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Die sieben Sakramente

Die evangelische Kirche sei - so sagt man - die Kirche des Wortes; die katholische Kirche die Kirche der Sakramente. Nun, wer die Gottesdienste der katholischen Kirche kennt, die Gebete, Andacht und vor allem das Stundengebet, der weiß, dass in der katholischen Kirche das Wort Gottes keineswegs zu kurz kommt.

Dennoch stimmt es: Wir sind eine sakramentale Kirche. Aber in einem viel umfassenderen Sinne.

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1. Hauptteil: Die Sakramente im Allgemeinen
Sakramente - oder religiöse Zeichen

Wir kennen religiöse Zeichen in allen Religionen und Konfession; Kerzen, Kreuze, Figuren, Zeichen und Symbole. Auch die Bibel als Buch wird oft nicht nur als Mittel zum Lese-Zweck benutzt, sondern auch verehrt und geschmückt.

Aber religiöse Zeichen sind etwas anderes als Sakramente: Wenn ich eine Kerze anzünde, kann sie mir ein Zeichen für Jesus Christus sein; sie leuchtet mir, strahlt Wärme aus, kann weitere Kerzen entzünden und verzehrt sich dabei wie Christus selbst.
Wenn ich diese Kerze auspuste, bleibt Jesus dennoch mein Licht und mein Strahlen. Die Kerze ist nämlich nur ein Zeichen für Gott - sie ist nicht Gott selbst.

Oder das schöne Kreuz, das in meinem Zimmer hängt. Es erinnert mich an Jesu Tod und meine Erlösung; an Gottes Gegenwart auch im Alltag und bei mir Zuhause. Aber es macht keinen Sinn, das Kreuz in eine schalldichte Kiste zu legen, wenn ich mal so richtig sündig lästern will - Gott hört es dennoch. Denn das Kreuz ist nur ein Zeichen. Das Kreuz ist nicht Gott.

Bei den Sakramenten ist das anders. Da ist das Zeichen aus dieser Welt fest verknüpft mit dem Wirken Gottes. Wer heiraten will - und seinen Partner wirklich liebt, ganz feste - aber sich zur Trauung in der Uhrzeit und der Kirche vertut und nicht erscheint, ist einfach nicht verheiratet. Sorry.

Das klingt unglaublich. Und für nicht-katholische Ohren auch ziemlich arrogant. Aber wenn wir etwas darüber nachdenken, wird sich diese Sichtweise des Sakrament nicht als Anmaßung, sondern als Notwendigkeit herausstellen: Zur Wahrung der Freiheit des Glaubens.

Jesus Christus - Das Ursakrament

Alles hat damit angefangen, dass Jesus Christus, Gott zusammen mit dem Vater und dem Geist, ein Mensch geworden ist. Damals hat sich Gott an einen Teil dieser Welt gebunden - und zwar unwiderruflich. „Menschwerdung" nennen wir das, oder "Inkarnation". Und damit haben wir schon kurz, knapp und dennoch ziemlich vollständig beschrieben, was ein Sakrament ist: Gott bindet sich an diese Welt.

Gott bindet sich - unwiderruflich - an diese Welt; er will sie heiligen und lieben, aber um das zu erreichen, muss er sich auch ihrer Schlechtigkeit ausliefern. Die Menschen zur Zeit Jesu konnten ihn zwar sehen, hören und berühren - und ihn auch liebhaben - aber eben auch beleidigen, verspotten und verletzen. Gott hält das alles aus; er flieht nicht, wenn es unangenehm wird. Er blieb der Gott und Mensch Jesus Christus auch am Kreuz, als der Spott der Menschen und schließlich der Tod ihn traf.

