen, wenn es sich hier nicht zeigt, wo denn dann? Hier wird Glaube konkret. Eigentlich müsste jeder von uns etwas zu erzählen haben, wie er geholfen hat: helfe beim Begrüßungsdienst, als Integrationslotse, als Deutschlehrer, hab geholfen, die Wohnung einzurichten, habe den oder die Familie mitgenommen zu unserem Verein, zu unserem Fest, hab ein Fahrrad für ... Aufgearbeitet, habe Fußball mit ... Gespielt. Geben Sie sich möglichst nicht mit Kleiderspenden oder Geldspenden zufrieden. Manchmal kann das die einzige Möglichkeit sein für jemanden zu helfen, meist ist es aber die Unbequemlichkeit oder der mangelnde Mut, auf den Fremden zuzugehen.

Aber nochmal - wir sind nicht die Macher. Gott hat uns seinen Geist gegeben. Gott hat uns gesalbt. Er ist es, der durch uns zu diesen Menschen gehen möchte. "Ich habe Dich bestimmt, Licht für die Völker zu sein."

 

Gleiche Predigt im Stil eines Poetry-Slammers:

Nach 30 Jahren in Mutters Schoß
zieht Jesus heute los
und lässt sich von Johannes taufen
Alle, die da hingelaufen
hören: "Du bist mein geliebter Sohn -
an Dir habe ich Gefallen gefunden"
Gott steigt vom Thron -
Johannes hat ihm nichtmals die Schuhe gebunden.
Der Vater salbt seinen Sohn mit Geist
und verheißt
schon bei Jesaja, dem Propheten im Alten Testament
dass er für seine Herde brennt
Wie ein Hirt
der die Herde führt
Er trägt die Lämmer auf den Arm.
Gott nimmt sich seines Volkes an.

Auch wir sind getauft
durch Jesu Liebe erkauft
sind nicht nur mit Wasser übergossen
Chrisam ist über uns geflossen,
wir sind gesalbt, von Gott erwählt.
und das zählt.
In der Taufe, in der Firmung wird es noch mal wiederholt
Du bist von Gott gewollt.
Du bist mein geliebtes Kind,
selbst wenn wir nicht wissen, wer wir wirklich sind.
Er hat Gefallen an uns gefunden
egal, wieviel Menschen uns geschunden
haben,
seine Gaben,
seinen Geist sandte er auf Dich herab
seine Liebe er Dir gab
und auch heute noch gibt
weil er Dich immer noch liebt.

Vielleicht sagst Du "Ich"?
Meint er mich?
Was kann Gott an mir denn gefallen
im Vergleich zu den Anderen allen
hab ich doch nichts getan,
mein Leben eher vertan.
Jesus fängt nach 30 Jahren erst an. :-)
Und das kannst auch Du
Gott traut Dir das zu!

Eine junge Mutter aus Raesfeld lässt sich nun taufen
hat den ganzen Haufen
hier kennen gelernt: Kirche, Sakramente, Vater, Sohn und Geist
und glaubt, dass er auch ihr ein neues Leben verheißt.
Oder, vor 3 Wochen
hat eine andere Frau versprochen,
wieder in die Kirche zu kommen,
Sie ist willkommen
nach ihrem Austritt vor vielen Jahren
haben wir sie wieder aufgenommen.

Jungen Studenten habe ich die Beichte abgenommen,
beim Nightfever geschieht das jeden Monat,
überall, wo der Einzelne den Mut hat,
mit Gott neu anzufangen.
Ich bin nicht gefangen
in den Strukturen der Welt.
Vor Gott zählt
dass ich los leg
auf dem Weg
hin zu ihm zu gehen.
Du wirst dann sehen
auch nach 20, 30, 50 Jahren
weiß er noch was mit Dir anzufangen.
Du kannst was bewirken, nicht weil Du so toll bist,
sondern weil Dich seine Liebe küsst.
Gott hat Dich gesalbt und erwählt
und nur das zählt.

Diese Erwählung ist allerdings kein Selbstzweck, Du lebst nicht allein
"Ich hab Dich bestimmt, Licht für die Völker zu sein"
so steht es wieder beim Propheten,
und das heißt, nicht nur beten,
das Licht soll sich auch zeigen in meinem Leben
- die Welt muss nicht erbeben -
aber meine Freunde dürfen schon merken
in meinen Werken,
dass ich Christus liebe.

Manche haben angesichts der vielen Flüchtlinge in unserem Land
Angst um das christliche Abendland
Doch wenn wir deren Elend: Kriege und Verfolgung sehen
und lassen sie vor unseren Grenzen stehen
dann ist es um das Christentum geschehen.
Wir dürfen unseren Bruder, der verfolgt wird
weil er sich zu Christus bekennt
und jeden anderen, der um sein Leben rennt
Doch nicht außen vor lassen,
weil sie nicht zu unserem Stil passen.

Frauen begrabschen an Brust und Po
ist nicht in Ordnung, ob in Köln oder anderswo.
Fremde müssen unsere Gesellschaft verstehen
Rechte von Frauen einsehen.
Doch woher sollen sie es wissen, wenn es nur auf dem Papier steht
und es ihnen keiner vorlebt
Auf der Flucht und im Krieg
hat immer nur der Stärkere gesiegt.

