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KARL-LEISNER-JUGEND |
Das allgemeines Priestertum - die Berufung der Laien
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Die klassische Theologie sagt über Laien nichts anderes aus, als dass sie eben keine Priester sind." - Mit solchen Statements wird schon seit langem das Fehlen einer eigenständigen Bedeutung der Nicht-Priester bemängelt. Medard Kehl sucht beispielsweise in seinem Buch Die Kirche" nach etwas, was dem Laien zu eigen ist, aber eben nicht dem geweihten Priester - und findet nichts. Faszinierend daran ist nicht, dass Kehl (wie viele andere) feststellt, dass es keine inhaltlich-positive Bestimmung des Begriffes Laie" gibt, sondern dass er überhaupt erwartet hatte, eine solche zu finden.
Kehl selbst fragt sich, ob es z.B. sinnvoll ist, einen Begriff des Nicht-Beamten" einzuführen. Mit dem Wort Bürger" ist dem auch nicht abgeholfen - denn selbstverständlich sind auch die Beamten Bürger". Einige Bürger" sind eben zusätzlich auch noch Beamte.
Falls nun aber dennoch der Begriff Nibea" eingeführt würde (Nibea für Nicht-Beamte"), um zum Beispiel deutlich zu machen, dass auf einer Ratsversammlung keine Nibeas stimmberechtigt sind, fragt doch auch niemand, ob das eventuell diskriminierend sei, Nibeas nur dadurch zu definieren, dass sie etwas nicht dürfen.
Es wird erst dann dramatisch, wenn sich die Nibeas selbst nicht mehr als Bürger verstehen, sondern nur noch über die Tatsache definieren, dass sie eben Nicht-Beamte" sind. Das kann geschehen, wenn der Staat (oder die Stadt oder die Gemeinde) nur noch mit den Beamten gleichgesetzt wird.
Genau das aber ist in der Kirche geschehen.
Es braucht keine gesonderte Definition dessen, was der Laie ist - über Jahrhunderten spielte dieser Begriff keine große Rolle. Man war eben Christ - und einige hatten noch zusätzlich die Beauftragung, Priester (oder, theologisch richtiger: Kleriker) zu sein.
Als aber Kirche" zu einem Gebilde wurde, dass nur noch die Amtskirche" meinte - und eben nicht mehr alle Getauften umfasste -, verstanden sich die Nicht-Kleriker" eben nur noch als Laien. Und fühlen sich diskriminiert bzw. ärgern sich darüber, dass über Laien nicht viel mehr gesagt wurde, als dass sie an Kleriker-Entscheidungen nicht beteiligt sind.
Dass Kirche" mit Amtskirche" gleichgesetzt wurde, kann durch die Kleriker selbst verursacht worden sein.
Wenn bspw. die Beamten sich für die besseren Bürger halten, entsteht bei den Nibeas erst dadurch ein Minderwertigkeitsgefühl. Aber es kann auch der umgekehrte Fall eintreten: Dass sich die Bürger ihrer Bürgerrechte (und Pflichten) selbst berauben, indem sie ständig auf die Beamten und deren Entscheidungen warten - ohne selbst-tätig zu werden. Obrigkeitsdenken nennt man so etwas.
Es ist allerdings müßig, danach zu fragen, ob die Kleriker in der Kirche selbst für eine Klerikalisierung" gesorgt haben, oder ob es die Laien waren, die sich zunehmend aus der Verantwortung gestohlen haben. Schuldzuweisungen bringen nichts - es geht jetzt darum, die Begriffe Priester" und Getaufte" wieder neu zu füllen und alte Feindschaften zu begraben:
Einer eierwerfenden Demonstration der "Nibeas" gegen die Beamten
kommt man am besten dadurch zuvor, dass man ihnen klarmacht, dass sie
doch als Bürger sehr wohl Rechte, Würde und Entscheidungsgewalt
haben.
So ist es die Aufgabe der ganzen Kirche, den aufgebrachten Laien, die
sich ebenfalls zu Protestbekundungen aufgerufen fühlen, ihre Rechte,
Würde und Berufung nahezubringen.
Okay - wollen wir damit beginnen.
