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KARL-LEISNER-JUGEND |
Buchempfehlungen Herbst 2007
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Michael Hesemanns Bücher haben schon fast einen Stammplatz in unseren Buchempfehlungen - nach dem Gral, Fatima, dem ersten Papst widmet sich Hesemann nun in einem Überblick zahlreichen geschichtlichen Phänomenen - ähnlich dem Werk Brandmüllers "Licht und Schatten".
Dass Hesemann nun wieder eine Empfehlung der Karl-Leisner-Jugend erhält,
liegt (wie auch schon zuvor) nicht an der Person Hesemanns, sondern ausschließlich
seinem guten, informiertem Stil und seiner klaren Beweisführung.
So ziemlich alle angeblichen "Leichen im Keller der Kirchengeschichte"
geht Hesemann auf den Grund - sachlich, nüchtern, faktenreich und
unparteiisch. Im Gegensatz zu Brandmüllers Werk, das aus einzelnen
Essays und Vorträgen zusammengestellt wurde, bietet Hesemann einen
zusammenhängenden Durchgang durch die Minenfelder der Kirchengeschichte.
Lesenswert und gut lesbar!
Die Dunkelmänner - Mythen, Lügen und Legenden um die Kirchengeschichte, Michael Hesemann, Sankt Ulrich Verlag, Augsburg 2007, 269 Seiten, ISBN-10: 3-8674-4016-6, ISBN-13: 978-3-8674-4016-5, 19,90 Euro.
Manfred Lütz hat mit seinen ans Kabarett grenzenden Vorträgen
inzwischen große Erfolge auch in kirchenkritischen und kirchenfernen
Kreisen - obwohl er ein offensichtlich treuer Sohn der Kirche ist und
dabei auch keine tabuisierten Themen auslässt. War ihm mit "Der
blockierte Riese" noch ein Bravourstück der Kirchen-Psychoanlayse
gelungen, interessierte er sich in seinem zweiten Werk "Lebenslust"
mehr für ein Spartenthema.
Das kann man von seinem neuesten Buch überhaupt nicht mehr sagen
- im Gegenteil. Lütz beschäftigt sich nicht nur mit dem größten
Thema überhaupt - sondern er streift dabei auch alle Aspekte und
geschichtliche Epochen, so dass er auf der Annäherung an das göttliche
Wesen alle Leser mitnehmen kann - selbst die, die zu Beginn des Buches
noch davon überzeugt waren, dass Gott nicht existiert.
Lütz belässt es aber nicht nur bei der Frage nach der Existenz
Gottes - sondern er geht den Weg über die Frage nach den Religionen,
den Konfessionen und den geschichtlichen Irrungen und Entdeckungen konsequent
und nahezu vollständig nach.
Sein rheinischer Humor steht diesmal nicht so sehr im Vordergrund wie
im letzten Buch - aber es ist noch genügend vorhanden, um das Buch
amüsant und unterhaltsam zu gestalten - ohne an Informationswert
zu verlieren.
Gott - Eine kleine Geschichte des Größten, Manfred Lütz, Pattloch-Verlag, ISBN-10: 3-6290-2158-1, ISBN-13: 978-3-6290-2158-8, 320 Seiten, 19,95 Euro.
Dieses kleine Buch, im Selbstverlag (Book on demand) von Thomas Lüken
herausgebracht, ist als ein Gespräch zwischen einem Atheisten und
einen Glaubenden (der Atheist wandelt sich im Laufe des Buches zum Kritiker,
der Glaubende zum Christ) gestaltet - und trifft damit den richtigen Ton.
Denn die vorgebrachten Argumente (vor allem auch die der "Gegenseite")
sind keineswegs platt und reine Stichwortgeber.
Thomas Lüken war selbst Atheist und Kritiker des Glaubens; seine
Fragen stammen so aus eigenen Erleben und seine Antworten sind auch nur
die, die ihn selbst überzeugt haben.
Ein kleines, preiswertes und dennoch lesenswertes Buch für alle, die sich selbst mit dem Glauben an Gott auseinandersetzen wollen oder nach Argumenten suchen.
Eine sehr gute Vorstellung des Buches findet sich auf seiner Homepage www.lohnt-sich-atheismus.de
Lohnt sich Atheismus? - Antwort auf eine so nie gestellte Frage, Thomas Lüken, Book on demand, ISBN 978-3-8334-8461-2, 109 Seiten, broschiert, 8,90 Euro. HP: www.lohnt-sich-atheismus.de
Hans Conrad Zander ist eine streitbare Persönlichkeit, die sich
nicht in das links-rechts-Schema der Kirchenkorrektheit einordnen lässt
- und er ist kirchengeschichtlich bestens informiert. Vor allem über
die geschichtlichen Randbedingungen, die uns frühere Ereignisse fremdartig
oder bekannt vorkommen lassen - und zum Verstehen unabdingbar sind.
Nach seinem kleinen Büchlein "10 Gründe für das Zölibat",
das stark gegen den Zeitgeist gebügelt worden ist, hat er nun ein
ähnliches Werk herausgebracht. Allerdings zeigt er sich hier deutlich
besser informiert und positioniert.
In seiner kurzgefassten Verteidigung der Heiligen Inquistion zeigt uns Zander das wahre Gesicht dieser berüchtigten Behörde - und lässt uns staunen, dass vieles (nicht alles) ganz anders war. Dabei führt Zander soviele Belege an, dass er damit spontan überzeugen kann.
Nicht nur für historisch Interessierte und auch nicht nur als Steinbruch für gute Argumente gegen Kirchenkritiker! Das Buch ist vor allem auch für das tiefere Verständnis eines bis heute bestehenden Problems äußerst hilfreich: Wie geht die Kirche mit Andersdenkende und Andersgläubige um?