Diese Verbindung Gott-Welt, die in Jesus Christus begann, hörte nicht mit dem Tod am Kreuz auf; der Herr Jesus blieb auch über den Tod hinaus mit seinem Leib und seiner Seele verbunden; er hielt den Tod aus, weil das Beste ja noch kam: Die Auferstehung Jesu. Denn auch nach der Auferstehung - der "Wiedervereinigung von Leib und Seele Jesu" - blieben in Jesus immer noch Gott und Mensch verbunden. Für Jesus war die Verbindung mit der Welt so wichtig, dass er sogar seinen Leib in seiner Himmelfahrt behielt. Ja - die bleibenden Einheit von Leib-Seele und Göttlichkeit Jesu ist der Himmel. Und wir dürfen daran Anteil haben. "Empfangt, was ihr seid: Leib Christi. Damit ihr werdet, was ihr empfangt: Leib Christi".

In der Gemeinschaft der Getauften besteht die Verbindung zwischen Mensch und Gott fort. Die Kirche ist der unsichtbare Leib Christi.

Die Kirche - Das Grundsakrament

Deshalb sprechen wir bei der allerersten Verbindung von Gott und Mensch in Jesus von Nazareth vom Ursakrament; und in der fortbestehenden Verbindung von Gott und Mensch in der Kirche vom Grundsakrament.

Wieder (oder immer noch) bleibt Gott dieser Welt unlösbar verbunden; auch wenn es diese Welt nicht versteht und würdigt. Gott verbindet sich tatsächlich unwiderruflich und endgültig in der Kirche mit den Menschen. Das bedeutet aber nicht, dass die Kirche deshalb nicht von dieser Welt ist - im Gegenteil: Die Kirche ist leider allzuoft allzumenschlich. Auch wenn Gott in ihr wirkt.

Denn auch in der Kirche wird Gott beleidigt, missbraucht, verunehrt und verspottet; die Kirche als Grundsakrament zu bezeichnen heißt nicht, alle Kirchenmitglieder heilig zu sprechen und alles in ihr zu verklären. Nein, die Kirche besteht aus Sündern, aus fehlbaren Menschen und manchmal auch aus regelrechten Bösewichtern. Aber dennoch hat sich Gott an sie gebunden - nicht wie in Jesus Christus an die Einzelnen, sondern an die Gesamtheit der Getauften. Und in diesem Sinne, als Gemeinschaft der Glaubenden, ist sie heilig.

Das gilt nicht etwa nur für den Papst oder andere Amtsträger. Es gilt vielmehr die Verheißung: "Wer Euch hört, der hört mich!" (Lk 10,16) für das Volk der Glaubenden, für alle Getauften. Deshalb wird auch die Taufe als Eingangssakrament bezeichnet.

Die zwei Seiten des Sakramentes

Jedes Sakrament hat also - wie auch jede Medaille - zwei Seiten: Die göttliche und die menschliche Seite:

Jesus war ein Mensch wie jeder anderer auch (außer der Sünde), und doch gab es ihn ihm die unsichtbare Seite: Er war gleichzeitig Gott.

Die Kirche scheint ein Verein zu sein wie jede andere Religionsgemeinschaft, und doch gibt es in ihr die unsichtbare Seite: Sie ist gleichzeitig Gottes Wirken in der Welt - oder Gottes Volk.

Die Taufe (und jedes andere Sakrament) scheint ein Zeichen zu sein wie viele andere (z.B. die Überreichung des Rathausschlüssels an den neuen Bürgermeister), und doch gibt es in ihr die unsichtbare Seite: In jedem Sakrament wirkt gleichzeitig Gott. Ja, jedes Sakrament ist gleichzeitig Gottes Wirken.

Dabei sind die beiden Seiten der Medaille nicht gleich groß; wir sehen zwar nur die eine, sichtbare Seite (das menschliche Gesicht Jesu, die menschliche Seite der Kirche, das sichtbare Zeichen der Sakramente), aber das unsichtbare ist unendlich größer, wichtiger und mächtiger. Deshalb glauben wir, dass auch der Mensch Jesus göttliche Wunder wirken konnte; wir glauben, dass die weltliche Institution der Kirche vom Heiligen Geist getragen niemals untergehen wird oder den Glauben verliert. Und wir glauben, dass Gott in den Sakramenten, obwohl es sich nur um einfachste Zeichen handelt, unverlierbares Heil wirkt.

