Neue Site - empfehlenswert! Ein Ableger der Karl-Leisner-Jugend: aktueller, kürzer, frischer und moderner: www.gut-katholisch.de.
![]() |
KARL-LEISNER-JUGEND |
von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2005)
Liebe Gemeinde!
Bahnt dem Herrn einen Weg durch die Wüste! Diesen Aufruf des Täufers hören wir heute wieder, am 2. Adventssonntag. Und wir erfahren auch von der erstaunlichen Resonanz dieses Aufrufs: Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems kamen zu Johannes, bekannten ihre Sünden und ließen sich von ihm im Jordan taufen. Wahrhaft erstaunlich!
Nicht zufällig wird uns diese Begebenheit drei Sonntage vor Weihnachten in Erinnerung gerufen, diese Begebenheit, die ganz am Anfang des Evangeliums nach Markus berichtet wird, am Anfang der Heilsbotschaft von Jesus Christus, dem Sohn Gottes. Denn es braucht immer eine Vorbereitung: für das erste öffentliche Auftreten Jesu war die wegweisende Predigt des Täufers die Vorbereitung, für die Ankunft Jesu bei Ihnen und bei mir am Weihnachtsfest soll die Adventszeit eine ähnliche Wegbereitung sein.
Es gibt nämlich auch in unserer Zeit Wüsten, durch die der Weg erst noch gebahnt werden muß, damit der Herr kommen kann. Ich möchte drei solcher Wüsten nennen: die Wüste der Unzufriedenheit, die Wüste der Geistlosigkeit und schließlich die Wüste der Schuld. Jeder von uns wird im Laufe seines Lebens eine oder sogar mehrere dieser Wüsten in sich erfahren haben.
Da ist zum einen die Wüste der Unzufriedenheit. Schon mit einem noch ganz oberflächlichen Blick können wir erkennen, wie stark unsere Zeit von dieser Wüste bedroht ist. Junge wie alte Menschen, Reiche wie Arme kaum einer, der nicht mit dem ständigen Verdacht lebt, er könne irgendwo zu kurz gekommen sein; kaum einer, der nicht über irgend etwas klagt. Und diese allgemeine Stimmung ist ansteckend, sie breitet sich aus wie eine Grippewelle. Ich möchte dazu eine Beobachtung meiner Mutter erzählen: Da war ein Junge, der seiner Mutter begeistert von einem schönen Spielzeug erzählt, das er in einem Schaufenster gesehen hat. Doch als die Mutter ihn mit einem Geldschein abfertigt er solle es sich doch gleich kaufen , da verschwindet augenblicklich der Glanz der Begeisterung aus seinen Augen. Nun könnten wir verwundert denken: Er hätte doch zufrieden sein müssen! Wurde etwa sein Wunsch nicht befriedigt? Nein, durchaus nicht! Was der Junge gebraucht hätte, wäre die Zuwendung seiner Mutter gewesen, ihr interessiertes Zuhören, ihr Mitgehen mit seiner Begeisterung, ihr Mitfühlen mit seiner kleinen Sehnsucht. Das hätte ihm inneren Frieden gegeben dazu brauchte er das schöne Spielzeug gar nicht. Viel wichtiger ist das Wissen um die Harmonie seiner Gefühle mit denen seiner Mutter, das Gespür, verstanden und geliebt zu werden. Das läßt Zufriedenheit entstehen. Die Mutter hat leider das eine mit dem anderen verwechselt: die Begeisterung für ein materielles Ding, mit der viel tiefer sitzenden Sehnsucht nach Verständnis und Liebe. Sie gibt das eine und verschließt ihm gerade dadurch das andere.
