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Predigtvorschläge - 01. Sonntag der Fastenzeit (Lesejahr A)
1. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2005)

Liebe Gemeinde!

Es braucht schon eine Menge Optimismus, um in der modernen Zeit, in der die Kirche für altmodisch erklärt wird, Jugendliche dazu einzuladen, in eine bestimmte Stadt zu kommen und sich dort mit dem Glauben zu beschäftigen oder gar Gott anzubeten. Solchen Mut und unbeirrte Zuversicht hatte der Papst, als er vor 22 Jahren die christlichen Jugendlichen aus der ganzen Welt nach Rom einlud, das Heilige Jahr der Erlösung mitzufeiern. Erstaunlich viele, nämlich mehr als 300.000 Jugendliche folgten der Einladung des Papstes. Hieraus wurde im Jahre 1985 die Idee der Weltjugendtage geboren. Der Papst schrieb damals an die Jugend: „Für diese Generation in ihrer vielfältigen Form und Ausrichtung sind vor allem die Erwachsenen verantwortlich. Euch kommt die Verantwortung zu für das, was eines Tages mit euch zusammen Gegenwart werden wird und zur Zeit noch Zukunft ist.“ Der Papst hat schon seit Jahren die Vision, daß Europa vom Unglauben wieder zum Glauben findet, also neu evangelisiert wird. Die jungen Menschen werden dies einst in der Hand haben.

Natürlich gab es von Anfang an Zweifler und Schwarzseher. „Da kommt sowieso kaum einer hin!“ – „Die Jugend von heute hat ganz andere Interessen!“ - solche Sprüche mußte sich auch der Papst anhören. Eben die alte Leier, die typische Nörgelei und der Griesgram unserer Zeit, der jede positive Regung lähmt und alle Freude und Begeisterung im Keim erstickt. Doch davon ließ sich unser Papst Gott sei Dank nicht beirren. Und so hat er – man glaubt es kaum – mit den Weltjugendtagen bis heute Millionen von Herzen erreicht und bewegt.

Ich selbst war 1993 in Denver, 1997 in Paris, 2000 in Rom und 2002 in Toronto dabei. Es war jedesmal ein unbeschreibliches Erlebnis der Einheit und des Friedens – Hunderttausende Jugendliche aus allen Teilen der Welt in Eintracht und Frieden versammelt, geeint durch den gemeinsamen Glauben. Fröhliche, singende junge Menschen, denen man die Glaubensfreude an den strahlenden Gesichtern ablesen kann. Zu bestimmten Momenten beten alle einmütig und voll Inbrunst, und bei vielen Jugendlichen fließen Tränen der Rührung.

Der Nachfolger Petri, auf den Jesus seine Kirche gebaut hat, findet immer wieder neue Worte, um Mut zu machen, ins neue Jahrtausend zu gehen, sich des Evangeliums nicht zu schämen, vielmehr stolz darauf zu sein. In Denver sagte er: „Das Evangelium darf nicht aus Furcht oder Gleichgültigkeit versteckt werden. ... Tragt in Euren Händen das Kreuz Christi, auf Euren Lippen das Wort vom Leben, in Euren Herzen die rettende Gnade des Herrn!“

Nun hat er also beschlossen, nach Deutschland zu kommen. Das ist eine so große Chance für uns Christen, daß ich nicht verstehen kann, daß sich bisher nur eine Minderheit dafür begeistert. So wie die Fußball-Weltmeisterschaft jetzt schon ihre Schatten vorauswirft, so müßte auch der Weltjugendtag Vorfreude auslösen. In 7 Monaten ist es soweit. Zuerst dürfen wir Jugendliche aus verschiedenen Ländern bei uns willkommen heißen, Jugendliche, die teilweise seit 2 Jahren dafür sparen, daß sie nach Köln fahren können, die ihren Urlaub lange für dieses Ereignis eingeplant haben. Nicht solche, die noch eine Woche vorher im Zweifel sind, ob sich die Sache überhaupt lohnt, die nicht wissen, ob sie vielleicht müde sein könnten von anderen Aktivitäten. Wir werden ganz gewiß außergewöhnlich nette junge Leute zu Gast haben, denn haben sie sich schon lange im voraus entschieden, dieses Festival des Glaubens mitzumachen. – Nach vier bis fünf Tagen der Gastfreundschaft im kleinen Kreise – allein die Pfarreien unseres Bistum wollen bis zu 40.000 Jugendliche aufnehmen – geht es dann nach Köln. Dort gibt es in der ganzen Stadt ein 5-tägiges Programm. Um die einzelnen Angebote aufzulisten, braucht man schon ein ganzes Buch. Der Höhepunkt ist eine nächtliche Vigilfeier unter freiem Himmel mit dem Papst und am nächsten Tag dann eine gemeinsam gefeierte Messe, an der womöglich eine Million Menschen teilnehmen werden.