Gottes Bindung an Zeit und Raum - der Stein des Anstoßes

Dass Gott sich so sehr an diese Welt und auch an das Tun des Menschen bindet, ist mittlerweile zum Stein des Anstoßes geworden. Hieran scheiden sich evangelisch und katholisch (siehe auch Evangelisch-Katholisch: Der Unterschied), hieran scheiden sich aber die Befürworter und Kritiker der Kirche; hieran scheiden sich schließlich die Kirchenbesucher und die "Taufscheinchristen".

Es scheint auf den ersten Blick auch seltsam: Da soll ein Mensch, der wirklich an Gott glaubt und ihn liebt, erst dann ein Kind Gottes werden, wenn er mit Wasser übergossen wird. Und was, wenn gerade kein Wasser vorhanden ist? Dann soll seine Gottesbeziehung daran scheitern?

Daran entzünden sich die Geister, nicht erst in der heutigen Zeit. Aber was für die Sakramente gilt, trifft ja auch auf Jesus zu: Da soll jemand, der zulange am Jordan beim Kaffee gesessen hat und deshalb zu spät zur Brotvermehrung kam, Jesus - das heißt, Gott! - verpassen? Nur weil Jesus schon auf seinem Gebetsberg gegangen ist?

Unter uns: Nein, am mangelnden Wasser oder am langsam Kellner im Hotel Jordan scheitert keine Gottesbeziehung. Die Sakramente sind gerade dafür da, dass alle (auch die, die am Jordan nicht dabei waren) Jesus begegnen können. Bezeichnend ist es vor allem, wenn einer ein Sakrament ignoriert, obwohl er es hätte empfangen können. Für tragische Fälle, bei denen der Sakramentenempfang unverschuldet nicht zustande kam, kennt die Kirche wunderbare Ausnahmen. Sogar für das Eingangssakrament, die Taufe - und auch für das Grundsakrament, die Kirche.

Wir hätten lieber eine ganz andere Religion: Eine, die nicht von historischen Ereignissen oder bestimmten Augenblicken abhängig wäre. Die Gnosis ist so eine angenehme Alternative (s. Gnosis und Esoterik); da geht es nur um überzeitliches Wissen. Für jeden zugänglich, jederzeit oder an allen Orten.

Aber das Christentum ist keine gnostische Religion, keine Philosophie, keine Weltanschauung.

Das liegt nicht so sehr daran, dass Gott irgendeine Abneigung gegen die Gnosis hätte - sondern einfach daran, dass wir Menschen in Raum und Zeit leben; wir sind raum-zeitliche Wesen. Alles, was wir tun, geschieht an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit. Was nicht lokalisierbar und datierbar ist, ist einfach nicht real. Mythen und Märchen haben zum Beispiel keinen Platz in Raum oder Zeit - sie sind ja auch nie passiert.

Gott aber ist real und lässt sich in unserer Realität hinab. Deshalb ist das Christentum eine historische Religion - oder noch wichtiger: Eine persönliche Beziehung. Eine Beziehung ist aber nicht nur ein Gefühl, sondern eine Entscheidung.

Sakramente als Ermöglichung der Freiheit

Das ist das Geniale an den Sakramenten: Sie ermöglichen eine Entscheidung. Natürlich - sie fordern diese Entscheidung auch, und das irritiert uns ein wenig. Aber das war bei Jesus damals auch so: Zunächst irritierte jeden Juden die Aufforderung, jetzt zur Hauptstraße zu kommen, weil sie sonst Gott verpassen würden. Ist denn Gott nur auf der Hauptstraße zu finden?
Aber umgekehrt hatte jetzt jeder die Möglichkeit, sich zu entscheiden, Nähe zu suchen oder sich zu entfernen.

Von einem Gott, der überall gleichermaßen ist, kann man sich nicht entfernen. Selbst, wenn man wollte, würde man ihn dennoch nicht los werden. Jemand, der (zumindest für einen Moment lang) Gott aus dem Weg gehen will, wird sich schnell unfrei und gefangen fühlen.