Daß wir häufig in solcher Verwechslungsgefahr sind, hängt mit der zweiten Wüste zusammen, der Wüste der Geistlosigkeit. Ich meine damit nicht das Fehlen von Intelligenz und Wissenschaft, sondern die oberflächliche und schnöde Art, die ureigenen Fähigkeiten des Menschen die wir eben geistig nennen auf das Niveau von Tieren, ja sogar von Maschinen herunterzustufen. Beispiele gibt es genug: die Verwechslung von Liebe mit Sex, die Rede von künstlicher Intelligenz oder die Meinung, es könne nur solche Dinge geben, die man sinnlich wahrnehmen und technisch beherrschen kann. Entsprechend geistlos sind die allermeisten Fernsehsendungen und die Musik im Radio. Geistige und erst recht geistliche Beschäftigungen erscheinen vielen als zu mühsam oder als langweilig; da sind schon eher die sog. geistlichen Getränke gefragt, deren reichlicher Genuß allerdings in den meisten Fällen zu geistlosen Thekengesprächen führt.
Was passiert mit dem Menschen, der seinen Geist ganz im Materiell-Irdischen die Bibel sagt dazu Fleisch untergehen läßt? Er wird ständig vom Gefühl umhergetrieben, daß ihm etwas fehlt, aber er kann nicht sagen, was es ist. Er wird dieses Fehlende dort suchen, wo es mit Sicherheit nicht zu finden ist, und zugleich wird ihm der einzige Ausweg, die Zuwendung zu den geistigen und geistlichen Dingen zuwider sein. Denn so sagt der Apostel Paulus der irdisch gesinnte Mensch läßt sich nicht auf das ein, was vom Geist Gottes kommt; Torheit ist es für ihn, und er kann es nicht verstehen. (1 Kor 2,14) Dies ist auch die Erfahrung, die der heilige AUGUS-TINUS in seiner berühmten Selbstbiographie beschreibt: Wenn mir auch einmal ein Glück von ferne lächelte, mir ekelte, danach zu greifen; weil es entschwand, noch eh ich´s fassen konnte. (Conf. VI, 6) In ergreifenden Worten schildert er seinen elenden Zustand und die unverhoffte Rettung: Ich warf mich auf das Schöngestaltete, das du (o Gott) geschaffen. Du warst bei mir, und ich war nicht bei dir. Und was von dir solang mich fernhielt, waren Dinge, die doch, wenn sie in dir nicht wären, gar nicht wären. Du aber riefst und schriest und brachst mir meine Taubheit. Du blitztest, strahltest und verjagtest meine Blindheit... Und du berührtest mich, ich aber glühte in Sehnsucht auf nach deinem Frieden. (Conf. X,27)
Aus diesen wenigen Sätzen wird deutlich, daß nur Gott selber aus der Wüste der Geistlosigkeit befreien kann. Nur der Heilige Geist kann die Geistlosigkeit beenden, und darum kündigt auch Johannes der Täufer an, daß Jesus kommen wird, um mit dem Heiligen Geist zu taufen.
Und so ist es auch mit der Wüste der Schuld. Jede Sünde richtet in der Seele Verwüstungen an. Sündigen heißt, sich von Gott abwenden wie soll Gott da kommen, wenn ihm keine Wege gebahnt sind? Auf diese Frage antwortet der Prophet Jesaja mit seiner Frohen Botschaft, die Johannes der Täufer dann aufgreift: Seht, Gott, der Herr, kommt mit Kraft, und sein Arm greift ein. Ja, Gott kommt uns in unseren Wüsten entgegen, wir brauchen nicht zu verzagen. Gott kann die Wüste wieder zum Blühen bringen, ganz gleich, worin sie besteht. Lassen wir uns von dieser tröstlichen Botschaft ermutigen zum neuen Mitwirken mit der Kraft und Gnade Gottes. Dann können wir auch beginnen, für den Herrn Wege zu bahnen, uns von unserer Schuld abzukehren und neu zu Gott hinzukehren, der uns entgegenkommt. Ergreifen wir dazu die Gelegenheit zur Beichte und zur Mitfeier der Bußandacht!
Liebe Schwestern und Brüder,
wenn es im heutigen Evangelium heißt: "Bereitet dem Herrn den Weg", dann ist damit vor allem gesagt, dass ER kommt - nicht, das wir es sind, die Gott besuchen.
