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Grundkurs des Glaubens - Die Welt

Wir hatten schon am ersten Abend die Frage nach der Vereinbarkeit von Evolutionstheorie und Schöpfungsglauben gestellt. Wenn die Naturwissenschaftler ihre methodischen Grenzen kennen und die Theologie diese Eigenständigkeit respektiert, dürfte das Konfliktpotential entschärft worden sein. Aber es bleibt zu klären, warum die Frage nach dem Ursprung überhaupt diese Brisanz hat. Denn es geht nicht um die Unfehlbarkeit der Bibel, die durch die Naturwissenschaft in Frage gestellt wird, sondern um vollständig entgegengesetzte Wirklichkeitskonzepte, die sich aus den (verschieden behaupteten) Grundlagen des Seins ergeben. Schöpfungstheologie heißt also nicht, dass nur Aussagen über den Schöpfungsprozess, sondern auch über das Wesen der Schöpfung (16. Abend), die Ebenbildlichkeit und Erkenntnisquelle des Menschen (17. Abend) und das Schöpfungsziel und damit Moral (18. Abend) gemacht werden.

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1. Abend zur Schöpfungstheologie: Schöpfung oder Evolution

I. Die unterschiedlichen Konzepte der Kreationisten
1. Kurzzeit-Kreationisten
2. Vorzeit-Kreationisten
3. Langzeit-Kreationisten

II. Intelligent Design
1. Ockhams Rasiermesser und der methodische Atheismus
2. Rückschlüsse nicht in, sondern aus den Naturwissenschaften
3. Intelligent Design: Ein katholisch längst verworfenes Modell

III. Theistische Evolution - Konsequenzen
1. Moralische Bedenken
2. Anthropologische Bedenken
Exkurs: Adam und Eva
3. Religiöse Bedenken
Exkurs: Der Tod in der Welt

I. Die unterschiedlichen Konzepte der Kreationisten

Es ist ein beliebter Trick - oder vielleicht auch nur ein unbeabsichtigter Denkfehler - in harten Diskussionen: Ich beschreibe eine ziemlich dümmliche Gegenposition (einen »Pappkameraden«) zu meiner Theorie, stampfe sie mit einigen wenigen treffenden Argumenten in den Boden - und stehe als strahlender Sieger da. Sollte noch einer versuchen, mich zu kritisieren, frage ich leicht mitleidig: Sind Sie etwa der gleichen hoffnungslosen Meinung wie der »Pappkamerad«? Das ist ein Trick - zumindest ein Denkfehler. Denn nur, weil ich einen Kritiker widerlegt habe, ist noch nicht gesagt, dass es nun überhaupt keinen Grund zur Kritik mehr gibt. Denn: Kritik ist nicht gleich Kritik - es gibt gute und schlechte Kritiker. Und das gilt auch für die Kritik an der Evolutionstheorie.

Immer wieder behaupten Vertreter der Evolutionstheorie: »Du bist gegen die Evolutionstheorie? Willst Du etwa behaupten, die Welt sei in 6 Tagen erschaffen und die Dinosaurier seien ausgestorben, weil sie bis zur Sintflut noch nicht schwimmen gelernt hatten?« - und haben nicht nur die Lacher auf ihrer Seite, sondern auch alle Kritiker ausgeschaltet. Dabei unterstellen sie, dass alle Kritiker biblische Fundamentalisten seien. Aber das stimmt so nicht: Es gibt neben dem extremen Fundamentalismus noch zahlreiche andere kritische Haltungen. Deshalb wollen wir zunächst die verschiedenen Kritiker an der Urknall- und Evolutionstheorie ein wenig näher beleuchten.

1. Kurzzeit-Kreationisten

Kreationisten (creatio, lat. = Schöpfung) vertreten die genaue Gegenposition zur Evolutionstheorie und halten die biblische Schöpfungserzählung für einen exakten Bericht der tatsächlichen Ereignisse bei der Schöpfung: Alles ist von Gott direkt erschaffen. Für die »Kurzzeit-Kreationisten«, die an einer Erschaffung der Welt und des Lebens innerhalb der biblischen sechs Tage glauben, fehlt für eine Entwicklung des Kosmos oder des Lebens schlicht die notwendige Zeit - die Welt ist insgesamt nicht älter als ungefähr 7500 Jahre. Das Gegenargument: »Aber die Welt ist doch viel älter, es gibt doch Fossilien und uralte Sterne!« wird oft mit einer kurzen Antwort entkräftet: »Als Gott Adam erschaffen hat, war dieser auch kein Baby mehr. Er wurde bereits mit einem Alter von vielleicht 30 Jahren erschaffen. Das gleiche hat Gott auch mit dem Kosmos getan: Obwohl keine 10.000 Jahre alt, sieht er aus wie ein Milliarden Jahre alter Weltraum.« Diese Position lässt sich kaum widerlegen, solche Kreationisten haben sich gegen Kritik immunisiert - sämtliche Erkenntnisse der Naturwissenschaft werden bedeutungslos, ja, jede Forschung verliert überhaupt ihren Sinn: Die Kurzzeit-Kreationisten wissen es einfach besser.