Und jemand, der Gott leugnen will und sich von allem Göttlichem fern halten möchte, wäre tatsächlich unfrei und gefangen, wenn er keine Möglichkeit hätte, seinen Nicht-Gott-Glauben auszudrücken.

Natürlich ist Gott tatsächlich überall. Aber damit wir wirklich mit Leib und Seele eine freie Entscheidung treffen können, erschafft uns Gott Heilige Orte, Heilige Zeiten und Heilige Handlungen. Erst dadurch haben die Möglichkeit, Gott frei zu begegnen - oder ihm aus dem Weg zu gehen. Erst durch die Menschwerdung in Jesus Christus haben wir die Möglichkeit, die Liebe zu Gott ganzheitlich auszudrücken - oder auch unseren Hass auf ihn. Wir können ihn lieben und hassen.

Gottes Bindung an diese Welt in Jesus, in der Kirche und in den Sakramenten, ist die Ermöglichung eines freien, entschiedenen Glaubens.

2. Hauptteil: Die konkreten Sakramente
Form und Materie

Das (sichtbare) menschliche Tun, an das Gottes (unsichtbares) Wirken geknüpft ist, darf aber kein rein alltägliches Zeichen sein. Wenn allein schon das Übergießen mit Wasser eine Taufe wäre, dann würden wir bei jeder Dusche zu Wiedertäufern.

Aber gerade das alltägliche Zeichen (zum Beispiel das Waschen - oder das Bereuen) empfiehlt sich besonders für die Sakramente, denn je einfacher und grundlegender, um so begreiflicher ist das Zeichen für alle Menschen, egal in welcher Kultur sie aufwachsen. Also hat sich Gott doch für die ganz einfachen Zeichen entschieden, die jeder Mensch in allen Teilen der Erde und zu allen Zeiten der Erdgeschichte begreifen kann. Und fügt, um aus dieser menschlichen Grunderfahrung das Sakrament zu machen, ein bestimmtes Wort hinzu - so wird das Zeichen eindeutig. Die beiden Seiten des Zeichen nennen die Theologen Materie und Form.

Zum Beispiel die Taufe
Das Übergießen mit Wasser allein ist also die menschliche Grunderfahrung, das schöne und sich selbst erklärende Zeichen. Zum Sakrament der Taufe wird das Zeichen aber erst, wenn dazu die richtigen Worte gesprochen werden: "Ich taufe Dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes". Das Übergießen mit Wasser ist die Materie, die gesprochenen Worte sind die Form. "Kommt die Form zum Element, fertig ist das Sakrament!"

Meistens ist die "Materie" wirklich etwas Anfassbares (wie z.B. Wasser, Salbe oder Öl, Wein und Brot); aber nicht immer. Die menschliche Grunderfahrung bei der Beichte ist die Reue; kommt zur Reue die Lossprechung des Priesters, entsteht das Sakrament der Vergebung.
Bei der Eheschließung sind nicht die Ringe die "Materie" (das Anstecken der Ringe ist wohl kaum eine menschliche Grunderfahrung); vielmehr ist die Liebe der Eheleute die Materie, die durch die gesprochenen Worte "Ich nehme Dich an als meine Frau / meinen Mann" zum Ehesakrament werden.

Gerade an der Eheschließung erkennen wir auch, dass es sich bei den Worten nicht um eine Zauberformel handelt. Die Wortlaut selber darf variieren - so können die Eheleute die Vermählungsworte selber sprechen oder auf die Fragen des Priester mit "Ja" antworten. Es geht vielmehr darum, dass die Liebe der Eheleute, die ja schon vorher vorhanden war, durch die gesprochenen Worte sakramental eindeutig wird.

