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Neue Site - empfehlenswert! Ein Ableger der Karl-Leisner-Jugend: aktueller, kürzer, frischer und moderner: www.gut-katholisch.de.

Buchempfehlungen Frühjahr 2018

Um Missverständnisse zu vermeiden: Hier werden nicht die besten Bücher aus den Neuerscheinungen 2018 empfohlen.
Vielmehr ist das Anliegen dieser Buchempfehlungen, Anregungen zu geben, gute Bücher über den eigenen Horiont hinaus zu finden oder vielleicht neu zu entdecken. Wie wäre es in der kalten Jahreszeit mal mit...Apologetik?

Apologetik - Die Kunst der Verteidigung

In dieser Buchempfehlung möchte ich Euch fünf Bücher empfehlen, die sich alle in den Dienst der Verteidigung unseres Glaubens stellen. Dass die katholische Kirche kritisiert wird, ist nichts Neues; und dass diese Kritik mal mehr und mal weniger berechtigt ist, ebenfalls ein alter Hut. Verleumdungen (»Christen essen kleine Kinder«) begleiten die Christen seit den Zeiten des Urchristentums, aber ebenso auch heilsame Ermahnungen (z. B. durch katharina von Siena, Theresa von Avila oder Franziskus). Gute Kritik von schlechter zu unterscheiden, ist zwar nicht immer einfach – aber notwendig, wenn sie hilfreich sein soll.

In diesen Dienst stellen sich die Apologeten – Verteidiger des Glaubens oder der Kirche. Nun gibt es aber nicht nur große Unterschiede in der Redlichkeit der Kritiker, sondern auch gute und schlechte Apologeten.

Hier möchte ich Euch fünf Bücher vorstellen, die allesamt zu den besseren Vertretern der »Verteidigungspolitik« gehören – und sich dennoch stark voneinander unterscheiden. Eine Verteidigung kann sich nämlich (a) mit der (mal mehr, mal weniger) ausführlichen Beschreibung des kritisierten Punktes begnügen; sie kann aber (b) auch die vorgetragenen Angriffe in den Blick nehmen und die Redlichkeit der Argumente gegen die Kirche prüfen; schließlich kann eine Apologetik (c) gute und schlagkräftige Antworten auf die immer wieder vorgetragenen Verunglimpfungen der Kirche, des Glaubens oder bestimmter historischen Ereignisse anbieten.

Umfassende Apologetiken: Bordat (»Sündenregister«) und Filler (»Das Letzte!«)

Deutlich wird der Unterschied der Verteidigungsschriften zum Beispiel im Vergleich zwischen Ulrich Filler (Deine Kirche ist ja wohl das Letzte!) und Josef Bordat. Beide beschränken sich nicht auf kirchengeschichtliche Themen, sondern behandeln auch theologische Einwürfe (z. B. zur Sexualmoral, zum Zölibat oder dem Frauenpriestertum) oder aktuelle Themen (dem Reichtum der Kirche oder dem Missbrauchsskandal). Während Josef Bordat jedoch den Phänomenen auf den Grund gehen will (und in dieser Gründlichkeit dennoch eine verblüffende Kürze der Darstellung einhält), bietet Ulrich Filler vor allem griffige Repliken auf unfaire Unterstellungen und Behauptungen. Allein schon im Umfang der Schriften (Bordat: 296 Seiten, Filler: 175 Seiten), aber auch in der Detailfülle, der gedanklichen Tiefe und dem philosophischem Anspruch unterscheiden sich beide Schriften ebenso deutlich.

Josef Bordat bietet also nicht nur eine Negation der Vorwürfe an die Kirche (so vor allem Ulrich Filler), sondern auch eine Hilfe zum besseren Verstehen und Einordnen der Fakten. Allerdings muss auch bemerkt werden, dass Filler eine einfachere und leicht verständliche Sprache pflegt, während Bordat auch in seiner Wortwahl deutlich werden lässt, dass er auf einem größeren philosophischen und historischen Hintergrund zurückgreift.

In Ihrer Unterschiedlichkeit sind beide Schriften – aber jeweils für eine andere Zielgruppe und Zweck – empfehlenswert.

