Hat Jesus wirklich gelebt? - Das Turiner Grabtuch  | Es gibt wohl kaum ein solch aufsehenerregendes archäologisches Fundstück wie das Grabtuch von Turin. Niemand, der das
Tuch gesehen hat, bleibt davon unberührt. Aber - handelt es sich dabei nicht um eine Fälschung? Gab es da nicht eine
C14-Analyse?
Einmal angenommen, die C14-Analyse sei korrekt durchgeführt und
die Datierung auf das frühe 14. Jahrhundert korrekt was
ist dann mit den anderen Untersuchungen? Dazu ein kleiner Überblick.
PDF-Datei
zum Drucken oder Download dieser Katechese
Diese Katechese ist auch als gedrucktes Heft (Nr. 093) erhältlich:
Kostenlose
Bestellung |
|
Das Turiner Grabtuch - Echt oder
gefälscht?
Das Gabtuch wird fotografiert - Beginn der Forschung am Tuch
Am 28. Mai 1898 wurde der Turiner Ratsherr und Rechtsanwalt
Secondo Pia, ein geschätzter Amateurfotograf, eingeladen,
das Turiner Grabtuch - zum ersten Mal in der Geschichte -
zu fotografieren. (...) Secondo Pia hatte mit seinem außergewöhnlichen
Foto nicht viel Freude, denn kaum war es durch die Zeitungen
in alle Welt verbreitet worden, bildeten sich auch schon zwei
Fronten völlig gegensätzlicher Interpretationen.
Statt das Phänomen wissenschaftlich zu untersuchen,
verkündeten die einen lautstark die Offenbarung eines
Wunders, während viele andere den Anwalt Pia beschuldigten,
das Foto manipuliert zu haben. So bestätigte sich wieder
einmal, dass die Menschen, auch wenn sie gegensätzlichen
Parteien anhängen, sich in vielem doch ähnlich sind.
Wieder andere behaupteten, weniger gehässig, die Fotoplatten
müssten schadhaft gewesen sein. Alle diese Unterstellungen,
die Secondo Pia tief verletzten, hatten keinerlei Wahrheitsgehalt.
Aber es dauerte mehr als 30 Jahre, dass es auch bewiesen werden
konnte.
Yves Delage, Mitglied der Pariser Akademie der Wissenschaften,
Anatom und Pathologe, weltanschaulich ein Agnostiker, hatte
indessen die seltsamen Negative untersucht. Und er erklärte,
dass sie ganz offensichtlich den Abdruck einer Leiche zeigten;
die Einzelheiten würden auf eine gewaltsame, allerdings
seltsame Todesursache hinweisen: auf einen Tod am Kreuz, durch
Annagelung; vorausgegangen seien eine Geißelung und
das Aufsetzen eines Dornenkranzes auf den Kopf. Und es sei
möglich, dass es sich tatsächlich um das Abbild
der Persönlichkeit handle, die von einer langen Tradition
dafür benannt wird. Als Mitglied der Akademie bereitete
er gewissenhaft einen detaillierten wissenschaftlichen Bericht
vor, den er im April 1902 an der Akademie vortrug.
Die Akademie veröffentlichte den Bericht jedoch nicht;
man stellte polemisch seine historische Kompetenz in Frage
und wies die «abergläubische» Verbindung mit
«der Persönlichkeit» zurück. Delage war
über diese Haltung, die einen Angriff auf die vorurteilslose
Objektivität seiner Arbeit bedeutete, schwer gekränkt.
Er gab zu bedenken, es sei schlicht unverständlich, wie
und zu welchem Zweck ein Fälscher im Mittelalter, als
es noch keine Fotografie gab, ein Bild hätte herstellen
sollen, das niemand sehen konnte. Aber niemand nahm diese
Beobachtung ernst.
Am Abend des 3. Mai 1931 - nachdem also während 33 Jahren
niemand das Objekt untersuchen hatte können - war ein
weiterer Fotograf aus Turin, Giuseppe Enrie, autorisiert worden,
eine zweite Serie von Fotos des Grabtuchs zu machen: um 22.30
Uhr, im Dom von Turin, diesmal offiziell und unter Aufsicht.
Die Aktion fand unter höchster Spannung statt. Viele
sagten voraus, dass sich diesmal - mit fortschrittlicher Technologie,
orthochromatischen Filmen, Gelbfiltern und unter öffentlicher
Kontrolle - die Vorgänge von 1898 nicht wiederholen würden.