Hier findet Ihr nun eine Übersicht, welches Sakrament aus welcher Materie und Form besteht:

Sakrament Materie Form

Taufe

Übergießen / Untertauchen mit Wasser

"Ich taufe Dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes"

Firmung

Salbung mit Chrisam auf die Stirn

"Sei besiegelt mit der Gabe Gottes, dem Heiligen Geist"

Eucharistie

Brot und Wein

"Dies ist mein Leib" - "Dies ist mein Blut"

Ehe

Ehewillen (Liebe)

Das Ja-Wort vor dem Priester

Weihe

Handauflegung durch den Bischof

Gebet des Bischofs

Beichte

Reue und Bekenntnis der Sünden

"Ich spreche Dich los von all Deinen Sünden"

Krankensalbung

Salbung der Stirn und der Hände

"Durch diese heilige Salbung helfe dir der Herr in seinem reichen Erbarmen, er stehe dir bei mit der Kraft des Heiligen Geistes: Der Herr, der dich von Sünden befreit, rette dich, in seiner Gnade richte er dich auf."

Wenn man es genau nimmt: Natürlich muss zur Materie und der Form auch noch die "richtige Absicht" (die Intention) kommen. Sonst würde ein gespielte Taufe im Theater oder Kino ja plötzlich gültig sein. Der Spender der Taufe muss also die Absicht haben, das Sakrament zu spenden.

Oft verwechseln besorgte Katholiken die "rechte Absicht" mit dem "rechten Glauben" und haben Angst, dass Sakramente ungültig sein könnten, weil sie beim Spender einen unvollständigen oder nicht mehr ganz korrekten Glauben vermuten.
Daher hier zur Beruhigung: Es geht bei der "rechten Absicht" nicht darum, dass der Spender des Sakramentes eine vollkommen richtige Auffassung von allen theologischen Bedeutungen des Sakramentes hat oder in vollkommener inhaltlicher Übereinstimmung mit der Lehre der Kirche steht. Das ließe sich ja niemals nachprüfen und würde die Gültigkeit aller Sakramente in Frage stellen.
Vielmehr dient die Forderung, ein Sakrament müsse in der "rechten Absicht" oder der Intention, "das zu tun, was die Kirche tut" gespendet werden, nur der Vermeidung, dass ein Sakrament versehentlich gespendet wird - bei einer Übung im Priesterseminar oder im Religionsunterricht, bei Dreharbeiten oder Theateraufführungen. Eine simulierte Sakramentenspendung kann somit niemals gültig sein.
Spender und Empfänger

Nicht immer kann jeder Christ ein Sakrament spenden oder empfangen. Dass manche Sakramente dem Priester oder sogar dem Bischof vorbehalten sind, hat sich oft historisch entwickelt. Dagegen sind die Sakramente, mit denen eine Sündenvergebung verbunden ist (die Beichte und Krankensalbung), deshalb dem Priester vorbehalten, weil dazu eine besondere Beauftragung durch Gott vorausgesetzt wird.

Bemerkenswert ist, dass jeder (!) Mensch taufen kann, selbst dann, wenn er selbst gar kein Christ ist und auch nicht werden will. Im Normalfall sollte aber der Pfarrer einer Gemeinde die Taufe vollziehen.
Ebenfalls bedeutsam ist, dass das Ehesakrament nicht vom Priester, sondern von den Eheleuten selbst gespendet wird - der Priester (oder Diakon) ist nur ein besondere Zeuge, der allerdings nicht fehlen darf.

Sakrament Spender Empfänger

Taufe

Jeder (ordentlich: Priester)

Jeder Nichtgetaufte

Firmung

Bischof (außerordentlich: Priester)

Jeder Getaufte ab 7 Jahren (in der orthodoxen Kirche auch früher)

Eucharistie

Priester

Jeder vorbereitete Getaufte ab 7 Jahren

Ehe

Eheleute

Jeder unverheiratete Getaufte

Weihe

Bischof

Jeder männlich geeignete Getaufte

Beichte

Priester

Jeder Katholik

Krankensalbung

Priester

Jeder Getaufte in Lebensgefahr

Häufigkeit des Empfanges

Manche Sakramente kann man nur einmal im Leben empfangen, weil sie den Menschen ein-für-alle-mal verändern und mit Gott verbinden. Da Gott seine Zusage niemals zurücknehmen wird, können diese Sakramente nicht wiederholt werden. Das gilt z.B. für die Taufe und die Firmung, aber auch für die Weihe.