Aber nicht alle Kurzzeit-Kreationisten folgen dieser Immunisierungs-Strategie. Manche glauben wirklich daran, dass sich ihre Position naturwissenschaftlich beweisen lässt - wenn die Naturwissenschaftler nur ehrlich wären. Aber das sind sie in den Augen der Kurzzeit-Kreationisten nicht: Um den Biologen die Evolutionstheorie nicht zu zerstören, erfinden die Physiker und Kosmologen Modellannahmen, die ein hohes Welt-Alter zulassen - obwohl angeblich klar ist, dass alle physikalischen Erkenntnisse ein Alter des Universums von unter 10.000 Jahren nahe legen.

Ich denke, diese beiden Position brauchen wir nicht ausführlich zu diskutieren: Gegen die Immunisierung lässt sich nichts machen - wie schon das Wort Immunisierung nahelegt. Außerdem deckt sie sich ganz und gar nicht mit der katholischen, positiven Sicht auf die Schöpfung: Gott täuscht nicht; vielmehr hat er uns die Möglichkeit der (wissenschaftlichen) Erkenntnis gegeben, die der Offenbarung nicht widerspricht. Die Kurzzeit-Kreationisten haben außerdem ein seltsames Gottesbild: Gott ist nicht ehrlich; er erschafft Fossilien und Ablagerungen, die auf ein hohes Alter z.B. der Erde hindeuten, obwohl Fossilien nicht notwendig sind - dieser Gott lenkt uns dadurch bewusst in die Irre.

Auch gegen die zweite Position, die von einer allgemeinen Verschwörung der Naturwissenschaftler (wider besseren Wissens) ausgeht, lässt sich kaum diskutieren: Wie bei allen Verschwörungstheorien gibt es ein paar Argumente für diese Position (immerhin!). Sind diese aber ausgespielt, so wird der »Gegner« mit der Alternative konfrontiert: Entweder du glaubst mir - oder du bist auch ein Teil der Verschwörung.

Auch wenn der Glaube an die Kurz-Zeit-Schöpfung (hauptsächlich im evangelikalen und amerikanischen Raum) weit verbreitet ist, deckt sich diese Position nicht mit der Haltung der katholischen Kirche. Es gibt zwar keine lehramtliche Verurteilung des Kurzzeit-Kreationismus (wie gesagt, die Kirche überlässt die naturwissenschaftlichen Klärungen den dafür zuständigen Forschern und Denkern). Aber die Behauptung, der zeitliche Rahmen des Schöpfungsberichtes in der Bibel sei »Dogma« und viel höher anzusetzen, als die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, ist in der katholischen Lehre nicht zulässig. Was verbindliche Lehre ist, legt die Kirche fest - und nicht vereinzelte Theologen (das Primat des Papstes hat somit einen friedensstiftenden Aspekt: In der katholischen Kirche ist nur einer unfehlbar - im Gegensatz z.B. zu deutschen Stammtischen). Mit anderen Worten: Der Kurzzeit-Kreationismus passt eigentlich nicht zum katholischen Glauben.

Kreationisten - Check: Kurzzeit-Kreationisten
Kurzes Weltalter
6-Tage-Schöpfung
Schöpfung als wunderbares Geschehen

2. Vorzeit-Kreationisten

Eine besonders interessante Variante der Kreationisten sind die sogenannten »Vorzeit-Kreationisten«, die den ersten Satz der Bibel (»Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde«) im Sinn eines langen Zeitraumes verstehen (das Weltalter beträgt also Milliarden von Jahren, ganz so wie von den Naturwissenschaften beschrieben); die darauf folgenden Schöpfungsakte aber lassen sich tatsächlichen 24-Stunden-Tagen zuordnen. Allerdings interpretieren sie die Schöpfungstage als eine Wahrnehmungsbeschreibung aus Sicht eines auf der Erdoberfläche lebenden Beobachters. Die Erde, zunächst eingehüllt in dunklen Wolken, wird am ersten Schöpfungstag langsam hell - weil sich die Atmosphäre der Erde klärt (1. Tag). Dann klärte sich der allgegenwärtige Regen-Nebel-Sumpf, so dass sich das Wasser sammelt und das »Trockene« sichtbar wird, die Pflanzen entstehen (2. und 3. Tag). Erst am vierten Tag wird die Atmosphäre klar und Sonne, Mond und Sterne werden sichtbar (4. Tag). Am 5. und 6. Tag erschafft Gott schließlich die Tiere und den Menschen.