Gottes Größe zeigt sich vor allem in seiner Kleinheit: Er ist nicht der Herrscher, der uns in seinen Palast bestellt; er ist nicht der Richter, der uns eine Vorladung zustellt. Er kommt. Wir brauchen nur zu warten - und uns zu bereiten.
Dabei ist - genau genommen - die Bereitung noch nicht einmal Voraussetzung dafür, dass er kommt. Ob wir uns nun bereiten oder nicht - Gott hat sich auf den Weg gemacht, er ist bereits Teil dieser Welt, und auch Teil unseres Lebens. Wir brauchen ihm nicht den Weg zu bereiten, weil er aufgrund der vielen Steine oder Hindernisse sonst nicht kommt. Steine und Hindernisse haben wir - wenn wir ehrlich sind - schon genug in seinen Weg gelegt und tun es noch, Tag für Tag.
Nein, wenn es heißt: "Bereitet dem Herrn die Wege!" dann ist damit gemeint, dass es von unserer Vorbereitung abhängt, wie wir IHM begegnen werden. Sie kennen das: Da kommt jemand zu Besuch, der sich nicht angemeldet hat - und ihre Wohnung ist (mal wieder?) das reinste Chaos. Während sie noch das gröbste wegräumen, kommt Ihnen eine Entschuldigung nach der anderen über die Lippen. Vor allem aber ist der Besuch unangenehm - peinlich.
So ähnlich empfinden viele Menschen die Nähe Gottes.
Ganz tief im Inneren wissen sie, dass sie unwürdig gelebt
haben, dass es in ihrem Leben und in ihrer Seele mehr als
nur unaufgeräumt ist. Und anstatt sich über die
Nähe Gottes zu freuen, ist es ihnen nur unangenehm und
peinlich.
Ist es Ihnen nicht auch manchmal peinlich, auf ihren Glauben
angesprochen zu werden? Ist es Ihnen peinlich, beim Gebet
ertappt zu werden? Ist es Ihnen peinlich zu beichten?
Ich kann mich noch an eine der ersten Bußandachten mit anschließender Beichtgelegenheit erinnern. Nach der Andacht leerte sich zunächst die Kirche vollständig - und erst einige Zeit danach kamen die ersten zur Beichte wieder herein. Schön, dass diese wenigstens gekommen sind. Wieviele aber sind weggeblieben, weil sie sich schämten?
Oder, bei einem Hausbesuch, meinte eine Frau zu mir, dass sie gerne mal wieder zu Kirche kommen würde - aber nach so vielen Jahren wäre es ihr peinlich, einfach wiederzukommen. Was würden wohl die anderen sagen?
Liebe Schwestern und Brüder - die eigene Bereitung der Weg des Herrn ändert nichts daran, dass Gott immer wieder an meine Tür klopft. Sie ändert auch nichts daran, dass ich mich im Grunde nach einer innigen, liebevollen Gottesbeziehung sehne.
Wegbereitung meint nichts anderes, als dass ich dir Freude
in mir darüber, dass Gott auch mich liebt, wieder neu
entfache - damit mir mein Glaube nicht peinlich ist; ich mich
vor Gott nicht fürchte und meine Schuld genausowenig
verstecke wie meine Unaufgeräumtheiten.
Bereiten Sie sich! Beten Sie, leben Sie nach den Geboten und
aus den Sakramenten! Dann werden sie in Gott weder den strengen
Richter noch den unangemeldeten Besuch erkennen - sondern
das Kind in der Krippe, dass um nichts anderes bettelt als
um Ihre Liebe.
Amen.
Liebe Schwestern und Brüder!
«Bereitet dem Herrn den Weg» - damit ist - glauben
Sie mir - nicht gemeint, dass wir unsere Hauseinfahrten fegen
und die Bürgersteige säubern. Was wir bereiten sollen,
sind unsere Herzen, uns selbst.
