Suche: 

Neue Site - empfehlenswert! Ein Ableger der Karl-Leisner-Jugend: aktueller, kürzer, frischer und moderner: www.gut-katholisch.de.

Botschaft von Papst Benedikt XVI

Der Papst schreibt traditionell vor jedem Weltjugendtag eine Botschaft an die Jugendlichen der Welt. Mit dieser Botschaft spricht der Papst erneut die Einladung aus, am XXI. Weltjugendtag 2006 teilzunehmen: Denn auch zwischen den großen Weltjugendtagen finden "Kleine Weltjugendtage" in den jeweiligen Diözesen statt - immer am Palmsonntag.

Botschaft von Papst Benedikt XVI. zum XXI. Weltjugendtag 2006
"Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade" (Psalm 119, 105)

Liebe Jugendliche!

Voller Freude richte ich mich an Euch, die Ihr dabei seid, den 21. Weltjugendtag vorzubereiten. In meinem Herzen lebt die Erinnerung der bereichernden Erfahrungen auf, die ich im vergangenen August in Deutschland machen durfte. Der Weltjugendtag wird in diesem Jahr in den verschiedenen Ortskirchen gefeiert, und er ist ein willkommener Anlass, um die Flamme der Begeisterung wieder zu beleben, die in Köln entfacht wurde und die viele von Euch in Eure Familien, Pfarren, Verbände und Gemeinschaften hineingetragen haben. Gleichzeitig bietet er Euch die Chance, viele Freunde einzuladen, damit sie sich dem spirituellen Pilgerweg der jungen Generation hin zu Christus anschließen.

Das Motto, das ich Euch vorschlagen möchte, ist ein Vers aus Psalm 118 [119]: "Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade" (Vers 105). Unser geliebter Johannes Paul II. hat über diesen Psalm Folgendes gesagt: Auf diese Weise "lobt der Beter eingehend das Gesetz Gottes, das ihm eine Leuchte ist für seine Schritte auf dem oft dunklen Weg des Lebens" (Generalaudienz am 14. November 2001). Gott offenbart sich in der Geschichte; er spricht zu den Menschen, und das Wort, das er spricht, ist schöpferisch. Wahrhaftig, der hebräische Begriff "dabar" , der normalerweise mit "Wort" übersetzt wird, will seiner Bedeutung nach Wort und Tat sein. Gott sagt, was er tut, und er tut, was er sagt. Im Alten Testament verkündet er den Söhnen Israels das Kommen des Messias und die Errichtung eines "neuen" Bundes; im Wort, das Fleisch geworden ist, erfüllt er seine Verheißungen. Dies bringt auch der Katechismus der Katholischen Kirche gut zum Ausdruck: "Christus, der Mensch gewordene Sohn Gottes, ist das vollkommene, unübertreffbare, eingeborene Wort des Vaters. In ihm sagt der Vater alles, und es wird kein anderes Wort geben als dieses" (65). Der Heilige Geist, der das auserwählte Volk geführt hat, indem er die Autoren der Heiligen Schrift inspirierte, öffnet die Herzen der Gläubigen, damit sie die Bedeutung dieser Schriften verstehen. Derselbe Heilige Geist wirkt auf besondere Weise in der Eucharistiefeier, wenn der Priester "in persona Christi" die Worte der Wandlung spricht und auf diese Weise Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi verwandelt, damit sie den Gläubigen zur Nahrung werden. Um auf der irdischen Pilgerreise zur himmlischen Heimat voranzukommen, müssen wir uns alle mit dem Wort und dem Brot des ewigen Lebens stärken, die voneinander nicht zu trennen sind!