Der Vorteil dieser Sichtweise besteht vor allem darin, dass die kosmischen Vorgänge, die definitiv lange Zeiträume brauchen, zu Beginn der Schöpfungserzählung als abgeschlossen betrachtet werden und durch die Existenz von Sonne und Erde bereits der 24-Stunden-Tag existierte (auch wenn die Sonne auf der Erdoberfläche nicht sichtbar war). Aber auch dieses Konzept bleibt eindeutig kreationistisch und in dieser Hinsicht fundamentalistisch, weil die Erkenntnisse der Biologie und die bei biologischen Prozessen vorausgesetzten langen Zeiträume bestritten werden. Der Zeitraum der Lebensentstehung bleibt auf 6 Tage beschränkt (genau genommen sogar nur auf 3 Tage); seit dem ersten Schöpfungstag sind zudem erst die biblischen 8.000 Jahre vergangen. Vertreter des Vorzeit-Kreationismus sind vor allem die Zeugen Jehovas.

Kreationisten - Check: Vorzeit-Kreationisten
x Kurzes Weltalter
6-Tage-Schöpfung
Schöpfung als wunderbares Geschehen

3. Langzeit-Kreationisten

Wie die o.g. Kreationisten vertreten auch diese Kritiker die Ansicht, dass alles, was ist, von Gott direkt erschaffen wurde. Allerdings beharren sie nicht auf den biblischen Zeitangaben. Für die Langzeit-Kreationisten sind die heutigen Abschätzungen der kosmischen und irdischen Zeiträume durchaus akzeptabel. Außerdem akzeptieren viele der Langzeit-Kreationisten eine sog. Mikroevolution (eine Entwicklung und Veränderung innerhalb bestimmter Artgrenzen). Innerhalb der Jahrmilliarden, in denen unsere Welt existiert, hat der Schöpfer allerdings immer wieder Neuschöpfungen ins Dasein gerufen, entweder zusätzlich zu den bis dahin existierenden Lebewesen - oder an deren Stelle (z.B. nach dem Aussterben der Dinosaurier). Die Langzeit-Kreationisten lehnen eine Makro-Evolution ab (also die Entwicklung von Lebewesen über die Artgrenzen hinweg: Eine Art entwickelt zu sich zu einer oder mehreren anderen Arten).

Der Langzeit-Kreationismus geht zum größten Teil davon aus, dass die Entwicklung des Kosmos nach dessen Erschaffung rein naturwissenschaftlich erklärbar ist, spätestens aber mit der Entstehung des Lebens (der Urzelle) Gott erneut schöpferisch tätig wurde.

Kreationisten - Check: Langzeit-Kreationisten
x Kurzes Weltalter
x 6-Tage-Schöpfung
Schöpfung als wunderbares Geschehen

Fazit

Nicht jeder, der einem Evolutionismus kritisch gegenübersteht, ist gleich ein biblischer Fundamentalist. Zu unterscheiden sind die Kurzzeit-, Langzeit- und Vorzeit-Kreationisten. Jedoch ist keine der drei kreationistischen Positionen mit der Haltung der katholischen Kirche vereinbar.

II. Intelligent Design

Die in Amerika weit verbreitete Theorie des Intelligent Design (ID) ist eigentlich keine eigene kreationistische Theorie: Die ID-Vertreter stellen lediglich fest, dass vor allem die komplexen Strukturen (wie z.B. spezielle Organe, Regelkreise, Verhaltensweisen oder Symbiosen - beispielsweise beim Lippenblütler oder Bombardier-Käfer) nicht durch zufällige Mutationen und Selektionen erklärt werden können, sondern einen intelligenten Designer (also einen Schöpfer) voraussetzen. Die Argumente der ID-Wissenschaftler sind unterschiedlicher Qualität - und sie kommen aus unterschiedlichen Richtungen. So finden sich im Lager der »Intelligent-Designer« sowohl Kreationisten, Jehovas Zeugen als auch katholische und evangelische Christen. Letztlich bleibt beim Intelligent Design offen, welche Alternative (vom Kurzzeit-Kreationismus bis zur theistischen Evolution) bevorzugt wird. Einig ist die ID-Szene sich lediglich in dem Erweis, dass die evolutionistische Behauptung, alles habe sich »von alleine« entwickelt, unhaltbar ist. Das mag auf den ersten Blick einleuchten und spontan überzeugen - und ist dennoch nicht (natur-)wissenschaftlich. Um diesen scheinbaren Gegensatz zu erhellen, fragen wir noch einmal genau, was Intelligent Design genau vertritt:

Wikipedia definiert folgendermaßen: »Intelligent Design (ID, deutsch etwa intelligenter Entwurf, intelligentes Design) ist der Standpunkt der Neokreationisten, dass bestimmte Merkmale des Universums und Lebens am besten durch eine intelligente Ursache erklärt werden können und nicht durch einen Vorgang ohne solche Leitung, wie die natürliche Selektion.«
Auf der Homepage von Ralf Isau ( www.isau.de), wird Intelligent Design folgendermaßen erklärt: »Intelligent Design (ID): nach der Intelligent-Design-Theorie ist die Entstehung bestimmter komplexer Merkmale in der Natur durch eine intelligente Ursache (Designer, Schöpfer) besser zu erklären als durch zufällige Mutationen und natürliche Auslese (Selektion). Natur und Wesen dieser Ursache sind dagegen nicht Gegenstand der ID-Forschung.«

Damit haben wir ein einfach zu beschreibendes Problem: Wie können wir erkennen, ob die Selektion (im Zusammenspiel mit der Mutation) ein Phänomen besser erklärt als die Annahme eines intelligenten Designers - also eines Schöpfers? Es stellt sich die Frage, was in der Biologie oder in den Naturwissenschaften »besser« bedeutet.