Es ist allerdings schon ein eigenes Ritual, im Advent über
die unvermeidliche Hektik zu stöhnen und sie einander
vorzuwerfen. Wir sprechen immer wieder davon, dass adventliche
Vorbereitung eigentlich anders aussehen müsste. Wir fragen
nach mehr Ruhe, nach mehr Besinnlichkeit.
Was aber ist das genau - adventliche Vorbereitung, Besinnlichkeit? Wie soll das gehen, «die Herzen bereiten?»
Lassen sich mich versuchen, Ihnen zwei Anregungen zu geben:
Im Advent bereiten wir uns - wie das Wort Advent schon besagt - auf die Ankunft des Herrn vor. Und damit ist ja nicht nur die Ankunft in einer Krippe vor 2000 Jahren in Bethlehem gemeint.
Was wäre wohl, wenn am 25. 12. nicht nur der Weihnachtsmann von Milka, sondern der Herr selbst vor Ihrer Türe stehen würde? Wie würde ihre Vorbereitung eigentlich aussehen, wenn Sie jetzt schon wüssten: Im Advent bereiten wir uns auf die Ankunft des Herrn vor - und am 25. 12. ist es dann soweit. Er kommt, und macht alles - aber auch wirklich alles - neu ?!
Wahrscheinlich würden dann die meisten Geschenke, die Weihnachtsplätzchen und der Christbaum nicht mehr so ganz im Vordergrund stehen. Und der Truthahn oder die Weihnachtsgans wäre auch nicht mehr als eine Mahlzeit.
Keine Angst - ich verlange jetzt nicht, dass Sie in Endzeitstimmung geraten müssen. Aber vielleicht hilft Ihnen dieser Gedanke, festzustellen, was «adventliche Vorbereitung» eigentlich meint.
Und noch ein anderer Gedanke: Was schenken Sie eigentlich dem «Christkind»? Mein Vorschlag: Machen Sie sich selbst dem Herrn zum Geschenk. Achten Sie dabei weniger auf die Verpackung. Geschenke sollen schön und gut sein, nicht nur schön und gut verpackt.
Zum schönen und guten Geschenk wird man, wenn man Schönes und Gutes tut. Warten Sie mit Ihren gut Vorsätzen nicht erst bis Neujahr - sonst könnte es sein, dass der einzige, der in ihrer Familie am Weihnachtsabend kein Geschenk bekommt, Christus ist.
«Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet Ihm die Straßen! Zieht hinaus und bekennt Eure Sünden!» heißt es im Evangelium. Und, mit Verlaub, hier in den beiden Holzschränken links und rechts in der Kirche bekommen Sie - völlig kostenlos, jeden Samstag - den schönsten Weihnachtsschmuck.
Amen.
Liebe Schwestern und Brüder,
ein Fest lebt nicht nur von dem Tag, an dem wir es feiern,
sondern auch von der Zeit davor, in der wir Vorbereitungen
treffen.
Wenn ein großes Fest oder hoher Besuch ins Haus steht,
dann wird aufgeräumt, vorbereitet. Die Garage wird entrümpelt,
vielleicht auch der Keller, längst verloren geglaubte
Sachen tauchen unvermittelt wieder auf. Und je mehr Arbeit
zuvor investiert wird, umso schöner wird es nachher.
Allein schon das Gefühl: «Jetzt ist wieder alles
so, wie es sein sollte. Alles ist wieder in Ordnung.»
wertet das Ereignis oder den Besuch selber auf.
Liebe Schwestern und Brüder, Advent heißt vor Vorbereitung, Bereitung. Aber die Vorbereitung auf Weihnachten besteht nicht nur im Geschenke kaufen und Weihnachtsschmuck basteln. Es gehört auch das Aufräumen dazu, Hausputz halten. Hausputz der Seele. Denn Gott kommt uns besuchen! Und er will nicht einfach nur ein Gästezimmer, sondern in unser Herz einziehen. Darin aufzuräumen - das ist Advent.
Und deshalb gehört zum Advent wie zum christlichen Leben die Gewissenserforschung und die Beichte dazu. Ich denke, das habe ich Ihnen schon des öfteren nahe gelegt. Trotzdem regen sich immer noch Vorbehalte gegen dieses zentrale Sakrament unseres christlichen Alltags.
