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Hat Jesus wirklich gelebt? - Außerchristliche Belege

Historische Beweise mit absoluter Schlagkraft gibt es nicht. Letztlich stellt sich immer die Frage: Was berichten andere? Sind sie glaubwürdig? Deshalb trauen viele den Berichten der Evangelien nicht (auch wenn diese als historische Dokumente von Historikern allgemein als sehr glaubwürdig eingestuft werden). Aber es gibt zahlreiche außerbiblische Berichte über Jesus:

(Die folgenden Stellen wurden entweder nach wikipedia zitiert, oder dem Buch "Der Lebensweg Jesu - Eine Spurensicherung" von Roman Heiligenthal entnommen - S. 30-37. Diesem Buch wurden z.T. auch die den Zitaten vorangehenden Bemerkungen entnommen.)

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Diese Katechese ist auch als gedrucktes Heft (Nr. 094) erhältlich: Kostenlose Bestellung

Außerchristliche Quellen über Jesus von Nazareth
Die römischen Staatsakten

Der Märtyrer Justin (100-165 n. Chr.) widmete nach seinem Übertritt zum Christentum sein Leben der Verteidigung seines Glaubens. Er zog als Wanderlehrer im Philosophenmantel von Ort zu Ort und knüpfte auf öffentlichen Plätzen mit Menschen aus unterschiedlichen Schichten Gespräche an. Auch er konnte die Dürftigkeit der Quellen über ganze Abschnitte des Lebens Jesu nicht bestreiten. Doch im weiteren Verlauf seiner Ausführungen macht Justin, als er auf die Geschehnisse bei der Kreuzigung Christi zu sprechen kommt, eine aufsehenerregende Bemerkung, die sich auch bei dem Kirchenvater Tertullian findet. Nach der Schilderung der Ereignisse um die Hinrichtung Jesu schließt er nämlich:

"Dass das so geschehen ist, könnt ihr aus den unter Pontius Pilatus angefertigten Akten ersehen."

Einige Kapitel weiter erwähnt Justin nochmals die offiziellen Gerichtsakten des Pilatus. Aus dieser zweiten Stelle können wir einiges mehr über deren angeblichen Inhalt erfahren:

"Dass ferner unser Christus alle Krankheiten heilen und Tote erwecken werde, das entnehmt folgenden Worten: ,Bei seinem Erscheinen wird springen der Lahme wie ein Hirsch und deutlich wird reden die Zunge der Stummen. Blinde werden sehen, Aussätzige werden rein werden, Tote auferstehen und umhergehen.' Dass er das wirklich getan hat, könnt ihr aus den unter Pontius Pilatus aufgenommenen Akten ersehen."

Nach dem Zeugnis von Justin ergibt sich demnach der folgende Sachverhalt: Justin geht davon aus, dass zu seiner Zeit (Mitte des zweiten Jahrhunderts) die offiziellen Gerichtsakten über den Prozess Jesu noch vorhanden waren. Nach den von ihm überlieferten Informationen haben sie sowohl den Verlauf der Verhandlung, den Vollzug der Todesstrafe als auch Nachrichten über das Leben und die Tätigkeit Jesu enthalten.
Auch der Kirchenvater Tertullian berichtet darüber, dass Pilatus dem Kaiser Tiberius über den Tod Jesu Bericht erstattet hätte. Er spricht hier allerdings nicht von offiziellen Prozessakten, sondern von einem Bericht des Pilatus an Tiberius:

"Tiberius nun, zu dessen Zeit der Christenname in die Welt eintrat, berichtet das ihm aus dem syrischen Palästina gemeldete Geschehen, dass sich dort die Wahrheit der wirklichen, reinen Gottheit offenbart hatte, dem Senat und befürwortete es mit seiner Stimme."

In einem späteren Kapitel verweist Tertullian im Zusammenhang mit der Sonnenfinsternis beim Tode Jesu nochmals auf den Bericht in den kaiserlichen Archiven:

"Für eine bloße Sonnenfinsternis musste das natürlich halten, wer auch davon nicht wusste, dass es im Hinblick auf Christus vorausgesagt war; und doch habt ihr hiervon, als von einem Weltunglück, den Bericht in euren Archiven."

