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Neue Site - empfehlenswert! Ein Ableger der Karl-Leisner-Jugend: aktueller, kürzer, frischer und moderner: www.gut-katholisch.de.

Leben als Priester: 12 Menschen für ein Amt in der Kirche

Für den Katholikentag hat die Karl-Leisner-Jugend ein Heft erstellt, in dem sich 12 Priester vorstellen und von ihrer Berufung und ihrem ganz konkreten Alltag berichten. Hier nun wollen wir dieses Heft auch dem Internet-User zugänglich machen, auch wenn - zugegebenermaßen - die PDF-Version etwas lästiger zu lesen ist als ein richtiges Heft. Deshalb findest Du weiter unten den Text der priesterlichen Zeugnisse.

Die hier vorgestellten Priester (und auch ein Bischof) sind nicht alle Mitglieder der KLJ, sondern ein bunter Mix aus unserem Bistum. Allen Priestern ein herzliches Dankeschön für ihr Zeugnis!

Leben als Priester

12 Menschen für ein Amt in der Kirche: Das Cover

Kontakt:
Pfarrer Benedikt Elshoff
Jan Joest Straße 6
47546 Kalkar

Telefon 02824/2380

Schön...

...dass Du Dich für den Priesterberuf interessierst. Vielleicht hast auf diese Seite geklickt, weil Du für Dich selbst oder einen anderen Menschen, den Du gut genug kennst, mehr erfahren möchtest; weil Du eine Berufung zum Priester ahnst.

Bist Du neugierig und möchtest mehr erfahren, wie jemand dazu kommt, Priester zu werden? Hier kannst Du zwölf Priester kennen lernen (einer davon ist sogar Bischof). Wir haben versucht, alle Generationen sprechen zu lassen, also sind es zwölf sehr unterschiedliche Menschen, die aber eines gemeinsam haben: Sie sind glücklich und zufrieden mit ihrer Lebenswahl.

Wir wollen nämlich Werbung machen für die vielfältigen Möglichkeiten, die ein Leben als Priester im Dienst des Bischofs eröffnet. Daher kommen nur Priester unserer Diözese zu Wort. Es war kein Platz für die vielen anderen Möglichkeiten als ein Priester unter weltweit 400.000 (in einem Orden, in anderen Ländern und Kulturen) zu leben und tätig zu sein. Wir haben einfach die gefragt, die wir kannten. So viel zur Motivation und Auswahl; bleibt noch zu erklären, wer wir eigentlich sind.

Wir sind Priester, die sich regelmäßig treffen, um gemeinsam zu beten, über Gott und die Welt zu reden (bei Kaffee und Kuchen, oder beim Bier nach gemeinsamen Wandern). Zwei von uns haben hier auch mitgeschrieben. Wir haben im Jahr 2000 unsere gemeinsamen Projekte in der Jugendarbeit unter das Patronat von Karl Leisner gestellt. Er ließ sich als Theologiestudent in der Nazizeit gegen alle Einschüchterungsversuche der Machthaber zum Diözesanjugendseelsorger berufen und ist an den Folgen seiner Haft im KZ Dachau gestorben. Papst Johannes Paul II. hat ihn in Berlin selig gesprochen.

In unserer Zeit in unserem Land ist das Schwimmen gegen den Strom zwar selten so lebensgefährlich wie damals. Aber ganz einfach und normal ist es auch heute sicher nicht, als Kind bzw. Jugendlicher in ein Leben aus dem Glauben hineinzuwachsen und es dann als Erwachsener selbstbewusst zu führen. So ohne weiteres kommt kaum einer auf den Gedanken, sein ganzes Leben in den Dienst der anderen Christen zu stellen. Dazu kommt das “Problem” mit den drei evangelischen Räten (Armut, Ehelosigkeit, Gehorsam): für Außenstehende machen sie den Priesterberuf hoffentlich so unattraktiv, dass ihn keiner wählt, nur um sich selbst einen Vorteil in dieser Welt zu verschaffen.

Die Innenansicht der evangelischen Räte und der Berufung zum Priester sieht (über)natürlich anders aus. Das sollten alle wissen, die sich für den Priesterberuf interessieren und deshalb in den folgenden Texten lesen.

Viel Freude beim Lesen und Gottes Segen auf Deinen Lebenswegen!

Deine KLJ

Das Vorwort und Inhaltsverzeichnis

12 Menschen für ein Amt in der Kirche (pdf)
Zwölf Menschen für ein Amt in der Kirche
Walter Schepers

Pastor Walter Schepers ist seit über 50 Jahren als priesterlicher Seelsorger in der Gemeinde. Er hat aus dem Mund von Menschen den Ruf vernommen, den Willen Gottes, der ihn in Seinen Dienst am Menschen berufen wollte. Den Rest hat Gott gefügt.

Rufbereitschaft gehört zum Alltag. In Zeiten, in denen nicht mehr jedes Dorf seinen Pastor hat, aber noch viele Gläubige in der Krankheit die Krankensalbung und im Sterben die Wegzehrung empfangen möchten, übernimmt heute ein Priester im Dekanat diesen Dienst eine Woche lang für alle. Wir nennen das Rufbereitschaft. Der rufbereite Priester hat in seiner Woche Tag und Nacht sein Handy bei sich und eingeschaltet; ist also jederzeit erreichbar!
Rufbereitschaft ist aber auch mehr als eine Woche „Handy bei sich tragen“. Rufbereitschaft ist eine Lebensdevise aus dem Glauben.

Walter Schepers - Rufbereitschaft (pdf)

Ich habe das erfahren dürfen! Am Ende meiner fast vierjährigen Kriegsgefangenschaft begegnete ich im Lager Rennes in Frankreich dem Jesuitenpater Robert Manitius, - 30 Jahre alt.
Nach vielen Diskussionsabenden fragte er mich einmal allein: „Was machst du, wenn du nach Hause kommst?“ „Abitur, und dann wahrscheinlich Lehrer.“

„Werde Priester! Leute, die mitgemacht haben, was ihr mitgemacht habt, und den Glauben nicht verloren haben, braucht die Kirche in Zukunft.“ „Du bist verrückt; nie habe ich daran gedacht!“ „Doch, überleg dir das!“ – Schluss.

In der Nacht danach habe ich kein Auge zugemacht, seine Worte ließen mich nicht los! – Noch vor der Heimkehr am 3. Dezember 1948 wusste ich: Er hat Recht; Gott will es. Und meine Soldatenzeit und Gefangenschaft mit Entbehrungen, Glaubenskämpfen und Gebet war mein „Noviziat“. Rufbereitschaft auch bei Gott: Nach Abitur und Studium in Münster und Tübingen wurde ich am 17. Dezember 1955 geweiht. Das sind genau elf Jahre nach Karl Leisners Weihe in Dachau, beide sind wir Klever!

Mein Vater hat für meine Berufung gebetet! Vor der Subdiakonatsweihe schrieb mir mein Vater einen Brief mit u.a. diesen Sätzen: „Ich darf dir jetzt wohl zu deiner Beruhigung und zu meiner Freude sagen, dass ich mich genau erinnere, wie ich seinerzeit, als du noch bei deiner Mutter warst, bei einer stillen Stunde im Klösterchen dich dem lieben Gott zu seinem Dienste, wie er es gut befände, angeboten habe. Nun, da du ohne Zwang und ohne unser bewusstes Zutun seinen Ruf gehört hast und ihm gefolgt bist, dürfen wir alle überzeugt sein, dass es so wohl das Richtige ist. Wir wollen Gott Lob und Dank sagen für seine Güte und Weisheit und weiter auf Ihn vertrauen.“ – Nun wusste ich: Gott will mich!