Es ist schon auffällig, dass jeder weiß, was ein "Laie" ist,
aber kaum einer, was mit dem "Allgemeinen Priestertum" gemeint ist. Wie
gesagt: Heute verstehen sich alle als "Nibeas", aber kaum noch einer als
"Bürger".
Es ist tatsächlich so: In der Tauffeier wirst Du im Anschluss an die
Taufe vom Taufpriester zum "König, Priester und Propheten" gesalbt -
mit der Chrisam-Salbe. Daher haben wir alle unseren Namen: "Christen" heißt
nichts anderes als die "Gesalbten" (Chrisam heißt sinnigerweise auch
nichts anderes als "Salbe"; "Chrisam-Salbe" ist also ziemlich doppelt gemoppelt).
Du bist also ein Priester. Du bist zwar auch ein König und Prophet, aber vermutlich überrascht Dich das weniger. Aber Priester?
Wer das Wort "Priester" hört, denkt schnell an die (meist älteren) Herren in schwarz, an Pfarrhäuser und Priesterkragen, an Gottesdienste, Predigten und Gemeindeleitung. Wenn dann davon die Rede ist, dass wir alle (alle Getauften zumindest) teilhaben am Allgemeinen Priestertum, dann schrecken einige zurück: "Sollen wir jetzt alle in schwarz rumlaufen?" - und andere organisieren eine Demo vorm Pfarrhaus und verlangen entsprechende Berücksichtigung bei der Einteilung von Predigtdiensten, Gottesdienstgestaltung und Leitung von Pfarrgemeinderäten.
Wer aber begreift, was "Priestertum" wirklich bedeutet und diesem Begriff von allem befreit, was zwar ein Pfarrer auch so alles tut, was aber nicht zu seinem Priesterwesen gehört, der versteht auch leichter, worin das "Allgemeine Priestertum" besteht.
Priester sind zunächst Stellvertreter. Sie bringen stellvertretend für andere Gebete und Opfergaben vor Gott (so verstand vor allem das Alte Testament den Priester) oder wirken im Auftrag Gottes das Heil der Menschen (so das vor allem sakramentale Verständnis des Priesters - beides gilt auch heute noch)
Der Priester leiht Gott seine Stimme und seinen Leib. In allem, was er tut, soll er transparent sein für Gott, der durch ihn wirkt - vor allem aber, wenn er Sakramente spendet, die Eucharistie feiert, das Volk lehrt und leitet. In dem, was der Priester tut, wenn er seine Berufung erfüllt, wirkt Gott. (Nicht, weil der Priester das so will oder so gut kann, sondern weil Gott das so will und den Priester in seinen Dienst genommen hat. Das ist ein wichtiger Akzent!) Gleichzeitig nimmt der Priester den Auftrag des Volkes wahr und betet für die Gemeinde, verbindet immer wieder die Menschen mit Gott und schlägt Brücken zwischen den Sündern, die um Verzeihung bitten, und der Gemeinschaft der Heiligen.
Na - hast Du auch bei dem, was ich gerade geschrieben habe, den Priester im Messgewand vor Augen? Den Pfarrer oder den Kaplan? Dabei gilt all das, was im vorangegangenen Abschnitt steht, für ALLE Priester - sowohl für den geweihten Priester als auch für Dich - weil Du getauft bist und damit am Allgemeinen Priestertum teilhast.
Wir alle (zumindest alle getauften Christen) sind berufen, im Namen Gottes zu wirken. Er beauftragt uns in der Taufe, an seiner Stelle zu handeln. Wenn wir Christen reden, schlafen, essen, arbeiten und feiern, sind wir in allem, was wir tun, die Außenseite Gottes. Unser Auftrag ist es, die Sünder mit Gott zu verbinden - durch unser Leben. Wir erinnern die Welt an ihren Schöpfer - durch unser Leben. Wir wirken das Heil für die Menschen - durch unser Leben. Wir sind Bild Christi, die erfahrbare Seite Gottes. Wir sind die einzige Bibel, die die Menschen heute noch lesen.