Die meisten Menschen werden vermutlich nur einmal heiraten; dennoch ist es durchaus möglich, dass man erlaubterweise weitere Ehen eingehen kann: Eine Ehe besteht nämlich nur bis zum Tod eines Ehepartners. Nach dem Tod eines Ehepartner kann der verwitwete Partner wieder heiraten.

Beim Empfang der Eucharistie ist zwischen dem Messbesuch und dem Empfang der Kommunion zu unterscheiden: Während jeder Katholik an allen Sonn- und Feiertagen die Messe besuchen soll, ist das Minimum für den Empfang der Kommunion "einmal jährlich".

Das Sakrament der Weihe gliedert sich in drei Stufen - somit kann zwar jeder Geweihte theoretisch dreimal geweiht werden (zum Diakon, zum Priester und zum Bischof); aber keine Stufe darf wiederholt werden - deshalb spricht man auch hier vom "einmaligen Empfang".

Auch das Sakrament der Krankensalbung kann mehrfach empfangen werden. Natürlich dann, wenn lebensbedrohliche Situationen erneut eintreten; aber auch dann, wenn eine schwere Krankheit längere Zeit anhält oder eine Verschlechterung des Zustandes eintritt.

Sakrament Häufigkeit

Taufe

Nur einmal

Firmung

Nur einmal

Eucharistie

Mindestens einmal im Jahr, höchsten einmal am Tag, empfohlen: Wöchentlich

Ehe

Mehrfach - meistens nur einmal

Weihe

Nur einmal

Beichte

Mindesten einmal im Jahr, höchstens einmal am Tag, empfohlen: Monatlich

Krankensalbung

Mehrfach

Die Wirkung der Sakramente

Die sieben Sakrament können auch nach ihrer Wirkung gruppiert werden; so unterscheidet man die Initiationssakramente (Taufe, Firmung, Eucharistie), die Standessakramente (Ehe und Weihe) und die Sakramente der Heilung (Beichte und Krankensalbung).

Initiationssakramente
Das sind die Sakramente, durch die wir in die Kirche (und somit in die Liebesgemeinschaft mit Gott) hineingeführt werden. An erster Stelle steht natürlich die Taufe, durch die wir Kinder Gottes werden; danach die Firmung, durch die wir (im Heiligen Geist) befähigt werden, unsere Gottesbeziehung auch nach außen zu bekennen und zu leben. Schließlich die Eucharistie, die unsere Gottesbeziehung am Leben erhält.
Während wir nur einmal im Leben getauft und gefirmt werden, sollten wir den Leib Christi möglichst häufig empfangen. Denn die Eucharistie ist das Sakrament, das das Leben, das wir in Taufe und Firmung erhalten haben, nährt.

Auch, wenn die mittlerweile übliche Reihenfolge Taufe - Erstkommunion - Firmung ist, in der Tradition der Kirche folgt auf die Taufe zuerst die Firmung. Der Höhepunkt der Einführung in die Gemeinschaft mit Gott ist und bleibt die Eucharistie.
Diese Reihenfolge ist noch erhalten, wenn sich Erwachsene taufen lassen. Und es gibt durchaus auch Überlegungen, die ursprüngliche Reihenfolge wieder herzustellen.

Die Eucharistie zählt dennoch zu den Eingangs- oder Initiationssakramenten - auch, wenn sie nicht nur im Kindesalter empfangen wird. Denn jede Kommunion führt uns immer tiefer in das Christ-sein hinein. Und immer neu.