«Ich habe keine schweren Sünden begangen!»
Das macht nichts. Sie dürfen trotzdem kommen. Am schlimmsten
ist der Fehler, den man nicht mehr merkt. Und wer selten putzt,
weiß schließlich nicht mehr, wo der Dreck liegt.
Zur christlichen Pflicht gehört die Gewissenserforschung.
Am besten vor der Beichte.
«Ich komme auch ohne Beichte aus!» Zur christlichen
Überzeugung gehört, dass wir nur gut werden, wenn
wir uns an Gott halten. Da hilft uns weder eine Psychotherapie,
noch ausgewogene Ernährung, Vitamine oder Medikamente.
Heilig werden wir nur durch Gnade, durch Gottes Hilfe - wenn
wir beichten.
«Andere können mir bessere Tips geben!» Die
Beichte ist kein Beratungsgespräch: Beraten können
sie sich besser mit guten Freunden, den Eltern oder einem
Fachmann. Die Beichte ist nichts anderes als eine seelische
Sondermüllentladestation: Abgeben, auftanken, fertig.
Natürlich ist es besser, sich direkt bei dem zu entschuldigen,
dem sie Unrecht getan haben, als nur zur Beichte zu gehen.
Noch besser ist es aber, beides zu tun.
Selbstverständlich ist Beichten unangenehm. Die eigenen
Sünden zu sagen ist peinlich. Wäre es uns nicht
unangenehm, dann stimmt mit unserem Gewissen etwas nicht.
Auf den Zahnarztbesuch freut man sich auch nicht. Aber beides
hilft! Und wenn man regelmäßig geht (zum Zahnarzt
und zum Beichten), wird weniger gebohrt.
Viele haben früher einmal schlechte Erfahrungen gemacht
und können sich heute nicht mehr überwinden. Aber
auch ein unfreundlicher Arzt kann heilen und helfen; im Härtefall
kann man ja den Arzt wechseln. Suchen Sie sich einen Priester
ihres Vertrauens - aber suchen Sie keine billigen Ausreden.
Kämpfen sie sich dazu durch, den gemachten schlechten
Erfahrungen gute entgegenzusetzen.
Man kann die Beichte so hoch hängen, dass keiner mehr
dran kommt: «Ich beichte nur, wenn es mir wirklich schlecht
geht und ich mein Gewissen entlasten muss.» (Mit anderen
Worten: Nie.) Glauben Sie mir: Wer lange nicht mehr gebeichtet
hat, merkt gar nicht mehr, was sein Gewissen ihm sagt. Wer
sich lange Jahre nicht wäscht, merkt nicht mehr, ob er
stinkt.
Man kann die Beichte auch banalisieren: «Einfach nur
einen Spruch aufsagen, und das soll alles sein?» Wenn
ihnen das zu wenig ist, machen sie mehr daraus: Ändern
Sie sich nach jeder Beichte. Gott hilft garantiert dabei.
Und die Bußandacht? Die ist die sehr sinnvolle gemeinsame
Gewissenserforschung, die beste Voraussetzung für die
Beichte. Aber sie ersetzt in nichts das persönliche Bekenntnis
und die sakramentale Lossprechung. Geben sie sich nicht mit
einer halben Sache zufrieden!
Liebe Schwestern und Brüder, Aufräumen ist unangenehm, wenn's noch vor einem liegt. Aufgeräumt haben ist der Anfang vom Fest. Amen.
Liebe Schwestern und Brüder,
"damals in Russland haben wir richtig Weihnachten gefeiert.
Ich erlebte das Weihnachtsfest nie mehr so intensiv wie an
der Front", erzählten einmal zwei Männer, die
den 2. Weltkrieg überlebt haben.