Die Getauften leihen Gott ihre Stimme und ihren Leib. In allem, was sie tun, sollen sie transparent sein für Gott, der durch sie wirkt - vor allem aber, wenn sie Sakramente spenden, die Eucharistie feiern, das Volk lehren und leiten. In dem, was die Getauften tun, wenn sie ihre Berufung erfüllen, wirkt Gott. (Nicht, weil die Getauften das so wollen oder so gut können, sondern weil Gott das so will und die Getauften in seinen Dienst genommen hat. Das ist ein wichtiger Akzent!) Gleichzeitig nehmen die Getauften den Auftrag des Volkes wahr und beten füreinander und für die Gemeinde, verbinden immer wieder die Menschen mit Gott und schlagen Brücken zwischen den Sündern, die um Verzeihung bitten, und der Gemeinschaft der Heiligen.
Im Grunde besteht der Unterschied zwischen dem geweihten Priester und dem Allgemeinen Priestertum aller Gläubigen nicht im Auftrag, den Gott ihnen erteilt hat - denn es geht beiden um die Heiligung der Welt und deren Rettung. Der Unterschied liegt darin, dass die Erfüllung dieses Auftrages auf der einen Seite durch das gesamte, alltägliche Leben geschieht (Allgemeines Priestertum), auf der anderen Seite zusätzlich (!) durch besondere, rituelle Handlungen (Geweihtes Priestertum).
Zusätzlich. Klar! Denn ein geweihter Priester ist nicht davon befreit, mit seinem alltäglichen Leben weiterhin Zeuge der Erlösung zu sein. Es wäre ja noch schöner, wenn die Priester nur noch im Gottesdienst im Dienste Gottes stehen - aber nach dem Gottesdienst vor der Kirche Drogen verkaufen würden.
Geweihte Priester sind also doppelt Priester - allgemein und besonders. Ob man darin eine "Doppelbelastung" oder eine "doppelte" Gnade sehen sollte, mag Ansichtssache sein.
Denn in der Weihe wird (im Gegensatz zur Segnung) das oder der Geweihte aus der alltäglichen Bestimmung herausgelöst und für den besonderen, heiligen Bereich bestimmt. Das gilt auch für den geweihten Priester: Alle zum Priesteramt Berufenen sind Zeichen der Gegenwart Gottes in dieser Welt; die Geweihten sind es zusätzlich im Bereich des Sakralen und der Liturgie.
Die Tatsache, dass alle Getauften zum Allgemeinen Priestertum berufen sind, berechtigt also nicht zu der Forderung, deshalb müssten jetzt auch alle in der Liturgie predigen und die Wandlungsworte sprechen. Ganz im Gegenteil: Die Befähigung, im sakralen Bereich Gottes Symbol zu sein, ergibt sich nicht aus dem "Priesteramt", sondern aus dem "Geweihtsein".
Dieses Missverständnis stammt aus der reformatorischen Theologie. Luther hat das besondere Priestertum abgelehnt - und abgeschafft. Die Aufgaben des geweihten Priestertums gingen an alle Getauften über, die ja teilhaben am "Allgemeinen Priestertum".
Im Grunde haben aber die Reformatoren auch das Allgemeine Priestertum abgeschafft. Besonders die evangelikalen Kirchen sträuben sich grundsätzlich, eine Stellvertretung und eine endgültige, dauerhafte Bindung Gottes an menschliches Tun zu akzeptieren. Das Heil wirkt Gott - sonst niemand, auch nicht die Getauften. Eine Mitwirkung an der Erlösung gibt es nicht - somit weder ein besonderes noch ein allgemeines Priestertum.
In der katholischen Kirche gibt es aber die deutliche Unterscheidung zwischen den beiden Formen des Priestertums (wohlgemerkt: Nicht die Unterscheidung zwischen Laien und Kleriker - die interessiert kaum). Das geweihte Priesteramt ist eine Ausfaltung dessen, was im allgemeinen Priestertum grundgelegt ist. Die Tatsache, dass es dieses allgemeine Priestertum gibt, als Argument dazu zu verwenden, dass jetzt alle auch die Aufgaben des besonderen Priestertums ausüben dürfen, ist so ähnlich, als wenn jetzt alle Deutschen aus der Tatsache, dass "alle Gewalt vom Volke ausgeht" beschließen, Kanzler oder Kanzlerin zu werden. Abgesehen von dem Gedränge im Bundeskanzleramt - von welchem Volk soll dann noch die "Gewalt" ausgehen?
