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Predigtvorschläge - Hochfest St. Josef
1. Predigtvorschlag

Josef - ein Mann im Hintergrund

Zu vielen Anlässen komme ich als Pastor in die Häuser unserer Gemeinde: zu einem Taufgespräch - zu einer Krankenkommunion - zu einer Haussegnung - oder auch einfach aufgrund einer Einladung.
Für mich ist immer wieder interessant zu sehen, welche Bilder die Leute an den Wänden haben. Bilder prägen; Bilder drücken Erinnerungen, Wünsche, Lebensauffassungen aus. Bilder haben auch etwas mit dem Glauben zu tun. Deshalb freue ich mich, wenn in den Wohnungen auch Bilder des Glaubens zu finden sind: ein Kreuz, ein Heiligenbild, eine Ikone, eine Statue der Gottesmutter.
Aber nur selten habe ich ein Bild oder eine Statue jenes Mannes gesehen, der im Geschehen des Glaubens und der Erlösung eine ganz besondere Rolle spielt: vom heiligen Josef.
Mag das vielleicht daran liegen, daß Josef ein Mann war, der sich nicht in den Vordergrund schob? Daß er nicht jemand war, der große und viele Worte machte? Dennoch spielt er im Geheimnis der Erlösung, im Plan Gottes, eine wesentliche Rolle.

Jetzt, am Hochfest des heiligen Josef, können wir uns von ihm gewissermaßen an die Hand nehmen lassen und uns von ihm selbst erzählen lassen, was in ihm vorging und wie wir am ehesten zum Geheimnis des Lebens und der Liebe Gottes, des Vaters, hinfinden.

Wir wissen zwar vom heiligen Josef keinen einzigen Ausspruch, aber er begegnet uns doch in einer dreifachen Weise: als schlafender Josef, als ehrfürchtiger Josef und als nachdenklicher und gehorsamer Josef.

Josef schläft, aber sein Schlaf ist kein Ausdruck der Trägheit, sondern im Gegenteil Zeichen seiner Wachheit und Offenheit für Gottes Wort und Anruf. Wir können tagsüber hellwach sein, und doch fällt es uns in der Flut von Geräuschen, Bildern und sinnlichen Eindrücken unheimlich schwer, das Wichtige aus dem Wust des Unwichtigen herauszufiltern. –

Und noch schwerer fällt es uns, mit dem Ohr des Herzens die leise Stimme Gottes zu vernehmen, der in der Tiefe unserer Seele zu uns spricht. Der schlafende Josef ist ein Bild für innere Wachheit und Gesammeltheit. In dieser Bereitschaft, das Geschrei des Tages hinter sich zu lassen und in der Nacht das Flüstern des Schöpfers zu vernehmen, ist uns Josef ein großes Vorbild. Er empfängt im Traum die Weisung, die ihn zum Begleiter und Beschützer der Gottesmutter und ihres Kindes werden läßt.

In dieser Aufgabe, das Kind und seine Mutter zu schützen und zu bergen, ist Josef ein Mann der Ehrfurcht. Er nimmt nicht in Besitz, sondern er bewahrt und trägt. –

Diese Haltung der Ehrfurcht und der Selbstlosigkeit war in ihm schon vorher angelegt. Matthäus berichtet, wenn auch nur in wenigen Worten, wie es Josef erging, als er erfuhr, daß Maria, seine Verlobte, ein Kind erwartete. Aber diese wenigen Worte des Evangeliums genügen schon, um sich ein klares Bild von seiner Haltung zu machen. Josef wußte, daß dieses Kind nicht von ihm kam. Und er wußte auch, was das für eine Frau in damaliger Zeit bedeutete, ein uneheliches Kind zu bekommen. Deshalb beschloß er, „sich in aller Stille von ihr zu trennen“ (Mt 1,19). - Damit wollte er Maria nicht im Stich lassen und sich aus dem Staube machen. So würden wir es vielleicht interpretieren. In Wirklichkeit wollte er etwas anderes: In seinem tiefen Zweifel über die wirkliche Herkunft des Kindes entschließt er sich dazu, den Makel der unehelichen Zeugung auf sich zu nehmen und Maria die Schmach zu ersparen. Denn alle würden jetzt denken, er sei der Vater des Kindes, wenn er nun weggeht. Damit hätte er zwar sich selbst geschadet, Maria aber auf jeden Fall geschützt. Darum wird er auch „gerecht“ genannt (Mt 1,19). Josef - ein Mann der Ehrfurcht und der Treue.

Und schließlich sehen wir, wie Josef ein Mensch ist, der nachdenkt und im Gehorsam lebt. Wir würden vielleicht beides gegeneinander stellen und sagen: Wer nachdenkt, will doch gerade nicht Gehorsam um jeden Preis, sondern er will selbst entscheiden. –

Bei Josef war Gehorsam nicht eine Sache, die auf Kosten des Nachdenkens ging, sondern sein Gehorsam ist Bereitschaft, sich führen zu lassen. Josef ist ein Geführter von Gott. Diese Führung setzt das Denken nicht aus, sondern bringt es zu höchster Aktivität. Der Mensch, der sich wirklich von Gott führen läßt, muß darüber nachdenken, was Gott mit ihm vorhat, und dieses Denken und Nachdenken führt hinein in das Danken, in das Gebet und in den Glauben. So ist für uns der heilige Josef in seiner Offenheit, in seiner Ehrfurcht und in seinem nachdenklichen Gehorsam ein Mann des Glaubens, ein Mann Gottes.

Der heilige Josef ist einer, der sicher darüber hinwegkommt, daß sein Bild nur selten in unseren Wohnungen zu finden ist. Aber uns tut es gut, wenn wir sein Bild und seinen Glauben in uns tragen und uns davon auch prägen lassen.

Fürbitten