Ebenfalls gingen sowohl Justin als auch Tertullian selbstverständlich davon aus, dass in den Archiven Roms auch die Zensusakten unter Quirinius mit der offiziellen Registrierung von Maria und Josef vorhanden seien. Hätte es diese Akten wirklich gegeben und wären sie uns bis heute erhalten. so wären sie ein einmaliges Dokument über das Leben des historischen Jesus, denn man könnte davon ausgehen, dass sie keine glaubensmäßigen Übermalungen wie die Evangelien, sondern die trockene Schilderung historischer Tatsachen enthalten hätten. Eindeutiges über ihre tatsächliche Existenz lässt sich heute nicht mehr sagen. Es bleibt im Ungewissen, ob Justin die Akten selbst gekannt hat, ob er von ihnen gehört hat oder aber ob er ihr Vorhandensein einfach voraussetzt. Bemerkenswert ist hierbei jedoch die Gewissheit, mit der er auf sie verweist.

Flavius Josephus

In den »Jüdischen Altertümern« des von Kaiser Vespasian geförderten jüdischen Historikers Flavius Josephus (37-97) finden sich zwei Stellen, die auf Jesus verweisen. Flavius Josephus, der unser wichtigster Zeuge für die geschichtlichen Geschehnisse und sozialen Verhältnisse in Palästina zur Zeit Jesu ist, vermittelt nur recht spärliche Nachrichten mit einem direkten Bezug zu dem historischen Jesus von Nazareth. Eine erste Erwähnung findet Jesus in den ,,Altertümern" des Josephus im Zusammenhang mit dem Martyrium von Jakobus dem Gerechten. Im Jahr 62 n.Chr. nutzte der christenfeindliche Hohepriester Ananos (Hannas der Jüngere) die kurze Interimszeit zwischen dem Tod des Procurators Festus und dem Eintreffen seines Nachfolgers Albinus, um den Herrenbruder Jakobus und andere Juden(-christen) zu verurteilen und hinrichten zu lassen. Josephus berichtet, dass dieses Vorgehen wegen der Gesetzestreue des Jakobus auch in jüdischen Kreisen auf scharfen Protest stieß, den man auch vor Agrippa II. zum Ausdruck brachte:

«Er (sc. Ananos) berief ein Synhedrion von Richtern und ließ ihm einen Mann namens Jakobus, den Bruder Jesu des sogenannten Christus, vorführen, sowie einige andere. Er lieferte sie zur Steinigung aus. Diejenigen aber in der Stadt, die im Rufe standen, am gerechtesten zu urteilen und die Gesetze streng einzuhalten, waren darüber empört und sandten heimlich zum König mit der Bitte, dem Ananos zu befehlen, nicht mehr so zu verfahren. Schon beim ersten Schritt habe er unkorrekt gehandelt..«
Jüdische Altertümer, 20,200

Ein weiterer Passus aus den .,Altertümern" ist wesentlich aufschlussreicher, wenn auch seine Authentizität in der Forschung heftig diskutiert wurde. Es handelt sich hierbei um das sogenannte "Testimonium Flavianum". In der heute vorliegenden Überlieferung lautet es:

«Um diese Zeit (= während der Zeit des Aufstandes gegen Pilatus, der mit Hilfe der Tempelgelder eine Wasserleitung nach Jerusalem bauen lassen wollte) lebte Jesus, ein weiser Mann, wenn man ihn überhaupt einen Menschen nennen darf. Er war nämlich der Vollbringer ganz unglaublicher Taten und der Lehrer aller jener Menschen, die mit Freuden bereit sind, die Wahrheit zu empfangen. So zog er viele Juden und auch viele Griechen an sich. Er war der Messias. Und obgleich ihn Pilatus auf Betreiben der Vornehmsten unseres Volkes zum Kreuzestod verurteilte, wurden doch diejenigen, die ihn von Anfang an geliebt hatten, ihm nicht untreu, wie gottgesandte Propheten dies und tausend andere wunderbare Dinge von ihm vorher verkündet hatten. Und noch bis auf den heutigen Tag besteht der Stamm der Christen, wie sie sich nach ihm nannten, fort.»
Jüdische Altertümer, 18,63f.