„Bei den Menschen sein, aber nicht ohne Gott. Bei Gott sein, aber nicht ohne die Menschen!“ – Meine aktive Zeit in der Seelsorge (1958-1966 hauptamtlicher Berufsschulpfarrer; 1966-1993 Pastor in Kerken-Nieukerk) möchte ich unter dieses Wort von Erzbischof Werner Thissen (aus Kleve!) stellen. Dankbar erwähnen möchte ich nur eine wichtige und mir sehr wertvolle Erfahrung:

Gott mutet seinen Dienern in manchen Situationen oft sehr viel zu; zu viel scheinbar. Aber wenn man dann die anstehende Aufgabe übernimmt und um Kraft dafür betet, sorgt seine Gnade dafür, dass man es schafft! Auch Jesu Zusage: Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten! – erweist sich als absolut zuverlässig. In vielen hoffnungslosen Situationen, bei unlösbaren Problemen, erschütternden Menschenschicksalen und schweren Enttäuschungen habe ich die Macht des Gebets beglückend erfahren!

Irgendwann nach dem 50. Jubiläum meiner Priesterweihe, nach dem „Goldenen“ habe ich mich gefragt, ob es jetzt nicht Zeit wird zu gehen. In St. Nicolai in Kalkar erlebe ich seit 1993 Seelsorge ohne Verwaltung, Organisation und Ärger; eine schöne Zeit. Ich entdeckte Psalm 42,3 neu und machte ihn mir mehr und mehr zu eigen: „Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann darf ich kommen und Gottes Antlitz schauen?“

Aber rufbereit bleibt ein Priester auch im „Ruhestand“. Der Gedanke, vielleicht noch gebraucht zu werden, ließ mich schon bald die Worte des Hl. Martin beim Beten anfügen: „Herr, wenn ich deinem Volk nötig bin, verweigere ich nicht Arbeit und Mühsal. Dein Wille geschehe!“

Jochen Kosmann

Diakon Jochen Kosmann wollte eigentlich Jurist bleiben. Aber die Fragen nach dem Sinn des Lebens und dem Willen Gottes ließen ihn einfach nicht in Ruhe. Auf der anderen Seite ließen ihn die Fragen nach der Wahrheit unseres Glaubens nicht in Ruhe. Wenn wir wollen, gibt Gott Antwort.

Jochen Kosmann - Gottes Antwort weitergeben (pdf)

Eigentlich gab es keinen Grund, etwas Wesentliches in meinem Leben zu verändern. Es hätte alles ganz einfach sein können. Nach dem Abitur hatte ich ein Jura-Studium begonnen, das meinen Interessen entsprach, und nebenbei sammelte ich bei einer Veranstaltungsagentur erste Erfahrungen im Berufsleben, was mir Spaß machte.

Und doch stellte sich bei mir in stillen Momenten immer wieder derVerdacht ein, etwas Wichtiges zu übersehen. Immer öfter kam in mir die Frage auf, ob ich nicht Priester werden solle.

Aber warum ausgerechnet ich? Sicher, ich ging regelmäßig in die Kirche, und als Jugendlicher war ich in der Messdiener- und Jugendarbeit meiner Pfarrei engagiert gewesen und hatte damals auch schon darüber nachgedacht, diesen Beruf zu wählen.

Aber da ich mir damals nicht vorstellen konnte, ehelos zu leben, hakte ich diese Frage ab. Umso erstaunter war ich, als sie sich nun immer wieder und immer drängender stellte, und zwar in einer Zeit, in der eigentlich die Weichen für die Zukunft schon gestellt waren.

In mir regte sich auf der einen Seite Widerstand. Was für einen Sinn sollte es haben, Priester zu werden: Würde ich nicht durch den Zölibat zur Einsamkeit gezwungen und dann auch noch ständig von Arbeit überlastet sein? Doch andererseits spürte ich eine Sehnsucht, meinem Leben einen Sinn zu geben, der sich nicht mit einer oberflächlichen Ebene zufrieden gab.

Und nicht zuletzt war da dieses Gefühl, diesen Weg einschlagen zu sollen – man könnte es „Berufung“ nennen. Wichtig wurde für mich damals der Kontakt mit meinem Heimatpfarrer. Der war gerade neu in der Gemeinde und man merkte ihm an, dass ihm sein Beruf Freude machte und dass es mehr als ein „Job“ für ihn war.

Ich lernte: Priester zu sein, bedeutet also nicht, zwangsläufig unglücklich werden zu müssen! Je länger ich darüber nachdachte, diesen Weg einzuschlagen, desto deutlicher wurde für mich die Frage, ob mein Glauben wohl stark genug sein würde, mein ganzes Leben auf Gott aufzubauen:

Ist Jesus wirklich der Sohn Gottes? Ist er wirklich auferstanden? Passiert wirklich etwas bei der Wandlung in der Messe? Als Messdiener durfte ich in genau dieser Zeit des Fragens in der Osternacht im Jahre 2000 die Taufe von zwei Erwachsenen miterleben. Das war für mich ein Schlüsselerlebnis: Da stellten sich zwei Frauen vor die Gemeinde und bekannten öffentlich: Ja, wir glauben an den dreifaltigen Gott.

Und in diesem Moment merkte ich: Wenn ich noch nicht getauft worden wäre, dann würde ich es jetzt nachholen wollen. Meine Fragen waren verschwunden, mein Beten um das Glaubenkönnen war erhört worden.

Rund ein Jahr nach diesem Erlebnis – inzwischen hatte ich das Jura-Examen abgelegt – trat ich im Frühjahr 2001 in Münster ins Borromaeum ein und begann mit dem Theologiestudium. Nach dem Vordiplom wurde ich zur Fortsetzung meiner Studien nach Rom ins Collegium Germanicum et Hungaricum gesandt. In der Ewigen Stadt ist mir die Universalität unserer Katholischen Kirche noch einmal ganz neu bewusst geworden:

Pilger aus allen Kontinenten kommen hierher, um in vielen Sprachen und doch gemeinsam an den Gräbern der Apostel zu beten. Überall auf der Welt gibt es Menschen, die dasselbe glauben und so den Leib Christi bilden.

Erst vor kurzem zum Diakon geweiht, freue ich mich darauf, im Oktober 2008 die Priesterweihe empfangen zu dürfen. Wenn ich darauf schaue, was mich wohl in meinem priesterlichen Wirken erwartet, so möchte ich für die Menschen ein Botschafter Gottes sein, der nicht nur von Seiner Liebe zu den Menschen spricht, sondern diese auch in den Sakramenten greifbar nahe werden lässt. Kurz gesagt: Ich möchte Jesus zu den Menschen bringen und dadurch weitergeben, was ich von Ihm empfangen habe.

Michael Kenkel

Pfarrer Michael Kenkel hat sich als Werkzeug Gottes in den Sakramenten zur Verfügung gestellt und die Karl-Leisner-Jugend mitgegründet.

Michael Kenkel - Pfarrer, Internet- und Notfallseelsorger (pdf)

Als Jugendlicher habe ich versucht, nach christlichen Werten zu leben und bin zur Messe gegangen, weil mir das meine Eltern so beigebracht und vorgelebt haben. Als ich in das Alter kam, wo man alles hinterfragt hatte ich Gott sei Dank eine Gruppe von Jugendlichen getroffen, die fest im Glauben standen und über diesen diskutierten. “Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er uns den Sinn der Schrift erschloss?” Ich hab noch ein vergilbtes Bild bei mir an der Pinnwand, wo wir mit ca. zehn Leuten nachts auf den Tischen sitzen und über Gott und das Leid in der Welt diskutiert haben.