Lange wusste ich nicht, was ich von dieser Geschichte halten
sollte. Wird hier der Krieg verherrlicht? Was kann an einem
Weihnachtsfest im frostigen Erdloch schön sein? Ich verbinde
Weihnachten mit dem warmen Wohnzimmer, in dem der Tannenbaum
glitzert und die Krippe aufgebaut ist.
Auf jeden Fall machten die Frontsoldaten die Erfahrung, die
sie für das Weihnachtsfest mehr öffnete als unser
jährlicher Advent. Ich vermute, sie hatten mir eins voraus.
Sie fühlten und kannten ihre Sehnsucht. Mitten im Krieg
sehnten sie sich nach ihrer Frau, nach ihren Kindern, nach
ihrer Familien, nach der Heimat, nach Frieden. Das tödliche
Treiben in Stalingrad und anderswo sollte endlich vorbei sein.
Vielleicht haben sie deshalb Weihnachten anders gefeiert,
als ich es heute tue: Ich fühle mich wohl, mir fehlt
scheinbar nichts, ich möchte nicht, dass endlich alles
aufhört. Ganz anders die Männer in Stalingrad damals
- und ganz anders die Menschen, die heute in Krieg und Not
stecken: Ihre Augen, Ohren und Herzen waren auf jeden Fall
offener für das, was im Stall von Bethlehem passiert.
Wer Sehnsucht hat, feiert besser Weihnachten. Sehnsucht bedeutet:
Ich werde süchtig nach dem, was mir fehlt und was ich
entbehren muss; was ich schmerzlich vermisse, was mir genommen
ist und was ich brauche zu meinem Glück. Aus diesem Grund
machte der Krieg süchtig nach der Heimat, süchtig
nach Frieden. Es stimmt, im Krieg hat der Mensch Sehnsucht
nach Frieden. In der Wüste treibt mich die Sehnsucht
nach dem Garten des Paradieses um.
Gott spricht Johannes den Täufer übrigens weder
in einer prachtvollen Kirche noch im gemütlichen Wohnzimmer
an. "Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes".
Wenn das vorher Gesagte stimmt, ist klar, dass Johannes mitten
in der Wüste Sehnsucht spürte und offen war für
den Ruf Gottes. Ist Wüste nicht mit der Front zu vergleichen?
Ist sie nicht genauso erbarmungslos wie das Schlachtfeld?
Wie viele Menschen sind in der Wüste verdurstet, verhungert,
ja sogar erfroren. In der Wüste herrscht der Tod, gegen
den der Mensch nur mit List und Tücke ankommt. In der
Wüste entsteht Sehnsucht. Die Wüste ist das Land
der Leere, in dem bis auf Sand nicht angehäuft wird.
Ich erinnere mich noch an die Zeit meiner Ausbildung im Priesterseminar.
Jeden ersten Donnerstag im Monat war Wüstentag - dazu
noch ein ganzes Wochenende im Semester. Nicht reden, kein
Telefon, kein Besuch. Es war schrecklich und wurde von uns
oft heimlich umgangen. Weil die Wüste danach verlangt,
gefüllt zu werden.
Herausforderung, Läuterung, Wandlung, Erneuerung - alles
weist auf die Sehnsucht, die in der Wüste aufbricht.
Der Mensch in der Wüste sehnt sich nach den Werten, die
das Leben ausmachen: Nach Freiheit, Gesundheit, Frieden, Liebe,
Geborgenheit, nach Gott. Deshalb beruft Gott in der Bibel
alle Propheten in der Wüste: Weil der Mensch dort am
stärksten Sehnsucht nach ihm verspürt. An allen
anderen Orten wird sie überdeckt oder verdrängt.
Und diese Wüste ist überall, mitten in der Stadt
- auch hier bei uns - nicht nur in der Sahara. Diese Wüstenerfahrung
machen Menschen, wenn sie vom Arzt die Nachricht erhalten,
dass sie einen unheilbaren Krebs haben, wenn sie von Menschen
schwer enttäuscht werden, wenn sie vor dem Nichts stehen
oder an der Schwelle des Todes. Die Wüste ist mitten
unter uns und keiner kann ihr entfliehen.