Die Schwierigkeit, die uns dieser Text bereitet, liegt in der Tatsache, dass er ganz offensichtlich Aussagen enthält, die so nur ein Christ formulieren kann, mit Sicherheit aber kein Jude. Josephus war aber ohne jeden Zweifel bis an sein Lebensende ein Jude, der in seinem gesamten umfangreichen Werk für die Christen keinerlei Interesse entwickelt hat. Wir wissen aus den Schriften des Kirchenvaters Euseb von Cäsarea, der zu Beginn des 4. Jahrhunderts wirkte, dass zu dieser Zeit das Testimonium in den Schriften des Josephus schon vorhanden war. Euseb schreibt in seiner Kirchengeschichte:

«Diese Berichte finden sich im achtzehnten Buch der ,Altertümer', wo Josephus wörtlich folgendermaßen schreibt: "Zu jener Zeit lebte Jesus, ein weiser Mann, wenn man ihn überhaupt einen Mann nennen darf. Denn er wirkte Wunder und war der Lehrer wahrheitsliebender Menschen. Viele Juden und auch Heiden gewann er für sich. Er war der Christus ... "»

Wichtig für die Entstehungsgeschichte des Testimoniums ist ein Bericht, der sich bei dem rund ein Jahrhundert früher lebenden Kirchenvater Origenes in seiner Apologie des Christentums gegenüber dem heidnischen Philosophen Celsos findet. Dort sagt Origenes, der die Berichte des Flavius Josephus über den Märtyrertod des Jakobus und über Johannes den Täufer kannte, dass Josephus "nicht an Christus glaubte". Diese Aussage ist nicht vereinbar mit der Feststellung aus dem Testimonium "er war der Christus". Von daher kann man annehmen, dass eine christliche Überarbeitung des Josephustextes zwischen dem dritten und vierten Jahrhundert n.Chr. stattgefunden haben könnte. Wenn man von der Annahme einer christlichen Interpolation in einen ursprünglichen Josephustext ausgeht, was nicht unumstritten ist, dann könnte man den Originaltext etwa so rekonstruieren:

«Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch. Er war nämlich der Vollbringer ganz unglaublicher Taten und der Lehrer aller jener Menschen, die mit Freuden bereit sind, die Wahrheit zu empfangen. So zog er viele Juden und auch viele Griechen an sich. Und obgleich ihn Pilatus auf Betreiben der Vornehmsten unseres Volkes zum Kreuzestod verurteilte, wurden doch diejenigen, die ihn von Anfang an geliebt hatten, ihm nicht untreu. Und noch bis auf den heutigen Tag besteht der Stamm der Christen, wie sie sich nach ihn nannten, fort.»

Der slawische Josephus

Die beiden deutschbaltischen Theologieprofessoren Alexander Behrendts und Konrad Grass gaben in den Jahren 1911-1927 eine deutsche Übertragung der slawischen Übersetzung der Bücher I-IV des Jüdischen Krieges von Flavius Josephus heraus. Aufmerksamkeit erregten besonders jene Passagen über Jesus von Nazareth, die in der griechischen Ausgabe des Jüdischen Krieges nicht enthalten sind. Behrendts und Grass waren davon überzeugt, dass es keine stichhaltigen Argumente gegen eine Authentizität der betreffenden Passagen gäbe.

