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Predigtvorschläge - 20. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C)
1. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2007)

Überraschend unbequem ist der Jesus des heutigen Evangeliums, liebe Schwestern und Brüder!
Nicht von der Liebe zum Nächsten oder dem Frieden untereinander oder der Seligkeit der Barmherzigen spricht er, sondern vom Zwietracht, Streit, Entzweiung.

Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung.

Wer nur diesen Satz liest oder hört, der kann es mit der Angst zu tun bekommen. Mit einer Angst vor Gottesstreitern, die in der Nachfolge Jesu ohne Rücksicht auf Verluste alles Nichtchristliche, ja alle Nichtchristen ausrotten wollen.
Vielleicht kommt dem einen oder der anderen die Phantasie von christlichen Fundamentalisten, die wie die z. Zt. wütenden Islamisten Terror und Schrecken verbreiten. Jesus ein Kriegstreiber?

Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung.
Dieser Satz ist sperrig und seine Botschaft irritiert. Wenn man diesen Satz isoliert liest. Was sagt er aber aus, wenn man ihn im Sinnzusammenhang liest, zusammen mit den Worten davor und danach? Was sagt er aus, wenn man ihn vor dem Hintergrund des ganzen Lebens und der Botschaft Jesu liest?

Jesus ist kein Kriegstreiber. Er war niemals ein Feldherr, der seine Truppen mit Waffengewalt gegen Andersgläubige geführt hat. Das hat Mohammed getan, aber nicht Jesus.
Das Wort Jesu ruft uns nicht auf, mit Brutalität gegen alles Nichtchristliche oder gegen die Nichtchristen um uns vorzugehen.

Ihm geht es vielmehr um unser Inneres. Einen inneren Feldzug sollen wir führen gegen das Unchristliche, Nichtchristliche in uns. Es geht ihm um unsere Entscheidung: für oder gegen IHN. Ganz oder gar nicht.

Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. sagt ER.
Das Element Feuer ist in der Sprache der Bibel ein Bild für das Wirken, die Anwesenheit Gottes. Als Feuersäule geht er dem Volk Israel in der Wüste voran. Im Feuer, das brennt aber nicht verbrennt, offenbart es sich dem Mose. Das Feuer von oben verzehrt das Opfer des Abraham.
Das Feuer ist aber auch Bild für die Prüfung, die Reinigung, die Entscheidung. Mit einer glühenden Kohle wird die Zunge Jesajas von Engeln gereinigt. Oft spricht die Schrift davon, dass Menschen wie Gold im Feuer gereinigt werden müssen.

Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen.
Der Herr will, dass wir uns für IHN entscheiden. Ganz Feuer und Flamme für IHN sind. Für IHN, der wie er sagt mit einer Taufe getauft werden muss. Er meint damit sein Kreuz.
„Wer mir nahe ist, ist dem Feuer nahe“ überliefert der Kirchenvater ein Wort Jesu, das nicht zur Bibel gehört.

Wer Jesus nahe sein will, muss sich entscheiden. Und das ist nicht immer leicht. Jesus ist ja nicht einer, der mit schönen Kalendersprüchen daherkommt. Für fromme Allgemeinplätze und nette Benimmregeln ist er nicht ans Kreuz geschlagen worden. Er starb am Holze des Kreuzes, weil er sich als der Sohn Gottes offenbarte.

„Wer mir nahe ist, ist dem Feuer nahe“ – An Jesus scheiden sich die Geister. Und deshalb auch die Menschen. Wer sich für Christus entscheidet, erntet nicht unbedingt Applaus. Es kann sein, dass sich Menschen von ihm abwenden, dass Freundschaften infrage gestellt werden, dass es auch zuhause zu Konflikten kommt. Darauf geht der Herr deutlich ein, wenn er sagt: Denn von nun an wird es so sein: Wenn fünf Menschen im gleichen Haus leben, wird Zwietracht herrschen: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei.