Das war allerdings, wie sich sehr rasch zeigen sollte, eine
voreilige Prognose.
Auf den Negativen von Giuseppe Enrie, die noch in derselben
Nacht entwickelt und gedruckt wurden, zeigte sich der Abdruck
der Leiche des Grabtuchs. Nach über 30 Jahren erfuhr
damit der jetzt über 70jährige Fotograf Seconda
Pia die Rehabilitation, die er verdiente.
Giuseppe Enrie hat übrigens das ganze Unternehmen in
einem Buch geschildert, das sinnigerweise den Titel hat: «Santa
Sindone rivelata dalla fotografia» (Das Heilige Tuch,
offenbart durch die Fotografie).
Damals schrieb jemand, es gebe in vielen Kirchen in ganz Europa Tücher,
die wie das Grabtuch von Turin die Zeichnung oder das Bild eines ausgestreckten
menschlichen Körpers von vorn und von hinten zeigten. Würde man
eines fotografieren, kündigte man an, würde sich das in Turin eingetretene
Phänomen wiederholen; es hänge eben mit einer ganz bestimmten künstlerischen
Maltechnik zusammen. Die Vermutung wurde von der Presse aufgegriffen und verbreitet.
Aber sie stimmte nicht, wie sich sofort zeigen sollte. Giuseppe
Enrie machte Fotos von diesen vielen Bildern. Und da es gemalte
Bilder waren, waren die Negative - wie zu erwarten - in den
Hell-Dunkel-Werten umgekehrt und nur schwer zu dechiffrieren.
In der über tausendjährigen Geschichte der Bilder
steht das Abbild auf dem Grabtuch in Turin im Gegensatz zu
jeder anderen Darstellung. Auf einem gemalten Bild werden
die hervorstehenden Partien des Bildgegenstandes für
gewöhnlich heller, die zurücktretenden Partien werden
mit einem Schatten versehen. Das Bild des Grabtuchs ist jedoch
an den hervorstehenden Partien (Nasenrücken, Knöchel
der Finger) dunkel, und an den tieferliegenden Partien (Augenhöhlen,
Seiten der Arme und des Gesichts) ist es hell.
Dies ist der Grund, warum das Fotonegativ, das Weiß
in Schwarz und Schwarz in Weiß umkehrt, beim Grabtuch
- und nur beim Grabtuch - ein unerwartet lebendiges Portrait
zeigt.
Ein Gemälde Leonardos?
In der Aufregung über die Fotos von Giuseppe Enrie konnte
man von vielen wiederum hören, das Abbild sei eben ohne
Zweifel auf wunderbare Weise entstanden. Andere erklärten
die Außergewöhnlichkeit damit, dass Leonardo da
Vinci es gemalt habe, ja er habe in dem eindrucksvollen Bild
sein Selbstporträt hinterlassen. Ohne jede Überprüfung
wurde diese Aussage in Großbritannien und in Italien
kolportiert. Um seine Haltlosigkeit aufzuzeigen, hätte
ein Blick in irgendein Lexikon genügt: Tatsächlich
hatte das Haus Savoyen das Grabtuch vom Geschlecht der Charny
erworben (die ihrerseits Nachfahren von Kreuzfahrern waren,
die es aus Konstantinopel entwendet hatten). Leonardo da Vinci,
der 1452 geboren wurde, war damals, zum Zeitpunkt des Erwerbs,
elf Monate alt.
Ein Gemälde?
Der Abdruck auf dem Grabtuch ist schwach und hat keinen klar
gezogenen Rand. In ein paar Metern Entfernung unterscheidet
das Auge des Betrachters die leichten Unterschiede zwischen
dem Abdruck und dem reinen Leinen, wir nehmen dann wahr, wo
der Abdruck aufhört, wo also der Umriß ist. Wenn
wir nun langsam näherkommen, verschwimmt der Abdruck
auf unserer Netzhaut - das Auge kann die Grenzen zwischen
dem Abdruck und der umliegenden Fläche nicht mehr unterscheiden,
und wir sehen nichts mehr.
Man weiß daher, dass das Verschwinden des Abdrucks
auf dem Grabtuch kein Wunder, sondern eben ein optisches Phänomen
ist. Und zugleich wurde klar, dass auch kein Maler, da der
Abdruck in der Nähe vollkommen unsichtbar ist, ihn während
seiner Arbeit hätte sehen können. Wir müssten
uns also einen Maler denken, der beim Malen nicht weiß,
wo er die Farbe aufträgt. Das bedeutete, dass der Abdruck
kein gemaltes Bild sein konnte.