1. Ockhams Rasiermesser und der methodische Atheismus

In Carl Sagans gutem Buch Contact (das auch als sehr guter Film in die Kinos kam - mit Jodie Foster und Matthew McConaughey) wird das Ockhamsche Rasiermesser erwähnt und sozusagen zum Thema des Buches/Filmes erhoben: Ockhams Rasiermesser ist das Sparsamkeitsprinzip in der Wissenschaft. Es besagt, dass von mehreren Theorien, die den gleichen Sachverhalt erklären, die einfachste zu bevorzugen ist. Man kann das »Rasiermesser« des Philosophen und Theologen Wilhelm von Ockham (1285-1349) auch anders formulieren: Die »Entitäten dürfen nicht über das Notwendige hinaus vermehrt werden« (lat. Entia non sunt multiplicanda praeter necessitatem oder sine necessitate). Entitäten ist hier im Sinne von Vorbedingungen oder Annahmen gemeint. Das klingt gut - führt aber schon in Contact zu der Frage: Ist es einfacher, an einen unglaublichen Zufall zu glauben - oder an einen intelligenten Schöpfer?

Für einen religiösen Menschen, der in seinem Leben die Existenz Gottes bereits als gegeben annimmt, ist es keine Vermehrung von Entitäten, diesem Gott auch die Schöpfung der Welt und die Erschaffung des Schnabeltieres und des Schafsleberegels zuzuschreiben. Für einen Theisten scheint es viel seltsamer, dazu unglaubliche Zufälle und Selektionstheorien anzunehmen. Ockhams Rasiermesser (als wissenschaftliches Prinzip) verbietet die Annahme derart unwahrscheinlicher Ereignisse. Für einen Atheisten sieht es aber schon wieder ganz anders aus. Zufälle gibt's, manchmal sogar ziemlich unglaubliche Dinge. Das ist für ihn eine gegebene Tatsache. Die Annahme, ein bestimmtes biologisches Tier oder Organ sei von Gott erschaffen, ist für ihn nur eine »unnötige Vermehrung der Entitäten«.

Die Frage nach dem notwendigem Standpunkt, um die »Notwendigkeit der Entitäten« zu beurteilen, ist aber keineswegs so unentschieden, wie es zunächst scheint. Denn: Die Naturwissenschaften sind »methodische Atheisten«. Sie haben sich als Methode selbst die Regel auferlegt, nicht von der Existenz und der Aktivität eines Gottes auszugehen. Der berühmte Physiker Steven Weinberg hat es einmal so formuliert: »Die Physik nimmt zunächst an, dass es keinen Gott gibt, und schaut, wie weit sie mit der Hypothese kommt.« Die Behauptung, ein bestimmtes Design-Merkmal sei besser durch einen intelligenten Schöpfer zu erklären als durch Selektion, lautet in der Sprache der Naturwissenschaft: »Die Annahme, es gäbe einen Schöpfer, der dieses Merkmal intelligent designt hat, ist viel wahrscheinlicher als die Annahme, das Merkmal sei allein durch Mutation und Selektion entstanden«. Um diese Aussage zu prüfen, muss ein Wissenschaftler unweigerlich bestimmen, wie wahrscheinlich es ist, dass Gott existiert. Das macht aber - offenbar - keinen Sinn. Gott kann kein Gegenstand der Naturwissenschaften sein, denn weder seine Existenz noch sein Handeln lassen sich wahrscheinlichkeitstheoretisch einordnen. Gott, der per definitionem allwissend und allmächtig ist, würde - auch nur als ganz, ganz vorsichtige Vermutung - jede Naturwissenschaft verunmöglichen. Denn Gott erklärt alles. Eine all-erklärende Hypothese - zudem nicht experimentell überprüfbar - ist für jede andere Theorie der Super-GAU.

Wohlgemerkt: Das gilt für alle Abwägungen innerhalb der Naturwissenschaften. Persönlich kann jeder Mensch zu dem Schluss kommen, dieses oder jenes Merkmal des Lebens sei von Gott in Handarbeit gefertigt worden. Aber er kann daraus keine wissenschaftliche Theorie formen.

2. Rückschlüsse nicht in, sondern aus den Naturwissenschaften

Damit haben wir dem Intelligent Design den Zutritt zu den Naturwissenschaften verschlossen. Dort - als wissenschaftliche Theorie - hat sie nichts zu suchen. Und dementsprechend gehört die Lehre des Intelligent Design nicht in den Biologie- und Physik-Unterricht, sondern in den Religionsunterricht (oder auch in den Ethik-Unterricht unter »Anthropologie«). Aber das schließt einen umgekehrten Weg nicht aus: Mit Bezug auf die Naturwissenschaften können Journalisten, Filmer, Fotografen aber auch Naturwissenschaftler gerne wunderbare Fälle veröffentlichen, die ihnen die Augen geöffnet haben für die Annahme der Existenz eines Schöpfers.

