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Predigtvorschläge - 18. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C)
1. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2004)

Liebe Gemeinde!

Nicht selten höre ich, wie Menschen stolz über sich und ihre Familie sagen: „Wir verstehen uns alle prima. Bei uns gibt es keinen Streit.“ Dann lockt es mich jedesmal, die Frage zu stellen: „Haben Sie schon mal geerbt?“

Unglaublich viel Geld lagert auf den Banken und ähnlich viel Wert steckt in Immobilien – und nicht wenige Menschen meiner Generation spekulieren auf ein ansehnliches Erbe. Doch fast ganz gleich, um wieviel Geld es geht, wenn der Erbschaftsfall eintritt gibt es fast immer einen Mordskrach zwischen den Verwandten. Das war schon immer so – wir hörten gerade, daß jemand Jesus als Schlichter im Erbenstreit vereinnahmen wollte. Doch dieser läßt sich gar nicht erst in diese Rolle stecken: „Mensch, wer hat mich zum Richter oder Schlichter bei euch gemacht?“ Und er warnt vor der Habgier, die zu allen Zeiten der Grund für Zank und Streit gewesen ist. Seine Mahnung ist jederzeit gültig: „Der Sinn des Lebens besteht nicht darin, daß ein Mensch aufgrund seines großen Vermögens im Überfluß lebt.“

Das Gleichnis, das Jesus zur Veranschaulichung erzählt, führt ein wohlbekanntes Verhalten vor Augen: Ein reicher Bauer will die Logik des Marktes ausnutzen und seinen ohnehin reichlichen Profit dadurch vergrößern, daß er das Getreide hortet, die Ernte zurückhält und so den Preis hochzutreiben versucht. Sein Besitz ist für ihn zur Ware geworden. Er hätte ja auch zufrieden sein können mit dem, was er hat – aber nein! er will die alten Scheunen sogar abreißen und größere bauen lassen. Seine ganzen Überlegungen kreisen um sein Ich. Dabei genießt er noch nicht einmal sein Leben. Sein Besitz erweckt in ihm keine Dankbarkeit, sondern neue Sorgen, und diese Sorge ist Vorsorge für sein Planen.

Dieses Verhalten erzeugt Ungerechtigkeit in der Gesellschaft, es spaltet die Gemeinschaft in Gewinner und Verlierer. Es ist heute nicht anders als gestern. Ein Arbeiter in Indonesien bekommt für einen Turnschuh, den er für Nike anfertigt, 12 Cent, und dieser Schuh wird bei uns für 120 Euro, das Tausendfache verkauft. Gewinnmaximierung auf Kosten anderer! Ein Kaffeebauer in Brasilien kann sich heute den Kaffee nicht mehr leisten, den er mühsam von den Feldern erntet – das war vor dreißig Jahren noch anders. Da konnte er es, und wir mußten damals noch einen fairen Preis bezahlen. Da es auf der Welt genügend Arme gibt, die für einen Hungerlohn arbeiten, können die multinationalen Konzerne die Regierungen und Gewerkschaften erpressen, Zug um Zug die sozialen Gesetze abzubauen. So verlagert VW einen Teil seiner Produktion nach Polen und zahlt dort einen Stundenlohn von einem Euro.

Jesus prangert dieses Streben nach Gewinn, der nur wenigen zugute kommt, an. Dazu muß er an die Wurzel des Übels gehen, die Habsucht. Gott spricht im Gleichnis zum habgierigen Mann: „Du Narr! Noch in dieser Nacht wird dein Leben von dir zurückgefordert.“ Jedem geschieht so, wie er gelebt hat. Wer das Leben als ein Geschäft auffaßt, als ein Leihen und Spekulieren, dessen Leben fordert Gott zurück, denn er hat es als Leihgabe gegeben. Wer sein Leben aber annimmt als Geschenk, als Gelegenheit zu lieben und zu dienen, der darf sein Leben behalten, und es wird ihm sogar das Ewige Leben dazugegeben.

Wer für sich selbst Schätze sammelt, der ist vor Gott nicht reich. „Sammelt euch nicht Schätze auf Erden, wo Motte und Rost sie verderben, sondern sammelt euch Schätze im Himmel.“ (Mt 6,19f) – „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz“ (Mt 6,21), sagt Jesus an anderer Stelle. „Niemand kann zwei Herren dienen“ (Mt 6,24). Wenn Gott unser Herr und unser Schatz ist, dann muß unser ganzes Streben darauf gerichtet sein, vor ihm reich zu werden, d.h. unser Herz ihm und dem Mitmenschen zuzuwenden. Diese Wahrheit müssen wir uns früh genug bewußt machen, sagt Jesus, jetzt schon, wo wir noch jung sind und es uns gut geht, damit wir nicht nur für uns Schätze sammeln, die doch nur Windhauch sind und vor Gott nicht zählen.

2. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Sind sie gut versichert? Haben sie neben der Krankenversicherung, der Arbeitslosenversicherung, der Pflegeversicherung, der Haftpflichtversicherung auch noch eine Hausratversicherung? Eine Unfallversicherung? Wie sieht's mit einer Fahrradversicherung, Kaskoversicherung, Glasversicherung, Urlaubsversicherung und Lebensversicherung - und was man sonst noch alles versichern kann - aus?

Wir sind eine Gesellschaft der Versicherten. Versicherungen bieten guten Schutz, wenn plötzlich Unglücksfälle auftreten. Das Geschäft mit den Versicherungen läuft, weil wir alle ein großes Bedürfnis danach haben, gesichert zu leben.
Durch Versicherungen aller Art versuchen wir unser Leben in den Griff zu bekommen, vor allem: Die Zukunft in den Griff zu bekommen. Wir wissen nicht, was da alles auf uns zukommt. Wir wissen nur, daß so einiges passieren kann.

Außerdem planen wir gerne. Mit den Versicherungen planen wir unseren Schutz vor bösen Überraschungen. Der Urlaub war seit Monaten geplant, vielleicht auch schon der im nächsten Jahr. Karriere und Hausbau, Familienfeierlichkeiten und besondere Ereignisse wollen ebenfalls von langer Hand geplant sein.

Gerade hier aber warnt uns sowohl die Lesung als auch Jesus im Evangelium: Es kommt nicht auf unsere großen und kleine Pläne an. Worauf es Gott ankommt, ist nämlich nicht das, was noch in der Zukunft liegt. Was haben wir schon von der Zukunft in der Hand?

Wenn wir «jetzt» sagen und die Zeit meinen, in der wir leben, so sind einige schon so bescheiden und meinen damit nicht unser Zeitalter, unser Jahrhundert, sondern nur das Jahr 2004, in dem wir gerade leben. Doch was haben wir von diesem Jahr schon in der Hand? Die eine Hälfte ist vergangen, daran läßt sich nichts mehr ändern - auch wenn wir das gerne würden. Und die andere Hälfte des Jahres liegt noch im verborgenen. Was wird da noch kommen?
Aber selbst nur diesen Sommer - diesen Monat - oder diese Woche liegt gar nicht in unseren Händen. Nichts können wir noch von dem ändern, was allein dieser Tag schon gesehen hat, nichts können wir endgültig voraussehen, von dem, was heute noch kommt.
Allein in unseren Händen liegt der Augenblick, das Jetzt. Nichts anderes. Weder die Zukunft, noch die Vergangenheit. Nur das, was im Moment, im Augenblick geschieht, können wir beeinflußen.

Nun gut, ich gebe zu: Machen Sie ruhig Plänen, schließen sie ruhig Versicherungen ab. So weltfremd bin weder ich noch die Bibel, daß ich nicht sehe, wie sinnvoll solche Einrichtungen sind. Aber: Leben müssen wir jetzt! Leben können wir immer nur im Augenblick, nicht in der Zukunft und nicht in der Vergangenheit.

Und Leben - das heißt, die Welt, die Natur, das Wetter genießen und sich daran freuen. Die Menschen genießen und sich mit ihnen freuen. Gott genießen - und sich an ihm freuen. Das Gebet zu genießen.

Sind sie hier? Sind sie in Gedanken jetzt hier? Bei ihren Nachbarn, in dieser Kirche, mit Gott? Oder sind sie in Gedanken schon beim Grillen heute abend, im Freibad morgen oder bei der Arbeit am Montag?
Jetzt haben sie die Möglichkeit, in diesem Augenblick. Aber dieser Augenblick ist nicht nur unser Augenblick. Letztlich sind es die Augen Gottes, die uns anblicken und dadurch unsere Antwort, unser Mittun, unser Danken erwarten.

Und nur diese Augenblicke machen uns reich. Reich sind wir nicht durch das, was wir haben und uns leisten können. Reich ist der, dem der Augenblick gehört, und der jeden neuen Augenblick aus Gottes Hand nimmt.

Amen.

Fürbitten