Rein historische Apologetiken: Brandmüller (»Licht und Schatten«), Hesemann (»Dunkelmänner«) und Scaraffia (»Große Hure Babylon«)

Der größte Teil der Kritik an der katholischen Kirche ist jedoch historisch ausgerichtet: Inquisition, Kreuzzüge, Hexenverfolgungen, Versagen in der Nazi-Zeit und so fort. Eine Antwort auf diese Vorwürfe ist ungleich schwieriger, da historische Situationen dargestellt und konkretes Verhalten von Personen differenziert bewertet werden müssen. Nicht selten finden sich in Berichten über tatsächliches Fehlverhalten kirchlicher Personen auch absichtliche Fehldarstellungen. Häufig werden rückwirkend Urteile über andere Zeiten gefällt, die schlicht historisierend sind; manche Zahlen sind übertrieben (oder werden unterschlagen); gelegentlich wird sogar Ursache und Wirkung vertauscht und aus der Kirche, die ehe Opfer war, eine Täterin konstruiert.
Alles dies erfordert eine aufwändige Analyse, die z.B. Hesemann und Brandmüller auch in einzelnen Schriften bereits vorgelegt haben. Eine Kurzfassung in einem Apologetikband sieht sich also in der Spannung, zu kürzen ohne zu verkürzen. Es muss also einen Fokus gesetzt werden.

So ist Walter Brandmüller als ausgewiesener Kirchenhistoriker (ehem. Professor für Kirchengeschichte in Augsburg) bestrebt, in den verschiedenen historischen Situationen den eigentlichen Konfliktpunkt herauszubilden; Michael Hesemann (eher ein »Wissenschaftsjournalist«) geht es um bislang verborgene und zum Teil überraschende Einblicke in Hintergründe, die der Kirchenkritiker gerne verschweigt; Scaraffia (und ihre sechs Mitautorinnen) wiederum sind eher um die historischen Zusammenhänge und einer sauberen Abwägung der Situationen bemüht. Ulrich Filler formuliert prägnante Repliken auf vorgetragene Kritik, während Josef Bordat präzise die theologischen und philosophischen Hintergründe (oder auch Unterstellungen) benennt.

Fazit

Wer nicht ein besonderes historisches Interesse pflegt (der mag bei Walter Brandmüller bestens aufgehoben sein), sondern einen guten Einblick und gleichzeitig einen umfassenden Überblick gewinnen möchte, dem seien die beiden Bücher von Bordat und Scaraffia (et al.) besonders empfohlen. Dass beide neueren Datums sind und vom Lepanto-Verlag herausgebracht werden, lässt von diesem Verlag auch für die Zukunft Gutes erwarten.

Josef Bordat: Von Ablaßhandel bis Zölibat: Das »Sündenregister« der Katholischen Kirche – Taschenbuch: 296 Seiten – Verlag: Lepanto Verlag – ISBN-10: 3942605163 – ISBN-13: 978-3942605168 – 17,90 Euro

Lucetta Scaraffia (Hg.): »Große Hure Babylon«. Zehn kirchengeschichtliche Klischees kritisch hinterfragt – Taschenbuch: 284 Seiten – Verlag: Lepanto Verlag – ISBN-10: 3942605147 – ISBN-13: 978-3942605144 – 16,80 Euro

Walter Brandmüller: »Licht und Schatten«: Kirchengeschichte zwischen Glaube, Fakten und Legende – Gebundene Ausgabe: 222 Seiten – Verlag: Sankt Ulrich Verlag – ISBN-10: 3936484996 – ISBN-13: 978-3936484991; ca. 15,- Euro (nur noch gebraucht erhältlich)

Michael Hesemann: »Die Dunkelmänner«: Mythen, Lügen und Legenden um die Kirchengeschichte – Gebundene Ausgabe: 269 Seiten – Verlag: Sankt Ulrich Verlag – ISBN-10: 3867440166 – ISBN-13: 978-3867440165 – 19,90 Euro

Ulrich Filler: »Deine Kirche ist ja wohl das Letzte!«: Fakten – Argumente – Standpunkte – Taschenbuch: 175 Seiten – Verlag: fe-medienvlg – ISBN-10: 3863571436 – ISBN-13: 978-3863571436 – 5,- Euro