Die Apostel haben das Wort des Heils empfangen und es ihren Nachfolgern als kostbare Perle weitergegeben, die im Schmuckkasten der Kirche sicher verwahrt wird: Ohne die Kirche läuft diese Perle Gefahr, verloren zu gehen oder zerrieben zu werden. Meine lieben jungen Freunde, liebt das Wort Gottes und liebt die Kirche, die Euch den Zutritt zu einem so wertvollen Schatz ermöglicht und Euch beibringt, diesen Reichtum zu schätzen. Liebt die Kirche und folgt ihr, da sie von ihrem Gründer den Auftrag erhalten hat, den Menschen den Weg zum wahren Glück zu zeigen. In dieser Welt, in der wir leben, ist es nicht leicht, das wahre Glück zu erkennen und zu finden; dort, wo die Menschen oft zu Gefangenen von ideologischen Strömungen werden. Sie mögen glauben, dass sie "frei" sind, aber sie werden inmitten der Falschheit oder Scheinwahrheiten verwirrender Ideologien in die Irre geführt und verlieren sich. "Die Freiheit selbst muss befreit werden" (Enzyklika "Veritatis Splendor", 86), und die Dunkelheit, in der sich die Menschheit tastend ihren Weg sucht, will erleuchtet werden. Jesus hat uns gelehrt, wie dies geschehen kann: "Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger. Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch befreien" (Joh 8,31-32). Das fleischgewordene Wort, das Wort der Wahrheit, macht uns frei und führt unsere Freiheit zum Guten hin. Meine lieben jungen Freunde, meditiert oft das Wort Gottes und erlaubt es dem Heiligen Geist, euer Lehrer zu sein. Dann werdet ihr entdecken, dass die Denkweise Gottes anders ist als jene der Menschheit; ihr werdet dahin geführt, den wahren Gott zu betrachten und die Ereignisse der Geschichte mit seinen Augen zu lesen; ihr werdet die Fülle der Freude genießen, die der Wahrheit entspringt. Auf dem Lebensweg, der weder einfach noch von Versuchungen frei ist, werdet Ihr auf Schwierigkeiten und Leiden stoßen, und manchmal werdet Ihr versucht sein, mit dem Psalmisten auszurufen: "Herr, ganz tief bin ich gebeugt" (Ps 119, 107) Vergesst nicht, wie der Psalmist hinzuzufügen: "Durch dein Wort belebe mich! … Mein Leben ist ständig in Gefahr, doch ich vergesse nie deine Weisung" (ebd., Verse 107 und 109). Die liebende Gegenwart Gottes in seinem Wort ist jene Lampe, die die Finsternis der Angst vertreibt und den Weg sogar dann erhellt, wenn die Zeiten besonders schwierig sind.

Der Verfasser des Hebräerbriefs schreibt:" Denn lebendig ist das Wort Gottes, kraftvoll und schärfer als jedes zweischneidige Schwert; es dringt durch bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Gelenk und Mark; es richtet über die Regungen und Gedanken des Herzens" (Hebr 4,12). Es ist notwendig, den Hinweis, dass das Wort Gottes eine unverzichtbare "Waffe" im geistlichen Ringen ist, ernst zu nehmen. Es wird dann wirksam sein und Ergebnisse zeigen, wenn wir lernen, auf dieses Wort zu hören und ihm zu gehorchen . Der Katechismus der Katholischen Kirche erklärt dazu: "Im Glauben gehorchen [ob-audire] heißt, sich dem gehörten Wort in Freiheit unterwerfen, weil dessen Wahrheit von Gott, der Wahrheit selbst, verbürgt ist" (144). Während Abraham das Vorbild für dieses Zuhören ist, das Gehorsam bedeutet, erweist sich Salomon als leidenschaftlicher Entdecker der Weisheit, die in diesem Wort steckt. Als Gott zu ihm sagte: "Sprich eine Bitte aus, die ich dir gewähren soll", antwortete der weise König: "Verleih daher deinem Knecht ein hörendes Herz" (1 Kön 3,5.9). Das Geheimnis, wie man zu einem solchen "hörenden Herz" kommt, besteht darin, das Herz auf das Hören hin zu trainieren. Das erreicht Ihr, wenn Ihr das Wort Gottes unaufhörlich betrachtet und in ihm verwurzelt bleibt – durch die Bemühung, die Ihr aufbringt, um es immer besser kennen zu lernen.

Meine lieben jungen Freunde, ich rate Euch dringend, Euch mit der Bibel vertraut zu machen und sie bei der Hand zu haben, damit sie euer Kompass werden kann, der euch den Weg zeigt, dem ihr folgen sollt. Indem Ihr die Bibel lest, werdet Ihr Christus kennen lernen. Bedenkt, was der heilige Hieronymus darüber sagt: "Die Schrift nicht kennen, heißt Christus nicht kennen" (PL 24,17; vgl. Dei Verbum, 25). Eine bewährte Weise, das Wort Gottes zu studieren und auszukosten, ist die "lectio divina" , die einen wirklichen und wahren geistlichen Pilgerweg darstellt, der aus verschiedenen Etappen besteht. Nach der lectio, die darin besteht, eine Stelle der Heiligen Schrift immer wieder zu lesen und die Hauptgedanken auf sich wirken zu lassen, geht man zur meditatio über. Sie ist wie eine Haltestelle im Innern, an der sich die Seele Gott zuwendet und zu verstehen versucht, was uns sein Wort heute für unser Leben sagt. Dann kommt die oratio, wo wir uns mit Gott direkt unterhalten, und schließlich gelangt man zur contemplatio, die uns dabei hilft, unsere Herzen zu bewahren, damit es für die Gegenwart Christi empfänglich bleibt, dessen Wort jene Lampe ist, "die an einem finsteren Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in eurem Herzen" (2 Petr 2,19). Die Lesung, das Studium und die Betrachtung des Wortes Gottes müssen sich in einen Lebensstil einmünden, der durch eine tiefe Verbundenheit mit Christus und seiner Lehre gekennzeichnet ist.

