Herr, mein Gott, die Zeit verrinnt wie der Sand in der Uhr. Er läuft durch das Glas und sinkt nieder. Nie wird er wieder aufsteigen, sein Zweck ist erfüllt. So erscheint mir auch mein Leben: Ein ständiges Niedersinken, verlieren und weniger werden. Kaum ist etwas geschafft, ist damit auch wieder ein Stück Leben zu Ende. Unaufhaltsam rinnt mein Leben dem Tode zu.
Herr, Du kamst in diese Welt, um dem ein Ende zu machen. Aber
Du hast unser Leben nicht verlängert - immer noch dauert
es nicht ewig.
Du hast uns nicht unverwundbar gemacht - immer noch fügen
wir uns Verletzungen zu und schwächen uns gegenseitig.
Du hast uns nicht unendlich gemacht - immer noch haben wir nur
einen begrenzten Vorrat an Sand. Einen begrenzten Vorrat an
Kraft, an Plänen, an Wünschen. Nur ein begrenztes
Herz, das nicht alle Wunder fassen kann, nicht alle Plätze
dieser Erde sehen kann, nicht alle Sprachen der Menschen hören
kann. Irgendwann ist das Glas oben leer, das untere voll und
die Bewegung zum Stillstand gekommen.
Herr, Du kamst in diese Welt, um dem ein Ende zu machen. Zu hast uns zur Umkehr aufgerufen! Das ist es, was uns Leben einhaucht: Die Wende, die oben mit unten vertauscht. Das, was zum Erliegen gekommen ist, erfährt neues Leben.
Herr, lass uns immer wieder umkehren, immer wieder. Dann bleibt
Bewegung in uns, dann wird Zeit zur Ewigkeit, und Leben nie
versiegen. Amen.