«Damals erschien ein Mann, wenn es auch erlaubt ist, ihn einen Mann zu nennen. Seine Natur und Gestalt war menschliche aber sein Aussehen war mehr als von Menschen, doch seine Werke göttlich. Er wirkte Wundertaten, wunderbare und starke. Deswegen ist es mir unmöglich, ihn einen Menschen zu nennen. Hinwiederum aber. wenn ich auf die allgemeine Natur sehe, werde ich ihn nicht einen Engel nennen. Und alles, so vieles er wirkte durch eine unsichtbare Kraft, wirkte er durch Wort und Befehl. Die einen sagten von ihm: ,Unser erster Gesetzgeber ist auferstanden von den Toten und hat viele Heilungen und Dienste erwiesen.' Die anderen aber meinten, dass er von Gott gesandt sei.
Aber er widersetzte sich in vielem dem Gesetz, und den Sabbath hielt er nicht nach väterlichem Brauche. Doch wiederum tat er nichts Schändliches, noch (wirkte er) mit Hilfe der Hände, sondern nur durch(s) Wort bereitete er alles.
Und viele aus der Volksmasse folgten ihm nach und hörten auf seine Lehre. Und viele Seelen gerieten in Bewegung, meinend, dass dadurch sich befreien könnten die jüdischen Stämme aus den römischen Händen. Es war aber seine Gewohnheit, vor der Stadt auf dem Ölberge sich mehr aufzuhalten. Dort aber spendete er auch die Heilungen dem Volk. Und es versammelten sich bei ihm von Anhängern 150, aber vom Volk eine Menge.
Da sie aber seine Kraft sahen, dass er alles, so viel er wolle, durch(s) Wort vollbringe, und da sie ihm, ihren Willen kundtaten, dass er in die Stadt hereinkomme und niedermache die römischen Truppen und den Pilatus und herrsche über uns, verachtete er uns nicht (?).
Und als in der Folge Kunde von dem den jüdischen Führern geworden war, so versammelten sie sich mit dem Hohenpriester und sprachen: ,Wir sind machtlos und schwach, den Römern zu widerstehen. Weil auch der Bogen gespannt ist, so wollen wir gehen und dem Pilatus mitteilen, was wir gehört haben, und wir werden ohne Betrübnis sein: damit er (es) nicht von andern hört und wir des Vermögens beraubt werden und selbst niedergehauen und die Kinder zerstreut werden.
Und sie gingen hin und teilten (es) dem Pilatus mit. Und dieser sandte hin und brachte viele von der Volksmasse um. Und jenen Wundertäter führte er herbei und, nachdem er in Betreff seiner eine Untersuchung angestellt hatte, so erkannte er: ein Wohltäter ist er, aber nicht ein Übeltäter noch ein Aufrührer, noch ein nach der Herrschaft Begieriger. Und er entließ ihn; denn sein sterbendes Weib hatte er geheilt.
Und nachdem er an den gewohnten Ort gegangen, tat er die gewohnten Werke: Und da wiederum mehr Volk sich um ihn versammelte, so verherrlichte er sich durch sein Tun mehr als alle.
Von Neid wurden verwundet die Gesetzesgelehrten und gaben dem Pilatus 30 Talente, damit er ihn töte. Und jener nahm (es) und gab ihnen Freiheit, damit sie selbst ihren Willen ausführen möchten. Und jene ergriffen ihn und kreuzigten ihn gegen das väterliche Gesetz.»

Ob es sich hier um einen späteren christlichen Bericht oder um den christlich überarbeiteten Originalbericht des Josephus handelt, ist nicht sicher. Zumindest weicht dieser Bericht ganz erheblich von den Zeugnissen der Evangelien ab, obwohl manche Züge dieses Textes schon durch im Neuen Testament angelegte Tendenzen erklärbar sind. So findet sich bereits dort der Versuch, die Verantwortung der Römer für die Kreuzigung Jesu einseitig der jüdischen Seite anzulasten. Dies hat sich im slawischen Josephus verstärkt. Die Schuld der Römer wird auf die Bestechlichkeit einer einzelnen Person reduziert. Dies könnte durchaus auf Josephus selbst zurückgehen, da Josephus selbst romfreundlich war und Pontius Pilatus auch in Rom als ein grausamer Herrscher in Misskredit fiel. Historisch jedoch ist die Kreuzigung Jesu durch Juden kaum möglich. Diese Hinrichtungsart war typisch römisch.