In der Zwischenzeit hatten komplexe computergestützte
Bildanalysen ergeben, dass die Helldunkeltöne des Abdrucks
Spuren waren, die ein dreidimensionaler fester Körper
hinterlassen hatte; der Abdruck ist daher im Gegensatz zu
einer Fotografie an den hervorstehenden Stellen des Körpers
dunkler und an den vertieft liegenden Stellen heller.
Farbspuren? - Fehlanzeige!
Aber dennoch spukte all die Jahre hin in vielen Köpfen die Vorstellung,
das Abbild sei ein mit einer seltsamen und geheimnisvollen Technik gemaltes
Bild. Doch im Oktober 1978 haben die eingehenden spektroskopischen und physikalischen
Untersuchungen, die makro- und mikrofotografischen Bildanalysen mit der kühlen
und unbeeinflussbaren Evidenz der Instrumente gezeigt, dass auf dem Abbild
des Grabtuchs keinerlei Farbsubstanz vorhanden ist.
Moderne Webtechnik?
Es wurde auch behauptet, die Tatsache, dass das Grabtuch
im «Fischgrätmuster» gewebt sei, einer aufwendigen
und fortschrittlichen Webtechnik also, zeige, dass es auf
jeden Fall ein im Mittelalter hergestelltes Produkt sei. Denn
vor 2000 Jahren sei diese Technik noch nicht bekannt gewesen,
man habe damals nur in der einfachen Leinenbindung gewebt:
ein Faden oben, ein Faden unten. Auch angesehene Museumsdirektoren
haben das - als «technische Berater» - behauptet.
Aber es stimmt nicht.
Mindestens 70 Jahre vor dieser Auseinandersetzung hat man
bei den berühmten Grabungen in Antinoopolis in Ägypten
eine 2000 Jahre alte Nekropole gefunden. Die halb mumifizierte
Leiche einer Frau ruhte mit dem Kopf auf einem kostbaren Kissen,
das in der Technik des Fischgrätmusters gewebt war. 1938
wurden in der Asche von Pompeji Reste von Geweben gefunden,
die in der gleichen Technik hergestellt waren wie das Grabtuch.
Aber niemand hat davon Kenntnis genommen.
Baumwolle?
Man hat auch darauf hingewiesen, dass sich auf dem Grabtuch,
vermischt mit den Leinenfäden, Reste von Baumwolle gefunden
haben, die offensichtlich daher rührten, dass auf demselben
Webstuhl vorher mit Baumwolle gearbeitet wurde. Und man sagt,
das Grabtuch könne keine 2000 Jahre alt sein, denn damals
sei im Mittelmeerraum Baumwolle weder angebaut noch verarbeitet
worden. Aber auch das sollte durch einen ungewöhnlichen
archäologischen Fund widerlegt werden.
Es ist jetzt mindestens 2300 Jahre her, dass Baumwollfäden
ähnlich der Gaze in heutiger Zeit in Ägypten für
medizinische Zwecke verwendet wurden. Man hat im Leinen, mit
dem damals eine Mumie eingewickelt wurde, ein Stück Gaze
gefunden, so wie wir heute in einem Operationssaal unachtsam
liegengelassenes Verbandmaterial finden können.
Die Geschichte des Grabtuches
Man hat ferner behauptet, es gebe keine frühen Dokumente,
die die Existenz des Grabtuchs belegen würden. Vor dem
Jahr 1300, vor seinem Auftauchen in Lirey, herrsche historische
Leere, ein «schwarzes Loch». Mit akademischer und
schlecht informierter Sicherheit wurde dies jahrzehntelang
behauptet.
Das Gegenteil ist wahr. In den Archiven von halb Europa,
im Fundus berühmter Bibliotheken, in seit einem Jahrhundert
veröffentlichten - und nicht gelesenen - Forschungsberichten,
in unterschätzten oder nicht richtig begriffenen archäologischen
Funden lag eine ganze Menge - allerdings nicht geordnetes
- Material vor. Aber niemand hat sich die Mühe gemacht,
es auszuwerten.