Solche Filme, Bildbände, Fotobücher, Erlebnisberichte oder einfach nur Faktensammlungen gibt es zur Genüge. Sie sind oft auf hohem Niveau geschrieben und sehr beeindruckend. Ich blättere gerne darin (oder schau mir immer wieder entsprechende Filme gerne an - vor allem beim Zahnarzt) und empfehle sie auch kritischen oder suchenden Zeitgenossen, um die Evidenz (Offensichtlichkeit) eines Schöpfers dezent zu vermitteln.
Aber wir dürfen niemals der Versuchung unterliegen, in diesen Werken wissenschaftliche Abhandlungen über die Existenz Gottes zu sehen!

Wie zum Beispiel R. Dawkins (im Buch Gotteswahn) machen viele den Fehler, die methodische Beschränkung seines eigenen Fachgebietes mit den Grenzen der Wirklichkeit gleichzusetzen. Zwar unterläuft dieser Faux-Pas auch vielen angesehen Wissenschaftlern, aber eigentlich sollte man erwarten, das die Diskutierenden (wie auch die über diese Diskussion berichtenden Journalisten) wissen, welchen Voraussetzungen jede wissenschaftliche Forschung notwendigerweise unterliegt.

3. Intelligent Design: Ein katholisch längst verworfenes Modell

Kann ich überhaupt den Anspruch erheben, eine offizielle katholische Position der Kirche zu Intelligent Design darzustellen? Denn bislang hat die Kirche keine offizielle Verlautbarung zum Intelligent Design veröffentlicht (und wird es wohl auch nie tun). Zudem ist diese Fragestellung doch eine ganz neue Entdeckung der Wissenschaft, oder?

Nein. Das Problem, das dem Denken der ID-Vertreter zugrunde liegt, ist der katholischen Kirche nicht neu. Denn die Frage, ob wir in Phänomenen der Natur und der überprüfbaren Wirklichkeit Gottes Wirken nachweisen können, ist schon viel älter. Sie hat sich der katholischen Kirche bei jedem Wunder, jeder Marienerscheinung und jeder Heiligsprechung gestellt. Ein wirklich altes Problem. Und eigentlich schon längst gelöst. Bei einer gut dokumentierten Heilung eines Kranken z.B. in Lourdes kann die Medizin nie zu dem Ergebnis kommen: »Die Annahme, es gäbe einen übernatürlichen Wunderheiler ist für die Erklärung dieses Falles viel wahrscheinlicher als jede medizinische Erklärung«. Falls einmal ein Mediziner, der eine solche Heilung untersucht, zu dem Ergebnis kommt: »Das war Gott!«, so wird er von der katholischen Kirche selbst (!) sofort in Frage gestellt. »Das ist«, so wird es dann lauten, »seine private Meinung. Als Mediziner kann er lediglich feststellen, dass er die Heilung medizinisch nicht erklären kann.«

Das ist mehr als eine Sprachregelung. Das ist die Achtung vor der Eigenständigkeit der Naturwissenschaften - eine Erinnerung an deren eigene Prinzipien und auch deren Grenzen. Mehr als »wir können es nicht erklären« wird demnach aus dem Munde eines Naturwissenschaftler redlicherweise nicht kommen können. Vielleicht sogar mit einer zusätzlichen Einschränkung: »wir können es zur Zeit noch nicht erklären«. Aber das ist schon wieder eine glaubensmäßige Vermutung.

Fazit

Intelligent Design ist keine naturwissenschaftliche Variante des Kreationismus, sie ist überhaupt nicht naturwissenschaftlich. Und dennoch ist die Erkenntnis, ein göttlicher Schöpfer habe diese Welt erschaffen, korrekt. Zu dieser feinen Unterscheidung ist vor allem die katholische Theologie in der Lage, die oft eine klarere Vorstellung von den Grenzen von Naturwissenschaften und Theologie hat als die Naturwissenschaftler selbst.

III. Theistische Evolution - Konsequenzen

Die Theistische Evolution geht davon aus, dass der Schöpfer sich der Evolution bedient, um die Vielfalt des Lebens zu erschaffen. Während die Naturwissenschaften den »Zufall« in ihre Berechnungen einführen, sehen die Theistischen Evolutionisten darin das »Wirken Gottes«. Im Konkreten ist aber diese Position kaum von der atheistischen Evolutionstheorie zu unterscheiden. Für die Kritiker der Evolution, die sich vor allem an bestimmen, äußerst unwahrscheinlichen Prozessen reiben (zum Beispiel der Entstehung von enzymatischen Polypeptiden in der Ursuppe), hat der theistische Evolutionist eine einfache Erklärung parat: Ohne den Schöpfer wäre es wirklich so gut wie unmöglich - aber mit Gott als intelligentem Prinzip: Kein Problem. Das gleiche gilt auch für (gleichzeitige mehrfach-) Mutationen, die überraschende Selektionsvorteile bringen und ebenfalls äußerst unwahrscheinlich sind - vor allem in der Häufigkeit, in der sie in der Evolution des Lebendigen aufgetreten sind. Mit Gott aber, der die Mutation sozusagen »eigenhändig« vornimmt, ist eine solche unvorstellbare Mutationen-Kombination keineswegs abwegig.