Wir müssen es ihnen zeigen, sie informieren
sie mitnehmen und integrieren
Ein jeder von uns Christen müsste sie willkommen heißen
sie mitreißen
in unsere Gruppen und Verbände
Nachbarschaften, Kirchen wo viele Hände
füreinander da sind
und das Christkind
uns in den Blick nimmt.

Ihr habt es vorhin im Kyrie formuliert
ich wiederhol es, damit es jeder kapiert
Christus, Du sprengst so manchen Kleingeist
das heißt
Er gibt uns Kraft, um zu geben
damit Fremde bei uns leben
können.

Christus hat Dich erwählt, gesalbt
damit Du bald
nicht irgendwann, sondern noch heute
zugehst auf die Leute.

Eigentlich müsste jeder hier etwas zu erzählen haben
von seinen Gaben
und Talenten, die er eingesetzt hat
um den Neubürgern zu helfen mit Rat und Tat.
Der eine hat geholfen, die Wohnung einzurichten
die andere, die Ängste bei Ihnen zu vernichten.
Der eine sie deutsch lehrt
die nächste mit Ihnen zu den Behörden fährt.
Die eine nimmt sie mit zur kfd
der andere zum Kaffee
(tut nicht weh)

Gib Dich nicht zufrieden mit Spenden
ob Geld, Hosen oder Hemden
Manchmal kann das die einzige Möglichkeit sein,
aber gesteh es Dir selber ein
wahrscheinlich ist es Dir zu unbequem,
direkt auf den Fremden zu zu geh'n.
Aber nochmal: Du bist nicht allein
um Licht für die Völker zu sein.
Gott hat Dir seinen Geist gegeben
Er stärkt Dich im Leben
Er gibt Dir Kraft, er geht mit.
Mach Du nur den 1. Schritt
Er hat ihn längst getan
nimmt Dich als sein Kind an.
Er wartet auf Dich,
sehnsüchtig.

4. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2008)

Zur Weihnachten steht das Kind Jesus sozusagen im Mittelpunkt. Am letzten Tag der Weihnachtszeit öffnet sich unser Blick auf den hin, der Jesus seine Sohn gesandt hat: auf Gottvater.

Einige haben in der Kirchengeschichte ein Bild vom Vatergott entworfen, das mehr dem Bild eines Tyrannen ähnelt. Da wird Gott zu einem Vater, der nur darauf aus ist, seine Kinder für ihre Fehler und Sünden zu bestrafen, der Katastrophen, Epidemien und Gewalt über die böse Welt ausschüttet.
Gottvater ist aber kein Tyrann.

Andere haben aus dem barmherzigen Vater so eine Art lieben Onkel gemacht. Schon fast treudoof vergibt dieser Vater allen alles, weil er ja ach so gut und so lieb ist. Warum sich dann noch um Gebote kümmern, warum sich dann noch etwas von der Kirche sagen lassen?
Gottvater ist auch kein lieber Onkel.

Liebe Schwestern und Brüder.
Bei der Taufe Jesu sagt der Vater:
Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.
Der Vater liebt den Sohn.
Jemanden lieben - das hat nichts mit dem zu tun, was uns Herz-und-Schmerz-Serien im Fernsehen suggerieren wollen.
Jemanden lieben - Das heißt wollen, daß jemand ist.
„Ich liebe dich!“ heißt: „Ich will, daß du bist, daß du mit mir bist. Ich will dich, so wie du bist. Mit all den guten und weniger guten Seiten an dir. Mit all den Möglichkeiten und Grenzen, die du hast.“

Der Vater liebt seinen menschgewordenen Sohn. Und in seinem Sohn liebt er uns.
Bei unserer Taufe hat er zu jedem, zu jeder von uns gesagt: „Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter.“
Er liebt uns so, wie wir eben sind, ganz menschlich. Vor Gott dürfen wir wirklich die sein, die wir sind: Menschen, mit all den guten und schlechten Seiten, mit unseren Möglichkeiten und Grenzen.

Jesus selbst stellte sich damals in die Reihe derer, die auf die Taufe des Johannes warteten. Diese Taufe war eine Taufe der Umkehr. Die, die sich taufen ließen, bekannten, daß sie Sünder waren. Jesus stellte sich damals also in die Reihe der Sünder.
Er selbst war kein Sünder. Aber er hat uns damit gezeigt, daß sein Vater auf unserer Seite steht.

Das heißt nicht, daß Gott die Sünde will. Nein, er verabscheut die Sünde. Aber er liebt die Sünder.
Er ist eben nicht Tyrann, eben nicht ein lieber Onkel.
Er ist ein erbitterter Feind der Sünde und ein wahrer Freund der Sünder.

Eben davon spricht das Sakrament der Taufe.
Die Taufe schenkt uns neues Leben, weil sie uns von der Sünde und vom Tod befreit. In der Taufe wird uns die Schuld vergeben und wir werden von der Erbsünde befreit.

Das Wort Erbsünde ist aus der Mode gekommen. Viele wissen nichts mehr damit anzufangen. Sünde kann man doch nicht vererben.