"Abusus non tollit usus": Nur, weil der Begriff vom "Allgemeinen Priestertum" oft missbraucht (bzw. missverstanden) wird, bedeutet das aber nicht, dass es nicht auch ein richtiges Verständnis gibt. Das "Allgemeine Priestertum" ist die zentrale Berufung aller Getauften.
Es geht nämlich darum, dass Du für diese Welt ein Priester bist: Du repräsentierst Gott, und die Welt spricht Dich an, obwohl sie Gott meint.
Du repräsentierst Gott! Das ist, genau bedacht, ein sehr erhebender, aber auch furchteinflößender Gedanke. Erhebend, weil Gott Dir zutraut, dass Du in Deinem Wirkungsbereich (Familie, Schule, Arbeit, Freundeskreis - selbst, wenn Du beim ALDI einkaufen gehst) SEIN Heil zur Wirkung bringst. Stopp - zutrauen ist richtig, aber noch mehr: Er hat Dich dazu beauftragt!
Seit ich Priester bin und ständig Priesterkleidung trage, muss ich zum Beispiel aufpassen, was ich tue. Vor einigen Jahren bin ich z.B. in einer Tankstelle vor den Computerzeitschriften stehen geblieben, um die Titelseiten zu studieren. Als ich nach und nach immer mehr Blicke auf mich zog, stellte ich fest, dass direkt unterhalb der Computerzeitschriften die Erotikmagazine einsortiert waren. Uups. Als Priester lebe ich selbst in Tankstellen nicht mehr nur für mich. Ich bin ein Realsymbol für die Kirche. Und das gilt - selbstverständlich - auch für jeden Christen. Auch bei ARAL.
Furchteinflößend ist dieser Gedanke, weil wir durch unser Verhalten (und eben auch durch unser Fehlverhalten) Menschen von Gott abbringen können. Unser Leben hat so gesehen sogar unerwartet weitreichende Fernwirkungen: Wieviele Menschen weigern sich, am Glaubensleben der Kirche teilzunehmen, weil es Menschen in der Kirche gegeben hat, die vor Jahrhunderten (!) in ihrer Moral versagt haben; indem sie z.B. Hexen verbrannt, auf Kreuzzügen schreckliche Verbrechen begangen oder sich nicht für die Ärmsten und Verfolgten eingesetzt haben.
Dass Du als Getaufter in den Augen der Welt mit der Kirche - ja, sogar manchmal
mit Gott selbst - verwechselt wirst, ist also kein ganz abwegiges Missverständnis.
Du kannst Dich also nicht herausreden und sagen: "Aber ich bin nicht
DIE Kirche und auch nicht Gott, also ist es doch egal, was ich tue. Du kannst
doch trotz meiner Fehler Gott lieben!" Du kannst Dich einmal deshalb
nicht auf diese Weise herausreden, weil Du als ein Gott-Liebender immer auch
Zeugnis ablegst für den Charakter desjenigen, den Du liebst. Zum anderen
ist eine solche Ausrede aber auch deshalb nicht zulässig, weil Gott Dich
ja genau dazu bestimmt hat: Sein Bote zu sein; Sein Außenposten; Sein
Zeichen - eben Sein Priester.
Deshalb ist Deine Sünde und Dein Versagen immer auch ein Versagen der Kirche, deshalb ist Deine Sünde (und sei sie noch so privat) immer auch eine Sünde an der Kirche und vor Gott. Ich zumindest bin froh, wenn ich nach der Beichte meiner Sünden weiß, dass nicht nur Gott, sondern auch die Kirche mir vergibt. Ich würde sonst dringend darum bitten!
"Du bist mit Deinem Leben ein Realsymbol Gottes" - klingt toll. Aber ist mal wieder so typisch unkonkret. Was bedeutet das ganz praktisch?
"Der Priester leiht Gott seine Stimme und seinen Leib." Bedenke, was Du sagst, was Du tust. Achte auf die Gebote, achte auf Dein Denken und Dein Reden.
"In allem, was er tut, soll er transparent sein für Gott, der durch
ihn wirkt". Transparent zu sein, also durchsichtig zu werden, ist vielen
unangenehm. Das klingt so, als wenn man nicht mehr ganz real wäre,
im Verschwinden begriffen. (In dem netten Film "Zurück in die Zukunft"
wird Marty Fly zunächst durchsichtig, bevor er sich in ein reines
Nichts auflöst. Was für den Buddhisten noch eine tolle Sache
wäre, ist für Marty Fly nicht so prickelnd).