Das ist keineswegs das Ei des Kolumbus, das alle Differenzen zwischen Schöpfung und Evolutionstheorie beilegt. Es bleiben weiterhin Probleme - die nicht übergangen werden dürfen:

Kreationisten - Check: Theistische Evolution
x Kurzes Weltalter
x 6-Tage-Schöpfung
x Schöpfung als wunderbares Geschehen

1. Moralische Bedenken

Der Evolutionismus behauptet, dass das Leben nur eine natürliche, graduell höhere Komplexität der anorganischen Materie ist. Mit anderen Worten, im Evolutionismus ist der Unterschied zwischen einer »wunderschönen« Landschaft und einem »wunderschönen Menschen« nicht wirklich vorhanden: Bei beiden bewundern wir die Komposition der Zutaten (bei der Landschaft die Kombination von Seen, Wäldern und Wiesen - beim Menschen die Komposition von Körperbau und Charaktereigenschaften); eine Landschaft zu zerstören wäre somit genauso unmoralisch wie die Zerstörung eines Menschen. Ja, vielleicht ist sogar aus evolutionistischer Sicht die Landschaft das höhere Gut: Denn sie besteht länger und hat eine höhere ökologische Bedeutung. Warum sollte das Leben ein höheres Gut sein?

Wir Christen antworten: Weil das Leben von Gott geschenkt wurde und vor allem das geistbegabte Leben des Menschen selbst göttliche Züge trägt. Im Evolutionismus unterscheidet sich jedes Lebewesen - auch das menschliche Leben - von der toten Materie nur durch seinen Organisationsgrad. Es gibt also keinen Platz für eine »Würde« des Menschen oder eine »Würde des Tieres«. Einen Menschen zu zerstören ist dann genauso zu bewerten wie die Zerstörung eines Kieselsteines.

Aber die moralischen Bedenken gehen noch tiefer: Der Evolutionismus fordert als Prinzip der Höherentwicklung neben der Mutation die Selektion; also die Bevorzugung des besser angepassten Lebens und das Verschwinden und (zumindest mittelbare) Absterben der weniger angepassten Lebensformen. Tod und Ausrottung von Lebewesen und Lebensformen sind im Evolutionismus keineswegs bedauernswert; ganz im Gegenteil - das »sogenannte Böse« (Lorenz) ist die Voraussetzung für die Weiterentwicklung des Lebens - also begrüßenswert als eigentliche Triebfeder der Evolution. Jede Art, die ausstirbt, war offensichtlich den neuen Umständen nicht gewachsen und hat es also auch nicht »verdient«, weiterzuleben.

Sogenannte Sozialdarwinisten haben die Entwicklungslehre Darwins auch auf den menschlichen Bereich angewandt: Alles Leben, das schwach und minderbegabt ist, ist zum Tode verurteilt, damit das höherwertige Leben Platz und Raum findet. Jeder Mensch, der stirbt, war offensichtlich den neuen Umständen nicht gewachsen und hat es auch nicht »verdient«, weiterzuleben. Ob das nun für einzelne Menschen gilt (der Jäger, der dem schwächeren Konkurrenten alle erlegten Tiere einfach abnimmt), oder für Gruppen von Menschen (der Steinzeitmensch, der das Feuer beherrscht, vernichtet die noch nicht so weit entwickelten Nachbarstämme), ob für Nationen (die Herrenrasse der Deutschen) oder für Menschen mit bestimmten Eigenschaften (Abtreibung von behinderten Kindern) - im Sozialdarwinismus ist das alles nur sogenanntes Böses.

Gut und Böse im Evolutionismus sind somit keine objektiven (grundsätzlichen) Maßstäbe; die Naturwissenschaften können aufgrund ihrer methodischen Beschränkung keine Aussagen zur Moral machen. Der Evolutionismus macht aus der Moral nicht nur einen (Selektions-) Mechanismus, sondern löst sie ganz und gar auf.

2. Anthropologische Bedenken

Der Mensch empfindet sich als frei. Die Freiheit des Menschen, die ihn verantwortlich macht für sein Handeln (im Gegensatz zu einem Vulkan, der für eine Eruption nicht verantwortlich ist), kann aber keine Funktion der Materie sein. Die Materie gehorcht den Gesetzen der Natur - den Gesetzen von Ursache und Wirkung. Eine Wirkung, die nicht frei gewählt wird, sondern notwendig aus der Ursache folgt, hat keine moralische Qualität. Eine Maschine, die anstatt Papier zu schneiden durch eine Kette von unglücklichen Umständen den Finger eines Arbeiters abtrennt, ist nicht böse. Ein Mensch dagegen, sofern er willentlich und bewusst handelt, ist für seine Tat verantwortlich und kann daher auch dafür zur Rechenschaft gezogen werden.