Es ist schon interessant - 23 Jahre später sind zwei dieser Freunde von damals Familienväter in der Gemeinde, in der ich nun Pfarrer bin - und ihre Kinder sind Messdiener bei uns. Heute sind diese dabei, dem Leben auf die Spur zu kommen und ich darf Ihnen Hilfestellungen dabei geben. (Ich habe keinen Kaplan bei mir in der Gemeinde und bin selber für die Jugendarbeit zuständig.) Das ist das, was mich an der Jugendarbeit so fasziniert: jungen Menschen, die auf der Suche sind nach dem Sinn des Lebens, die vieles ausprobieren und hinterfragen, die Wahrheit, den Sinn überhaupt vermitteln zu dürfen!

Ich habe lange Zeit spektakuläre Jugendgottesdienste organisiert mit Big Band, Kutsche in der Kirche, einem Besoffenen im Beichtstuhl oder einem eingemauertem Altarraum. Und dadurch haben wir sicherlich auch viele Menschen zum Nachdenken bringen können. Heute erlebe ich das Interesse der Jugendlichen z.B. auf einer Santiago-Wallfahrt (www.santiago-pilger.de) an Anbetung und Stille und einer Eucharistiefeier mit persönlichem Glaubenszeugnis. So gilt es immer wieder neue Formen für die altbekannten Fragen und Antworten zu finden.

Nach der Jugendarbeit ist die Arbeit mit Kindern nun zu einem Schwerpunkt in meinem priesterlichen Dienst geworden. Besonders die Kinderbibelwochen haben es mir angetan. Drei halbe Tage platzen unsere Pfarrheime aus allen Nähten, weil die Kinder zahlreich und mit Begeisterung dabei sind. Wir können auch heute Kindern von Gott erzählen, ohne dass ihnen langweilig ist; die Geschichte von Gott und seinen Menschen ist auch heute noch in unserem verweltlichten Deutschland begeisterungsfähig. Und über die Kinder erreichen wir auch die Eltern, die der Kirche eher fern stehen.

Natürlich ist es frustrierend, wenn die Kommunionkinder erst Weihnachten wieder in die Kirche kommen, obwohl wir Seelsorger sie mit Hilfe von ehrenamtlichen Katecheten mühevoll und intensiv auf den Empfang der Sakramente der Beichte und der Kommunion vorbereitet haben und wir müssen uns auch immer prüfen, ob wir nicht “Perlen vor die Säue werfen”. Doch ob es diese beiden Sakramente oder die anderen sind, stets weiß ich, dass ich es nicht alleine mache, dass wir Menschen es nicht alleine zu machen brauchen - Gott wirkt in diesen Sakramenten. Und ich darf sein Werkzeug sein.

Das war für mich ein Grund, nicht Pastoralreferent zu werden, sondern als Abiturient mit meiner damaligen Freundin Schluß zu machen und das Theologiestudium als Priesteramtskandidat zu beginnen: ich wollte den Menschen nicht nur durch meine “nette Art” helfen, nicht nur die Hoffnung auf Gott in Aussicht stellen, sondern ganz konkret Seine Zusage geben, wie es letztlich nur die Sakramente können.

Daneben bin ich als Pfarrer auch Arbeitgeber und Verwalter eines “Filialbetriebes” mit 51 Angestellten (alleine 32 in drei Kindergärten). Das erzeugt auch viel Schreibtischarbeit, die nicht immer Freude bereitet. Und doch schätze ich auch daran etwas: ich kann Einfluss nehmen, ich kann bei der Renovierung der Kirche, des Pfarrheims, des Kindergartens oder des Friedhofs auch Rahmenbedingungen schaffen, die für eine Seelsorge von Vorteil sind, die eine gute Liturgie ermöglichen, usw.

Wenn ich mich selber so lese komme ich zu dem Schluss, den ich schon des öfteren Menschen gesagt habe, die mich angesichts der Arbeitsflut bedauern: der Priesterberuf ist der schönste der Welt: abwechslungsreich: man hat mit Alt und Jung zu tun, mit dem Obdachlosen und dem Bürgermeister und (das freut mich besonders!) mit Freud und Leid: ich darf den Menschen nahe sein wenn sie in Not sind: schwere Krankheit und Tod - und wenn die Freude am Größten ist: bei der Trauung und Taufe des Kindes. Der Priester ist als Gottes Hand dann gefragt, wenn es wichtig wird.

Dr. Reinhard Lettmann - Bischof

Bischof Reinhard Lettmann ist schon als junger Mann von seinem Bischof in die Pflicht genommen worden, eine der größten deutschen Diözesen zu verwalten. In seiner langen Amtszeit hat ihn der Blick auf die Priester und die Gläubigen seines Bistums bestärkt, das Gebet mit der Hl. Schrift und die Feier der Eucharistie haben ihn getragen.

Reinhard Lettmann - Ein Leben als Bischof (pdf)

Meine frühe Jugendzeit fällt mit der Zeit des Nationalsozialismus zusammen. Denn am 09.03.1933 wurde ich in Datteln geboren. Unsere Familie wohnte am Kirchplatz. Sie war voll in das Leben der Pfarrgemeinde integriert. Schon früh wurde ich Messdiener. Gern habe ich diesen Dienst getan und bin so in das liturgische Leben der Kirche hinein gewachsen.

Wir hatten in der Pfarrgemeinde St. Amandus fünf Priester. Vor dem damals 70-j. Dechanten hatten wir großen Respekt. Im Haus der jüngeren Priester, vor allem von Vikar Demming und Kaplan Klümpen, ging ich ein und aus. So lernte ich das Leben der Priester näher kennen.

Im Alter von zehn Jahren wurden alle Jugendlichen Mitglied des Jungvolkes. Da ich lieber zu den Messdienerstunden ging als zum „Antreten“ des Jungvolkes, riefen manche mir nach: „Du Pastor“ oder „Du heiliger Franz Josef“. Das hat mich nicht sonderlich gestört, sondern mich darin bestärkt, den Weg in der Kirche zu gehen.

In den letzten Jahren des Gymnasiums habe ich damit geliebäugelt, Mathematik und Physik zu studieren. Dann aber habe ich mich doch für die Theologie entschieden und bin Priester geworden. 1959 wurde ich zum Priester geweiht.

Nach eineinhalbjähriger Kaplanszeit schickte mich Bischof Dr. Michael Keller nach Rom, um Kirchenrecht zu studieren. Nach Beendigung des Studiums ernannte Bischof Dr. Höffner mich zu seinem Kaplan. Ich konnte ihn zu allen Sitzungen des II. Vatikanischen Konzils nach Rom begleiten. An allen Sitzungen des Konzils habe ich, zunächst als Stenograph und dann als Platzanweiser teilgenommen.

Das Erlebnis der Weltkirche im Konzil hat mich tief beeindruckt. Bischöfe aus allen Teilen der Welt waren vereint im einen Glauben und suchten nach einem guten Weg für die Kirche in die Zukunft hinein. Meine weiteren priesterlichen Aufgaben führten mich aus der unmittelbaren Gemeindeseelsorge hinaus: Ich wurde Generalvikar, Weihbischof.

Bis vor wenigen Wochen 28 Jahre lang Diözesanbischof des Bistums Münster. Es ist mit mehr als zwei Millionen Katholiken das drittgrößte Bistum in Deutschland. In diesen langen Jahren der Tätigkeit auf der Ebene des Bistums habe ich alle Priester kennen gelernt.