Aber es geht nicht darum, "fadenscheinig" zu werden oder "unsichtbar". Seit
der Taufe leben wir nicht mehr allein, sondern Christus lebt in uns. Und auf
Christus hin sollen wir durchsichtig werden - nicht unsichtbar, sondern strahlend
und leuchtend.
In einer eMail hat mir letztens ein Kai geschrieben, dass er sich Sorgen um seine Freundin macht, die jetzt so "seltsam religiös" geworden sei. Sie geht nicht mehr soviel auf Partys (vor allem nicht mehr so lange am Samstag, weil ja Sonntag Gottesdienst ist), macht nicht mehr "jeden Scheiß" mit, strahlt die ganze Zeit und betet viel zu viel. Kai meint zwar, sie wäre langweilig geworden. Aber dann hätte er mir nicht geschrieben, sondern sie einfach zunehmend übersehen. Und vergessen. Offensichtlich ist sie jetzt genau das Gegenteil.
Nicht umsonst gibt es im Deutschen zwei Bedeutungen des Wortes "Transparent". Wer nämlich "transparent" (durchsichtig) wird für Gott, der wird wie ein "Transparent" (das Aushängeschild bei einer Demo).
"...vor allem aber, wenn er Sakramente spendet und die Eucharistie feiert." - Du bist erst dann für Gott transparent, wenn deutlich wird, woher Du lebst. Aus Gott - okay. Aber das Wort "Gott" kann für alles Mögliche stehen. Für einen (nichtvorhandenen) "Fussball-Gott", einen "Flanken-Gott", einen "Wettergott" oder "Wirtschaftsgott" oder für die Glücksgöttin Fortuna, die sich hauptsächlich in Spielkasinos aufhält. Wenn Du Symbol des Mensch gewordenen Christus sein möchtest, dann lebe auch aus seiner fortwährenden Gegenwart - in den Sakramenten. Vor allem aus der Eucharistie.
Wer die Sakramente empfängt, wird selbst zum Sakrament.
Aber als Getaufter bist Du nicht nur Empfänger der Sakramente, sondern auch Spender: Zum Beispiel - und vor allem - des Ehesakramentes. Natürlich sind nicht alle Getauften zur Ehe berufen. Aber wer sich dieses Sakrament spendet, wird zu einem besonderen Zeichen Gottes: Gott, der sich an sein Volk bindet, hat die Ehe zu diesem Zeichen erhoben. (Dazu empfiehlt sich die Katechese zur Ehe).
"...wenn er das Volk lehrt..." - In der Liturgie bildet der Priester,
wenn er predigt, Christus als Lehrer ab. Das gilt - außerhalb der
Liturgie - auch für Dich: Sei einer, der etwas zu erzählen hat.
Und Du hast etwas zu erzählen. Nicht Theologie, Kirchenrecht oder Liturgiegeschichte,
sondern von Deiner Liebe zu Gott. Von dem, was ihr beide erlebt habt. Was
Du gelernt hast, seit Du in dieser Beziehung lebst. Sei kein Lehrer der Gottinformation
- sondern ein Lehrer der Liebe.
Dazu gehört natürlich Mut - gottseidank ist er Dir in der Firmung
geschenkt worden. Mach einfach davon Gebrauch!
Als Priester bist Du auch dazu berufen, die Anliegen der Menschen vor
Gott zu tragen. Dazu reicht es schon, einen Blick in die Zeitung zu werfen.
Betest Du für die Opfer einer Katastrophe? Eines Familiendramas?
Auch für die Täter? Betest Du für die Kinder, deren Geburt
in der Zeitung steht? Und für die Verstorbenen, die oft auf der gleichen
Seite betrauert werden?
Bete für die Politker, die Medienstars und die Sportler (nicht für
deren Erfolg - sondern für deren Heil!).
Was mit dem Lesen der Zeitung beginnt, nimmt kein Ende, wenn Du mit offenen Augen durch den Tag gehst. Ein Fürsprecher zu sein, ist ein Fulltime-Job. Eben eine Berufung. Und wenn dann abends ein Anruf kommt - weil eine Freundin morgen eine Klausur schreibt und sie um Dein Gebet bittet - na, dann hat sich sogar schon herumgesprochen, dass Du jemand mit "Vitamin B" bist. Herzlichen Glückwunsch!