Ich erkläre diese Realität gerne mit einer Apfelkiste.
Stellen sie sich mal eine Kiste auf dem Markt vor. Voll mit den schönsten und saftigsten Äpfeln. Wunderschön grün und frisch.
Da kommt jemand und legt einen Apfel, mit einer kleinen faulen Stelle unten links in die Kiste.
Wenn nichts geschieht, wird bald die ganze Kiste nur noch voll fauler Äpfel sein. Obwohl der kleine faule Apfel nicht mit allen Äpfeln in der Kiste in Berührung kam, nur mit eins, zwei vielleicht, hat er die ganze Kiste sozusagen vergiftet. Nur wenn man die anderen Äpfel gut schützt, quasi imprägniert, bleiben sie resistent.
Diese faulige Atmosphäre ist sozusagen ein Bild für die Erbsünde. Seit dem ersten Mal, dass sich ein Mensch gegen Gott entschieden hat, ist in dieser Welt der Wurm drin. Schauen wir uns nur um in dieser Welt. Und in diese faulige Atmosphäre werden wir hineingeboren, obwohl wir doch eigentlich nichts dafür können. Erst recht nicht die kleinen Kinder.

Und wir würden darin untergehen, gäbe es nicht die Taufe. Sie ist – wenn man so will – eine Imprägnierung gegen die moderige, zum Tode neigende Atmosphäre der Sünde in und um uns. Die Beichte erneuert diesen Schutz, wenn er aus eigener Schuld leck geschlagen ist. Und wieder hört der Getaufte dann die tröstenden Worte Gottvaters: „Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter.“

Schwestern und Brüder,
Gregor von Nazianz schrieb einmal ein Loblied auf die Taufe:
„Die Taufe ist die schönste und herrlichste der Gaben Gottes ... Wir nennen sie Gabe, Gnade, Salbung, Erleuchtung, Gewand der Unverweslichkeit, Bad der Wiedergeburt, Siegel, und nach allem, was besonders wertvoll ist.
Gabe, denn sie wird solchen verliehen, die nichts mitbringen; Gnade, denn sie wird sogar Schuldigen gespendet;
Taufe, denn die Sünde wird im Wasser begraben;
Salbung, denn sie ist heilig und königlich (wie die, die gesalbt werden);
Erleuchtung, denn sie ist strahlendes Licht;
Gewand, denn sie bedeckt unsere Schande;
Bad, denn sie wäscht;
Siegel, denn sie behütet uns und ist das Zeichen der Herrschaft Gottes“

Der Getaufte ist damit hoffnungsfroher Realist:
Wer sich von diesem Sakrament beschenkt weiß, weiß ganz klar: „Sünde und Schuld gehören zu meinem Leben, zu dieser Welt unausweichlich dazu. All dem kann ich nicht enfliehen. Ich spüre es in mir und um mich herum.“
Er weiß aber auch mit dieser Realität umzugehen.
Er wird nicht versuchen, seine Schuld zu verdrängen.
Er wird sich nicht so leicht von der Traurigkeit über die eigene Sündhaftigkeit lähmen lassen. Oder blauäugig meinen, der Mensch macht schon alles gut, wie viele aus der Aufklärung entstandenen Ideologien.
Die Sünde verdrängen - sich von ihr lähmen lassen: Möglicherweise ist das häufiger der Grund, warum Menschen die Couch des Psychiaters aufsuchen.

„Du bist mein geliebter Sohn. Du bist meine geliebte Tochter.“
Das ist die Botschaft, die uns zu Schwestern und Brüdern, zur übernatürlichen Familie der Kirche macht.

„Du bist mein geliebter Sohn. Du bist meine geliebte Tochter.“
Das ist die Botschaft des heutigen Festes, das die liturgische Weihnachtszeit beendet.

Auf seine Weise faßt Dietrich Bonhoeffer diese Botschaft zusammen:
Der Menschgewordene ist das unergründliche Geheimnis der Liebe Gottes zu Welt. Gott liebt den Menschen. Gott liebt die Welt. Nicht einen Idealmenschen, sondern den Menschen, wie er ist; nicht eine Idealwelt, sondern die wirkliche Welt. ... Gott tritt auf die Seite des wirklichen Menschen und der wirklichen Welt gegen alle ihre Verkläger.“

5. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2008)

Liebe Gemeinde!

Petrus steht heute im Mittelpunkt der Lesung aus der Apostelgeschichte. Er ist soeben in das Haus des römischen Hauptmanns Kornelius aus dem palästinensischen Caesarea eingekehrt und hat erfahren, dass Gott auch die Heiden mit der Gabe des Heiligen Geistes beschenken will – was für einen Juden schwer vorstellbar war.

Darum ruft Petrus aus: „Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist.“ (Apg 10,34f) Und dann fasst er in knappen Worten das Evangelium zusammen: „Ihr wisst, was im ganzen Land der Juden geschehen ist, angefangen in Galiläa, nach der Taufe, die Johannes verkündet hat: wie Gott Jesus von Nazaret gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und mit Kraft, wie dieser umherzog, Gutes tat und alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren; denn Gott war mit ihm.“ (Apg 10,37f) – Petrus lässt das Evangelium mit der Taufe Jesu durch den Täufer Johannes beginnen. In der Tat – bei diesem Ereignis öffnete sich der Himmel: Gott wendet sich den Menschen wieder freundlich zu, indem er Jesus mit dem Heiligen Geist und mit Kraft „salbt“ (wie es heißt). Das äußerlich sichtbare Zeichen ist die Abwaschung mit dem Jordanwasser, innerlich geschieht etwas, das die Bibel mit einer Salbung vergleicht, also mit der Auftragung einer Substanz, die sofort unter die Haut eindringt und ihre heilende und stärkende Wirkung entfaltet. Der so Gesalbte – der Christus/ Messias – hört innerlich die Stimme des Vaters im Himmel: „Du bist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.“ (Mt 3,17)

Mit diesem Akt beginnt in der Tat die Erlösung der Menschheit. Nicht Jesus wird erlöst, er ist ja bereits der geliebte Sohn des Vaters, die Menschen dürfen nun hoffen, in Jesus ihren Erlöser gefunden zu haben. Und zwar nicht nur die Juden, sondern alle Menschen aller Völker und aller Zeiten.