Es hat mich in meinem bischöflichen Dienst bestärkt, erfahren zu können, wie die überwältigende Mehrzahl der Priester mit Freude und Einsatz-bereitschaft ihren priesterlichen Dienst tut. Mit besonderer Freude habe ich im Dom zu Münster und in allen Gemeinden des Bistums die Eucharistie gefeiert. Tausenden von jungen Menschen habe ich bei der Spendung der Firmung in die Augen geschaut. Trotz aller Wandlungen im kirchlichen Leben in den fünfzig Jahren, die ich überschauen kann, war es für mich eine Freude und Bestärkung, erfahren zu dürfen, dass der Glaube auch heute in den Herzen vieler Menschen lebendig ist.

Wichtig war es mir, in meinem Tagesplan eine feste Zeit für das Gebet, die Meditation und das Lesen der Heiligen Schrift vorzusehen. Die Psalmen des Alten Testaments, die wir im Stundenbuch täglich beten, sind mir eine willkommene Brücke des Gebetes zu Gott.

„Lass uns deinem kommenden Christus entgegen eilen.“ Als ich Bischof wurde, habe ich mir dieses Gebet an Gott, den Vater, ein Wort vom 1. Adventssonntag, zum Leitspruch gewählt. Ich bin dankbar und froh, dass ich mit so vielen Priestern und Gläubigen diesen Glaubensweg gemeinsam gehen konnte und weiterhin gemeinsam gehen werde.

Lars Bratke

Pfarrer Lars Bratke hat gleich zweimal Theologie studiert, evangelisch und katholisch. Doch hält er sich nicht mit theologischen Spezialfragen auf. Denn alle Christen sind sich einig, dass wir Gott nur deshalb richtig kennen, weil er den ersten Schritt getan hat – auf die Menschen zu. Er hat uns nach seinem Ebenbild geschaffen und ist Mensch geworden, um sein Abbild im Menschen zu vollenden. Dort wo die Menschen in ihrer Lebensgeschichte gerade stehen, wo wir ihnen begegnen, gilt es, das Einfallstor für Gottes Wirken zu entdecken und seine Liebe hinein scheinen zu lassen. In der Urlauberseelsorge ist diese Fähigkeit besonders gefragt, weil die Menschen nur kurze Zeit vor Ort sind und dann wieder in ihre Heimat zurückgehen. Jeder kommt mit einer anderen Geschichte, mit anderen Befürchtungen und Erwartungen. Dichtung kann helfen, das rechte Worte für sie zu finden.

Lars Bratke - Dasein für Gottes Menschen (pdf)

Immer sind es die Menschen,
Du weißt es,
ihr Herz ist ein kleiner Stern,
der die Erde beleuchtet.

So dichtet Rose Ausländer, und wenn ich auf die wenigen Jahre meines priesterlichen Dienstes zurückschaue, dann kann ich auch schreiben:

Immer sind es die Menschen. Ich sehe die Augen in den Gesichtern und die Hände, wenn ich die Kommunion austeile, das Lächeln im Gesicht der Messdiener, die Träne auf der Wange, wenn einer Schweres erzählt, die Freude über Gelungenes, den Dank nach ansprechender Predigt – das nimmt mich ganz ein und lässt mich dankbar dafür sein, dass ich Priester sein darf.

Damals, auf der Penne, wo alles langsam auf den Weg kam, waren es auch die Menschen. Begeistert von der Schule, wollte ich selbst Lehrer werden. Dann aber zog der Pastorenberuf mehr an – einerseits wegen der Bandbreite der Aufgaben, andererseits weil Gott wohl seine Hand im Spiel hatte. Getauft wurde ich schließlich mit dem Vers 1 aus dem 43. Kapitel bei Jesaja: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst mir.“

Da bleibt dann wohl nicht viel übrig, denke ich heute – auch schmunzelnd. Tatsächlich ist es nicht immer leicht, erdenschwere Tage gibt’s, sehr traurig ist manche Beerdigung und die Stunden des ringenden Gebets nach Schwerem, manchmal Unverständlichem. Doch wie behutsam Trost ins Herz ziehen kann, erfahre ich, wenn ein Wort mich oder andere aufrichtet, das himmelleicht ist.

Zurzeit darf ich Dienst an der Küste tun. Viele Urlauber kommen und haben Zeit für sich, ihre vielfältigen Bezogenheiten, fürs Denken und Seele-Baumeln-Lassen – dann eben auch immer mal intensiver als sonst für Gott. Die Menschen kommen zur Heiligen Messe in die Kirche oder zum Strandgottesdienst und erfahren heilsame Horizonterweiterung.

Kurzkontakte werden schnell zum Gespräch über Gott und die Welt, und aus manchem wird plötzlich eine tiefe Begegnung. „Wir hatten diese Woche unseren vierzigsten Hochzeitstag, können Sie uns bitte segnen“, sagt die Frau. Und der Mann, weil er tiefen Dank ihr und Gott gegenüber spürt, strahlt mit nassen Augen nach der Handauflegung.

Ja, immer sind es die Menschen, Gottes geliebte Gegenüber – für die Abbilder des Ewigen darf ich da sein, das ist Priesterleben pur: Schmerzlich, schön und wunderbar.

Marc Roebel

Der Geistliche Direktor Marc Röbel hat durch die Kirche den Menschen sehen gelernt, so wie er wirklich ist – in den Augen Gottes. Als Priester möchte er helfen, den neuen Blick auf den Menschen zu eröffnen, der uns befreit, wir selbst zu sein, uns Mut macht, so zu werden, wie wir sein können.

Marc Roebel - Den neuen Menschen im Blick (pdf)

„Sprechen Sie platt?“ Das war eine der ersten Fragen, die mir in Stapelfeld gestellt wurden. Stapelfeld liegt in Norddeutschland. Dort wird von vielen Menschen plattdeutsch gesprochen. Spontan kam mir der „Meckermann“ in den Sinn, eine Figur, mit der sich die Bewohner meiner Heimatstadt Bocholt in Westfalen auf ironische Weise selbst ein Denkmal gesetzt haben. Man hat diesem Original den angeblichen Wahlspruch der Bocholter in den Mund gelegt: „Ick bün derteggen. Wat is hier los?“ Auf gut deutsch: „Ich bin dagegen. Worum geht es hier eigentlich?“

In meiner heutigen Aufgabe möchte ich vor allem dabei mithelfen, einem bestimmten Negativ-Image der Kirche entgegenzuwirken. Seit 2007 bin ich Geistlicher Direktor der Katholischen Akademie Stapelfeld, einer Einrichtung der kirchlichen Erwachsenenbildung. Zu Recht oder zu Unrecht wurde die Kirche allzu lange mit der Rolle des ewigen Meckermanns identifiziert (oder der Meckerfrau, ganz wie man will). Dabei beinhaltet die christlich-katholische Sicht des Menschen doch vor allem eine positive Sicht des Menschen.

Papst Benedikt XVI. wird nicht müde, die positive Sicht des Menschen immer wieder herauszustellen, etwa in seiner Enzyklika „Deus Caritas est“. Das alles ist nun nicht zu verwechseln mit dem postmodernen Evangelium des anything goes, nach der Devise „erlaubt ist, was gefällt“. Mir liegt daran, ein realistisches Bild des „ganzen Menschen“ zu zeichnen, das seinen göttlichen Urgrund aufzeigt und seine Abgründe nicht ausblendet.

Für den Tag meiner Primiz habe ich damals eine Zeichnung von Johannes vom Kreuz ausgewählt, die etwas von unserem kostbaren Gottes- und Menschenbild zeigt. Dafür möchte ich als katholischer Geistlicher einstehen. Auf den ersten Blick sehen wir: ein Schmerzensmann. Kein schönes Mannsbild! So etwas findet unsere Wellness- und Beauty-Gesellschaft nicht besonders attraktiv. Aber dieser Gemarterte und Geschundene, dieser von allen Verlassene hat doch eines nicht verloren: sein höchstes Ansehen.