Pollenanalyse: Das Grabtuch kommt
nicht aus Europa
Dann hat man behauptet, es sei nicht zu beweisen, dass es
das Grabtuch von Turin sei, wovon diese frühen Quellen
handelten. Aber damals gab es schon die überraschende
Suche nach Mikrospuren und Pollen, die im Gewebe des Grabtuchs
enthalten waren.
Der Schweizer Kriminologe Max Frei Sulzer entdeckte, dass
auf dem Gewebe des Grabtuchs Dutzende von Pflanzenpollen aus
der Gegend von Konstantinopel, des alten Edessa auf der Hochebene
von Turan, vom Toten Meer und aus Jerusalem vorhanden waren.
Das Grabtuch von Turin konnte nicht in Europa hergestellt
worden sein.
Hergestellt durch eine glühende
Bronzefigur?
Wenn man ein angebranntes oder versengtes Gewebe mit Wood-Licht,
dem sogenannten «schwarzen Licht», bestrahlt, geben
die Brandstellen in der Dunkelheit eine rötliche Fluoreszenz
ab. Auf dem Turiner Grabtuch befinden sich die Brandstellen,
die von seinem verheerenden zweiten Brand stammen, genau neben
dem Abdruck. Bei einer Untersuchung 1978 in Turin sah man
eindeutig, dass die Brandstellen fluoreszierend waren, der
Abdruck kaum einen Millimeter daneben hingegen überhaupt
nicht. Viele Jahrhunderte lang enthielten also die Spuren
des Brandes von Chambery den Beweis, dass der Abdruck keine
Fälschung ist, die mit Hilfe einer glühenden Bronzestatue
aufgedruckt wurde.
Blut auf dem Grabtuch?
Seit den Zeiten von Jean Cauvin, genannt Calvin, haben viele
Menschen bei der Betrachtung des Grabtuchs, wenn sie den Brustkorb
und die Löcher in den Handgelenken und Füßen
betrachteten, gemeint, dass es sich um einen «gewöhnlichen
malerischen Kunstgriff» handeln müsse: Das Rot sei
kein Blut, sondern die Farbe Vermeil, ein von den alten Malern
viel verwendetes Hochrot, eine färbende Substanz auf
der Grundlage von Eisenoxid.
Am 10. Oktober 1981 erläuterte John Heller auf dem Kongress des «Shroud
of Turin Research Project» (STURP) im Palmer Auditorium in New London,
was die Untersuchung dieser trockenen, rötlichen Substanz auf einem Teilchen
in der Größe von 180 Mikron ergeben hatte. An jenem Tag sahen wir
zum ersten Mal das ganz deutliche Diapositiv mit den «rundlichen Körperchen»,
den roten Globuli, und Heller sagte kurz und trocken: «BLOOD».
Blut, menschliches Blut von einem Körper, der grausam misshandelt worden
war. Das Grabtuch war kein gemaltes Bild, keine Ikone.
Heller hatte nämlich festgestellt und nachgewiesen,
dass sich unter den Blutkrusten kein Abdruck gebildet hatte,
weil das an den Fasern anhaftende Blut diese geschützt
hatten. Der Abdruck hatte sich nur dort gebildet, wo kein
Blut vorhanden war. Also hatte niemand auf den Abdruck Blut
aufgetragen. Und niemand hätte Wunden anatomisch so genau
malen können, ohne vorher den Abdruck auf das Tuch zu
bringen.
In den Wundflecken des Grabtuchs findet sich eine sehr große Menge
Bilirubin, und für einen Wissenschaftler ist dies wirklich bewegend,
denn es ist eine wissenschaftliche Tatsache, dass eine solche Menge erst
dann entsteht, wenn der Körper eine lange Zeit die schrecklichsten
Misshandlungen erleidet. Die lebhafte Farbe des Blutes war durch Bilirubin,
das sich parahämisch mit Methämoglobin vermischt hatte, hervorgerufen
worden. Der Zustand des Blutes war, wie Alan Adler gezeigt hatte, die
Folge von 120 grausamen Schlägen mit dem «Flagrum», der
Geißel, deren Spuren auf dem ganzen Abdruck des Körpers zu
sehen sind.
Für die historische Existenz Jesu - und damit auch für
die Glaubwürdigkeit der Evangelien - gibt es auch einen
weiteren archäologischen Fund, der erst vor kurzem Gegenstand
der wissenschaftlichen Forschung wurde:
Der «Titulus»
Möchtest Du mir schreiben? Für diese Übersicht
ist
Peter verantwortlich.