Der Talmud

Der Talmud, das große Sammelwerk der rabbinischen Tora-Auslegung (2. bis 6. Jahrhundert), enthält einen Text, der auf den Prozess Jesu und seine Kreuzigung Bezug nimmt. In der rabbinischen Tradition findet sich immer wieder als ein Hauptvorwurf gegen Jesus von Nazareth, dass er sich der Zauberei schuldig gemacht habe. Dieser Vorwurf der Gotteslästerung sei auch der eigentliche Grund dafür, dass Juden seine Hinrichtung betrieben hätten:

«"Am Vorabend des Pesahfestes henkte man Jesus. 40 Tage vorher hatte der Herold ausgerufen: "Er wird zur Steinigung hinausgeführt, weil er Zauberei getrieben und Israel verführt und abtrünnig gemacht hat. Wer etwas zu seiner Verteidigung zu sagen hat, der komme und sage es." Da aber nichts zu seiner Verteidigung vorgebracht wurde, henkte man ihn am Vorabend des Pesahfestes."
Ula (ein Rabbi, Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr.) erwiderte: "Glaubst du denn, dass man für ihn überhaupt eine Verteidigung zu suchen brauchte? Er war ja ein Verführer, und der Allbarmherzige sagt: Du sollst seiner nicht schonen noch seine Schuld verheimlichen." Vielmehr war es bei Jesus anders, da er der Regierung nahe stand.»
Traktat Sanhedrin 43a
Die Toledot Jeschu

Für jüdisches Denken ist die Vorstellung, dass Jesus von Nazareth ein Gott sei, nicht erträglich. Man hat deshalb schon früh versucht, den entsprechenden Glauben an ihn zu entkräften. Am ausführlichsten und umfassendsten wurden die frühen jüdischen Nachrichten über Jesus in der "Toledot Jeschu", überliefert einem jüdischen Leben Jesu, dessen Entstehung die Gelehrten zwischen dem ersten und dem zehnten Jahrhundert n. Chr. ansetzen und das von Gerhard Schlichting in einer umfassenden und kommentierten Ausgabe veröffentlicht worden ist.
Die Darstellung konzentriert sich besonders auf die Schilderung der Umstände von Jesu Geburt und Tod:

«Nach neun Monaten kamen die Tage heran, wo sie (sc. Maria/Mirjam) gebären sollte. Da ging sie nach Bethlehem und ließ sich bei einer Krippe nieder, wo man die Kamele fütterte. Dort gebar sie einen Sohn und brachte den Wurm nach acht Tagen zur Beschneidung zu den Gelehrten der Zeit. Sie ließ ein Gerücht ausgehen, als hätte sie einen Sohn ohne männliche Beiwohnung geboren. Aber nur wer einfältig ist, wird ihr glauben. So hörte keiner auf sie bei ihrem Lügengerede. Sie beschnitten ihn und nannten ihn Jeschu ... Der Name aber bedeutet: ,Sein Name werde weggewischt und auch sein Andenken!'
Sofort fiel sie (sc. Maria/Mirjam) auf ihr Angesicht, wand sich, und Zittern packte sie. Da bekannte sie und sprach: ,Die Worte sind wahr und ihr habt gut (daran) getan, auf meinen Sohn zu sehen, weil er ein Bastard und Sohn der Menstruierenden ist. Folgendermaßen war die Tat des Josef Panderi: Er wohnte mir trügerisch bei und verunreinigte mich ... So wohnte der Gottlose mir mehrmals bei. »
Cornelius Tacitus

Ein weiteres wichtiges Zeugnis über den Ursprung der Christen gibt der römische Historiker Tacitus (55-120) in seinen "Römischen Annalen", die er zwischen 115 und 117 n.Chr. verfasst hat. Dort berichtet er über die Ursachen und Folgen des Brands Roms unter Nero, wie dies auch Sueton in einer kurzen Notiz tut. Da Tacitus an dieser Stelle zum ersten Mal über die Christen berichtet, informiert er seine Leser in einer knappen Zusammenfassung über den Ursprung dieser Glaubensgemeinschaft (Annalen XV,44):