Es kommt hier auf die Perspektive an: Von oben wird dieser Gottessohn gezeigt, aus der Sicht des Vaters. Und dieses Bild vom Menschensohn ist eben auch ein Bild des Menschen. Dieses Bild, diese Perspektive möchte ich gerne in Stapelfeld einbringen; ein Bild, das mitten in der Welt und der modernen Wissensgesellschaft nach dem Ganzen des Menschseins fragt:

Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Was also ist der Sinn des Lebens? Diese Fragen der Menschen sind mir als Gemeindeseelsorger schon in Visbek, Emsdetten und Eggerode begegnet. Ich konnte sie an der Theologischen Fakultät Trier durch eine philosophische Doktorarbeit über „Staunen und Ehrfurcht bei Peter Wust“ vertiefen. Ich möchte sie auch in meiner Bildungsarbeit und seelsorglichen Aufgabe in Stapelfeld stellen, weil sie uns alle unbedingt angehen: Was ist der Mensch? Ich bin nicht dagegen, wenn man diese Frage auf plattdeutsch stellt. Ob hochdeutsch oder plattdeutsch – wir sollten sie nur in einem christlichen Horizont stellen.

Denn, so sagte es einmal der große Theologe Romano Guardini: „Den Menschen erkennt nur, wer von Gott weiß“. Auf diese Perspektive kommt es mir an. Zu dieser Aufgabe sage ich nicht „Ick bün derteggen“, sondern – wie vor zehn Jahren am Tag meiner Priesterweihe – „Ich bin bereit!“

Norbert Weßel

Pfarrer Norbert Weßel war zunächst Bankkaufmann, bevor er das Abitur im Abendgymnasium nachholte, um Priester zu werden. Mit der Hilfe des hl. Ignatius von Loyola und durch die Gemeinschaft Christlichen Lebens hat er Klarheit über Gottes Weg mit ihm gefunden.

Norbert Weßel - Probieren geht über studieren (pdf)

Seit meiner Priesterweihe im Juni 2000 begleitet mich das Wort: „Gott sieht uns, weiß, was für uns am besten passt, und da er alles weiß, zeigt er uns den Weg.” Das ist ein kurzer Abschnitt aus einem Brief des hl. Ignatius von Loyola an Franz Borja. Ergänzt werden diese Worte für mich durch ein Bild, das Ignatius als Pilger ‚allein und zu Fuß’ vor den Orten seines Lebensweges zeigt.

Personen und Orte, Suchen und Probieren sind entscheidend für das Wachsen und Reifen im Glauben. Das kann ich in der Rückschau auf meinen jetzt 42 Jahre dauernden Lebensweg bestätigen. Der Blick auf die Stationen des Anfangs lässt mir die Jahre der Kindheit und Jugend in Haltern am See, die Ausbildung zum Bankkaufmann und die sich anschließende Berufserfahrung vor Augen kommen.

Knotenpunkte auf diesem Weg waren der Zivildienst und das Nachholen des Abiturs am Schalker Abendgymnasium in Gelsenkirchen. Als Wegbegleiter sind mir Personen in wertvoller Erinnerung, die durch ihr Fragen und Mitgehen immer wieder meinen Blick auf Neues hin geöffnet haben. Während der Studienjahre in Münster und Wien lernte ich die Person und das Wirken des hl. Ignatius von Loyola kennen.

Der daraus folgende Kontakt zur Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL) und die ignatianische Spiritualität sind mir seither zur Heimat im geistlichen Leben geworden. Im April 2007 ernannte mich Bischof Dr. Reinhard Lettmann zum Kirchlichen Assistenten für die Regionalgemeinschaft Münster.

Das Gottes- und Menschenbild, wie es im ‚Prinzip und Fundament’ der Exerzitien des hl. Ignatius zum Ausdruck kommt, geben mir Richtschnur für Gebet und den Dienst am Nächsten: zunächst als Diakon in der Gemeinde St. Ambrosius in Ostbevern, dann nach der Priesterweihe im Jahr 2000 als Kaplan der Gemeinde St. Otger in Stadtlohn, ab 2004 als Kaplan der Gemeinde Hl. Kreuz in Münster mit der Zusatzaufgabe der Krankenseelsorge an den Unikliniken in Münster und seit 2007 als Pfarrer der Gemeinde St. Franziskus in Münster. Unterstützung durfte ich durch die Fortbildung in Geistlicher Begleitung und momentan darauf aufbauend in der Einzelexerzitienbegleitung beim IMS (Institut der Orden) erfahren.

Die unterschiedlichen Tätigkeiten der zurückliegenden Zeit ließ mich in Kontakt zu Menschen, ihren Problemen und den sozialen Spannungen unserer Zeit kommen: Das Leiden und die Einsamkeit der Kranken, die Sorgen und Nöte von Eltern in der Erziehung ihrer Kinder, das Finden und ringen um die eigene Identität bei Jugendlichen.

All dies zu erfahren, hat dazu beigetragen, meine eigene kleine Welt zu relativieren: mein Interesse für den Anderen ist neue erweckt und die Liebe und Bereitschaft zum priesterlichen Dienst gewachsen.

Hinzu kommt eine andere wertvolle Erfahrung: Von einer für mich zunächst fremden Gemeinde innerhalb kürzester Zeit vertrauensvoll und offen angenommen worden zu sein. Es ist ein Beziehungsnetz gewachsen, wie es vielfältiger nicht sein könnte. Zugegeben: es gab und gibt auch Spannungen, Verletzungen, Leiden an der Gemeinde, Einsamkeit und Enttäuschung. Doch dies macht Liebe echter und ist eine „Schule der Treue und Barmherzigkeit“. Nehme ich heute noch einmal die Anfänge in den Blick wird mir ein Unterschied deutlich:

Damals war das eigene Tun, der starke Wille, das Feuer der ersten Liebe vorrangig. Jetzt rückt Gott mit seinem Handeln an mir mehr und mehr in den Vordergrund. Ignatius von Loyola bekennt gegen Ende seines Lebens, dass er auf seinem Pilgerweg „Demut, Liebe und Geduld“ gelernt habe. Oft genug war sein Leben ein Hinfallen, Aufstehen, Weitergehen, Stolpern und Dahingleiten, Eilen und Lahmen. Es hat ihn zu einem Menschen gemacht, der mit den Worten charakterisiert wurde: „Der kleine Spanier, der ein bisschen hinkt und so fröhliche Augen hat.“ Ich hoffe, in Zukunft in Richtung von Demut, Liebe und Geduld wachsen zu dürfen.

Ich bin überzeugt, dass Gott jedem diese Gnade schenkt, der sich ihm vorbehaltlos als „Schöpfer und Herrn“ seines Lebens überlässt.

Rolf Lohmann

Domkapitular Rolf Lohmann hätte in den väterlichen Betrieb einsteigen können. Eine Gemeindemission setzte ein Fragezeichen dahinter. So begann er, ernsthaft über die Arbeit in der Kirche nachzudenken. Seine Erfahrung im Theologiestudium und Priesterdienst zeigt, dass er gut beraten war.

Rolf Lohmann - Vom Familienbetrieb zu Gottes Weinberg (pdf)

Da mein Elternhaus direkt neben der Pfarrkirche „Zur Heiligen Familie“ lag, bin ich seit meiner Kindheit mit der Kirche verbunden. Ich war Messdiener, in der Jugendarbeit aktiv, habe im Pfarrgemeinderat mitgearbeitet und als Organist gewirkt. Von daher ergab sich ein enges Verhältnis zur Gemeinde und zur Liturgie, die mich immer fasziniert hat. An sich wollte ich Betriebswirtschaft studieren, stamme ich doch aus einer kaufmännischen Familie, die seit drei Generationen einen Handwerksbetrieb führt.