Aber das allerwichtigste ist die Versöhnung. Heil, Segen und Erlösung
dreht sich immer nur um diesen Punkt: "Verzeih mir - lass uns wieder Freunde
sein."
Sei aber ein echter Versöhner: Warte nicht auf die Entschuldigung, damit
Du in aller großherzigen Herablassung dann verzeihen kannst. Verzeih,
noch bevor Dich jemand darum bittet. Verzeih auch dem, der Dich wirklich schwer
getroffen hat. Versöhne Dich mit dem, der sich gegen Dich versündigt.
Ergreif die Initiative und biete dem die Hand an, der zuvor gedroht hat, sie
Dir abzuhacken (...naja, das ist kein so gelungenes Bild - aber Du weißt,
was ich meine).
Und vor allem: Bitte um Verzeihung. Immer wieder; geh mit gutem Beispiel voran
und meine es trotzdem ehrlich. Keiner, der nicht um Verzeihung bitten kann,
kann auch vergeben. (Dazu schau doch mal in
diese kleine Geschichte zum Hl. Martin).
"...und schlägt Brücken zwischen den Sündern, die um Verzeihung
bitten, und der Gemeinschaft der Heiligen." - Brückenbauer (auf Latein:
"Pontifex"). Brücken sind Gelegenheiten, Gräben zu überwinden.
Gräben zwischen den Menschen und Gott, zwischen Menschen und der
Kirche und zwischen den Menschen selbst.
Brückenbauer müssen Menschenkenner sein - oder, noch besser,
Menschenmöger. Schau, wo sich Gutes im "Sünder" entdecken lässt
(bedenke, auch Du bist ein Sünder!); knüpfe daran an und bau
eine Brücke zu Gott. Fast alle Menschen sehnen sich nach bedingungsloser
Liebe, nach Heimat und Zukunft, nach Geborgenheit und Anerkennung. Ideale
Brückenköpfe.
Baue vor allem Brücken, die begehbar sind. Menschen müssen selber
die Brücke betreten und hinübergehen. Du kannst niemanden zwingen,
schieben oder schubsen. Zeige, dass die Brücke sicher, stabil und einladend
ist. Gehe selbst voran. "Die Menschen werden aufgeschlossener sein, wenn sie
das Gefühl haben, geführt zu werden und nicht geschubst" (Filmzitat
aus "Glauben ist alles").
Nun, wir haben uns ausführlich mit dem "Allgemeinen Priestertum"
auseinandergesetzt. In der Taufe wirst Du allerdings auch zum Propheten
gesalbt.
Ein Prophet ist kein Wahrsager - wie manche meinen, wenn sie z.B. vom
"Unheilspropheten" reden. Propheten sind wie Priester - sie reden zu den
Menschen im Auftrag Gottes, und sie reden zu Gott im Auftrag der Menschen.
Ein Super-Beispiel für einen Propheten bietet der Dialog zwischen
Gott und seinem Volk in der Vermittlung durch Samuel (1 Sam 8,4 - 8,22).
Das kannst Du auch - nein, das ist auch Dein Auftrag. Sei einer, der mit seinen
Ratschlägen, Ermahnungen und Ermutigungen für andere zum Propheten
wird. Ein Für-Sprecher in beide Richtungen.
Und als drittes Amt der Getauften wird Dir in der Taufe die Königswürde verliehen. Ein König - das ist jemand, der dem Volke dient, aber nur Gott allein gehorcht. Diese Kombination aus hoher Würde und der Bereitschaft, sein Leben in den Dienst des Einfachsten der Menschen zu stellen, macht den König aus. Dienen kann letztlich nur der, der sich seine Würde nicht erstreiten oder erkämpfen muss. Wer weiß, dass er königlichen Blutes ist (und das sind wir Christen seit unserer Taufe alle), vergibt sich nichts, wenn er auf allen äußeren Schein verzichtet und sich klein macht, um den Menschen zu dienen.
Nicht klein machen vor Geld, Autos, MacDonalds. Der König beugt vor niemanden die Knie. Außer vor Gott.