Doch das mussten die Apostel erst einmal kapieren. Petrus musste eine ganze Zeit vom Geist Gottes bearbeitet werden, bis er sich überhaupt in das Haus des heidnischen Hauptmann begab. Für Juden war es nämlich ein unreiner Ort, den man nicht betreten durfte. Die Heidenmission begann also erst, als Petrus den Kornelius und seine Familie taufte. Das Evangelium ging von nun an von den Juden zu den Heiden, von Jerusalem nach Rom.

Wir wissen, dass sich nicht alle Heiden darüber so freuten wie der römische Hauptmann Kornelius. Einige reagierten mit Unverstand, andere mit Widerstand und Verfolgungen. Es gab abwartendes und spöttisches Interesse, und es gab religiöse Aufgeschlossenheit.

Wie steht es mit den Menschen heute, die ungetauft sind? Sind sie mit den Heiden damals vergleichbar? Die bloße Tatsache, dass sie nicht getauft sind, macht sie noch nicht zu Heiden. Ein Heide ist ein Mensch, der vorchristlichen Göttervorstellungen anhängt, der versucht, die Macht der Götter durch gewisse Gegenleistungen zu sichern; diese sind teils magischer, teils moralischer Art. Er stellt sich die jeweilige Gottheit nicht als ein moralisches oder gar liebendes Wesen vor, sondern als eine höhere Macht, die man allerdings durch bestimmte Verehrungsformen gnädig stimmen kann. – Solche Heiden gibt es in der modernen westlichen Welt fast gar nicht mehr. Die heutigen Ungläubigen sind keine Heiden, sondern sie sind „religiös unmusikalisch“, wie Habermas es in einem Gespräch mit Kardinal Ratzinger formuliert hat. Wären sie doch nur richtige Heiden! Dann könnte die christliche Verkündigung sie überraschen und zum Nachdenken bringen. Denn dem Heiden gegenüber ist das Evangelium wirklich genau das, was der Name besagt: Frohe Botschaft. Es sagt: Gott ist ein Gott der Liebe! Er interessiert sich für dich! Er will nicht dein äußerliches Opfer, sondern er will dich zum Freund haben. Er wartet nicht, bis du dies und das geleistet hast, sondern er geht dir entgegen, ja, er trägt sogar deine Sünden an deiner Stelle.

Der moderne ungläubige oder religiös unmusikalische Mensch kennt diese Antwort des Christentums. Er hat sie zur Kenntnis genommen und aufgeteilt; die eine Hälfte hat er behalten, die andere vergessen. Behalten hat er den Teil des Evangeliums, das ihm sagt: „Du, Mensch, bist unendlich wichtig.“ Vergessen hat er den Teil, in dem es heißt: „Du sollst Gott fürchten und tun, was recht ist!“ (Vgl. Apg 10,35) Vergessen hat er also gerade den Teil, der für die Heiden selbstverständlich war.

Was ist an die Stelle dieser Überzeugung getreten, an die sich Heiden wie Christen über Jahrhunderte erinnert haben? Der Glaube an den Fortschritt von Wissen und technischer Macht! Dieser Glaube macht den Menschen religiös unmusikalisch, denn er ist selbst eine Ersatzreligion. Alles, was die Religion dem Menschen verheißt, soll sich der Mensch selber verschaffen können: durch Wissenschaft, Technik und Fortschritt.

Diese Ersatzreligion ist freilich schon seit längerem ins Wanken geraten. Statt Segnungen bringt der technische Fortschritt vielerorts nur Probleme, Rückschläge und sogar Kata­strophen. Auch politisch und wirtschaftlich können wir feststellen, dass die von Gott losgelöste Vernunft die Menschheit keineswegs weitergebracht hat. Sie hat lediglich die Macht einiger weniger gestärkt – auf Kosten der großen Mehrheit.

Darum ist es nur eine Frage der Zeit, dass die Menschen aufwachen aus diesem Wahn, sich selber erlösen zu können, der immer mehr zum Alptraum wird. Der Philosoph Habermas hat dies erkannt; einstweilen leidet er noch unter seiner fehlenden religiösen Musikalität. Wie damals Petrus hat Kardinal Ratzinger sich nicht gescheut, mit dem Ungläubigen zu reden.

Gott ist geduldig, er kann warten. Er sendet seinen Geist, wohin es ihm gefällt. Für alle Zeiten bleibt bestehen, was wir in der Lesung gehört haben: „Für Gott ist in jedem Volk willkommen, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist.“ (Apg 10,35)

6. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmid (erstellt: 2006)

Liebe Gemeinde!