Eine Gemeindemission mit Redemptoristen brachte eine Kehrtwende, die mich mehr und mehr in Frage stellte und mein Augenmerk verstärkt auf den Priesterberuf lenkte. Die Jahre des Studiums in Münster und München, die Gemeinschaft im Theologenkonvikt „Collegium Borromaeum“ und dann im Priesterseminar intensivierten den Wunsch, Priester zu werden und dem Evangelium zu dienen, zusehends.

Auch nach 19 Jahren priesterlichen Dienstes gehe ich weiter mit Freude und Erfüllung meiner Berufung nach. Ich stamme aus Westtünnen bei Hamm/Westf., bin seit 1989 Priester, war Kaplan in Coesfeld und Vikar in Billerbeck. Seit 1997 habe ich die Pfarrstelle St. Ida in Herzfeld und seit 2003 zusätzlich die Pfarrei Ss. Cornelius und Cyprianus in Lippborg inne. Herzfeld ist auch der älteste Wallfahrtsort Westfalens mit der neugotischen Wallfahrtsbasilika, in der sich das Grab der hl. Ida befindet; hier übe ich das Amt des Wallfahrtsrektors aus. Darüber hinaus hat mich der Bischof von Münster in die Liturgiekommission und in die Kommission für die inneren Angelegenheiten des Priesterseminars unserer Diözese berufen. Mit Urkunde vom 18. Juni 2007 wurde ich von Bischof Reinhard zum „nicht residierenden“ Domkapitular ernannt.

Gerade die Vielfalt der Aufgaben als Pastor ist interessant. Da gibt es das persönliche Glaubensgespräch mit Menschen aller Altersgruppen, den Kontakt im Kindergarten und in der Schule, die Sorge um Alte, Kranke und Sterbende, das Zusammensein mit den Vereinen, Gruppen und Gremien und nicht zuletzt die Zusammenarbeit mit den Haupt- und Ehrenamtlichen.

Erfüllend und bereichernd ist und bleibt für mich, dass das alles gebündelt wird in der Feier der heiligen Eucharistie, dem Gipfelpunkt christlichen und gemeindlichen Lebens. Bei allen Nöten des um sich greifenden Säkularisierungsprozesses, der an keiner Gemeinde vorüberzieht, erfährt mein priesterliches Leben hier Kraft und Energie für den oft herausfordernden Dienst.
Ganz interessant gestaltet sich die Aufgabe als Rektor der Wallfahrt in unserem Wallfahrtsort mit der Grabeskirche der hl. Ida. In den letzten Jahren haben die Pilgerzahlen stets zugenommen.

Immer mehr Menschen suchen an zentralen geistlichen Orten Ruhe und Besinnung. Sie wollen religiös auftanken und ihren Glauben vertiefen. Diesen Gläubigen beizustehen, sie als Pilger zu begleiten, sie anzusprechen mit der frohen Botschaft, bereichert mein priesterliches Wirken. Hier möchte ich weiter einen Schwerpunkt setzen, denn die Suchbewegung nach Gott kann keiner stoppen. Sie ist gegenwärtig und spürbar.

Neben dem persönlichen Gebet empfinde ich es als unerlässlich, gute persönliche Kontakte zu pflegen, sich geistlich auszutauschen und fest verwurzelt mit unserer katholischen Kirche zu leben. Dazu gehört die Treue zum Heiligen Vater in Rom, zur kirchlichen Lehre und die innere Verbundenheit mit der großen Gemeinschaft der Gläubigen. Nur so sind meiner Meinung nach die großen Herausforderungen in der Seelsorge zu meistern, die einem oft viel abverlangen, die mich aber auch motivieren, Zeugnis zu geben von der Größe und Liebe Gottes in unserer Welt.

Für mich ist das Priestersein ein großes Geschenk, für das ich dankbar bin. Die spirituelle Verankerung ist dabei Dreh- und Angelpunkt des Lebens; sie führt zu Gott und zu den Menschen und gibt dem Leben und dem Glauben Tiefe und Halt.

Christian Schmitt

Christian Schmitt hat auf seinem Weg zum Priestertum Höhen und Tiefen durchschritten. Das hat ihm geholfen, in weniger Jahren sehr unterschiedliche Aufgaben mit Freude und Erfolg anzugehen. Entscheidende Hilfe findet er dabei in der geistlichen Gemeinschaft Emmanuel.

Christian Schmitt - Aus der Erfahrung mit Christus leben (pdf)

Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden. Das kann ich auch von meinem Weg sagen.

Die Begegnung mit der Natur und mit dem Heiligen verstehe ich jetzt als die Auslöser. Im Rückblick sind da Erlebnisse wie die kindliche Faszination und Freude an der schier unendlichen Größe des Meeres; die tiefe Rührung bei einem Film über das Leben des Heiligen Franziskus; meine Sammlung und

Aufmerksamkeit bei der Schulmesse; der Gang durch die Felder hin zu meinem wunderschönen Elternhaus, bei dem mich der Gedanke überfiel: „vor 500 Jahren stand hier nichts, in 500 Jahren steht hier nichts, wofür willst du leben“; mein jugendliches Interesse für politische Verantwortung, das zu der beginnenden Einsicht führte, dass wirkliche Hilfe für die Menschen geistlich ansetzen müsste.

Später kam die Erfahrung der Stärke und Lebendigkeit von Gottes Liebe hinzu, so dass mir erstmals dämmerte: man kann vielleicht wirklich zölibatär leben, ohne verrückt zu sein. Ich könnte die Liste fortsetzen. Keiner dieser Punkte ist ein „zwingender“ Grund (wie denn auch: Gott zwingt ja nicht). Alle zusammen haben mir den Mut gegeben loszugehen. An Pfingsten (31.Mai) 1998 wurde ich im Paulusdom von Bischof Reinhard zum Priester geweiht.

Während der ersten zwei Jahre als Kaplan und auch noch einige Zeit danach war ich verantwortlich für Priester, Priester- berufungen und Seminaristen meiner Gemeinschaft im deutschsprachigen Bereich. In dieser Zeit lernte ich immer mehr zu versteh- en, wie Gott einen Menschen führt, und woran man es erkennen kann.

Dadurch wuchs mein Respekt vor dem Geheimnis der Freiheit des Menschen gegenüber Gott. Auch war mir selbst eine größere Krise auf meinem Weg zum Priestertum nicht erspart geblieben. Damals hatte ich gespürt, wie sehr Gott meine Freiheit respektiert, wie er aber auch trotz großer Schwierigkeiten weiterhilft.

Für mich bestand diese Hilfe in der Begegnung mit einer neuen geistlichen Gemeinschaft (der Gemeinschaft Emmanuel), durch die ich wieder Hoffnung und Freude fand in dem Wunsch, mein Leben ganz für Gott und seine Kirche einzusetzen. Danach kamen vier Jahre Dienst als Krankenhausseelsorger in einer Psychiatrie.

Hier wuchs mein Verständnis für die Verletztheiten der Menschen, und dafür dass Gott auch dann noch wirkt, wenn alles auf einer psychologisch schiefen Ebene steht. Zu dem Haus gehörte ein großer Wohnbereich für geistig behinderte Menschen. Im Umgang mit ihnen lernte ich die besondere Liebe und Barmherzigkeit Gottes für die Kleinen (und die Kinder) besser verstehen. Oft wurde ich gefragt: „Wie hältst Du das aus?“ Ich kann nur sagen, dass es mir eine große Freude war – besonders mit den Behinderten.