Kurzgefasste Verteidigung der Heiligen Inquisition, Hans Conrad Zander, Gütersloher Verlagshaus, ISBN-10: 3-5790-6952-7, ISBN-13: 978-3-5790-6952-4, 191 Seiten, 14,95 Euro
José Garcìa ist in kirchlichen Kreisen (bei Komma-Lesern,
Lesern der Tagespost oder Besuchern unserer Homepage) als kompetenter
Kinokritiker bekannt. Filme zu kritisieren bedeutet ja nicht nur, sie
nach rein künstlerischen oder technischen Gesichtspunkte zu bewerten,
sondern sie auch auf ihr Menschenbild hin zu befragen. Genau das tut Garcia
regelmäßig in Zeitungen und auf seiner eigenen Homepage.
www.textezumfilm.de
Nun hat er im MM-Verlag - als Komma-Sonderausgabe - einen sehr interessanten
und gut bebilderten Filmführer mit den besten Filmen der letzten
Jahre vorgelegt. Sortiert nach Genres findet sich dort nicht etwa einen
Übersicht über alle Filme - oder eventuell über die erfolgreichsten
Kassenschlager. Vielmehr ist sein Kinoführer eine Sammlung der besten
Filme; derjenigen, die durch ihr Menschenbild, ihre Familientauglichkeit,
ihre Thematik oder Fragestellung aus der Masse der Produktionen hervorstechen.
Wer allerdings glaubt, hier nur unbekannte Spartenfilme zu entdecken, wird überrascht sein, wieviele der großen Filme sich dort neben kleinen, kaum bekannten Werke finden. Hollywood ist nicht unchristlich - man muss nur wissen, wo man die Perlen findet. Garcia's Filmführer hilft dabei.
Filmführer von José García, Jose Garcia, MM-Verlag Aachen, ISBN 978-3-9282-7287-2, 226 Seiten (Illustrierte), 14,80 Euro.
Richard Dawkins ist ein in die Jahre gekommener englischer Biologe, der vor Jahrzehnten mit seinem Buch "Das egoistische Gen" eine radikale biologistische Sicht der Welt vorlegt und für Aufsehen sorgte. Nun hat er ein neues Buch geschrieben, das zur Zeit auf Platz zwei der Bestsellerliste steht: Der Gotteswahn.
Offensichtlich hat Dawkins im Laufe der Jahre (auch als Reaktion auf sein o.g. Buch) viele Anfragen aus fundamentalistischer, kreationistischer Ecke bekommen, die seine Sichtweise (als auch die gesamte Evolutionstheorie) immer wieder in Frage stellt. Ich kann ihm nachempfinden, wie sich in den Jahren ein ziemlicher Frust darüber angesammelt hat. Es ist halt schwer, mit Fundamentalisten zu diskutieren, ohne den Verstand zu verlieren.
Leider hat sich Dawkins seinen nicht wirklich bewahren können. Anstatt sich als Biologe mit den Anfragen auf seinem Fachgebiet auseinanderzusetzen oder die fundamentalistischen Anfragen zu ignorieren (auch das ist sein gutes Recht!), versucht er das vermeintliche Übel an der Wurzel zu packen: Ohne Gott gibt es auch kein Kreationismus, keine Zeugen Jehovas mit ihrer Evolutionssicht, kein Intelligent Design, keinen islamischen Fundamentalismus und somit keine Not für Dawkins, sich zu verteidigen. Also beschließt Dawkins, die Existenz Gottes ein für alle Male zu widerlegen und so seinen religiösen Kritikern den Boden unter den Füßen wegzuziehen.
Leider verliert er dabei schon in den ersten Kapiteln selbst den Halt. Er stürzt sich in geschichtliche Situationen, von denen er offensichtlich keine Ahnung hat; er kritisiert die Epigonen der Scholastik mit Kindergarten-Argumenten; er widerlegt die "Wege der Gotteserkenntnisse" mit kleinen Federstrichen in einem Satz, die nicht einmal ein rudimentäres Verständnis von Logik, Argument und philosophischem Grundwerkzeug erkennen lassen. Er freut sich an seinem "Gambit", mit dem er das Intelligent Design aushebeln will, und zeigt dadurch nur, dass er sich ganz toll im Kreise drehen kann und sich durch seine logischen Pirouetten seine eigenen Voraussetzungen beweist.
Dawkins beschwert sich, in seinem Buch, dass er schon öfter den
Vorwurf habe hören müssen, er solle doch bei seinem Fachgebiet
bleiben. Er moniert, dass die Frage nach Gott nicht nur selbsternannten
Experten vorbehalten bleiben darf. Nun, lieber Richard, zum Fachmann wird
man nicht nur durch Studium; auch ein Biologe kann gerne über die
Existenz Gottes nachdenken. Das Recht, über die Frage nach Gott mitzureden,
wird nicht verliehen, sondern das erwirbt man sich durch Kompetenz.
Dass Dawkins selbst erwähnt, dass ihm häufig dieses Recht abgesprochen
wird, hätte ihn vielleicht auch zu der Erkenntnis kommen lassen,
dass ihm genau diese Komeptenz fehlt. Dann wäre ihm eine Enttäuschung
und uns dieses Buch erspart geblieben.
Nicht lesenswert.
Der Gotteswahn (The God-Delusion), Richard Dawkins, Ullstein-Verlag Berlin 2007, ISBN-10: 3-5500-8688-1, ISBN-13: 978-3-5500-8688-5, 22,90 Euro