Nun können wir philosophisch lange diskutieren, ob der Mensch tatsächlich frei ist - worin seine Freiheit liegt und wodurch sie beschränkt oder aufgehoben wird. Wir können auch lange darüber diskutieren, welche Verhaltensweisen gut und welche böse sind. Grundsätzlich ist aber festzustellen, dass alle Menschen aller Kulturen die Begriffe Gut und Böse und Freiheit und Verantwortung kennen und darauf aufbauen - und damit dem Menschen eine Eigenschaft zusprechen, die sich nicht aus der Funktion von Biologie, Chemie und Physik ableiten lässt.

Der evolutionäre Schritt vom komplexen chemischen Gemisch über die Pflanzen, die Tiere bis hin zum Menschen setzt also (an irgendeiner Stelle) eine nicht-materielle Hinzufügung voraus. Irgendwo in dieser Entwicklung geschieht ein Schöpfungsakt, der aus der lebenden Materie eine freie Person werden lässt.

Exkurs: Adam und Eva

An dieser Stelle macht es Sinn, eine weitere Kritik am Schöpfungsbericht zu erwähnen. »Adam und Eva? Die hat es doch nie gegeben! Der Mensch ist doch aus einer Tierart entstanden, von der auch die Affen abstammen!« - Einmal angenommen, es hat tatsächlich eine langsame Entwicklung vom affenähnlichen Vorläufer zum Menschen gegeben: Irgendwann ist ein »Kind« des Affenmenschen nicht mehr Affe, sondern Mensch. Es spielt keine Rolle, ob diese Schritt früher oder später vollzogen wurde, oder ob dieser erste Mensch vielleicht doch direkt von Gott erschaffen wurde und keine affenähnliche Vorfahren gehabt hat. Dieser »erste Mensch« wird eben Adam genannt. Immerhin heißt Adam ja nichts anderes als Mensch.

Wichtig ist, dass dieses erste Menschenkind (ob als unmittelbare Neuschöpfung oder als Kind eines Affen) von Gott etwas geschenkt bekommen hat, was alle Tiere zuvor nicht besessen haben: Eine personale Geistseele, die sich frei entscheiden konnte.

Vermutlich war diese Freiheit noch sehr begrenzt und stark durch Instinkte und äußerliche Zwänge eingeschränkt. Deshalb wird es selbst einem Forscher, der damals dabei gewesen wäre, kaum aufgefallen sein, dass dieser Urmensch nun kein Tier, sondern eine Person ist. Aber wenn wir annehmen, dass der Unterschied zwischen Mensch und Tier nicht in der Anzahl der Hirnzellen besteht, sondern in der Begabung mit dem Geist, dem Geschenk der Geistseele, muss es logischerweise einen ersten Menschen gegeben haben. Der Schritt vom Vor-Menschen zum Menschen (also der Schritt vom nicht-geistbegabten Tier zum Wesen mit einer Geistseele) ist immer ein Quantensprung. Ein »bisschen Mensch« geht genauso wenig wie »ein bisschen schwanger«.

3. Religiöse Bedenken

Der Tod und die Vernichtung von Leben ist in der Evolutionstheorie als Selektion notwendiger Bestandteil der Höherentwicklung. Einmal angenommen, das sei die Art und Weise, wie Gott Leben schafft und sich entwickeln lässt: Dann schafft Gott also eine Welt, in der sich Leben entwickelt und entfaltet, weil Leben ausselektiert - sprich: vernichtet - wird. Gott, der den Tod als ein gutes Prinzip zum Prinzip seines Handelns macht, widerspricht aber unserem Gottesbild. Nach katholischer (und allgemein christlicher) Auffassung ist der Tod die Folge der Sünde und damit unwiderruflich etwas Schlechtes und Wider-Göttliches. So wenig Platz, wie dieses Argument zur Darstellung braucht, um so mehr pragmatische Fragen ergeben sich daraus im Anschluss: »Wie, bitteschön, soll denn eine Welt ohne Tod aussehen? Die Welt wäre doch restlos übervölkert, gäbe es keinen Tod! Und die fleischfressenden Tiere brauchen andere Tiere als Nahrung - soll etwa der Löwe Gras fressen? Ohne den Tod gäbe es keine Höherentwicklung und keine Evolution!«

Aber gerade hier zeigt sich, dass der pure Evolutionismus sich im grundsätzlichen Widerspruch zu einer guten Schöpfung begibt: Das Gute, das wir als lebensfördernd bezeichnen, und das Böse, das wir als lebenszerstörend bezeichnen, sind im Evolutionismus nur noch das sogenannte Böse und das sogenannte Gute (Konrad Lorenz). Der gute Gott ist nicht wirklich gut und lebensfreundlich, denn er gebraucht den Tod, um etwas zu schaffen.