Während dieser vier Jahre studierte ich Kirchenrecht und schrieb eine Doktorarbeit über die Frage der Zulassung evangelischer Christen zur Eucharistie. Ich erkannte tiefer, wie kostbar das Geschenk der Einheit ist, und dass es sich lohnt, viel für sie einzusetzen. Ich erkannte auch, dass wir lernen müssen, mit ungelösten Problemen so zu leben, dass Gottes Güte und Barmherzigkeit sichtbar und fühlbar wird.

Danach machte ich die große und schöne Erfahrung: Pfarrer zu sein, ist ein wunderschöner Beruf. Denn ich wurde Pfarrer in Münster zusammen mit einem anderen Priester aus meiner geistlichen Gemeinschaft, der für mich zu einem echten Bruder wurde. Ich durfte Hirte sein für die Menschen, die Gott mir durch den Bischof anvertraut hatte, und meine Zeit und Kraft für sie einsetzen. Zugleich war die Gemeinschaft mit den Menschen in der Pfarrei, für mich die größte Freude und Bestätigung des Priesterseins.

Bereits nach nur zwei Jahren wurde ich gebeten, am Aufbau eines Studiengangs für „Mission und Dialog in Europa“ an der Universität Wien mitzuwirken. Dies ist ein Projekt meiner Gemeinschaft in Kooperation mit der Uni Wien. Wenn alles nach Plan läuft, werden wir im Oktober 2009 beginnen können. Unser geliebtes altes Europa ist wieder Missionsgebiet geworden, und wir wollen Menschen ausbilden, die das Beste geben, was wir zu geben haben: Gott, der in seiner Barmherzigkeit mitten unter uns ist – Jesus Christus.

Christoph Scholten

Subdirektor Christoph Scholten bemerkte sein Interesse am Priestertum als Messdiener in der Heimatgemeinde. Durch den gelebten Glauben in der Familie und der Pfarrei konnte er seiner Berufung nachspüren. Das Zeugnis Karl Leisners und die Schönstatt-Gemeinschaft hat ihn zu seinem entschiedenen Ja ermutigt.

Christoph Scholten - Priester für Christus ausbilden (pdf)

Wie habe ich meine Berufung zum Priestertum entdeckt und was / wer hat mir dabei geholfen? Zunächst meine Familie und meine Heimatgemeinde. Ich wurde 1971 in Xanten geboren und getauft.

Die ersten Zeugen des Glaubens waren meine Eltern – sie haben mit uns Kindern gebetet, aus der Kinderbibel vorgelesen, uns zum Gottesdienst mitgenommen. Ich habe von Kindesbeinen an erfahren, dass Glauben und Leben zusammengehören. Meine Mutter hat uns als Katechetin auf die Erstbeichte, die Erstkommunion und später auf die Firmung vorbereitet.

Der Wunsch, Priester zu werden, kam auf, als ich Messdiener geworden war. Ich spürte allmählich, wie mich die Mitfeier der hl. Messe anzog – nicht nur sonntags, sondern auch werktags.

Ich erlebte unsere Priester - und dass drei Xantener nach Münster gingen, um Priester zu werden, darunter mein bisheriger Messdienergruppenleiter! Ihr Vorbild und das Gebet um Priester- und Ordensberufungen haben mich herausgefordert, Gott im Gebet zu fragen, was meine Berufung ist.

Ich nahm mir als 18-Jähriger vor, jeden Tag ein Kapitel der Bibel zu lesen und den Rosenkranz zu beten. Außer bei den Messdienern (Altardienst, Gruppenstunden, Sommerlager) engagierte ich mich im Pfarrgemeinderat, im Jugendliturgiekreis und in der Eine-Welt-Gruppe. Als Domführer beschäftigte ich mich intensiv mit Karl Leisner, der in der Märtyrerkrypta des Xantener Domes begraben liegt.

Während meines Zivildienstes in der Altenpflege entschied ich mich dann: Ja, ich werde Priester! Ich habe in Münster und in Freiburg i. Br. Theologie studiert.
Den seligen Karl Leisner wählte ich als Fürsprecher. „Auf seinen Spuren“ entdeckte ich den Schönstatt-Priesterbund als meine geistliche Heimat. Dies und die jährlichen Exerzitien, das Studium und mein praktisches Mittun in der Kapellengemeinde Raestrup bestärkten mich.

Meinem Studium folgten ein halbjähriges Volontariat in einem Heim für schwerstmehrfach behinderte Kinder und Jugendliche in Ain Karem bei Jerusalem. Danach kamen das Gemeindejahr und das Diakonat in Schöppingen sowie das Priesterseminar. Bischof Dr. Reinhard Lettmann weihte Pfingsten 2002 neun Mitbrüder und mich zu Priestern. Bis August 2006 war ich Kaplan in Straelen, Auwel-Holt und Broekhuysen. Im September 2006 kam ich als Domvikar und Subregens des Priesterseminars wieder nach Münster.

Als Mitte meines priesterlichen Dienstes ist mir die tägliche Feier der hl. Messe sehr wichtig. Nur wenn ich selbst geistlich lebe, kann ich anderen Menschen das Evangelium verkünden – bei der Begleitung der Priesteramtskandidaten ebenso wie in der Pfarrseelsorge. Vieles von dem, was mir wichtig geworden ist, kann ich weitergeben.

Grundsätzlich gilt es, Gottes Liebe zu mir zu entdecken und darauf mit meiner Leidenschaft für Christus und der Bereitschaft zur Hingabe zu antworten – in der Liturgie wie durch tätige Nächstenliebe.

Die Heimat Jesu ist immer mehr zu meiner eigenen geworden. Seit einigen Jahren sind unsere „Anfänger“ für fünf Wochen zur Bibelschule im Heiligen Land. Geht es im späteren Studium an der Katholisch-Theologischen Fakultät um eine wissenschaftliche Auseinandersetzung, so steht hier die Begegnung mit dem lebendigen Wort Gottes im Vordergrund. In der Heimat Jesu und der Apostel dürfen wir Priester und Priesteramtskandidaten uns je neu senden lassen, seine „Zeugen [zu] sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde“ (Apg 1,8).

Wilfired Hagemann

Der Geistliche Rektor Wilfried Hagemann war nicht von Anfang an auf dem Weg zum schönsten Beruf der Welt. Erst musste er seinen Glauben allen Widerständen zum Trotz behaupten. Die tragende Nähe Gottes hat er zuerst bei den Eltern, dann im Priesterseminar und schließlich in der geistlichen Gemeinschaft der Fokolare erfahren. Jetzt kann er den Menschen die Nähe Gottes bringen.

Wilfried Hagemann - Die Nähe Gottes bringen (pdf)

Ich habe den schönsten Beruf der Welt, nämlich Priester Jesu Christi zu sein. Dabei habe ich diesen Beruf nicht wirklich gewählt, sondern ich kann sagen, dass ER mich erwählt hat. Als Priester bin ich mit vielen Menschen in Kontakt und kann ihnen helfen, neuen Sinn in ihrem Leben zu entdecken, eine echte Erfahrung mit Gott zu machen und dabei Jesus Christus und seiner Kirche immer tiefer zu begegnen. Wie vielen Menschen konnte ich bisher helfen, zu einer echten bleibenden Freude zu finden!!