Wer sich für Christus entscheidet – und damit auch für seine Kirche – kann nicht nur mit Zustimmung rechnen. Gerade in einer Zeit, wo man das Religiöse einzuebnen versucht in ein esoterisches Wohlgefühl oder zu pädagogisieren versucht, als sei Religion nur eine Art wohlfeile Moral für Gutmenschen. Diese Form der unverbindlichen Religiosität scheint mit in unseren Tagen vorherrschend zu sein, eine Art kleinster gemeinsamer Nenner, nach dem Motto: Irgendwie glauben wir doch alle an den einen Gott.

Ein Christ aber, glaubt nicht irgendwie an einen Gott. Er sieht das Antlitz Gottes in Jesus Christus. Und jeder, der in die Augen Jesu schaut, muß sich entscheiden: für oder gegen ihn. Damit einher geht die Entscheidung für die Kirche, seinen mystischen Leib.

Vielen scheint eine solche feste Haltung unmöglich zu sein. Deshalb tut es gut, spornt es an, auf Menschen zu blicken, die sich entschieden haben. Es tut gut sich ein Vorbild an den Heiligen und Seligen zu nehmen.
An ihnen hat mich immer wieder fasziniert, dass sie, nachdem sie sich ganz für Christus entschieden hatten, innerlich frei waren, um für das wirklich Gute einzutreten. Ich denke da z. B. an Mutter Teresa, an Thomas Morus, an Elisabeth von Thüringen oder auch an die Gründerin des Ordens unserer Schwestern in Grafenwald, an Magdalena Postel.

Aber ist das was für uns? Nehmen wir da den Mund nicht etwas zu voll, wenn wir uns mit Heiligen messen wollen?

Die Antwort gibt die Lesung aus dem Hebräerbrief:
Da uns eine solche Wolke von Glaubenszeugen umgibt, wollen auch wir alle Last und die Fesseln der Sünde abwerfen. Lasst uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der uns aufgetragen ist, und dabei auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender unseres Glaubens; er hat angesichts der vor ihm liegenden Freude das Kreuz auf sich genommen, ohne auf die Schande zu achten, und sich zur Rechten von Gottes Thron gesetzt.

Das Vorbild der Heiligen und Seligen - die nicht vom Himmel gefallen, sondern auf der Erde gewachsen sind – kann uns ein Ansporn sein, es ihnen gleichzutun. Zumindest uns zu bemühen.

Wer mir nahe ist, ist dem Feuer nahe. – Für Christus und seine Kirche brennen – das ist Heiligkeit.
Und es ist ein offenes Geheimnis, dass es Weltkrisen gibt, weil es an Heiligen mangelt.

Es liegt auch an Ihnen, Dir und mir und der Art, wie wir unseren Glauben ernstnehmen, ob sich etwas zum Guten wendet oder nicht.

2. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2007)

Liebe Gemeinde!

Vermutlich haben Sie schon mal etwas von den amerikanischen Fernsehpredigern gehört. Sie erreichen hohe Einschaltquoten und können sich durchaus mit den kommerziellen Fernsehshows messen. Sie sind erfüllt von guter Laune, sie feiern den Überfluß und sie bieten den Menschen genau das, was sie sehen und hören wollen. Sie tun damit wahrscheinlich ziemlich genau das Gegenteil von dem, was Jesus getan hat, denn Jesus hat den Menschen nicht das geboten, was sie wollten, sondern nur das, was ihnen nottat. Das heutige Evangelium gibt uns da ein eindrucksvolles, ja bestürzendes Beispiel.

Vielleicht sind wir schon zu sehr von der geruhsamen Fernseh-Welt eingelullt, daß wir für diese Worte gar kein Verständnis mehr aufbringen. Und doch haben sie über die Jahrhunderte ihr Echo gefunden und Menschen aus falschen Bahnen geworfen – hinein in eine lebendige Beziehung zu Christus. So der berühmte Philosoph Blaise Pascal, in dessen Rock man nach seinem Tode die folgenden Worte auf einem Zettel eingenäht fand:

„Feuer, Gewißheit, Gewißheit, Empfindung, Freude, Friede, Vergessen der Welt und aller Dinge, ausgenommen Gott.“