Die Standessakramente
Im Gegensatz zu den Eingangssakramenten stärken die beiden Standessakramente nicht die persönliche Gottesbeziehung der Empfänger, sondern versetzen diese in die Lage, andere zu stärken. Wie die Eheleute eigentlich einander in den Himmel helfen sollen, versucht das der Priester für seine Gemeinde.
Die Standessakramente verleihen die dazu nötige Gnade. Durch diese Sakramente sind Priester und Eheleute nun "im Stande", einander die Liebe Gottes zu schenken.

Die Sakramente der Heilung
Eigentlich sind alle Sakramente mit einer heilenden Wirkung ausgestattet. Um nichts anderes geht es ja bei jedem Tun Gottes an uns: Uns zu heilen und uns Heil zu schenken.
Aber bei der Beichte und der Krankensalbung befinden wir uns in Situationen besonderer Schwäche - entweder der Seele (Sünde) oder des Leibes (Krankheit). Beide Sakramente schenken uns in dieser Situation die Vergebung der Sünden, eine neue Ausrichtung auf Gott und vor allem die Kraft, die vor uns liegende Wegstrecke zu bewältigen.

Die Wirkung der Sakramente

Sakrament Wirkung

Taufe

Tilgung der Erbschuld, Annahme als Kinder Gottes, Eingliederung in die Kirche

Firmung

Stärkung mit den Gaben des Geistes

Eucharistie

Heiligung; Kräftigung der Beziehung zu Gott; Stärkung der Kirchlichkeit

Ehe

Verbindung der Eheleute; Bestätigung des Ehebundes; Befähigung, in der Ehe Gleichnis der Liebe Gottes zu sein

Weihe

Vollmacht zum Hirten (Gemeindeleiter - Seelenführer), zum Arzt (Sakramente spenden) und zum Lehrer der Kirche (Predigt, Katechese und Verkündigung)

Beichte

Vergebung der Sünden, Erneuerung der Taufgnade, Stärkung der Heiligkeit

Krankensalbung

Vergebung der Sünden, Stärkung der Heiligkeit, Kräftigung der Verbindung mit Gott

Im Zweifelsfall zählt der Glaube

Bei Markus heißt es: "Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden." (Mk 16, 16) Es heißt nicht: "Wer sich nicht taufen lässt, wird verdammt werden..." und auch nicht: "Wer nicht glaubt und sich nicht taufen lässt..."

Das hat die Kirche ernst genommen, und daraus geschlossen, dass im Zweifelsfall der innere Glauben zählt. Und sie hat deshalb zwei grundsätzliche Ausnahmen zugelassen: Die Begierdetaufe und die sogenannte Bluttaufe. Ausnahmen? Nein, sie sind mehr als das. Es handelt sich vielmehr um enorme Grundsatzentscheidungen!

Die Begierdetaufe
"Wenn jemand, der sich auf die Taufe vorbereitet oder auch nur die feste Absicht hat, sich taufen zu lassen, vor dem Empfang des Sakramentes stirbt, dann gilt er für die Kirche als getauft." Das klingt zunächst nach einer kleinen Ausweitung zur Beruhigung der Gemüter: Wenn jemand ohne eigene Schuld die Taufe versäumt, dann "wollen wir mal nicht so sein." Aber diese Ausnahme offenbart etwas sehr Biblisches und Grundlegendes: Die Taufe ist die vollzogene Glaubensentscheidung - aber wesentlich für Gott ist der Glaube dahinter.

Das heißt nicht, dass die Taufe nur ein Zeichen ist, das man auch weglassen könnte. Nein: Sie ist der Vollzug der Entscheidung; erst durch das Sakrament wird die Entscheidung real. Ohne diesen Schritt würde es immer nur bei dem Willen zur Taufe bleiben - aber eben noch nicht zur Tat kommen. Wer weiß - vielleicht reicht der Wille auch gar nicht zur Tat?