Dies war mir zunächst nicht in die Wiege gelegt. Ich bin als Ältester von fünf Kindern am 30. August 1938 in einer gut katholischen Familie in Duderstadt im Eichsfeld geboren. Der Zweite Weltkrieg erschütterte mein Leben ganz spürbar, als wir von amerikanischen Soldaten aus unserer Wohnung geworfen wurden. Meine Eltern lebten mir in dieser Situation vor, wie der Glaube an Gott Halt gibt und tragfähig ist. Ich kam dadurch der Kirche näher und durfte schon mit sechs Jahren, vier Wochen nach Kriegsende, vorbereitet durch eine Ordensschwester zur Erstkommunion gehen.

Wir zogen aus beruflichen Gründen von Duderstadt nach Wilhelmshaven. Dort erlebte ich als Schüler mit nur drei Katholiken in der Klasse und vielen Nichtglaubenden tiefe Diaspora. Wegen meiner klaren Haltung hatte ich es schwer, weil ich einem aggressiven Klassenklima begegnete. Das machte mich fertig. Es fiel mir nicht leicht, die vielen kleinen Nadelstiche in der Klasse auszuhalten und zu überwinden. In dieser Zeit aber senkte gleichzeitig der Glaube an Jesus tiefe Wurzeln in meine Seele. Fünfzig Jahre später, bei der Feier des Goldenen Abiturs, baten mich meine Mitschüler offiziell um Verzeihung.

1957 ging ich nach Münster, ermutigt durch die Worte meines Kaplans, der sagte, ich hätte das Zeug zum Priester, und begann das Theologiestudium. In mir entwickelten sich eine klare Zustimmung und echte Freude. Ein Semester später wurde ich zum Weiterstudium nach Rom eingeladen. Dort sollte ich zehn Jahre bleiben.

Rom das bedeutete für mich Nähe zu den Päpsten Johannes XXIII. und Paul VI.. Das war auch das Zweite Vatikanische Konzil und die Auseinandersetzung mit den großen Fragen der Kirche, die heute noch aktuell sind: Kirche als Zeichen der Nähe Gottes in der Welt, als Stifterin von Frieden und Einheit mit Menschen aller Konfessionen, Religionen und Weltanschauungen. In Rom lernte ich aber auch die Fokolar-Bewegung kennen, die mein priesterliches Leben bis heute prägt und mir hilft, das Evangelium jeden Tag und in jeder Situation Ernst zu nehmen.

Der Bischof von Münster gab mir sehr schöne Aufgaben. Ich war Kaplan und Pfarrer und durfte in verschiedenen Phasen meines Lebens in der Priesterausbildung tätig sein, von 1968 bis 1974 als Spiritual, von 1996 bis 2004 als Regens. Heute leite ich das Exerzitienhaus „Gertrudenstift“ in Rheine und bin für etwa 80 ausländische Priester verantwortlich, die in der Seelsorge des Bistums mitarbeiten.

Wie sehe ich die Zukunft? Ich bin voller Hoffnung, denn auch heute gibt es junge Menschen, die sich mit Haut und Haar Gott verschreiben wollen. Die Gemeindestrukturen wandeln sich, es kommt zu großen Gemeindeverbünden. Und darin wird es Raum geben für kleine Zellen echter christlicher Gemeinschaften. Um Laien, die sich an ihren Lebensorten treffen, um Ehepaare und Familien, die ihren Auftrag als kleine Hauskirchen neu entdecken, um Hauptamtliche, die sich als Teams im Glauben verstehen. Die Hauptaufgabe der Priester ist hier der Dienst an diesen Gemeinschaften, sie durch das Evangelium und die Eucharistie zu nähren.

Ich spüre täglich wie stark der Hunger nach Gott bei den Menschen ist. Für mich gibt es nichts Schöneres, als diesen Hunger zu stillen. In der Spendung der Beichte oder, wie ich lieber sage, der Annahme, erlebe ich das Tiefste, das ich als Priester tun darf: den Menschen die Nähe und Barmherzigkeit Gottes zu bringen und erfahrbar zu machen.

Peter van Briel

Pfarrer Peter van Briel wollte Lehrer nur werden, bis ihn einer reizte, über eine Zukunft als Priesters ernsthaft nachzudenken. Erst als er den Unterschied zwischen beiden Aufgaben herausgefunden hatte, konnte er ein ganzes „Ja“ zu seiner Berufung sagen: Jetzt kann er mit Gottes Hilfe, für die Christen Christus sein, mit ihnen Christ; und Lehrer an einer großen Schule obendrein.

Peter van Briel - In Schule und Gemeinde (pdf)

Eigentlich wollte ich ja Lehrer werden. Aber der Mann vom Arbeitsamt, der uns in der 10. Klasse informierte, meinte, da wäre in absehbarer Zeit keine Arbeitsplatz zu bekommen. Viel bessere Chancen hätte ich, wenn ich EDV-Techniker würde (so hieß das damals), oder aber katholischer Priester.

Damit hatte er eine Frage aufgeworfen, die mich seitdem nicht mehr losließ. Warum eigentlich nicht Priester werden? Ich schaute meinem damaligen Kaplan immer wieder über die Schulter und fragte mich, ob ich das vielleicht auch mal so leben könnte... Und die Antwort wurde immer klarer: “Ja, das wäre ein Leben!”

Aber ich gebe zu, ganz so schnell ging es doch nicht. Denn die Frage, was einen Priester nun wirklich vom Lehrer oder Gemeindeleiter unterscheidet, blieb lange Zeit unbeantwortet. Als ich dann aber - erst mitten im Theologiestudium - die Antwort auch auf diese Frage gefunden hatte, war die Freude um so größer: “Ein Priester ist beauftragt, Jesus Christus spürbar werden zu lassen. Anfassbar. Hörbar. Sichtbar.” Ja, das wollte ich. Gerne!

Kurz vor meiner Weihe erzählte ich diese Geschichte unserem Regens und fügte ein wenig wehmütig hinzu: “Aber wenn einmal eine Stelle frei wird, in der ich als Priester gleichzeitig auch Lehrer sein kann, dann denken Sie an mich, ja?” - Dass es dann noch während meiner ersten Kaplanszeit so weit sein würde, hatte ich allerdings nicht gedacht. Schon nach drei Jahren als Kaplan in Rhede bat mich der Leiter des Priesterseminars, die Pfarrstelle in einem kleinen Ort (Halverde) zu übernehmen - und gleichzeitig Schulpfarrer in Recke an einer bischöflichen Schule mit mehr als 1.500 Schülern zu werden. Ich war begeistert!

Und bin es noch heute. Ich kann das, was mir am meisten menschliche Freude macht (Lehren, Erzählen, Erklären, mit jungen Menschen arbeiten) mit dem verbinden, was mir am meisten übernatürliche Freude macht (ein “anderer Christus” sein).

In der Schule bin ich - im Gegensatz zur Jugendarbeit in der Gemeinde - auch mit kritischen, ungläubigen oder desinteressierten Jugendlichen konfrontiert. Und das fordert mich immer wieder neu: Mit Begeisterung lehren, ohne jemanden zu überrennen; mit Geduld erklären, ohne zu langweilen; mit Kritik und Vorurteilen umgehen, ohne zu verzweifeln. Und vor allem: Sich von der jugendlichen Neugier immer wieder anstecken lassen.

Ganz besonders schön ist es, dass ich neben meiner Tätigkeit an der Schule die kleine Pfarrgemeinde leiten darf. Neben dem doch manchmal anstrengenden Schulbetrieb darf ich dort auch die Lebenswirklichkeiten als Priester begleiten, die sonst an der Schule nicht vorkommen: Taufen, Kinder- und Messdienerarbeit, Jugendfreizeiten, Trauungen und Beerdigungen. Das erinnert mich an den, von dem ich meine ganze Lebenskraft bekomme: Jesus Christus. Und es erinnert mich daran, was ich sein darf: Sein Priester.