«Aber nicht durch menschliche Hilfeleistung, nicht durch die Spenden des Kaisers oder die Maßnahmen zur Beschwichtigung der Götter ließ sich das böse Gerücht unterdrücken, man glaubte vielmehr fest daran: befohlen worden sei der Brand. Daher schob Nero, um dem Gerede ein Ende zu machen, andere als Schuldige vor und belegte die mit den ausgesuchtesten Strafen, die, wegen ihrer Schandtaten verhasst, vorn Volk Chrestianer genannt wurden. Der Mann, von dem sich dieser Name herleitet, Christus, war unter der Herrschaft des Tiberius auf Veranlassung des Procurators Pontius Pilatus hingerichtet worden; und für den Augenblick unterdrückt brach der unheilvolle Aberglaube wieder hervor, nicht nur in Judäa, dem Ursprungsland dieses Übels, sondern auch in Rom, wo aus der ganzen Welt alle Greuel und Scheußlichkeiten zusammenströmen ... »
Annalen 15,44

Woher Tacitus seine Informationen bekam, wissen wir nicht. Vielleicht aus den offiziellen Gerichtsakten des Pilatus?

Sueton

Der römische Kaiserbiograph Sueton (etwa 70-150) erwähnt in seiner Lebensbeschreibung des Kaisers Claudius dessen Judenedikt des Jahres 49, das auch in Apg 18,2 bezeugt ist. Dabei verwechselt er aber nicht nur »Christus« mit dem verbreiteten Sklavennamen »Chrestos« (= der Brauchbare, Nützliche), sondern hat überdies Auseinandersetzungen in der römischen Judenschaft um die Messianität Jesu als von »Chrestos« selbst angestiftete Unruhen missverstanden:

«Claudius verjagte die Juden aus Rom, die auf Anstiften des Chrestos nicht aufhörten, Unruhen zu stiften.»
Leben des Claudius, 25

Dass die Christen volkstümlich "Chrestianer" und Christus oft als "Chrestus" ausgesprochen wurde, belegt Tertullian:

«Christianus wird, wenn man es deuten will, von Salben abgeleitet. Doch auch wenn es fälschlich ,Chrestianus' von euch ausgesprochen wird - denn nicht einmal über den Namen seid ihr euch ganz klar -, ist es aus dem Begriff der Freundlichkeit ... gebildet.»
Tertull. Apol. 3
Plinius

Aus den Jahren 112/113 stammt eine schriftliche Anfrage von Plinius, dem Statthalter von Bithynien in Kleinasien, an Kaiser Trajan. Plinius will wissen, ob das von ihm bisher geübte Vorgehen gegen die Christen seiner Provinz das Wohlwollen des Kaisers findet, was ihm Trajan in einem Antwortschreiben bestätigt:

«Man legte mir ein anonymes Schreiben (libellus sine auctore) vor, das die Namen zahlreicher Personen enthielt. Doch diese leugneten zum Teil, überhaupt jemals Christen gewesen zu sein, riefen nach der Formel, die ich ihnen vorsprach, die Götter an, opferten Deiner Büste, die ich zu diesem Zwecke mit den Bildnissen der Götter hatte herbeibringen lassen, mit Wein und Weihrauch und lästerten außerdem Christus: alles Dinge, zu denen sich, wie es heißt, wahre Christen nicht zwingen lassen; diese glaubte ich freilassen zu können.
Andere, die von dem Angeber mitgenannt waren, gestanden anfangs zu, Christen zu sein, leugneten es jedoch dann wieder und behaupteten, sie seien es allerdings gewesen, aber wieder abgefallen, und zwar einige vor drei, andere vor noch mehr und manche sogar vor zwanzig Jahren. Alle diese haben ebenfalls Deine Büste und die Bildnisse der Götter angebetet und Christus gelästert.
Dabei versicherten sie jedoch, ihre Hauptschuld oder vielmehr ihr Hauptfehltritt habe darin bestanden, dass sie immer an einem bestimmten Tage vor Sonnenaufgang zusammengekommen seien, auf Christus wie auf einen Gott (Christo quasi deo) abwechselnd ein Lied gesungen und sich durch einen feierlichen Eid (sacramento) nicht etwa zu einem Verbrechen verpflichtet hätten, sondern dazu, dass sie keinen Diebstahl, keinen Raub, keinen Ehebruch begehen, kein Wort brechen und kein anvertrautes Gut unterschlagen wollten. Danach seien sie auseinander gegangen und hätten sich wiederum versammelt, um eine - jedoch gewöhnliche und unschuldige - Speise zusammen zu genießen. Aber auch das hätten sie nach meinem Edikt unterlassen, worin ich, Deinen Befehlen entsprechend, alle geschlossenen Vereinigungen verboten hatte.»
96. Brief an Trajan
Thallus