„Denn verschlossen war das Tor, bis der Heiland trat hervor...“ – so singen wir in einem bekannten Adventslied. Vor zwei Wochen haben wir dieses Neugeöffnet-werden des Himmels gefeiert, die Engel haben es verkündet: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade!“
Das war damals in der heiligen Weihnacht nur wenigen Menschen offenbar geworden. 30 Jahre später sollte es die Öffentlichkeit erfahren, nämlich bei der Taufe Jesu im Jordan. Damals öffnete sich der Himmel – wir haben es gerade gehört – und für alle vernehmbar erscholl die Stimme Gottes: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.“
Doch warum bezeugt Gott seinen Auserwählten, Jesus, gerade bei der Taufe im Jordan? Wozu hat sich Jesus überhaupt taufen lassen? Und warum machen wir sogar ein Fest davon? – Das sind Fragen, die sich stellen können.
Das Wort Taufe ist uns geläufig. Wir taufen Kinder und Erwachsene, damit sie von Sünden gereinigt, von Gott geheiligt werden und so zu Kindern Gottes werden. Aber Jesus hatte das alles gar nicht nötig, im Gegenteil: er ist es doch, durch den es erst die christliche Taufe gibt, er hat uns doch erst den Weg zu Gott erschlossen. Warum also läßt er sich von Johannes taufen?

Die Taufe des Johannes war etwas anderes als unsere Taufe. Sie war ein Zeichen der Umkehr, eine Bitte an Gott um Vergebung der Sünden – ein Vor-Zeichen auf die christliche Taufe. Die Menschen, die zu Johannes kamen, bekannten sich als Sünder und wollten Buße tun. In diese Schar nun hat sich Jesus eingereiht – nicht weil er selber Sünder war, sondern weil er sich uns Menschen in allem gleichmachen wollte. Das Geheimnis von Weihnachten spiegelt sich in dieser Begebenheit: So ist Gott: er kommt nicht in seiner Allmacht, sondern in der Ohnmacht eines kleinen Kindes und in der Demut eines Buße tuenden Menschen. Durch den Empfang der Bußtaufe bringt Jesus zum Ausdruck, daß er sich nicht über die Menschen stellt. Er schaut nicht vom hohen moralischen Roß auf die Schuld der Menschen herunter – so wie wir es gerne tun, wenn wir meinen, wir hätten alles richtig gemacht, nur die anderen seien die Bösen. Obwohl Jesus allen Grund hätte, die Schuldigen anzuklagen, denn er ist der einzige, der ohne Sünde ist (vgl. Joh 8,7), tut er es nicht, sondern begibt sich in Solidarität mit uns sündigen Menschen. Er will nicht dadurch groß sein, daß er andere kleinmacht und niederdrückt.

Und da öffnet sich der Himmel! Vorher war er verschlossen, wir hatten keinen Zugang zu Gott – aber jetzt ist der Zugang geöffnet, weil Jesus sich auf unsere Seite gestellt hat. Kann das wahr sein? Gott auf meiner Seite? Der heilige Gott zusammen mit dem Schmutz meiner Sünden? Müssen wir nicht sagen: „Herr, ich bin nicht würdig, daß du eingehst unter mein Dach, daß du mein Haus betrittst, an meiner Seite stehst“? Ja, sicher, so müssen wir sagen, aber dennoch kommt Christus zu uns, ja, er nimmt alle Schuld der Welt auf sich und trägt sie hinweg, hinauf an das Kreuz; er ist das wahre Lamm, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. Hier vollzieht sich wahrhaft, wovon die Weihnachtsliturgie singt: „Denn einen wunderbaren Tausch hast du vollzogen: Dein göttliches Wort wurde ein sterblicher Mensch, und wir sterbliche Menschen empfangen in Christus dein göttliches Leben.“

Rückblickend kommt der erste Johannesbrief auf dieses Geheimnis zu sprechen und deutet es als Sieg über die Mächte der Finsternis. „Wer sonst besiegt die Welt, außer dem, der glaubt, daß Jesus der Sohn Gottes ist? Dieser ist es, der durch Wasser und Blut gekommen ist: Jesus Christus. Er ist nicht nur im Wasser gekommen, sondern im Wasser und im Blut. Und der Geist ist es, der Zeugnis ablegt; denn der Geist ist die Wahrheit.“ (1 Joh 5,4f) Wasser und Blut, die Taufe im Jordan und der Tod am Kreuz, sind die entscheidenden Heilsereignisse. Seitdem ist der Kreislauf des Bösen durchbrochen, seitdem gilt nicht mehr „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ (Lev 24,20). Vielmehr hat die Liebe gesiegt, und niemand muß sich an seine Fehler und Vergehen festgenagelt fühlen.

Die Taufe Jesu zeigt was es heißt: Gott ist die Liebe. Schauen wir nur auf uns und unsere kläglichen Versuche zu lieben und unser tägliches Scheitern – dann wird uns bewußt, welches Format die Liebe Gottes hat. Wie gehen wir denn mit der Schuld unseres Nächsten um? Wie schwer tun wir uns mit dem Schritt zur Versöhnung, wie schwer fällt es uns, wirklich zu vergessen und zu vergeben und allen Groll zu begraben!

Von dieser Frage her können wir vielleicht ermessen, was der Schritt Jesu ins Wasser des Jordan für ihn bedeutet haben muß: Als der Sohn Gottes kannte er die ganze Sündenlast der Menschheit. Jede einzelne Sünde, auch die kleinste, trifft Gott ins Herz. Und doch kennt Gott keinen Groll, er steigt vielmehr zu uns hinab und bietet uns neu seine Freundschaft an. Um den Himmel wieder für uns zu öffnen, lädt Christus die Sündenflut der Menschen auf sich. Gott zerreißt die himmlischen Akten über unsere Verfehlungen, wenn wir uns für seine Barmherzigkeit öffnen – indem wir uns taufen lassen und unserer Taufe entsprechend leben.

7. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2005)

Liebe Gemeinde!

In diesen Tagen können uns trübe Gedanken kommen. Die täglichen Bilder von der Flutkatastrophe erschüttern uns, sie lähmen uns aber auch. Das Unglück ist zu massiv, zu gewaltig, so daß selbst die unglaubliche Spendenflut wie ein Tropfen auf dem heißen Stein anmutet. Trübsal kann aber auch aus anderen Quellen entspringen, z.B. aus der Monotonie des Alltags, aus Erfolglosigkeit oder aus dem Bewußtsein der Vergänglichkeit. Nach der festlichen Stimmung der Weihnachtstage kann nun Bitternis unser Herz befallen. Nicht nur draußen ist es düster, auch da drinnen: Alles grau in grau, ohne Leben, ohne Richtung, ohne Sinn. – Wohin geht die Fahrt meines Lebens? Ist es nicht voller Zwänge, voller Abhängigkeiten, voller Grenzen – ständig durchkreuzt vom Willen anderer, von den Vorstellungen anderer, von Vorschriften, Konventionen, auch von meinen eigenen Grenzen und Schwächen und schließlich von dem anonymen, überall herrschenden „Man“: „Man muß, das tut man nicht...“? Bin ich überhaupt noch Herr meines Lebens, oder bin ich nicht vielmehr eine Marionette, einer, der bloß funktioniert, eine Rolle spielt, aber sonst keine Rolle spielt?

Die Melancholie ist die Kehrseite der modernen Verherrlichung des Schönen, Starken, Erfolgreichen, denn so wird das bloß Durchschnittliche abgewertet. Nur wenige in dieser Welt scheinen auserwählt zu sein, um sie dreht sich alles; der Rest lebt in dumpfer Bedeutungslosigkeit dahin. – Da tut es gut, die Kontrast-Botschaft zu hören, die alte und doch stets neue Botschaft von Gott, der ganz anderen Maßstäbe setzt und für den jeder Mensch unendlich wichtig ist. Was tut dieser Gott? Nach der Prophezeiung des Propheten Jesaja erwählt sich Gott einen Knecht, auf den er seinen Geist legt, damit er den Völkern das Recht bringt. (Jes 42,1) Er wird blinde Augen öffnen, Gefangene aus dem Kerker holen und alle, die im Dunkeln sitzen, aus ihrer Haft befreien. (V.7) Von den Augen des Herzens, die getrübt oder blind sein können, habe ich am letzten Sonntag gesprochen. Mit einem Schlag wären wir aus der lähmenden Trübsal befreit, wenn der angekündigte Knecht Gottes unsere Herzensblindheit heilen würde, oder besser gesagt: wenn wir ihn an uns heranließen. Hören wir weiter zu, wie der vom Geist Gottes erfüllte Messias charakterisiert wird: „Das geknickte Rohr zerbricht er nicht, und den glimmenden Docht löscht er nicht aus.“ (V. 3)

Das ist so richtig für unsere Zeit gesagt, für das Empfinden des modernen Menschen, sei er Christ oder sei er ohne Glauben. Ein wenig salopp formuliert: Unsere Welt ist voll von geknickten Rohren und glimmenden Dochten. Nur ganz wenige ragen heraus wie edle Türme, die weithin leuchten, Licht und Wärme verbreiten. Auch wenn Jesus an anderer Stelle sagt: „Ihr seid das Licht der Welt, euer Licht soll vor den Menschen leuchten“ (Mt 5,14), dann geht er doch an dem glimmenden Docht nicht vorbei, dessen Licht fast völlig verloschen ist. Das sehen wir an der tiefsinnigen Zeichenhandlung, von der das heutige Evangelium berichtet, an der Taufe Jesu im Jordan. Nicht nur, daß Jesus damit jedem Schriftkundigen deutlich macht, daß er der angekündigte Gottesknecht ist, auf den der Geist Gottes wie eine Taube herabkommt und an dem der himmlische Vater Gefallen hat (Mt 3,17)! Sondern vor allem, daß er sich damit in die Reihe der Sünder einreiht, sich ganz auf die Seite derer stellt, die durch eigene Unvollkommenheit und Schuld makelbehaftet und entstellt sind – wie ein geknicktes Rohr und ein glimmender Docht.

Es dürfte klar sein, daß damit etwas unerhört Neues in die Welt gekommen ist – in die damalige Welt, aber auch in die heutige. Denn die Welt neigt jederzeit dazu, das Kleine und Schwache zu verachten und das Heil durch eigene Anstrengung herbeiführen zu wollen. Vor diesem Hintergrund ist die christliche Botschaft immer etwas Neues. Und darum ist sie auch in einzigartiger Weise in der Lage, uns Mut zu einem Neuanfang zu machen, immer wieder, also auch heute.

Neuanfang ist nichts Bombastisches, das es nur selten gibt. Wenn es so wäre, dann müßten wir davor zurückschrecken, unser Leben neu zu ordnen. Um das Bild wieder aufzunehmen: Wer sich als glimmender Docht fühlt, wird sich schwerlich vornehmen, von nun an wie eine Osterkerze zu leuchten. Neuanfang bedeutet, das eigene Leben wie auch das der Mitmenschen mit neuen Augen zu sehen und Christus, den Bringer des Rechts, bewußt ins Leben einzulassen. Was das konkret bedeutet, kann uns ein altes englisches Pilgergebet sagen:
"Gott, schenke uns Gelassenheit, das hinzunehmen, was wir nicht ändern können. – Gott, schenke uns Mut, das zu ändern, was wir ändern können. – Gott, schenke uns Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden."