Wenn nun aber der Entschluss vorhanden ist, widrige Umstände jedoch den Vollzug verhindern, so schaut Gott - und auch die Kirche - auf die Absicht. Natürlich ist der Kirche das Herz eines Menschen nicht wirklich bekannt, deshalb muss sie sich auf das beziehen, was als Willensbekundung bekannt ist. Aber Gott sieht tiefer; er sieht auch auf das Herz der Menschen, die sich taufen lassen würden, wenn jemand ihnen den Weg ebnete; wenn jemand ihnen das Sakrament erklären würde; wenn jemand mit ehrlicher Ergriffenheit von der Kirche erzählen würde...

Die Begierdetaufe ist nicht nur ein kleines Tor. Durch sie wird die Taufe - und damit auch der Himmel - grundsätzlich offen für alle Menschen, um deren Glauben niemand weiß als Gott allein.

Die Bluttaufe
"Bluttaufe" - brr, das klingt martialisch. Aber was damit gemeint ist, kommt leider öfter vor, als uns allen lieb ist: Dass jemand, der noch nicht getauft ist, für seinen Glauben (selbst, wenn er nur ansatzweise vorhanden ist) mit dem Leben bezahlt. (80 % aller Menschen, die heutzutage für ihren Glauben getöt werden, sind Christen!)

Nehmen wir zum Beispiel einen Urwaldeinwohner, der von einer Missionsstation hört, in dem ein Missionar von Gott erzählt. Dort will er hin und macht sich auf den Weg. Leider stellen sich ihm andere Mitglieder seines Stammes in den Weg und drohen, ihn zu töten, wenn er dorthin geht. Er hört nicht darauf - und wird ermordet.
Halten wir fest: Er ist weder getauft, noch weiß er, wie der christliche Glaube beschaffen ist; er kennt weder unseren Gott noch hat er etwas von der Taufe gehört. Aber da er mit seinem Blut für diesen Glauben bezahlt hat, glaubt die Kirche ihn als einen der ihren bei Gott im Himmel.

Auch die Bluttaufe ist nicht nur ein kleines Schlupfloch. Zwar sind die Fälle, in denen die Kirche die "Bluttaufe" ausdrücklich feststellen kann, eher selten. Denn die Kirche weiß normalerweise nichts von dem, was sich im Herzen der Menschen befindet, wenn es sich noch nicht zeigen konnte. Aber Gott kennt auch das Samenkorn des Glaubens, dass sich nicht entfalten konnte - selbst wenn es das kleinste aller Samenkörner ist.

Begierdebeichte, Begierdefirmung, Begierdekommunion...
Das, was wir soeben über die Taufe gesagt haben, gilt sinngemäß auch für die Beichte und die Kommunion (und die Krankensalbung und die Firmung)... Wenn es zum Empfang des Sakramentes nicht kommen konnte, obwohl der Entschluss dazu schon vorhanden war - und kein entsprechendes Versäumnis des Empfänger vorliegt - dann schaut Gott (und auch die Kirche - soweit möglich) nicht auf die fehlende Sakramentenspendung, sondern auf den vorhanden Glauben.

Grundsätzlich heißt das, dass alle, die sich wohlwissend gegen ein Sakrament entscheiden (oder eine Kenntnis über das Sakrament ablehnen), sich dafür auch vor Gott verantworten müssen. Es bedeutet aber auch, dass alle, die schuldlos durch äußere Umstände - aber auch durch unverschuldete innere Hindernisse, bspw. durch eine falsche Erziehung oder Gesellschaft - am Empfang der Sakramente gehindert wurden, deshalb nicht den Himmel verlieren.

Die Sakramente sind also zwar meinstens notwendige und immer wunderbare Heilszeichen Gottes, die uns als freie Menschen mit Leib uns Seele Gottes Heil erfahren lassen. Sie grenzen aber nicht aus, auch wenn sie sehr wohl eine Entscheidung auch gegen Gott ermöglichen. Denn jedes Sakrament ist nur der Vorgeschmack für die eigentliche Begnung mit Gott, die wir getrost als Himmel bezeichnen dürfen.

Hast Du Fragen - Anregungen - Kritik? Dann maile hier Peter, der diese Katechese verfaßt hat.