Dieser frühe Profanhistoriker schrieb nach 52 n. Chr. eine dreibändige Geschichte des östlichen Mittelmeerraums vom Trojanischen Krieg bis zu seiner Gegenwart. Diese ist - bis auf ganz wenige Fragmente - verloren gegangen. Jedoch bezieht sich Julius Africanus (der Christ war) um 221 auf Thallus, der behauptet habe, zum Zeitpunkt des Todes Jesu hätte es eine Sonnenfinsternis gegeben. Julius Africanus schreibt:

«Diese Finsternis nennt Thallus im dritten Buch der Historien eine Sonnenfinsternis. Wie mir scheint, gegen vernünftige Einsicht.»
(Gegen Thallus argumentiert Julius, dass Jesus an einem Frühlingsvollmond gekreuzigt wurde und es dann keine Sonnenfinsternis gegeben haben könne.)
Mara bar Serapion

Der syrische Stoiker Mara Bar Serapion schrieb aus dem Gefängnis an unbekanntem Ort zwischen 73 und 135 n. Chr. einen Brief mit Lebensratschlägen an seinen Sohn Serapion als Vermächtnis, falls er verurteilt würde. Er empfahl diesem, nur nach Weisheit zu streben, die trotz aller Verfolgung der Weisen ewig sei. Für diesen Gedanken nannte er eine Reihe von Beispielen, darunter Jesus, ohne diesen namentlich zu nennen:

«Welchen Vorteil hatten die Athener davon, dass sie Sokrates zum Tode verurteilten? Hunger und Seuchen kamen über sie als Strafe für ihr Verbrechen.
Welchen Vorteil hatten die Männer von Samos davon, dass sie Pythagoras verbrannten? In einem Augenblick wurde ihr Land von Sand verschüttet.
Was hatten die Juden davon, dass sie ihren weisen König umbrachten? Bald darauf wurde ihnen ihr Reich weggenommen.
Denn Gott rächte diese drei Weisen: die Athener starben Hungers; die Bewohner von Samos wurden vom Meer bedeckt, die Juden umgebracht und aus ihrem Land vertrieben, nachdem es zerstört worden war. Danach lebten sie in vollständiger Zerstreuung.
Doch Sokrates starb nicht umsonst. Er lebt fort in den Lehren des Plato; auch Pythagoras starb nicht umsonst, er lebt fort in der Statue der Hera. Und auch der weise König der Juden starb nicht umsonst; er lebt weiter in den neuen Geboten, die er verkündet hat.»
Lukian von Samosata

Der griechische Satiriker Lukian von Samosata (120 bis ca. 180 n. Chr.) schrieb um das Jahr 170 n. Chr. über das Lebensende des Peregrinus (De morte Peregrini, 11):

«Übrigens verehrten diese Leute den bekannten Magus, der in Palästina deswegen gekreuzigt wurde, weil er diese neuen Mysterien in die Welt eingeführt hatte … Denn diese armen Leute haben sich in den Kopf gesetzt, dass sie mit Leib und Seele unsterblich werden, und in alle Ewigkeit leben würden: Daher kommt es dann, dass sie den Tod verachten und viele von ihnen ihm sogar freiwillig in die Hände laufen. Überdies hat ihnen ihr erster Gesetzgeber beigebracht, dass sie untereinander alle Brüder würden, sobald sie den großen Schritt getan hätten, die griechischen Götter zu verleugnen, und ihre Knie vor jenem gekreuzigten Sophisten zu beugen, und nach seinen Gesetzen zu leben.»

Für die historische Existenz Jesu - und damit auch für die Glaubwürdigkeit der Evangelien - gibt es auch archäologische Funde:

z.B. der sogenannte Titulus (die Holztafel, die am Kreuz Jesu angebracht wurde)
oder das Grabtuch von Turin
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