Gelassenheit, Mut und Weisheit sind die Schlüssel zum Neuanfang, zum Gewinnen neuer Perspektiven und Hoffnungen. Und ich möchte noch einen Schlüssel hinzufügen, nämlich den Humor. Gelassenheit bedeutet: heraustreten aus dem sinnlosen, oft mit Selbstmitleid verbundenen Protest gegen das Unabänderliche, ja sagen zum Leben ohne Verkrampfung, lachen können über eigene Schwächen – im Vertrauen, daß oben im Himmel einer ist, der weit mehr aushalten muß als ich. Und dieser sagt ja auch zu mir, nicht nur zu Jesus: „Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter“ – sollte ich da noch meinen, daß meine Person keine Rolle spielt in der Geschichte der Menschheit? Sollte da der glimmende Glaube nicht neue Leuchtkraft gewinnen?

Mut bedeutet: dem Geheul mit den Wölfen aus dem Weg gehen, ausbrechen aus den festgefahrenen Geleisen, aus der bequemen Sattheit des Spießbürgertums, die eigene Verantwortung erkennen und nicht auf andere abschieben – im Vertrauen, daß ich nicht alleine stehe, weil Jesus mir schon den Weg geebnet hat, als er für die ganze Menschheit die Verantwortung übernommen hat und sich nicht fürchtete, ihre ganze Sündenlast zu tragen. Und dieser Jesus, der stärker ist als ich, er geht ja neben mir, mit mir und nimmt mir die Last ab, wenn sie mir zu schwer wird, denn er zerbricht niemals das geknickte Rohr.

Und schließlich Weisheit: unterscheiden können zwischen Möglichkeit und Unmöglichkeit, das rechte Maß finden zwischen Aufbegehren und Anpassung, zwischen Selbstüberschätzung und Verzweiflung, zwischen Angleichung an die Welt und Weltflucht.

Garniert mit viel, viel Humor werden diese drei Schlüssel uns helfen, immer wieder Neuaufbrüche zu wagen, von Irrwegen umzukehren und mit dem Guten wieder neu anzufangen. Amen.

8. Predigtvorschlag

Taufe des Herrn

Der Weg der Kirche kann kein anderer sein als der Weg des Herrn

Wohin geht die Kirche? Wie sieht ihre Zukunft aus? Wie geht es mit den Gemeinden weiter?
Fragen über Fragen, mit denen sich Gremien und Räte, Kreise und Foren befassen.
Wohin geht die Kirche? Die Antwort darauf - sie ist im Grunde ganz einfach. Sie ist ein-fach, weil es im Grunde nur eine Antwort geben kann:
Die Kirche geht dorthin, wohin Jesus geht.
Die Kirche kann gar nicht anders, als den Spuren Jesu zu folgen.
Denn die Kirche ist von Jesus abhängig wie - entschuldigen Sie den Vergleich - wie ein Wassereimer von seinem Brunnen.
Ohne Brunnen nützt der Eimer auch nicht mehr viel. Er kann höchstens in eine Ecke gestellt werden und sammelt den Abfall.
Ohne den lebendigen Brunnen Jesus Christus kann die Kirche höchstens noch dazu gut sein, den Abfall der Geschichte einzusammeln. Das ist aber nicht Sinn und Zweck der Kirche.

Sinn und Zweck der Kirche ist es, verbunden mit der lebendigen Quelle Jesus Christus zu sein und den Menschen aus dieser und keiner anderen Quelle lebendiges Wasser anzubieten - Wasser, das reinigt, belebt und stärkt.

Es kommt also darauf an, mit Christus verbunden zu bleiben.

Noch einmal also die Frage: Wohin geht die Kirche? Wohin führt ihr Weg, wenn sie den Weg mit Jesus geht?

Auch die Antwort darauf ist im Grunde einfach.
Sie findet sich im heutigen Fest, das wir feiern: Taufe des Herrn.
In diesem Geschehen wird uns offenbart, was der Weg ist, den Jesus gehen will.
Und damit auch, was der Weg ist, den wir als Kirche mit ihm gehen.

Wenn wir jetzt das Heilige Jahr gefeiert haben, das gestern mit der Schließung der Heiligen Pforte offiziell beendet wurde - dann machen wir uns - hoffentlich immer wieder - eines bewußt:

Der Weg, den Jesus geht, ist geführt vom Heiligen Geist.
Lukas betont das in seinem Evangelium immer wieder.

Genauso müssen auch wir als Kirche uns führen lassen vom Heiligen Geist.
Einen anderen Weg gibt es nicht.
Jeder andere Weg führt in die Irre.

Der Weg, den Jesus geht, hat drei Stationen. Er führt:

  • in die Wüste;

  • ins heidnische Galiläa;

  • nach Jerusalem.

Damit sind die entscheidenden Stationen genannt, die auch heute für die Kirche gelten.

Zuerst geht Jesus in die Wüste. Dort läßt er sich von Johannes die Bußtaufe geben. Jesus reiht sich ein in die Menge der Sünder. Er hört sich die Bußpredigt am Jordan an. Der Heilige Geist kommt auf ihn herab und bestätigt seine Sendung und seine Sohnschaft.

