Der Meister versammelt seine Jünger und fragte sie: "Was ist der Anfang des Gebets?"
Der erste antwortete:
"In der Not, denn Not lehrt beten. Wenn ich Not empfinde,
dann wende ich mich von selbst an Gott."
Der zweite antwortete:
"Im Glück. Denn wenn ich glücklich bin, verlasse
ich das Gefängnis meiner Ängste und Sorgen und bekomme
einen Blick für Gott."
Der dritte:
"In der Stille. Denn wenn ich schweige, dann kann Gott
sprechen."
Der vierte:
"Im Stammeln des Kindes ist der Anfang des Gebets. Denn
erst wenn ich wieder werde wie ein Kind, wenn ich mich nicht
schäme, vor Gott zu stammeln, dann ist er ganz groß
und ich bin ganz klein und beginne, über Gott zu staunen
und zu ihm zu beten."
Daraufhin sagte der Meister:
"Ihr habt alle gut geantwortet. Aber es gibt noch einen
Anfang, und der ist früher als all das, was ihr genannt
habt. Das Gebet beginnt nämlich bei Gott selbst. Er fängt
an - nicht wir."
Bischof Klaus Hemmerle