Darauf antwortet die katholische Philosophie, dass Gott den Tod nicht benötigt, um Neues hervorzubringen. Wenn der Evolutionismus behauptet, die Konkurrenz sei der Mechanismus, der Neues hervorbringt, so stellt sie einen rein hypothetischen Zusammenhang her. Unsere Begriffe von Gut und Böse legen eher nahe, dass Neues entstanden ist, weil Gott Freude am Vielfältigen und Neuen hatte. Er mag dabei an bereits Vorhandenem weitergeschaffen haben oder in Ähnlichkeit zu bestehenden Lebensformen Neues aus dem Nichts erschaffen haben - so oder so erschafft Gott immer zum Leben.

Der strenge Evolutionist will aber seine Behauptung, dass der Tod der Unangepassten notwendig ist, um Neues entstehen zu lassen, nicht aufgeben, und deshalb steht er im Gegensatz zum Glauben an einen guten und freien Gott.

Ebenso sind aber auch die kreationistischen Theorien abzulehnen, die den Naturwissenschaften entweder einen systematischen Betrug oder eine bewusste Überschreitung ihrer Grenzen unterstellen - oder die Gott anlasten, uns eine Welt zu präsentieren, die zwar alt aussieht, aber es in Wirklichkeit nicht ist. Aus religiösen und erkenntnistheoretischen Gründen lehnt die katholische Kirche diese wissenschaftsfeindlichen Theorie ab: Der Mensch hat eine gottgewollte und von Gott ermöglichte Erkenntnis der Natur, die mit denen in der Offenbarung gegebenen Wahrheiten zu harmonisieren ist - nicht zu negieren. Dagegen sind methodologische Grenzüberschreitungen durch Naturwissenschaftler (meist aus mangelnder Reflektion) tatsächlich an der Tagesordnung. Viele Naturwissenschaftler sind nicht nur davon überzeugt, dass die Welt auch naturwissenschaftlich beschreibbar ist - sie erliegen der Illusion, die Welt wäre ausschließlich naturalistisch zu erfassen.

Exkurs: Der Tod in der Welt

Und noch einmal scheint mir ein Exkurs angebracht, denn auf die Ablehnung des Todes als positives Prinzip der Evolution erfolgt zumeist der Einwand: »Es mag ja sein, dass der Tod als Mechanismus der Evolution im Widerspruch zum Glauben an den guten Gott steht - aber Tatsache ist, dass der Tod Bestandteil der Natur ist

Außerdem werfen biblisch-fundamentalistische Kreationisten ein, dass laut der Bibel der Tod erst Folge der Sünde des Menschen ist; er dürfte also erst nach dem Auftreten des ersten Menschen in die Welt gekommen sein. Logisch folgert der Kurzzeit-Kreationist: »Gibt es den Tod von Anfang an in der Welt, gibt es auch den Menschen von Anfang an. Ergo ist die Welt doch in wenigen Tagen erschaffen worden und wir haben das Problem des vormenschlichen Bösen überhaupt nicht - weil es eben keine Evolution gegeben hat.«

Dagegen legt die katholische Theologie großen Wert darauf, dass zwar der Tod des Menschen Folge seiner eigenen Loslösung von Gott ist; der Tod als Phänomen in der Schöpfung aber bereits vor dem Auftreten des Menschen Bestandteil der Natur ist. Die Theologie hat dafür den Begriff gefallene Schöpfung geprägt: Die Schöpfung, in der auch der Tod einen Platz hat, ist nicht die Schöpfung, die Gott gewollt hat. Bereits von Anfang an hat sich in die reine Schöpfung Gottes der Beitrag des Teufels gemischt. Vor dem Sündenfall des Menschen hat es den Sündenfall des Engels Luzifer gegeben.
Dass die Sünde des Menschen die Ursache des Todes sei, wird dadurch nicht geleugnet, sondern nur konkretisiert: Erst durch die Sünde des Menschen kam der Tod des Menschen in die Welt. Der Tod von Pflanzen und Tieren hat eine völlig andere Qualität.

Die Annahme, dass es einen Teufel gibt, ist heute nicht mehr modern. Viele menschliche Böswilligkeiten werden mittlerweile eher psychologisch oder sozial erklärt. Das Vorhandensein des Bösen in der Schöpfung in der vormenschlichen Zeit ist allerdings nicht zu bewältigen ohne die Lehre vom Fall und Sturz des Satans (der, soviel sei noch angemerkt, ebenfalls ein Geschöpf ist, das gut geschaffen wurde, sich aber in seiner Freiheit zum Bösen verkehrt hat).

Fazit

Eine mögliche Postion der katholischen Kirche (die den strengen kreationistischen Fundamentalismus ebenso ablehnt wie den strengen materialistischen Evolutionismus) wäre eine theistisch ausgerichtete Evolution. Dadurch werden jedoch weitere Fragen aufgeworfen, die es zu bedenken gilt.