Dann geht Jesus in die Wüste und beginnt dort sein vierzigtägiges Fasten. So bereitet er sich auf seine Wirksamkeit in der Öffentlichkeit vor. Obwohl er schon 30 Jahre lang im Verborgenen gelebt und seine göttliche Sendung zurückgehalten hat, tut er es.

Bevor die Kirche hingeht zu den Menschen, ihnen den Glauben verkündet, ihnen die Sakramente spendet, ihnen in ihren Nöten hilft, mit ihnen Gottesdienst feiert oder irgendetwas anderes tut im Namen des Herrn, muss sie buchstäblich „in die Wüste“ gehen und Einkehr halten. Die Verantwortlichen in der Kirche, seien es Priester, Religionslehrer, Katecheten, Referenten oder Mitglieder der Gremien, können fruchtbar nur arbeiten und handeln, können überzeugend und gewinnend nur reden und argumentieren, wenn sie selber immer wieder die Stille, das Gebet, die lebendige Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott suchen. Alle Worte und Zeichen werden kraftlos, dürr und matt, wenn sie nicht immer wieder von neuem gestützt und gehalten sind durch das lebendige Beispiel derer, die dazu berufen sind.

Und die Kirche muss auch von Zeit zu Zeit erfahren, dass sie durch die „Wüste“ geht, das heißt, dass sie in der Angefochtenheit unterwegs ist, dass sie wandert ohne irdische Sicherheiten, mit nichts anderem in ihrem Gepäck als mit der Zusage Jesu: „Seht, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung der Welt“ (Mt 28,20).

  • Die Wüste: Ort, wohin der Geist Jesus (Lk 4,1) und die Kirche führt.

    Danach beginnt Jesus seine Tätigkeit in Galiläa.
    Dort ist er aufgewachsen, dort ist seine Heimat.
    Doch was war das für ein Land, dieses Galiläa? Ein Land, in dem es nicht nur fromme Menschen gab, sondern auch Unfromme und Frömmler, und Heiden ... Menschen ganz verschiedener Ausrichtung und Prägung. Es gab kein einheitliches Milieu. So war seine Sendung für Jesus beileibe kein Zuckerschlecken. Und so verwundert es auch nicht, dass nach anfänglicher Begeisterung für Jesus seine Landsleute ihn ablehnen und verwerfen (Lk 4,16-30). Er eckt bei ihnen an. Sie wollen ihn loswerden.

    Auch die Kirche heute muss den Weg ins „heidnische Galiläa“ (Mt 4,15) suchen.
    Das „heidnische Galiläa“ sind heute Städte wie Frankfurt am Main, wo im Jahre 1995 gerade noch 7 % der Kinder getauft wurden.

  • Das „heidnische Galiläa“ finden wir in unseren Schulen und Gerichtsräumen, die das Kreuz, das Zeichen unserer Erlösung und unserer christlich geprägten Kultur, abgehängt haben.

    Das „heidnische Galiläa“ finden wir in unseren eigenen Pfarrgemeinden, wenn in den Familien nicht mehr gebetet wird und wo das Fernsehen an die Stelle von Gottesdienst, Gebet und Gespräch getreten ist.

    Ins heidnische Galiläa hat sich damals Jesus nicht gescheut zu gehen; ins heidnische Galiläa zu gehen, ist auch heute Auftrag der Kirche. Wie Jesus damals findet die Kirche auch heute dort Kranke (Lk 4,40) und von der Last ihres Lebens gelähmte (vgl. Lk 5,17-26); wie Jesus damals beim Hauptmann von Kafarnaum (Lk 7,2-10) findet die Kirche auch heute Glauben und Vertrauen dort, wo man es nicht vermutet hätte. - Und wie Jesus damals Menschen berief, die ihm nachfolgten, muss es auch heute in der Kirche Menschen geben, die ihre Netze liegenlassen und dem nachfolgen, der sie ruft (vgl. Lk 5,1-11).

  • Und schließlich geht Jesus in die Stadt Jerusalem. Dort will er seine Sendung vollenden: das Haus seines Vaters wieder zu einer Stätte des Gebetes zu machen (vgl. Lk 19,45-46). Jesus weiß, dass er in Jerusalem sterben wird, um das neue Volk Gottes zu sammeln (vgl. Lk 13,34-35). Er weiß auch, dass sein Tod nicht das Ende, sondern Durchgang zur Auferstehung sein wird (vgl. Lk 23,43). Darum ist Jerusalem der Ort, wo er mit den Jüngern das Letzte Abendmahl feiert, das Vermächtnis der Liebe, das im Reich Gottes seine Erfüllung finden wird (Lk 22,16.18).

Die Kirche bleibt ihrer Sendung nicht treu, wenn sie Anerkennung und Beifall sucht. Die Kirche bleibt ihrer Sendung treu, wenn sie den Weg Jesu mitgeht. Sie bleibt ihrer Sendung treu, wenn sie bei Jesus bleibt, um mit ihm zu sterben und aufzuerstehen. So, wie wir es im Advent in dem tiefsinnigen Lied „Es kommt ein Schiff geladen“ gesungen haben:

„Und wer dies Kind mit Freuden umfangen, küssen will,
muss vorher mit ihm leiden groß Pein und Marter viel,
danach mit ihm auch sterben und geistlich auferstehn,
das ewig Leben erben, wie an ihm ist geschehn“ (GL 114, 5-6).

Fürbitten