Das sind nur nackte Zahlen. Was sich dort wirklich abspielen wird, das kann man nur erleben. Auf jeden Fall wird eines passieren: Viele Teilnehmer werden tief im Herzen berührt werden. Sie werden etwas erleben, was sie bisher für unmöglich hielten: daß Gott sie wirklich persönlich liebt und aufruft, sich für eine bessere Welt einzusetzen. Der Egoismus hat auf dem Weltjugendtag keine Chance – das werden auch die Kölner wohltuend erleben, die auch andere Großveranstaltungen gewohnt sind, die jedoch weitgehend beherrscht sind von Zügellosigkeit, Frivolität, Rücksichtslosigkeit und Ausschreitungen.

Das Motto des Weltjugendtages 2005 lautet: „Wir sind gekommen, um ihn anzubeten.“ Die Weisen aus dem Morgenland, die „Heiligen Drei Könige“ wußten, wen sie für den wahren Herrn der Welt hielten, und sie hatten keine Angst, es dem brutalen König Herodes zu sagen. In Köln werden die Gebeine dieser Weisen aufbewahrt und verehrt. Wenn Hunderttausende von Jugendlichen aus aller Welt dorthin pilgern, werden sie etwas spüren von der befreienden Kraft unseres Glaubens, der uns vor falscher Menschenfurcht bewahrt, indem er uns auf den wahren Herrn der Welt hinweist. Die Anbetung gilt Gott, nicht dem Menschen. Im Mittelpunkt des Weltjugendtags stehen weder die vielen jungen Menschen, die erwartet werden, noch der Papst, sondern unser Herr Jesus Christus. IHN zu suchen, zu finden und anzubeten, bringt Licht und Sinn in unser Leben und überrascht uns mit einer Freude, die ohne Ende ist. Wer sich auf den Weg macht, um Gott zu suchen, zu finden und schließlich anzubeten, der wird eine ungeahnte Freude erleben, und er wird merken, daß er dies nicht allein tun muß, sondern zusammen mit einer Gemeinschaft, die viel größer, stärker und anziehender ist, als er bisher gedacht hatte.

Die Frucht des lebendig gelebten Glaubens ist eine überschäumende Freude, so daß der ganze Mensch strahlt und die Augen leuchten. In der Tat kann man bei den Weltjugendtagen dies erleben: frohe Menschen mit lachenden Gesichtern, die zum Ausdruck bringen, daß die Teilnehmer in der Tiefe des Herzens ergriffen und nicht nur oberflächlich gekitzelt wurden. Gewiß stimmt dies nicht für alle und jeden Teilnehmer, aber doch in einer überraschend großen Zahl, denn nur wer sich für Gottes Liebe geöffnet hat, kann sie im Herzen spüren und nach außen ausstrahlen.

Ich hoffe, daß sich noch weitere Familien in Südkirchen finden, die bereit sind, Jugendliche für einige Tage bei sich aufzunehmen. Wer Näheres darüber wissen möchte, kann die Informationsveranstaltung am Mittwoch abend besuchen.

Ich hoffe weiter, daß der Weltjugendtag Spuren in der deutschen Gesellschaft und Kirche hinterläßt. Ob dies so kommt, hängt davon ab, wie gut wir uns vorbereiten.

2. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

es ist Fastenzeit. Na klar, das hat sich inzwischen herumgesprochen. Und in der Fastenzeit wird gefastet. Auch klar.

Aber worauf? Aus der evangelischen Kirche stammt die Aktion "7 Wochen ohne"; auf einen Zettel kann man dort ankreuzen, worauf man verzichten möchte: Auf Nikotin, Alkohol, Fernsehen, Auto oder sonstigen Luxus. Worauf verzichten Sie? Oder, wie ich in den letzten Tagen immer wieder höre, "was fasten Sie"?