Der Mann in der Wüste, Johannes ist sein Name, er sehnt
sich nach seinem Gott. Und Gott sprach zu ihm, damit er ein
Prophet wurde und heute zu mir sprechen kann. Er bittet mich
heute, mich darauf zu besinnen: Ein Leben ohne Gott ist eine
unerfüllte Wüste. Mein Leben, so wie es jetzt ist,
ist unerfüllt. Es lässt sich nicht füllen mit
irdischen Dingen: Alles ist nur vorübergehend und tot.
Allein der lebendige Gott, Jesus Christus, lässt die
Wüste, in der wir Leben, aufblühen. Nichts anders,
niemand anderes. Johannes bittet mich umzukehren, umzudenken,
damit ich meine wahre Sehnsucht entdecken kann. Die Wünsche
nach Markenkleidung, der Stress, die Jagd nach Geld und all
die Hetze tragen kein Leben in sich. Was auf deinem Wunschzettel
zu Weihnachten steht, ist wahrscheinlich zu kurz.
Erkenne die Wüste, in der du vielleicht jetzt stehst,
als große Chance und bring deine Sehnsüchte, deine
Schreie und Wünsche als Gebet vor Gott, - dann wird es
für dich Weihnachten!
Mein Gott, was liegt hier alles im Weg! Kein Durchkommen mehr: typische Adventshektik: Geschenke kaufen, basteln, Lichterketten aufhängen, nach Angeboten Ausschau halten, Geburtstag nicht verpassen, Patenkind nicht vergessen, nach einem Tannenbaum gucken, wer hat dieses Jahr die schönsten, wer ist nicht teurer geworden. Urlaub schon gebucht? Ferienlager dabei berücksichtigt? Oder nächstes Jahr ne Wallfahrt? Mit den Verrückten zu Fuß nach Santiago? die Heranwachsende für Taizé begeistert? Griechenland mit Pastor? Medjugorje? Reicht das Weihnachtsgeld? Krankenkasse wird teurer, die Kinder wollen mehr Taschengeld, noch Geld für eine Spende übrig? Adveniat? Geld für die Versicherungen im Januar zurücklegen, die Adventsfeier mit den Kollegen - ich brauch noch ein kleines Geschenk, mit der Freundin über den Weihnachtsmarkt, wann nur? Am 24. wird schon wieder abgebaut - Warum? Ach ja Weihnachten.
Bei allem Verständnis: so wird kein Weihnachten kein Wunder, wenn 39% der 6-12 jährigen in Deutschland nicht mehr wissen, warum das Ganze.
Bahnt für den Herrn den Weg - das ist mit Advent gemeint! Das hat der Prophet Jesaja schon ganz richtig erkannt: da muss ein Weg gebahnt werden! Da reicht nicht ein schmaler Pfad durch all die Verpflichtungen hindurch.
Sondern ebnet ihm die Straßen durch die Wüste hindurch: jeder Berg von Ungerechtigkeit soll sich senken, jedes Tal von Unfriede sich heben. Das ist Advent.
Bei all den täglichen Sorgen, die sich naturgemäß zum Jahresende sammeln und durch die äußerlichen Vorbereitungen auf Weihnachten noch verstärkt werden:
Bemüht euch darum: so Petrus heute: von ihm wenn er kommt, ohne Makel und Fehler und in Frieden angetroffen zu werden.
Was nützt die schönste Adventsfeier, wenn ich nicht merke, wie der Arbeitskollege den Kummer in Alkohol ertränkt?
Was nützt die große Reiseplanung, wenn ich im Alltag dauernd rummäkle?
Was nützt das teuerste Geschenk, wenn ich nicht weiß, dass der Heranwachsende in der Schule unter Mobbing leidet?
Was nützt der prächtigste Heilig Abend, wenn ich mein Herz für Gott verschlossen halte?
Bemüht Euch darum, von ihm ohne Makel und Fehler und in Frieden angetroffen zu werden. Bereitet dem Herrn den Weg!
Amen.