Der heilige Jakobus mahnt uns: "Hört das Wort nicht nur an, sondern handelt danach; sonst betrügt ihr euch selbst. Wer das Wort nur hört, aber nicht danach handelt, ist wie ein Mensch, der sein eigenes Gesicht im Spiegel betrachtet: Er betrachtet sich, geht weg und schon hat er vergessen, wie er aussah. Wer sich aber in das vollkommene Gesetz der Freiheit vertieft und an ihm festhält, wer es nicht nur hört, um es wieder zu vergessen, sondern danach handelt, der wird durch sein Tun selig sein" (Jak 1,22-25). Alle, die auf das Wort Gottes hören und es befolgen, errichten ihr Leben auf festem Grund. "Wer diese meine Worte hört und danach handelt", erklärt Jesus, "ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute"(Mt 7,24): Es wird nicht einstürzen, wenn Unwetter kommen.

Euer Leben auf Christus bauen, sein Wort mit Freude aufnehmen, seine Lehren in die Tat umsetzen – das, junge Leute des dritten Jahrtausends, soll euer Programm sein! Es ist dringend nötig, dass eine neue Generation von Aposteln entsteht, die fest verankert im Wort Christi und fähig ist, auf die Herausforderungen unserer Zeit zu antworten und das Evangelium überall hinzutragen. Das ist es, was der Herr von Euch will, dazu lädt Euch die Kirche ein, das erwartet die Welt von Euch – selbst wenn sie sich dessen nicht bewusst sein mag! Wenn Jesus Euch ruft, dann habt keine Angst, ihm großzügig zu antworten – vor allem dann, wenn er euch zum Ordensleben oder zum Priestertum ruft. Habt keine Angst, vertraut ihm, und ihr werdet nicht enttäuscht werden.

Liebe Freunde: Am 21. Weltjugendtag, den wir am kommenden 9. April, am Palmsonntag, feiern werden, wollen wir in unseren Herzen eine geistige Pilgerreise antreten, die uns zum Weltjugendtreffen führt, das im Monat Juli 2008 in Sydney stattfinden wird. Wir wollen uns auf dieses große Treffen vorbereiten, indem wir gemeinsam über das Thema Der Heilige Geist und die Mission nachdenken werden, was in aufeinander folgenden Etappen geschehen soll. In diesem Jahr werden wir unsere Aufmerksamkeit auf den Heiligen Geist, den Geist der Wahrheit, richten, der uns Christus offenbart, das fleischgewordene Wort, und das Herz jedes Menschen für das Wort der Erlösung öffnet, die zur Fülle der Wahrheit führt. Im kommenden Jahr 2007 werden wir einen Vers aus dem Johannes-Evangelium betrachten: "Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben" (Joh 13,34), und noch tiefer erfassen, wie der Heilige Geist als Geist der Liebe wirkt, der in uns die göttliche Liebe einflößt und uns für die materiellen und geistigen Nöte unserer Brüder sensibel sein lässt. Und schließlich werden wir beim Weltjugendtag des Jahres 2008 ankommen sein, der unter dem Motto stattfindet: "Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein" (Apg 1,8).

Meine lieben jungen Freunde, ruft in einer Atmosphäre des unablässigen Hörens auf das Wort Gottes schon von jetzt an den Heiligen Geist an, den Geist der Stärke und des Zeugnisses, damit er euch fähig macht, furchtlos das Evangelium bis an die Enden der Erde zu verkünden. Maria, die zusammen mit den Aposteln im Abendmahlssaal das Pfingstfest erwartete, möge euch eine Mutter und Führerin sein. Sie möge euch beibringen, wie ihr das Wort Gottes annehmen, es im Herzen bewahren und betrachten könnt (vgl. Lk 2,19), wie sie es ihr ganzes Leben lang tat. Sie möge euch ermutigen, dem Herrn euer "Ja" zu sagen und im "Glaubensgehorsam" zu leben. Sie möge euch helfen, im Glauben stark, in der Hoffnung beständig und in der Liebe ausdauernd zu sein, und dem Wort Gottes immer zu gehorchen. Ich begleite euch mit meinem Gebet und erteile euch allen aus ganzem Herzen meinen Segen.

Aus dem Vatikan, am 22. Februar 2006, dem Festtag der Kathedra des heiligen Apostels Petrus.

BENEDICTUS XVI PP.

Â