Ja, Pascal und viele andere haben es erfaßt, was Jesus wollte, nämlich Feuer auf die Erde werfen, das Feuer der göttlichen Liebe, den Heiligen Geist! Mit Leidenschaft gegen Gleichgültigkeit und Trägheit ankämpfen trotz allen Widerstands, ja, Widerstands bis zum Tod! Wenn unsereins, besonders aber die Fernseh-Leute von Liebe sprechen, dann spürt man wenig von innerer Glut, von Entschiedenheit und der unbeirrbaren Bereitschaft, allen Widerständen entgegenzutreten. Im Fernsehen werden uns überwiegend erotische Hochglanz-Bilder präsentiert, lächelnde, vor Gesundheit strotzende Stars, die allseits beliebt sind und von Moral wenig verstehen, geschweige denn praktizieren. Da ist kein Feuer, weder heiß noch kalt, sondern es weht eine laue Luft, eine unentschiedene Beliebigkeit und zugleich eine naive Weltfremdheit, die alles als Unterhaltung und Amüsement aufnimmt, aber keine Ernsthaftigkeit kennt.

Das Feuer der Liebe Christi kommt aus einer ganz anderen Welt. Es drängt zur Entscheidung, und wen es in Brand gesetzt hat, der kann gar nicht anders, er muß dieses Feuer weitergeben, zugleich aber der satten Seichtheit des bloßen Zeitvertreibs entsagen. Da kann es schon mal passieren, daß ein Jugendlicher seinen Eltern sagt: „Ich will Priester werden“ – und die Eltern sind bestürzt, in weitaus größerer Aufregung, als wenn er ein uneheliches Kind gezeugt hätte. Eine solche Situation meinte Jesus beispielsweise, als er davon sprach, daß er nicht Frieden, sondern Spaltung bringen wollte – nicht weil er etwas gegen Harmonie und Eintracht hatte, sondern weil das Feuer der Liebe es nicht duldet, wenn man es mit der Gemütlichkeit der Gartenlaube zu ersticken sucht.

Oft habe ich allerdings das Gefühl, die geruhsame Gartenlauben-Mentalität habe schon so sehr von uns Christen Besitz ergriffen, daß es gar nicht mehr dazu kommt, daß junge Menschen daraus ausbrechen und dem Feuereifer Christi nachstreben wollen. „Wie froh wäre ich“, sagt Jesus, das Feuer wäre schon entfacht. Müssen wir uns diese Sehnsucht Jesu nicht zu eigen machen und alles daran setzen, daß unsere Kinder und natürlich zuerst auch wir selbst von der Liebe Jesu in Brand gesetzt werden?

Bei meiner Primiz hat ein guter Freund gepredigt und dabei u.a. das Stichwort gebraucht: „Ihr müßt Kohlen nachlegen, sonst geht der Ofen aus.“ Der Feuerofen der Liebe Gottes, der seit der Taufe in unseren Herzen brennt, braucht immer wieder neue Kohlen, die ihn neu entflammen. Das Feuer kann erkalten, gewiß. Aber wir können diesem Feuer auch wieder neue Nahrung geben, gleichsam Kohlen ins Feuer werfen. Und wie macht man das?

  • Jesus suchen im Gebet und in der Lektüre der Bibel. Er selbst war es, der den Jüngern den Sinn der Schrift erschloß, und er erschließt sich dort auch uns.
  • Jesus suchen in seiner Gemeinde, seiner Kirche. Jeder kann dem anderen ein zweiter Christus sein. Freilich nur unvollkommen, facettenhaft. Aber so ist es. Schauen Sie auf Ihre Mitchristen in diesem Sinne, lassen Sie sich von den positiven Seiten der Anderen mitreißen, anstatt nach negativen zu suchen und über sie herzufallen. Unsere Kirche heute leidet ja wohl vor allem daran, daß der eine dem andern zunächst mal etwas Schlechtes unterstellt und das Gute nicht anerkennen will. Wieviel Kraft geht dadurch verloren, wieviel Enttäuschung wird so provoziert, wieviel Kälte bricht so in die Kirche ein!

Öffnen wir uns dem Originalton der Stimme Jesu Christi, der uns aufruft, ihm allein zu vertrauen und seiner Liebe mit Entschiedenheit nachzufolgen.

Vgl. Neil Postman:Wir amüsieren uns zu Tode. Frankfurt 1988, S. 149.

Fürbitten