"Fasten", das ist allerdings kein Selbstzweck. Es geht in der katholischen Kirche beim Fasten nicht um Selbstbeschränkung, Verzicht oder Selbstüberwindung. Im Grunde auch nicht um "Opfer". Es geht beim Fasten darum, frei zu werden - für Gott. Eigentlich ist die Fastenzeit eine Zeit der Vorbereitung auf Ostern, auf eine religiöse Feier, die die Grundlage unseres Glaubens ist. Da gilt es, Gott Platz zu machen in unserem Leben. Das Ziel einer österlichen Vorbereitungszeit ist die Erneuerung unseres Lebens.

In der alten Kirche begann mit der Fastenzeit für die neuen Christen die letzte Vorbereitung auf die Taufe, die ihren Platz in der Osternacht hatte. In der Zeit, in der sich die sogenannten Katechumenen auf DAS Ereignis ihres Lebens vorbereiteten, solidarisierte sich die Gemeinde und erneuerte auch ihren Glauben, gingen den Weg der Vorbereitung innerlich mit. Sie ließen sich nochmals wieder auf die vorbereitenden Predigten und Unterweisungen ein, baten nochmals in langen Gebetszeiten und ganzen Gebetsnächten um die Gnade, bei Gott sein zu dürfen.

In der Zeit, in der wir uns von den eingefahrenen Bequemlichkeiten lösen wollen und uns neu auf Gott ausrichten, ist kein Platz für Luxus, Lärm und fettes Essen. Fasten dient also einem Ziel: Der Befreiung vom Bösen. Dem Gebet. Dem Glauben. Der Aufmerksamkeit für Gott und den Mitmenschen.

Deshalb haben die Christen auch nicht lange überlegt, "was" sie fasten wollen. "Fasten" ist keine private Willensübung, sondern eine gemeinsame Zeit der Neuordnung. Deshalb kannten die Christen auch schon sehr früh eine "Fastenordnung", also eine gemeinsame Regelung. Eine Tradition, die die katholische Kirche bis heute bewahrt hat.

In der katholischen Fastenordnung gibt es deshalb drei Säulen, die für uns alle verpflichtend sind: 1. Das Gebet, 2. das Fasten und der Verzicht und 3. Almosen und Werke der Nächstenliebe.

(1) Diese Bußordnung, die keineswegs eine vorkonziliare überholte Tradition ist, sondern noch 1987 von den deutschen Bischöfen für uns alle verpflichtend gemacht worden ist, ermahnt uns zuallererst zum Gebet. Die Fastenzeit wäre keine wirklich Erneuerung unseres Glaubens, wenn wir nicht besonders um ein Gespräch mit Gott bemüht wären.
(2) Das Fasten ist etwas anderes als der Verzicht. Mit Fasten ist klipp und klar der Verzicht auf Essen gemeint. Nicht nur auf Süßigkeiten, Alkohol oder Sahnetörtchen. Wer fastet, der sollte nur noch einmal am Tag eine sättigende Mahlzeit zu sich nehmen. Darüber hinaus sind zwar kleine Stärkungen erlaubt - aber eben nichts sättigendes mehr.
Zum Fasten kommt dann der Verzicht auf persönliche Vorlieben - das ist das, was die "7-Wochen-ohne"-Aktion meint. Das bleibt dann tatsächlich einem jeden selbst überlassen und kann von Person zu Person sehr unterschiedlich sein. Übrigens: Verzichten sollten sie nicht auf etwas, das eine "sündhafte Angewohnheit" ist (z.B. zuviel Fernseh gucken) - sündigen sollen wir niemals, nicht nur in der Fastenzeit.
(3) Die dritte Säule ist die Öffnung für die, die Hilfe brauchen. Durch Geldspenden (Almosen) genauso wie durch besondere Zuwendung, Engagement und Zurückstellen der eigenen Pläne zugunsten von Familienmitgliedern oder Freunden.

Es geht also nicht darum, irgendetwas anzukreuzen und zu versuchen, sieben Wochen seinen eigenen Willen zu prüfen - das ist, wenn überhaupt, nur ein kleiner Teil, eine "Fastenzeit light" sozusagen. Außerdem kann das ja so verschieden sein, dass wir darin oft nichts mehr gemeinsan tun. Fastenzeit ist keine Zeit der Einzelkämpfer, keine Zeit der persönlichen Reife und Disziplin. Sie ist eine kirchliche Zeit, eine Zeit der Gemeinde, die sich gemeinschaftlich auf Gott ausrichtet. Es wäre schön, wenn wir wieder zu mehr Gemeinschaft in der Lage wären. Eine Gemeinschaft, die über den Gottesdienst hinausgeht und sich auch im Alltag zeigt. Auf zu Gott! Amen.

Fürbitten